18

Vor dem Schlafengehen bürstete Liss Istas Haar aus. Diese Aufgabe schien dem Mädchen zu gefallen — Ista hatte den Verdacht, dass es sie an glücklichen Stunden in den Ställen erinnerte. Ein schüchternes Klopfen war an der Tür zum Vorzimmer zu vernehmen. Liss ging nachsehen und kam einen Augenblick später zurück.

»Es ist einer von Lord Arhys Pagen. Er sagt, dass sein Herr unten wartet und gern ein paar Worte mit Euch wechseln würde.«

Ista hob die Augenbrauen. »Zu dieser Stunde? Nun gut. Sag ihm, ich komme gleich herunter.«

Liss ging davon, um die Nachricht zu überbringen, und Ista schlüpfte aus ihrem Hausmantel und zurück in ihr lavendelfarbenes Leinenhemd und das schwarzseidene Übergewand. Sie griff nach der Trauerbrosche auf dem Tisch, zögerte, raffte damit dann aber doch den weichen schwarzen Stoff unter ihren Brüsten zusammen, wie sie es vorher getan hatte. Eine unabsichtlich angemessene Kleidung für Arhys’ Gegenwart, dachte sie. Schließlich trat sie auf die Galerie. Liss ging neben ihr, hielt eine Kerze in einer Glasvase und leuchtete ihr.

Lord Arhys wartete am Fuß der Treppen, eine Fackel in er Hand, und schaute gespannt empor. Er trug immer noch Schwert und Stiefel, als wäre er gerade erst von seinem Ausritt zurückgekehrt. Ista war froh zu sehen, dass er unter seinem graugoldenen Wappenrock ein Panzerhemd trug. Nach der Hitze des Tages war die Nachtluft noch immer lau und unbewegt, und die Fackel verbreitete ein gleichmäßiges Licht, das auf Arhys’ bleiches Gesicht fiel.

»Majestät, ich würde mich gern mit Euch unterhalten. Allein.«

Ista wies auf die Bank am gegenüberliegenden Ende des Innenhofes, und Arhys nickte.

»Warte hier«, sagte Ista leise zu Liss. Das Mädchen nickte und ließ sich auf den obersten Stufen nieder. Ista stieg die Treppe ganz hinunter und schritt an Arhys’ Seite über das Pflaster. Dieser reichte seine Fackel dem Pagen, aber der Junge konnte den Halter, der sich hoch in einer behauenen Säule befand, nicht erreichen. Arhys lächelte kurz, nahm die Fackel zurück und steckte sie selbst hinein. Dann entließ er den Pagen, der Liss Gesellschaft leistete. Ista und Arhys setzten sich jeweils an ein Ende der Steinplatte, die noch immer ein wenig warm war von der Sonnenglut des Tages. Die sternübersäten Tiefen des Himmels, eingerahmt von den umliegenden Dächern des Innenhofes, schienen das goldene Glühen von Liss’ Kerze und der Fackel zu verschlucken. Arhys’ Gesicht kaum mehr als ein mattgoldener Schatten vor einem Hintergrund aus Schwärze, doch seine Augen funkelten.

»Ein ereignisreicher Tag, den Eure zurückgekehrten Gefährten und ihr jokonischer Anhang uns verschafft haben«, begann er. »Zwei meiner Patrouillen sind aus dem Süden und Westen zurückgekehrt, hatten aber nichts zu berichten. Zwei weitere Patrouillen aber sind noch fort, und ich mache mir Sorgen.« Er zögerte. »Cattilara hat mich bei meiner Rückkehr nicht willkommen geheißen. Ich glaube, sie ist wütend auf mich.«

»Weil Ihr ausreitet und Eure Pflicht tut? Sie wird Euch gewiss vergeben.«

»Sie wird mir nicht meinen Tod vergeben. In dieser Sache bin ich zu ihrem Feind geworden, aber auch zu ihrem Gewinn.«

Seid Ihr das? »Sie glaubt immer noch, sie kann Euch zurückgewinnen. Oder zumindest verhindern, dass Ihr dahingeht. Ich glaube, sie verkennt die zerstörende Auswirkung dieser Verzögerung auf Euch, weil sie von der Oberfläche der Dinge geblendet wird. Falls sie sich auflösende Geister überhaupt wahrnimmt — das Wesen ihrer Verdammnis begreift sie bestimmt nicht.«

»Verflucht«, flüsterte er. »Ist es das, was ich bin? Das erklärt einiges.«

»In theologischer Hinsicht ist es genau das, glaube ich, auch wenn dy Cabon diesen Ausdruck vielleicht verfeinern kann. Ich kenne die Sprache der Gelehrten nicht, aber ich habe es selbst gesehen. Ihr werdet nicht mehr von der Materie genährt. Zugleich wird Euch auch der Beistand Eures Gottes vorenthalten. Allerdings nicht durch Euren eigenen Willen, wie es bei tatsächlich verlorenen Geistern der Fall ist, sondern durch das Wirken eines anderen. Das ist … falsch.«

