Dodger blickte aus der Kutsche, als sie nach Westen fuhren, und die Worte Ich sehe Simplicity wieder ritzten sich in sein Herz ein – so fühlte es sich zumindest an. Plötzlich stellte er sich Simplicity tot vor: tot und daher für ihre Verfolger kein Problem mehr. Kein Grund, Kriege zu führen, kein Grund für Bösewichte, in mörderischer Absicht durch die Straßen zu schleichen.
Es musste eine Möglichkeit geben! Derzeit war sie eine junge Frau, die niemand wollte. Besser gesagt: niemand außer ihm. Als der Nebel den Gestank der Themse zu seiner Nase trug, wies ein Klicken in seinem Kopf auf einen erfolgreichen Abschluss hin; nun mussten nur noch die Einzelheiten geklärt werden. Das eine oder andere konnte er noch nicht deutlich erkennen, aber mit der Lady zur Seite würde sich der Rest ergeben.
»Eine bemerkenswerte Frau, diese Miss Burdett-Coutts«, sagte Solomon. »Sie ist Erbin und auch eine große Philanthropin, das heißt, sie spendet ihr Geld den Armen und Bedürftigen. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich damit nicht dich meine, denn du bist weder arm noch bedürftig. Du stehst nur manchmal bis zu den Knien in Jauche.«
Solomon schien seinen kleinen Scherz sehr witzig zu finden, und ihm nicht zu applaudieren … ebenso gut hätte man Onan treten können. Deshalb schob Dodger seine Gedanken an Simplicity beiseite und sagte: »Sehr komisch, wirklich! Aber warum in aller Welt sollte Miss Burdett-Coutts so viel Geld verschenken?«
Sie kamen über den Leicester Square, und Solomon sagte: »Weil sie es für richtig hält. Sie bezahlt für die Lumpenschulen, in denen manche Kinder zumindest eine einfache Bildung erhalten. Außerdem mmm finanziert sie Stipendien, was bedeutet, dass gelehrigere Schüler Gelegenheit erhalten, zur Universität zu gehen und dort eine bessere Bildung zu erhalten. Das ist alles, was man drüben in der Synagoge über sie weiß, abgesehen davon, dass sie Bienen züchtet, und man muss sehr mmm gescheit sein, um Bienen zu züchten – man muss Bescheid wissen, vorausplanen und an die Zukunft denken. Eine sehr gründliche Dame, ja, und gewissermaßen eine Institution.«
Solomon zögerte. »Sie kennt viele wichtige Persönlichkeiten, und ich frage mich, wer bei dieser kleinen Soiree noch zugegen sein wird. Ich nehme an, dass du erneut einen Blick ins Machtzentrum der Politik werfen kannst. Die Lords und gewählten Abgeordneten besprechen das Tagesgeschehen natürlich im Parlament, aber ich vermute stark, dass die Ergebnisse viel damit zu tun haben, worüber bei einem Drink gesprochen wird. Die Ratifizierung der auf diese Weise getroffenen Entscheidungen könnte eine mmm Variante des sogenannten Proportionalwahlrechts sein, doch im Großen und Ganzen scheint es zu funktionieren, manchmal mehr, manchmal weniger.«
Er erwärmte sich für sein Thema. »Die Engländer haben keine Theorien – das mag ich so an ihnen. Kein Engländer würde jemals sagen: Ich denke, also bin ich. Allerdings könnte man vielleicht ein Ich denke, also bin ich, denke ich erwarten. Leider gibt es manchmal auch zu viel Ordnung auf der Welt. Ah, da sind wir endlich! Achte auf deine Manieren und erinnere dich daran, was ich dir über das Essen mit verschiedenem Besteck gesagt habe! Dass du besser nicht stehlen solltest, möchte ich noch einmal betonen. Ich kenne dich als jungen Mann mit guten Vorsätzen, aber manchmal bist du ein bisschen mmm geistesabwesend, insbesondere in Hinsicht auf kleine, leichte Gegenstände. Vergiss deine alten Angewohnheiten wenigstens heute Abend, einverstanden?«
»Ich bin kein Dieb!«, begehrte Dodger auf. »Was kann ich dafür, wenn die Leute irgendwelche Gegenstände herumliegen lassen?« Dann stieß er Solomon an. »He, nur ein kleiner Scherz. Ich werde mich von meiner besten Seite zeigen, um meiner neuen eleganten Unterhose Ehre zu erweisen – ich habe nie zuvor eine getragen, die zwischen den Beinen so gut passte. Wäre mir klar gewesen, wie es sich anfühlt, zu den feinen Leuten zu gehören, hätte ich schon längst Aufnahme bei ihnen beantragt.«
Die Kutsche hielt kurz vor dem Ziel an – private Gespanne rangen dort höflich miteinander und setzten ihre Fahrgäste ab, ohne dass die Kutscher untereinander mehr als üblich fluchten. Dodger und Solomon stiegen aus und erklommen die Treppe vor dem prachtvollen Gebäude, auf das Dodger am Abend zuvor kaum geachtet hatte. Solomon hob die Hand, um anzuklopfen, und wie durch Magie öffnete sich die Tür, bevor er sie berührt hatte. Zum Vorschein kam der Butler Geoffrey.
Es war wichtig, fand Dodger, in der Nähe von Solomon zu bleiben, der ganz in seinem Element zu sein schien. Es trafen noch immer Gäste ein, die meisten von ihnen kannten sich, und sie wussten zweifellos, wo Drinks zu bekommen waren. Dodger und Solomon blieben weitgehend unbeachtet, bis Charlie und Mister Disraeli auftauchten, nachdem sie offenbar irgendwo die Köpfe zusammengesteckt und Neuigkeiten ausgetauscht hatten.
Disraeli ging schnurstracks auf Solomon zu und sagte: »Wie nett, Sie hier zu treffen!« Sie schüttelten sich die Hände, aber Dodger entnahm den Gesichtern, dass die beiden sich nicht über den Weg trauten. Dann wandte sich Disraeli mit einem Funkeln in den Augen an Dodger und rief: »Oh, wundervoll, der junge Tosher hat sich in einen Gentleman verwandelt! Ausgezeichnet!«
Das ärgerte Dodger ein wenig, obwohl er den Grund dafür nicht genau hätte sagen können. »Ja, Sir, in der Tat, heute Abend bin ich ein Gentleman und morgen vielleicht wieder ein Tosher.« Er hörte die eigenen Worte, und etwas in seinem Kopf klickte erneut und teilte ihm mit: Dies ist eine gute Gelegenheit, vergib sie nicht! Und so lächelte er und fügte hinzu: »Ich kann ein Gentleman sein und auch ein Tosher. Können Sie ein Tosher sein, Mister Disraeli?«
Für einen Moment – und von den anderen Gästen wahrscheinlich völlig unbemerkt – gefror die Welt und taute wieder auf, als Mister Disraeli sich zu einer Reaktion entschieden hatte. Sie bestand aus einem Lächeln wie die Morgensonne mit einem Messer zwischen den Zähnen. »Mein lieber Junge, halten Sie es für möglich, dass ich in die Rolle eines Toshers schlüpfe? Es ist ein Beruf, den ich bisher kaum in Erwägung gezogen habe.«
Er unterbrach sich, weil Charlie ihm auf den Rücken geklopft hatte und sagte: »Toshen bedeutet, im Dreck nach verborgenen Schätzen zu suchen, mein Freund. Hat das nicht erstaunliche Ähnlichkeit mit der Politik? An deiner Stelle würde ich die Chance nutzen, etwas Wichtiges über die Welt zu erfahren. Ich nutze solche Gelegenheiten immer.«
Disraeli musterte Dodger. »Nun, wenn ich darüber nachdenke … Eine Erkundung von Londons Unterseite könnte derzeit durchaus sinnvoll sein.«
»O ja«, sagte Charlie und grinste wie ein Mann, der einen Sixpence fallen lässt und eine Krone aufhebt. »Es würde der Öffentlichkeit zeigen, wie sehr du dich um die Kanalisation dieser Stadt kümmerst, in der viele ein großes Ärgernis sehen, um es gelinde auszudrücken. Ein kluger Politiker täte meiner Ansicht nach gut daran, seine Besorgnis angesichts der gegenwärtigen Zustände deutlich zu zeigen. Unsere Freunde vom Punch-Magazin würden dich zweifellos als vorausschauenden Politiker darstellen, der an die Stadt als Ganzes denkt.«
Für einige Sekunden wirkte Disraeli höchst nachdenklich und zupfte an seinem Spitzbart. »Ja, in der Tat, Charlie«, sagte er dann. »Ich glaube, da ist was dran.«
Dodger gewann den Eindruck, dass die beiden eigene Pläne schmiedeten. Er witterte Männer, die eine gute Gelegenheit erkannten und herauszufinden versuchten, wie sie diese zu ihrem Vorteil nutzen konnten – so wie er selbst. Dodger dachte: Charlie weiß, dass er in jedem Fall eine sehr gute Story bekommt, ganz gleich, was Mister Disraeli in der Kanalisation findet, Scheiße oder Gold.
