26

Die Reise nach Sepulvarta erwies sich als geradezu erfrischend. Während Rhapsody nach Nordosten ritt, war der Sommer ihr immer einen Tag voraus, und sie folgte seiner Fährte aus neuem Gras und frischen Nadeln an den immergrünen Bäumen, die den Wald säumten. Mit jedem Tag wurde die Luft etwas wärmer, das Laub voller, das Gras höher, und Rhapsody fühlte das Feuer in ihrer Seele in der Wärme erstarken. Die Blüten und blassen Blätter des Frühlings waren üppigem, grünem Laub gewichen, das für ausreichend Schatten sorgte. Das Rauschen des Windes, der Hufschlag des Pferdes, die Geschwindigkeit ihres Ritts, all das rief in Rhapsody eine Ausgelassenheit hervor, die sie allzu lange unterdrückt hatte. Am ersten Tag, als sie den Wald verließ und auf die Ebene von Roland ritt, nahm sie das Band aus den Haaren, die nun ungebändigt hinter ihr im Wind wehten, während sie über das Grasland jagte. Sie wandte ihr Gesicht der Sonne zu, ließ die Mittagsstrahlen auf ihre rosige Haut brennen, sodass sie golden braun wurde. Als sie das Gebiet von Bethania und Navarne hinter sich gelassen hatte, fühlte sie sich gesünder und stärker denn je.

Nach elf Tagen hitzigen Reitens erreichte sie die Außenbezirke der Stadt Sepulvarta. Der von dem Stern gekrönte Turm war bereits drei Tage vorher zu sehen gewesen. Zum ersten Mal hatte Rhapsody ihn nachts erblickt, wie er leise in der Ferne schimmerte. Er sah genau so aus wie in ihrer Vision, und ihre Träume waren in jener Nacht besonders intensiv gewesen. Der Albtraum, der sie dazu gebracht hatte, diese Reise zu unternehmen, war fast jede Nacht zurückgekehrt, eine nagende Mahnung, mit höchster Kraft vorwärts zu preschen.

In der Stadt selbst wimmelte es von Menschen Pilger auf dem Weg zu den Heiligen Schreinen, Kirchenleute, aber auch die üblichen Wanderer von einer Provinz zur anderen, die es auf Geschäfte aller Art abgesehen hatten, manche ehrbarer, andere eher zwielichtiger Natur. Es war recht leicht, sich unters Volk zu mischen und durch die Tore ins Innere der Stadt zu gelangen, wo Rhapsody schließlich zum Pfarrhaus gelangte, hoch oben auf dem Hügel am Rande der Stadt gelegen. Es war ein wunderschönes Marmorhaus, an die eigentliche Basilika angebaut; die gravierten Messingtüren wurden von Soldaten in farbenprächtiger Uniform bewacht. Rhapsody band ihr Pferd an einem der dafür vorgesehenen Plätze an, versorgte das Tier mit Wasser und Hafer und ging dann direkt auf die Wachen zu.

Sie hatte sich ihnen noch nicht einmal auf zehn Fuß genähert, als sie auch schon die Speere kreuzten.

»Was wollt Ihr hier?«

Rhapsody stand so aufrecht sie konnte. »Ich muss zu Seiner Gnaden.«

»Die Bitttage sind im Winter, Ihr seid zu spät dran.«

Rhapsody spürte, wie sich die Angst, die sie seit dem ersten Albtraum mit sich herumgetragen hatte, in Ärger verwandelte. »Ich muss ihn trotzdem sehen. Bitte.«

»Niemand darf den Patriarchen sehen, nicht einmal an den Bitttagen. Macht, dass Ihr wegkommt.«

Obwohl die Ungeduld sie zu überwältigen drohte, bemühte sich Rhapsody, möglichst ruhig zu bleiben. »Bitte richtet Seiner Gnaden aus, dass die Iliachenva’ar gekommen ist, um sich als Kämpferin an seine Seite zu stellen. Bitte.« Die Wachen antworteten nicht. »Nun gut«, fuhr Rhapsody schließlich fort, bemühte sich aber weiterhin, ihren Zorn zu unterdrücken. »Bis Ihr meine Botschaft zum Patriarchen bringt, seid Ihr unfähig, irgendeine andere zu überbringen.«

Und sie sprach den Namen der Stille.

Die Wachen sahen einander an und fingen an zu lachen. Mitleidig sah Rhapsody zu, wie sie merkten, dass sie keinen Laut hervorbringen konnten, und verwirrt und ängstlich die Gesichter verzogen. Der Jüngere griff sich an die Kehle, der Ältere richtete seinen Speer auf Rhapsody.

