13

Das Luftschiff der Goblins schwebte durch die Wolken. Nun, da es sich seinem Bestimmungsort näherte, wurde es überraschend leise. Am Bug des Schiffs hielt Rhonin ein waches Auge auf die beiden Gestalten, die ihn seinem Ziel entgegenführten. Die Goblins huschten hin und her, justierten die Messgeräte und murrten leise vor sich hin. Wie ein solch verrücktes Volk solch ein Wunder konstruieren konnte, war ihm schleierhaft. Jeden Augenblick, so schien es, lief das Luftschiff Gefahr, sich selbst zu zerstören, doch jedes Mal gelang es den Goblins gerade noch, dies abzuwenden.

Deathwing hatte nicht mehr mit Rhonin gesprochen, seit er ihn an Bord geführt hatte. Doch der Zauberer hatte sich nicht widersetzt, weil ihm klar war, dass er eigentlich keine Wahl hatte. Dennoch war er nur zögernd an Bord des Schiffes geklettert und hatte sich seither mehr als einmal gefragt, was geschehen würde, wenn es plötzlich einfach abstürzte.

Die Goblins hießen Voyd und Nullyn, und sie hatten das Schiff selbst gebaut. Sie waren sehr gute Erfinder, sagten sie, und hatten ihre Dienste dem Wunderbaren Deathwing angeboten. Natürlich sagten sie Letzteres mit einem kleinen bisschen Sarkasmus in der Stimme. Sarkasmus und Angst.

»Wo bringt ihr mich hin?«, fragte Rhonin. Diese Frage veranlasste die beiden Piloten, ihn anzusehen, als hätte er den Verstand verloren. »Nach Grim Batol natürlich!«, schnauzte der eine, der doppelt so viele Zähne wie jeder andere Goblin zu haben schien, der Rhonin je über den Weg gelaufen war. »Nach Grim Batol!«

Das war dem Zauberer natürlich klar, aber er wollte wissen, wo genau sie ihn abzusetzen gedachten. Er traute ihnen zu, dass sie ihn inmitten einer Ork-Siedlung hinauswarfen. Doch bevor Rhonin noch einmal nachfragen konnte, mussten die Goblins einen neuerlichen Notfall angehen – ein Strahl heißen Dampfes entwich aus dem Haupttank. Das Luftschiff der beiden benutzte Öl und Wasser, um die Maschinen anzutreiben, und wenn nicht eines davon für kritische Momente sorgte, dann war es das andere. Die Folge war eine ziemlich schlaflose Nacht, sogar für jemanden wie Rhonin.

Die Wolken, die sie durchflogen, waren so dick geworden, dass der Magier durch einen dichten Nebel zu reisen schien. Hätte er nicht gewusst, in welcher Höhe sie flogen, Rhonin hätte schwören können, sie wären auf offener See und nicht in der Luft. Tatsachlich hatten beide Arten des Reisens einiges gemeinsam, sogar die Gefahr, an Felsen zu zerschellen. Mehr als einmal hatte Rhonin beobachtet, wie zu beiden Seiten des winzigen Schiffes plötzlich Berge sichtbar wurden, und einige Male waren sie gefährlich nahe daran vorbei geschrammt. Doch während er stets mit dem Schlimmsten rechnete, führten die Goblins ihre Arbeit ungerührt weiter – manchmal machten sie sogar ein Nickerchen –, ohne diesen Beinahe-Katastrophen Aufmerksamkeit zu zollen.

Der Tag war schon lange angebrochen, doch die starke Bewölkung wob tiefe Schatten über das Land. Voyd schien eine Art magnetischen Kompass zu benutzen, um den Kurs zu halten, doch als Rhonin ihn sich einmal näher anschaute, hatte er verblüfft feststellen müssen, dass er dazu neigte, plötzlich und ohne ersichtlichen Grund die Anzeige zu ändern. Letztendlich war der Zauberer zu dem Schluss gelangt, dass sich die Goblins auf diesem Flug wohl eher auf pures Glück verließen.

Am Anfang hatte er versucht die Reisedauer zu schätzen. Aus irgendeinem Grund versicherten ihm die beiden jeden lediglich immer wieder, dass bis zur Ankunft noch einige Zeit verstreichen würde, obwohl Rhonin das Gefühl hatte, dass sie das Fort längst erreicht haben müssten. Langsam keimte in ihm der Verdacht, dass das Luftschiff eine Schleife flog, entweder durch den defekten Kompass bedingt, oder weil die Goblins düstere Pläne verfolgten.

Obwohl er sich auf seine Aufgabe hätte konzentrieren sollen, musste Rhonin immer öfter an Vereesa denken. Wenn sie am Leben war, würde sie ihm folgen. Er kannte sie gut genug. Dieses Wissen bestürzte ihn ebenso, wie es ihn froh machte. Aber wie sollte die Elfe etwas über die Existenz des Luftschiffs herausfinden? Möglicherweise durchwanderte sie ganz Khaz Modan auf der Suche nach ihm, oder, schlimmer noch, sie zog die richtigen Schlüsse und machte sich direkt auf nach Grim Batol …!

