Es war mitten in der Nacht, als er Dennas Quartier verließ. Die Hallen waren leer. Richards Schritte hallten von den polierten Steinböden und -wänden wider. Trost spendete ihm nur das Bündel, das er endlich wieder auf seinem Rücken trug, und der Umstand, daß er den Palast des Volkes verlassen konnte. Er wußte nicht, wohin, nur daß er fort wollte von diesem Ort.
Die schmerzhafte Berührung eines Strafers im Kreuz nagelte ihn auf der Stelle fest. Sofort brach ihm der Schweiß im Gesicht aus, als er erfolglos Luft zu holen versuchte. Feuer versengte Beine und Hüften von innen.
»Noch unterwegs?« ließ sich ein unbarmherziges Flüstern vernehmen.
Constance.
Seine zitternde Hand hatte Mühe, das Schwert zu packen. Sie beobachtete ihn lachend. Die Vorstellung, er könnte ihr die Kontrolle über seine Zauberkraft überlassen, schoß ihm wie ein Blitz durch den Kopf. Er zog seine Hand vom Schwert zurück und unterdrückte seinen Zorn. Sie stellte sich vor ihn, den Arm noch immer um ihn gelegt, wo sie ihm den Strafer ins Kreuz drückte und seine Beine lahmte. Sie trug ihre rote Lederkluft.
»Nein? Du bist noch nicht bereit, die Zauberkraft gegen mich einzusetzen? Es wird nicht mehr lange dauern, und du wirst versuchen, dich damit zu retten.« Sie lächelte. »Erspar dir die unnötigen Schmerzen, benutze die Magie sofort. Vielleicht lasse ich dann Gnade walten.«
Richard dachte an Dennas vielfältige Foltern, mit denen sie ihm beigebracht hatte, Schmerzen zu ertragen, um ihn noch mehr quälen zu können. Er konzentrierte sich auf alles, was er gelernt hatte. Er bekam den Schmerz unter Kontrolle und blockte ihn soweit ab, bis er einmal tief durchatmen konnte.
Dann schlang er seinen linken Arm um Constance und preßte ihren Körper fest an sich. Mit der Faust packte er den Strafer, Dennas Strafer, der um seinen Hals hing. Der Schmerz schoß seinen Arm hinauf. Er hielt ihm stand, verbannte ihn aus seinen Gedanken. Constance stöhnte auf, als er sie von den Beinen hob und an seinem Körper nach oben riß. Sie versuchte, den Strafer fester in seinen Rücken zu bohren, aber ihr fehlte die Kraft. Außerdem hatte er ihren Arm festgeklemmt, so daß sie ihn kaum bewegen konnte.
Als er sie hoch genug hatte und ihr verzerrtes Gesicht vor seinem schwebte, bohrte er ihr Dennas Strafer in die Brust. Ihr Gesicht erschlaffte. Richard mußte daran denken, wie Denna Königin Milena auf diese Weise mit ihrem Strafer berührt hatte. Constance zeigte die gleiche Wirkung. Sie schüttelte sich, und der Druck in seinem Rücken ließ nach. Aber sie tat ihm immer noch weh, genau wie der Strafer in seiner Hand.
Richard biß vor Schmerz die Zähne zusammen. »Ich werde dich nicht mit dem Schwert töten. Dazu müßte ich dir alles vergeben. Ich könnte mich nie überwinden, dir den Verrat an einer Freundin zu verzeihen. Was du mir angetan hast, ja, aber nicht, was du deiner Freundin Denna angetan hast. Das ist etwas, was ich dir niemals vergeben werde.«
Constance schnappte vor Schmerzen nach Luft. »Bitte…«
»Versprochen…«, höhnte er.
»Nein … bitte … tu das nicht.«
Richard drehte den Strafer, wie er es bei Denna gesehen hatte. Constance zuckte zusammen und erschlaffte in seinen Armen. Blut rann ihr aus den Ohren. Ihr lebloser Körper glitt zu Boden.
»Ist versprochen.«
Richard starrte den Strafer lange an, den er fest mit der Faust umklammert hielt, bis er merkte, wie es schmerzte. Endlich ließ er ihn los und an der Kette um seinen Hals baumeln.
Er blickte auf die tote Mord-Sith herab und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. In Gedanken bedankte er sich bei Denna, daß sie ihm beigebracht hatte, Schmerzen zu erdulden. Sie hatte ihm das Leben gerettet.
Es dauerte fast eine Stunde, bis er den Ausweg aus dem Labyrinth von Hallen gefunden hatte und in die frostige Nacht und das weitläufige Gelände hinaustrat. Er hielt das Schwert fest umklammert, als er die beiden kräftigen Posten am offenstehenden Tor der Außenmauer passierte, doch die nickten nur höflich, als wäre er ein geladener Gast, der nach einem königlichen Dinner das Schloß verläßt.