»Na, na, nun seid nicht gleich so unwirsch«, meinte Rhapsody wenig beeindruckt. »Wenn Ihr die Sache wirklich hier draußen auf der Straße erledigen wollt, dann stehe ich gern zu Diensten, aber ich fürchte, meine Waffe ist Euren Speeren weit überlegen; das wäre wirklich unfair. Nun, meine Herren, ich bitte Euch, ich war lange unterwegs, und meine Geduld ist am Ende. Überbringt dem Patriarchen entweder meine Nachricht, oder macht Euch bereit, Euch zu verteidigen.« Um ihre Worte weniger bedrohlich klingen zu lassen, schenkte sie ihnen ihr freundlichstes Lächeln.

Der Jüngere der beiden Wachen blinzelte, und sein Gesicht wurde schlaff. Er blickte erst zu seinem Kameraden, dann wieder zu Rhapsody, ehe er sich umdrehte und in der Pfarrei verschwand. Der andere hielt weiterhin seinen Speer auf Rhapsody gerichtet, die sich ihrerseits auf den Stufen des Pfarrhauses niederließ, um zu warten. Von der Treppe aus hatte man einen majestätischen Blick von einem Hügelrand zum anderen. Viele Gebäude von Sepulvarta waren aus weißem Stein oder Marmor erbaut, und demzufolge strahlte die Stadt hell im Sonnenlicht fast übernatürlich, wie eine Vision vom Leben nach dem Tode. Ein Teil des ätherischen Lichts kam zweifelsohne von dem riesigen Spitzturm im Zentrum der Stadt. Die Zinne war so hoch, dass sie selbst noch auf die Basilika herabschaute, obgleich die Kirche mehrere hundert Fuß über der Stadt auf dem Hügel lag. Wenn das Sonnenlicht von einer Facette des Sterns eingefangen wurde, blitzte ein breiter Lichtstrahl auf und ließ die Dächer in überwältigender Pracht aufglänzen.

Gerade als Rhapsody sich entschlossen hatte, aufzustehen und sich die Beine zu vertreten, kehrte die Wache zurück.

»Bitte kommt mit mir.«

Sie folgte ihm die Steinstufen hinauf und durch die schweren Messingtüren. Als Rhapsody das Pfarrhaus betrat, war von dem gleißenden Licht nichts mehr zu sehen. Es gab nur wenige Fenster, und die Marmorwände verschluckten das Licht gänzlich, sodass im Inneren des ansonsten wunderschönen Gebäudes eine düstere, fast trostlose Atmosphäre herrschte. An den Wänden hingen schwere Teppiche, und in kunstvoll verzierten Wandhaltern brannten als einzige Lichtquelle zylindrische Wachskerzen. Der durchdringende Weihrauchduft konnte den scharfen Geruch nach Moder und abgestandener Luft nicht überdecken.

Rhapsody wurde durch mehrere lange Gänge geführt, vorbei an blassen Männern in kirchlichem Schwarz, die sie unverhohlen anstarrten. Endlich machte der Wächter vor einer großen geschnitzten Tür aus dunklem Walnussholz Halt und öffnete sie langsam. Mit einer Handbewegung forderte er Rhapsody zum Eintreten auf.

Der Raum wies in etwa die Ausmaße des Versammlungssaals im Kessel auf. In den Fußboden war ein vergoldeter Stern eingelassen, doch ansonsten gab es keinen Zierrat und abgesehen von einem schweren Stuhl aus schwarzem Walnussholz auch kein Mobiliar. Dieser Stuhl stand auf einem Postament, zu dem mehrere Marmorstufen emporführten, und ähnelte einem Thron, allerdings ohne die typische Pracht. Auf diesem Thron saß ein großer, dünner Mann in reich bestickten Gewändern aus goldener Seide, verziert mit einem silbernen Stern. Er musterte Rhapsody streng, als sie vor ihm stehen blieb; sie kannte diesen Mann nicht, auch nicht aus ihren Träumen. Geduldig wartete sie, dass er zu sprechen anhöbe. Lange betrachtete er sie, dann umwölkte sich seine Stirn. »Nun? Weshalb wolltet Ihr mich sehen?«

Rhapsody atmete langsam aus. »Ich wollte nicht Euch sehen.«

Auf dem strengen Gesicht erschien ein zorniger Ausdruck. »Nein? Warum wart Ihr dann so aufdringlich? Erlaubt Euch keine Spielchen mit mir, junge Frau.«

»Ich glaube, Ihr seid derjenige, der mit mir spielt«, entgegnete Rhapsody, so höflich sie konnte, obgleich sie ihren Ärger nicht gänzlich verbergen konnte. »Ich muss den richtigen Patriarchen sehen. Andere unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an der Nase herumzuführen gereicht ihm wohl kaum zur Ehre und Euch auch nicht.«