Disraeli strahlte wie eine überaus enthusiastische Kerze, und sein Lächeln wuchs in die Breite, als er sagte: »Nun gut, Mister Dodger, niemand soll mir nachsagen, ich würde vor einer Herausforderung kneifen. Im Interesse der Öffentlichkeit bin ich bereit, eine unterirdische Wanderung zu unternehmen, wenn ich mich dabei Ihrer Führung anvertrauen darf. Wie wäre es … vielleicht übermorgen? Immerhin sollte ein Politiker mehr können als nur reden.«
Auf der Suche nach Anerkennung blickte er sich um, und Dodger sagte: »Ich weiß nicht, was ein Politiker alles können sollte, aber ich bin gern bereit, Sie durch die Kanalisation zu führen, Sir. Natürlich nicht in der Umgebung von Krankenhäusern. Bei den Brauereien lässt es sich aushalten. In ihrer Nähe haben selbst die Ratten einen angenehmen Geruch.«
An dieser Stelle kam Miss Burdett-Coutts, die ihre Runde bei den Gästen machte, an ihnen vorbei, und Charlie sagte: »Es gibt Neues, Angela. Ben und der junge Dodger haben vor, schon bald einen Ausflug in die Kanalisation zu unternehmen und diese im Interesse der Öffentlichkeit zu erkunden. Wie gefällt dir das?«
»Haben sie das tatsächlich vor? Ich hoffe, sie machen sich sauber, bevor sie hierher zurückkehren.« Angela betrachtete Dodger, lächelte und streckte die Hand aus. »Es freut mich, Sie wiederzusehen, Mister Dodger. Ganz offensichtlich hat sich Ihre Kleidung erheblich verbessert. Herzlichen Glückwunsch!«
Dodger nahm die ausgestreckte Hand entgegen und küsste sie – zu Angelas Überraschung und seiner eigenen, aber zur Erbauung und Erheiterung von Charlie und Disraeli. Solomon hatte ihm dies nicht beigebracht, aber er war Dodger, und Miss Burdett-Coutts lächelte, als hätte ein Hund, den sie mochte, gerade ein Kunststück vollbracht – ein Hund, der allerdings besser wissen sollte, dass ihm nur jeweils ein Bissen gestattet war. Die unausgesprochene Botschaft lautete: Einmal ist gut, aber zweimal bedeutet, sich Freiheiten zu erlauben. Und Miss Burdett-Coutts schien sicher zu sein, dass sie Dodger nicht eigens darauf hinweisen musste.
Sie wandte sich an Solomon und sagte: »Ah, der höchst gelehrte Mister Cohen, nehme ich an. Ich habe viel über Sie gehört. Ich glaube, der päpstliche Nuntius hat mir eine wundervolle Geschichte über Ihren Scharfsinn erzählt.« Ihr Blick kehrte zu Dodger zurück. »Mister Dodger, wäre es Ihnen genehm, Miss Simplicity Parish kennenzulernen, eine Cousine vom Land?«
Fast im gleichen Augenblick trat Simplicity hinter Miss Coutts hervor, und für Dodger verschwanden alle anderen Personen – nur Simplicity blieb übrig. Nach einem kurzen Augenblick schien Simplicity zu begreifen, dass Dodger den ganzen Abend mit offenem Mund dastehen würde, wenn sie still blieb, deshalb streckte sie die Hand aus und sagte: »Oh, Sie sind also der berühmte Mister Dodger. Freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Mit einem Blick auf Dodger sagte Angela: »Bitte führen Sie Miss Simplicity zum Speiseraum, wenn zum Essen geläutet wird. Sie können neben mir sitzen, damit der Anstand gewahrt bleibt.« Nachdem sie Simplicity und Dodger auf diese Weise zusammengebracht hatte, inspizierte Miss Coutts den Saal und musterte die Gäste wie ein Einbrecher, der nach dem Silber Ausschau hielt, fand Dodger. »Sehen Sie den Herrn dort drüben am Kamin?«, fragte sie und nickte andeutungsweise in die entsprechende Richtung. »Das ist Sir George Cayley, der uns gezeigt hat, warum genau Vögel fliegen können. Ich glaube, er will Menschen in die Lage versetzen, es ihnen gleichzutun, aber ich befürchte, William Henderson könnte ihm zuvorkommen – ich habe viel vom Prototyp seiner dampfgetriebenen Himmelskutsche gehört. Wenn sich das alles vielversprechend weiterentwickelt, beschließe ich vielleicht, weitere Mittel dafür bereitzustellen. Es wäre ein solcher Segen für die Menschheit. Stellen Sie sich vor, man könnte in einem Tag nach Frankreich fliegen!«
Das wäre wie mit der Eisenbahn, dachte Dodger. Wenn man Geld hat, sucht man sich jemanden, der die Welt verändern will, und wenn es klappt, bekommt man sein Geld zurück. Immerhin erreicht Geld nicht viel, wenn es einfach nur ruht. Es bewirkt nur dann etwas, wenn es sich bewegt. Dodger war angesichts dieser Erkenntnis recht zufrieden mit sich.
Auf der anderen Seite des Saals hatte jemand einen Witz erzählt und heimste dafür allgemeines Gelächter ein. »Sehen Sie den wortkargen Herrn dort drüben, der aussieht, als hätte er eine Guinee verloren und einen Viertelpenny gefunden?«, wandte sich Angela mit leiser Stimme an Dodger und Simplicity. »Das ist Charles Babbage, der eine Maschine gebaut hat, die addieren kann, was ich sehr interessant finde, und ich mag interessante Leute. Obwohl ich in diesem Fall sagen muss, dass er selbst sich kaum für andere interessiert. Allerdings hat er einen erlesenen Geschmack, wenn es um seine Freundinnen geht. Und wie ich sehe, hat Mister Cohen bereits ein Gespräch mit Mister Babbage und seiner Freundin Ada Lovelace begonnen, die eine sehr elegante Lady ist und ihrem Vater zur Ehre gereicht. Bestimmt haben sie viel zu bereden. Wenn es einen Mann gibt, der sich gut vorzustellen versteht, so ist es Mister Cohen.« Plötzlich sagte sie fröhlich: »Ah, da ist Sir Robert Peel! Ich bin ja so froh, dass er kommen konnte. Ich hatte befürchtet, dass ihn berufliche Belange bei Scotland Yard aufhalten.« Sie rauschte in die schwatzende Menge.
Sir Robert Peel? Der Boss der Bullen! Ein Tosher zu sein, war nicht unbedingt verboten – Opa hatte Dodger gesagt, dass eine Münze eine Münze war, und wenn man sie aus dem Dreck zog – wer konnte dann sagen, wem sie gehört hatte? Na gut, das Hinabsteigen in die Kanalisation war vielleicht nicht ganz legal, denn mit ein bisschen Phantasie konnte man unbefugtes Betreten oder dergleichen daraus machen. Aber eigentlich kümmerte es niemanden, abgesehen von den Arbeitstrupps, die in den Münzen dort unten so etwas wie eine Sonderzulage sahen, auf die sie ein Anrecht hatten. Die Öffentlichkeit als solche kümmerte es nicht die Bohne. Ob die Tosher im Dreck wühlten und dabei ein bisschen Geld fanden oder ob sie im Dreck verreckten, es spielte keine Rolle.
Aber Peeler … Manchmal interpretierten sie das Gesetz auf eigene Art und Weise, und einige von ihnen hielten es für ihre Pflicht, das Leben für die Leute am Rand der Gesellschaft noch etwas schwerer zu machen. Deshalb gab es so viele Auseinandersetzungen mit den Cockney-Jungs, die praktisch auf einen kleinen Krieg hinausliefen.
Tosher waren kleine Fische, doch in den schmutzigen Vierteln der Stadt waren die Peeler der Feind. Dodger kannte das Wort viszeral nicht, aber er wusste, was ein Bauchgefühl war: Man tat sich keinen Gefallen, wenn man mit den Peelern Umgang pflegte, und jetzt befand er sich mit ihrem Oberhaupt zusammen in einem Raum, und bestimmt würde Angela ihm Dodger vorstellen. Er sagte sich, dass er nichts verbrochen hatte – na ja, abgesehen von einigen Kleinigkeiten, die schon eine Weile zurücklagen –, aber wenn man aus den Slums kam, fackelten die Peeler nicht lange.
Andererseits … Vielleicht, dachte Dodger, mag Angela es nicht, wenn in ihrem Haus Leute verhaftet werden.
Er geriet nicht in Panik, denn Tosher, die in Panik gerieten, stießen früher oder später gegen eine Wand und verloren die Orientierung. Aber Simplicity beobachtete ihn mit besorgtem Lächeln, und Dodger zwang sich zur Ruhe und tat so, als wäre überhaupt nichts geschehen – eigentlich war ja auch gar nichts geschehen. Schon nach kurzer Zeit fühlte er sich besser. Es kam nur darauf an, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und sich so weit wie möglich von Sir Robert fernzuhalten.
Simplicity überraschte ihn, indem sie ihm über die Hand strich. »Ist alles in Ordnung, Dodger?«, fragte sie. »Ich weiß, dass du viel zu tun hattest, alles meinetwegen, und dafür bin ich dir sehr dankbar.«
Charlie und Disraeli waren erneut durch den Saal unterwegs, in dem niemand lange an einer Stelle zu verharren schien. Immer wieder sahen die Gäste andere Gäste, mit denen sie reden wollten, mit dem Ergebnis, dass Menschen und Gespräche hin und her strömten, während Dodger und Simplicity in einer kleinen Blase der Ruhe verharrten.
