25.

Der Weg zum Hauptturm war ein Alptraum. Die Quorrl waren überall, aber es gab keine Schlachtordnung mehr, keinen irgendwie gelenkten Angriff, sondern buchstäblich Tausende von einzelnen, mit verbissener Wut geführten Handgemenge, in denen die Verteidiger die heranwogenden Schuppenkrieger vergeblich zurückzudrängen versuchten. Skar wurde in ein Dutzend Kämpfe verwickelt, während er sich bemühte, über den Hof den überdachten Gang zu erreichen, der ihn zur Rückseite des Turmes führen würde, und kurz, bevor er ihn endgültig fand, wurde er in eine regelrechte Schlacht verwickelt, als sich dreißig oder vierzig Quorrl zugleich auf eine kleine Gruppe von Veden stürzten, die sich zu einem Abwehrkreis zusammengeschlossen hatten. Er schrie ununterbrochen Titchs Namen, aber natürlich hörte ihn der Quorrl nicht. Und Skar war nicht einmal sicher, daß er den Kampf noch hätte beenden können, selbst wenn er es gewollt hätte. Was hier geschah, hatte nichts mehr mit Krieg zu tun, es war keine Schlacht mehr, sondern ein Schlachten, ein sinnloses Gemetzel Tausender verzweifelter Individuen, die nicht einmal wußten, daß nicht sie es waren, die ihr Handeln bestimmten.

Irgendwie gelang es ihm, den Hof zu überqueren und sich aus dem Kampf zu lösen, und irgendwie gelang es ihm auch, den zahllosen kleineren Gefechten und Getümmeln aus dem Weg zu gehen, die sich im Inneren der Burg abspielten.

Was er nicht sah, war das Netz. Es war da, er spürte es, hier, überall in der Burg, durchwob jeden Stein mit schwarzen Nervenfäden, die Teil eines einzigen gewaltigen Körpers waren, aber es blieb unsichtbar. Es wartet! dachte er entsetzt. Es wartete darauf, die Falle endgültig zuschnappen zu lassen, wartete auf die Tausende und Abertausende von Quorrl, die bereitstanden, die Festung zu erstürmen, und deren Haß seine Nahrung war.

Und vielleicht war das seine Chance. Wenn er Kiina fand und es ihm gelang, sie hier herauszubringen (Herauszubringen? wisperte eine spöttische Stimme hinter seiner Stirn. Aber wie denn?), wenn es ihm gelang, bevor die Falle wirklich zuschnappte, dann hatte sie vielleicht eine Chance.

Als er bis auf zehn Schritte an die Treppe herangekommen war, schrie eine Stimme hinter ihm seinen Namen. Skar fuhr herum und erkannte eine riesige goldgepanzerte Gestalt, die auf dem Rücken ihres Schlachtrosses aus dem Kampfgetümmel herausragte wie ein Fels aus kochender Brandung.

»Satai!« brüllte der Quorrl, mit einer Stimme, die selbst den Schlachtenlärm übertönte. »Bleib stehen! Kämpfe mit mir!« Skar zögerte. Er wollte Titch zurufen, daß er nicht mehr kämpfen wollte, daß sie nicht mehr kämpfen durften, wollten sie nicht alles nur noch schlimmer machen, aber seine Stimme versagte einfach. Er wußte, daß es sinnlos gewesen wäre. Titch kämpfte wie ein Besessener, während er sein Pferd auf Skar zudrängte, schlug mit seinem Schwert auf jeden ein, der sich ihm in den Weg stellte, gleich, ob Mensch oder Quorrl, und brüllte ununterbrochen seinen Namen: »Kämpfe mit mir, Satai!« schrie er. »Laß es uns zu Ende bringen, nur du und ich!«

Aber Skar stellte sich seiner Herausforderung nicht. Er stürmte in den Turm, sprang mit einem gewagten Satz über die Barriere aus gespitzten Holzpfählen hinweg, welche die Männer hinter dem Tor errichtet hatten, und schrie auch ihnen seine Warnung zu, wegzulaufen und ihr Leben zu retten, obwohl er sicher war, daß sie seine Worte nicht verstanden. Dann raste er die Treppe hinauf, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend und so schnell, daß er schließlich vor Erschöpfung innehalten mußte, weil sein Herz zum Zerreißen hämmerte und seine schmerzenden Lungen einfach keine Luft mehr bekamen. Sekundenlang blieb er keuchend und mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt stehen, ehe er mühsam weitertaumelte.