Verwirrung vertrieb den Zorn aus seinem Gesicht. »Wer seid Ihr?«

»Wie ich den Wachen bereits gesagt habe, bin ich die Iliachenva’ar. Es nicht schlimm, wenn Ihr nicht versteht, was das bedeutet; schließlich bin ich nicht zu Euch gekommen. Aber der Patriarch versteht es, oder wird es verstehen, falls Ihr es noch nicht für angebracht hieltet, ihm mitzuteilen, dass ich hier bin. Nun bitte ich Euch mit allem dienlichen Respekt, bringt mich zu ihm. Die Zeit wird knapp.«

Einen Augenblick starrte der Mann sie wortlos an, dann erhob er sich. »Seine Gnaden ist mit den Vorbereitungen für die Festlichkeiten am Hochheiligen Tag beschäftigt. Niemand darf ihn sehen.«

»Warum überlasst Ihr diese Entscheidung nicht ihm selbst?«, fragte Rhapsody und verschränkte die Arme. »Ich glaube, Ihr werdet feststellen, dass er mich empfangen möchte.«

Er ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. »Nun gut, ich werde ihn fragen.«

»Danke. Ich bin Euch wirklich dankbar.«

Der Mann nickte und stieg vom Postament. Als er an Rhapsody vorbeiging, zögerte er, musterte sie von oben bis unten, verließ dann aber wortlos den Raum. Rhapsody seufzte und blickte zur Decke hinauf. Auch sie bestand aus Marmor, so unnachgiebig solide, dass Rhapsody sich fühlte wie in einer Gruft. Sie sehnte sich danach, wieder nach draußen an die frische Luft zu kommen.

Nach einer Zeit, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit, öffnete sich die Tür endlich wieder, und der Mann, mit dem Rhapsody gesprochen hatte, kehrte zurück, diesmal in einfachem Kirchenschwarz. Er winkte ihr, ihm zu folgen, und sie tat es endlose Korridore hinunter, so tief in das Gebäude hinein, dass sie irgendwann jede Orientierung verlor. Schließlich gelangten sie in eine lange Halle, von der eine Reihe einfacher Zellen abging; bei vielen stand die Tür offen, und das Ganze wirkte wie ein Hospiz. Im Vorbeigehen konnte Rhapsody sehen, dass jeder Raum ein oder zwei schmale Betten enthielt, auf denen mit weißen Laken zugedeckte Patienten lagen; manche ächzten vor Schmerzen, andere murmelten irres Zeug vor sich hin. Vor einer geschlossenen Tür nahe dem Ende der Halle blieb ihr Begleiter stehen, klopfte an und öffnete sie dann. Mit einer Handbewegung forderte er Rhapsody zum Eintreten auf.

Verschwommen nahm sie wahr, wie die Tür hinter ihr wieder geschlossen wurde. Auf dem Bett lag ein älterer Mann, offensichtlich gebrechlich, mit einem weißen Haarkranz und hellblauen Augen, die fröhlich aus dem Gefängnis seines hinfälligen Körpers funkelten. Er trug das gleiche weiße Leinennachthemd wie die anderen Patienten, die Rhapsody gesehen hatte, und sie erkannte in ihm sofort den Mann aus ihren Träumen. Ein ehrfürchtiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, als sie näher trat, und er streckte ihr eine zittrige Hand entgegen.

»Oelendra?« Seine Stimme war nicht mehr als ein dünnes Krächzen. »Ihr seid gekommen?«

Behutsam nahm Rhapsody seine Hand und setzte sich auf den Hocker neben dem Bett, damit er den Hals nicht mehr so recken musste, um sie anzusehen. »Nein, Euer Gnaden«, erwiderte sie sanft. »Mein Name ist Rhapsody. Ich bin jetzt die Iliachenva’ar. Oelendra hat mich ausgebildet, ich komme direkt von ihr.«

Der alte Priester nickte. »Natürlich, Ihr seid zu jung, um Oelendra zu sein. Ich hätte es merken müssen, als Ihr hereinkamt. Aber als man mir sagte, eine Liringlas-Frau sei da, die behaupte, sie sei die Iliachenva’ar ...«

»Ich fühle mich geehrt von Eurem Irrtum, Euer Gnaden«, meinte Rhapsody mit einem Lächeln. »Ich hoffe, ich werde mich eines Tages dieses Vergleichs würdig erweisen.«

Auf dem Gesicht des Patriarchen breitete sich ein Lächeln aus. »Oh, Ihr seid wunderhübsch, mein Kind.« Er senkte die Stimme zu einem schelmischen Flüstern. »Glaubt Ihr, es wäre eine Sünde, wenn ich einen Augenblick nur daliege und Euch betrachte?«

Rhapsody lachte. »Nun, das werdet Ihr besser wissen als ich, Euer Gnaden, aber ich persönlich halte es nicht für eine Sünde.«

»Der Allgott ist freundlich«, seufzte er, »mir in meinen letzten Tagen einen solchen Trost zu schicken.« Mit gerunzelter Stirn wiederholte Rhapsody: »Eure letzten Tage? Hattet Ihr eine Vision, Euer Gnaden?«

