Sie rochen den Gestank, der von fern kam. Es war schwer zu sagen, welcher Geruch stärker war – der beißende Rauch, der aus der brennenden Landschaft aufstieg oder der süßliche Verwesungsgeruch der Leichen, die zu Hunderten herumlagen.
Den Nachtelfen war es gelungen, den letzten Angriff der Brennenden Legion abzuwehren, aber sie hatten erneut an Boden verloren. Lord Desdel Stareye bezeichnete es als Sammelmanöver, mit dem die Armee sich auf die Schwächen der Legion vorbereiten sollte, aber Malfurion Stormrage und seine Freunde kannten die Wahrheit. Stareye war ein Adliger, der keine Ahnung von Strategie hatte und sich nur mit gleich gesinnten Freunden umgab.
Nach Lord Ravencrests Ermordung gab es niemanden mehr, der es wagte, sich dem dünnen einflussreichen Aristokraten zu widersetzen. Neben Ravencrest gab es nur wenige Adlige, die sich in der Kriegskunst auskannten. Hinzu kam, dass der tote Kommandant der Letzte seiner Linie gewesen war und niemand aus seinem Hause die Nachfolge antreten konnte. Stareye besaß zwar den nötigen Ehrgeiz, aber seine Unfähigkeit würde dafür sorgen, dass er und sein Volk untergingen, wenn niemand etwas unternahm.
Doch Malfurions Gedanken drehten sich nicht um die stark gefährdete Zukunft der Armee. Eine dringendere Angelegenheit ließ seinen Blick immer wieder in Richtung der entfernten Stadt Zin-Azshari gleiten, die einst die Hauptstadt des Reiches der Nachtelfen gewesen war. Noch im Morgengrauen, als das erste Licht des Tages den Horizont rot färbte, dachte er nur an sein Versagen.
Die ganze Zeit über beschäftigte er sich nur damit, dass er die beiden Menschen verloren hatte, die ihm am meisten bedeuteten: die wunderschöne Tyrande und seinen Zwillingsbruder Illidan.
Nachtelfen alterten sehr langsam, aber der junge Malfurion wirkte bedeutend älter, als seine wenigen Dekaden es hätten vermuten lassen. Er war immer noch so groß wie die meisten Angehörigen seines Volkes – etwas über zwei Meter – und ebenso schlank und dunkel wie sie. Seine geschlitzten silbernen Augen – Augen ohne Pupillen – offenbarten jedoch einen Grad an Reife und Verbitterung, die man bei den meisten Nachtelfen vergeblich suchte. Malfurions Gesichtszüge hatten etwas Wölfisches, das man sonst nur bei seinem Bruder fand.
Bemerkenswert war auch sein schulterlanges dunkelgrünes Haar, das sich stark von dem mitternachtsblauen seines Zwillings unterschied. Die Blicke der Leute richteten sich häufig auf seinen Schopf, wenn sie nicht gerade die schlichte Kleidung betrachteten, die er bevorzugte. Malfurion studierte die druidischen Künste und hatte nichts übrig für die farbenprächtigen, glitzernden Gewänder, die bei seinem Volk als normal galten. Statt dessen kleidete er sich mit einem einfachen Stoffhemd, einer Lederweste und Lederhose sowie kniehohen Stiefeln, die ebenfalls aus Leder bestanden. Die extravagante Kleidung seines Volkes war ein Hinweis auf dessen ausufernden Lebensstil gewesen und auf seine angeborene Arroganz. Beides widerstrebte Malfurions Charakter.
Und nun waren die meisten Nachtelfen, abgesehen von Lord Stareye und seinem Tross, zu heimatlosen Flüchtlingen geworden, ihre Kleidung schmutzig und blutbefleckt. Und sie blickten auch nicht mehr auf den ungewöhnlichen Druidenschüler herab, sondern betrachteten ihn mit verzweifelter Hoffnung. Die meisten wussten, dass sie ihr Leben seinen Taten verdankten.
Doch wohin würden ihn diese Taten führen? Bisher zumindest nicht zum Erfolg. Schlimmer und verstörender war jedoch, dass der Einsatz natürlicher Mächte begonnen hatte, Malfurion körperlich zu verändern.
Er strich sich über die Stirn. Zwei kleine Erhebungen verbargen sich unter seinem Haaransatz. Einige Tage zuvor hatte er sie bemerkt, und mittlerweile waren sie doppelt so groß geworden. Diese beiden winzigen Hörner ängstigten Malfurion, denn sie erinnerten ihn an einen Satyr. Und das wiederum gemahnte ihn an den königlichen Berater Xavius, der von den Toten zurückgekehrt war. Malfurion hatte ihn zwar endgültig besiegt, doch Xavius war es zuvor gelungen, Tyrande der Brennenden Legion auszuliefern.
»Du musst aufhören, an sie zu denken«, drängte jemand hinter ihm.
