41 Kalziumfresser

Die höheren tierischen Lebewesen der Erde ernähren sich von organischen Stoffen. Es gibt niedrige Lebewesen – Bakterienarten –, die von der Energie leben, die sie aus einfachsten chemischen Reaktionen gewinnen. In einem Raumschiff lauert ein Eindringling und giert nach Kalzium...

Ich hätte es eigentlich früher merken sollen. Denn ich war, soweit ich zurückdenken kann, stets vom Willen erfüllt, anderen zu helfen. Aber ich kam erst vorige Woche darauf. Und die Kollegen ahnen bis heute noch nichts...

Auch ich selbst erkannte es erst in einer außergewöhnlichen Situation. Wir befanden uns damals auf der Rückfahrt von Psi 16 und hatten gut zwei Drittel der Reise anstandslos zurückgelegt. Niemand dachte an irgend etwas Schlimmes. Und was gehört zum Schlimmsten, das einem Raumfahrer passieren kann? Zweifellos ein Versagen der Lufterneuerungsanlage. Und gerade uns mußte es treffen!

Es gab auch keine Möglichkeit zur Reparatur. Der Katalysator aus pulverisiertem Kalzium verschwand. Ja, er wurde von Stunde zu Stunde weniger, vor unseren Augen, ohne daß jemand angeben konnte, wo er hingekommen wäre. Ohne Kalzium ist aber die Reduktion des Kohlendioxids nicht möglich. Und wir hatten im Schiff keinen Ersatz – wer rechnet auch mit einem solchen absurden Vorfall!

Unser Sauerstoff reichte bestenfalls noch drei Tage.

Willy rührte sich nicht vom Thermopeiler weg, aber es bestand so gut wie keine Aussicht, ein System mit Planeten zu finden und schon gar nicht eines mit atembarer Luft.

Alle wußten es, der Captain verschwieg nichts – dazu vertrauten wir ihm zu sehr und er uns. Und ich muß sagen, alle hielten sich vorbildlich, schweigend ging jeder an seinen Arbeitsplatz zurück.

Und dann scholl Willys Geschrei durchs Schiff. Wer Zeit hatte, lief zu ihm in den Navigationsraum.

»Da ist etwas vor uns!« rief er. »Schon ganz nahe!«

Richtig, auf dem Bildschirm bewegte sich ein blasses Scheibchen zwischen den unbeweglichen Sternen. Alle atmeten auf, aber der Captain dämpfte unsere Hoffnung.

»... kann uns dieses Himmelskörperchen schon helfen?« fragte er. »... schätze es auf nicht größer als einen Kubikkilometer. Sicher ein öder Felsbrocken.«

Rasch näherten wir uns, die Oberfläche war schon zu erkennen. Jack meinte: »... ist ein komisches Ding! Wo sind die üblichen Zacken?«

Er hatte recht. Solche Irrläufer sind meistens wild zerklüftet, dieser war es nicht. Er hatte aber auch weder Kugel- noch Ellipsoidform – die tritt auf, wenn diese Metallklötze irgendeinmal geschmolzen waren.

»Da ist eine Markierung!« schrie jetzt der dicke Smoky. Sein fetter Bauch wabbelte aufgeregt.

Es war nicht zu verkennen. Drei weiße Pfeile zeigten auf eine zentrale Stelle. Willy lenkte dorthin. Alle schauten angestrengt.

»Kinder«, schrie der Captain, »... ist ein Raumschiff! Ein riesiges, tolles Monstrum von einem Raumschiff!«

Jetzt sahen wir auch die Luken und das Geländer einer Einstiegrampe. Was soll ich berichten? Wir landeten, halfen Willy in seinen Raumanzug, und er stieg aus. Wir sahen ihn an der Luke hantieren, es dauerte gar nicht lange, und sie öffnete sich, er verschwand im Inneren. Unsere Geduld wurde kaum beansprucht, denn er erschien bald wieder und rief uns nur ein Wort durch die Sendeanlage zu: »Luft!«

Wir stiegen über und staunten. Das übertraf alle unsere Erwartungen. Nicht nur, daß die Luft atembar war – wir waren von einem Luxus umgeben, den man sich nicht einmal erträumen kann. Das Ganze war in unzählige Räume geteilt, größere und kleinere, aber jeder eingerichtet wie eine Hollywood-Villa – mit modernen Liegesesseln, farbigen Matten, Einbauschränken. Nur die Fische in den Aquarien waren tot und die Blattpflanzen auf eigentümliche Weise in sich zusammengesunken, gelb und verwelkt. Sonst war alles in bestem Zustand, geordnet und sauber, aber – wir fanden keinen Insassen!