Er streckte sich und verschränkte die Hände. »So kann es nicht weitergehen. Ich tue nicht einmal mehr so, als ob ich esse. Ich trinke nur noch wenige kleine Schlucke. Meine Hände, mein Gesicht und meine Füße werden allmählich gefühllos. Erst in den letzten zehn Tagen ist mir das aufgefallen, anfangs nur schwach, aber es wird schlimmer.«

»Das hört sich gar nicht gut an«, meinte sie und zögerte. »Habt Ihr gebetet?«

Er legte die Hand auf den linken Ärmel, und Ista erinnerte sich an die schwarze und graue Gebetsschnur, die er insgeheim darunter herumgewickelt hatte. »Im Leben eines Mannes kommen und gehen die Augenblicke, in denen er der Hilfe der Götter bedarf. Cattilara sehnte sich nach einem Kind, und ich erwies meine Ehrerbietung … Doch wenn der Wintervater je meine Gebete gehört hat, so zeigte er es nicht. Ich habe nie zu den Menschen gehört, die irgendwelche Zeichen empfangen haben, oder die sich so etwas einredeten. Bei mir war die Antwort auf meine Gebete stets nur Schweigen. Doch in letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass dieses Schweigen … leerer geworden ist. Majestät …«, sein Blick, der aus dem Schatten heraus aufblitzte, schien sie zu durchbohren, »wie viel Zeit habe ich noch?«

Sie wollte sagen: Ich weiß es nicht. Aber diese Ausflucht hatte den Beigeschmack der Feigheit. Kein Arzt aus dem Orden der Mutter hätte ihm seine Frage besser beantworten können als sie. Was kann ich ihm sagen? Sie musterte ihn genau, sowohl mit ihrem gewöhnlichen Blick wie auch mit dem zweiten Gesicht. »Ich habe schon viele Geister gesehen, doch mehr alte als neue. Sie sammeln sich an, müsst Ihr wissen. Die meisten behalten die Gestalt bei, die sie zu Lebzeiten hatten, zumindest für zwei oder drei Monate. Aber sie bleichen allmählich aus und verlieren an Substanz. Ein Jahr nach dem Tod kann das zweite Gesicht normalerweise keine menschlichen Züge mehr unterscheiden, obwohl sie immer noch die grobe Form eines Körpers haben. Nach mehreren Jahren bleibt nur ein weißer Fleck zurück, der dann schwächerer wird, bis er schließlich ganz verschwindet. Doch die Zeitdauer ist sehr unterschiedlich. Ich nehme an, es hängt von der Stärke des Charakters ab, den die Person zu Anfang hatte.« Und vielleicht auch mit der Belastung ihrer schwindenden Existenz? Arhys war ein einzigartiger Fall. Die Anforderungen an seinen Geist wären selbst für einen lebenden Mann gewaltig gewesen. Wie konnte sein hungernder, einsamer Geist sie ertragen?

Die Menschen mit großen Seelen geben großzügig von ihrem Überfluss. Doch selbst sie müssen irgendwann ans Ende ihrer Kräfte gelangen, ohne die stützende Hand … Ihr Verstand scheute davor zurück, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Sie lenkte ihn in eine andere Richtung. Ihres Gottes.

»Und wie sehe ich jetzt aus?«

»Eure Farbe ist fast zur Gänze ausgebleicht«, erwiderte sie widerstrebend. »Und Eure Extremitäten werden bereits verschwommen.«

Mit einer tastenden Hand rieb er sich übers Gesicht und murmelte: »Ah. Das erklärt manches.« Für einen Augenblick saß er schweigend da; dann schlug er leicht gegen sein Knie. »Ihr habt mir einmal gesagt, dass Ihr Ias versprochen habt, mit keiner lebenden Seele über das Schicksal meines Vaters zu sprechen. Hier bin ich nun, Majestät, und würde es gern wissen.«

Ista stieß ein überraschtes Schnauben aus. »Für einen Toten gebt Ihr einen recht ansehnlichen Advokaten ab. Dieser Gegenstoß wäre ein guter Treffer geworden, wäre meine Behauptung nicht von Anfang an eine Lüge gewesen. Ias hat mir nie ein solches Versprechen abverlangt. Er redete damals kaum noch mit mir. Die Geschichte, die ich Euch erzählt habe, war lediglich ein Schild, um meine Feigheit zu verstecken.«

»Feige ist nicht das Wort, mit dem ich Euch beschreiben würde, Majestät.«

»Irgendwann lernt man es besser, als seine Wahlmöglichkeiten der Furcht zu überlassen. Mit dem Alter, mit jeder neuen Wunde und jeder Narbe lernt man es.«

»Dann bitte ich Euch nun um die Wahrheit, als meine Grabbeigabe. Das erscheint mir erstrebenswerter als Blumen.«