Seine Hand umklammerte das Geländer. »Nein«, flüsterte er. »Nein … das würde sie nicht tun … Das kann sie nicht tun!«

Duncans Geist ließ ihm schon keine Ruhe, genau wie die Seelen der Männer, denen seine letzte Mission zum Schicksal geworden war. Sogar Molok stand da bei den Toten, der wilde Zwerg, und glühte vor Verachtung. Rhonin konnte schon Vereesa und sogar Falstad in den Rängen der Leichen sehen, die mit toten Augen zu wissen verlangten, warum der Zauberer lebte, sie aber geopfert worden waren.

Es war eine Frage, die Rhonin sich selbst schon oft gestellt hatte.

»Mensch?«

Als er aufsah, erblickte er Nullyn, den gedrungeneren der beiden Goblins, der nur eine Armlänge entfernt stand. »Was ist?«

»Zeit, sich auf das Aussteigen vorzubereiten.« Der Goblin grinste ihn fröhlich an.

»Wir sind da?« Rhonin kehrte aus seinen düsteren Gedanken zurück und spähte in den Nebel. Er sah nur noch mehr Nebel, auch unterhalb des Luftschiffs. »Ich vermag nichts zu erkennen.«

Hinter Nullyn stand Voyd, ebenfalls fröhlich grinsend, und warf das lose Ende einer Strickleiter über Bord. Das Klatschen des Seiles gegen die Schiffswand war das einzige Geräusch, das Rhonin hören konnte. Das Ende der Leiter hatte keinen Boden berührt, soviel stand fest.

»Wir sind da. Dies ist der korrekte Ort, das schwören wir, Meister Zauberer!« Voyd wies zur Reling. »Seht selbst!«

Rhonin lugte … vorsichtig … hinab. Es war absolut möglich, dass die Goblins ihre vereinten Kräfte dafür einsetzen wollten, Rhonin über Bord zu werfen, ganz gleich was Deathwing ihnen aufgetragen hatte. »Ich sehe nichts.«

Nullyn nickte entschuldigend. »Das liegt an den Wolken, Meister Zauberer! Sie verbergen Eurem menschlichen Auge, was darunter liegt! Wir Goblins können viel besser sehen. Unter uns ist ein sehr sicherer, sehr breiter Sims. Klettert die Leiter hinunter, und wir werden Euch ganz sanft absetzen, Ihr werdet sehen!«

Der Magier zögerte. Er wünschte sich nichts mehr, als das Luftschiff und dessen Crew hinter sich zu lassen, aber dem Goblin ohne weiteres zu glauben, dass dort unten Land war …

Ohne Warnung schoss plötzlich Rhonins linke Hand vor und packte den überraschten Nullyn. Die Finger des Magiers schlossen sich um die Kehle des Goblins und drückten hart zu, obwohl Rhonin selbst eigentlich versuchte, die Hand wieder zurückzuziehen.

Der Widerspruch löste sich auf, als eine Stimme, die nicht seine eigene, aber ihm höchst vertraut war, zischte: »Ich habe Befehl gegeben, dass keine Tricksss gespielt werden, und kein Verrat geübt wird, Wurm!«

»G-Gnade, großer und m-mächtiger M-Meister!«, krächzte Nullyn. »Nur ein Spaß! Nur ein Sp …« Mehr konnte er nicht sagen, denn Rhonins Griff hatte sich verstärkt.

Mit aller Anstrengung senkte der hilflose Zauberer seinen Blick nach unten. Er sah, dass der schwarze Stein in seinem Medaillon schwach glühte. Wieder benutzte es Deathwing, um die Kontrolle über seinen menschlichen »Verbündeten« zu erlangen.

»Spaß?«, brachten Rhonins Lippen hervor. »Du magst Spielchen dieser Art? Dann habe ich eines für dich, das du spielen kannst, Wurm …!«

Ohne große Anstrengung zog der Arm des Menschen den sich wehrenden Nullyn zur Reling. Voyd quiekte und rannte in Richtung des Motors. Rhonin kämpfte gegen Deathwings Kontrolle über seinen Körper, denn er war sicher, dass der schwarze Leviathan vorhatte, Nullyn ins Verderben zu stürzen. Der Magier mochte den Goblin zwar nicht sonderlich, wollte jedoch nicht dessen Blut an den Händen kleben haben – auch wenn diese momentan durch den Drachen gelenkt wurden.

»Deathwing!«, schnappte er, überrascht, dass er seine Lippen überhaupt bewegen konnte. »Deathwing! Tu das nicht!«

Hättest du es lieber, wenn du in ihre kleine Falle getappt wärst, Mensch?, klang die Stimme in seinem Kopf. Der Fall wäre ziemlich unangenehm verlaufen für jemanden, der nicht fliegen kann.

»Solch ein Narr bin ich nicht! Ich hatte nicht vor, auf das Wort eines Goblins hin über Bord zu springen! Du hättest mich doch gar nicht gerettet, wenn du glauben würdest, dass ich so dämlich bin!«

Das mag wahr sein.