Der Patriarch nickte kaum merklich. »Ja, mein Kind. Die diesjährige Feier des Hochheiligen Tags wird meine letzte sein; noch in diesem Jahr werde ich zum Allgott eingehen.« Als er das Entsetzen in ihren Augen bemerkte, fuhr er fort: »Bemitleidet mich nicht, Kind, ich fürchte mich nicht, denn ich sehne mich danach zu gehen, wenn meine Zeit kommt. Nun ist nur noch wichtig, die Zeremonie für den Hochheiligen Tag morgen Nacht zu vollenden. Ist das erst einmal getan, so ist das Jahr gesichert.«

»Ich verstehe nicht ganz. Was hat das zu bedeuten?«

»Dann seid Ihr wohl nicht unseres Glaubens?«

»Nein, Euer Gnaden, das bin ich nicht. Tut mir Leid.«

Die blauen Augen zwinkerten. »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen; der Allgott ruft jeden von uns zu seiner eigenen Einsicht. Wenn Ihr an etwas anderes glaubt, seid Ihr vielleicht hier, um mir etwas beizubringen, während ich mich darauf vorbereite, zu ihm zu gehen.«

»Ich glaube kaum, dass ich Euch etwas über Glaubensangelegenheiten beibringen könnte, Euer Gnaden«, entgegnete Rhapsody beklommen.

»Seid Euch da nur nicht so sicher, mein Kind. Der Glaube ist eine sonderbare Sache, und er ist nicht immer am größten in jenen, die darin am besten geschult sind. Aber wir werden auf diesen Gedanken zurückkommen, nicht wahr? Nun lasst mich Euch vom Hochheiligen Tag erzählen.

Jedes Jahr vollführe ich am Vorabend des ersten der Sonne gewidmeten Tages ein Heiliges Ritual, allein in der Basilika. Im Verlauf des Jahres finden andere Feierlichkeiten statt, aber keine davon ist so wichtig, denn die Zeremonie des Hochheiligen Tages verpflichtet die Gläubigen und den Patriarchen jedes Mal von neuem, dem Allgott zu dienen. Die Heiligen Worte sind Teil eines Heiligen Bundes mit dem Schöpfer, die Erfüllung eines Versprechens, das die kollektive Seele des Volks im Dienste aller Gläubigen dem Allgott widmet. Als Gegenleistung schenkt er uns seinen göttlichen Schutz für ein weiteres Jahr.« Verständnisvoll nickte Rhapsody, denn das Ritual, das er beschrieb, war auch eine Form des Benennens.

»Da durch dieses Ritual ein ganzes Jahr der Schutz des Allgottes gewährleistet ist, darf natürlich nichts verzögert oder gestört werden«, fuhr der alte Mann fort. »Die Bevölkerung von Sepulvarta geht an diesem Abend frühzeitig zur Ruhe und bleibt im Haus, damit es für mich keine Ablenkung gibt und ich meine Pflichten gewissenhaft ausführen kann. Jeder wird ermuntert, für mich zu beten, obgleich ich sicher bin, dass die meisten schlafen, statt Nachtwache zu halten.« Der alte Mann hielt inne und atmete keuchend, so sehr hatte die lange Rede ihn angestrengt.

Rhapsody schenkte ihm aus dem Krug auf dem Nachttisch ein Glas Wasser ein und reichte es ihm. »Habt Ihr Schmerzen, Euer Gnaden?« Sie half ihm, das Glas ruhig zu halten, denn seine Hand zitterte.

Der Patriarch nahm einen großen Schluck und nickte dann, um anzuzeigen, dass er genug hatte. Rhapsody setzte das Glas ab. »Nur ein wenig, Kind. Altwerden ist ein schmerzhafter Prozess, aber der Schmerz hilft, uns darauf zu besinnen, dass wir unseren Körper zurücklassen und unseren Geist für die bevorstehende Reise stärken. Es gibt andere hier, die weit mehr leiden. Aber ich wünschte, meine Kraft würde mich nicht so im Stich lassen. Ich würde mich gern um die Leidenden kümmern, wie ich das für gewöhnlich tue, aber ich fürchte, dann wäre ich nicht imstande, morgen meinen Dienst zu versehen.«

»Ich werde mich für Euch um sie kümmern, Euer Gnaden«, versprach Rhapsody und streichelte seine Hand.