»Aaah.« Mit einem langen Seufzer stieß sie den Atem aus. »Ja.« Sie fuhr mit den Fingern über den glatten kalten Amethyst und die silberne Filigranarbeit der Brosche unter ihrem Busen. Dy Lutez hat es an seinem Hut getragen, an seinem letzten Tag. Ich erinnere mich. »Das ist das dritte Mal in meinem Leben, dass ich dieses Geständnis mache.«

»Aller guten Dinge sind drei, sagt man.«

»Was weiß man schon?« Sie schnaubte wieder, leiser diesmal. »Ich glaube das nicht. Jedenfalls, meine Zuhörer bei diesem Geständnis waren stets erlesen, wie es meinem Rang und dem Verbrechen geziemt. Ein wahrhafter Heiliger, ein ehrlicher Geistlicher, und der Sohn des Toten … so.« Sie hatte die Geschichte in Gedanken stets wiederholt. Eine weitere Probe war nicht nötig. Sie setzte sich gerade auf und begann:

»Jeder weiß, dass Ias’ Vater, König Fonsa, voller Verzweiflung über den Verlust seiner Söhne und seines Königreichs unter dem Ansturm des Bündnisses des Goldenen Heerführers, seinen Feind durch einen Todeszauber niederstreckte und zum Ausgleich sein eigenes Leben gab.«

»Das ist Geschichte, ja.«

»Sehr viel weniger Menschen jedoch wissen, dass bei diesem Ritual etwas zurückblieb, ein schleichender Fluch, der Fonsas Erben quälte und alles vergiftete, was sie anfingen. Erst Ias, dann dessen Sohn Orico. Teidez. Iselle. Oricos unfruchtbare Ehefrau Sara. Und mich«, hauchte sie. »Mich.«

»Die Regierungszeit König Ias’ galt als wenig glücklich für Chalion«, räumte er vorsichtig ein. »Auch nicht die von Orico.«

»Ias, der Unglückliche. Orico, der Kraftlose. Diese Spitznamen, die das gewöhnlichen Volk ihnen gab, werden nicht einmal zur Hälfte der Wahrheit gerecht. Ias wusste von dem Fluch, wusste, woher er kam und wie er entstanden war. Aber selbst Orico hat er erst auf dem Sterbebett davon erzählt. Er teilte das Wissen allerdings mit Arvol dy Lutez, seinem Gefährten seit der Kindheit, seinem Marschall, seinem Kanzler, seiner rechten Hand. Vielleicht wollte er Arvol als Zange verwenden, um die Staatsgeschäfte Chalions zu führen, ohne sie mit dem Fluch zu belasten. Orico versuchte das später mit seinen eigenen Günstlingen. Nicht, dass diese List Erfolg gehabt hätte. Doch Arvol dy Lutez’ Ehrgeiz und seinen großen Energien sagte es sehr zu. Und seiner Überheblichkeit. Ich versichere Euch, auf seine Weise liebte Euer Vater Ias. Ias verehrte ihn und war von seinem Urteil abhängig. Arvol war es sogar, der mich für ihn ausgewählt hatte.«

Arhys zupfte an seinem kurz geschnittenen Bart. »Es gab Gerüchte, dass die beiden mehr waren als Saufkumpane … Ich gehe davon aus, dass es eine Verleumdung war, aus politischen Gründen, und verbreitet von den Neidischen …?«

»Nein«, erwiderte sie knapp. »Jahrelang waren sie Liebhaber, wie ganz Cardegoss wusste, auch wenn man außerhalb der Hauptstadt nicht darüber sprach. Meine eigene Mutter hat es mir erzählt, kurz vor meiner Hochzeit, damit ich nicht ahnungslos hineinstolpern würde. Damals hielt ich sie für gefühllos. Inzwischen glaube ich, dass sie klug war. Und besorgt. Außerdem glaube ich im Nachhinein, dass es ein Angebot war, es mir noch einmal anders zu überlegen. Damals jedoch ist mir dieser Hintersinn gänzlich entgangen. Später fand ich heraus, dass Lord dy Lutez auf dieser Warnung bestanden hatte — um sich spätere Unannehmlichkeiten zu ersparen, nehme ich an, und auch Ias. Doch trotz all der freimütigen Worte verstand ich nicht, was sie bedeuteten. Wie hätte ich auch — ein romantisches junges Mädchen, überwältigt von einem großen Sieg auf dem Feld der Liebe, wie es ihr erscheinen musste, und auserwählt als Braut des Königs. Ich stimmte zu, bestrebt, vernünftig und aufgeklärt zu erscheinen.«

»Oh«, sagte er leise.