Malfurion sah seinen Begleiter ohne jede Überraschung an. Die meisten Nachtelfen hätten ihn allerdings angestarrt, denn es gab in ganz Kalimdor kein Wesen wie Rhonin.
Er trug eine dunkelblaue Robe und darunter ein Hemd und eine Hose in der gleichen Farbe. Trotz seiner Stiefel war er einen Kopf kleiner als Malfurion. Doch weder seine Größe noch seine Kleidung lösten erhobene Augenbrauen und geflüsterte Bemerkungen aus. Dafür sorgte sein schulterlanges, feuerrotes Haar, das man unter der Kapuze seiner Robe sehen konnte, das rundliche, bleiche Gesicht – vor allem die leicht gekrümmte Nase – und seine grünen Augen mit den vollkommen schwarzen Pupillen. Dieser Anblick verunsicherte die Nachtelfen.
Rhonin war zwar kleiner als Malfurion, wirkte jedoch kräftiger. Er sah aus wie ein Mann, der sich gut im Kampf behaupten konnte, was er auch schon gezeigt hatte. Das war eine ungewöhnliche Fähigkeit für jemanden, der in den magischen Künsten geschult war. Rhonin bezeichnete sich selbst als »Mensch«, ein Volk, von dem niemand je gehört hatte. Doch wenn Rhonin beispielhaft für einen Menschen war, hätte sich Malfurion tausend andere in der Armee gewünscht. Die Magie seines eigenen Volkes war direkt an den Brunnen der Ewigkeit gekoppelt und daher kaum noch einsetzbar. Rhonin hingegen verließ sich auf sein eigenes Vermögen und beherrschte Kräfte, die ihn wie einen Halbgott erscheinen ließen.
»Wie sollte ich denn aufhören? Und mit welchem Recht?«, fragte Malfurion. Er lud seine Wut auf Rhonin ab, obwohl der sie nicht verdient hatte. »Tyrande ist schon zu lange ihre Gefangene, und mir gelingt es noch nicht einmal, in den Palast zu blicken!«
Früher hatte sich Malfurion dank der Ausbildung, die er von dem Halbgott Cenarius erhalten hatte, durch eine Dimension bewegen können, die man den Smaragdgrünen Traum nannte. Der Smaragdtraum war eine Welt, die aussah, als habe es niemals Zivilisationen oder tierisches Leben darin gegeben. In einer Traumgestalt konnte man ihn durchqueren und auf diese Weise mühelos weit entfernte Orte erreichen. Durch den Smaragdtraum war Malfurion in Königin Azsharas Zitadelle eingedrungen und hatte die Hochgeborenen und den Kommandanten der Brennenden Legion ausspioniert. So hatte er die Pläne von Xavius, dem Berater der Königin, vereiteln können. Nach einer kurzen, aber schlimmen Gefangenschaft war es ihm schließlich gelungen, das Portal kurzzeitig zu schließen und den Turm, in dem es sich befunden hatte, zu zerstören.
Jetzt hatte der mächtige Dämon Archimonde die geistigen Mauern jedoch verstärkt und sogar den Smaragdtraum verbannt. Malfurion hatte lange versucht, die geistigen Mauern zu durchbrechen, aber sie waren so stark, dass sie real hätten sein können.
Der Druide wusste, dass sich Tyrande im Inneren der Festung aufhielt, und er nahm an, dass auch Illidan dort angekommen war.
»Elune wird sie beschützen«, antwortete Rhonin ruhig. »Sie scheint ein Liebling von Mutter Mond zu sein.«
Malfurion konnte nichts gegen diese Logik sagen. Noch vor kurzer Zeit war Tyrande eine junge Novizin im Tempel der Mondgöttin gewesen. Doch die Ankunft der Brennenden Legion hatte eine Veränderung in ihr ausgelöst, die vielleicht sogar größer war als die in Malfurion. Ihre Macht war gewachsen, und zu ihrer großen Überraschung hatte die Hohepriesterin Tyrande zu ihrer Nachfolgerin bestimmt, nachdem sie selbst in einer Schlacht tödlich verletzt worden war. Leider hatte der zu einem Satyr gewordene Xavius sie kurz darauf entführt. Xavius hatte zwar den Preis für seine Untaten bezahlen müssen, doch das hatte Tyrande nicht gerettet.
»Hat denn Elune Sargeras’ Finsternis etwas entgegenzusetzen?«
Rhonin hob seine dichten Brauen. »Mit solchen Gedanken hilfst du niemandem, Malfurion.« Er blickte hinter sich. »Und es würde mich freuen, wenn du so etwas nicht in Gegenwart unserer neuen Freunde äußern würdest.«
Einen Moment lang vergaß der Druide seine Trauer, als sich schattenhafte Gestalten hinter dem Zauberer erhoben. Es war sofort klar, dass sie aus mehr als nur einem Volk bestanden. Gegenüber einigen wirkte der Nachtelf wie ein Zwerg, während andere noch kleiner als Rhonin waren. Doch alle, die sich auf ihn und den Zauberer zu bewegten, trugen eine Entschlossenheit und Stärke zur Schau, die Malfurions Volk gerade erst für sich entdeckte.