Er blieb stehen und betrachtete die vor ihm liegende Landschaft unter dem Sternenhimmel. Noch nie war er so glücklich gewesen, die Sterne zu sehen. Er drehte sich um, sog alles in sich auf. Der Palast des Volkes, umgeben von hochaufragenden Mauern, lag auf einer gewaltigen Hochebene, die sich vor ihm zu einer Ebene absenkte. Die Hochebene überragte das dürre Land um gut hundert Meter, doch hatte man in die steilen Felsen eine Straße geschlagen, die sich in Serpentinen zum Flachland hinunterwand.
»Ein Pferd, Sir?«
Richard wirbelte herum. Einer der Posten hatte ihn angesprochen. »Was?«
»Ich wollte wissen, ob man Euch ein Pferd bringen soll, Sir. Ihr wollt offenbar aufbrechen. Zu Fuß ist es sehr weit.«
»Was ist zu Fuß sehr weit?«
Der Posten nickte den Steilhang hinab. »Durch die Azrith-Ebene. Ihr habt nach Westen geblickt, über die Azrith-Ebene. Bis zur anderen Seite ist es ein langer Marsch. Möchtet Ihr vielleicht ein Pferd?«
Daß es Darken Rahl so wenig auszumachen schien, was er tat, und er sich sogar ungehindert ein Pferd besorgen konnte, ging ihm an die Nerven. »Ja, ich möchte ein Pferd.«
Mit einer kleinen Pfeife blies der Posten einem anderen Mann auf der Mauer eine Folge kurzer und langer Töne zu. Richard hörte, wie die kurze Melodie wiederholt wurde und sich in der Ferne verlor.
Der Posten bezog wieder Stellung. »Wird nicht lange dauern, Sir.«
»Wie weit ist es bis zum Rang’Shada-Gebirge?«
Der Mann runzelte leicht die Stirn. »Bis wohin genau? Das Massiv ist sehr weitläufig.«
»Nordwestlich von Tamarang. Dort, wo das Gebirge Tamarang am nächsten ist.«
Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Vier, vielleicht fünf Tage.« Er sah den anderen Posten fragend an. »Oder was meinst du?«
Der andere zuckte mit den Achseln. »Wenn er zügig reitet und häufig, vielleicht fünfmal, die Pferde wechselt. Aber schneller nicht.«
Richards Mut sank. Natürlich war es Darken Rahl egal, ob er ein Pferd hatte oder nicht. Wo sollte er denn hin? Michael und die Armee Westlands waren vier bis fünf Tage von hier entfernt im Rang’Shada-Gebirge. Vor Ablauf einer Woche, bis zum ersten Wintertag, konnte er unmöglich dorthin und wieder zurück. Aber Kahlan mußte näher sein. Rahl hatte diesen Kerl mit dem schwarzen Streifen im Haar und zwei Quadrone losgeschickt, sie zu holen. Was machte sie hier? Er hatte ihnen doch gesagt, sie sollten ihm nicht folgen. Er regte sich kurz über Chase auf, der seine Anweisungen nicht befolgt und sie nicht alle zurückgehalten hatte. Dann ließ sein Ärger nach. An seiner Stelle hätte er ebensowenig die Hände in den Schoß legen können, ohne zu wissen, was seinem Freund zugestoßen war. Vielleicht waren sie gar nicht mehr in den Bergen, sondern schon alle auf dem Weg hierher. Aber was sollte eine Armee hier nützen? Hier konnten zehn gute Leute einen Monat lang einer ganzen Armee trotzen.
Zwei Soldaten in voller Rüstung kamen durch das Tor galoppiert. Sie hatten ein drittes Pferd dabei.
»Möchtet Ihr vielleicht eine Eskorte, Sir?« fragte der Posten. »Die Männer sind gut.«
»Nein!« Richard wurde ungehalten. »Ich reite allein.«
Der Posten winkte die Soldaten fort.
»Ihr reitet also Richtung Südwesten?« Richard antwortete nicht, also fuhr er fort. »Tamarang. Der Palast im Rang’Shada-Gebirge, nach dem Ihr gefragt habt. Er liegt in westsüdwestlicher Richtung. Wenn ich Euch einen Rat geben dürfte, Sir?«
»Sprich weiter«, sagte Richard vorsichtig.