»Falls Ihr also geglaubt habt, Eure Mutter würde ihren Schwüren untreu, indem sie Illvins Vater in ihr Bett nahm — seid versichert, ein anderer dy Lutez hatte die Schwüre zuvor schon gebrochen. Ich fürchte, ihre Mutter war nicht so klug und aufrichtig wie die meine, als man sie auf die Hochzeit vorbereitete. Oder weniger gut informiert.«

Nachdenklich hob er die Brauen. »Das erklärt manches, das ich als Kind nicht verstanden habe. Ich glaubte, mein Vater hätte sie verstoßen, aus Zorn und dem Gefühl der Demütigung, und das wäre der Grund, weshalb er nie hierher kam. Ich kam nie auf den Gedanken, sie könnte ihn verstoßen haben.«

»Oh, ich bin ziemlich sicher, dass Lord dy Lutez von ihrem Fehltritt ernsthaft beleidigt war«, meinte Ista. »Wie gerechtfertigt er auch gewesen sein mag. Sein Stolz hielt ihn davon ab, zurückzukehren, doch sein Sinn für Gerechtigkeit — das muss man ihm zugestehen — hinderte ihn ebenso daran, auf Rache zu sinnen. Vielleicht war es auch Scham. Hoffe ich jedenfalls.« Trocken setzte sie hinzu: »Jedenfalls, zum Ausgleich für seine Verletzung blieb ihm ja noch immer ihr Besitz, den er seinen ausgedehnten Gütern zuschlagen konnte.«

Er musterte sie. »Ihr habt ihn für gierig gehalten.«

»Niemand sammelt aus purem Zufall so viel an. Doch als Gier würde ich es nicht bezeichnen, denn er wusste selbst kaum, was er alles besaß, und ein gieriger Mann zählt jede Münze, die ihm gehört.«

»Wie würdet Ihr es dann nennen?«

Ista kniff die Augenbrauen zusammen. »Befriedigung«, meinte sie schließlich. »Für ihn waren seine Besitztümer ein magischer Spiegel, die ihn so groß zeigten, wie er gern gewesen wäre.«

»Das«, meinte er nach kurzer Pause, »ist ein Furcht einflößendes Urteil, Majestät.«

Ista nickte. »Er war ein komplizierter Mann.« Sie holte tief Luft, setzte neu an: »Arvol und Ias haben mich nicht betrogen, indem sie mir ihre Liebe verschwiegen. Sie haben mich betrogen, indem sie den Fluch verheimlichten. Ich ließ mich auf die Ehe mit Ias ein, ohne die Gefahr zu kennen, in die ich geriet, oder die Gefahr für meine künftigen Kinder. Als ich mit Iselle schwanger war, kamen die Visionen. Die Götter versuchten, zu mir vorzudringen. Ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Und Ias und dy Lutez ließen mich in diesem Glauben. Zwei Jahre lang.«

Er zuckte leicht zusammen, als er den plötzlichen Zorn in ihrer Stimme vernahm. »Das hört sich … sehr unfreundlich an.«

»Es war feige. Und noch dazu eine Geringschätzung meines Verstandes und meiner Stärke. Sie ließen mich an den Folgen teilhaben, doch sie vertrauten mir nicht seine Ursache an. Ich war für sie kaum mehr als ein Kind, nicht reif genug für eine solche Bürde. Doch um Ias’ Kinder zur Welt zu bringen, dafür schien ich ihnen geeignet. Doch die Götter waren offenbar anderer Meinung. Denn sie kamen zu mir. Nicht zu Ias. Nicht zu dy Lutez. Zu mir

Sie verzog die Lippen. »Im Rückblick frage ich mich, wie sehr Arvol sich davon gekränkt fühlte. Er wäre gern der einsame strahlende Held gewesen, der zu Ias’ Rettung herbeigeeilt wäre, wenn er gekonnt hätte. Das war seine gewohnte Rolle. Und tatsächlich, eine Zeit lang schien es, als hätten die Götter ihm eben diese Rolle zugedacht.

Schließlich erschien mir die Sommermutter selbst, nicht im Traum, sondern in einer Vision am hellen Tag. Vielleicht werden selbst die Götter irgendwann ungeduldig mit unserer Begriffsstutzigkeit. Jedenfalls, ich war überwältigt — ich hatte noch nicht gelernt, den Göttern gegenüber misstrauisch zu sein. Sie ließ mich wissen, dass der Fluch gebrochen werden und aus der Welt geschafft werden könne, von einem Mann, der dreimal sein Leben für das dahinsiechende Königshaus von Chalion opferte. Ich war jung und verrückt vor Sorge um meine kleinen Kinder. Also nahm ich diese Aussage allzu wörtlich und schloss daraus, dass sie von mir verlangte, einen gefährlichen Ritus zu ersinnen, um diesen Widersinn Wirklichkeit werden zu lassen.«

»Das ist in der Tat gefährlich. Und …«, Falten zeigten sich auf seiner Stirn, »widersinnig.«