Ein scharfer Geruch stieg in die Nase des Nachtelfs. Instinktiv versteifte er sich. Eine Gestalt mit kurzem Fell, die einen Lendenschurz trug und einen riesigen Speer in der Faust hielt, blieb stehen und blickte auf den Nachtelf hinab. Der Riese stieß seinen Atem schnaubend durch gewaltige Nasenlöcher aus. Der Ring, den er darin trug, bewegte sich bei jedem Atemzug. Seine Schnauze war mehr als unterarmlang, seine schwarzen Augen lagen tief in den Höhlen und leuchteten entschlossen. Über der faltigen Stirn lagen zwei gebogene Hörner, deren Spitzen über die Schnauze hinweg nach vorne zeigten.
Ein Taure.
»Das ist …«, begann Rhonin.
»Wisse, dass Huln Highmountain vor dir steht, Nachtelf«, knurrte das stierköpfige Wesen. »Huln vom Speer des Adlers.« Er hob seine Waffe, dessen Ende wie der Schnabel eines Greifvogels geformt war. Von der Metallspitze bis zum stumpfen Ende war der Speer eng mit Leder ummantelt worden, auf dem man die Zeichen von Hulns Volk sah. Malfurion wusste ein paar Dinge über die Tauren und erkannte daher, dass die Zeichen die Geschichte der Waffe beschrieben, von ihrer Herstellung bis hin zu den epischen Heldentaten ihrer Besitzer.
»Huln, der für alle versammelten Stämme spricht«, sagte der Stier. Sein knappes Nicken unterstrich seine Worte. In dem Fell unter seinem Kinn hingen mehr als zwei Dutzend Perlen. Jede stand für einen in der Schlacht getöteten Feind.
Die breite muskulöse Gestalt, die bis zum Unterarm des Tauren reichte, schnaubte. Seine Gesichtszüge ließen ihn wie einen Verwandten Rhonins wirken. Damit endeten die Ähnlichkeiten jedoch. Sein Körper wirkte eher, als habe jemand einen Kriegshammer genommen und die bärtige Gestalt zurecht gestutzt.
Bemerkenswert war vor allem, dass das Wesen aus Stein bestand, nicht aus Fleisch.
Seine raue Haut schien aus grauem Granit geformt zu sein, seine kleinen Augen waren blitzende Diamanten. Der Bart bestand aus feinen Mineralienfäden, die aussahen, als sei das Wesen bereits ergraut.
Der Zwerg – denn um einen solchen handelte es sich – griff in eine seiner zahlreichen Gürteltaschen und zog eine Tonpfeife samt Zubehör heraus. Während er die Pfeife entzündete, wurde sein faltiges Gesicht, vor allem die große runde Nase, von der Flamme erhellt. Ob die grauen Strähnen in seinem Bart wirklich etwas mit seinem Alter zu tun hatten, ließ sich nicht erkennen. Der Zwerg bestand zwar aus Stein, trug jedoch eine Robe mit Kapuze, flache Stiefel, Hemd und Hose. Er wirkte wie ein Bergmann. Auf seinem Rücken hing eine scharf geschliffene Axt, fast so groß wie er selbst.
»Dungard Ironcutter, ich spreche für die Clans der Irdenen«, sagte er. Zwerge machten nicht viele Worte.
Die Irdenen. Malfurion merkte sich den Begriff. »Zwerg« war ein abfälliger Nachtelfenbegriff.
Ein bärenartiges Wesen, das hinter Dungard stand, knurrte.
Weder der Zwerg, noch der Taure achteten darauf. Nur Malfurion tat instinktiv einen Schritt zurück.
Das Wesen trat vor. Es sah aus wie ein Bär, bewegte sich jedoch wie ein Mann. Es erinnerte Malfurion ein wenig an die Zwillingsgötter Ursoc und Ursol, doch es handelte sich eindeutig um ein primitives Geschöpf. Es trug einen verblichenen braunen Lendenschurz und eine Halskette, die aus Klauen bestand. Der dreizehige Bär hob einen Arm und zeigte die Keule, die er in einer Pranke hielt. Die andere Klaue war zur Faust geballt.
Das Wesen knurrte erneut. Sein Tonfall war ein wenig anders als beim ersten Mal.
»Der Furbolg Unng Ak sagt, dass er für die Rudel spricht«, übersetzte Rhonin bereitwillig.