»Wenn Ihr diesen Weg nehmt, durch die Azrith-Ebene, werdet Ihr gegen Morgen in ein Geröllfeld zwischen steilen Hügeln gelangen. Mitten in einer tiefen Schlucht wird sich die Straße teilen. Geht nach links.«
Richard kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Weil es rechts einen Drachen gibt. Einen roten Drachen. Einen roten Drachen mit übelster Laune. Er gehört Meister Rahl.«
Richard stieg auf und sah mit festem Blick auf den Posten herab. »Vielen Dank für den Rat. Ich werde ihn beherzigen.«
Er gab dem Pferd die Sporen und hielt auf die steile Straße zu, die sich in Serpentinen die Flanke der Hochebene hinabwand. Hinter der ersten Kurve sah er, wie bei seinem Näherkommen eine Zugbrücke herabgelassen wurde. Als er sie erreicht hatte, war sie ganz unten, und er jagte sein Pferd im Galopp über die schweren Holzbohlen, ohne das Tempo zu drosseln. Die Straße war der einzige Zugang über die steilen Felsen hinauf zur Ebene, und der gähnende Spalt, den die Brücke überspannte, stellte für eine vorrückende Armee ein unüberwindbares Hindernis dar. Auch ohne die gewaltigen Verteidigungskräfte, die Richard hinter sich wußte, selbst ohne Darken Rahls Zauberkräfte, war der Palast des Volkes schlicht unerreichbar.
Richard trieb das Pferd über die Ebene und warf einen Blick über die Schulter auf die dunklen Umrisse des Palastes des Volkes oben auf der Hochebene, der in den Himmel ragte und einen ganzen Quadranten des Sternenhimmels zu verdecken schien. Die kalte Luft auf dem Gesicht trieb ihm die Tränen in die Augen. Vielleicht war es auch der Gedanke an Denna. Wie sehr er es auch versuchte, er bekam sie nicht aus dem Kopf. Wären da nicht Kahlan und Zedd, er hätte sich dort oben umgebracht, so sehr schmerzte es ihn.
Mit dem Schwert aus Wut zu töten, aus Raserei und Haß, war furchtbar. Mit der Magie des Schwertes zu töten, aus Liebe, übertraf jedes Grauen. Mittlerweile hatte die Klinge wieder ihren silbrigen Glanz angenommen, aber er wußte, wie er sie wieder weiß färben konnte. Hoffentlich mußte er das nicht noch einmal durchmachen. Er wußte nicht, ob er sich jemals wieder dazu würde überwinden können.
Und doch jagte er jetzt hier durch die Nacht auf der Suche nach Kahlan und Zedd, um herauszufinden, wer von den beiden das Kästchen und damit alles und jeden an Darken Rahl verraten hatte.
Das Ganze machte keinen Sinn. Warum sollte Rahl den Stein der Nacht benutzen, um Zedd in eine Falle zu locken, wenn er der Verräter war? Und wozu sollte er Kahlan Männer hinterherschicken, wenn sie es war? Shota dagegen hatte gemeint, beide würden versuchen, ihn umzubringen. Einer von beiden mußte es sein. Was sollte er tun? Das Schwert weiß färben und beide töten? Das wäre töricht. Lieber würde er selbst sterben, als einem von beiden etwas anzutun. Was aber, wenn Zedd sie betrogen hatte und Kahlan nur gerettet werden konnte, wenn er seinen alten Freund tötete? Oder war es vielleicht andersherum? Würde er dann noch immer lieber selbst in den Tod gehen?
Das wichtigste war, Darken Rahl aufzuhalten. Er mußte das letzte Kästchen wiederfinden und durfte seine Gedanken nicht länger an Dinge verschwenden, die er nicht wissen konnte. Nur Darken Rahl aufzuhalten zählte, alles andere würde sich dann schon ergeben. Er hatte das Kästchen einmal gefunden, er würde es ein zweites Mal finden. Aber wie? Die Zeit war knapp. Wie sollte er Zedd und Kahlan ausfindig machen? Er war ein einzelner Mann auf einem Pferd, und vor ihm lag ein ganzes Land, das abgesucht werden mußte. Auf den Straßen würden sie nicht reisen, jedenfalls nicht, wenn Chase bei ihnen war. Chase würde dafür sorgen, daß sie gut versteckt blieben und fern der Straßen. Richard kannte die Straßen nicht, ganz zu schweigen von den versteckten Pfaden.
Nur ein Narr würde sich an eine solche Aufgabe machen. Das Land war zu groß, um es abzusuchen.
Darken Rahl hatte zu viele Zweifel gesät. Die Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, wurden immer verworrener und verzweifelter. Sein Verstand schien im Augenblick sein schlimmster Gegner zu sein. Richard versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, und intonierte den Lobgesang, um nicht nachdenken zu müssen. Er belächelte die Idiotie, einen Lobgesang auf jemanden anzustimmen, den er töten wollte, trotzdem ritt er singend weiter in die Nacht. »Führe uns, Meister Rahl. Lehre uns, Meister Rahl, In deinem Liebt werden wir gedeihen. Deine Gnade gebe uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«
Zweimal stieg er ab und führte das Pferd, um es zu schonen, die übrige Zeit jedoch ritt er schnell. Die Azrith-Ebene schien grenzenlos. Das flache, fast vegetationslose Land wollte kein Ende nehmen. Der Gesang half ihm, seinen Kopf von allen Gedanken zu befreien bis auf einen: das Entsetzen, Denna getötet zu haben. Diese Erinnerung ließ sich nicht abschütteln. Diese Tränen ließen sich nicht zurückhalten.
