5.

Nach einer Woche liefen die Dinge. Runstead störte mich nicht mehr, weil er sich mit der GravNon-A.I.G.-Geschichte herumschlug, und ich konnte die Zügel übernehmen.

Ein normaler Tag begann mit einer Venus-Sektions-Konferenz. Zuerst hielt ich eine anfeuernde Rede, dann kamen Fortschrittsberichte von allen Seiten, Kritik und Vorschläge von einer Abteilung für eine andere. Harris nahm per Telefon teil und teilte zum Beispiel Tildy mit, daß ›heitere Atmosphäre‹ sich in seinem Versuchsgebiet nicht als Schlüsselwort eigne, und daß sie eine Liste von Alternativ-Vorschlägen fertigstellen solle.

Nach der Sitzung machte sich jedermann an die Arbeit. Ich verbrachte meine Zeit damit, Komplikationen beiseitezuschaffen, zu koordinieren und genaue Anweisungen für die Durchführung des Projekts auszuarbeiten. Vor Feierabend hielten wir eine weitere Konferenz ab, die jeweils unter einem bestimmten Thema stand, wie zum Beispiel: »Die Integration der Starrzelius-Produkte in die Venuswirtschaft«, oder »Einkommensberechnung der künftigen Venuskolonisten zur Erreichung optimaler Kaufkraft zwanzig Jahre nach der Ankunft.«

Und dann kam der beste Teil des Tages. Kathy und ich sahen uns wieder regelmäßig. Wir lebten noch immer getrennt, aber ich war inzwischen zuversichtlich und sicher, daß das nicht mehr lange dauern würde. Manchmal rief sie mich an, manchmal verabredete ich mich mit ihr. Wir gingen aus und hatten Freude daran, gut zu essen, gut zu trinken, uns gut anzuziehen und zu spüren, daß wir zwei gutaussehende Menschen waren, die das Leben genossen.

Wir führten kaum ernste Gespräche. Sie ermutigte mich nicht dazu, und ich forcierte es nicht. Ich dachte, die Zeit sei auf meiner Seite. Einmal begleitete uns Jack O’Shea, bevor er zu einem Vortrag nach Miami abreisen mußte.

Nach einer Woche greifbaren, zufriedenstellenden Fortschritts sagte ich Kathy, es sei an der Zeit, daß ich die außerhalb gelegenen Anlagen einmal aufsuchte – den Raketenstartplatz in Arizona und das Hauptquartier für das Testgebiet in San Diego.

»Fein«, sagte sie. »Kann ich mitkommen?«

Ich war überglücklich über ihren Vorschlag; jetzt würde es nicht mehr lange dauern.

Der Besuch auf dem Raketenversuchsgelände war eine Routineangelegenheit. Ich hatte dort ein paar Verbindungsleute zur Armee, zur Republic Aviation, Bell Telephone Laboratories und zur U.S.-Steel Company. Sie führten Kathy und mich durch die Monsteranlage.

Seltsamerweise beeindruckte mich nicht die Rakete am meisten, sondern der breite Streifen Land, der sie umgab. Man hatte das Gebiet eine Meile im Umkreis geräumt; es gab keine Häuser, keine Gewächshäuser, keine Nahrungsspeicher, keine Scheide Vorrichtungen für das Sonnenlicht. Teils hing das mit der Sicherheit zusammen, teils mit der Strahlungsgefahr. Der glitzernde Sand, von Bewässerungsrohren durchzogen, sah eigenartig aus. Vermutlich gab es in ganz Nordamerika keinen vergleichbaren Anblick. Meine Augen schmerzten. Seit Jahren hatte ich nur wenige Meter weit blicken müssen.

»Wie seltsam«, sagte Kathy an meiner Seite. »Können wir hinausgehen?«

»Leider nicht, Dr. Nevin«, sagte einer der Verbindungsleute. »Das Gebiet ist gesperrt. Die Wachen auf den Türmen haben Order, auf jeden zu schießen, der sich draußen zeigt.«

»Dann erteilen Sie einen Gegenbefehl«, sagte ich. »Dr. Nevin und ich möchten einen Spaziergang machen.«

»Natürlich, Mr. Courtenay«, sagte der Mann sehr bestürzt. »Ich will mein Bestes tun, aber es wird ein bißchen dauern. Ich muß die Sache erst mit dem C.I.C., der Naval Intelligence, dem C.I.A., F.B.I., A.E.C. Security und Intelligence besprechen…«

Ich schaute Kathy an, die ratlos und belustigt die Schultern zuckte. »Sparen Sie sich die Mühe«, sagte ich.