Hinter Unng Ak standen noch weitere Wesen, doch sie blieben in den Schatten. Malfurion betrachtete die ungewöhnliche Versammlung, dann sah er Rhonin beeindruckt an. »Hast du alle überzeugt, hierher zu kommen?«
»Brox und ich haben geholfen, doch hauptsächlich ist es Krasus’ Werk.«
Malfurion ließ den Blick über die Anwesenden gleiten, konnte Rhonins Mentor jedoch nicht entdecken. Allerdings sah der große Zauberer in seinen grauen Roben fast wie ein Nachtelf aus, jedenfalls weitaus mehr als Brox, der gedrungene, grünhäutige Krieger, der sich als Orc bezeichnete. Krasus wirkte zwar wie ein Nachtelf, aber wie einer, der schon längst gestorben war, denn seine Haut war sehr blass und sein Haar silbrig weiß. Seine Gesichtszüge hatten etwas von einem Falken. Seine Augen wirkten ein wenig wie die von Rhonin, waren jedoch schmaler. In ihren dunklen Pupillen leuchtete uralte Weisheit.
Die Weisheit eines Wesens, das in Wirklichkeit ein Drache war.
Eine Gestalt marschierte auf sie zu. Es war nicht Krasus, sondern Brox. Der Orc wirkte erschöpft, aber gleichzeitig so entschlossen wie immer. Brox war ein Krieger, der ein Leben voller Schlachten überstanden hatte. Der Körper des Stoßzahn bewehrten Orcs war voller Narben. Er war ebenso muskulös wie der Taure. Lord Stareye hielt Brox für ein Tier, das nicht besser als Huln oder ein Furbolg war. Doch respektierten alle die Stärke des Orcs, vor allem, wenn er die hölzerne Axt trug, die Cenarius und Malfurion für ihn verzaubert hatten.
Der Druide suchte weiter nach Krasus, fand ihn aber nicht. Das gefiel Malfurion nicht. »Wo ist er?«
Rhonin spitzte die Lippen und antwortete missmutig: »Er sagte, er müsse schnell etwas erledigen, was sich nicht aufschieben lasse.«
»Und das bedeutet?«
»Ich habe keine Ahnung, Malfurion. Bei manchen Angelegenheiten vertraut Krasus nur sich selbst.«
»Wir brauchen ihn … ich brauche ihn …«
Rhonin legte eine Hand auf die Schulter des Nachtelfs. »Ich verspreche dir, dass wir sie retten werden.«
Malfurion war nicht davon überzeugt. Ebenso wenig war er überzeugt, dass Lord Stareye seine neuen Verbündeten akzeptieren würde. Die Mission, auf die sich Rhonin und seine Begleiter begeben hatten, war vom Kommandanten der Armee nicht genehmigt worden. Krasus war jedoch davon ausgegangen, dass der Adlige die Hilfe nicht ausschlagen würde, wenn sie sich ihm bot. Doch Desdel Stareye zu überzeugen würde vielleicht noch schwieriger werden, als eine vernünftige Unterhaltung mit einem Furbolg zu führen.
Der Druide fügte sich in sein Schicksal. Er wusste, dass es so schnell keine Rettung für Tyrande geben würde. Sie hatten schließlich schon alles Mögliche versucht, zumindest für den Augenblick. Doch sogar während er sich den Neuankömmlingen zuwandte, kreisten seine Gedanken um seine Kindheitsfreundin und ihre Rettung … und um Illidans Schicksal.
Der Zwerg zog stoisch an seiner Pfeife, während Huln mit einer Geduld, die nicht zu seiner Gestalt zu passen schien, wartete. Unng Ak hielt die Schnauze in die Nachtluft und nahm ihre Gerüche auf. Seine Hand ließ die Keule nicht los.
Rhonin warf einen Blick auf die potenziellen Verbündeten und murmelte besorgt: »Wenn Krasus doch hier wäre. Ich will nicht wissen, wie Stareye reagiert, wenn er diese Versammlung sieht …«
Die Kinnlade des Adligen sank nach unten. Seine Augen traten so weit wie nur möglich aus seinem Kopf hervor. Der Schnupftabak, den er fast bis an die Nase gebracht hatte, rieselte wie Asche zu Boden, als seine Finger zu zucken begannen.
»Was hast du hier eingeschleppt?«
Rhonin blieb ruhig. »Die einzige Chance, die uns noch bleibt, um unsere Verluste auszugleichen und vielleicht sogar zu gewinnen.«
Lord Stareye warf seinen reich verzierten Umhang wütend zur Seite. Der Stoff fiel grün, orange und purpurn leuchtend zu Boden. Die Rüstung, die sich darunter befand, war weniger farbenfroh. Sie war graugrün eingefärbt, wie bei den Nachtelfen üblich. Auf seiner Brustplatte befand sich allerdings das Symbol seines Hauses, eine Reihe goldener, von winzigen Diamanten eingerahmter Sterne. Auf einem Kartentisch lag ein in gleicher Weise verzierter Helm.
Der hagere Nachtelf blickte über seine spitze lange Nase hinweg. »Du hast dich einem direkten Befehl widersetzt! Ich werde dich in Ketten legen und …«
»Und ich werde sie verschwinden lassen, bevor Ihr sie schließen könnt. Dann werde ich die Armee verlassen, und vermutlich werden mich einige meiner Freunde begleiten.«
Er sagte dies beinahe nebensächlich, aber jeder verstand die Drohung. Stareye starrte die drei anderen Adligen an, die sich mit ihm im Raum befanden. Sie blickten zurück, ohne zu reagieren. Niemand wollte den Kommandanten dazu drängen, sich seiner fähigsten Kämpfer zu entledigen.