»Ich erzählte alles Ias und Arvol, und wir berieten uns. Arvol war betroffen von unseren Tränen und erklärte sich bereit, die Rolle des Helden zu übernehmen. Wir einigten uns auf Ertrinken als Methode, denn wir wussten, dass gelegentlich schon Menschen vom Tod durch Ertrinken zurückgekehrt waren. Außerdem hinterließ es keine entstellenden Spuren. Arvol studierte alle Berichte, die er darüber bekommen konnte, beschäftigte sich mit Opfern, sowohl mit Verstorbenen wie auch mit solchen, die man gerettet hatte. In einer Höhle unter dem Zangre stellten wir ein Fass auf, bereiteten Seile und eine Winde vor. Wir errichten Altäre für alle Götter. Arvol ließ sich ausziehen, fesseln und kopfüber hinunterlassen, bis er sich nicht mehr rührte und das Licht seiner Seele vor meinem inneren Auge erlosch.«

Arhys wollte etwas sagen, doch Ista hob die Hand, um ein Missverständnis zu verhindern. »Nein. Noch nicht. Wir zogen ihn wieder heraus, pressten ihm das Wasser aus der Lunge, massierten sein Herz, riefen unsere Gebete, bis er schließlich würgte und wieder zu atmen begann. Und ich sah erste Risse im Fluch.

Wir hatten vor, das Ritual in drei aufeinander folgenden Nächten zu wiederholen. In der zweiten Nacht verlief alles genauso, bis sein Haar die Wasseroberfläche berührte. Dann aber forderte er uns auf, innezuhalten — er könne es nicht ertragen! Er warf mir vor, ich wolle ihn ermorden, aus Eifersucht. Ias zögerte. Ich war erschüttert, und mir war übel, doch ich ließ mich von der Vernunft drängen. Arvol selbst hatte diese Methode ausgewählt, und einmal war es ja schon gut gegangen … ich jammerte aus Furcht um meine Kinder. Ich war verzweifelt, weil wir ihrer Rettung so nahe gekommen waren und nun scheitern sollten, nur eine Handbreit davor. Und ich war wütend über dy Lutez’ Verleumdung und darüber, dass sein Hochmut mich zu so großen Hoffnungen verleitet hatte, die nun durch seine Schwäche so jämmerlich zunichte gemacht werden sollten.« Schlicht fügte sie hinzu: »Ich glaubte an das, was er zu sein vorgab, wisst Ihr.«

Aus der Dunkelheit, aus irgendeinem Tal unterhalb der Burgmauern, erklang das dünne, hohe Zirpen von Insekten. Kein anderer Laut war zu hören. Arhys hatte zu atmen vergessen. Vielleicht verlor sein Körper allmählich seine Gewohnheiten. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er darauf aufmerksam wurde.

»Als wir ihn das zweite Mal herauszogen, war er wirklich tot, und all unserer Tränen und Gebete, unser Bedauern und die gegenseitigen Beschuldigungen brachten ihn nicht ins Leben zurück. Später kam Ias zu dem Schluss, dass Arvols Anschuldigung der Wahrheit entsprach. Und die meiste Zeit war auch ich dieser Meinung. Die Verantwortung lag bei … Ias, für seine Schwäche, und bei mir, für meine Ungeduld und Dummheit. Denn wäre Ias mir entgegengetreten, hätte ich nachgegeben. Oder hätte ich auf mein Herz gehört und nicht auf meinen Kopf, und hätte Arvol mehr Zeit eingeräumt — wer weiß, ob er nicht einen Tag später, oder eine Woche, oder einen Monat, seinen Mut zurückgewonnen hätte? Das werde ich jetzt nie mehr erfahren. Die Götter hatten mich verlassen. Der Fluch blieb bestehen, ungebrochen, und mit schlimmeren Folgen als je zuvor. Bis schließlich eine neue Generation einen anderen Mann hervorbrachte, der besser geeignet war, den Fluch von der Welt zu nehmen.« Sie holte Luft. »Und das war der Grund, dass ich Euren Vater ermordet habe. Wenn Ihr es wirklich wissen wollt.«

Arhys blieb lange Zeit still. Schließlich sagte er: »Ich glaube, Majestät, das ist kein Geständnis. Das ist eine Anklage.«

Sie lehnte sich zurück. »Gegen Arvol? Ja«, erwiderte sie langsam. »Das auch. Hätte er sich niemals freiwillig bereit erklärt, hätte ich nicht schlechter von ihm gedacht. Wäre er beim ersten Versuch gestorben, hätte ich geglaubt, dass diese Aufgabe die Kräfte jeden Mannes übersteigt, oder dass mein Plan fehlerhaft war. Aber dass er erst einmal zeigte, dass es tatsächlich möglich ist, und dann scheiterte … es brach mir das Herz. Arvol dy Lutez war ein großer Mann. Aber er war nicht groß genug.«

Arhys blickte in die Dunkelheit. Die Fackel war beinahe heruntergebrannt, doch am oberen Ende der Treppe leuchtete noch immer Liss’ Kerze. Sie saß dort, das Kinn auf die Hände gestützt, und kämpfte gegen die Müdigkeit. Der Page war eingeschlafen und lag dicht bei ihr an ihren Röcken.

