XII

»Man hat Sie also behalten.« Was da aus Feth Allmers Ton herauszuhören war, konnte Mitgefühl sein oder auch nicht. »Wundert mich eigentlich nicht. Als Drai mir die Hölle heiß machte, weil ich Ihnen angeblich sagte, wie weit entfernt Sarr wäre, da wußte ich, daß Sie auf eigene Faust geschnüffelt hatten. Na, wer hat Sie geschickt, die Rauschgiftabteilung oder die Handelskontrolle?«

Ken gab darauf keine Antwort. Ihm war nämlich gar nicht nach Reden zumute. An seinen Drogenschlaf konnte er sich nur soweit erinnern, daß ihm Dinge über sich bewußt geworden waren, die kein vernunftbegabtes Wesen zu wissen gezwungen werden sollte. Er hatte geträumt, daß er Anblicke und Vergnügungen genösse, die ihm jetzt bloß widerwärtig erschienen. Und doch lag unter dem Abscheu verborgen das Gefühl, daß er Wonnen genossen hatte, und daß es diese Wonnen wieder geben könnte. Die Empfindungen eines Rauschgiftsüchtigen zu beschreiben ist unmöglich, weder der Zustand unter dem Einfluß des Rauschgifts noch das tödliche Verlangen, ehe die Substanz zur physischen Notwendigkeit wird. Aber in diesem Augenblick, eine knappe Stunde, nachdem er dem Einfluß entglitten war, war sein Gemütszustand vielleicht nicht ganz unverständlich. Feth hatte sicher Verständnis dafür, ließ das Thema aber unberührt.

»Ist ohnehin egal, von wo Sie kommen oder ob es jetzt alle wissen«, fuhr er fort, als Kens Antwort auf sich warten ließ. »Jetzt spielt das keine Rolle mehr. Jetzt gehören Sie für immer zu uns, egal, was Sie im Moment denken mögen. Warten Sie nur, bis die Gier über Sie kommt… Sie werden schon sehen.«

»Wann wird das sein?« Dieser Punkt war so interessant, daß Ken seine Lethargie überwand.

»In fünf, sechs Tagen. Hängt vom Einzelfall ab. Lassen Sie sich eines gesagt sein: Kommen Sie Laj Drai niemals wieder in die Quere. Er hat hier das Sagen. Wenn er Ihnen den Tafak nicht gibt und Sie auch nur eine halbe Stunde unter diesem Verlangen leiden, werden Sie es niemals vergessen. Ich spüre es noch immer in den Knochen, daß er damals glaubte, ich hätte Ihnen unseren Standort verraten.«

Keri war platt. »Sie? Sind Sie…?«

»Süchtig? Ja, bin ich. Die haben mich vor Jahren geschnappt, genauso wie Sie. Damals dämmerte mir, was hier so alles lief. Ich wußte zwar nicht, wo dieses System lag, aber meine Arbeit machte es nötig, daß ich gelegentlich technische Bestandteile beschaffen mußte. Man wollte verhindern, daß ich etwas ausplauderte.«

»Deswegen haben Sie mit mir vor dem Observatorium nicht gesprochen, damals, gleich nachdem wir von den Höhlen zurückkamen?«

»Sie haben mich aus seinem Büro kommen gesehen? Ich wußte nicht, daß Sie da waren. Ja, das war der Grund.« Feths an sich schon mißmutige Miene wurde richtig grimmig. Ken selbst gab sich düsteren Gedanken hin, die sich allmählich zu einem Entschluß kristallisierten. Er zögerte zunächst, sie laut zu äußern. Es war aber nicht einzusehen, warum es ihm schaden sollte.

»Mag sein, daß Sie von dem Zeug nicht loskommen. Aber ich werde es zumindest versuchen.«

»Klar, werden Sie. Ich hab’s auch versucht.«

»Und auch wenn es mir nicht glückt, soll Drai bloß nicht glauben, ich würde mithelfen, eine Massenproduktion von dem Zeug aufzuziehen. Er kann mich zwar in seiner Gewalt halten, aber er kann mich nicht zwingen, meine Gedanken in Gang zu setzen.«

»Er könnte es sehr wohl, wenn er wüßte, daß Sie Ihre Gedanken nicht für ihn einsetzen. Denken Sie daran, was ich Ihnen sagte… nicht ein einziger Akt offenen Widerstands ist die Mühe wert. Ich weiß nicht, ob er nur so zum Spaß die Süchtigen quält, aber ich weiß sicher, daß er nicht davor zurückschreckt, wenn er es für notwendig hält – und man ist immer schuldig, ehe man nicht seine Unschuld beweisen kann. An Ihrer Stelle würde ich mich sofort an die Entwicklung dieser Höhlen machen.«

»Sie vielleicht. Na, ich werde wenigstens dafür sorgen, daß die Höhlen ihm keinen Nutzen bringen.«

Feth schwieg zunächst still.