Der ältere Nachtelf lächelte plötzlich. Malfurion unterdrückte ein Schaudern.
»Vergebt mir, Meister Rhonin. Ich habe zu hastig gesprochen, ja, zu hastig.« Er griff in eine Gürteltasche, zog den weißen Schnupftabak heraus und zog ihn tief durch die Nase ein. »Wir sind doch alle vernünftig. Wir werden mit der Situation vernünftig umgehen, auch wenn sie einigen von uns aufgedrängt wurde.«
Er gestikulierte in Richtung des Zelteingangs. »Nun gut, dann bringt die … sie herein.«
Rhonin ging zum Eingang und rief hinaus. Zwei Soldaten traten vor. Ihnen folgte ein Offizier, der Malfurion gut bekannt war. Jarod Shadowsong war der Captain der Suramar-Wache, dem das Missgeschick widerfahren war, Krasus gefangen zu nehmen. Im Verlauf der Ereignisse war er zu einem zögerlichen Mitglied ihrer Gruppe geworden. Der verstorbene Lord Ravencrest hatte ihn sogar zum Bewacher der Zauberer ernannt. Stareye hatte nichts daran geändert, obwohl jedem längst klar geworden war, dass die Gruppe sich an keine Regeln hielt – vor allem nicht der ältere Magier.
Huln, der Furbolg, und Dungard folgten Jarod. Unmittelbar hinter ihnen eilte ein Dutzend Soldaten ins Zelt. Sie nahmen Aufstellung, um ihren Kommandanten falls nötig zu beschützen.
Stareyes Nase kräuselte sich. Er bemühte sich nicht darum, seine Abneigung zu verbergen. Huln stand still wie ein Stein. Unng Ak grinste und zeigte scharfe Zähne. Dungard rauchte seine Pfeife.
»Ich möchte dich bitten, dieses Ding auszumachen«, sagte der Adlige.
Der Zwerg nahm einen weiteren Zug.
»Unverschämtheit! Wie könnt ihr glauben, dass wir uns mit solchen Tieren vereinen?«, knurrte Stareye, der seine an Rhonin gerichteten Worte bereits vergessen hatte. »Unser Volk wird sich nie darauf einlassen.«
»Als Kommandant müsst Ihr sie dazu bringen«, antwortete der Magier ruhig. »So wie die drei und die Repräsentanten der anderen ihre Völker dazu gebracht haben.«
»Dir eingebildeten Nachtelfen braucht Leute, die zu kämpfen verstehen«, murmelte Dungard. Die Pfeife hing in seinem Mundwinkel. »Leute, die euch das echte Leben zeigen …«
Unng Ak bellte laut. Nach einem Augenblick erkannte Rhonin, dass er gelacht hatte.
»Wenigstens verstehen wir, was Zivilisation bedeutet«, gab einer der Adligen zurück. »Oder baden und Hygiene.«
»Vielleicht lassen euch die Dämonen ja als ihre Zimmermädchen am Leben.«
Der Adlige zog sein Schwert, die anderen Nachtelfen folgten seinem Beispiel. Dungard hob seine Axt mit solcher Geschwindigkeit, dass die Bewegung kaum zu sehen war. Huln reckte seinen Speer und schnaubte. Unng Ak schwang herausfordernd seine Keule.
Plötzlich erstrahlte ein bläulicher Blitz in der Mitte des Zeltes. Beide Seiten vergaßen ihren Streit, versuchten statt dessen, ihre Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Malfurion wandte sich ab, um nicht geblendet zu werden und bemerkte, dass Rhonin nicht von der Helligkeit beeinträchtigt wurde.
Der Mensch trat zwischen die Parteien. »Das reicht! Das Schicksal von Kalimdor, das Schicksal aller, die ihr liebt …« Er zögerte einen Moment. Sein Blick wirkte, als sei er in weite Ferne gerichtet. »… aller, die ihr liebt, hängt davon ab, dass ihr eure lächerlichen Vorurteile vergesst!«
Rhonin sah zuerst Huln und seine Begleiter an, dann Stareye und die anderen Adligen. Beide Seiten erweckten nicht den Anschein, als wollten sie einen zweiten Blitz riskieren.
Rhonin nickte zufrieden. »Gut. Da das jetzt alle verstanden haben, sollten wir anfangen, miteinander zu reden …«
Krasus stürzte schmerzhaft auf den Boden der Eishöhle.
Schwer atmend blieb er liegen. Der Zauberspruch, der ihn hierher gebracht hatte, war riskant gewesen, vor allem in seinem augenblicklichen Zustand. Die Höhle lag weit entfernt vom Lager der Elfenarmee – fast eine halbe Welt entfernt. Trotzdem hatte er den Zauber riskiert, auch wenn er nicht wusste, was dieser ihm antun würde und – schlimmer noch –, ob es nicht schon längst zu spät war.