Und dann fiel ihm die Stille auf.

Sie war unheimlich. Von draußen hallte der an- und abschwellende Lärm der Schlacht herein, aber die Geräusche schienen sein Ohr gar nicht richtig zu erreichen, waren irgendwie unwirklich, gedämpft, als gäbe es zwischen seiner und der Wirklichkeit dort draußen mit einem Male eine unsichtbare Wand.

Mit klopfendem Herzen sah Skar sich um.

Es war nicht nur still, es war auch keine Spur von Leben zu erkennen, nichts rührte sich, weder hier noch in den fünf oder sechs Etagen des Turmes, an denen er vorübergestürmt war, wie ihm erst im nachhinein auffiel. Dabei hätte der Turm von Männern bersten müssen. Sie hatten alle Verwundeten und Kranken hierhergebracht, in den vermeintlich sichersten Teil der Festung, und er selbst hatte einen Trupp von fünfundzwanzig Männern ausgewählt, der keine andere Aufgabe hatte, als Kiina zu bewachen.

Aber er sah keine Spur von Leben.

Langsam zog er das Schwert aus dem Gürtel und eilte weiter. Er wußte, wie lächerlich die Waffe war, gegen den Feind, der hier auf ihn wartete, aber er hätte es einfach nicht ertragen, mit leeren Händen weiterzugehen. Schließlich erreichte er den Treppenabsatz, hinter dessen Tür der Korridor zu Dels Thronsaal lag. Das Netz war da. Irgendwie spürte er es, noch bevor er die Tür öffnete. Der Gang war erfüllt von einem dichten, zitternden Geflecht aus schwarzen Fäden, da und dort wild ineinandergedreht, hier und da gleichmäßige, fast symmetrische Muster bildend, und erfüllt von einer nur vage wahrzunehmenden, gleichmäßigen Bewegung, wie dem Schlagen eines gigantischen bösen Herzens. Eine Anzahl unförmiger schwarzer Kokons sprachen eine beredte Sprache über das Schicksal der Wachmannschaft, und auch hier gewahrte er die großen, von beunruhigendem Eigenleben erfüllten formlosen Kokons, zu denen sich das Gewebe zu verdichten begann.

Und doch war etwas anders hier als oben auf der Mauer oder in dem kleinen Lagerraum im Turm. Das Netz war weniger dicht, bedeckte die Wände zwar wie eine kompakte schwarze Masse, ließ im eigentlichen Gang aber genug Platz, um ihn vorsichtig zu durchqueren, und trotzdem schien es Skar, als fühle er seine böse Ausstrahlung hier tausendmal stärker. Was immer das Herz dieses schwarzen Dämons war, es war hier präsenter. Er wußte plötzlich, daß das, was sie das Netz und Kiina den Wächter nannten, nur das Werkzeug von etwas viel Gefährlicherem, Böserem war, die Millionen Arme und Hände einer uralten, durch und durch feindseligen Kreatur.

Und er war ihr jetzt ganz nahe.

Unendlich vorsichtig ging er weiter. Er glaubte zu spüren, daß das Netz ihm jetzt nichts mehr antun würde, aus einem Grund, den er nicht begriff, von dessem Vorhandensein er aber überzeugt war. Trotzdem wich er den lose herabhängenden Fäden und Netzgeweben achtsam aus und sah jedesmal zu Boden, ehe er den Fuß aufsetzte, um nur ja nicht mit der schrecklichen Masse in Berührung zu kommen. Er brauchte Minuten, um die wenigen Schritte bis zur Tür des Thronsaales zu gehen.

Sie stand offen. Rechts und links von ihr lagen fast ein Dutzend der schwarzen Kokons, einige zuckend, in unruhiger, verdauender Bewegung, andere aufgeplatzt und leer. Skar zögerte, packte instinktiv sein Schwert fester und trat in den Thronsaal hinein. Und in seiner Mitte, auf der kleinen gemauerten Erhöhung, auf der sich noch vor Stundenfrist Dels Thron erhoben hatte, hockte das Ding.