Ich bemerkte, daß der Captain nicht so froh war, wie er es nach diesem unglaublichen Glücksfall eigentlich hätte sein sollen.

»... bleiben zusammen«, befahl er. »Zunächst quartieren wir uns in einigen Räumen in der Nähe des Eingangs ein. Keiner entfernt sich ohne Erlaubnis von den andern.« Wir schleppten einen Teil unserer Lebensmittel heran und machten es uns gemütlich. Am nächsten Tag begann der Captain mit Streifzügen, er nahm stets zwei Mann mit. Abwechselnd, so daß jeder drankam.

Zunächst passierte wenig. Wir fanden immer neue Räume, die sich durch nichts von den anderen unterschieden. Bis auf die abgestorbenen Lebewesen war alles in Ordnung. Nur einige Dinge fielen uns auf, erschienen uns aber nicht wesentlich: Da waren einige Gefäße zu Staub zerfallen – die pulvrigen Überreste lagen noch so da, daß man ihre früheren Formen erkennen konnte. Bei einigen Spiegeln hatte sich das überdeckende Glas zu einer undurchsichtigen, spröden Masse gewandelt. Fast in allen Bildern hatten sich einige Farben zersetzt. Ein groteskes Mosaik von Eindrücken.

Schon am zweiten Tag fand der Captain die Navigationsräume. Das System war leicht durchschaubar. Die Erbauer des Schiffs müssen menschenähnlich gewesen sein, wenn auch wahrscheinlich ein wenig weiter als wir. Conny stellte fest, daß noch genügend Treibstoff da war, und Willy konnte einen Kurs ausrechnen und einstellen.

Bei meinem ersten Patrouillengang streifte ich mit Smoky und dem Captain in den entlegensten Regionen umher, in den Räumen, die unserem Eingang gegenüberlagen. Als wir gerade eine Art Veranda mit ganzen Reihen vertrockneter Kakteen betraten, blieb der Captain plötzlich stehen. Er bedeutete uns mit der Hand, aufzupassen...

»Habt ihr es auch bemerkt?« fragte er dann. »Dieses eigentümliche Ziehen?« fragte Smoky zurück.

»Genau das«, gab der Captain zurück. Beide sahen mich jetzt Antwort heischend an.

»... habe nichts gespürt«, mußte ich gestehen.

»Es ging mir durch den ganzen Körper«, erklärte der Captain, »... wenn darin ein Unterdruck entstanden wäre – etwas Wühlendes, Saugendes. Es war allerdings nicht schlimm, nicht einmal unangenehm.«

Es muß aber doch schlimmer gewesen sein, als die beiden zugeben wollten – der Captain ordnete den Rückzug an.

Nicht weit von unseren Räumen passierte dann ein Mißgeschick: Smoky brach sich ein Bein. Ein glatter Bruch der Knöchelgabel. Wir mußten eine Tragbahre improvisieren und ihn das letzte Stück schleppen. Er wußte selbst nicht, wie es gekommen war. Er meinte, daß er wohl gestolpert sein müsse. Er war aber nicht gestolpert. Ich war hinter ihm gegangen und hatte gesehen, daß das Bein unter dem Gewicht seines Körpers einfach nachgegeben hatte, eingeknickt war. Nun ist Smoky mit seinen 180 Pfund zwar kein leichter Knabe, aber das ist doch nicht in Ordnung, daß die Knochen einfach zusammenbrechen!

