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Grob wurde mir das Kinn mit dem Daumen hochgestoßen. »Nein«, sagte eine Stimme, »das ist nicht meine Tutina.«

Der Mann, der vom Aufseher des Archonten begleitet wurde, verließ die runde Zementplattform und verschwand in der Menschenmenge, die die Straße füllte. Die Straße lag in Venna anscheinend sehr zentral; sie führte zum Marktplatz. Meine Plattform lag links von der Straße, mit Blick auf den Platz, und an der vordersten Front eines öffentlichen Sklavenmarkts. Hinter der Verkaufszone erhob sich ein düsteres Gebäude mit Gitterfenstern. In diesem Gebäude waren die Sklaven untergebracht, außerdem hatte der Aufseher des Archonten dort sein Büro. Etliche Mädchen waren wie ich zur Schau gestellt. Sie sollten verkauft werden. Ich stand nicht zum Verkauf, wenigstens noch nicht. Man hatte mir zu verstehen gegeben, wenn nicht innerhalb von zehn Tagen Ansprüche auf mich erhoben würden, wollte man mich ebenfalls zur Veräußerung freigeben, um zumindest die Kosten für meinen Aufenthalt hereinzubekommen.

Es war heiß auf der Plattform, zumal meine Arme an Ketten hochgezogen waren, eine sehr ermüdende Stellung.

Der Nachmittag zog sich endlos hin.

Von Zeit zu Zeit blieb ein Mann in der Menge stehen, um mich zu betrachten. Gewöhnlich schaute ich in eine andere Richtung, doch hatte ich mit der Zeit das Gefühl, die Blicke auch so spüren zu können. Manche kamen auf die Plattform, um mich näher zu betrachten.

Am Spätnachmittag erstarrte ich plötzlich vor Entsetzen. Hastig senkte ich den Kopf und unterdrückte das Zittern, das mich von Kopf bis Fuß durchlief. Am liebsten hätte ich mich versteckt, aber das war nicht möglich.

Er durfte mich nicht gesehen haben! Auf keinen Fall!

Ich drehte mich ein wenig in der Kette, als wollte ich lediglich die Stellung wechseln.

Mein Herz pochte vor Entsetzen.

Ausgerechnet er!

Auf keinen Fall durfte er mich bemerken!

»Der Churl soll ausgezogen werden!« hatte ich herablassend verkündet. »Man hänge ihm ein Schild um, das ihn als Betrüger bloßstellt. Dann soll er von Wächtern durch das große Tor von Corcyrus gestoßen werden und die Stadt vor der Zweiten Passage-Hand nicht wieder betreten dürfen!«

Hier konnte ich nicht fliehen. Hilflos, nackt, festgekettet, so stand ich in der Öffentlichkeit.

Ein corcyrischer Kaufmann hatte ihn beschuldigt, eine nur versilberte Schale mit falschen Ar-Stempeln als echtes Silber ausgegeben zu haben. Außerdem hatte er falsche Maße benutzt und Sklavenhaar als das Haar freier Frauen ausgegeben.

Er mußte längst vorbei sein!

Entsetzt fuhr ich zusammen. Jemand war zu mir auf die Plattform gestiegen. Ich hielt den Blick gesenkt. Und wie schon zwei- oder dreimal zuvor fühlte ich einen Daumen unter meinem Kinn. Jemand schob meinen Kopf nach oben.

Entsetzt schaute ich in die Augen des Hausierers Speusippus aus Turia.

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