»Dann seid Ihr eine Heilerin?«

»Ein wenig«, antwortete sie, während sie aufstand und Umhang und Tornister ablegte. Den Umhang hängte sie über die Lehne eines Stuhl an der anderen Wand, dann durchsuchte sie ihren Tornister. »Ich singe auch ein bisschen. Möchtet Ihr ein Lied von mir hören?«

Das bleiche Gesicht strahlte. »Nichts, was ich lieber möchte. Bei Eurem Namen hätte ich mir ja denken können, dass Ihr Musikerin seid.«

»Ich fürchte, das einzige Instrument, das ich bei mir habe, ist meine Lerchenflöte«, meinte Rhapsody bedauernd. »Meine Laute ist vor kurzem leider Opfer eines unglücklichen Unfalls geworden, und meine kleine Harfe habe ich im Haus der Erinnerungen gelassen, um den Baum dort zu bewachen.«

»Harfe? Ihr spielt Harfe? Oh, wie gern würde ich das hören. Es gibt in der ganzen Welt keinen lieblicheren Klang als den einer gut gespielten Harfe.«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich gut spiele«, wandte Rhapsody lächelnd ein. »Aber ich spiele mit Begeisterung. Vielleicht komme ich eines Tages mit meiner neuen Harfe zurück, wenn Ihr wünscht.«

»Wir werden sehen«, erwiderte der Patriarch unverbindlich, und Rhapsody wurde klar, dass seine Augen bereits in die nächste Welt blickten. So setzte sie die winzige Flöte an die Lippen und spielte eine ätherische Melodie, leicht und luftig, das Lied des Windes in den Bäumen von Tyrian.

Das Gesicht des Patriarchen entspannte sich, und die Muskeln auf seiner Stirn wurden schlaff, als der Schmerz, der ihn quälte, vom Klang des Instruments gelindert wurde. Durch ihre Arbeit mit den Bolg hatte Rhapsody sich angewöhnt, das Gesicht auf Anzeichen des nachlassenden Schmerzes hin zu beobachten, und sie konnte erkennen, wenn die Musik ein Leiden so weit linderte, dass die Besserung auch eine Zeit lang anhalten würde. Als sie sah, dass bei dem Patriarchen dieses Stadium eingetreten war, beendete sie ihr Lied. Der alte Mann stieß einen tiefen Seufzer aus. »Der Allgott hat Euch wahrhaftig gesandt, um mir den Übergang zu erleichtern. Könnte ich Euch doch nur für den Rest der mir verbleibenden Tage bei mir behalten.«

»Es gibt ein Lied des Übergangs, das die Lirin singen, wenn eine Seele sich bereit macht, ins Licht zu reisen«, sagte Rhapsody, und sah sofort, wie die Augen des Patriarchen voller Neugier aufleuchteten. »Man sagt, es löst die Bande zur Erde, mit denen die Seele an den Körper gebunden ist, damit sie sich nicht mit Gewalt freikämpfen muss. So fühlt die Seele auf ihrer Reise nichts als Freude.«

»Wie ich mir wünschte, ein Lirin zu sein«, seufzte der Patriarch. »Das klingt wundervoll.«

»Ihr müsst kein Lirin sein, um dieses Lied zu hören, Euer Gnaden. In Eurer Gemeinde wird es doch bestimmt viele Lirin geben.«

»Ja, vielleicht könnte ich einen finden, wenn es so weit ist«, meinte er. »Euer Lied hat meine Schmerzen gelindert, Kind. Ihr habt eine seltene Gabe.« In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Nach einer kurzen Pause wurde sie geöffnet, und der Mann, der vorhin den Patriarchen verkörpert hatte, kam herein, über dem Arm eine Garnitur weißer Gewänder.

»Sind diese für morgen Abend zufrieden stellend, Euer Gnaden, oder soll ich den Küster das sorboldische Leinen auspacken lassen?«

»Nein, Gregor, diese sind wunderbar«, antwortete der Patriarch. Der Mann verbeugte sich und verschwand durch die Tür. Der Alte wandte sich wieder Rhapsody zu, deren Gesicht so weiß wie die Gewänder geworden war. »Kind, was ist los mit Euch?«

»Das sind die Gewänder für die Zeremonie morgen?«

»Ja, am Hochheiligen Tag ist das zeremonielle Ornat von reinstem Weiß. Es ist die einzige Feier, bei der ich Weiß trage, bei allen anderen gibt es Farben, meist Silber oder Gold. Warum fragt Ihr?«

Rhapsody ergriff seine Hand; nun zitterte die ihre noch heftiger als seine. »Ich muss Euch sagen, warum ich gekommen bin, Euer Gnaden«, erklärte sie atemlos. Langsam und sorgfältig berichtete sie alle Einzelheiten ihrer Vision und versuchte, die Menschen, die sie gesehen hatte, so akkurat wie möglich zu beschreiben. Anfangs schien der Priester erschrocken, aber im weiteren Verlauf wurde er nachdenklich, nickte immer wieder und lauschte aufmerksam. Schließlich atmete Rhapsody einmal tief ein und wieder aus.