»Und ich bin keineswegs völlig hilflos.« Rhonin hob seine andere Hand, die Deathwing anscheinend nicht benötigte. Mit ein paar gemurmelten Worten entfachte der Zauberer eine Flamme an seinem Zeigefinger, die er auf das ohnehin schon angstverzerrte Gesicht von Nullyn richtete.

»Es gibt andere Wege, einem Goblin eine Lektion in Sachen Vertrauen zu erteilen.«

Kaum fähig zu atmen und unfähig zu fliehen, riss Nullyn die Augen weit auf. Gleichzeitig versuchte das dürre Geschöpf, den Kopf zu schütteln.

»Bin gut! Wollte nur ä-ärgern! Hab nicht bös gemeint!«

»Also werdet ihr mich zu einem anständigen Platz bringen, einverstanden? Zu einem, der Deathwing und mir genehm ist?«

Nullyn konnte zur Bestätigung nur quieken.

»Diese Flamme kann ich vergrößern.« Das magische Feuer wuchs zur doppelten Höhe an. »Genug, um die Wand des Luftschiffes von unten anzuzünden, oder vielleicht das Öl zu entzünden …«

»K-Keine Tricks mehr! K-Keine Tricks mehr! Ich versprech's!«

»Siehst du?«, wandte sich der rothaarige Magier an seinen unsichtbaren Begleiter. »Es ist nicht nötig, ihn über Bord zu werfen. Außerdem hast du vielleicht noch Verwendung für ihn.«

Zur Antwort gab Rhonins Hand den Goblin frei, und dieser stürzte mit einem lauten Poltern zu Boden. Für einige Sekunden lag er einfach da und rang verzweifelt um Atem.

Es ist deine Entscheidung … Zauberer.

Der Mensch nickte, sah Voyd an, der immer noch in der Nähe des Motors kauerte, und rief laut: »Was ist? Bring uns zum Berg!«

Voyd gehorchte augenblicklich. Hektisch bearbeitete er die Instrumente und legte Hebel um. Nullyn erholte sich langsam und kehrte zu seinem Partner zurück. Der geschlagene Goblin mied jeden Blickkontakt mit Rhonin.

Der Zauberer löschte die Flamme und blickte über die Reling. Endlich konnte er eine Formation ausmachen und hoffte, dass es die Gipfel von Grim Batol waren. Wenn Deathwings frühere Worte und die Vision, die er ihm geschickt hatte, immer noch von Bestand waren, wollte der Drache ihn in Gipfelnähe absetzen lassen, vorzugsweise in der Nähe eines Spalts, der ins Innere führte. Sicher wussten das auch die Goblins, und daran würde er ersehen können, ob sie ihn immer noch betrügen wollte oder aus dem Geschehen gelernt hatten.

Rhonin betete, dass Deathwing sich nicht zu einer erneuten Machtdemonstration veranlasst fühlen musste. Er bezweifelte, dass der Drache die Goblins ein weiteres Mal verschonen würde.

Sie begannen sich einem Gipfel zu nähern, der Rhonin vage bekannt vorkam, obwohl er noch nie in Grim Batol gewesen war. Mit wachsendem Eifer beugte er sich vor, um besser sehen zu können. Dies musste der Berg aus der Vision sein. Er suchte nach verräterischen Zeichen – einen vertrauten Vorsprung oder einen Spalt.

Dort! Es war genau der gleiche schmale Höhlenmund wie auf der verworrenen Reise, die nur sein Geist ausgeführt hatte. Gerade groß genug, um einen Mann aufrecht gehend passieren zu lassen, vorausgesetzt, er schaffte es, vorher mehrere hundert Fuß schiere Steilwand zu erklimmen.

Rhonin konnte es kaum noch erwarten, die bösartigen Goblins und ihre unmögliche Flugmaschine loszuwerden. Die Strickleiter baumelte immer noch lose und bereit, benutzt zu werden. Der misstrauische Zauberer wartete, bis Voyd und sein Kumpan ihr Schiff nahe genug herangeführt hatten.

Was auch immer er zu früheren Gelegenheiten über die Beherrschbarkeit des Schiffes gedacht haben mochte, nun musste er zugeben, dass die Goblins es geradezu bewundernswert sicher manövrierten.

Die Leiter schlug leicht gegen die Felswand links von der Höhle. »Kannst du es in dieser Position ruhig halten?«, rief er Nullyn zu.

Ein Nicken war alles, was er dem verängstigten Piloten abzuringen vermochte, aber mehr brauchte er auch nicht. Keine Tricks mehr – er war sicher, sie würden es beherzigen. Selbst wenn sie nicht ihn fürchteten, den Zorn Deathwings wollten sie gewiss nicht noch einmal heraufbeschwören.

Rhonin atmete tief durch und kletterte über die Reling. Die Leiter wackelte bedrohlich hin und her, und mehr als einmal wurde er gegen die Felswand geschleudert. Der Zauberer ignorierte die Schmerzen jedoch und stieg so schnell er konnte bis zur untersten Sprosse hinab.

Der schmale Vorsprung der Höhle war fast direkt unter ihm, aber obwohl die Goblins das Luftschiff so gut ausgerichtet hatten, wie sie es nur konnten, trieb der starke Bergwind ihn immer wieder davon. Dreimal versuchte er Fuß zu fassen; dreimal blies der Wind ihn von der Höhle weg, und er schwebte über dem Abgrund.