»Wenn mein Vater überlebt hätte«, sagte Arhys schließlich, »meint Ihr, er hätte mich jemals an seine Seite gerufen?«

»Hätte er seine Seele weit genug geöffnet, um Erfolg zu haben, hätte sie Euch mit umfassen können. Diejenigen, die einen Gott aufgenommen haben, schrumpfen danach nicht wieder auf ihr früheres Maß zurück, meiner Erfahrung nach. Doch hätte er es niemals versucht … nun, er war nie so klein, dass er jeder Gefahr aus dem Weg gegangen wäre. Also, ich weiß es nicht.«

Er gab einen leisen Laut von sich, der schreckliches verborgenes Leid zum Ausdruck brachte. Dann blickte er zum Himmel auf und schätzte an den Sternen die Zeit ab. »Majestät, ich halte Euch vom Schlafen ab.«

Aber nicht umgekehrt. Worüber dachte er während der langen einsamen Wachen seiner schlaflosen Nächte nach? Doch Ista beherzigte seinen Rat und erhob sich. Er stand mit ihr auf; seine Rüstung klirrte.

Er nahm ihre Hand, deutete eine Verbeugung an und drückte kurz seine kühle Stirn auf ihren Handrücken. »Majestät, ich danke Euch für diese Grabkränze aus Wahrheit. Ich kann ermessen, was sie Euch gekostet haben.«

»Sie sind aus trockenem, bitterem Dornengestrüpp gewunden. Ich wollte, ich könnte Euch etwas Besseres an die Bahre legen.« Ich wünsche es von ganzem Herzen.

»Ich lege keinen Wert auf einen weicheren Kranz.«

Liss sah die beiden über den Hof zurückkommen, weckte den Knaben durch einen Stoß in die Seite und ging zum Fuß der Treppe, um Ista in Empfang zu nehmen. Arhys grüßte sie ernst und wandte sich ab, und sein schläfriger Page schlurfte hinterdrein.


Es dauerte lange, bis Ista einschlief. Im Morgengrauen glaubte sie, ein Poltern zu hören und leise Stimmen in einiger Entfernung. Doch ihre Erschöpfung ließ sie wieder aufs Kissen zurücksinken. Sie fiel in einen üblen Traum, in dem sie neben Lady Cattilara am Ehrentisch saß. Die Gräfin glühte schwach violett; sie bewirtete ihre Gäste mit Speisen, die Istas Leib anschwellen ließen, und ertränkte Istas Verstand in Wein, bis Ista sich in ihrem Stuhl zurücklehnte, weil ihre Glieder gelähmt waren und sie sich nicht mehr erheben konnte.

Erst ein viel lauteres Poltern an der Tür zum Vorzimmer weckte sie schließlich aus ihrer absonderlichen Traumgefangenschaft. Sie stellte fest, dass sie in ihrem eigenen Bett lag, dass ihr Körper nicht entstellt war, und dass sie sich wieder bewegen konnte. Erleichtert atmete sie auf. Allerdings fühlte sie sich alles andere als erholt. Leuchtende Linien schimmerten durch die Fensterläden, und Ista erkannte, dass es heller Tag war.

Liss’ Schritte waren zu hören, dann Stimmen: die von Foix, tief und eindringlich, und die von dy Cabon, schrill und aufgeregt. Ista hatte sich bereits aus dem Bett geschwungen und ihr schwarzes Kleid übergezogen, als die Verbindungstür zwischen den Gemächern sich öffnete und Liss den Kopf ins Zimmer steckte.

»Majestät, es ist etwas sehr Merkwürdiges vorgefallen …«

Ista schob sich an ihr vorbei. Foix war vollständig angezogen, mit blauer Tunika, Hosen, Stiefeln und Schwert. Sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet. Dy Cabons weißes Untergewand saß schief, die Knöpfe vorn steckten nicht in den richtigen Löchern, und er war noch barfuß.

»Majestät.« Foix senkte den Kopf. »Habt Ihr in der Morgendämmerung etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen, bei Lord Illvins Gemächern oder auf der Galerie? Euer Gemach liegt näher daran als unseres.«

»Nein … das heißt, vielleicht. Ich bin wieder eingeschlafen.« Sie verzog das Gesicht, als sie an den unangenehmen Traum dachte. »Ich war sehr müde. War da irgendetwas?«

»Lady Cattilara kam bei Sonnenaufgang mit einigen Dienern und trug Lord Illvin auf einer Trage davon. Sie sagte, sie wollte ihn hinunter zum Tempel bringen, um für ihn zu beten und sich mit den Heilkundigen dort zu beraten.«

»Aber wieso? Die Heilkundigen des Tempels würden auch hier oben auf Burg Porifors nach ihm sehen«, sagte Ista beunruhigt. »Ist Lord Arhys mit ihnen gegangen?«

»Der Graf ist heute Morgen nirgends aufzufinden. Ich habe überhaupt erst von all dem erfahren, als einer seiner Offiziere mich gefragt hat, ob ich ihn gesehen hätte.«

»Ich habe Arhys zuletzt in der vergangenen Nacht gesehen. Er kam vorbei, um sich unten im Innenhof mit mir zu unterhalten, ungefähr um Mitternacht. Liss war auch dabei.«

Das Mädchen nickte. Offensichtlich war sie eher als Ista erwacht: Sie war vollständig bekleidet, und ein Tablett mit dem morgendlichen Tee und mit frischem Brot stand schon auf dem Tisch bereit.