»Oh, mach dir wegen mir keine Sorgen!«, brachte Dodger hervor. »Wie ist das Leben in diesem Haus?«
»Angela ist sehr freundlich«, erwiderte Simplicity. »Wirklich sehr freundlich. Und … wie soll ich es ausdrücken … sehr verständnisvoll.«
»Ich habe dich schon einmal gefragt, und die Situation hat sich inzwischen verändert, aber an der Frage hat sich nichts geändert. Was soll als Nächstes geschehen? Möchtest du hierbleiben?«
Simplicitys Gesicht wurde ernst. »Wie gesagt, Angela ist sehr freundlich, aber ich weiß, dass ich hier bin, weil ich ein Problem darstelle, und ich möchte kein Problem sein. Früher oder später werden Probleme gelöst, und ich frage mich, wie das in meinem Fall aussähe.«
Dodger blickte sich um. Niemand schenkte ihnen Beachtung, und deshalb nahm er seinen Mut zusammen und sagte: »Angenommen, du könntest dich irgendwohin begeben, wo du diejenige sein könntest, die du sein möchtest. Ohne ein Problem für andere darzustellen. Weil nämlich … Ich habe da so einen Plan. Es ist ein ziemlich guter Plan, aber heute Abend liegt erst ein Teil davon vor, und am Rest arbeite ich noch. Es könnte riskant werden, und wir müssten uns verstellen, aber ich vertraue der Lady und glaube, dass es gelingt – bisher hat sie mich noch nie im Stich gelassen.« Dann musste er erklären, wer die Lady war.
Schließlich sagte Simplicity: »Ich verstehe. Ich meine, ich glaube zu verstehen. Aber, lieber Dodger, darf ich annehmen, dass wir beide zusammen an einem sicheren Ort wären, wenn der Plan Erfolg hätte?«
Dodger räusperte sich. »Ja, das sieht der Plan vor.«
Sie betrachtete ihn mit großen Augen. So wie Simplicity sprach, lag in ihren Worten immer etwas herrlich Feierliches, und jetzt sagte sie sanft: »Ich glaube, das wäre ein wundervoller Plan, Dodger, findest du nicht?«
»Du bist einverstanden?«, fragte Dodger.
»O ja, du bist sehr nett, wirklich sehr nett. Was Liebe betrifft, weiß ich noch nicht. Ich bildete mir ein, Liebe zu empfinden, aber es war keine echte Liebe, sondern eine Fälschung, eine falsche Münze, nicht das Gefühl, das es zunächst zu sein schien.« Sie zögerte. »Was ich für glänzende Sixpence hielt, stellte sich als Viertelpenny heraus, würdest du vielleicht sagen. Aber ich habe festgestellt, dass Freundlichkeit viel länger währt als Liebe, und meine Mutter sagte immer, Freundlichkeit sei verkleidete Liebe. Und wo du bist, Dodger, zischt die Welt irgendwie. Bei dir scheint alles möglich zu sein.«
Und Dodger, der manchmal über seine eigenen geistigen Füße stolperte, erwiderte sogleich: »Natürlich müssen wir nicht zusammen sein, wenn du nicht willst.«
Simplicity lächelte. »Dodger, vielleicht fällt dir die Einsicht schwer, aber manchmal solltest du besser schweigen.«
Und als Dodger errötete, wurde zum Essen geläutet.
Miss Burdett-Coutts führte ihre Gäste in den Speiseraum, begleitet von einem großen Mann, dessen Gesicht recht hart wirkte und der, wie Dodger erschrocken feststellte, ebenso gekleidet war wie er selbst, was ihn seltsamerweise tief beunruhigte. Ihm fiel ein, dass Izzy von einem anderen Kunden gesprochen hatte, für den Gehrock, Hemd und vielleicht auch die bequemen Unterhosen bestimmt gewesen waren, und diesen anderen Kunden glaubte er nun zu sehen.
Ja, der Gehrock war genauso beschaffen wie jener, den Dodger trug, und der Mann hatte die Jacke geöffnet, und darunter zeigte sich ein prächtiges Hemd aus blauer Seide. Es glich Dodgers Hemd, mit dem einen Unterschied, dass es etwas größer war. Und dann entdeckte ihn der Mann, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, bei dem sich Dodger die Nackenhaare aufstellten, von deren Vorhandensein er bisher gar nichts gewusst hatte. Aber Solomon und er hatten anständig und ordentlich für die Kleidung bezahlt, nicht wahr? Er wusste, dass sein Freund eine Quittung bekommen hatte – Quittungen waren für ihn fast genauso wichtig wie die gekaufte Ware.
In diesem Moment leichter Panik erkannte Dodger Henry Mayhew samt Gattin, die sich ihnen näherten, und da lief Simplicity auch schon los, um Jane Mayhew zu umarmen.
Während die Umarmung stattfand, streckte Henry Dodger die Hand entgegen und sagte munter: »Der Mann des Augenblicks, mein lieber Dodger. Ich habe die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten in London untersucht, und mir scheint, du kletterst die Leiter der Klassen schneller hinauf als ein Schimpanse, wenn du mir diesen Vergleich gestattest.« Er lächelte schief und fügte hinzu: »Nichts für ungut.« Er brauchte sich nicht zu entschuldigen, denn Dodger wusste gar nicht, was ein Schimpanse war. Aber er nahm sich vor, Solomon später danach zu fragen.
Ein wenig aufgeregt führte er Simplicity am Arm und folgte den Mayhews in den Speiseraum. Es gelang ihm, die junge Frau an ihrem Bestimmungsort abzuliefern, wofür ihm Angela ein anerkennendes Lächeln schenkte.
Dann wandte sich Angela ihm zu und sagte: »Haben Sie bereits meinen sehr guten Freund Sir Robert Peel kennengelernt, Dodger? Ich nehme an, Sie beide haben das eine oder andere gemeinsam.« Ein humorvoller Glanz lag in ihren Augen, als sie die zwei gleich gekleideten Männer vorstellte.
Sir Robert Peel lächelte, aber für den beunruhigten Dodger schien es eher eine Grimasse zu sein. »O ja, der Held der Fleet Street«, sagte der Mann. »Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen reden.«
Dodger blickte in das Gesicht, in dem überall Polizei geschrieben stand. Er dachte: Wird es ständig auf diese Weise weitergehen? Werde ich immer der Mann sein, der Sweeney Todd überwältigt hat? Es war durchaus nützlich, das musste er zugeben, aber gleichzeitig war es auch so unangenehm, so als trüge er die Hose eines Fremden, was tatsächlich der Fall zu sein schien. Und der Mann beobachtete ihn noch immer sehr aufmerksam, als wolle er ihn gründlich ausloten.
Die Gäste nahmen ihre Plätze ein, und Dodger wurde aufgefordert, sich neben Angela zu setzen, mit Simplicity an seiner Seite und Solomon neben ihr. Sir Robert – beziehungsweise »Lieber Rob«, wie Angela ihn nannte – nahm auf ihrer anderen Seite Platz.
Angela wandte sich an Dodger und fragte leise: »Tut es weh? Sie zucken jedes Mal zusammen, wenn Sie jemand Held der Fleet Street nennt. Wussten Sie das nicht? Charlie hat mir erzählt, dass Sie mehrmals versucht haben, die Leute darauf hinzuweisen, dass die Fakten dieser Angelegenheit nicht das sind, was sie zu sein scheinen, und dass Sie jedes Lob als eine Verdammung von Mister Todd empfinden, was Ihnen zur Ehre gereicht. Mir scheint, hier gibt es ein anderes Heldentum, ein Heldentum, das nur selten Beachtung findet. Ich werde das im Gedächtnis behalten, denn ich habe gewissen Einfluss. Manchmal kann man mit einem Wort am richtigen Ort viel bewirken.« Miss Burdett-Coutts lächelte. »Gefällt es Ihnen, in der Kanalisation nach Geld zu suchen? Sagen Sie die Wahrheit!«
»Ich brauche nicht zu lügen«, erwiderte Dodger. »Es ist Freiheit, Miss, das ist die Wahrheit, und auch sicher, wenn man aufpasst und den Kopf benutzt. Ich schätze, ich verdiene an jedem beliebigen Tag in der Woche mehr als ein Kaminkehrer, und Ruß … Oh, Miss, Ruß ist schlimmes Zeug und gar nicht gut für die Gesundheit. Schlecht für drinnen und draußen, das kann ich schwören. Aber wenn ich vom Toshen zurückkehre, lässt sich mit einem Stück Laugenseife alles in Ordnung bringen. Keine große Sache, aber man fühlt sich sauber.«
An dieser Stelle mussten sie das Gespräch unterbrechen, denn Kellner kamen vorbei, und nach dem Klappern der Teller und des – vielen, o ja! – Bestecks sagte Miss Burdett-Coutts: »Meinen Informanten zufolge scheinen Sie überall zu sein und alle zu kennen wie der berühmte – oder berüchtigte, wenn Sie so wollen – Straßenräuber Dick Turpin. Haben Sie von ihm gehört, junger Mann? Was halten Sie von seinem außergewöhnlichen Ritt nach York, auf dem Rücken seiner Stute Black Bess? Ich glaube, es gibt Theaterstücke über ihn, und das Volk liebt ihn, weil er ein Schlitzohr war.«
Dodger blickte besorgt auf seinen Teller hinab und sagte: »Ich habe von dem Herrn gehört, Madam, und es gefällt mir, dass er etwas Farbe in eine ansonsten oft recht graue Welt bringt. Aber ich glaube, er war schlau, viel zu schlau, um den ganzen weiten Weg nach York zu reiten. Zu riskant. Mit Pferden kenne ich mich zwar nicht besonders gut aus, aber ich nehme an, seine wackere Stute wäre nach einer Stunde oder so ziemlich müde gewesen, wenn er wirklich so schnell geritten ist, wie es heißt. Nein, ich schätze, er ging zu einigen seiner Kumpel, die gar keine guten Kumpel waren, und rief so etwas wie: ›Betet für mich, Jungs, denn ich reite geschwind wie der Wind nach York, und zwar noch heute Nacht!‹ Und da ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war, kann man sicher sein, dass ihn seine Kumpel sofort an die Bullen – Verzeihung, ich meine die Polizei – verraten haben. Unser Freund Dick, da wette ich eine Krone, verbrachte die Nacht vermutlich in West End, mit gefärbtem Schnurrbart und zwei hübschen Damen in den Armen. Das meine ich mit schlau. Einfach wegrennen nützt nichts, obwohl ich weiß, dass sie ihn schließlich erwischt haben. An seiner Stelle hätte ich mich als Priester verkleidet, wäre irgendwo untergetaucht und hätte Gras über die Sache wachsen lassen. Bitte entschuldigen Sie den Vortrag, Miss, aber Sie haben gefragt.«
Angela lachte. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Mister Dodger. Sie gelten als ein mutiger und auch verständnisvoller Mann. Aber mir scheint, Sie können auch ein guter Stratege sein – und frischer Wind obendrein!« Sie legte ihm die Hand auf den Arm und fragte: »Sind Sie ein Kirchgänger, Mister Dodger?«
»Nein, Miss. Das mit dem Glauben erledigt Solomon für uns beide, Miss, verlassen Sie sich drauf! Ich schätze, er sagt dem Allmächtigen, was er tun und lassen soll. Aber keine Sorge, ich habe gehört, dass Jesus über das Wasser gegangen ist, also weiß er vielleicht ein bisschen was übers Toshen, obwohl ich ihn da unten nie gesehen habe. Womit ich ihm nicht zu nahe treten möchte, denn im Dunkeln sieht man nicht jeden.«
Er bemerkte, dass Angelas Lächeln ein wenig gezwungen wirkte, bevor sie ihre Natürlichkeit zurückgewann und sagte: »Nun, Mister Dodger, offenbar kann ein Ungläubiger so manchen Gläubigen beschämen.« Aus diesen Worten schloss er, dass er erneut damit durchgekommen war, obwohl er nicht genau wusste, womit.