Falls er sich über Kens Bemerkung geärgert hatte, ließ er sich nichts anmerken.

»Ja, natürlich, das ist der einzige Weg. Mich wundert übrigens, daß Sie bislang der Tatsache keine Bedeutung beimaßen, daß Drai in den siebzehn Jahren, die ich bei ihm bin, keine Fortschritte bei der Erforschung von Planet Drei gemacht hat.«

Ken starrte den Techniker an. Dabei mußte er schlagartig den Eindruck revidieren, den er von Feth bis zu diesem Zeitpunkt gewonnen hatte.

»Nein«, sagte er schließlich, »daran dachte ich kein einziges Mal. Hm, hätte mir auffallen müssen. Die Hindernisse, die sich einer Erforschung entgegenstellten, erschienen mir zwar seltsam. Soll das heißen, daß Sie das Versagen der Fernsehröhren und alles andere auf dem Gewissen haben?«

»Die Röhren schon. Das war furchtbar einfach. Man mußte bloß dafür sorgen, daß vor dem Start des Torpedos Spannungen im Glas auftraten.«

»Aber als die Originaltorpedos verlorengingen, waren Sie noch nicht da?«

»Nein, das waren echte Ausfälle. Auch die Radarimpulse, die wir empfangen, sind echt. Ob die Theorie von der feindseligen Rasse auf den blauen Ebenen von Planet Drei richtig ist, weiß ich nicht, aber sie scheint etwas für sich zu haben. Ein- oder zweimal war ich versucht, die Anti-Radar-Beschichtung des Torpedos zu dünn aufzutragen, damit die auf Drei merken sollten, daß wir kämen, bis mir einfiel, daß damit der Nachschub von Tafak gänzlich abgeschnitten würde. Warten Sie ein paar Tage, ehe sie deswegen schlecht von mir denken.«

Ken nickte verständnisvoll. Als ihm etwas einfiel, sah er mit einem Ruck auf.

»Sagen Sie mal, der Mißerfolg mit dem Testanzug war also beabsichtigt?«

»Leider ja.« Feth zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Beim Schließen der Dichtungen an Knien, Hüften und Greifergelenken tat ich des Guten zuviel, als Sie mal nicht hinsahen. Die Dichtungen zogen sich so stark zusammen, daß Luft ausströmte. Ich könnte es mir jedenfalls vorstellen, ich habe den Anzug ja nicht gesehen. Ich wollte nicht, daß Sie auf dem Planeten rumlaufen. Sie hätten in kürzester Zeit für diese Gauner sehr nützlich werden können.«

»Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr, oder? Könnten wir nicht einen Vorwand finden, damit der Test wiederholt werden kann?«

»Warum? Ich dachte, Sie wollten denen nicht mehr helfen.«

»Will ich auch nicht, aber es ist ein Riesenunterschied, ob ich selbst mich mal auf dem Planeten umsehen kann oder ob ich frische Proben Tafak dort mitgehen lasse. Wenn man jemanden auf Sarr landen ließe, wie groß wären dann seine Chancen, in Sichtweite eines Gree-Strauches zu landen? Und wenn ja, wie groß wären dann die Ihren, es gegen seinen Willen herauszubekommen?«

»Das erste Argument ist schwach… dieses Tafak könnte überall vorkommen, so wie Mekko bei uns. Viel schwieriger wäre es, das Zeug nicht zu sehen. Ihr zweiter Einwand aber hat Gewicht.« Jetzt lächelte er. Es war das erste Lächeln, seitdem Ken ihn kannte. »Sie sind doch ein waschechter Wissenschaftler. Kein Rauschgiftagent würde sich unter diesen Umständen einen Deut um den Planeten kümmern. Also, meiner Meinung nach könnte das Experiment erfolgreich wiederholt werden. Ich selbst möchte die Landung nicht machen, nicht um alles in der Welt.«

»Für eines schon, jede Wette«, antwortete Ken. Feths Lächeln war wie weggeblasen.