»Eure Erzählung erfüllt mich mit großer Sorge. Nicht nur, dass ich die Zeremonie des Hochheiligen Tages möglicherweise mit meinem Tod beeinträchtige! Das Verhalten meiner Seligpreiser beunruhigt mich gleichermaßen. Ich denke, Eure Vision zeigt recht zutreffend, was sich nach meinem Ableben ereignen wird, Rhapsody. Ich hatte gehofft, sie wären darüber erhaben, aber ich fürchte, ich war allzu zuversichtlich.«

»Was meint Ihr damit, Euer Gnaden?«

»Nun, die ersten beiden Männer, die Ihr gesehen habt, der junge und der alte, sind die Segner von Canderre-Yarim und der Neutralen Zone, Ian Steward beziehungsweise Colon Abernathy. Ian ist weise für sein Alter, aber letztlich doch ein unerfahrener Grünschnabel. Dass er sein Amt bekam, hat mehr damit zu tun, dass sein Bruder Tristan Steward heißt 1 der Fürst von Roland und Prinz von Bethania und weniger mit seinen eigenen Verdiensten, obgleich ich glaube, dass Ian einen guten Seligpreiser abgeben wird. Colin ist älter noch als ich, und um seine Gesundheit ist es fast ebenso schlecht bestellt wie um meine. Keiner von beiden ist geeignet, meine Stellung zu übernehmen, und zweifellos würden sie auch in Panik ausbrechen, wenn sie einer solchen Situation gegenüberstünden. Der Mann, den Ihr Tee zubereiten gesehen habt, ist höchstwahrscheinlich Lanacan Orlando, der Segner von Bethe Corbair. Was er in Eurem Traum getan hat, beschreibt seine Persönlichkeit vollkommen. Er ist ein bescheidener Mann, der stets versucht, die Dinge zu vereinfachen und unangenehme Situationen zu bereinigen. Lanacan ist mein oberster Heiler und Priester; ihn sende ich aus, um Truppen zu segnen oder den Sterbenden Trost zu spenden. Er ist kein großer Führer, aber ein wundervoller Priester. Und die beiden anderen ... nun, darin liegt die Schwierigkeit. Sie sind die Segner von Avonderre-Navarne und von Sorbold, erbitterte Rivalen und beide in Konkurrenz um das Patriarchenamt, wenn ich sterbe.

Philabet Griswold, der Segner von Avonderre-Navarne, besitzt weit reichenden Einfluss aufgrund von Avonderres Nähe zu den Transportwegen und dem Reichtum der Provinzen in seinem Bistum. Nielash Mousa, der Segner von Sorbold, ist das religiöse Oberhaupt eines ganzen Landes, nicht nur einer orlandischen Provinz, und stammt nicht aus einem traditionellen cymrischen Geschlecht, was in Roland ja mehr und mehr in Ungnade fällt. Ich fürchte, die beiden hassen einander, und obgleich ich in der Vergangenheit versucht habe, ihre Streitereien zu schlichten, fürchte ich doch, dass es zu einem Machtkampf kommen wird, wenn ich nicht mehr da bin. Ich bin nicht sicher, ob einer von ihnen es verdient, Patriarch zu werden, vor allem, wenn das Jahr nicht gesichert ist.« Er biss sich auf die Lippe, und Rhapsody merkte, dass sein Zittern stärker geworden war.

»Sagt mir, was ich tun kann, um Euch zu helfen«, bat Rhapsody und drückte seine Hand.

»Was immer es sein mag, auf mich könnt Ihr Euch verlassen.«

Als wollte er ihre Seele prüfen, blickte der Patriarch sie durchdringend an. Rhapsody hielt seinem Blick stand und ließ seine Augen über ihr offenes Gesicht wandern. Schließlich sah der alte Mann auf ihre ineinander verflochtenen Hände hinunter.

»Ja, das glaube ich«, meinte er dann, mehr zu sich selbst als an sie gewandt. Er zog einen Ring vom Finger, den sie zuvor kaum bemerkt hatte. Es war ein klarer, glatter Stein in einer einfachen Platinfassung. Behutsam öffnete er ihre Finger und legte den Ring auf ihre ausgestreckte Handfläche.

Nun nahm Rhapsody ihn genauer in Augenschein. Auf der Innenseite des Steins, wie von innen eingraviert, waren zwei Symbole zu sehen. Sie sahen aus wie ein Plus und ein Minuszeichen. Fragend blickte sie den Patriarchen an.

Er berührte den Stein und sprach auf Altcymrisch das Wort für Einschließen. Rhapsodys Augen wurden groß. Wieder griff er auf die Methode des Benennens zurück. »Hier«, sagte er dann mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. »Kind, nun haltet Ihr das Amt des Patriarchen in Eurer Hand. So lange dieses Amt morgen Abend mit mir in der Basilika ist, werde ich offiziell immer noch der Patriarch sein, um das Ritual durchführen zu können. Danach spielt es keine Rolle mehr, ob es einen offiziellen Patriarchen gibt, denn ich habe keine weiteren Feierlichkeiten abzuhalten. Innerhalb des nächsten Jahres werde ich auf jeden Fall sterben. Bewahrt den Ring für mich auf, ja? Er enthält die Weisheit meines Amtes und die tiefe Macht des Heilens, die damit einhergeht.«