Endlich konnte Dodger seine Aufmerksamkeit auf den Inhalt seines Tellers richten. Es schien eine recht gute Gemüsesuppe zu sein, noch besser als das Zeug, das Solomon kochte, und darauf wies er auch hin, kaum dass er damit fertig war. Wobei er feststellte, dass niemand sonst die Suppe mit solchem Eifer gegessen hatte wie er.
»Es ist eine sogenannte Juliennesuppe«, erklärte Angela. »Warum sie so heißt, weiß ich leider nicht. Ich beneide Sie um Ihren Appetit.«
Von diesen Worten ermuntert, fragte Dodger: »Kann ich noch mehr bekommen?« Aus den Augenwinkeln entdeckte er in Charlies Miene den Ausdruck eines Mannes, der seinen Spaß hatte.
Angela folgte seinem Blick. »Wussten Sie, dass Charlie Bücher schreibt? Ich frage mich oft, woher er alle seine Einfälle nimmt. Was die Suppe betrifft … Ich bin sicher, dass es noch mehr davon gibt, aber es folgt ein sehr schmackhafter Steinbutt, und danach gibt es Hammelrücken, gefolgt von gebratenen Wachteln. Wenn Sie bis dahin noch nicht geplatzt sind, junger Mann, können Sie sehr süßes Kirschkompott kosten. Wie ich sehe, haben Sie Ihren Wein nicht angerührt. Es ist ein sehr guter Sauvignon blanc, und ich bin sicher, dass er Ihnen schmecken würde.« Als Dodger nach dem Glas griff, wandte sich Miss Burdett-Coutts zur anderen Seite, um eine Frage von Sir Robert Peel zu beantworten.
Dodger mochte den Wein, und weil er Dodger war, dachte er: Oh, dieser Wein ist ziemlich gut, und deshalb werde ich ihn ganz langsam trinken. Immerhin trank er nur selten Wein, obwohl Solomon manchmal welchen zum Passahfest kaufte. Der war so süß, dass er Zahnschmerzen davon bekam. Gewöhnlich bevorzugte Dodger Bier oder Stout, im Winter vor allem Stout. Es waren einfache Getränke für einfache Leute, und Dodger wollte kein komplizierter Mensch werden, und in den würde er sich zweifellos verwandeln, wenn er mehr als ein Glas von diesem Wein trank.
Solomon hatte ihn zuvor darauf hingewiesen, dass vielleicht für jeden Gang ein anderer Wein ausgeschenkt wurde – man fragte sich, wie die Gäste unter solchen Umständen nach Hause kamen. Während Angela also mit Sir Robert Peel sprach und Simplicity auf zarte Weise ihren Suppenteller leerte, hielt Dodger das Glas Wein in der Hand und trank jeweils nur einen kleinen Schluck. Oh, er war gelegentlich betrunken gewesen, und so angenehm sich das auch zunächst anfühlen mochte – wenn man später aufwachte, sah die Sache ganz anders aus. Außerdem fiel das Toshen schwer, wenn man keinen klaren Kopf hatte, und sich nicht dauernd übergeben zu müssen, war natürlich auch hilfreich. Mehr als alles andere wollte er vermeiden, sich vor diesen Leuten zu blamieren, noch dazu während Simplicity zusah. Und sie beobachtete ihn.
Das schien auch für den Steinbutt zu gelten, der auf einem silbernen Tablett vorbeigetragen wurde, bevor ihn die Kellner an die Gäste verteilten. Er war groß und dick, aber nie zuvor hatte Dodger ein so trauriges Gesicht bei einem Fisch gesehen. Hätte er erfahren, dass er nicht nur mit einer recht pikanten Soße serviert wurde, sondern auch köstlich schmeckte, wäre seine Stimmung vielleicht ein wenig gestiegen. Inzwischen war Dodger etwas ruhiger geworden. Das Essen verlief gut, die Leute redeten miteinander, und alles schien ganz nett zu sein. Die heitere Stimmung dauerte an, als die Kellner den Hammelrücken servierten, der ein wenig gelb und ziemlich fettig war und eine reine Wonne für einen so tatkräftigen jungen Burschen wie Dodger, obwohl er sich nicht daran erinnerte, jemals so viel gegessen zu haben. Die von Solomon in der Mansarde zubereiteten Mahlzeiten waren … bekömmlich und stillten den Hunger. Fleisch gab es in kleinen Stücken, war mehr Beilage als Hauptgang und befand sich für gewöhnlich in einer dicken Suppe oder in nahrhaftem Brei. Dodger merkte, dass im Bereich seines Bauchs alles ziemlich straff geworden war, aber gutes Hammelfleisch war die Speise der Götter, und es wäre ganz und gar unangemessen gewesen, etwas so Köstliches zurückzuweisen.
Dodger kam gut zurecht. Er hatte sich Solomons Hinweise in Bezug auf die Verwendung von Messer und Gabel bei den einzelnen Gängen zu Herzen genommen und auch die Serviette an den Hals gesteckt, und es wäre ihm durchaus recht gewesen, sich jeden Abend einer solchen Zeremonie zu unterziehen. Aber er wusste, dass er Simplicity vernachlässigt hatte – wie konnte er? –, ausgerechnet Simplicity, die gerade höflich einer von Solomons Geschichten lauschte und ihm dabei ihre volle Aufmerksamkeit schenkte, was nur recht und billig war, denn Solomon verstand seine Zuhörer immer wieder zu überraschen.
Sie richtete den Blick auf ihn, gerade als er den Kopf wandte und sie ansah, und fragte: »Ist es nicht seltsam, Dodger, dass du wie eine kleinere Version von Sir Robert gekleidet bist?« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber du bist viel hübscher und blickst nicht so oft finster drein. Ansonsten aber ähnelt ihr euch wie ein Ei dem anderen.«
»Er ist viel größer und älter als ich«, erwiderte Dodger.
Diese Worte veranlassten Simplicity zu einem Lächeln, und sie sagte: »Ich glaube, manchmal denken die Engländer nicht darüber nach, was sie sagen. Wenn man zwei Eier betrachtet, so wird man feststellen, dass es Unterschiede zwischen ihnen gibt.«
Er starrte sie mit offenem Mund an. Erstens, weil er oft Eier gesehen und nie auf ihre Unterschiede geachtet hatte, und zweitens, weil Simplicity ihm etwas Neues erzählte. Und nicht zum ersten Mal, erinnerte er sich. Nein, Simplicity war nicht einfach gestrickt, keineswegs.
Sie lachte leise. »Du weißt gar nichts über mich, Dodger.«
»Darf ich hoffen, eines Tages mehr herauszufinden?«
»Ich habe sehr dicke Beine«, verkündete sie.