»Nun«, fuhr Foix fort. »Ich hatte ein ungutes Gefühl, vielleicht eine Nachwirkung der schlechten Träume von letzter Nacht. Da können einem wirklich Zweifel am Essen hier in der Burg kommen. Jedenfalls, ich entschuldigte mich und ging hinunter zum Tempel, um zu sehen, was dort vor sich ging. Lady Cattilara war nie dort angekommen. Schließlich fand ich heraus, dass sie einen Frachtwagen und ein Gespann mit Zugpferden aus den Ställen der Garnison dort unten beschlagnahmt hatte. Niemand konnte mir sagen, was sie aufgeladen hatte, aber es wurde beobachtet, wie der Wagen vor mindestens einer Stunde die Stadt verlassen hat, in Richtung Süden. Goram hockte auf dem Kutschbock, und einer der Diener saß neben ihm.«

Ista holte scharf Luft. »Wurden sie oder Arhys seitdem gesehen?«

»Nein, Majestät.«

»Dann hat sie die beiden herausgeschmuggelt. Sie hat Arhys mitgenommen und Illvin entführt, um Arhys zu erhalten.«

Foix musterte sie scharf. »Ihr meint, die Gräfin steckt dahinter? Nicht Lord Arhys?«

»Lord Arhys würde Porifors niemals im Stich lassen oder seinen Posten. Nicht um alle Tränen seiner Frau«, sagte Ista mit Bestimmtheit. Denn er ist willensstärker als Ias. Aber das waren die dy Lutez schon immer.

»Aber Ihr hattet uns gesagt, dass ihr Dämon fliehen wollte«, sagte dy Cabon. »Hat er vielleicht die Oberhand gewonnen?«

»Warum sollte er dann so viel Ballast mitnehmen?«, fragte Liss. »Der Körper von Lady Cattilara, ihr Schmuckkästchen und ein einziges schnelles Pferd würden seinen Zwecken besser dienen.«

Foix betrachtete sie mit einem Hauch von Respekt.

»Ich glaube nicht, dass er die Oberhand gewonnen hat«, sagte Ista bedächtig. »Aber ich nehme an, ihr Dämon hat sie davon überzeugt, dass eine Flucht ihrer beider Ziele besser dienen könnte. Dann hätte sie seine volle Unterstützung.«

»Sie will, dass ihrem Gemahl das Leben zurückgegeben wird, oder dass zumindest sein seltsames Halbleben unbegrenzt fortdauert«, sagte Foix. »Wie kann es da dienlich sein, wenn sie ihn und den armen Lord Illvin in einen Wagen lädt und fortbringt?«

»Ah …«, sagte dy Cabon.

Alle Gesichter im Gemach wandten sich ihm zu. »Was ist?«, fragte Ista.

»Ich frage mich, ob vielleicht ich irgendetwas gesagt habe … gestern Abend nach dem Abendessen kam Lady Cattilara zu mir. Ich dachte, sie wollte mich um geistlichen Rat ersuchen. Wir unterhielten uns über dieses scheinbar aussichtslose Dilemma. Die Tränen liefen ihr glitzernd wie winzige Edelsteine des Kummers die Wange hinunter, dem armen Ding.«

Ista verdrehte die Augen. »Und dann?«

»Ich wollte ihr Rat geben und sie trösten zugleich und ihr erklären, wie sehr sie ihren Ehemann in theologischer Hinsicht in Gefahr bringt, und was für eine körperliche Gefahr sie seinem Bruder auferlegt hat, und dass ein Risiko für ihre eigene Seele bestünde. Ich sagte ihr, mehr dämonischer Zauber wäre keine Verbesserung. Nur ein Wunder könne den unausweichlichen Fortgang der Ereignisse verändern. Sie fragte mich, wo man Wunder bekommen könne, als wären sie in irgendeinem Kramladen erhältlich. Ich sagte, nur ein Heiliger könne sie von den Göttern zu uns weiterleiten. Sie fragte mich, wo man Heilige fände. Ich sagte, an den verschiedensten, seltsamsten und an wenigsten erwarteten Orten, an den höchsten und niedrigsten Plätzen. Ich sagte, dass ich Euch, Majestät, für die Heilige hielte, in deren Hände dieser Knoten zum Auflösen gelegt worden war. Sie sagte … nun, einige heftige und unüberlegte Dinge. Offenbar hält sie Euch für ihre Feindin. Ich versicherte ihr, das könne nicht sein. Sie meinte, dass jeder beliebige andere Heilige in der Welt für diese Aufgabe für diese Aufgabe besser geeignet sei, und sie bat mich, nach einem schicken zu lassen. Als wären Heilige zugleich Heiler, die man von der Kirche auf Anforderung erhalten könne! Manche Heilige sind Heiler, aber es ist nicht so … ich meinte, dass sie wahrscheinlich keine andere Antwort von den Göttern erhalten würde. Die meisten Leute bekommen nicht einmal eine Antwort. Ich fürchte, an den schwierigeren Fragen der Theologie war sie nicht sonderlich interessiert.«

