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Nun sollte ich also mein Schwert wiederbekommen und hatte endlich eine Möglichkeit, Misk zu finden, um dessen Sicherheit ich fürchtete.

Allerdings ließ sich Sarm Zeit mit der Durchführung unseres Plans.

Am nächsten Morgen kam er endlich ins Misks Unterkunft, wo ich schon auf ihn wartete. Zu meiner Überraschung war sein Kopf mit einem aromatischen Kranz aus grünen Blättern geschmückt – dem ersten Grün, das ich hier unten im Nest bemerkte. Neben dem bekannten Übersetzungsgerät hing an seinem Hals eine Vielzahl kleiner Metallstücke, die verschieden geformt waren. Zudem war Sarm von Kopf bis Fuß von ungewöhnlich durchdringenden Düften umgeben.

»Das Fest von Tola ist angebrochen«, sagte er, »das Fest des Hochzeitsfluges! Der rechte Zeitpunkt für deine Arbeit.«

Er trat an einen der hohen Schränke in Misks Unterkunft, berührte einen bestimmten Punkt an der Oberfläche, woraufhin eine lange schmale Tür aufsprang. Aus der Öffnung nahm Sarm meinen Schwertgürtel, die Scheide und die kurze, scharfe Klinge aus goreanischen Stahl, die ich auf Misks Bitte zuvor abgeliefert hatte.

Es war ein gutes Gefühl, die Waffe wieder in der Hand zu halten.


Zu meiner Überraschung begann sich Sarm an der Schranktür zu schaffen zu machen, begann sie herabzuzerren und zu verbiegen.

»Was soll das?«

»Ich möchte sichergehen«, sagte Sarm, »daß deine Waffe hier nicht wieder verschlossen werden kann.« Als fiele es ihm erst jetzt ein, fügte er hinzu: »Ich bin dein Freund.«

»Es ist wirklich ein Glück für mich, einen solchen Freund zu haben«, antwortete ich. Für mich war klar, daß Sarms Vorgehen den Eindruck erwecken sollte, als wäre der Schrank gewaltsam geöffnet worden.

»Woher hast du die grünen Blätter?« fragte ich.

»Wir züchten sie in besonderen Räumen unter Lampen«, antwortete Sarm. »Sie werden von allen Priesterkönigen getragen im Angedenken an den Hochzeitsflug, der stets im Freien stattfindet – wo es viel grüne Dinge gibt.«

Sarms Vorderbeine berührten die Metallstücke an seinem Halsband.

»Auch diese Dinge haben ihre Bedeutung.«

»Es sind Schmuckstücke zum Fest von Tola«, sagte ich.

»Nicht nur«, erwiderte Sarm, »schau sie dir genau an.«

Ich näherte mich dem Priesterkönig und betrachtete die Metallstücke.

Einige erinnerten mich an Schaber, andere an Ahlen, andere wieder an Messer.

»Es sind Werkzeuge!« sagte ich überrascht.

»Vor langer Zeit, in Nestern, die längst vergangen sind, hat mein Volk mit diesen Werkzeugen die Reise begonnen, die letztlich zum Status der Priesterkönige führte.«

»Aber was ist mit den Modifikationen des Gangliennetzes?« fragte ich.

»Ah, Misk hat dir schon davon erzählt, nicht wahr?« erwiderte Sarm.

»Aber diese Werkzeuge sind vielleicht schon älter als die Modifikationen des Netzes. Es ist denkbar, daß es ohne sie und ohne die Veränderungen, die sie vor Urzeiten bewirkten, keine Modifikationen gegeben hätte, da diese dann ohne praktischen Nutzen gewesen wären.«

»Dann will mir also scheinen, als stecke in diesen Metallwerkzeugen die eigentliche Macht der Priesterkönige«, sagte ich.

»Das ist unklar«, sagte Sarm und zuckte irritiert mit seinen Fühlern.

»Also gut«, sagte ich.

Es freute mich, daß sich Sarm nur mühsam zu beherrschen vermochte.