Mit Einbruch der Dämmerung begann er, seinen eigenen Schatten zu jagen. Felsbrocken tauchten auf, wirkten fehl am Platz in diesem ebenen Gelände. Sie warfen lange Schatten. Sie wurden zahlreicher, je weiter er ritt. Das Gelände wurde hügelig, wurde von Wasserläufen zerrissen, stieg zu Felskämmen auf. Er durchritt schmale Pässe und Spalten, dann eine Schlucht mit bröckelnden Felswänden. Die Straße schwenkte nach links, rechts zweigte eine schmalere Straße ab. Richard dachte an die Worte des Postens und lenkte das Pferd nach links.
Dann schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er brachte das Pferd zum Stehen und blickte die rechte Straße hinunter. Einen Augenblick lang überlegte er, dann riß er die Zügel nach rechts und drängte das Tier die Straße hinunter.
Darken Rahl hatte gemeint, er könne gehen, wohin er wolle, hatte ihm sogar ein Pferd überlassen. Dann hatte er vielleicht auch nichts dagegen, wenn er sich seinen Drachen ausborgte.
Er überließ es dem Pferd, sich seinen Weg zu suchen, sah sich vorsichtig um, immer die Hand am Heft seines Schwertes. Ein roter Drache war bestimmt nicht schwer auszumachen. Bis auf die Hufgeräusche auf dem harten Untergrund herrschte völlige Stille. Richard wußte nicht, wie weit es war, und ritt lange durch das Gewirr von Felsbrocken auf dem Grund der Schlucht. Vielleicht war der Drache verschwunden, vielleicht ritt Rahl ihn irgendwo selbst. Möglicherweise sogar, um das Kästchen zu besorgen. Ob das eine gute Idee war, wußte er nicht, aber eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein.
Plötzlich erglühte alles ringsum donnernd in einem blendenden Feuerball. Das Pferd scheute. Richard landete auf den Füßen und kroch auf allen vieren hinter einen Felsen, als sich die Luft mit fliegendem Gestein und Feuer füllte. Querschlagende Felssplitter zischten an seinem Kopf vorbei. Er hörte, wie das Pferd mit dumpfem Schlag zu Boden sackte, und roch verbranntes Fell. Ein gräßlich schrilles Wiehern, dann das Zermalmen von Knochen. Richard drückte sich enger an den Felsen. Er hatte Angst, hinzusehen.
Richard lauschte dem rhythmischen Aufbrausen der Flammen, dem Splittern der Knochen, dem Zerreißen von Fleisch und kam zu dem Schluß, daß dies ein äußerst törichter Einfall gewesen war. Kaum zu glauben, daß der Drache sich so gut hatte verstecken können. Hatte er etwa gesehen, wie er sich hinter einen Felsen geworfen hatte? Im Augenblick schien es nicht so. Er sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch das Gelände war zu offen, um unbemerkt einfach losrennen zu können. Er fragte sich, ob Drachen nach dem Schmaus ein Nickerchen hielten. Als er hörte, wie das Pferd gefressen wurde, drehte sich ihm der Magen um. Endlich war es vorbei. Ein paar Schnaufer. Die Schnaufer kamen näher. Richard versuchte, sich kleiner zu machen.
Krallen scharrten über den Felsen, hinter dem er sich versteckt hielt, hoben ihn in die Höhe und schleuderten ihn zur Seite. Richard blickte in stechend gelbe Augen. Fast alles andere war leuchtend rot. Der Kopf mit den biegsamen, schwarzen Dornenspitzen rund um den Unterkiefer und hinter den Ohren saß auf einem langen, dicken Hals, der aus einem gewaltigen Körper herausragte. Der sehnige Schwanz endete in schwarzen Dornenspitzen wie denen am Kopf, nur waren sie steif und fest. Der Schwanz wedelte gelassen hm und her, schob Felsbrocken zur Seite. Kräftige Muskeln spielten unter den rot glänzenden, ineinander verhakten Schuppen an den Schultern, als der Drache seine Flügel reckte. Rasiermesserscharfe Fänge, noch rot vom letzten Mahl, sprossen gleich hinter den zu einem fiesen Grinsen verzogenen Lippen in die Höhe und füllten das längliche Maul. Das Biest schnaubte. Aus der spitzen Schnauze stieg Rauch.
»Was haben wir denn hier?« meinte eine eindeutig weibliche Stimme. »Einen besonders schmackhaften Leckerbissen?«
Richard sprang auf die Füße und zog das Schwert, dessen Klirren die Luft füllte.