»Wie kann Euer Amt sich in diesem Ring befinden? Ist es Euch nicht eingeboren, Euer Gnaden?«

Der Patriarch lächelte. »Oftmals, mein Kind, sind Königskronen und Ringe oder auch die Stäbe der heiligen Männer Behältnisse für die Weisheit ihres Amtes; sonst würde diese Weisheit ja womöglich mit der Person sterben, die das Amt innehat. Deshalb wird eine Krone oder ein Ring von König zu König weitergegeben, von Patriarch zu Patriarch; Krone und Ring enthalten die Weisheit vieler Könige, vieler Patriarchen, nicht nur die des gegenwärtigen Trägers. Sie sind nicht nur Symbole, sie bewahren das Amt und seine Macht, sie sorgen für Sicherheit. Die kollektive Weisheit gibt jedem König, jedem Patriarchen die zusätzliche Weisheit, die er benötigt, um zu regieren und die ihm Anvertrauten zu führen. So braucht er sich nicht allein auf seine eigene Klugheit zu verlassen.« Mit zitternder Hand drückte er die ihre. »Ich weiß, du wirst ihn beschützen.«

»Ich fühle mich von Eurem Vertrauen geehrt, Euer Gnaden«, erwiderte Rhapsody zögernd.

»Aber wäre der Ring nicht besser bei einem Mitglied Eures Ordens aufgehoben?«

»Nein, das glaube ich nicht«, meinte der Patriarch lächelnd. »Meine Weisheit, die ich unter anderem aus dem Ring beziehe, sagt mir, dass Ihr diejenige seid, der ich ihn anvertrauen soll; Ihr werdet wissen, was damit zu tun ist. Er ist ein altes Überbleibsel von der Verlorenen Insel, das die Cymrer mitbrachten, als sie hierher kamen. Er verwahrt in sich viele Geheimnisse, zu denen ich nie Zugang gefunden habe; vielleicht wird das Euch vergönnt sein oder demjenigen, an den Ihr ihn weitergebt. Wenn nach meinem Tod für die Nachfolge eine friedliche und gerechte Lösung gefunden ist, werdet Ihr nach Sepulvarta kommen, um bei der Amtseinsetzung des neuen Patriarchen zu helfen, nicht wahr?«

»Ja.«

»Ich dachte mir, dass Ihr dazu bereit seid. Das ist gut, denn ohne den Ring wäre das auch nicht möglich.« Er lachte verschwörerisch.

»Lasst mich morgen bei Euch sein, Euer Gnaden«, sagte Rhapsody ernst. »Wenn meine Vision Euren Tod durch die Hand eines Attentäters und nicht durch den Ratschluss des Allgottes voraussagt, dann sollte ich Euch als Eure Kämpferin verteidigen. Wenn das Ritual vollzogen und das Jahr gesichert ist, werdet Ihr leicht und friedlich weiterleben, bis der Allgott Euch zu sich ruft.«

»Ich hatte gehofft, dass Ihr das vorschlagen würdet«, flüsterte er hocherfreut. »Nur einen benannten Kämpfer darf der Patriarch während des Rituals als Eskorte bei sich haben. Ich vermute, Ihr werdet es recht eintönig finden, aber es wird gut tun, Euch in meiner Nähe zu haben.«

»Seid Ihr sicher, Euer Gnaden? Ich kann auch vor der Basilika warten und den Eingang bewachen, wenn Ihr das wünscht. Da ich nicht Eurer Religion angehöre, möchte ich auf keinen Fall...«

»Glaubt Ihr an Gott?«

»Ja, von ganzem Herzen.«

»Dann sehe ich keine Schwierigkeit.« Der alte Mann bewegte sich unruhig in seinem Bett.

»Mein Kind, werdet Ihr mir etwas sagen?«

»Aber sicher.«

»Was glaubt Ihr denn, wenn Ihr Euch nicht unserer Religion zugehörig fühlt? Seid Ihr eine Anhängerin von Llauron?«

»Nein«, antwortete Rhapsody, »obgleich ich ein wenig bei ihm studiert habe. Seine Deutung kommt dem, was ich glaube, ein bisschen näher als die Eure, wenn ich das sagen darf, aber sie ist auch nicht meine.«

Die Augen des Patriarchen leuchteten voller Neugierde auf. »Bitte erklärt mir, woran Ihr glaubt.«

Einen Augenblick schwieg Rhapsody und dachte nach. »Ich weiß nicht, ob ich es in Worte fassen kann. Was für Euch der ›Allgott‹ ist, ist für die Lirin der ›Eine Gott‹, aber die Vorstellung dahinter ist die gleiche. Ich glaube, dass Gott die Kombination aller Dinge ist, dass jedes Ding, jede Person ein Teil Gottes ist, nicht nur etwas, was Gott erschaffen hat, sondern wirklich ein Teil von ihm. Ich glaube, der Grund, warum Menschen sich zum Gottesdienst versammeln, ist, dass dann mehr Teile von Gott anwesend sind und damit seine Gegenwart leichter gefühlt und gefeiert werden kann.«