»Gott sei Dank«, atmete der Verbindungsmann auf. »Verzeihen Sie, Mr. Courtenay. Es ist noch nie vorgekommen, und es gibt keine Hintertürchen, durch die man das arrangieren könnte. Sie wissen ja, was das bedeutet.«

»Das kann man wohl sagen«, erwiderte ich aus tiefstem Herzen. »Sagen Sie, haben sich denn all diese Sicherheitsvorkehrungen bisher bezahlt gemacht?«

»Scheint so, Mr. Courtenay. Soweit wir wissen, gab es bisher keine Sabotageakte und keine Spionage, weder von den Natschus noch aus dem Ausland.« Er klopfte feierlich mit dem Finger der rechten Hand gegen einen hübschen Verlobungsring aus Eichenholz, den er am Mittelfinger der linken Hand trug. Im Geiste notierte ich, daß ich mir einmal sein Budget anschauen mußte. Ein Mann seiner Gehaltsgruppe sollte eigentlich nicht solchen Schmuck tragen.

»Haben die Natschus Interesse?« erkundigte ich mich.

»Wer weiß? C.I.C., C.I.A. und A.E.C.S.&I. sagen ja. Naval Intelligence, F.B.I. und S.S. sagen nein. Möchten Sie mit Commander MacDonald sprechen? Er ist Chef der O.N.I.. Ein Spezialist für Natschus.«

»Möchtest du einen Natschu-Spezialisten kennenlernen, Kathy?« fragte ich.

»Wenn wir genug Zeit haben«, erwiderte sie.

»Notfalls werde ich das Flugzeug solange warten lassen«, sagte der Verbindungsmann, eifrig bemüht, das Fiasko mit den Wachen wettzumachen. Er führte uns durch das Gewirr von Konstruktionsbaracken und Lagerhäusern zum Verwaltungsgebäude, und dann, an sieben Sicherheitskontrollstellen vorbei, ins Büro des Kommandanten.

MacDonald war einer jener Karriereoffiziere, in deren Gegenwart man sich freut, amerikanischer Staatsbürger zu sein – ruhig, zuverlässig, stark. Seine Insignien und Schulterklappen verrieten, daß er Vertragsspezialist war, im Geheimdienst arbeitete und im dritten Jahr der fünften Anwärterschaft für die Pinkerton Detektei stand. Er war Berufssoldat und trug den Klassenring der Pinkerton-Akademie für Kriminalistik und Militärischen Geheimdienst, Inc. Ein Ring aus Kiefernholz mit einem eingravierten geöffneten Auge; keine kunstvolle Einlegearbeit, aber ein Markenzeichen, es bedeutet, daß man es mit Qualität zu tun hat.

»Sie wollen etwas über die Natschus wissen?« fragte er ruhig. »Dann sind Sie an der richtigen Stelle. Ich habe mein Leben ihrer Vernichtung gewidmet.«

»Eine persönliche Angelegenheit, Commander?« fragte ich und dachte, jetzt würde eine dramatische Geschichte folgen.

»Nein. Altmodische Auffassung von Arbeitsmoral, wenn überhaupt. Außerdem liebe ich die Aufregung der Jagd, aber da gibt’s nicht viel zu jagen. Natschus fängt man, indem man Fallen stellt. Haben Sie von dem Topeka-Bombenanschlag gehört? Natürlich will ich die Konkurrenz nicht schlechtmachen, aber die Wachen hätten wissen müssen, daß es genau die richtige Gelegenheit für eine Natschu-Demonstration war.«

»Warum denn eigentlich, Commander?« fragte Kathy.