Es kam sogar noch schlimmer. Als der Wind stärker wurde, begann das Luftschiff hin und her zu schwingen, und manchmal zog es ihn ein paar kritische Zentimeter zur Seite. Von oben ertönten die aufgeregten Stimmen der Goblins. Ihre Worte konnte der Magier jedoch nicht verstehen.

Er würde springen müssen. Unter diesen Bedingungen wäre ein Zauber zu riskant gewesen. Rhonin musste sich auf seine körperliche Geschicklichkeit verlassen – was ihm nicht wirklich gefiel.

Das Luftschiff drehte sich ohne Vorwarnung, und er schlug hart gegen die Felswand. Rhonin keuchte und konnte sich kaum noch festhalten. Er musste die Leiter verlassen, bevor ein weiterer Aufprall dafür sorgte, dass er das Bewusstsein verlor und als Folge in die Tiefe stürzte.

Der Zauberer berechnete den Abstand zum Vorsprung. Die Leiter schwang gefährlich hin und her. Rhonin wartete, bis die Leiter das nächste Mal in Richtung der Höhle schwang – und sprang.

Mit einem schmerzerfüllten Keuchen prallte er auf den Boden. Seine Füße verloren den Halt. Auf den Knien kroch der Zauberer vorwärts und schaffte es endlich, sich stöhnend hochzuziehen. Als er wieder atmen konnte, drehte er sich auf den Rücken.

Voyd und Nullyn hatten anscheinend gerade erst gemerkt, dass sie ihren unerwünschten Passagier endlich los waren. Das Luftschiff zog langsam ab, die Strickleiter baumelte immer noch herab.

Plötzlich schoss Rhonins Hand nach oben. Der Zeigefinger wies auf das Vehikel.

Er öffnete seinen Mund, um zu schreien, weil er wusste, was geschehen würde. »Neiiin!«

Die gleichen Worte, die er zum Entzünden seiner Flamme benutzt hatte, brachen erneut aus seinem Mund hervor, aber dieses Mal war es nicht der Zauberer, der sie sprach.

Ein Strom puren Feuers, größer als alles, was der junge Zauberer je beschworen hatte, schoss hervor – direkt auf das Schiff und die ahnungslosen Goblins zu.

Die Flammen umschlossen das Schiff. Rhonin hörte Schreie.

Das Luftschiff explodierte, als das Feuer den Öltank erreichte.

Als ein paar verkohlte Überreste aus dem Himmel fielen, sank auch endlich Rhonins Arm herab.

Tief Atem holend, presste Rhonin hervor: »Das … hättest du nicht tun dürfen!«

Der Wind wird die Geräusche der Explosion übertünchen, antwortete eine kalte Stimme. Und die Wrackteile fallen in ein tiefes, selten benutztes Tal. Außerdem sind die Orks daran gewöhnt, dass sich Goblins während ihrer Experimente selbst in die Luft jagen. Du brauchst nicht zu fürchten, entdeckt zu werden … mein Freund.

Rhonin war die eigene Sicherheit augenblicklich völlig egal, ihm ging es um das Leben der beiden Goblins, das Deathwing ausgelöscht hatte.

Den Tod im Kampf zu finden, war eine Sache, Bestrafungen, wie der Drache sie gerade durchgeführt hatte, eine völlig andere.

Du tätest besser daran, dich tiefer in die Höhle zu begeben, fuhr der Drache fort. Die hier draußen tobenden Elemente bekommen dir nicht.

Rhonin war keineswegs besänftigt, dennoch gehorchte er. Er hatte kein Verlangen danach, von dem immer mehr auffrischenden Wind über die Kante geweht zu werden. Und letztlich hatte der Drache ihn an sein Ziel gebracht, das er – dessen konnte er sicher sein – aus eigener Kraft kaum erreicht hätte. Tief im Inneren hatte der junge Magier die ganze Zeit über geglaubt, sterben zu müssen. Nun hatte er vielleicht doch noch eine Chance …

In diesem Moment ertönte ein gewaltiges Brüllen, das Rhonin sofort einem jungen, kräftigen Drachen zuordnete.

Drachen und Orks. Beides erwartete ihn in der Tiefe des Berges – ihn, einen einzelnen Magier.

Das rief Rhonin auch ins Bewusstsein zurück, dass er immer noch sterben konnte, genau wie er es die ganze Zeit befürchtet hatte …

Dieser Mensch war stark. Stärker als erwartet.