»Ja, nur für eines. Aber diese Möglichkeit sehe ich nicht. Selbst auf Sarr mit allen seinen Möglichkeiten bedürfte es jahrelanger Forschungsarbeit der Mediziner. Und hier… welche Hoffnung bleibt uns da?«

»Keine Ahnung. Aber wir beide sind ja nicht auf den Kopf gefallen«, meinte Ken. »Ehe ich die Hoffnung ganz aufgebe, werden Jahre vergehen. Und jetzt sehen wir uns den Anzug an, den Sie vorbereitet haben, und auch denjenigen, den ich auf Vier anhatte. Vielleicht verraten Sie uns, worauf wir besonders achten müssen.«

Es war das erste Mal, daß er zu Feth von seinem Ausflug auf den Mars sprach. Ken berichtete ihm nun alle Einzelheiten, und der Techniker hörte aufmerksam zu.

»Mit anderen Worten«, sagte er, als Ken geendet hatte, »Sie hatten keinerlei Schwierigkeiten, bis Sie dieses Zeug berührten, das Ihrer Ansicht nach Wasserstoffoxid sein soll. Das bedeutet, daß es eine ausgezeichnete Leitfähigkeit besitzt, enorme spezifische Wärme hat, große Verdampfungswärme oder aber zwei oder alle drei Möglichkeiten zusammen. Stimmt’s?«

Ken mußte verwundert zugeben, daß es stimmte. Er selbst hatte sich diese Tatsachen noch gar nicht derart knapp und präzis vor Augen geführt.

Feth fuhr fort: »Im Moment läßt sich nicht sagen, ob auf Drei von dem Zeug viel vorhanden ist, immerhin besteht aber die Möglichkeit, daß es in geringen Mengen vorkommt. Daraus folgt, daß die größte Gefahr auf diesem Planeten eine Begegnung mit dieser Chemikalie ist. Ich bin nicht sicher, ob ich einen Anzug so gut isolieren kann, daß Sie den Wärmeverlust ohne Schaden zu nehmen überstehen, der durch Übertragung oder durch Konvektion in atmosphärische Gase entsteht, was immer man sich darunter vorzustellen hat.«

Ken äußerte seinen wachsenden Argwohn nicht, daß Feth seinerzeit mehr gewesen sein mußte als ein besserer Mechaniker. Er blieb beim Thema.

»Das erscheint mir richtig. Ich habe das Zeug gesehen, es ist leicht zu erkennen. Ein Ausweichen ist weiter nicht schwierig.«

»Sie haben es in fester Form kennengelernt, die sich in einem Beinahe-Vakuum verflüchtigt. Planet Drei hat beachtlichen Atmosphärendruck, deswegen könnte dort die Verbindung in flüssiger Form vorkommen. Sollten Sie auf Flüssigkeiten irgendwelcher Art stoßen, dann halten Sie sich bloß fern.«

»Klingt vernünftig. Wenn aber der Planet Sarr auch nur annähernd ähnelt, dann ist die Chance eins zu tausend, daß man in der Nähe offener Flüssigkeitsflächen landet.«

»Unsere Schwierigkeiten entspringen aber der Tatsache, daß der Planet Drei Sarr überhaupt nicht ähnlich ist«, bemerkte Feth dazu trocken, und Ken mußte ihm recht geben.

Ken staunte nur so, wieviel er in den letzten Minuten über Feth erfahren hatte. Die frühere Zurückhaltung seines Mitarbeiters war wie weggeblasen, und er kam ihm nun total verändert vor.

Die Anzüge wurden gebracht und mit äußerster Sorgfalt untersucht. Der auf Planet Vier verwendete schien unversehrt. Sie beschäftigten sich daher sehr lange mit dem anderen. Diesmal widmete Ken dem Anzug viel mehr Zeit als an Bord der Karella, und konnte tatsächlich zwei neue Erkenntnisse daraus gewinnen.

Neben der Blaufärbung des Metalls, die Sauerstoff zuzuschreiben war, wie er nachgewiesen hatte, hatte er an geschützteren Stellen eine losere Krustenbildung entdeckt, die eindeutig auf eine Kaliumverbindung hindeutete – eine der wenigen, die Ken sofort erkannte –, und bei Erwärmung wurde ein deutlicher Geruch nach doppelschwefelsaurem Kohlenstoff bemerkbar. Und dies war eine für den Chemiker völlig unerklärliche Erscheinung. Er war mit gasförmigen Verbindungen beider Elemente vertraut, konnte sich aber noch vorstellen, das sich aus ihnen etwas absetzen konnte, was bei ›normaler‹ Temperatur im festen Zustand blieb..