Es war Skar unmöglich zu sagen, was es war. Es war groß, viel größer als ein Mensch, und es hatte einen Körper, aber er konnte ihn einfach nicht erkennen. Es war nicht so, daß er sich in ständiger Veränderung befunden hätte, wie das Netz, aber es glich nichts, was Skar jemals gesehen hatte, und sein Blick glitt von ihm ab wie ein Lichtstrahl von der polierten Oberfläche eines Spiegels. Es war groß, es war schwarz, und es dachte, das war alles, was er erkannte. Es starrte ihn an, obwohl es keine Augen oder andere sichtbaren Sinnesorgane zu haben schien. Es starrte ihn an, lauernd, auf irgend etwas wartend, von dem er nicht wußte, was es war. Riesig und dräuend hing es über ihm, gehalten von Dutzenden armdicker, schwarzer Taue, die sich zwischen der Decke und den Wänden spannten, wie eine apokalyptische Spinne, aber tausendmal fremder. Vielleicht, dachte Skar halb betäubt, war es nicht einmal wirklich böse. Aber so fremd, daß es keinerlei Kommunikation zwischen ihnen geben konnte.

Erst als er das Stöhnen hörte, gelang es ihm, sich aus dem Bann der augenlosen Blicke zu lösen und sich halb herumzudrehen. Kiina stand neben dem Fenster und starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an, und neben ihr zwei Satai, aber sie waren nicht mehr sie selbst: Über ihre Gesichter und Hände lief ein feines, sacht pulsierendes Netz haardünner schwarzer Fäden, und in ihren Augen war nichts Menschliches mehr. Mit einem Male glaubte Skar auch zu wissen, was die aufgeplatzten leeren Kokonhüllen draußen auf dem Gang bedeuteten. Erst dann sah er Kiina an, und er konnte ein erleichtertes Aufatmen trotz allem nicht mehr unterdrücken, als er erkannte, daß sie noch frei war. Das Netz hatte sie noch nicht berührt, und in ihren Augen war Angst, ein fast tödliches Entsetzen, nicht die polierte Härte wie in den Blicken der beiden Satai. Obwohl er wußte, daß er sterben würde, war er für einen Moment nichts als erleichtert. Für einen Moment, für einen furchtbaren Moment, draußen auf dem Gang, war er überzeugt gewesen, daß sie es gewesen war.

»Skar -« stöhnte Kiina, wurde aber sofort von einem der Männer am Weitersprechen gehindert.

Skar machte eine beruhigende Handbewegung, und der Mann trat wieder zurück. Kiina wimmerte vor Angst. »Nicht«, bat Skar. »Bleib still. Vielleicht...« Er sprach nicht weiter, sondern drehte sich mühsam zu der entsetzlichen Kreatur im Zentrum des Netzes herum. Seine Hände begannen zu zittern. Er schluckte bitteren Speichel hinunter, ehe es ihm gelang zu reden. »Läßt du sie gehen, wenn ich ... freiwillig zu dir komme?« ZUSTIMMUNG. Es waren keine Worte. Keine Gedankenübertragung, wie er sie bei Drask kennengelernt hatte. Ein Teil seiner Seele war bereits mit dem Ungeheuer verbunden. Vielleicht war er das immer gewesen. Und er wußte, daß es die Wahrheit sprach. Kiina war unwichtig; es spielte keine Rolle, ob sie lebte oder starb, frei oder seine Gefangene war. Er war das Opfer, der Preis, um den dieser ganze Kampf überhaupt ausgetragen worden war. Skar wußte plötzlich, wieso es ihm gelungen war, von der Mauer zu entkommen, als einziger zu entkommen, und wieso die Kreatur ihm erlaubt hatte, bis hierher vorzudringen. Es wollte ihn, das, was in ihm war, seit dem Tage seiner Geburt. Und aus irgendeinem Grunde war es wichtig, daß er es ihm freiwillig gab.

»Nein, Skar!« keuchte Kiina. »Tu das nicht! Es wird dich töten!«

Skar hörte gar nicht hin. Langsam senkte er sein Schwert, schob die Klinge in die Scheide zurück und machte einen Schritt auf die Kreatur zu. Etwas wie eine körperlose eisige Hand berührte seine Seele und tastete nach seinen Gedanken.