Die Gefahr, in den schmutzigen Vierteln von London dick zu werden, wo auch immer, war nicht sonderlich groß, aber Dodger hatte noch nie von einer jungen Frau gehört, die ihre Beine zu dünn nannte, und so sagte er in der Stille, die Simplicitys Worten folgte: »Ich möchte nicht taktlos sein, aber das ist bestimmt Ansichtssache, und leider konnte ich mir in dieser Hinsicht noch keine Meinung bilden.«
Was folgte, war nicht unbedingt ein Aufruhr, vielleicht eher ein kleiner Tumult. Dodger hörte verschiedene Variationen von »Na, so was!« und Geräusche, die Menschen von sich gaben, wenn sie etwas empörend fanden, in Wirklichkeit aber amüsiert und vielleicht sogar erleichtert waren. »Exzellent!«, sagte jemand, vermutlich Charlie. »Des berühmten Beau Brummel würdig!«
Solomons Gesicht blieb völlig ausdruckslos, als hätte er nichts gehört, und Angela – Gott sollte sie segnen! – lachte leise. Dodger fand das sehr hilfreich, denn immerhin war sie die Gastgeberin und außerdem sehr reich, und mit ihrem Verhalten machte sie deutlich, dass sie am derzeitigen Geschehen nichts auszusetzen fand. Was für alle anderen bedeutete, dass es auch für sie nichts daran auszusetzen gab, denn wer wollte schon der reichsten Frau der Welt widersprechen?
Ringsum entstand ein entspanntes Summen, als die Gäste ihre Gläser leer tranken und in manchen Fällen mit neuen begannen, und an dieser Stelle bemerkte Dodger, dass er einen gewissen Ort aufsuchen musste, und er hatte keine Ahnung, wo der zu finden war. Zweifellos befand er sich irgendwo unten, im Erdgeschoss, aber mehr wusste Dodger nicht. Und in einer Welt voller Einrichtungen, die man nur selten beim Namen nannte, wollte er keine Lady danach fragen, wo er pinkeln konnte.
Dann blickte er in die Augen von Sir Robert Peel, der an Angela vorbeisah und grinste wie eine Katze, die eine Maus entdeckt hat, und der Anführer der Peeler sagte: »Ah, Mister Dodger, so wie Sie sich umsehen, suchen Sie vermutlich nach einer Räumlichkeit, wo man gewisse Erleichterung findet. Bitte, erlauben Sie mir, Sie dorthin zu führen, denn auch ich verspüre ein Bedürfnis.«
Dodger hielt es für besser, nicht zu widersprechen. Sir Robert nickte Angela zu und dirigierte Dodger aus dem Raum hinaus und eine Treppe hinunter. Schließlich erreichten sie ein Paradies aus Mahagoni, glänzendem Messing und poliertem Kupfer.
Es funkelte überall – dies war ein Palast. Die öffentlichen Klos, die Dodger kannte, waren dunkel und stanken. Besser war’s, wenn man sich draußen erleichterte, was viele auch taten, wodurch es zu einem echten Abenteuer werden konnte, nachts durch eine Gasse zu gehen. Solomon, der auch in dieser Hinsicht recht pingelig war, hatte einen Eimer mit immer sauberem Holzdeckel, für die Momente bestimmt, wenn auch ein Mann sich hinsetzen musste. Eine von Dodgers Aufgaben bestand darin, ihn zur nächsten Senkgrube zu bringen, doch die quollen die meiste Zeit über. Jedenfalls machte der Düngewagen jede Nacht seine Runde, und die Lage verbesserte sich ein wenig, wenn die Arbeiter den ganzen Kram wegschaufelten, auch den Pferdemist. Aber sooft die Düngewagen auch kamen und wie gründlich die Faulbehälter auch geleert wurden, man war nie sehr weit vom Essen des vergangenen Tags entfernt. Aber dieser Ort … Er war wirklich erstaunlich, und obgleich Dodger wusste, was es mit dem Loch im glänzenden Mahagoni auf sich hatte – es erschien ihm wie ein Frevel, Gebrauch davon zu machen. Und was war dies? Papierbogen, bereits zurechtgeschnitten und bereit zur Benutzung, so wie es Solomon mit dem Jewish Chronicle machte. Und es gab auch Spiegel und kleine Seifenstücke in großen Schalen, weich und angenehm duftend. Dodger konnte der Versuchung nicht widerstehen, einige einzustecken – trotz der Gesellschaft, in der er sich befand –, denn es waren so viele.
Eine Zeit lang gab er sich dem Staunen hin, trotz des Drucks auf der Blase und einer gewissen Beunruhigung, weil er sich mit dem Boss der Peeler in einem Raum befand, der, wie er gerade bemerkte, in aller Zufriedenheit auf einem recht teuer wirkenden Stuhl saß und sich eine Zigarre anzündete.
Sir Robert Peel schenkte ihm ein Lächeln und sagte: »Bitte legen Sie keinen Wert auf Förmlichkeiten, Mister Dodger. Ich habe es nicht eilig, und außerdem befinde ich mich, wie Sie vielleicht festgestellt haben, zwischen Ihnen und der Tür.«
Dodger hatte sich gerade der verzierten, glänzenden Schüssel vor ihm zugewandt, doch der Hinweis des Mannes mit der Zigarre hinderte ihn daran, sich dem Grund seines Hierseins zu widmen. Er blickte über die Schulter nach hinten. Sir Robert beobachtete ihn nicht einmal und genoss einfach nur seine Zigarre, wirkte wie ein Mann, der alle Zeit der Welt hatte. Da eigentlich nichts Schlimmes passierte, bekam Dodger sein Problem in den … Griff und bewunderte die Funktionsweise dieser wundervollen neuen Vorrichtung. Als er fertig war, sagte der immer noch sitzende Sir Robert lakonisch: »Ziehen Sie den Porzellanknauf an der Kette links von Ihnen!«
Dodger hatte sich bereits gefragt, wozu der wohl diente. Es war klar, dass er gezogen werden wollte, aber zu welchem Zweck? Um den Leuten mitzuteilen, dass man fertig war? Läutete dadurch eine Glocke, damit andere nicht hereinkamen und einen störten? Wie dem auch sein mochte, vorsichtig und gleichzeitig hoffnungsvoll zog er an dem kleinen Knauf und wich dann von der Schüssel zurück, für den Fall, dass er etwas Falsches getan hatte und dadurch in Schwierigkeiten geriet. Verblüfft beobachtete er, wie Wasser durch die Schüssel strömte und alles sauber zurückließ. Das war wirklich eine nützliche Einrichtung!
Er wandte sich um und sagte: »Ja, Sir. Ich weiß, was es zu tun gilt. Und ich weiß auch, dass Sie ein kleines Spiel mit mir treiben. Ich frage mich, was Sie von mir wollen.«
Sir Robert betrachtete die Spitze seiner Zigarre so, als hätte er sie nie zuvor gesehen, und sagte wie beiläufig: »Ich wüsste gern, wie Sie heute Nachmittag den Mord in der Kanalisation begangen haben.«
In Dodger machten sich der Steinbutt und alle seine kleinen Freunde daran, den sinkenden Dodger zu verlassen, und für einen Moment befürchtete er, auf dem glänzenden Boden eine große Schweinerei zu hinterlassen, bis ihm einfiel: Ich habe nie jemanden ermordet. Das wollte ich nie, und ich hatte auch gar keine Zeit dazu. Deshalb fragte er: »Von welchem Mord reden Sie?« Und er forderte den Steinbutt auf, sich zu benehmen. »Ich habe nie jemanden ermordet, nie!«
»Komisch, dass Sie das sagen, denn ich glaube Ihnen«, erklärte der oberste Polizist von London munter. »Aber leider haben wir einen Toten im Leichenhaus, und zwei Männer schwören Stein und Bein, dass Sie dafür verantwortlich sind. Und das Lustige ist – Sie können ruhig darüber lachen: Ich glaube ihnen nicht. Es gibt zweifellos eine Leiche, auf die uns ein Herr namens Durstiger Smith hingewiesen hat. Ich nehme an, Sie kennen ihn.«
»Den Durstigen Smith? Er ist ein Säufer und läuft die ganze Zeit mit nasser Hose rum. Für ein Bier würde er jeden verpfeifen. Ich wette, der andere war der Krumme Angus, ein alter Knacker mit anderthalb Beinen.«
Der Mann hatte gesagt, dass er Dodger nicht für den Mörder hielt, und damit war er aus dem Schneider, oder? Ganz und gar. Trotzdem hatte der oberste Peeler diesen besonderen Blick, den man nach einigen Begegnungen mit der Polizei zu erkennen lernte. Er teilte einem mit, dass die Polizei immer die Oberhand gewann und man derzeit besser auf seine Manieren achten sollte, denn man war der Feind der Polizei, bis einem die Polizei sagte, dass man es nicht mehr war.
