2.


Der Mann, der im Eingang zu Joels Büro stand, war weder sonderlich groß noch sehr stämmig, und seine Gesichtszüge waren so wenig einprägsam, wie man es von Karriere-Bürokraten kannte, doch die Tatsache, dass er so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, ließ Joel zusammenzucken. Doch er hatte sich rasch wieder gefangen, und nun warf er dem Fremden einen Blick zu, von dem er hoffte, er würde Autorität ausstrahlen. »Hallo. Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, entgegnete der Mann und betrat unaufgefordert das Büro. »Ich hatte mich gefragt, ob Sie schon Zeit gefunden haben, sich die Informationen anzuschauen, die ich Ihnen bezüglich Ihrer Angestellten-Versicherung habe zukommen lassen.«

War das ein Scherz? Es musste so sein, aber dieser Mann gehörte eindeutig nicht zu Joels Studenten. Er sah überhaupt nicht wie ein Student aus, sondern hatte eine professionelle Ausstrahlung, die Joel dazu brachte, ihn sehr ernst zu nehmen. »Ich dachte, das sei ein Scherz meiner Studenten«, erklärte er.

Der Mann wirkte verletzt. »Sie dachten, Ihre Angestellten-Versicherung sei ein Scherz?« In verärgertem Unglauben schüttelte er den Kopf. »Wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, die Unterlagen durchzuschauen, dann hätten Sie erfahren, dass dieses neue und innovative Deckungskonzept entwickelt wurde, um berufliche Sicherheit in diesem äußerst instabilen Berufsfeld zu bieten - eine Sicherheit, auf die sich früher jeder Amerikaner verlassen konnte. Doch im Zuge unserer derzeitigen Konjunkturlage ist so etwas zunehmend rar geworden.«

Joel konnte es immer noch kaum glauben, dass das Ganze kein Scherz war, sondern durchaus ernst gemeint, doch das sachliche Auftreten dieses Mannes drückte genau das aus. »Ich habe hier eine feste Anstellung«, ging Joel auf die Ausführungen des Vertreters ein. »Ich brauche keine derartige Versicherung.«

»Vielleicht haben Sie noch andere Versicherungen, bei denen ich Ihnen behilflich sein könnte.«

»Es tut mir leid«, gab Joel zurück.

»Kommen Sie. Ich weiß, dass Sie mit Ihrer Autoversicherung nicht zufrieden sind. Sie sind doch bei der UAI, richtig?«

Joel wurde misstrauisch. »Woher wissen Sie das?«

»Ein guter Versicherungsvertreter kennt die Bedürfnisse seiner Kunden«, erklärte der Mann. »Nur so können wir effektiv genau die Versicherungsleistungen anbieten, die den jeweiligen, individuellen Bedürfnissen entsprechen. Wenn ich mir also erlauben darf, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten ...«

Hinter dem Versicherungsvertreter war ein kahlrasierter Student in dunkler, übermäßig weit geschnittener Kleidung aufgetaucht und drückte sich auf dem Gang vor dem Büro herum: Luis Monteros, ein widerspenstiges Bandenmitglied, das während Joels Dienstags- und Donnerstagskursen immer in der letzten Reihe saß und bei dem es nur eine Frage der Zeit war, bis er sich die erste Bewährungsstrafe einhandelte. Normalerweise war Luis so ziemlich der Letzte, auf dessen Erscheinen Joel während seiner Sprechstunden Wert legte. Doch im Augenblick war er für Joel der Retter, und so winkte er ihn herein, dankbar, einen Anlass gefunden zu haben, den Versicherungsvertreter hinauszuschicken.

»Es tut mir leid«, wiederholte er, »aber ich muss jetzt mit einem meiner Studenten sprechen. Warum lassen Sie mir nicht Ihre Karte hier, und ich melde mich bei Ihnen?«

Der Gesichtsausdruck des Mannes wirkte kalt und hart, und einen kurzen, verwirrenden Sekundenbruchteil hatte Joel regelrecht Angst vor ihm: Der Mann schien ihm auf eine völlig irrationale Weise feindselig gegenüberzustehen - und er wirkte auch durchaus in der Lage, Joel diese Feindseligkeit körperlich spüren zu lassen. Dann war der Moment verflogen, und mit dem gekünstelten Lächeln eines erfahrenen Vertreters zog der Mann eine Karte hervor und reichte sie ihm.

QUALITY INSURANCE stand auf der Karte.

Außerdem war eine Telefonnummer angegeben, doch das war auch schon alles. Joel wollte den Mann gerade nach seinem Namen fragen, als Luis sich ins Büro drängte. Der Vertreter schlüpfte hinaus auf den Gang. Plötzlich erschien es Joel wichtig zu erfahren, wer dieser Mann war. »Nach wem soll ich fragen, wenn ich anrufe?«, rief er ihm hinterher.

Der Vertreter lächelte und winkte ihm zu.

Und dann war er fort.

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