Bei diesem Pech blieb es aber nicht. Einige fingen nämlich über Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Muskelschmerzen zu klagen an. Der Doc schüttelte den Kopf. Er konnte sich die Symptome nicht erklären. Die Stimmung wurde gereizt, einer fuhr den anderen an – aber gerade Jack, der durch nichts aus seiner Ruhe zu bringen ist, brachte sie auf den Nullpunkt. Der Captain pfiff den Koch an, weil ihm das Essen nicht schmeckte – wohl ein bißchen heftiger, als notwendig gewesen wäre –, und Jack wollte die Situation retten. Mit gezwungener Lustigkeit rief er: »... besser noch schlechtes Essen als keine Luft.« Und gab dem Captain freundschaftlich einen sanften Boxer. Ich war dabei, und ich kann versichern, daß es nur ein ganz leichter Schlag war. Aber der Captain knickte glatt zusammen. Zuerst glaubten wir, es wäre ein Witz, dann ging uns ein Licht auf, daß es doch ernster sein müsse. Wir holten den Doc, und der stellte drei gebrochene Rippen fest.

Der Captain konnte nun die Streifzüge nicht mehr anführen. Man kann sich seine Laune vorstellen, als er Willy damit beauftragte.

Gleich bei seinem zweiten Erkundungsgang kam dieser mit einigen Lochstreifen zurück – das erste Anzeichen einer Art Schrift. Der Captain, der sich nicht bewegen durfte, machte sich an die Entzifferung. Sie gelang ihm ziemlich schnell, und endlich erfuhren wir, was es mit dem Schiff für eine Bewandtnis hatte.

»Alles ist mir noch nicht klar, aber einiges habe ich doch herausgebracht«, erklärte er. »... Kasten, in dem wir jetzt festsitzen, ist ein Fahrzeug einer großen Flotte, die bei irgendeiner Übersiedlungsaktion war. Ungefähr eine Million Lebewesen war drin. Während der Fahrt erkrankten sie nach und nach und wurden auf andere Schiffe übergesetzt. Was die Ursache dafür war, verstehe ich noch nicht ganz, da steht zwar etwas, die wörtliche Übersetzung hieße ›Kalziumfresser‹.«

Wir sahen wohl alle etwas ratlos drein, aber der Doc sprang auf, holte sein ärztliches Besteck und rannte zu Spike, den es am ärgsten gepackt hatte. Er lag in einem Einzelraum, den wir als Krankenzimmer ausgestattet hatten. Der Doc zapfte ihm Blut ab, und was es noch an solchen Dingen gibt, und verschwand in seinem notdürftig ausgestatteten Labor. Nach einer Weile kam er mit einem Reagenzgläschen heraus, das er uns vor die Nase hielt.

»Da habt ihr die Erklärung«, rief er.

Ein weißer flockiger Niederschlag wirbelte in der Eprouvette – wir hatten natürlich keine Ahnung, was er zu bedeuten hatte.

»Kalziummangel!« japste der Doc. »... Kalziumspiegel ist weit unter den zulässigen Wert gesunken. Jetzt verstehe ich, wieso unsere Knochen brechen und unsere Zähne wackeln.«

»Kalzium?« fragte der Captain nachdenklich. »Unser Katalysator bestand doch aus Kalzium... ?«

»Unsinn«, meinte der Doc, »... muß ein Zufall sein. Jetzt werde ich mich um den Küchenzettel kümmern und kalziumreiche Speisen zusammenstellen. Weiter bekommt jeder Kalktabletten!«

»Aber was ist mit Kalziumfresser gemeint?« wollte ich wissen.

»Vielleicht Bakterien«, vermutete der Doc. »... werde gleich einen Abstrich machen und mich ans Mikroskop setzen!«

Jetzt hatten wir also einen Hinweis, dem wir nachgehen konnten, aber ich kann nicht behaupten, daß wir uns sehr wohl in unserer Haut fühlten.

Am nächsten Tag kam eine Streife nicht mehr zurück. Zuerst machten wir uns keine Sorgen, denn wie leicht kann man sich in dem großen Schiffskörper verspäten. Als aber Fatty mit den beiden anderen bis zum nächsten Morgen ausblieb, schickte der Captain Cyril und mich auf die Suche.

Wir wußten ungefähr, welchen Teil des Schiffes sie sich hatten vornehmen wollen, und gingen ohne Zögern hin. Früher war jeder Streifzug ein Vergnügen, wie eine Wanderung durch eine schöne Landschaft. Heute waren uns diese wunderbaren Räume unheimlich. Eine Stille lag in ihnen, die nerventötend war. Jedesmal, wenn ich eine Tür öffnete, mußte ich mich zuerst überwinden – mir war, als könnte etwas dahinter lauern.