Er lächelte weise. »Gefühl«, sagte er. »Das läßt sich schwer in Worte fassen. Die Natschus haben was gegen hydraulischen Bergbau. Man braucht ihnen nur eine Chance zu geben, ihren Unwillen kundzutun, schon tun sie’s, wenn es nur irgend möglich ist.«

»Aber warum haben sie denn etwas gegen hydraulischen Bergbau?« bohrte sie hartnäckig weiter. »Wir brauchen doch schließlich Kohle und Eisen, nicht?«

»Ja«, sagte er mit gespielter, humorvoller Resignation, »nun verlangen Sie von mir, die Gedanken eines Natschu zu lesen. Ich habe einige schon bis zu sechs Stunden ununterbrochen verhört, und kein einziger hat je ein vernünftiges Argument gebracht. Wenn ich zum Beispiel den Natschu von Topeka finge, würde er freiwillig reden – es wäre jedoch nur leeres Geschwätz. Es sind Narren, aber sie sind zäh. Sie haben Disziplin. Ein Zellensystem. Wenn man einen Natschu schnappt, hat man gleichzeitig auch die zwei oder drei anderen aus seiner Gruppe; aber damit ist meistens Schluß. Zwischen den einzelnen Zellen bestehen keine Kontakte, und die Verbindung zu höherstehenden Personen findet durch Mittelsmänner statt. Ja, ich denke, ich kenne sie, und aus diesem Grunde mache ich mir eigentlich keine Sorgen, daß hier eine Sabotage oder eine Demonstration stattfinden könnte. Es gibt keinen stichhaltigen Grund.«

Auf dem Rückflug schauten Kathy und ich uns die Werbung im Passagierabteil des Düsenflugzeugs an. Da war der gute alte Kiddiebutt-Slogan, den ich vor vielen Jahren, als ich noch in der Lehre war, ausgebrütet hatte. Ich stieß Kathy an und erzählte ihr davon, als gerade ein Licht aufblinkte und eine Erkennungsmelodie erklang.

Die Werbung verschwand und eine öffentliche Bekanntmachung ohne Geräuscheffekte wurde durchgegeben:

»In Übereinstimmung mit dem Bundesgesetz informieren wir hiermit die Passagiere, daß wir die San-Andreas-Schlucht überfliegen und uns über dem Erdbebengebiet befinden. Alle Versicherungen für Verluste und Beschädigung durch Erdbeben sind ab sofort ungültig und treten erst dann wieder in Kraft, wenn die Passagiere das Erdbebengebiet verlassen haben.«

Dann folgte wieder Werbung.

»Irgendwo steht sicher auch noch in winzigkleiner Schrift, daß eine Versicherung gegen Yakbisse außerordentlich wichtig ist, allerdings für Tibet nicht gilt«, sagte Kathy.

»Versicherung gegen Yakbisse?« fragte ich erstaunt. »Wozu, zum Teufel, soll das denn gut sein?«

»Man kann schließlich nie wissen, ob man nicht einem unfreundlichen Yak über den Weg läuft, nicht wahr?«

»Daraus schließe ich, daß du Spaß machst«, sagte ich würdevoll. »In wenigen Minuten müßten wir landen. Ich persönlich würde gern unvorbereitetet über Ham Harris hereinbrechen. Er ist ein netter Mensch, aber möglicherweise hat Runstead ihn mit seinem Defätismus infiziert. In unserer Branche gibt es nichts Schlimmeres als das.«

»Wenn ich darf, komme ich gern mit, Mitch.«

Wir starrten wie Touristen durch die Fenster, als die Düsenmaschine über San Diego hinwegglitt und monoton über dem Flughafen kreiste, bis die Landeerlaubnis vom Turm erfolgte. Kathy war noch nie dort gewesen. Ich kannte San Diego bereits, aber es gibt dort stets etwas neues zu sehen, weil die Gebäude immerzu einstürzen und neue errichtet werden. Und was für Gebäude! Sie sehen aus wie Kunststoffzelte auf Kunststoffgerüsten. Dank dieser Bauart sind sie elastisch, und bei Erdbeben widerstandsfähiger. Und wenn ein Erdbeben wirklich einmal so heftig ist, daß das Gerüst einstürzt, so ist der Verlust nicht so groß – lediglich ein bißchen Kunststoff, der in den Falzen gerissen ist und ein paar geborstene Kunststoffträger, die meistens noch zu retten sind.

Eine schnelle Drei-Mann-Limousine brachte uns zur Zweigstelle der Fowler Schocken AG. Mein leichtes Unbehagen gegenüber der Abteilung Marktforschung verstärkte sich, und es schoß mir durch den Sinn, Ham Harris könne vielleicht einen Spitzel auf dem Flugplatz postiert haben, der ihn rechtzeitig warnen sollte.

