Elektrischer Strom fließt, wenn zwei Objekte, zwischen denen elektrische Spannung herrscht, durch eine leitende Verbindung überbrückt werden. Dieser Strom ist imstande, Energie abzugeben, Arbeit zu leisten.
Bitte jagt diese Vögel weg! Jagt sie weg!
Warum?
Ich erzähl' es euch, aber zuerst: Verjagt sie! Ich kann sie nicht sehen...
Na, endlich!
Ach ja, die Geschichte... Wenn es sein muß...
Ihr wißt, daß ich meine Jahre in Cassia abdiente – ein kleiner Planet im Raum der Cassiopeia, im Richtsegment... aber das spielt ja keine Rolle.
Cassia war recht angenehm. Während meiner Ausbildung kam ich auf die plenensischen Asteroiden, und ich sage euch: Das ist die Hölle! Ununterbrochen mit der hinderlichen Raummontur herumlaufen, in einer Wüste von Silikatbrocken, bei unerträglichen Temperaturen – was nützt die schönste Regulation, wenn die Sonne uns den Bauch versengt und dabei am Rücken die Haut abfriert...
Aber davon wollte ich nicht sprechen.
Cassia!
Dort hat man Luft und warmes Klima wie an der Riviera. Dort wachsen Pflanzen, wenn sie auch weiße Blätter haben und Grün nur in den Stengeln vorkommt. Manche von ihnen sind elektrisch geladen, und wenn man spazierengeht, bekommt man handfeste Schläge. Aber wer geht dort schon spazieren! Dort gibt es keinen Tag wie bei uns – nur Dämmerung oder Nacht –, die Sonne ist dort ziemlich weit entfernt. Wo wir uns aufhielten, brauchten wir künstliches Licht.
Ich hatte wenig zu tun – das Tagebuch führen, auf ein paar Zepheiden aufpassen, den Sender bedienen, das war alles. Die längste Zeit saß ich im Garten und las Kriminalromane. Was soll man auch sonst anfangen? Und jeden Tag, sobald ich es mir gemütlich gemacht hatte, kamen sie aus der Dämmerung zu mir. Sie wanden sich durch die Stauden, ruckten mit den Köpfen, äugten, immer unruhig, immer bewegt. Oft hoben sie die Schnäbel, stießen ihre glucksenden Laute aus – große Vögel, vierbeinig, mit Haarkrausen um die langen dürren Hälse, aber sonst den Pfauen ähnlich. Die Köpfe sind genau die der Pfauen.
Die Dienstordnung gestattet keinen Kontakt mit unbekannten Wesen. Aber was habe ich schon getan? Ich freute mich an ihrem schillernden Gefieder, beobachtete sie, wie sie sich allmählich an mich gewöhnten. Später ließen sie sich sogar streicheln – ich begrüßte sie wie alte Freunde. Manchmal warf ich ihnen auch ein paar Brotkrumen hin – sie pickten danach, fraßen sie aber nicht. Ich habe sie überhaupt nie etwas fressen sehen und zerbrach mir den Kopf darüber, woher sie ihre Energie nehmen. Dafür weiß ich es heute um so besser...
Eines Abends – ich las gerade im Garten, die Beflügelten um mich geschart –, eines Abends also ging meine Lampe plötzlich aus. Ich stand auf, um nachzusehen, schraubte sie heraus, und dabei faßte ich eine blanke Stelle am Leitungsdraht an – meine Hand klebte sofort fest, ich spürte, wie der Strom durch meinen Körper in die Erde lief, alles krampfte sich in mir zusammen...
Ja, es war grausig, aber lange nicht das Schrecklichste.
Das Schrecklichste waren die Vögel: Es schien, als wären sie toll geworden. Sie stürzten auf mich zu, hackten mir ihre spitzen Schnäbel in die Haut, ihr Glucksen ging in ein wüstes Geschrei über. Immer neue kamen aus dem Dunkel angerannt – es war ein Aufruhr von schlagenden Flügeln, anspringenden Tierleibern, scharfen Krallen, vorschnellenden Schnäbeln, Kreischen...
Wie verrückt schlug ich um mich – Federn flogen, ich zerrte an der Leitung... und plötzlich riß sie ab, die Spannung sank auf Null – und die Vögel ließen von mir ab. Ich kauerte am Boden und brauchte Minuten, bis ich mich in die Station schleppen und einen Arzt anfordern konnte. Der verpflasterte dann meine Wunden – mein ganzer Körper war durchlöchert von den Schnabelhieben dieser verrückten Tiere, die von elektrischer Spannung leben.
Ich hoffe, ihr versteht, daß ich die Pfauen nicht mehr sehen kann.