Selbst Rhonin hatte er nichts von seinen Absichten erzählt. Der Zauberer hätte ihn wahrscheinlich begleiten wollen, doch einer von ihnen musste sich den potenziellen Verbündeten der Nachtelfen widmen. Krasus hatte vollstes Vertrauen in den Menschen, denn der hatte sich als flexibler und vertrauenswürdiger erwiesen als die meisten, die er in seinem langen Leben kennen gelernt hatte.
Als sich sein Atem beruhigt hatte, stand Krasus auf. In der eiskalten Höhle atmete er graue Wolken aus, die langsam zur Decke aufstiegen. Stalaktiten bildeten bizarre Eisformationen, der Felsboden war frostbedeckt.
Der Magier überprüfte seine Umgebung mit seinen überragenden Sinnen, fand jedoch keinen Hinweis auf eine andere Präsenz. Diese Erkenntnis beflügelte Krasus nicht gerade, überraschte ihn aber auch nicht. Er hatte die Katastrophe miterlebt, hatte gesehen, wie sich Neltharion, der Erdwächter – der große schwarze Drache – in seinem Wahnsinn gegen sein eigenes Volk stellte. Alle vier Clans hatten für ihren Widerstand bezahlen müssen, doch die Bewohner dieser Höhle hatten die größten Verluste erlitten.
Die Kinder von Malygos waren abgeschlachtet worden, ihren Herrn hatte Neltharion in weite Ferne geschleudert. Das war nur möglich gewesen, weil der Erdwächter die anderen Drachen dazu gebracht hatte, seine furchtbare Schöpfung mit Macht zu erfüllen.
Die Drachenseele … die man jetzt die Dämonenseele nannte.
»Malygos …«, rief Krasus. Der Name hallte durch die glitzernde Höhle. Früher war dies trotz der Kälte ein fröhlicher Ort gewesen, denn der blaue Clan bestand aus Wesen reinster Magie, die voller Freude waren. Wie hohl erschien die Höhle jetzt, wie leer.
Als die Antwort des Aspekts ausblieb, begann Krasus sich in der Höhle umzusehen. Vorsichtig bewegte er sich über den unebenen, glatten Boden. Er war ebenfalls ein Drache, gehörte jedoch dem roten Clan von Alexstrasza, der Mutter des Lebens, an. Zwischen den Blauen und den Roten hatte es nie Feindseligkeiten gegeben, trotzdem ging er kein Risiko ein. Malygos hatte sich vielleicht tiefer in das Höhlensystem zurückgezogen, und Krasus wusste nicht, wie der uralte Wächter reagieren würde. Die Trauer über das Massaker an seinem Volk hatte ihn in Wahnsinn getrieben. Es würden Jahrhunderte vergehen, bis er sich davon erholte.
Krasus wusste das, weil er diese zukünftigen Jahrhunderte durchlebt hatte. Er hatte gegen Neltharions Verrat gekämpft. Neltharion, den man später einmal Deathwing nennen würde. Krasus war dabei gewesen, als die Drachen untergingen, als sie immer weniger wurden und die Angehörigen seines eigenen Clans mitsamt ihrer Königin zu Sklaven der Orcs wurden.
Der Drachenmagier sandte seine Sinne tiefer in die Höhle aus, doch egal, wo er auch suchte, Krasus fand nur Leere. Er schien in einem riesigen Grabmal zu stehen. Seine Suche förderte keine Lebensaura zutage, und er begann zu befürchten, dass seine Reise umsonst gewesen war.
Dann … sehr, sehr tief in den Höhlen … spürte er doch ein leichtes Flackern. Es war so schwach, dass Krasus es beinahe für eine Wunschvorstellung hielt, doch dann spürte er eine zweite, ähnliche Präsenz direkt daneben.
Er machte sich auf den Weg durch die glitschigen dunklen Gänge. Mehrmals rutschte Krasus aus und musste sich an den Wänden abstützen. Diese Gänge wurden normalerweise von Wesen benutzt, die hundertmal größer waren als er in seiner jetzigen Gestalt, und ihre riesigen Klauen überbrückten mühelos die Risse und Schluchten, durch die er klettern musste.
Krasus hätte sich am liebsten in einen Drachen verwandelt, doch in dieser Zeitperiode ging das nicht. Er und eine jüngere Version seiner selbst existierten hier gleichzeitig. Zusammen hatten sie Großartiges im Kampf gegen die Brennende Legion geleistet, aber es gab auch Einschränkungen. Keiner von beiden konnte die Gestalt verändern, die er angenommen hatte, und bis vor kurzem hatte jede Entfernung, die zwischen ihnen lag, sie stark geschwächt. Das zweite Problem hatte man zwar größtenteils lösen können, doch Krasus war immer noch in seinem sterblichen Körper gefangen.