Mister Peel beobachtete ihn mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen – man sollte das Lächeln eines Peelers nie unbeachtet lassen –, und Dodger dachte: Dies ist der König der Peeler, der große Peel höchstpersönlich, und da muss ein Dodger sehr vorsichtig sein. Er behielt das Lächeln im Auge und sagte: »Sie glauben also nicht, dass ich jemanden ermordet habe, aber zwei Männer behaupten, ich hätte es getan, ja? Wer ist der Ermordete? Und warum vertrauen Sie ihrem Wort weniger als meinem?«
Sir Robert entgegnete ganz ruhig: »Ehrlich gesagt, meine Männer kennen die beiden Burschen und meinen, sie nähmen deren Aussagen nicht einmal dann ernst, wenn der Erzengel Gabriel neben ihnen stünde und bestätigte, dass sie die Wahrheit sagen.« Er lächelte das Lächeln eines Polizisten, das nur ein bisschen besser war als das Lächeln eines Tigers, und sagte: »Ihrem Wort vertraue ich keineswegs, Mister Dodger, aber ich bin geneigt, dem Wort von Solomon Cohen Vertrauen zu schenken, der in der jüdischen Gemeinschaft einen guten Ruf genießt. Ich habe heute Abend mit ihm gesprochen – ohne dass er etwas von dem Mord wusste und ohne dass er von mir in irgendeiner Weise darauf hingewiesen wurde –, und er war so freundlich zu erwähnen, dass Sie fast den ganzen Tag in seiner Gesellschaft verbracht haben. Das können einige angesehene Kaufleute bestätigen, unter ihnen mein Schneider, was ich mit eigenen Augen sehe. Ich frage mich: Wenn dieser Mord erst vor einigen Stunden stattfand, wieso erreicht mich diese Anschuldigung fast sofort?«
Bevor Dodger antworten konnte, fuhr Sir Robert fort: »Ich glaube, Sie haben sich Feinde gemacht, weil, wie mir Ben sagte, Sie Ihre Heldentaten offenbar im Zusammenhang mit einer jungen Frau vollbringen, deren Sicherheit Sie gewährleisten wollen, solange sie sich in unserem Land befindet. Ich begrüße Ihre Einstellung, aber das kann auf Dauer nicht so weitergehen. Es gibt Hinweise, dass … andere in diese Situation verwickelt sind, Personen, die immer ungeduldiger werden.«
Er zog an seiner Zigarre und stieß blauen Rauch aus, der Dodger wie aromatischer Nebel entgegenschwebte.
»Es ist ganz offensichtlich ein Mord geschehen«, sagte der Boss der Peeler, »und ich muss dafür sorgen, dass jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird – obwohl das Opfer ein Herr war, der gegen Bezahlung gewisse Aufträge erledigte, ohne Fragen zu stellen und erst recht ohne Fragen zu beantworten. Er war Anwalt, bis ihm die anderen Anwälte auf die Schliche kamen, und dann wurde er zu einem Mittler und Wegbereiter, und zu einem guten noch dazu, denn er kannte alle juristischen Kniffe. Er spezialisierte sich darauf, Personen, die Verbrechen verüben wollten, mit anderen Personen zusammenzubringen, die sie gegen Entgelt für sie verübten, und natürlich bekam er dafür einen Anteil, ohne dass er sich die Hände schmutzig machen musste. Jetzt ist er auf sehr professionelle Weise umgebracht worden, und er hat das Sterben selbst übernommen, ohne einen anderen damit zu beauftragen. Ja, er ist tot, und Tote reden nicht. Übrigens eine sehr saubere Arbeit. Genauso gut hätte der Täter den Abwasch erledigen und die Katze füttern können, bevor er ging. Das Opfer hieß Schlauer Bob.«
Der Schlaue Bob war tot! Jemand hat ihn also erwischt, dachte Dodger. Daraus ergaben sich weitere Fragen. Was hatte der Schlaue Bob gewusst? Hatte er auf eigene Rechnung gearbeitet, nur um Geld zu verdienen? Oder war er für Dritte tätig gewesen, vielleicht für die Regierung, von der Mister Disraeli gesprochen hatte?
»Alle Polizisten kennen Sie, Mister Dodger«, sagte Sir Robert. »Wie auch die alten Bow-Street-Boys. Oft verdächtigt, aber nie angeklagt. Mussten nie vor den Kadi. Ein mir bekannter alter Bursche erzählte mir, dass es von Ihnen heißt, die Lady der Kanalisation schenke Ihnen ihren Schutz, und ich kann mir denken, dass viele von euch jeden erdenklichen Schutz benötigen. Wir sind nicht die Jungs von der Bow Street, Mister Dodger. Wir sind clever – Ihr Freund Charlie Dickens ist von unseren Methoden begeistert.« Sir Robert seufzte und fuhr fort: »Manchmal glaube ich, dass er selbst gern ein Peeler wäre, wenn ich es ihm gestatten würde. Gewiss gäbe er einen guten Peeler ab, wenn er nicht dauernd kritzeln und schreiben, kritzeln und schreiben würde. Wir wissen, was vor sich geht, Mister Dodger, aber manchmal halten wir es nicht für erforderlich, die Leute über unser Wissen in Kenntnis zu setzen.«
Er legte eine Pause ein, um an seiner Zigarre zu ziehen. »Mir ist bekannt, dass ein oder zwei Personen, die mit dem zuvor erwähnten Schlauen Bob in Verbindung standen, kürzlich an einen Herrn gerieten, den alle Dodger nennen, und es war für sie keine besonders angenehme Begegnung. Ein – sagen wir – Angestellter ist gestern Morgen einem unglückseligen Unfall zum Opfer gefallen: Gar nicht weit von Ihrem Viertel entfernt wurde er von einem Vierspänner überrollt, erstaunlicherweise gleich zweimal. Leider gibt es keine Zeugen, die Näheres über dieses traurige Ereignis berichten könnten.«
Dodgers Gedanken rasten. Jemand hatte den anderen Burschen gefunden, der Simplicity geschlagen hatte, jemand, der alles andere als zimperlich gewesen war. Alle, die mit dieser Sache zu tun hatten, schienen früher oder später als Tote zu enden …
»Wir fragen uns«, fuhr Sir Robert fort, »ob hier noch jemand im Spiel ist. Gewisse Leute werden unruhig und möchten die Angelegenheit geklärt wissen. Natürlich könnte ein eifriger Polizist glauben, dass sich besagter Mister Dodger über die Lakaien des Schlauen Bob geärgert hat und ihm oder seinen Gesandten schaden möchte. Allerdings waren Sie, wie ganz London weiß, gestern Morgen im Friseursalon von Mister Todd anderweitig beschäftigt. Sie scheinen viel Glück zu haben, Mister Dodger. Ein Mann, der gewöhnlich unsichtbar ist, wird in genau den richtigen Momenten erstaunlich sichtbar.« Er zögerte. »Allerdings teilen mir meine Informanten mit, dass es einen weiteren Mann gibt, der mit den beiden verstorbenen Herren in Verbindung steht. Heute Morgen hat man ihn mit gebrochener Nase gesichtet, und er soll auf seltsame Art und Weise gegangen sein … In dieser Hinsicht müssen vielleicht weitere Ermittlungen angestellt werden. Können Sie mir folgen? Ich stelle fest, dass Sie sehr still sind. Was ich durchaus vernünftig finde.«
Der Anführer der Peeler stand auf und klopfte die Asche seiner Zigarre in einen kleinen silbernen Aschenbecher. »Mister Dodger, ich leite die Polizei in dieser Stadt, was mich zu einem Polizisten macht, aber ich bin auch Politiker. Einem Mann, der so klug ist wie Sie, sollte klar sein, dass Politiker zwar rein theoretisch große Macht haben, sich manchmal aber darin verstricken, wenn es um ihre Ausübung geht, zumal sie wissen, dass man sie auf Schritt und Tritt beobachtet und alle ihre Entscheidungen infrage stellt. Agenten behalten jeden Hafen im Auge – lieber Himmel, das sollte gerade für Sie nichts Neues sein. An jedem Kai gibt es einen Schlammkriecher oder ein Schmuddelkind, das für ein paar kleine Münzen bereit wäre, nach jemandem Ausschau zu halten. Nun, einige von uns vertreten zwar öffentlich den Standpunkt der Regierung, sind aber der Meinung, dass eine unschuldige Person, die in Großbritannien Zuflucht gesucht hat, nicht gegen ihren Willen fortgeschickt werden sollte. Meine Güte, wir sind Briten! Wir sollten uns niemandem beugen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, dieses Problem zu lösen, ohne einen Krieg zu riskieren.«
Dodger klappte der Mund auf. Ein Krieg? Wegen Simplicity?
