26 Landung

Ein Problem der Kommunikation ist die mangelnde Verständigung zwischen den Menschen. Wie soll dann erst ein Mensch das Wesen eines fremden Planeten verstehen?

Nie konnten wir genug daran kriegen, durch die Gärten zu streifen, zwischen den Mooshecken hindurch zu wandern, über die jadegrünen Terrassen zu steigen, hinunter zum See. An seinem Ufer saßen wir stundenlang, beobachteten die Dampfwolken der heißen Quellen, sahen zu den hochgeschichteten Stufenbergen hinüber, über denen in den Nächten das Nordlicht seine Farbsymphonien erstrahlen ließ. Wir labten uns an der absoluten Stille, seit es nicht mehr notwendig war zu sprechen.

Als die Meldung gesendet wurde, schrieben wir gerade die Ergebnisse unserer ontologischen Experimentalserie in einen der alten, ledergebundenen Bände. Seit wir diesen Planeten erworben hatten, waren wir noch nicht gestört worden. Noch nie hatten wir die Aggregate ausprobiert. Nun eilten wir zur Pyramide hinüber und sahen durch den Verstärkerschirm die Raumflotte ankommen. Wir legten die Hand auf den Knopf der Transportators und beobachteten, wie ein Geschwader nach dem anderen in den Raum hinausgeschleudert wurde – Pünktchen, die im Nichts verschwanden.

Schon wollten wir uns in die Gärten zurückziehen, als eine erneute Meldung durchkam: Die Schiffe kehrten zurück. Wir waren so erstaunt, daß wir eine Stufe übersahen und zu Boden stürzten. Es war ein eigentümliches Gefühl für uns, wieder Schmerz zu verspüren.

Das mußte eine Rasse von ungeheurer Beharrlichkeit sein. Diesmal hatten sie sich geteilt und kamen von vielen Seiten auf uns zu. Die Zielvorrichtung konnte nicht so schnell ihre Winkel ändern, um alle abzufangen – einige kamen in die Sperrzone und stürzten ab. Die meisten fielen in den See, ein Schiff aber ging gar nicht weit von uns am Ufer nieder.

Es war in mehrere Stücke zerbrochen, in weitem Umkreis fanden wir den Boden rauchgeschwärzt. Wir sahen auch einige der Insassen in seltsam verkrümmten Stellungen herumliegen. Wir ließen den Platz rasch reinigen, denn in uns stiegen Erinnerungen auf, die unser Denken empfindlich störten – an turbulente Geschehnisse, die weit zurücklagen. An die Zeit, als wir noch zwei getrennte Wesen waren.

Verfluchte Schweinerei! 20 Raumschiffe beim Teufel. Eine ganze Staffel mußten wir opfern, um ein magnetisches Sperrfeld zu absorbieren. Im richtigen Augenblick schlüpften wir dann mit zwanzig anderen durch. Glück gehabt: Ich war bei der zweiten Staffel!

Und das alles für einen Haufen Dreck. Hier ist nichts los. Schmutziggrünes Gestein, kümmerliche Pflanzen, ein paar Büschel glitschiges Moos und eine erdrückende Hitze. Sie kommt aus dem Boden. Dort unten muß alles radioaktiv sein. Einige Seen kochen und dampfen, als würde jemand von unten einheizen.

Wir waren alle bis auf die Zähne bewaffnet, als wir den Planeten in Trupps durchstreiften. Langweilige Sache. Tagelang rannten wir umsonst in diesem Waschkessel herum wie die Irren. Was wir fanden, waren zwei komische, völlig miteinander verwachsene Wesen, die aussahen wie hornlose Ochsen mit plattgedrückten Köpfen. Sie konnten sich kaum richtig bewegen.

Der Bio sagte, das sei irgendeine Mißbildung. Er gab ihnen Äther zum Schnupfen und schnitzelte dann eine Stunde an ihnen herum, endlich hatte er sie auseinandergesäbelt. Er war mächtig stolz darauf.

Und auch wir sind stolz! So haben wir doch ein gutes Werk getan. Möchte nur wissen, warum die beiden die Köpfe hängen lassen.

Wir fanden dann noch einige alte Gebäude und eine Abwehranlage, die tadellos in Schuß war – wahrscheinlich alles automatisch. Lebendiges war nichts mehr da. Wer bleibt auch schon auf einem solchen traurigen Fleck?

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