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Mit dem größten Vergnügen, kleiner Mann. Aber erst werde ich dich fressen.«
»Ich warne dich! Zurück! Das Schwert besitzt magische Kräfte.«
»Magische Kräfte!« keuchte der Drachen in gespieltem Entsetzen. Er legte sich eine Klaue auf die Brust. »Oh, bitte, tapferer Mann, erschlag mich nicht mit deinem Zauberschwert!« Er gab ein rauchiges Grollen von sich, das Richard für Lachen hielt.
Richard ließ das Schwert draußen, kam sich aber plötzlich albern vor. »Du hast also vor, mich zu fressen?«
»Nun, ich muß zugeben, es wäre eher zum Spaß als wegen des Geschmacks.«
»Ich habe gehört, rote Drachen seien eigentlich ein unabhängiger Schlag, du jedoch seist wenig mehr als Darken Rahls Schoßhündchen.« Ein Feuerball quoll aus der Schnauze und stieg in die Luft. »Ich dachte, vielleicht wärst du deine Fesseln gerne los und wieder unabhängig wie früher.«
Der Kopf, der größer war als er selbst, wie Richard zu seinem Entsetzen feststellte, näherte sich bis auf wenige Meter. Die Ohren schwenkten nach vorn. Eine glänzend rote Zunge, an der Spitze gespalten wie die einer Schlange, glitt neugierig auf ihn zu und untersuchte ihn. Richard hielt das Schwert zur Seite, als die Zunge seinen Körper vom Schoß bis zum Hals abtastete. Die Berührung war sanft für einen Drachen, trotzdem torkelte er ein paar Schritte zurück.
»Und wie will das ein Winzling wie du bewerkstelligen?«
»Ich versuche, Darken Rahl aufzuhalten, ihn zu töten. Wenn du mir hilfst, bist du frei.«
Der Drachen warf seinen Kopf in die Höhe. Rauch puffte aus seinen Nasenlöchern, als er lachte. Der Boden bebte. Er blickte auf Richard herab, zwinkerte, dann warf er den Kopf wieder in den Nacken und lachte erneut.
Das Grollen ließ nach, und der Kopf schwenkte zurück, die Brauen verärgert zusammengeballt. »Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, daß ich mein Schicksal in die Hände eines Winzlings wie du legen möchte. Lieber diene ich auch in Zukunft Meister Rahl.« Mit einem Grunzen wirbelte er kleine Staubwölkchen zu Richards Füßen zur Seite. »Schluß mit dem Gerede. Es wird Zeit für meinen leckeren Nachtisch.«
»Also gut. Ich bin bereit zu sterben.« Er mußte Zeit gewinnen, brauchte Zeit zum Nachdenken. Wieso stand ein roter Drache in den Diensten Darken Rahls? »Darf ich dir noch etwas sagen, bevor du mich verspeist?«
»Sprich«, schnaubte der Drache. »Aber fasse dich kurz.«
»Ich bin aus Westland. Ich habe noch nie einen Drachen gesehen. Ich hatte immer geglaubt, es seien furchterregende Geschöpfe, und ich muß zugeben, das bist du auch, sicher. Aber auf eins war ich nicht vorbereitet.«
»Und das wäre?«
»Du bist zweifellos das verblüffendste, schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe.«
Es stimmte. Er war trotz seines tödlichen Wesens wunderschön. Der Hals des Drachens verformte sich zu einem ›S‹, als er den Kopf, überrascht mit den Augen blinkend, zurückzog. In den Augen regte sich leiser Argwohn.
»Es ist wahr«, meinte Richard. »Schlag mich, ich habe keinen Grund zu lügen. Du bist wunderschön. Ich hätte nie gedacht, daß ich jemals etwas so Erhabenes wie dich zu Gesicht bekommen würde. Hast du einen Namen?«
»Scarlet.«
»Scarlet. Was für ein wunderschöner Name. Sind alle roten Drachen so phantastisch wie du, oder bist du etwas Besonderes?«
Scarlet legte sich eine Kralle auf die Brust. »Das zu entscheiden steht mir nicht zu.« Der Kopf kam wieder auf ihn zugeschlängelt. »Noch nie hat mir ein Mann, den ich fressen wollte, so etwas gesagt.«
Richard hatte eine Idee. Er steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Scarlet, kein Geschöpf mit deinem Stolz würde nach der Pfeife eines anderen tanzen, schon gar nicht, wenn er so fordernd ist wie Darken Rahl, es sei denn, es gäbe dafür einen zwingenden Grund. Du bist dafür viel zu schön und edel.«
Scarlets Kopf schwebte näher. »Warum sagst du so etwas?«
»Weil ich an die Wahrheit glaube. Und ich glaube, das tust du auch.«
»Wie lautet dein Name?«
»Richard Cypher. Ich bin der Sucher.«
Scarlet legte eine schwarze Klauenspitze an ihre Zähne. »Der Sucher«, sagte die Drachendame und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich glaube nicht, daß ich schon mal einen Sucher gesehen habe.« Eine Art Drachenlächeln spielte um ihre Lippen. »Es wird mir ein Vergnügen sein. Unsere Unterhaltung ist vorbei, Richard Cypher. Vielen Dank für das Kompliment.« Der Kopf schwebte näher, die Lippen wurden zu einem höhnischen Grinsen zurückgezogen.
