13

Die ganze Welt war grau, feucht und still. Der Nebel dämpfte die Geräusche und machte das Meer unsichtbar. Nur die flache Welle, die sich dicht vor ihren Füßen brach, zeugte von seiner Gegenwart. Der Laster stand nur ein paar Meter von ihnen entfernt, aber auch er verschwamm im Nebel.

»Versuch es noch einmal«, sagte Barney und blinzelte in den Wattevorhang.

Dallas, der sich in einen riesigen schwarzen Poncho gehüllt hatte und einen breitrandigen Stetson trug, hob den Druckzylinder, an dem das Nebelhorn befestigt war, und öffnete das Ventil. Ein dumpfes Dröhnen ging über das Wasser. Es hielt noch an, nachdem das Ventil geschlossen war.

»Habt ihr das gehört?« fragte Barney.

Dallas hielt den Kopf schräg und horchte. »Nichts, nur die Wellen.«

»Ich könnte schwören, daß ich ein Klatschen hörte — so als würden Ruder ins Wasser getaucht. Laßt das Horn in Abständen von einer Minute Signale geben. Und hört genau hin!« Barney ging müde den Hang hinauf, wo der Armeelaster stand. Er warf einen Blick auf die Ladefläche. »Irgendeine Veränderung?« fragte er.

Amory Blestead schüttelte den Kopf, ohne sich vom Funkempfänger abzuwenden. »Soweit ich das beurteilen kann, hat sich das Schiff nicht bewegt«, sagte er. »Die Richtung ist die gleiche geblieben. Wahrscheinlich warten sie, bis der Nebel sich auflöst.«

»Wie weit sind sie entfernt?«

»Barney, seien Sie vernünftig! Ich habe Ihnen schon hundertmal erklärt, daß ich mit dieser Anordnung nur die Richtung, aber nicht die Entfernung feststellen kann. Das Signal ist stärker als vor drei Tagen, also sind sie nähergekommen. Mehr weiß ich auch nicht.«

»Schon gut. Das wissen Sie also nicht. Was wissen Sie dann?«

»Das, was ich Ihnen schon sagte. Das Schiff ist vor achtzehn Tagen von Grönland aufgebrochen. Ich habe den Kreiselkompaß auf die Meerenge von Belle Isle eingestellt, neue Batterien eingebaut und zugesehen, wie Ottar startete.«

»Sie und Lyn erzählten mir, daß die Fahrt nur vier Tage dauern würde.« Barney bearbeitete einen eingerissenen Nagel mit seinen Zähnen.

»Wir sagten, die Reise könnte vier Tage dauern, wenn alles gut ginge. Wir sagten auch, daß sie viel länger dauern würde, wenn schlechtes Wetter käme oder die Windrichtung wechselte. Und das ist eingetroffen. Aber wir haben das Signal aufgefangen, und das heißt, daß sie das Meer überquert haben.«

»Das war vor zwei Tagen — was haben Sie seitdem für mich getan?«

»Ein Rat unter Freunden, Barney — diese Zeitreisen sind nichts für Ihre Nerven. Wir sollen einen Film drehen, nicht wahr? All diese anderen Dinge haben nichts mehr mit unserer Pflicht zu tun — nicht daß ich mich beschweren möchte. Aber wenn Sie weniger hetzen würden, wäre es leichter für uns und für Sie.«

»Sie haben recht«, sagte Barney, und dieses Zugeständnis bedeutete bei ihm eine große Entschuldigung. »Aber zwei Tage — das Warten macht mich zappelig.«

»Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Bei diesem Nebel und bei diesem schwachen Wind legt man einfach nicht an einer fremden Küste an. Es wäre Unsinn, aufs Geratewohl dahinzurudern …«

»He!« rief Dallas von der Küste. »Ich höre etwas auf dem Wasser draußen.«

Barney rutschte und stolperte den Hang hinunter. Dallas hatte die Hand ans Ohr gelegt und horchte angespannt.

»Still«, sagte er. »Vielleicht hört ihr es auch. Da draußen im Nebel ist etwas. Ich schwöre, daß ich Ruder gehört habe — und Stimmen.«

Eine Welle brach sich und schlug wieder zurück, und einen Moment lang herrschte Schweigen — dann hörten sie deutlich das Klatschen der Ruder.

»Du hast recht!« rief Barney. Er hob die Stimme. »Hallo — hierher!«

Dallas rief ebenfalls. Das Nebelhorn hatten sie ganz vergessen. Aus dem Nebel tauchte eine dunkle Form auf.

»Es ist das Boot, das sie an Deck hatten«, sagte Dallas.