Natürlich hatte er keine Ahnung vom Aufbau irdischer Planeten, und er hatte auch das Feuer nicht gesehen, dessen Überreste Roger Wing so in Erstaunen versetzt hatten. Auch das beste Vorstellungsvermögen hat seine Grenzen, wenn Fakten fehlen.

Die Gelenke waren, wie Feth erwartet hatte, an den Dichtungen geschrumpft. Oxidspuren waren in der Isolierschicht nachweisbar. Es mußte Atmosphäre von Planet Vier in den Anzug eingedrungen sein, entweder durch Diffusion oder aber durch Außendruck, nachdem der Schwefel gefroren war.

»Glauben Sie, daß das auch passieren wird, wenn die Dichtungen ordnungsgemäß angezogen sind?« fragte Ken, nachdem dieser Punkt überprüft worden war.

»Nein, falls nicht die Innenheizung aus irgendeinem anderen Grund ausfällt. In diesem Fall wird es Ihnen ohnehin egal sein. Das Überdrehen der Dichtungen unterband die Zirkulation des Temperaturausgleichsmittels, so daß als erstes an bestimmten Stellen eine starke Abkühlung eintrat, ohne daß zunächst die Hauptheizanlage davon betroffen wurde. Die Heizung in den einzelnen Extremitäten schaffte es nicht, und als die Flüssigkeit an den Gelenken gefroren war, war alles andere nur eine Sache von Sekunden. Wir könnten statt Zink eine andere Ausgleichsflüssigkeit nehmen, eine, deren Gefrierpunkt tiefer liegt. Kalium oder Natrium wären unter diesem Gesichtspunkt am besten, doch sind sie von der Chemie her schwer zu handhaben. Zinn oder Wismut wären in dieser Hinsicht in Ordnung, ihre spezifische Wärme ist aber weit niedriger als die von Zink. Ich vermute, daß Selen der geeignetste Kompromiß wäre.«

»Hm, ich sehe, daß Sie darüber gründlich nachgedacht haben. Was stört Sie an einer Ausgleichsflüssigkeit mit geringer spezifischer Wärme?«

»Die müßte viel rascher zirkulieren. Ich weiß nicht, ob die Pumpen das schaffen, denn beide Metalle haben eine beträchtlich größere Dichte als. Zink. Selen ist nicht so günstig, was die spezifische Wärme betrifft, aber die geringere Dichte unterstützt die Pumpen. Das einzig Schwierige daran ist, an das Zeug heranzukommen. Na ja, war nur so eine Idee, das Zink müßte eigentlich flüssig bleiben, wenn keine besonderen Pannen auftreten. Wir können es ja beim nächsten Test versuchen.«

»Haben Sie sich schon eine Rechtfertigung zurechtgelegt, wenn Drai Fragen wegen des nächsten Tests stellt?«

»Nicht im Detail. Er wird schon nicht fragen. Er prahlt gern damit, daß er nichts von Naturwissenschaften versteht und sich die Köpfe anheuert, wenn er sie braucht. Wir sagen einfach, daß wir einen Weg gefunden haben, die Ursache für den ersten Fehlschlag auszuschalten, was eigentlich der Wahrheit entspricht.«

»Könnten wir nicht eine Fernsehkamera miteinschmuggeln, damit man sehen kann, was dort vorgeht?«

»Wüßte nicht, wie sich das heimlich machen ließe. Alles, was wir an Signalen oder Bildern empfangen, kann ebensogut oder besser im Observatorium empfangen werden. Aber wir könnten sagen, daß Sie eine diesbezügliche Idee haben, die wir ausprobieren möchten.«

»Ja, wir könnten – bloß wäre es besser, wenn wir die verschiedenen Ideen aufteilen. Es wäre für uns nicht günstig, wenn Drai zur Meinung gelangte, Sie wären ein Narr. Zu oft werden Narren und Schurken in einem Atemzug genannt. Wäre schade, wenn er in dieser Richtung zu denken begänne.«