»Darken Rahl hat dir dein Ei gestohlen, nicht wahr?«
Scarlet fuhr zurück. Sie blinzelte ihn an, dann warf sie den Kopf mit aufgerissenem Rachen zurück. Ein ohrenzerfetzendes Dröhnen ließ die Schuppen an ihrem Hals vibrieren. Feuer schoß in einer donnernden Explosion gen Himmel. Das Geräusch hallte von den Steilwänden wider und verursachte kleinere Erdrutsche.
Scarlets Kopf peitschte zu ihm zurück, Rauch stieg aus ihren Nasenlöchern. »Was weißt du davon?«
»Ich weiß nur, daß ein stolzes Geschöpf wie du sich solch erniedrigenden Pflichten nur aus einem einzigen Grund unterwerfen würde. Um etwas sehr Wertvolles zu beschützen. Wie seine Jungen.«
»Du weißt also Bescheid. Das wird dich auch nicht retten«, höhnte sie.
»Ich weiß auch, wo Darken Rahl dein Ei aufbewahrt.«
»Wo?« Richard mußte sich zur Seite werfen, um den Flammen auszuweichen. »Sag mir, wo es sich befindet!«
»Ich dachte, du wolltest mich sofort fressen.«
Ein Auge kam ganz dicht heran. »Jemand sollte dir diese Respektlosigkeiten austreiben«, grollte sie.
»Entschuldige, Scarlet. Eine schlechte Angewohnheit, mit der ich mir in der Vergangenheit schon eine Menge Ärger eingehandelt habe. Paß auf, wenn ich dir dabei helfe, dein Ei zurückzubekommen, hat Rahl nichts mehr gegen dich in der Hand. Angenommen, es gelingt mir, würdest du mir dann helfen?«
»Dir helfen? Wie denn?«
»Nun, du fliegst Rahl herum. Genau das brauche ich. Ich brauche jemanden, der mich ein paar Tage lang herumfliegt und mir bei der Suche nach ein paar Freunden hilft, damit ich sie vor Rahl beschützen kann. Das Gebiet, das ich absuchen muß, ist sehr groß. Wenn ich es wie ein Vogel aus der Luft tun könnte, bliebe mir genügend Zeit, Darken Rahl aufzuhalten.«
»Ich fliege nicht gerne jemanden herum. Es ist erniedrigend.«
»In sechs Tagen ist alles vorbei, so oder so. Mehr Zeit brauche ich nicht. Danach ist alles egal, wie auch immer es ausgeht. Wie lange wirst du Rahl zu Diensten sein müssen, wenn du mir nicht hilfst?«
»Also schön. Sag mir, wo mein Ei sich befindet, und ich werde dich gehen lassen. Ich lasse dich leben.«
»Woher willst du wissen, daß ich dir die Wahrheit sage? Ich könnte mir einfach irgend etwas ausdenken, um mich zu retten.«
»Sucher haben wie Drachen ein ausgeprägtes Ehrgefühl. Das weiß ich. Wenn du es also tatsächlich weißt, wirst du es mir sagen, und ich werde dich freilassen.«
»Nein.«
»Nein!« donnerte Scarlet. »Was soll das heißen ›nein‹!«
»Mein Leben ist mir egal. Mir geht es wie dir um Wichtigeres. Wenn du möchtest, daß ich dir helfe, dein Ei zurückzubekommen, dann mußt du dich bereit erklären, mir zu helfen, meine Freunde zu retten. Zuerst holen wir das Ei, dann hilfst du mir. Ich glaube, der Handel ist mehr als gerecht. Das Leben deiner Nachkommenschaft dafür, daß du mich ein paar Tage herumfliegst.«
Scarlets stechend gelbe Augen näherten sich seinem Gesicht, ihre Ohren schwenkten nach vorn. »Und woher weißt du, daß ich meinen Teil der Abmachung erfülle, wenn ich erst mein Ei habe?«
»Weil du weißt, wie es ist, sich um die Sicherheit eines anderen zu sorgen, und weil du Ehrgefühl besitzt«, flüsterte Richard. »Außerdem habe ich keine Wahl. Ich wüßte nicht, wie ich sonst meine Freunde retten und davor bewahren sollte, den Rest ihres Lebens so zu verbringen wie du jetzt: unter Darken Rahls Knute. Für dein Ei riskiere ich mein Leben. Ich halte dich für ein ehrenwertes Geschöpf. Ich traue dir und bin bereit, mein Leben darauf zu setzen.«
Scarlet schnaubte, zog den Kopf zurück und betrachtete ihn. Sie faltete ihre riesigen Flügel an den Körper, wedelte mit dem Schwanz und wischte Gestein und kleine Felsbrocken über den Boden. Richard wartete. Ein Arm kam vor, eine einzelne schwarze Krallenspitze, dick wie sein Bein und scharf wie seine Schwertspitze, hakte sich in den Gurt seines Schwertes und zog ihn vertraulich heran. Ihr Kopf kam näher.