Einmal mehr in die Maske von Lord Prestor gehüllt, dachte Deathwing über die Spielfigur nach, die er auf das Brett gestellt hatte. Sich des Zauberers zu bemächtigen, den die Kirin Tor auf diese eigentlich absurde Mission geschickt hatten, schien das einfachste der Welt gewesen zu sein. Er würde ihre Narretei in einen Triumph verwandeln – aber es würde sein Triumph sein. Rhonin würde das für ihn bewerkstelligen, aber nicht auf die Weise, die der Sterbliche erwartete …

Doch der Zauberer brachte mehr Widerstandskraft auf, als Deathwing es für möglich gehalten hätte. Dieser Mensch hier besaß einen starken Willen. Es war gut, dass er im Zuge der Ereignisse umkommen würde; ein zu starker Wille brachte starke Zauberer hervor – wie Medivh. Nur einen Namen unter den Menschen hatte der schwarze Leviathan je respektiert, und das war der von Medivh. Er war verrückt gewesen wie ein Goblin – und genauso unberechenbar. Darüber hinaus hatte er eine unglaubliche Kraft besessen. Nicht einmal Deathwing hätte sich freiwillig mit ihm gemessen.

Aber Medivh war tot – und der ebenholzfarbene Leviathan nahm an, dass dies die Wahrheit war, trotz anders lautender Gerüchte, die kürzlich aufgetaucht waren. Kein anderer Zauberer konnte sich an Stärke mit dem Verrückten messen – und keiner würde es je schaffen, sich zu vergleichbarer Stärke zu entwickeln, wenn es nach Deathwing ging.

Doch wenn Rhonin ihm schon nicht blindlings gehorchte – wie die Könige des Bündnisses es taten –, dann folgte er Deathwings Weisungen dennoch, weil er wusste, dass der Drache ihn auf Schritt und Tritt beobachtete. Er hatte an den beiden bedeutungslosen Goblins ein Exempel statuiert. Vielleicht hatten sie ihren Passagier nur erschrecken wollen, aber Deathwing erlaubte keine Abweichungen von seinen Befehlen. Er hatte Kryll ausdrücklich angewiesen, dass er ein Paar aussuchen sollte, das seinen Auftrag ohne Unfug ausführte. Sobald der oberste Goblin die Angelegenheit, mit der er persönlich betraut worden war, erledigt hatte, würde Deathwing mit ihm über seine Wahl sprechen müssen, und dann würde der schwarze Drachen nicht sehr wohlwollend mit seinem Diener verfahren …

»Du selbst versagst besser nicht, kleine Kröte«, fauchte er. »Oder deine Brüder auf dem Luftschiff können sich glücklich für das schätzen, was ihnen widerfuhr – verglichen mit dem, was dich erwartet!«

Dann ließ er jeden Gedanken an den Goblin fallen. Lord Prestor hatte eine wichtige Verabredung mit König Terenas; es ging um Prinzessin Calia.


Deathwing war in die prächtigste Robe gekleidet, die sich ein Adliger in diesem Land nur leisten konnte und bewunderte sich in einem der hohen Spiegel seines Schlosses. Ja, hier stand ein zukünftiger König. Besäßen Menschen auch nur einen Bruchteil der Würde und Kraft, die ihm eigen war, hätte der Drache vielleicht sogar daran gedacht sie zu schonen. Wie auch immer, was hier seinen Blick erwiderte, versinnbildlichte für Deathwing eine Perfektion, die Menschen niemals erreichen würden. Er tat ihnen einen Gefallen, wenn er ihr elendes Dasein beendete.

»Sssehr bald«, flüsterte er sich ein eigenes Versprechen zu, »sssehr bald.«

Seine Kutsche brachte ihn bis an den Palast heran, wo die Wachen salutierten und ihm Einlass gewährten. Ein Diener wartete in der Eingangshalle auf Deathwing und entschuldigte sich dafür, dass der König nicht persönlich anwesend war, um ihn zu begrüßen. In seiner Rolle als junger Adliger, der nur den Frieden für alle anstrebte, gab der Drache vor, davon unbekümmert zu sein und ließ sich lächelnd zum Gemach geleiten, in dem ihn Terenas auf ihn zu warten bat. Er war nicht überrascht, dass der König es nicht geschafft hatte, pünktlich vorstellig zu werden, immerhin musste er seiner jungen Tochter erklären, welche Zukunft er für sie vorgesehen hatte.

Nun, da aller Widerstand gegen seine Krönung aus dem Weg geräumt und die Thronbesteigung nur noch ein paar Tage entfernt war, glaubte Deathwing, dass dies ein krönender Abschluss für seine Pläne sein würde. Wie anders hätte er seine Macht noch weiter ausbauen können, als durch die Heirat mit der Tochter eines der mächtigsten Könige im Reich, wobei nicht jeder dieser Könige eine heiratsfähige Tochter sein eigen nannte …

In der Tat gab es zurzeit nur Terenas und Daelin Proudmoore, die unverheiratete oder jugendliche Töchter besaßen. Jaina Proudmoore war jedoch viel zu jung und, soweit der Drache bis jetzt herausgefunden hatte, wahrscheinlich auch zu schwierig unter Kontrolle zu halten, sonst hätte er vielleicht auf sie gewartet. Nein, Terenas' Tochter würde ihm für sein Vorhaben genügen.

Calia würde erst in zwei Jahren heiraten können, aber das bedeutete dem alterslosen Drachen nichts. Bis dahin befanden sich die anderen seiner Art entweder unter seiner Knute, oder sie waren tot, und Deathwing würde eine politische Position eingenommen haben, mittels der er anfangen konnte, die Grundfesten des Bündnisses zu untergraben. Was die brutalen Orks von außen nicht erreicht hatten, würde ihm von innen gelingen.