Die Dame im Empfang enttäuschte mich. Sie kannte mich weder dem Aussehen noch dem Namen nach. Sie sagte träge: »Ich will nachschauen, ob Mr. Harris zu sprechen ist, Mr. Conelly.«

»Mr. Courtenay, meine Dame. Ich bin der Chef von Mr. Harris.« Kathy und ich spazierten durch eine Atmosphäre der Faulheit, die mir die Haare zu Berge stehen ließ.

Harris in Hemdsärmeln spielte mit zwei jungen Angestellten Karten. Zwei andere Männer saßen glotzäugig vor einem Hypnoteleapparat und befanden sich offensichtlich in Trance. Ein sechster Mann tippte lässig mit einem Finger auf der Rechenmaschine herum.

»Harris!« brüllte ich.

Mit Ausnahme der beiden in Trance befindlichen, fuhren alle Männer herum. Ich ging zum Apparat und schaltete ihn ab. Sie kamen langsam zu sich.

»Mister Courtenay«, stotterte Harris. »Wir haben Sie nicht erwartet.«

»Das sehe ich. Die übrigen verschwinden bitte. Harris, wir gehen in Ihr Büro.« Kathy folgte uns unauffällig.

»Harris«, sagte ich, »gute Arbeit entschuldigt vieles. Sie haben für dieses Projekt verdammt viel gute Arbeit geliefert. Die Atmosphäre überrascht mich, ich bin bestürzt. Aber das läßt sich in Ordnung bringen.«

Sein Telefon läutete, ich nahm den Hörer ab.

Eine Stimme sagte aufgeregt: »Harn? Er ist da. Mach schnell; er hat eine Limousine genommen.«

»Danke«, sagte ich und legte auf. »Ihr Spion vom Flugplatz«, sagte ich zu Harris. Er wurde weiß im Gesicht. »Zeigen Sie mir jetzt Ihre Listen«, sagte ich, »und die Interview-Formulare. Den Lochkartencode. Die Matrizen. Die Entwicklungs-Tabellen. Die Vorarbeiten. Kurzum, alles, von dem Sie nicht annehmen, daß ich es mir ansehen will. Holen Sie die Unterlagen.«

Er verharrte lange, lange Zeit regungslos, dann sagte er schließlich: »Die existieren nicht.«

»Was können Sie mir zeigen?«

»Endergebnisse«, murmelte er. »Zusammenstellungen.«

»Fälschungen, meinen Sie? Fingiertes Material, wie das, was Sie uns per Telefon durchgegeben haben?«

Er nickte. Sein Gesicht war grünlich.

»Wie konnten Sie das nur tun, Harris?« fragte ich. »Wie konnten ausgerechnet Sie das tun?«

Ein unkontrollierter Schwall von Worten ergoß sich aus seinem Mund. Er hatte es nicht tun wollen. Es sei seine erste selbständige Arbeit gewesen. Vielleicht sei er ein Versager. Er hatte versucht, wenigstens das Fußvolk auf Trab zu halten, während er selbst schuftete, aber es gelang ihm nicht; sie spürten seine Unsicherheit und nahmen sich Freiheiten heraus, und er wagte nicht, etwas dagegen zu unternehmen. Das Selbstmitleid verschwand aus seiner Stimme, er wurde beinahe angriffslustig. Was für einen Unterschied machte es denn schon? Es war doch schließlich nur eine Vorarbeit, ohnehin rein hypothetisch. Das spielte doch überhaupt keine Rolle. Außerdem würde das ganze Unternehmen letztlich vielleicht doch im Sande verlaufen. Warum sollte er es nicht auf die leichte Schulter nehmen; es gab so viele andere Leute, die es sich nicht besonders schwer machten und mit allem durchkamen.

»Nein«, sagte ich. »Da irren Sie sich, und Sie sollten es eigentlich wissen. Werbung ist eine Kunst, aber sie ist abhängig von Wissenschaft, von Tests und von Kunden-Forschung. Sie haben die Stützpfeiler unter unserem Projekt fortgezogen. Wir retten, was zu retten ist, und beginnen von vorn.«

Er machte einen letzten schwachen Versuch. »Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie das tun, Mr. Courtenay. Ich habe lange mit Mr. Runstead zusammengearbeitet. Ich weiß, wie er denkt, und er ist mindestens ebenso fähig wie Sie. Er meint, Papierkrieg sei nur eine Menge überflüssiger Unsinn.«