»Einverstanden. Bei deiner Ehre und meiner«, zischte Scarlet. »Aber ich gebe dir nicht mein Wort darauf, daß ich dich nach Ablauf der sechs Tage nicht verspeisen werde.«
»Wenn du mir hilfst, meine Freunde zu finden und Darken Rahl aufzuhalten, ist mir egal, was du danach tust.« Scarlet schnaubte. »Können kurzschwänzige Gars Drachen gefährlich werden?«
Der Drache löste die eingehakte Kralle. »Gars!« Scarlet spie den Namen aus. »Ich habe genug von ihnen gefressen. Sie haben gegen mich keine Chance, es sei denn, sie sind zu acht oder zu zehnt. Allerdings scharen sich Gars nicht gerne zusammen, das ist also kein Problem.«
»Doch, im Augenblick schon. Als ich dein Ei gesehen habe, war es von Dutzenden von Gars umzingelt.«
Scarlet grunzte, Flammen züngelten zwischen ihren Reißern hervor. »Dutzende! So viele könnten mich aus dem Himmel reißen. Vor allem dann, wenn ich mein Ei trage.«
Richard lächelte sie an. »Deshalb brauchst du mich. Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
Zedd schrie auf. Kahlan und Chase schreckten zurück. Kahlan runzelte die Stirn. Das hatte er noch nie getan, wenn er den Stein der Nacht gesucht hatte. Die Sonne war bereits untergegangen, trotzdem erkannte sie im nachlassenden Licht, daß seine Haut fast so weiß war wie sein Haar.
Sie rüttelte ihn an den Schultern. »Zedd! Was ist?«
Er antwortete nicht. Sein Kopf sackte zur Seite, und er verdrehte die Augen. Er atmete immer noch nicht, aber das wenigstens war normal. Er hatte vorher auch nie geatmet, wenn er nach dem Stein der Nacht gesucht hatte. Sie wechselte einen besorgten Blick mit Chase. Kahlan spürte, wie Zedd unter ihrer Hand zitterte. Sie rüttelte ihn noch einmal.
»Zedd! Hör auf damit! Komm zurück!«
Er keuchte leise, flüsterte etwas. Kahlan legte ihr Ohr an seinen Mund. Wieder flüsterte er etwas.
Kahlan war entsetzt. »Zedd, das kann ich dir unmöglich antun.«
»Was hat er gesagt?« wollte Chase wissen.
Sie sah den Grenzposten mit angstvoll aufgerissenen Augen an. »Er meinte, ich solle ihn mit meiner Kraft berühren.«
»Die Unterwelt«, keuchte Zedd. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Was ist los, Zedd?«
»Ich sitze in der Falle«, flüsterte er. »Berühre mich, oder ich bin verloren.«
»Tu besser, was er sagt«, warnte Chase.
Kahlan hielt überhaupt nichts von der Idee. »Zedd, das kann ich dir unmöglich antun!«
»Nur so kann der Einfluß gebrochen werden. Beeil dich.«
»Mach schon!« fuhr Chase sie an. »Zum Streiten haben wir keine Zeit!«
»Mögen die guten Seelen mir vergeben«, flüsterte sie und schloß die Augen.
Sie fühlte sich in Panik gefangen; sie hatte keine Wahl. Aus Angst vor dem, was sie tun würde, wurde ihr Verstand ganz still und ruhig. In der Ruhe gab sie ihre Zurückhaltung auf. Sie spürte, wie die Kraft wuchs, ihr den Atem nahm. Endlich befreit, fuhr ihre Kraft in den Zauberer.
Ein heftiger Aufprall in der Luft ringsum. Fichtennadeln regneten überall herab. Chase beugte sich über sie und stöhnte gequält auf. Er war dichter dran gewesen, als er hätte sein dürfen. Stille senkte sich über die Wälder. Der Zauberer atmete noch immer nicht.
Zedd hörte auf zu zittern, seine Augen senkten sich. Er zwinkerte ein paarmal, dann hob er die Hände und packte Kahlans Arme. Er schnappte nach Luft und atmete einmal tief durch.
»Danke, meine Liebe«, brachte er zwischen tiefen Atemzügen hervor.
Kahlan war überrascht, daß die Kraft, ihre Magie, ihn offenbar nicht so übermannt hatte, wie sie es hätte tun müssen. Kahlan war erleichtert und überrascht.
