3.


Joel saß im Wagen, als sein Handy klingelte. Er hatte gerade beim Circle K vollgetankt, weil er das unbestimmte Gefühl hatte, schon bald Benzin zu brauchen. Drei Stunden waren vergangen, und Hunt hatte ihn nicht zurückgerufen, obwohl er es versprochen hatte. Als Joel dann versucht hatte, ihn anzurufen, war niemand ans Telefon gegangen. Nach dem Massaker der letzten Nacht schossen Joel beängstigende Gedanken durch den Kopf; deshalb hatte er Stacy und Lilly angewiesen, das Haus nicht zu verlassen und nicht ans Telefon zu gehen. Dann war er losgefahren, um zu tanken und anschließend am Haus von Hunt und Beth nachzusehen, ob dort alles in Ordnung war.

Nun griff Joel gleich beim ersten Klingeln nach dem Handy. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er hatte Mühe, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Diese Nummer hatte niemand außer Stacy und Lilly, und beide wussten, dass man sie nur im Notfall benutzen durfte.

»Ja?«

»Er ist hier!«, flüsterte Stacy atemlos.

Plötzlich fiel Joel das Atmen schwer.

»Wie?«, fragte er nur, auch wenn er wusste, dass Stacy ihm vielleicht nicht antworten konnte.

Stacy flüsterte immer noch: »Ich habe Lilly auf den Hof gelassen, damit sie Basketball spielen kann, und da tauchte dieser Kerl plötzlich auf ...«

»Ich hatte dir doch gesagt, niemand soll das Haus verlassen!«

»Ich hielt es im Hinterhof für ungefährlich.« Dass seine Frau immer noch flüsterte und seine scharfe Kritik sie nicht dazu brachte, die Stimme zu heben, ließ Joel erkennen, wie ernst die Lage war. »Ich habe sie die ganze Zeit beobachtet. Ich habe mich nur einmal umgedreht, um den Orangensaft aus dem Kühlschrank zu holen, und als ich dann wieder rausschaute, hat er mit ihr geredet ... der Versicherungsvertreter.«

Joel hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen.

»Ich bin rausgelaufen. Er wollte Lilly eine Personenschadenversicherung aufschwatzen. Wenn sie Basketball oder Fußball spiele, sagte er, könne sie sich verletzen. Deshalb brauche sie den Schutz einer Versicherung.«

»Dieser Dreckskerl!«

»Er hielt die Police schon in der Hand, als ich die beiden erreichte. Der Kerl hat mich angeschaut und gesagt, Lilly sollte die Versicherung unbedingt abschließen - zu ihrem eigenen Schutz! Natürlich müssten wir beide als Erziehungsberechtigte unterschreiben ...«

»Ich bin schon unterwegs!«, rief Joel.

»Wenn du nicht in drei Minuten hier bist, will er gehen ...«

Selbst bei freier Strecke, und wenn alle Ampeln auf Grün standen, würde Joel zehn Minuten brauchen, um nach Hause zu kommen. »Halte ihn irgendwie auf!«, drängte er. »Biete ihm einen Drink an, oder versuch mit ihm über Versicherungen zu reden! Stell ihm irgendwelche Fragen zu der Police!«

»Nein!«, schrie Stacy, und plötzlich klang ihre Stimme, als käme sie von weit weg.

»Stacy?«, rief Joel. »Stacy!«

Aus der Ferne hörte er ihre Stimme: »Bitte, gehen Sie nicht! Mein Mann ist schon unterwegs! Bitte!«

Joel schwenkte nach links, holperte über den Mittelstreifen und wurde fast von einem blauen Mercedes gerammt, der ihn wütend anhupte und mit Mühe auswich. Joel trat das Gaspedal durch und jagte den Boulevard hinunter. Sekunden später hörte er das Heulen von Sirenen hinter sich und sah das Blitzen der Warnlichter, als ein Streifenwagen ihn überholte und stoppte.

Am Telefon hörte er nur noch Stacys verzweifeltes Schluchzen.

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