»Und Del?«

ZÖGERN. DANN ZUSTIMMUNG, GEPAART MIT UNWESENHEIT. ES KONNTE NICHT ALLE KENNEN, DIE ES ZU EINEM TEIL SEINER SELBST GEMACHT HATTE: WENN ER NOCH LEBT. JA.

Skar machte einen weiteren Schritt und blieb abermals stehen. Er wollte weitergehen, schon um Kiinas und - vielleicht - Dels Leben zu retten, aber alles in ihm sträubte sich dagegen, jede Faser seiner Menschlichkeit brüllte auf, als er sich diesem entsetzlich fremden Ding zu nähern versuchte. Es war, als kämpfe er gegen unsichtbare Ketten.

Hinter ihm erscholl ein polternder Laut, dann ein Schrei. Skar sah, wie eine zuckende, fast erschrockene Bewegung über den schwarzen Balg der Bestie lief, bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte sich herum, als der lähmende Bann jählings von ihm abfiel.

Unter der Tür erschienen drei Satai-Krieger, rückwärts gehend und verfolgt von einem tobenden Giganten, der von Kopf bis Fuß in blutbesudeltes Gold gehüllt war. Die beiden Männer, die Kiina bewacht hatten, zogen ihre Klingen und eilten ihren Kameraden zu Hilfe, aber nicht einmal zu fünft gelang es ihnen, den tobenden Quorrl zu stoppen. Titch brüllte ununterbrochen, hieb mit aller Gewalt auf die Männer ein und trieb sie Schritt für Schritt vor sich her. Abgerissene Fetzen des schwarzen Gewebes hingen an seiner Rüstung und seinen Armen, und hinter ihm begann der Boden zu brodeln.

»Skar!« brüllte Titch. »Stell dich mir, Satai! Kämpfe mit mir, wenn -«

Und dann gewahrte er, was sich hinter Skar befand.

Er erstarrte. Skar konnte sehen, wie sich seine Augen hinter dem schmalen Schlitz seines Visiers weiteten. Ein ungläubiger, keuchender Laut drang hinter seiner Kehle hervor.

Die fünf Satai nutzten den Augenblick, um ihn sofort und mit vereinten Kräften anzugreifen, aber Titch reagierte ganz instinktiv. Ein Schwerthieb prallte von seiner Rüstung ab, dann brüllte er auf, verschaffte sich mit einem einzigen wütenden Hieb seines Bihänders wieder Luft und torkelte weiter. Aber sein Blick blieb weiter starr auf die pulsierende Scheußlichkeit hinter Skar gerichtet, und plötzlich hielt er die zentnerschwere Klinge nur noch mit einer Hand, während die andere sich zum Gürtel senkte und eine verborgene Tasche öffnete. Als er sie wieder hob, glitzerte etwas Kleines darin. Eine schlanke, in gesponnenes Kupfer eingehüllte Phiole.

Und Skar fühlte einen gedanklichen Aufschrei von abgrundtiefer Furcht.

Der Korridor hinter Titch schien in einer schwarzen Explosion auseinanderzufliegen. Hunderte, Tausende der dünnen zähen Fäden schossen durch die Tür und auf Titch zu, aber der Quorrl schüttelte sie einfach ab, zerschnitt die wenigen Ranken, die an seiner schimmernden Goldrüstung Halt gefunden hatten, und tötete noch in der gleichen Bewegung einen der Satai.

Skar riß sein Schwert in die Höhe und stürzte los. Mit einem einzigen Schritt erreichte er Titch und die vier überlebenden Satai, schmetterte dem ersten Mann den Schwertknauf in den Nacken und tötete den zweiten mit einem Hieb, der ihm fast den Kopf vom Rumpf trennte.