»Das ähnelt stark einer unserer Vorstellungen. In unserer Religion glaubt man, dass alle Menschen dem Allgott gehören und dass sich ihre Gebete vereinen, um ihn zu erreichen.«

»Aber wenn Euer Gott der Gott für alle ist, warum dürft dann nur Ihr zu ihm beten?«

Der Patriarch blinzelte. »Ich bin sozusagen der Kanal für ihre Gebete. Jeder kann beten.«

»Ja, aber sie beten zu Euch. Für mich ist ein Gebet, das bei uns meist die Form eines Liedes hat, meine Art, direkt mit Gott in Verbindung zu treten. Das brauche ich, um mich ihm nahe zu fühlen.«

»Glaubt Ihr denn nicht, dass der Allgott so viele Gebete wie möglich zusammengeführt wissen möchte, um den Ruhm und die Ehre, die wir ihm erweisen, umso größer zu machen?«

»Ich weiß es nicht. Wenn ich ein Gott für viele wäre, dann würde ich mir wünschen, dass mir jeder Einzelne davon möglichst nahe wäre. Was für einen Sinn gäbe es sonst? Ich glaube nicht, dass er uns erschaffen hat, damit wir ihm Ehre entgegenbringen, ich glaube, er hat uns erschaffen, weil er uns liebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von uns er wartet, ihm diese Liebe durch einen Kanal zurückzugeben. Grundsätzlich sehe ich Gott als Leben. Dieser Vorstellung kann man sich leicht anschließen, aber es ist schwer, nach ihr zu leben.«

»Warum?«

Wieder dachte sie nach, ehe sie antwortete. »Die Liringlas haben einen Ausdruck, der lautet ›Ryle hira: Das Leben ist, was es ist.‹ Ich dachte früher, das wäre ein dummer Spruch, eine nutzlose Plattitüde. Doch als ich ein bisschen älter wurde, begann ich die Weisheit dieser Worte zu verstehen. Die Lirin sehen Gott auch als das ganze Leben, sie glauben, jeder Einzelne, jedes Ding im Universum sei ein winziger Teil Gottes. Deshalb muss man das Leben, ganz gleich, was es einem bringt, ehren, denn es ist so, wie es sein soll, selbst wenn man es vielleicht gerade nicht versteht. Vermutlich kommt diese Überzeugung unter anderem daher, dass die Lirin so lange gelebt und so vieles haben kommen und gehen sehen. Wahrscheinlich liegt der Grund, warum es mir so schwer fällt, es anzunehmen, darin, dass ich nur eine Halb-Lirin bin und deshalb nicht von Natur aus den Blickwinkel dieses langen Lebens teile.

So versuche ich zu akzeptieren, dass alle Dinge Teil Gottes sind, selbst diejenigen, die ich nicht begreife. Und ich denke, meine Aufgabe als Teil des Ganzen besteht darin, dieses Leben auf jede erdenkliche, mir mögliche Art besser zu machen, auch wenn mir natürlich klar ist, dass mein Beitrag äußerst gering ist, weil ich ja nur ein winziges Teilchen bin. Ich gebe keine sehr gute Lirin ab, wenn es hart auf hart geht. Vielleicht sehe ich aus wie meine Mutter, aber ich vermute, dass ich eigentlich eher die Tochter meines Vaters bin.«

»Ihr habt von beiden Weisheit mitbekommen«, meinte der Patriarch voller Zuneigung. »Hätte ich eine Tochter, würde ich mir wünschen, sie wäre genau so dickköpfig und ungeduldig und wunderbar wie Ihr.« Auf einmal wirkte sein Gesicht ein wenig blasser.

»Wollt Ihr Euch nicht ein wenig hinlegen?«, schlug Rhapsody vor und nahm seinen Arm, um ihm zu helfen. »Ich habe Euch viel zu sehr ermüdet. Ruht Euch aus, ich werde mich einstweilen um die anderen kümmern. Ich habe Medizin bei mir und kann singen oder Musik machen, ganz wie es vonnöten ist. Wenn Ihr wieder wach seid, könnt Ihr mir mehr darüber sagen, was ich morgen Nacht tun muss.«

Der alte Mann nickte. Rhapsody stand auf und ging zur Tür, aber gerade als sie sie öffnen wollte, rief er ihr etwas nach.

»Ihr werdet doch zurückkommen?«

»Aber ja.«

»Und morgen?«

»Morgen werde ich Euch zur Seite stehen, Euer Gnaden«, antwortete sie. »Es wird mir eine Ehre sein.«

Загрузка...