Als wir schon ziemlich weit vorgedrungen waren, begann Cyril über ein seltsames Ziehen in allen Gliedern zu klagen. Ich spürte nichts, da er aber immer mehr darunter litt, wollte ich schon vorschlagen, daß wir umkehrten – da fanden wir sie...

Direkt vor uns lag Fatty, er bewegte sich ein wenig, als er uns hörte. Etwas weiter vorn streckten sich die Körper seiner beiden Kameraden. Alle lagen eigenartig schlapp da, wie hingemäht, und als wir uns zu Fatty bückten, war sein Gesicht formlos und schwammig, seine Arme schlenkerten kraft- und haltlos. Seine Augen waren halb geschlossen und seine Lippen mühten sich, Worte zu formen: »... ein Wesen... ein Tier, das...« Er sackte zusammen, als sei die letzte Energie aus seinem Leib verströmt.

Cyril und ich sahen uns entsetzt an. Da hörte ich ein Geräusch im Nebenraum. Ich zog meine Pistole und riß die Tür auf... Vor mir lag ein langgestreckter Raum, eine Art Wintergarten, voll von verdorrten Blattpflanzen. Hinten aber drehte, schob und wand sich etwas, etwas, das ich nur zum Teil sah, der Rest verschwand hinter einer Biegung: ein Gewirr von silbergrauen Spinnenbeinen oder Fühlern, die sich ununterbrochen wellten und tastend hin und her bewegten.

Ein Ruf Cyrils ließ mich umkehren. Ich fand ihn bleich an einer Wand lehnend. Er war am Zusammenbrechen.

»Es wird immer ärger«, ächzte er. »Bring mich zurück!«

Er konnte kaum mehr gehen, einen großen Teil der Strecke mußte ich ihn schleppen.

Als ich bei den anderen ankam, erwartete mich eine neue Schreckensnachricht: Der Doc hatte festgestellt, daß sich eine Menge von Nahrungsmitteln zersetzt hatte, und zwar gerade die, die besonders kalkreich waren.

Eine Abordnung aus Freiwilligen holte dann die Verunglückten aus den unteren Räumen. Sie stießen zwar nicht auf das Tier, aber sie kamen vollkommen geschwächt zurück. Die Geretteten waren kaum aus ihrem Dämmerschlaf zu wecken.

Der Captain berief eine Versammlung ein, aber ihr Ergebnis war ziemlich hoffnungslos: Wir kamen zum Schluß, daß sich das Wesen, das ich gesehen hatte, von Kalzium ernährte und daß es die Fähigkeit hatte, dieses aus einer Umgebung an sich heranzuziehen. Wir erörterten einige verzweifelte Pläne, um uns dagegen zu wehren; einige schlugen vor, den Teil des Schiffes, wo sich das Monstrum aufhielt, zu sprengen, andere wollten komplizierte Fallen aufstellen...

Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Ich sah die bleichen Gestalten der Kameraden, wie sie müde in den komfortablen Liegesesseln lümmelten, den verbundenen Oberkörper des Captains, den regungslos liegenden Spike. Allerlei Gedanken gingen mir durch den Kopf, Ich fühlte mich wohl wie immer, nie hatte ich das Ziehen gespürt, mit dem sich bei den anderen der Kalziumentzug äußerte. Als einziger hatte ich das Wesen gesehen – es war mir nichts geschehen. Alle meine Folgerungen liefen an einem Punkt zusammen...

Wenn es stimmte, war es sehr traurig für mich. Aber es bedeutete – vielleicht! – die Rettung.

Unauffällig zog ich mich zurück, verschwand hinter einer blätterüberzogenen Gitterwand, schlich mich durch die Tür...

Ich mußte Gewißheit haben. Im Laborraum des Doktors gab es das, was ich suchte – eine stricknadellange Injektionsnadel. Ich öffnete mein Hemd und stach sie mir durch die Haut unterhalb des Brustbeins – langsam senkte sie sich ein, ein wenig schräg hinauf –, ich wußte genau, wohin ich treffen mußte. Es kostete mich große Überwindung, ich spürte mein Herz pulsieren, Schweiß stand auf meiner Stirn. Meine Reaktionen waren die der normalen Menschen.