»Mister Dodger«, fuhr das Oberhaupt der Peeler fort, »Sie und Miss Simplicity scheinen der Grund zu sein, warum Menschen ermordet werden und auch meine Leute in Schwierigkeiten geraten könnten. Wir müssen einen Ausweg finden, und zwar schnell, denn inzwischen dürften Sie verstanden haben, dass diese Sache weit über Miss Simplicity und Sie hinausgeht. Ich weiß, wie sehr Ihnen an der Sicherheit der jungen Dame gelegen ist, und wie Ihr Freund Charlie gesagt hat: Wenn Könige, Königinnen, Springer und Türme sich kaum mehr bewegen können, besteht durchaus die Möglichkeit, dass ein Bauer die Partie gewinnt. Wie Charlie bin ich daher der Meinung, dass ein Mann, der sich nicht ohne Weiteres mit der Regierung in Verbindung bringen lässt, derjenige sein könnte, der uns vielleicht hilft, eine Lösung zu finden.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Sie sind ganz und gar Ihr eigener Herr, Mister Dodger, und was ich Ihnen gleich sage, werde ich abstreiten, sollten Sie es jemals in der Öffentlichkeit wiederholen – und Sie können sicher sein, dass man meinem Wort mehr Glauben schenken wird als Ihrem. Ich rede hier unter anderem deshalb mit Ihnen, um darauf hinzuweisen, dass Sie, was auch immer Sie tun, auf keinen Fall gegen das Gesetz verstoßen dürfen. Da ich gerade den Raum verlassen habe und die Stimme, die Sie hören, unmöglich meine sein kann, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Manchmal kann das Gesetz … flexibel sein.«
Sir Robert trat näher zur Tür. »Und nun werden wir ohne ein weiteres Wort zu den anderen zurückkehren, als ob wir über nichts weiter gesprochen hätten als über moderne sanitäre Einrichtungen. Sie werden von mir hören, falls das noch einmal notwendig werden sollte. Wir …«, er zögerte noch einmal, »… werden Ihre Fortschritte mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.« Der Anführer der Peeler sah die Panik in Dodgers Gesicht und lächelte erneut. »Seien Sie nicht allzu besorgt. Unterdessen haben wir es mit einem Mord zu tun, was eigentlich nur eine Leiche bedeutet. Wer weiß? Vielleicht hat das Opfer einen Klienten in einer ungesunden Umgebung getroffen und ist mit dem Kopf gegen etwas Hartes gestoßen; möglicherweise haben die Leute alles falsch verstanden. Und, Mister Dodger, damit wir uns richtig verstehen: Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, klar?«
Schließlich fand Dodger die Sprache wieder und fragte: »Klar was?«
»Sie lernen schnell, Mister Dodger. Übrigens, Sie scheinen keinen anderen Namen zu haben als Dodger, Mister Dodger. Ich weiß, dass Sie in einem Waisenhaus aufgewachsen sind, und dort müsste man Ihnen doch einen Namen gegeben haben, oder?«
Mehr als nur einen Namen, dachte Dodger, und ich wette, Sie kennen ihn bereits, Mister Peel. Dann sagte er: »Ja, das stimmt. Man nannte mich Pip Stick! Sind Sie jetzt zufrieden? Ich bin es nicht! Wie kann man jemandem einen solchen Namen geben? Stellen Sie sich vor, wie sehr ein kleiner Junge mit einem solchen Namen gehänselt wird. Und sie haben mich gehänselt, Mister Peel, das haben sie. Es steht ganz offiziell im Buch des Armenhauses geschrieben. Mister Pip Stick, ist das zu fassen? Pech gehabt.« Dann fuhr er fort: »Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke … Mister Pip Stick lernte zu kämpfen. Und flink zu sein wie ein richtiger Dodger. Und zu treten und zu beißen. Und zu laufen. Oh, und wie er laufen konnte, und klettern und kriechen.« Er zögerte. »Eigentlich war es gar kein schlechter Name, sondern ein guter, wenn man’s so betrachtet.«
Das Essen war fast vorbei, als Dodger an seinen Platz zurückkehrte, und wenige Minuten später klopfte Angela mit einem Löffel an ein Weinglas und verkündete: »Meine Freunde, heutzutage ist es Brauch und Sitte, dass die Damen das Gesellschaftszimmer aufsuchen, während die Herren zurückbleiben. Wie Sie wissen, finde ich das ein wenig ärgerlich, da ich mich gern mit einigen Gentlemen unterhalten möchte, und ich bin sicher, dass die Gentlemen auch gern mit einigen Damen sprächen. Immerhin sind dies moderne Zeiten, und wir alle sind Leute von Welt. Ich wage zu behaupten, dass niemand von uns eine Anstandsdame braucht. Ich begebe mich in den Salon und erwarte dort alle, die mir Gesellschaft zu leisten wünschen.«
Dann ergriff eine der reichsten Frauen der Welt Dodger zu seiner großen Überraschung am Arm. »Nun, Mister Dodger«, sagte sie, »ich möchte mit Ihnen über das Lesen sprechen. Von Solomon weiß ich, dass Sie nur selten einen Leseversuch unternehmen und kaum etwas anderes entziffern können als Ihren Namen. Das genügt nicht, mein Lieber! Ein Mann Ihres Kalibers darf kein Analphabet sein. Eigentlich müsste ich vorschlagen, dass Sie eine meiner Lumpenschulen besuchen, aber ich schätze, dafür halten Sie sich für zu alt. Deshalb habe ich mir etwas anderes überlegt, um die Liebe für Worte und wie man sie verwendet in Ihnen zu wecken: Ich möchte, dass Sie morgen Abend mich und die junge Simplicity ins Theater begleiten, wo wir uns William Shakespeares neues Stück Julius Cäsar ansehen werden.«
Miss Burdett-Coutts hob den Kopf und fügte hinzu: »Ich würde mich freuen, wenn sich Mister Cohen entschließen könnte, uns ebenfalls zu begleiten. Sie müssen nach Höherem streben, Mister Dodger, denn kein Mensch sollte sein Leben damit vergeuden, durch die Kanalisation zu stapfen, wenn er durch Literatur und Theater segeln kann. Streben Sie nach Höherem, Mister Dodger, steigen Sie empor! Greifen Sie nach den Sternen!« Sie bemerkte Dodgers Gesichtsausdruck und unterbrach sich. »Sie starren mich mit offenem Mund an. Haben Sie meine Worte vielleicht nicht verstanden?«
Dodger zögerte, aber nicht lange. »Ja, Miss. Ich bin ziemlich beschäftigt, aber ich ginge gern mit Ihnen ins Theater und bin auch bereit, nach Höherem zu streben. Doch die Sterne, fürchte ich, sind zu weit oben, da braucht man eine lange Leiter.«
»Irgendwann sollten Sie Solomon einmal fragen, was eine Metapher ist, Dodger.«
»Ich möchte Sie noch etwas anderes fragen, Miss«, sagte Dodger. »Wie können Sie sicher sein, dass Miss Simplicity im Theater nicht irgendetwas Schlimmes zustößt? Immerhin sind Theater große Gebäude mit vielen Menschen drin.«
Angela lächelte. »Manchmal kann man sich am besten dort verstecken, wo niemand nach einem sucht. Aber wenn doch jemand erscheinen sollte, der auf der Suche ist … In dem Fall sollten wir einem zufriedenstellenden Abschluss dieser Angelegenheit einen Schritt näher sein, meinen Sie nicht? Simplicity wird nicht in Gefahr geraten – ich habe Mittel und Wege und werde dafür sorgen, dass wir alle den Abend ungestört genießen können, das versichere ich Ihnen. Meine Bediensteten verfügen über … verborgene Talente, könnte man sagen. Aber vielleicht erleben wir mehr als nur einen Abend mit guter Unterhaltung.«
Sie führte Dodger in einen anderen prachtvoll eingerichteten Raum, wo bequeme Sessel standen und alles andere ebenfalls im Übermaß vorhanden war. In Solomons Mansarde befand sich kein Stück, das keinen praktischen Zweck erfüllte. Der alte Mann hatte seinen Arbeitstisch und ein sehr schmales Bett, und hinter dem Vorhang verfügte Dodger über die Matratze und mehrere Decken, und im Winter war es manchmal ziemlich kalt, auch für Onan, dessen Geruch ziemlich schlimm werden konnte. Aber dieser Raum war ausgestattet mit … Dingen, die, soweit Dodger feststellen konnte, nur dazu dienten, um gesehen zu werden oder damit man andere Dinge darauf abstellen beziehungsweise darin unterbringen konnte. Hinzu kamen große Vasen mit üppigen Blumensträußen – man hätte meinen können, in Covent Garden zu sein. Er fragte sich, warum manche Leute so viel brauchten, während er seinen ganzen Besitz in einem kleinen Beutel tragen konnte, die Matratze nicht mitgezählt. Das schien mit dem Reichtum zusammenzuhängen – wie im Haus der Mayhews, nur dass der Überfluss hier noch viel deutlicher ins Auge fiel.
Dann aber schob er diesen Gedanken beiseite, um Platz für den Plan zu schaffen. Es war ein guter, ein glänzender Plan, und die letzten Lücken darin hatten sich gefüllt, weil Mister Disraeli versucht hatte, sich über ihn lustig zu machen. Den ganzen Abend über war er mit den letzten Einzelheiten beschäftigt gewesen, von denen einige recht unkompliziert waren, wie zum Beispiel die Hose. Bei anderen musste er dem Glück vertrauen – und natürlich der Lady.
Am kommenden Tag gab es viel zu tun.
Dodger sah sich nach Solomon um, als ihm jemand auf die Schulter klopfte und sagte: »Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe gehört, dass Sie oft in der Kanalisation unterwegs sind.«
Der ungebetene Fragesteller war ein junger Mann, etwa zehn Jahre älter als Dodger und mit dem schüchternen Beginn eines gezwirbelten Schnurrbarts, wie es der neuesten Mode entsprach. Die Art und Weise, wie er die Frage stellte, deutete darauf hin, dass er so etwas wie ein Enthusiast war, wenn es um Abwasserkanäle ging. Er war ein Gentleman, der über die Kanalisation reden wollte, und Dodger musste höflich sein, weshalb er lächelte und sagte: »Ich bin kein Experte, Sir, aber da Sie schon fragen: Ich gehe toshen und schätze, dass ich in jedem Abwasserkanal gewesen bin, den es unter der Quadratmeile gibt, und die anderen kenne ich ebenfalls. Und Sie, Sir, sind …?« Er lächelte erneut, um seine freundlichen Absichten zu bekunden.
»Oh, wie nachlässig von mir! Bazalgette, Joseph Bazalgette. Hier ist meine Karte, Sir. Ich möchte Ihnen sagen: Falls Sie einen weiteren Ausflug in die Kanalisation unternehmen, wäre es mir eine große Ehre, Sie begleiten zu dürfen.«
Dodger drehte die Karte hin und her, gab nach und erwiderte: »Ich habe eine … Expedition mit Mister Disraeli und Mister Dickens geplant. Sie wird übermorgen stattfinden, denke ich. Ein weiterer Teilnehmer sollte eigentlich kein Hindernis sein.« Und es passte gut zu seinem Plan, insbesondere wenn einer der eben erwähnten Herren seine Meinung änderte und plötzlich anderweitig zu tun hatte, wie man so etwas nannte.