»Titch!« brüllte er. »Lauf! Ich halte sie auf!«

Rücksichtslos warf er sich zwischen den Quorrl und die beiden übriggebliebenen Krieger. Die Netzkreatur begann zu toben, und die beiden Satai wollten Titch nachstürmen, aber Skar trat ihnen in den Weg, trieb sie mit verzweifelten, unbarmherzigen Schlägen vor sich her und zurück zur Tür. Seine Klinge zerschmetterte das Schwert des einen Mannes, parierte den Hieb des anderen und glitt funkensprühend an dessen Waffe entlang, in einem so wuchtigen Streich, daß der Handschutz des Schwertes zerschnitten und der Arm, der es führte, bis fast an den-Ellbogen gespalten wurde. Skar fegte den Mann mit einem Fußtritt vollends zu Boden, packte den letzten verbliebenen Angreifer einfach bei der Hüfte und warf ihn auf den Gang hinaus. Als er sich herumdrehte, hatte Titch das Ungeheuer erreicht. Selbst der Quorrl wirkte klein und verloren gegen den aufgeblähten Balg der Bestie. Das Ding tobte, warf sich verzweifelt in seinem Netz hin und her, den Tod spürend, den das heilige Wasser der Quorrl brachte. Schwarze Fäden, plötzlich hart wie Stahl und scharf wie Lanzenspitzen, peitschten auf Titch herab und beulten seine Rüstung ein, ohne sie durchdringen zu können, und plötzlich riß Titch die Hand in die Höhe und holte zum Wurf aus. Er schrie ununterbrochen.

Und dann war der Daij-Djan da.

Die Sternenbestie erschien wie aus dem Nichts zwischen Titch und der Netzkreatur, eine lächerlich kleine Gestalt vor dem tobenden Giganten, schwarz und glatt und böse, und mit ungeheuer schnellen Bewegungen. Ihre dreifingrige Klaue zuckte hoch, schloß sich um Titchs Hand und die winzige Glasphiole, die sie umklammerte, und zermalmte beides.

Titch brüllte vor Schmerz. Er bäumte sich auf, versuchte mit der Kraft der Verzweiflung, den viel kleineren und schlankeren Angreifer von sich zu schieben, aber es gelang ihm nicht. Plötzlich begann er zu zittern. Aus seinen gellenden Schreien wurde ein würgendes, schreckliches Röcheln. Er brach in die Knie, hielt sich noch einen Moment lang wankend aufrecht und sank dann nach vorne. Erst dann ließ der Daij-Djan seine Hand los und richtete sich wieder auf. Dunkles Blut und kleine glitzernde Glasplitter lösten sich aus Titchs Hand und rieselten zu Boden. Der Daij-Djan starrte Skar an. Sein Gesicht war glatt und schmal und ausdruckslos wie immer, aber Skar spürte den bösen, höhnischen Triumph, der die Sternenbestie erfüllte.

Siehst du, Bruder? wisperte die unhörbare Stimme des Daij-Djan in ihm. Es ist sinnlos, uns bekämpfen zu wollen. Komm zu uns. Du gehörst uns.

Kiina wimmerte. Skar sah aus den Augenwinkeln, wie sie aufstand und auf ihn zutaumelte, aber es war ihm unmöglich, den Blick vom Daij-Djan zu lösen. Du gehörst uns, flüsterte das Ungeheuer in ihm. Du gehörst uns.

»Skar!« wimmerte Kiina. »Töte mich. Töte mich, ehe mich dieses... Ding bekommt.«

»Aber es will dich doch gar nicht«, rief eine Stimme hinter ihnen. Kiina schrie erschrocken auf, aber es war Skar auch jetzt noch nicht möglich, sich zu bewegen. Er war gelähmt. Willen- und hilflos sah er zu, wie Del neben ihn trat und Kiina fast behutsam von ihm wegzog. Seine Hände staken in schwarzen ledernen Handschuhen, und sein Gesicht sah aus wie ein zerbrochenes Puzzle.

»Es will nur ihn«, sagte Del leise, fast sanft. Er lächelte in Skars Richtung und hob die Hand. »Nicht wahr, Bruder? Du weißt, was es von dir verlangt. Du mußt es ihm geben. Es gehört ihm. Es hat ihm immer gehört.«

Skar antwortete nicht. Er blickte Del nicht an, und er bewegte sich auch nicht, als er die dünnen Fäden spürte, die sich von Dels Hand lösten und sein Gesicht berührten.

Es tat nicht einmal besonders weh, als sie in seine Haut eindrangen.

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