Er hörte über sich einen Schrei und presste sich gegen die Wand. Ein großer ledriger Schemen flatterte an ihm vorbei. Es war eine wolfsgroße Fledermaus mit einem Katzengesicht, dichtem Fell und fingerlangen Krallen. Das Wesen wendete, um einen zweiten Angriff zu fliegen, aber Krasus hatte bereits die Hand erhoben.
Eine Feuerkugel raste der Fledermaus entgegen. Sie traf, schluckte das Wesen förmlich, bevor sie in sich zusammenfiel.
Die Asche, die auf Krasus herab regnete, waren die einzigen Überreste des Angreifers. Ein paar Flocken fing er auf. Neugierig untersuchte er sie mit seinen Sinnen und fand heraus, dass die Kreatur eine magische Schöpfung gewesen war, kein lebendes Wesen – ein Wächter des Meisters der Magie.
Krasus wischte sich die Reste der Fledermaus von den Fingern und setzte seinen Weg fort. Es ging ihm schlecht nach seiner Reise an diesen weit entfernten Ort, aber für sein Ziel war keine Anstrengung zu groß.
Zu seiner Überraschung spürte er vor sich eine Erwärmung. Sie nahm zu, als er weiterging, aber nicht so sehr, wie er angenommen hatte. Er runzelte besorgt die Stirn, als er die zweite große Höhle vor sich auftauchen sah. Seinen Berechnungen zufolge hätte es weitaus wärmer sein müssen.
Ein schwaches bläuliches Licht leuchtete ihm aus der Höhle entgegen. Krasus blinzelte kurz, um seine Augen daran zu gewöhnen, dann trat er ein.
Der Boden war voller blau leuchtender Eier. Es waren Hunderte. Manche waren nicht größer als eine Menschenfaust, andere reichten ihm fast bis zum Kinn. Unwillkürlich stieß er den Atem aus. Eine solch reiche Beute hatte er nicht erwartet.
Doch seine Hoffnungen sanken so schnell, wie sie gestiegen waren, denn eine genauere Untersuchung enthüllte die schreckliche Wahrheit. In den Eiern gab es große Risse, doch es waren nicht Anzeichen einer Geburt, sondern die des Verfalls. Krasus legte seine Hand auf eines der größeren Eier, spürte jedoch keine Bewegung.
Er ging von einem Nest zum nächsten, spürte, wie seine Verbitterung mit jedem Schritt wuchs. Die Geschichte schien sich zu wiederholen, obwohl er alles tat, um das zu verhindern. Die Zukunft des blauen Drachenclans lag vor ihm, aber es war eine Zukunft ohne Hoffnung, wie schon beim ersten Mal. In der Zeitlinie, die Krasus kannte, war es Malygos nicht gelungen, sich rechtzeitig von der Lähmung zu befreien, mit der Neltharion ihn verflucht hatte. Als er zurückkehrte, war die Magie der Eikammer – Magie, die an den Aspekt gebunden war längst erloschen. Ohne Schutz vor der Kälte waren die Eier zerstört worden und mit ihnen jegliche Hoffnung. In einer weit entfernten Zukunft hatte Alexstrasza Malygos angeboten, ihm beim Wiederaufbau seines Clans zu helfen, doch zum Zeitpunkt von Krasus’ Abreise hatte man den Plan noch nicht in die Tat umgesetzt.
Krasus hatte trotz allem, was er Rhonin gepredigt hatte, versucht, die Zukunft seiner Welt zu verändern. Er hatte gehofft, er könne die Nester retten und an einen sicheren Ort bringen. Doch der ständige Kampf gegen die Dämonen und die lästigen Auseinandersetzungen mit uneinsichtigen Nachtelfen hatten ihn zu lange aufgehalten.
Oder? Hoffnungsvoll betrachtete Krasus ein halb entwickeltes Ei. Er spürte das Leben darin. Es war keine starke Aura, aber mit ein wenig Wärme würde es sich erholen.
Er überprüfte ein weiteres und kam zu dem gleichen Ergebnis. Die Eier, die er danach untersuchte, enthielten jedoch kein Leben mehr. Er biss die Zähne zusammen und eilte zum nächsten Nest.
Er entdeckte vier weitere gesunde Eier, legte den Finger auf jedes einzelne und markierte sie mit einem leichten goldenen Leuchten, dann setzte er seine Suche fort.
Am Ende hatte er weit weniger lebende Eier gefunden, als er gehofft, aber mehr, als er befürchtet hatte. Der Drachenmagier betrachtete jene, die er markiert hatte. Ihr Leuchten ließ sie aus den anderen in der gewaltigen Höhle herausragen. Er wusste mit absoluter Sicherheit, dass es keine weiteren gab. Jetzt musste er dafür sorgen, dass sie nicht ebenso starben wie der Rest.