Mister Bazalgette strahlte voller Freude. Ein Enthusiast, ganz klar. Ein Mann, der Zahlen, Zahnräder und Maschinen mochte und auch Abwasserkanäle. Mister Bazalgette muss ein Geschenk der Lady sein, dachte Dodger. »Sicher wissen Sie«, plapperte Bazalgette, als läse er Dodgers Gedanken, »oder vielleicht auch nicht, dass die Römer die Kanalisation gebaut haben. Sie glaubten sogar an eine Göttin der Kanalisation, die man heute Lady nennt, soweit ich weiß. Damals gaben sie ihr den Namen Cloacina. Vielleicht interessiert es Sie zu erfahren, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Gentleman hier in England – ein gewisser Matthews – ein Gedicht über sie schrieb, dem Beispiel der Römer folgte und ihre Hilfe dabei erbat, wie soll ich es formulieren, ihm gewisse Körperfunktionen zu erleichtern, die ihn, wie es das Gedicht andeutete, morgens auf eine im wahrsten Sinn des Wortes harte Probe stellten.«
Nach allem, was Dodger gehört hatte, waren die Römer gewiefte Kerle gewesen, die außer Abwasserkanälen zum Beispiel auch Straßen gebaut hatten. Aber jetzt, ohne jede Vorwarnung, stellte sich plötzlich heraus, dass sie auch die Lady verehrt hatten. Solomons Beschreibungen zufolge waren die Römer ziemlich harte und gnadenlose Burschen gewesen, wenn man gegen sie antrat … und sie hatten an die Lady geglaubt. Nun, Dodger hatte zur Lady gebetet, so viel stand fest, aber er war nie so richtig von ihrer Existenz überzeugt gewesen und hatte nur halb an sie geglaubt. Aber nun erfuhr er, dass alle die großen Krieger, die damals in der Stadt gelebt hatten, für sie gekniet und gebetet hatten, damit ihre Haufen ein bisschen weicher wurden. Es konnte keine bessere Bestätigung geben. Dodger verwandelte sich, wenn auch auf Umwegen, in einen wahren Gläubigen.
Mister Bazalgette hüstelte. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Mister Dodger? Sie wirken ein wenig geistesabwesend.«
Dodger kehrte rasch in die Wirklichkeit zurück, lächelte und sagte: »Es ist alles in bester Ordnung, Sir.«
Dann landete eine Hand auf seiner Schulter, und Charlie sagte vergnügt: »Bitte entschuldigen Sie, Mister Bazalgette, ich dachte schon, ich müsste unseren Freund an den Ausflug in die Kanalisation erinnern. Und auch Benjamin, denn jene von uns, die zu seinen Freunden zählen, sähen gern, wie der adrette Herr dort unten in den Kanälen zurechtkommt, insbesondere wenn er irgendwo ausrutscht, was natürlich hoffentlich nicht geschieht. Welche Schuhe er wohl tragen wird?« Charlie lächelte, nach Dodgers Meinung mit fröhlicher Bosheit. Es war nicht die gemeine Version von Bosheit, sondern vielleicht nur gutmütiger Spott, wie man einem Kumpel sagt, dass er für seine Stiefel zu groß wird. Vermutlich glaubte Charlie, der Ausflug in die Kanalisation werde sich nicht nur als lehrreich, sondern auch als unterhaltsam erweisen.
Während die Gäste umhergingen und sich voneinander verabschiedeten, sagte Dodger zu Charlie und den anderen: »Ich nehme an, dass die Herren sehr beschäftigt sind, und deshalb schlage ich vor, dass wir uns beim The Lion in Seven Dials treffen. Sie können dort Ihre Kutsche zurücklassen, und anschließend gehen wir zu Fuß zum Ausgangspunkt unserer Expedition. Übermorgen, einverstanden? Um sieben Uhr? Die Sonne wird tief stehen, und Sie werden überrascht sein, wie weit ihr Licht in die Abwasserkanäle hineinreicht, als wolle sie das Dunkel ganz und gar ausfüllen.« Er fügte hinzu: »Nichts für ungut, meine Herren, aber wenn ich Sie nach unten bringe und Ihnen dort etwas zustößt, bedeutet das nicht nur Ärger für Sie, sondern auch für mich. Deshalb sehe ich mich früher am Tag vor Ort um und vergewissere mich, dass es keine Probleme gibt. Sie hören von mir, falls es nötig wird, den Ausflug zu verschieben.«
Charlie nickte. »Das ist eine sehr vernünftige Vorsichtsmaßnahme, Dodger. Wie schade, das Henry nicht mit uns kommen kann! Was mich betrifft … Ich kann gar nicht abwarten, dass es losgeht. Was ist mit Ihnen, Mister Bazalgette?«
Die Augen des Ingenieurs funkelten. »Ich nehme meinen Theodoliten mit, außerdem wasserdichte Stiefel und eine strapazierfähige Lederhose, die mir dort unten sicher gute Dienste erweist. Danke, dass Sie uns mitnehmen, junger Mann. Ich freue mich sehr darauf, Sie übermorgen wiederzusehen. Und in der Kanalisation vielleicht Ihrer Lady zu begegnen.«
Mister Bazalgette machte sich auf den Weg zu seiner Kutsche, und Charlie wandte sich an Dodger. »Welche Lady könnte das sein?«, fragte er mit ausdrucksloser Miene.
»Wir haben über die Lady gesprochen«, erwiderte Dodger hastig. »Die Lady der Kanalisation. Und wenn du jetzt dein Notizbuch hervorholst, reiße ich dir die Finger ab, denn dies betrifft eine Sache, die nicht bekannt werden sollte.«
»Soll das heißen, dass du wirklich an eine Göttin der Kanalisation glaubst, Dodger?«, fragte Charlie.
»Nein, sie ist keine Göttin, nicht für Leute wie uns«, sagte Dodger. »Götter und Göttinnen sind was für Leute, die zur Kirche gehen. Sie lachen über Leute wie uns, aber sie lacht nicht. Bei ihr gibt es keine Erlösung, aber wie ich schon sagte: Wenn man gut mit ihr klarkommt, zeigt sie einem eines Tages vielleicht etwas Wertvolles. Jeder muss an etwas glauben, darauf kommt es letztendlich an. Und deshalb habe ich beschlossen, Simplicity zu retten. Ich meine, wie konnte ich in dem Lärm des Unwetters ihre Schreie hören? Aber ich habe sie gehört, und so glaube ich, dass ich von der Lady auf eine Reise geschickt wurde, und ich weiß nicht, wohin sie mich führen wird. Aber ich weiß, dass gewisse Leute über mir Simplicity am liebsten wegsperren würden, damit sie keine Schwierigkeiten macht, aber das lasse ich nicht zu, wer auch immer die Leute über mir sind. Ich habe gesagt, dass du nichts aufschreiben sollst!«
Die letzten Worte waren so scharf, dass Charlies Stift vom Notizbuch zurückzuckte. »Ich bitte um Entschuldigung, Dodger. Mein Versuch, einen Gedanken festzuhalten, hatte nichts mit Simplicity zu tun, das versichere ich dir.«
Dodger fuhr zusammen, als Angela neben ihnen erschien und sagte: »Der Wechsel der Zeit, Mister Dodger. Eine junge Königin auf dem Thron und eine neue Welt voller Möglichkeiten. Ihre Welt, wenn Sie entscheiden, sie dazu zu machen.« Sie beugte sich näher und flüsterte: »Ich weiß, dass Sir Robert mit Ihnen gesprochen hat, und ich kenne auch den Grund. Es gibt Räder innerhalb von Rädern. Achten Sie darauf, nicht dazwischenzugeraten und zermalmt zu werden. Ich bewundere einfallsreiche Männer, die bereit sind, die Welt zu verändern, und wissen Sie, manchmal helfe ich ihnen dabei. Und, Mister Dodger, wie Sie kann ich keine Leute ausstehen, die andere schikanieren oder auf ihnen herumtrampeln.« Sie zögerte und reichte ihm ein Stück Papier. »Nach allem, was mein Freund Sir Robert eben gesagt hat, könnten Sie diesen Ort bemerkenswert finden.«
Dodger blickte verlegen auf den Zettel. »Entschuldigen Sie, Miss«, sagte er. »Ist dies der Weg zu einer Ihrer Lumpenschulen?«
Angela zog die Augenbrauen zusammen, bis sie recht grimmig aussah. »Nicht unbedingt, Mister Dodger. Es ist ein Ort, an dem Sie jemandem eine Lektion erteilen könnten. Aber bitte wenden Sie sich jederzeit an mich, wenn Sie Hilfe brauchen.«
Und nun ragte Solomon wie eine Offenbarung auf, eine Offenbarung, die rosarot und etwas dicker war, als Dodger sie in Erinnerung hatte. »Hast du dich von allen verabschiedet und Danke schön gesagt? Sag Miss Simplicity auf Wiedersehen, und dann machen wir uns auf den Weg. Onan verzehrt sich bestimmt schon vor Sehnsucht nach uns.«
Dodger wandte sich um, und dort stand Simplicity, die schlicht sagte: »Wie schön, dich wiederzusehen, mein Held, und ich freue mich schon darauf, morgen mit dir das Theater zu besuchen, ja, ich freue mich wirklich.«
Als Solomon und er gingen, stand Simplicity neben der Gastgeberin an der Tür und warf ihm eine Kusshand zu, und plötzlich schwebte Dodger.