Sein ganzer Körper schien zu zittern. Er drückte seine Vorderbeine zusammen, um das instinktive Auslösen der Knochenklingen zu verhindern.

»Übrigens«, sagte ich und maß instinktiv die Entfernung zu Sarm, »wie bringt man einen Priesterkönig um?«

Sarm entspannte sich. »Mit deiner winzigen Waffe wird das nicht einfach sein, »aber Misk wird dir nicht widerstehen können, also kannst du dir Zeit lassen.«

»Du meinst, ich soll ihn abschlachten?«

»Schlag auf die Gehirnkuppeln an Hals und Brust«, sagte Sarm. »Dazu brauchst du wahrscheinlich nur etwa fünfzig Hiebe.«

Der Mut wollte mich verlassen. Es hatte nun fast den Anschein, als könnte ich den Priesterkönigen mit meiner Klinge nichts anhaben, wenn ich sie auch zu verletzen vermochte. Ich überlegte, daß es doch einen lebenswichtigen Punkt geben musste, von dem Sarm noch nicht gesprochen hatte, vermutlich ein wichtiges Organ oder eine Organgruppe zur Bewegung der Körperflüssigkeiten der Priesterkönige, ein Organ, das der Funktion nach unserem Herzen entsprach. Natürlich würde er mir das nicht verraten, denn er zog es bestimmt vor, daß ich auf Misk herumhackte, als wäre er eine gefühllose Fungusmasse. Selbst wenn ich Misk nicht wohlgesonnen gewesen wäre, hätte ich das nicht getan; denn so tötet ein ausgebildeter Krieger nicht. Ich wäre auf einen schnellen Tod ausgewesen.

»Wirst du mich begleiten, wenn ich Misk umbringe?« fragte ich.

»Nein, denn es ist Tola, und ich muß der Mutter Gur geben.«

»Was bedeutet das?«

»Das geht Menschen nichts an.«

»Also gut.«

»Draußen findest du eine Transportscheibe und die beiden Muls Mul Al-Ka und Mul Ba-Ta. Sie bringen dich zu Misk und werden dir später bei der Beseitigung der Leiche helfen.«

»Kann ich mich auf sie verlassen?«

»Natürlich, sie sind mir treu ergeben.«

»Und das Mädchen?«

»Mul Al-Ka und Mul Ba-Ta werden dir sagen, wo du sie findest.«

»Aber brauche ich die beiden Muls? Es wüssten zu viele von der Tat.«

»Keine Sorge. Ich habe ihnen befohlen, sich in der Vernichtungskammer zu melden, wenn alles vorüber ist.« Sarm schwieg einen Augenblick und kam dann meinem Einwand zuvor: »Sicher, Kusk wird sich eine Zeitlang ärgern, aber daran kann ich nichts ändern. Und er kann ja immer neue Muls schaffen, wenn es ihm Spaß macht.«

»Ich verstehe«, sagte ich.

»Außerdem hat er sie mir geschenkt, und ich kann damit machen, was ich will.«

»Also gut«, sagte ich.

»Ich wünsche dir Glück bei deinem Unternehmen«, fuhr Sarm fort.

»Damit tust du dem Nest und den Priesterkönigen einen großen Dienst und wirst großen Ruhm gewinnen und ein Leben in Ehre und Reichtum.

Sarm ist dein Freund.«

Als ich mich zum Gehen wandte, sah ich, wie Sarm sein Übersetzungsgerät abschaltete. Er winkte mir kurz nach – anscheinend eine wohlwollende Geste des Abschieds.

Doch meine Nase, die nun schon auf die Geruchssignale der Priesterkönige eingestimmt und durch meine Übungen mit Misks Übersetzungsgerät trainiert war, entzifferte die Geruchsbotschaft, die er mir nachschickte und die natürlich nicht mehr übersetzt wurde: »Stirb, Tarl Cabot!«

Ich lächelte und verließ die Unterkunft.

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