»Danke, ich hoffte, Sie würden daran denken. Außerdem spielt es keine große Rolle. Ich sehe nämlich nicht ein, warum wir nicht die Karella nehmen und die Tests in der Nähe von Planet Drei machen. Alles wäre in wenigen Minuten erledigt, und wenn alles klappt, könnten Sie gleich anschließend die Landung wagen. Ich weiß, daß das Schiff erst in einigen Tagen gebraucht wird, vielleicht sogar erst in Wochen. In einer Saison kommen acht bis zehn Ladungen Tafak vom Planeten, und zwischen den einzelnen Ladungen liegt ein Abstand von einigen Tagen. Da die Fracht per Torpedo befördert wird, kann Lee sich indessen eine schöne Zeit machen.«

»Das wäre besser. Ich bin zwar nicht scharf auf freien Fall, aber ein paar Stunden freier Fall sind immer noch besser als eine Wartezeit von Tagen. Los jetzt, tragen Sie Drai die Sache vor. Noch etwas… wir sollten diesmal mehr als nur einen Anzug mitbringen. Da draußen auf Vier habe ich eine Weile ganz schön Blut geschwitzt.«

»Gute Idee. Ich sehe drei Anzüge durch und besuche dann Drai.«

Das Gespräch geriet ins Stocken, denn in den nächsten Stunden wurde bemerkenswert viel konstruktive Arbeit geleistet. Die drei Raumanzüge wurden diesmal richtig gründlich untersucht, und Feth war dabei sehr pingelig. Pumpen, Ventile, Tanks, Gelenke, Heizschlangen… alles wurde getestet, einzeln und in allen möglichen Kombinationen.

»Der Gipfel wäre es jetzt, wenn wir die Anzüge mit flüssigem Quecksilber einsprühen könnten«, sagte Feth, als er mit dem letzten Anzug fertig war. »Aber wir haben kein Quecksilber, außerdem nirgends einen Ort, wo man es ausprobieren könnte. Ich will mal sehen, was Drai davon hält, daß wir das Schiff nehmen. Aber wir können unmöglich drei Torpedos gleichzeitig losschicken. Ich möchte außerdem sichergehen, daß alle diese Anzüge einsatzbereit sind, ehe einer auf Drei verwendet wird.« Dabei legte er sein Werkzeug ab. Er wollte schon zur Sprechanlage, als er es sich anders überlegte.

»Ich spreche lieber persönlich mit ihm… Drai ist ein komischer Kerl.« Damit ging er hinaus.

Er war in wenigen Minuten zurück. Er lächelte.

»Wir dürfen«, sagte er. »Er bestand auf dem Plural. Sie haben noch keine Tafak-Sucht durchgemacht. Da hat er Angst, Sie könnten auf komische Ideen kommen, wenn man sie allein ließe. Bei mir kann er sicher sein, daß ich rechtzeitig für meine nächste Dosis wieder zur Stelle bin. Das alles hat er nicht ausdrücklich gesagt, doch war mir klar, was er meinte.«

»Könnten wir nicht genügend Tafak an Bord schmuggeln, so daß wir während des Rückflugs nach Sarr damit auskommen?«

»Was mich betrifft, ich könnte dorthin nicht zurück. Und Sie kennen die Richtung ja auch nicht. Und wenn Drai selbst nicht imstande ist, das Zeug auf Sarr einzuschmuggeln, dann können Sie nicht erwarten, daß ich es schaffe, noch dazu ohne sein Wissen. Ich kann doch nicht einen Kühlschrank auf dem Rücken schleppen, und Sie wissen ja, was passiert, wenn das Zeug sich erwärmt.«

»Na denn, wollen wir das Spiel nach den vorgegebenen Regeln spielen. Los gehen wir.«

Eine halbe Stunde später stieß die Karella ins eisige Dunkel vor. Um dieselbe Zeit wurde es auch Roger Wing kalt. Er entschloß sich, die Wache für diese Nacht aufzugeben. Bei ihm machte sich nun Mutlosigkeit breit. Nachdem er durch sein Schlafzimmerfenster geklettert war – mit gebührender Vorsicht versteht sich – und das Seil unter dem Bett versteckt hatte, fragte er sich ernsthaft, ob er seine Nachtwache nicht einstellen sollte. Vielleicht würde der fremde Besucher niemals mehr wiederkehren, und je länger er wartete, die Meinung seines Vaters einzuholen, desto schwerer würde es ihm fallen, handfeste Beweise vorzuweisen.

Über diesem Problem schlief er ein – etwa zu dem Zeitpunkt, als wenige Kilometer über ihm das Test-Torpedo in die Atmosphäre eintrat.

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