Der Diener öffnete eine Tür. »Wenn Ihr hier warten wollt, Herr, ich bin sicher, seine Majestät wird bald bei Euch sein.«

»Danke.« In seine Gedanken vertieft, bemerkte Deathwing nicht, dass ihn andere erwarteten, als sich die Tür hinter ihm schloss.

Die beiden Gestalten waren in Umhänge und Kapuzen gehüllt und neigten ihre schattenhaften Köpfe kurz in seine Richtung.

»Wir grüßen Euch, Lord Prestor«, grollte der Bärtige.

Deathwing verkniff sich ein Stirnrunzeln. Er hatte erwartet, sich mit den Kirin Tor auseinandersetzen zu müssen, aber nicht im Palast von König Terenas. Die Feindschaft, die er gegen sie unter den verschiedenen Regenten des Bündnisses geschürt hatte, hätte sie eigentlich davon abhalten müssen, ihm einen Besuch abzustatten.

»Ich grüße euch, Lord und Lady.«

Die Magierin, alt für eine Frau ihrer Rasse, entgegnete: »Wir hatten gehofft, Euch früher zu treffen. Euer Ansehen erstreckt sich bereits in alle Königreiche des Bündnisses … besonders bis nach Dalaran.«

Die Magie, die diese Zauberer beherrschten, verhüllte die meiste Zeit ihre Gesichter, und obwohl der Drache mit einer einzigen Tat ihre Schleier hätte zerreißen können, entschied er sich dagegen.

Er kannte dieses Paar schon, wenn auch nicht mit Namen. Der falsche Adlige hegte den Verdacht, dass dieser Magier für wenigstens einen der beiden Versuche der jüngsten Zeit, die Schutzzauber um sein Schloss zu durchbrechen, verantwortlich war. Wenn man die Stärke dieser Zauber berücksichtigte, war Deathwing ein wenig überrascht, dass der Mann noch am Leben war, geschweige denn sich ihm nun stellte.

»Und das Ansehen der Kirin Tor ist auch allen bekannt«, antwortete er.

»Und wird jeden Tag bekannter … aber nicht so, wie wir es wünschten.«

Sie spielte auf seine Taten an. Deathwing fand das nicht bedrohlich. Im Moment verdächtigten sie ihn, ein verbrecherischer Zauberer zu sein – mächtig, doch bei weitem nicht die Bedrohung, die er tatsächlich darstellte.

»Ich hatte erwartet, den König hier allein anzutreffen«, sagte er, um die Unterhaltung zu seinem Vorteil zu nutzen. »Führt Dalaran Geschäfte mit Lordaeron?«

»Dalaran versucht sich über die Dinge zu informieren, die alle Königreiche des Bündnisses angehen«, antwortete die Frau. »Etwas, das in letzter Zeit ein wenig schwieriger geworden ist, da wir über größere Treffen der Mitglieder nicht mehr informiert werden.«

Deathwing ging ruhig zu dem Tisch, auf dem Terenas immer ein paar Flaschen von seinem besten Wein für wartende Gäste bereit hielt. Wein aus Lordaeron war das einzige, das Deathwing für exportwürdig hielt. Er goss einen Schluck in einen der juwelenbesetzten Trinkbecher. »Nun, ich habe mit König Terenas gesprochen und ihn gebeten, Euch um Unterstützung in der Alterac-Frage zu ersuchen, doch er besteht darauf, ohne Euch vorzugehen.«

»Wir wissen, was dabei heraus gekommen ist«, sagte der alte Mann verärgert. »Man muss Euch gratulieren, Lord Prestor.«

Sie hatten ihm nicht ihre Namen genannt, und er ihnen nicht den seinen. Offensichtlich beobachteten sie ihn – soweit Deathwing ihnen das erlaubte, natürlich.

»Es war auch eine Überraschung für mich, das kann ich Euch sagen. Alles, was ich je beabsichtigte, war, das Bündnis nach König Perenoldes unseligem Verhalten vor dem Ende zu bewahren.«

»Ja, das war eine schlimme Sache. Das hätte man von dem Mann nie gedacht. Ich kannte ihn, als er noch jünger war. Ein wenig schüchtern vielleicht, doch wirkte er nicht wie ein Verräter.«

Da sprach die alte Frau: »Euer früheres Heimatland ist nicht sehr weit entfernt von Alterac, nicht wahr, Lord Prestor?«

Zum ersten Mal war Deathwing leicht verärgert. Dieses Spiel machte ihm keinen Spaß mehr. Wusste sie etwa …?

Bevor er antworteten konnte, öffnete sich die reichverzierte Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, und König Terenas polterte mit unübersehbar schlechter Laune herein. Ein kleiner blonder Junge, der aussah wie ein Engel, folgte ihm und versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch Terenas warf nur einen Blick auf die schattenhaften Zauberer, und sofort verstärkte sich sein Stirnrunzeln. Er drehte sich zu dem Kind um. »Lauf zurück zu deiner Schwester, Arthas, und versuche sie zu beruhigen. Ich komme zu dir, sobald ich kann, das verspreche ich.«

Arthas nickte und verschwand dann mit einem letzten neugierigen Blick auf die Gäste seines Vaters wieder durch die Tür.