»Zedd, geht es dir gut?«
Der Zauberer nickte. »Das verdanke ich dir. Wärst du nicht hier gewesen oder hättest länger gewartet, ich wäre in der Unterwelt gefangen gewesen. Deine Kraft hat mich zurückgeholt.«
»Wieso hat sie dich nicht verändert?«
Zedd strich seinen Umhang glatt, seine mißliche Lage und seine Hilflosigkeit schien ihm peinlich zu sein. »Wegen des Ortes, an dem ich war«, er reckte sein Kinn empor, »und weil ich ein Zauberer erster Ordnung bin. Ich habe deine Kraft als Rettungsleine benutzt, um meinen Weg zurückzufinden. Sie hat in der Dunkelheit wie ein Leuchtzeichen gewirkt. Ich bin ihr gefolgt, ohne mich von ihr berühren zu lassen.«
»Was hast du in der Unterwelt gemacht?« fragte Chase, bevor sie Gelegenheit dazu hatte.
Zedd warf dem Grenzposten einen erbosten Blick zu und antwortete nicht.
Kahlan war plötzlich sehr besorgt. »Beantworte die Frage, Zedd. Das ist vorher noch nie passiert. Wieso bist du in die Unterwelt gesogen worden?«
»Sobald ich nach dem Stein der Nacht suche, betritt ein Teil von mir diese Welt. Auf diese Weise kann ich feststellen, wo er sich befindet.«
Kahlan versuchte, nicht darüber nachzudenken, was er da sagte. »Aber der Stein der Nacht befindet sich noch immer in D’Hara. Richard ist noch in D’Hara.« Sie packte ihn mit beiden Fäusten an seinem Umhang. »Zedd…«
Zedd senkte den Blick zum Boden. »Der Stein der Nacht befindet sich nicht mehr in D’Hara. Er befindet sich in der Unterwelt.« Er sah verärgert zu ihr auf. »Aber das heißt nicht, daß Richard nicht noch in D’Hara ist. Es heißt nicht, daß ihm etwas zugestoßen ist. Es betrifft ausschließlich den Stein der Nacht.«
Chase machte sich mit angestrengter Miene daran, noch vor Einbruch der Dunkelheit das Nachtlager aufzuschlagen. Kahlan klammerte sich, noch immer starr vor Entsetzen, an Zedds Umhang.
»Zedd … bitte. Könnte es sein, daß du dich irrst?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Der Stein der Nacht befindet sich in der Unterwelt. Aber meine Liebe, das bedeutet nicht, daß Richard auch dort ist. Laß die Angst nicht mit dir durchgehen.«
Kahlan nickte. Die Tränen liefen ihr die Wangen herab. »Zedd, es muß ihm einfach gutgehen. Es darf nicht anders sein. Wenn Rahl ihn so lange dortbehalten hat, bringt er ihn doch jetzt nicht um.«
»Wir wissen nicht einmal, ob Rahl ihn tatsächlich in seiner Gewalt hat.«
Offenbar wollte er es bloß nicht zugeben. Wieso sollte er sich im Palast des Volkes, aufhalten, wenn Darken Rahl ihn nicht gefangenhielt?
»Zedd, als du zuvor den Stein der Nacht gesucht hast, hast du gemeint, du könntest ihn spüren, könntest spüren, daß er lebt.« Sie konnte sich kaum überwinden zu fragen, brachte fast die Worte nicht heraus, aus Angst vor seiner Antwort. »Hast du ihn in der Unterwelt gespürt?«
Er sah ihr lange in die Augen. »Ich habe ihn nicht gespürt. Aber ich weiß nicht, ob ich ihn in der Unterwelt überhaupt spüren würde. Wenn er tot wäre.« Er zog sie an sich, als sie zu weinen anfing, legte ihren Kopf an seine Schulter. »Aber ich glaube, daß nur der Stein der Nacht dort war. Ich glaube, Rahl wollte mich dort in eine Falle locken. Er muß Richard den Stein der Nacht abgenommen und ihn in die Unterwelt geschickt haben, um mir dort eine Falle zu stellen.«
»Wir bleiben ihm auf den Fersen«, wimmerte sie. »Ich kehre nicht um.«
»Natürlich tun wir das.«
Kahlan fühlte eine warme Zunge auf ihrem Handrücken. Sie streichelte den Wolfspelz, lächelte ihn an.
»Wir werden ihn finden, Herrin Kahlan. Macht Euch keine Sorgen, wir werden ihn finden.«
»Brophy hat recht«, rief Chase über seine Schulter. »Ich freue mich schon auf die Lektion, die wir ihm damit erteilen werden.«
»Das Kästchen ist in Sicherheit«, sagte der Zauberer, »das allein zählt. Morgen in fünf Tagen beginnt der Winter, und dann wird Darken Rahl tot sein. Danach bekommen wir Richard zurück, wenn nicht schon früher.«
»Keine Sorge, ich bringe uns noch vorher dorthin, falls du das gemeint haben solltest«, brummte Chase.