Ich kannte Matt Runstead besser. Ich wußte, daß er ein fähiger Mann war. »Womit«, fragte ich scharf, »wollen Sie diese Behauptung stützen? Mit Briefen? Memos? Mit geschnittenen Anrufen?«

»Ja, etwas in der Art muß ich haben«, sagte er und wühlte in seinem Schreibtisch. Er kramte in Briefen und Memos und spielte minutenlang Tonbandbruchstücke ab, während sich der Ausdruck von Furcht und Frustration auf seinem Gesicht versteifte. Schließlich sagte er verstört: »Ich kann nichts finden – aber ich bin sicher.«

Natürlich war er sicher. Unsere Kunst besteht ja gerade darin, den Kunden zu überzeugen, ohne daß er es merkt. Runstead hatte diesem Schwächling eine unrealistische Arbeitsmethode eingeimpft und ihn dann an mein Projekt gesetzt, damit er es gründlich vermasselte.

»Sie sind entlassen, Harris«, sagte ich. »Ich würde Ihnen raten, sich einen Job außerhalb der Werbebranche zu suchen.«

Ich ging ins Büro und verkündete: »Sie sind entlassen, meine Herren, allesamt. Nehmen Sie Ihre persönlichen Sachen, und verlassen Sie das Büro. Die Schecks werden Ihnen per Post zugeschickt.«

Sie starrten mich mit offenem Mund an. Neben mir murmelte Kathy: »Mitch, ist das denn wirklich nötig?«

»Allerdings, verdammt nötig. Hat einer von ihnen dem Hauptbüro einen Tip gegeben, was hier gespielt wird? Nein; sie haben sich einfach gehen lassen und eine ruhige Kugel geschoben.« Harn Harris drückte sich an uns vorbei zur Tür, Verletzung und Bestürzung standen auf seinem Gesicht. Er war so sicher gewesen, daß Runstead ihm die Stange halten würde. Er trug die vollgestopfte Aktentasche in der einen Hand, den Regenmantel in der anderen. Er sah mich nicht an.

Ich ging in sein verwaistes Büro und setzte mich über den direkten Draht mit New York in Verbindung. »Hester? Hier spricht Courtenay. Ich habe gerade unsere gesamte Zweigstelle in San Diego entlassen. Verständigen Sie bitte das Personalbüro und veranlassen Sie, daß man die Leute auszahlt. Und jetzt verbinden Sie mich mit Mr. Runstead.« Ich trommelte ungeduldig eine lange Minute mit den Fingern auf den Tisch, dann sagte Hester: »Tut mir leid, Mr. Courtenay, daß Sie warten mußten. Mr. Runsteads Sekretärin sagt, er sei nach Klein-Amerika geflogen. Er hat die Sache mit der A.L.G. erledigt und hat nun einen kleinen Urlaub verdient.«

»Einen kleinen Urlaub. Ach du lieber Gott. Hester, buchen Sie einen Flug von New York nach Klein-Amerika. Ich nehme die nächste Düsenmaschine. Ich will den Boden möglichst gar nicht erst berühren, ehe ich zum Pol weiterfliege, verstanden?«

»Ja, Mr. Courtenay.«

Ich legte auf und sah, daß Kathy mich anstarrte. »Weißt du, Mitch«, sagte sie, »ich habe dich damals lieblos behandelt und immer auf deiner schlechten Laune herumgehackt. Ich kann jetzt verstehen, wie es dazu kommt, wenn dies ein typischer Geschäftsvorgang ist.«

»Er ist nicht typisch«, sagte ich. »Dies ist der schlimmste Fall schamloser Obstruktionspolitik, der mir jemals vorgekommen ist. Aber das ist kein Einzelfall. Jeder versucht, jeden in ein schlechtes Licht zu setzen. Liebling, ich muß jetzt zum Flugplatz, willst du mich begleiten?«

Sie zögerte. »Macht es dir etwas aus, wenn ich bleibe und mir die Stadt noch ein wenig anschau?«

»Nein, natürlich nicht. Unterhalte dich gut, und wenn du nach New York zurückkommst, bin ich wieder da.«

Wir küßten uns und ich rannte hinaus. Das Büro war bereits leer, und ich bat den Gebäudeverwalter, es bis auf weiteres zu schließen, wenn Kathy fort war.

Als ich unten auf der Straße war, schaute ich hinauf, und sie winkte mir aus dem merkwürdigen, unstabilen Gebäude zu.

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