Und dann hatte ich die Gewißheit: Die Nadel stieß – in etwa fünf Zentimeter Tiefe – auf etwas Hartes, Undurchdringliches, Metallenes.

Nun gab es keinen Augenblick der Besinnung mehr. Mein Leben war völlig unwichtig. Ich holte mir eine Maschinenpistole aus dem Vorratsraum und lief ins Innere des Schiffes. Noch nie war mir der Geruch der vertrockneten Pflanzen so unerträglich vorgekommen, das Leblose in diesen Luxusräumen so erdrückend. Aber auch noch nie hatte ich so sicher gewußt, was ich zu tun hatte.

Lange Zeit lief ich im hintersten Teil des Schiffes herum. Ich suchte das Kalziumwesen. Immer wieder diese wunderschönen Räume, in denen der Tod saß – dürre Pflanzen, Aquarien mit verfaulten Fischen, Liegebänke, Spieltische, Gartenschaukeln. Wasserbecken, Plastiken, leuchtende Kugeln – Lichtquellen und Schmuck zugleich.

Dann bemerkte ich Anzeichen von Unordnung. Beiseitegeschobene Stühle, umgeworfene Blumenbehälter... War das ein Geräusch?

Ich stand still, lauschte – ein Schleifen und Scharren. Ich hob die Impulspistole und schlich weiter. Dort ein silbergrauer Knäuel, riesengroß, tastende Fühler oder Antennen, Hunderte von spinnendürren Armen und Beinen. Sie bewegten sich an einer Stelle zur Seite und eine Art parabolischer Spiegel richtete sich auf mich – aber ich spürte keine Wirkung. Mir kann niemand Kalzium entziehen. Ich legte den Finger an die Abzugtaste der Maschinenpistole – aber kein Impuls lief ab. Noch einmal drückte ich durch: nichts!

Und jetzt erst fiel mir ein: Meine Waffe arbeitete mit einer Germanium-Kalziumsulfid-Kathode – und war natürlich längst zerstört.

Eine entsetzliche Wut überlief mich. Jetzt durfte mein Plan nicht mehr scheitern. Ich warf die Pistole weg – packte einen Stuhl – lief auf das Tier zu. Mit aller Kraft warf ich mich darauf, schmetterte den Stuhl von oben hinunter...

Ich fand fast keinen Widerstand – ich lief geradezu in das Tier hinein. Eine poröse Masse stäubte zu Boden. Die Fühler, die Arme und Beine vibrierten, aber ich wischte mit der Hand darüber weg, und sie brachen, zerfielen. Der Leib des Tieres, der unter den Gliedmaßen zum Vorschein kam, blähte sich auf, rollte und wogte. Aber einige Hiebe mit dem Stuhl brachten ihn zur Ruhe. Das alles war kinderleicht. Trotzdem war ich am Ende meiner Kräfte – die Anspannung der Nerven, die Aufregung.

Vier Stunden brauchte ich, um zurückzukommen. Der Captain war wütend. Aber als ich ihm sagte, daß das Tier tot war, wurde er still. Alle liefen hinunter, dorthin, wo sein zerfallener Körper lag.

Erst als sie wiederkamen, wurde mir das Glück, sie gerettet zu haben, bewußt: Spike, den hilfsbereiten stillen Physiker, den dicken Smoky, den wißbegierigen Willy, und alle andern, die ganze Mannschaft erprobter Raumfahrer, die mich zu den Ihren zählt. Jack, der Kokons voll Kalziumoxids gefunden hatte – genug um unseren Katalysator neu zu beschicken –, den Doc, der zerbröckelte Reste des Wesens in Fläschchen mitbrachte, und den Captain, der auf mich zutrat und sagte: »So verdammt unangenehm war es mir nie, jemand bestrafen zu müssen. Aber du mußt einsehen: drei Tage Arrest. Du hast dich unerlaubt von uns entfernt.«

Die Strafe macht mir nichts aus. Viel wichtiger ist, daß sie nichts erfahren. Denn ich habe sie gern, alle, und ich möchte, daß auch sie mich lieb behalten. Und das ist doch nicht ganz sicher, wenn sie von der Positronenzelle in meiner Magengrube erfahren. Wenn sie erfahren, daß ich ein Roboter bin.

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