Terenas schloss die Tür hinter seinem Sohn, dann wirbelte er herum, um die Zauberer anzufahren: »Man sollte Euch darauf hingewiesen haben, dass ich heute keine Zeit für Euch habe! Falls Dalaran irgendwelche Forderungen stellt oder Wünsche hegt in Bezug auf meine Handhabung von Bündnis-Angelegenheiten, so sollen sie eine formale Aufforderung durch unseren Botschafter dort einreichen! Und nun, guten Tag

Die beiden gaben sich ungerührt. Deathwing hielt ein triumphierendes Lächeln zurück. Obwohl er sich auch um andere Dinge kümmern musste – wie beispielsweise um Rhonin –, übte er immer noch starken Einfluss auf den König aus.

Deathwing hoffte, die Zauberer würden sich Terenas' Rauswurf zu Herzen nehmen und wirklich gehen, denn er musste Rhonin unter Kontrolle behalten, und je eher sie fort waren, desto schneller konnte er sich wieder voll und ganz um ihren jüngeren Kollegen kümmern.

»Wir werden gehen, Euer Majestät«, grollte der alte Zauberer. »Aber wir sind ermächtigt Euch zu sagen, dass der Rat hofft, Ihr werdet in dieser Sache noch Vernunft annehmen. Dalaran war immer ein standfester und loyaler Verbündeter.«

»Wenn es Lust dazu hatte!«

Beide Magier ignorierten diesen harschen Satz des Königs. Die Frau drehte sich zu Deathwing um und sagte: »Lord Prestor, es war uns eine Ehre, Euch endlich kennen zu lernen. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.«

»Wir werden sehen.« Sie streckte ihm nicht die Hand entgegen, und auch er verzichtete auf Floskeln. Sie hatten ihn darauf hingewiesen, dass sie ihn auch weiterhin beobachten würden. Ohne Zweifel glaubten die Kirin Tor, ihn damit verunsichern zu können, doch der schwarze Drache fand ihre Drohgebärden lächerlich. Sollten sie doch ihre Zeit mit Kristallkugeln verschwenden oder versuchen, die Könige des Bündnisses umzustimmen. Alles, was sie erreichen würden, waren weitere Anfeindungen der Menschen – und das kam Deathwing gelegen.

Nach einer knappen Verbeugung verließen die beiden Magier das Gemach. Aus Respekt für den König verschwanden sie nicht einfach ins Nichts, wie sie es hätten tun können. Nein, sie würden warten, bis sie wieder in ihrer eigenen Botschaft waren, aus dem Blickfeld misstrauischer Augen. Selbst jetzt bewiesen die Kirin Tor Weitsicht, was diese Dinge anging.

Aber auch das würde nichts ändern.

Als die Zauberer endlich weg waren, begann König Terenas zu sprechen.

»Meine demütigste Entschuldigung für diese Szene, Prestor! Welch eine Dreistigkeit! Sie platzen hier herein, als ob Dalaran und nicht Lordaeron hier herrschte! Dieses Mal sind sie zu weit gegangen …«

Als Deathwing eine Hand erhob, erstarrte er mitten im Satz. Nachdem sich der Drache mit einem kurzen Blick zu den Türen vergewissert hatte, dass ihn niemand bei der Verzauberung des Königs beobachtete, begab er sich an ein Fenster, von dem aus man den Palasthof und das dahinterliegende Königreich überblicken konnte. Deathwing wartete geduldig. Er beobachtete die Tore, durch die sämtliche Besucher des Palastes ein- und ausgehen mussten.

Die beiden Zauberer tauchten auf und gingen auf eines der Tore zu. Ihre Köpfe waren einander zugewandt, als wären sie in eine wichtige, aber sehr private Unterhaltung vertieft.

Der Drache berührte die teure Glasscheibe des Fensters mit seinem Zeigefinger und malte zwei Kreise darauf, Kreise, die tiefrot glühten. Er murmelte ein einziges Wort.

Das Glas in einem der Kreise bewegte und verzog sich. Es begann das Bild eines Mundes zu formen.

»… überhaupt nichts! Er hat keine Macht, Modera! Ich konnte nichts bei ihm spüren!«

In dem anderen Kreis formte sich ein zarter ausgebildeter Mund. »Vielleicht habt Ihr euch noch nicht genug erholt, Drenden. Immerhin, nach dem Schock, den Ihr erlitten habt …«

»Den habe ich überwunden. Es ist weitaus mehr nötig, um mich umzubringen! Außerdem weiß ich, dass Ihr ihn auch überprüft habt. Habt Ihr etwas gespürt?«

Der weibliche Mund verzog sich. »Nein … was bedeutet, dass er sehr mächtig ist – vielleicht sogar so stark wie Medivh.«

»Er muss einen sehr wirkungsvollen Talisman benutzen. Niemand hat soviel Kraft, nicht einmal Krasus!«

Moderas' Ton änderte sich. »Wissen wir wirklich, wie machtvoll Krasus ist? Er ist älter als wir alle. Das hatte sicherlich etwas zu bedeuten.«

»Es bedeutet, er ist vorsichtig … aber er ist der Beste in unseren Reihen, auch wenn er nicht Oberhaupt des Rates ist.«

»Er hatte die Möglichkeit, es zu werden – mehr als einmal.«

Deathwing lehnte sich vor. Seine Neugier wurde immer stärker.