Die anderen Drachen, sogar seine geliebte Alexstrasza, waren für seine Sinne unsichtbar. Er nahm an, dass sie sich irgendwo verbargen, um sich von der schrecklichen Macht der Dämonenseele zu erholen. Seine Erinnerungen an diese Zeitperiode waren lückenhaft. Das war das Ergebnis seiner Reise und seiner Verletzungen. Die anderen Clans würden schließlich den Kampf wieder aufnehmen, aber für Malygos’ Volk kam jede Hilfe zu spät. Sogar sein jüngeres Ich war unauffindbar. Korialstrasz, der bei seinem heldenhaften Kampf gegen Neltharion schwer verletzt worden war, hatte sich aufgemacht, um nach den anderen Drachen zu suchen.
Also musste Krasus seine Entscheidung allein treffen. Bevor er zu Malygos’ Nest aufgebrochen war, hatte er über einen sicheren Ort für die Dracheneier nachgedacht. Doch keiner stellte ihn zufrieden. Sogar die Lichtung des Halbgottes Cenarius hatte seinem prüfenden Blick nicht genügt. Die gehörnte Gottheit war zwar der Mentor von Malfurion Stormrage und wahrscheinlich ein Kind des Drachen Ysera, aber Krasus wusste, dass Cenarius sich um zu viele Dinge gleichzeitig kümmern musste.
»So soll es sein«, murmelte der Zauberer.
Mit dem Finger malte er einen Kreis in die Luft. Goldene Funken markierten die Spur, die sein Finger hinterließ. Der Kreis war perfekt und sah aus, als habe man ihn aus der Luft herausgeschnitten.
Der Magier berührte ihn in der Mitte mit den Fingerspitzen und entfernte den Kreis. Eine weiße Lücke erschien vor ihm, bot einen Weg aus der Welt der Sterblichen.
Krasus flüsterte Worte. Der Rand des Kreises leuchtete rot auf. Etwas stöhnte im Inneren. Kleine Steine rollten auf die Lücke zu. Krasus murmelte andere Worte. Die Lücke begann stärker zu saugen, doch die Steine blieben liegen. Statt dessen begannen die Eier zu zittern. Sogar in denen, die kalt und tot war, schien sich etwas zu regen.
Doch das stimmte nicht. Eines der lebendigen Eier, das sich neben Krasus’ Schöpfung befand, wurde angehoben. Langsam flog es auf die Lücke zu. Ein zweites, ebenfalls markiertes Ei folgte ihm, dann verließ auch der Rest die Nester. Die toten Eier zitterten weiter, schwebten aber nicht auf die Lücke zu.
Krasus beobachtete, wie die Zukunft von Malygos’ Clan langsam in das Loch eindrang.
Jedes Ei, das sich der Lücke näherte, schrumpfte, bis es hinein passte. Nach und nach verschwanden Krasus’ wichtige Fundstücke in der weißen Öffnung.
Als auch das letzte hinein geflogen war, versiegelte der Magier die Öffnung. Eine Sekunde lang glomm noch ein goldener Funke, dann verschwand die Lücke spurlos.
»Genug zum Überleben, aber nicht mehr«, murmelte Krasus. Es würde Jahrhunderte dauern, bis die Blauen die Verluste überwunden hatten. Selbst wenn jedes Ei ausgebrütet wurde, würde es auch in der Zeitperiode, aus der er stammte, nicht viele blaue Drachen geben.
Aber wenige waren besser als keine.
Krasus taumelte, als Schwindel und Erschöpfung ihn überkamen. Beinahe wäre er gestürzt. Er hatte die Ursachen der Krankheit, die ihn seit seiner Ankunft in der Vergangenheit quälte, zwar fast ergründet – er und sein jüngeres Ich teilten sich die gemeinsame Lebenskraft –, aber es gab immer noch Überraschungen.
Doch ausruhen konnte er sich nicht. Die Eier waren in Sicherheit, befanden sich in einem winzigen Universum, in dem die Zeit so langsam lief, dass sie keine Rolle spielte. Sie würden so lange dort bleiben, bis er sie jemandem übergeben konnte, dem er vertraute … vorausgesetzt, er überlebte den Krieg.
Der Gedanke an den Krieg brachte Krasus’ Stärke zurück. Er setzte zwar große Hoffnungen in Rhonin und Malfurion, doch der Ausgang des Kampfes war alles andere als klar. Die Zeitlinie hatte sich verändert. Es war möglich, dass die Brennende Legion, die den Krieg einst verloren hatte, ihn dieses Mal gewann. Nun, da Krasus seine eigene Veränderung der Zeitlinie abgeschlossen hatte, musste er die Nachtelfen und die anderen mit aller Kraft unterstützen. Es musste eine Zukunft geben.
Krasus wob langsam den Zauber, der ihn zurückbringen würde und betrachtete währenddessen die toten Eier.
So würde die Zukunft aussehen, wenn die Dämonen siegten: kalt, dunkel, leblos. Eine Ewigkeit vollkommener Leere.
Der Drachenmagier stieß ein lautes Zischen aus und verschwand.