»Sie wollte ein einfaches Ritual«, sagte Ista. So wie einst ich. »Einen Handel. Gib die Münzen, dann hol dir die Waren. Sie findet nur keinen Krämer.«

Er zuckte die Schulter. »Ich fürchte, da habt Ihr Recht.«

»Also hat sie nun ihren Lebenden und ihren Toten genommen und ist mit ihnen auf Pilgerfahrt gegangen. Um nach einem Wunder zu suchen. Um einzukaufen.«

»Die Straßen hier sind alles andere als sicher, wie wir gestern festgestellt haben«, merkte Foix mit besorgter Stimme an.

»Lord Arhys hätte seiner Frau sicher nicht gestattet, jetzt auf diesen Straßen zu reisen, was immer sie sich davon erhofft.«

»Meint Ihr, ihm blieb eine Wahl? Steht dort eine Trage in diesem Wagen, oder zwei — die beiden Brüder, Seite an Seite, wie zwei Bündel Klafterholz? Der Dämon kann dafür sorgen. Es wäre vermutlich sogar eine Erleichterung für ihn, wenn keiner der beiden sich bewegen würde.«

Dy Cabon kratzte sich am Kopf. »Sie hat mehr Rechte, sich um die Heilung von Lord Arhys zu bemühen, als irgendjemand sonst. Immerhin ist er ihr Ehemann.«

»Illvin ist es nicht«, sagte Ista knapp. »Und was Arhys braucht, geht über eine Heilung weit hinaus. Sie müssen zurückgebracht werden. Foix, bereite deine Schar und ihre Pferde vor. Liss, verbinde meine Knie, sodass ich reiten kann. Ich möchte mir nur ungern den Schorf aufreißen.«

Dy Cabon sagte: »Majestät, auch Ihr solltet nicht auf der Straße reisen!«

»Da stimme ich Euch zu. Doch Foix hat nicht die Autorität, Cattilaras Dienern gegen ihren Willen Befehle zu erteilen. Und jemand muss auch mit dem Dämon fertig werden.«

»Das könnte ich, Majestät«, sagte Foix. Argwöhnisch blickte er zu dy Cabon hinüber.

»Könnt Ihr auch gleichzeitig mit einer schreienden, schluchzenden und verzweifelten Frau fertig werden?«

»Oh«, meinte er und dachte über diese unerfreuliche Vorstellung nach. »Könnt Ihr?«

»Ich glaube schon.« Ich glaube sogar, dass ich mich auf diese Gelegenheit freue.

»Das würde ich zu schätzen wissen, Majestät.«

»Gut. Gebt Arhys’ Offizieren Bescheid … hm.« Sie kniff die Lider zusammen. »Arhys wäre es wohl nicht recht, wenn diese Geschichte überall herumerzählt wird. Dy Cabon. Wenn wir nicht zurück sind in … wann, Foix? Zwei Stunden?«

»Sie haben vier Pferde vor den Wagen gespannt und eine Stunde Vorsprung, vielleicht auch zwei.«

»Gut. Wenn wir nicht in drei Stunden zurück sind, gebt Arhys’ wichtigsten Offizieren Bescheid und sorgt dafür, dass sie Männer hinter uns herschicken.« Ista wandte sich Foix zu. »Rasch. Wir werden im Vorhof zu Euch stoßen, sobald die Pferde gesattelt sind.«

Er grüßte und eilte davon. Liss streifte bereits ihr edles Kleid ab und trat die Hausschuhe in die Ecke. Ista schob den protestierenden dy Cabon durch die Tür hinaus.

»Aber ich sollte mit Euch reiten, Majestät!«, rief der Geistliche. »Und Foix sollte nicht ohne Führung bleiben!«

»Nein. Ich brauche Euch hier. Und sollte Foix’ Tanzbär eines Halsbandes bedürfen, bin ich besser dazu in der Lage, es zur Verfügung zu stellen.«

»Außerdem seid Ihr zu fett und reitet zu langsam«, rief Liss durchs Fenster, begleitet vom Knallen von Stiefeln, die bereitgestellt wurden.

Dy Cabon wurde rot.

Ista legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das ist ein trockener Landstrich hier, und Durchlassrohre sind nur schwer aufzutreiben. Mir wäre sehr viel wohler, wenn ich wüsste, dass Ihr sicher hier auf der Burg verweilt.«

Er wurde noch röter, verbeugte sich dann aber in missmutigem Gehorsam. Ista schloss die Tür hinter ihm und beeilte sich, ihre Reitkleidung anzulegen.

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