»Was hat er eigentlich vor? Warum tut er so geheimnisvoll?«

»Er sagt, er wolle mehr über Prestors Vergangenheit herausfinden, aber ich denke, da steckt noch mehr dahinter. Es ist typisch Krasus.«

»Nun, ich hoffe, er findet bald etwas heraus, denn diese Situation ist … was ist?«

»Ich spüre ein Kitzeln im Nacken. Und ich frage mich, ob …«

Oben im Palast bewegte der Drache schnell seine Hand über die beiden Glasmünder. Die Platte glättete sich sofort, und die Münder verschwanden spurlos. Deathwing trat vom Fenster zurück.

Die Frau hatte seinen Zauber gespürt, aber sie würde nicht in der Lage sein, ihn auf ihn zurückzuführen. Er hatte keine Angst vor ihnen, auch wenn sie für Menschen erstaunlich begabt waren. Aber Deathwing hatte momentan auch kein Verlangen, sich mit den beiden auseinander zu setzen. Ein neues Element war ins Spiel gekommen, eines, das den Drachen zum ersten Mal ein wenig nachdenklich stimmte.

Er drehte sich zu Terenas um. Der König stand noch so wie Deathwing ihn hatte stehen lassen, mit geöffnetem Mund und ausgestreckter Hand.

Der Drachen schnipste mit den Fingern.

»… und das lasse ich mir nicht bieten! Am liebsten würde ich alle diplomatischen Beziehungen mit ihnen sofort beenden. Wer herrscht in Lordaeron? Nicht die Kirin Tor, was auch immer sie sich denken mögen!«

»Ja, das wäre wahrscheinlich ein weiser Entschluss, Eure Majestät, aber wartet noch ein Weilchen. Lasst sie ihren Protest einreichen, dann verschließt ihnen alle Türen. Ich bin sicher, die anderen Könige werden Eurem Beispiel folgen.«

Terenas lächelte ihn müde an. »Ihr seid ein sehr geduldiger junger Mann, Prestor! Ich brülle hier herum, und Ihr akzeptiert es einfach. Aber wir sollten die Hochzeit besprechen! Es stimmt, bis dahin werden noch zwei Jahre vergehen, doch die Übergabe der Braut muss im Detail geplant werden.« Er zuckte die Schultern. »So ist es am Königshof nun einmal.«

Deathwing verbeugte sich leicht. »Das verstehe ich vollkommen, Euer Majestät.«

Der König von Lordaeron begann, seinen zukünftigen Schwiegersohn zu informieren, welche Aufgaben er in den nächsten Monaten bei Hofe übernehmen sollte. Außer der Regentschaftsübernahme in Alterac, die nun anstand, sollte der junge Prestor bei jedem offiziellen Anlass anwesend sein, um die Bande zwischen ihm und Calia vor den Augen des Volkes und der anderen Monarchen stärken. Die Welt sollte sehen, dass diese Hochzeit der Anfang einer neuen Blüte des Bündnisses war.

»Und wenn wir erst einmal Khaz Modan und Grim Batol aus den Händen dieser höllischen Orks befreit haben, können wir die zeremonielle Rückgabe der Länder an die Hügel-Zwerge planen. Eine Zeremonie, die du leiten wirst, mein lieber Junge, denn du bist womöglich einer der wenigen, die dazu beigetragen haben, dass das Bündnis lange genug halten konnte, um den Sieg davonzutragen …«

Deathwings Aufmerksamkeit ließ nach, und er hörte immer weniger Terenas' Geschwätz zu. Er wusste, was der alte Mann ihm zu sagen hatte, denn er hatte ihm all dies ja in den Kopf gesetzt. Lord Prestor, der Held, würde seine Belohnungen empfangen und langsam und methodisch damit beginnen, die niederen Rassen auszumerzen.

Was den Drachen im Moment mehr interessierte, war das Gespräch der beiden Zauberer, besonders ihre Bemerkung über diesen einen Kirin Tor, Krasus. Deathwings Interesse an ihm war geweckt. Er wusste, dass es frühere Versuche gegeben hatte, die Magie die sein Schloss schützte, zu überwinden, und dass einer dieser Versuche den Endlosen Hunger ausgelöst hatte, eine der ältesten und gründlichsten Fallen, die je ein Magier zum Einsatz gebracht hatte. Aber der Drache wusste auch, dass der Hunger in seiner Wirkung versagt hatte.

Krasus … War dies der Name des Zauberers, dem es gelungen war, einen Zauber so alt und mächtig wie Deathwing selbst zu umgehen?

Ich werde mehr über dich herausfinden müssen, dachte der Drache, während er geistesabwesend zu Terenas Geschwätz nickte. Ja, ich werde mehr über dich in Erfahrung bringen, viel, viel mehr

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