Sie riefen und winkten, als ein Riß in der Nebelwand einen Moment lang das Boot und seine Insassen klar erkennen ließ.

Das Boot bestand aus dunklen Fellen, und die drei Männer trugen Pelzanoraks. Sie hatten die Kapuzen nicht aufgesetzt, und man konnte ihr langes, dunkles Haar deutlich sehen.

»Das sind keine Wikinger«, stellte Tex fest. »Aber was könnten sie sonst sein?«

Zwei der Männer saßen im Heck und ruderten, aber der dritte kniete vorn. Plötzlich schnellte sein Arm vor, und ein dünner Schaft flog auf Dallas zu.

»Sie haben mich erwischt«, ächzte Dallas. Er fiel zu Boden. Aus seiner Brust ragte ein Speer. Das Nebelhorn schlug neben ihm auf einen Stein, und dabei öffnete sich das Ventil. Ein jämmerliches Klagen ging über das Wasser. Als die Männer im Boot es hörten, drehten sie um und paddelten mit aller Kraft zurück in den Nebel. Im nächsten Moment waren sie verschwunden.

Es waren nur ein paar Sekunden vergangen, und Barney stand starr wie eine Salzsäule da. Das Dröhnen des Nebelhorns ließ ihn nicht zum Denken kommen. Er mußte es abstellen. Dann sah er Dallas, der reglos und stumm auf dem Rücken lag.

»Könnten Sie wohl den Speer herausziehen?« fragte Dallas ruhig.

»Ich … ich kann nicht — ich würde alles noch schlimmer machen …«

»Es ist harmloser, als es aussieht. Aber ziehen Sie unbedingt nach oben. Ein Millimeter tiefer, und es ist aus.«

Barney zog vorsichtig an dem Holzschaft. Der Speer ließ sich ohne weiteres aus der Wunde ziehen, aber er verhedderte sich in den Kleidern des Revolvermanns. Barney riß ihn schließlich zusammen mit einem Stück Poncho heraus. Dallas setzte sich auf und öffnete Jacke und Hemd.

»Seht euch das an«, sagte er und deutete auf den roten Streifen an seinen Rippen. »Ein paar Zentimeter weiter rechts, und mir wäre die Luft ausgegangen. Der Haken da bohrte sich in meine Haut, als ich mich bewegte. Ich kann euch sagen, es war kein schönes Gefühl.« Er berührte den scharfen Haken, der von der Spitze des Speeres abstand.

»Was war los?« rief Amory, der den Hang hinuntergelaufen kam. »War da nicht eben ein Boot?«

Dallas stand auf und stopfte das Hemd wieder in den Hosenbund. »Wir sind auf ein paar Einheimische gestoßen«, sagte er. »Sieht so aus, als wären die Indianer oder Eskimos noch vor den Wikingern hierhergekommen.«

»Sind Sie schwer verletzt?«

»Nicht tödlich. Auf dem Speer stand noch nicht mein Name.« Er grinste und sah sich die Waffe genauer an. »Hübsche Schnitzereien — und vom Ausbalancieren verstehen sie auch schon etwas.«

»Mir gefällt die Sache nicht«, sagte Barney und fingerte eine feuchte Zigarette aus der Tasche. »Als ob wir nicht schon genug Kummer hätten! Hoffentlich entdecken sie das Wikingerschiff nicht.«

»Ich hoffe das Gegenteil«, erklärte Dallas. »Ottar würde kurzen Prozeß mit ihnen machen.«

»Ich kam eigentlich her, weil ich eine gute Nachricht habe«, sagte Amory. »Vom Hügel aus sieht man, daß der Nebel dünner wird und die Sonne durchkommt.«

»Wird auch höchste Zeit«, erwiderte Barney und sog so heftig an seiner Zigarette, daß sie zischte.

Als die Sonne erst einmal durchgekommen war, verschwand der Nebel schnell. Vom Westen her blies ihnen eine steife Brise entgegen. Und nach einer halben Stunde konnten sie Ottars knorr eine Meile vom Ufer entfernt sehen.

Barney lächelte beinahe. »Her mit dem Nebelhorn«, sagte er. »Wenn sie erst einmal in unsere Richtung sehen, entdecken sie sicher den Lastwagen.«

Dallas betätigte das Ventil des Kohlendioxydzylinders, bis das Nebelhorn quäkend sein Leben aushauchte. Aber er hatte den gewünschten Erfolg. Sie konnten sehen, wie das große Segel herumgedreht wurde und die Schiffsnase sich ihnen zuwandte. Von den Eskimos oder Indianern war nichts zu erkennen.

Ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt drehte das knorr bei und schaukelte mit flappendem Segel in der sanften Dünung. Die Wikinger winkten und schrien unverständliche Dinge.

»Na, los!« brüllte Barney. »Kommt an Land! Weshalb bleibt ihr da draußen?«

»Sie werden ihre Gründe haben«, meinte Amory. »Vielleicht ist das Ufer für eine Landung ungünstig.«

»Und wie soll ich zu ihnen gelangen?«

»Können Sie schwimmen?« fragte Dallas.

»Kluger Junge. Ich habe gute Lust und lasse Sie hinauskraulen.«

»Da!« Amory deutete auf das Schiff. »Sie haben ein zweites Boot an Bord.« Das eigene Landeboot des knorr, eine Miniatur des Mutterschiffes, war deutlich an Deck sichtbar, aber die Männer ließen ein kleineres Boot ins Wasser.

»Irgendwie kommt es mir bekannt vor«, sagte Dallas.

Barney kniff die Augen zusammen. »Du hast recht wie immer. Es sieht aus wie das Boot der Rothäute.«

Zwei Männer bestiegen das schaukelnde Gefährt und ruderten an Land. Ottar befand sich im Bug, und er winkte ihnen mit dem Paddel zu. Sekunden später zog er mit seinen Begleitern das Fellboot an Land.

»Willkommen in Vinland«, sagte Barney. »Wie war die Reise?«

»Küste hier schlecht, kein Gras für die Tiere, Bäume schlecht«, erklärte Ottar. »Habt ihr einen schönen Platz gefunden?«

»Den schönsten, den du dir denken kannst — ein paar Meilen die Küste entlang. Hattest du Schwierigkeiten, von Grönland hierher zu gelangen?«

»Wind verkehrte Richtung, sehr langsam. Viel schwimmendes Eis. Wir sahen zwei Skrælling[15]. Sie töteten Seehunde und versuchten wegzurudern, aber wir verfolgten sie, und als sie Speere warfen, brachten wir sie um. Wir haben ihre Seehunde gegessen und ihr Brot mitgenommen.«

»Ich weiß, wen du meinst. Wir haben einige ihrer Verwandten kennengelernt.«

»Wo ist der schöne Platz, den du entdeckt hast?«

»Entlang der Küste, an den Inseln vorbei — du kannst ihn nicht verfehlen. Hier, nimm Amory mit, er kann dir den Weg zeigen.«

»Ich nicht«, sagte Amory mit erhobenen Händen und wich einen Schritt zurück. »Mir wird schon schlecht, wenn ich ein Boot ansehe. Ich wäre nach spätestens drei Minuten tot.«

Mit der angeborenen Fähigkeit eines Berufssoldaten, unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen, war Dallas bereits auf den Lastwagen zugewandert, als Barney sich an ihn wenden wollte. »Ich muß den Wagen fahren«, erklärte er.

»Aufopfernde Angestellte«, fauchte Barney. »Schon gut, ich habe verstanden. Ich werde also Ottar begleiten. Weckt Gino auf und sagt ihm, er soll unsere Ankunft filmen. Und verwischt die Räderspuren am Strand.«

»Wird gemacht, Barney. Ich würde wirklich gern Ottar begleiten, aber ich und Schiffe …«

»Ja, ja, verschwinden Sie.«

Barney wurde naß, als er ins Boot stieg, und das Wasser war so eisig, daß er das Gefühl hatte, seine Beine seien unterhalb der Knie amputiert. Das Boot — es bestand aus Seehundfellen, die über ein Holzgestell gespannt waren — schaukelte heftig, und er mußte sich eng zusammenkauern und an beiden Seiten festhalten. Als sie das knorr erreichten, brachte er es nicht fertig, sich auf das Schiff zu ziehen. Schließlich wurde er von den Wikingern wie ein Sack Mehl an Bord geholt.

»Hananú! Sidustu handartökin«[16] brüllte Ottar, und seine Männer erwiderten die Aufforderung mit fröhlichem Geschrei. Man schwang das Schiff für den letzten Teil der Reise herum. Barney zog sich zum Heck zurück, um nicht zertrampelt zu werden. Die Seeleute verstellten die Segel, die Frauen wichen kreischend aus, und die Schafe blökten verärgert, wenn sie angestoßen wurden. Das Deck glich einem wimmelnden Bauernhof. Mitten in dem Gewirr molk eine Frau eine zappelnde Kuh. Als das Schiff wendete, trug der Wind Barney den Geruch des Kielraums zu, und der Eindruck des Bauernhofs war vervollständigt.

Sobald sie unterwegs waren, beruhigten sich die Leute ein wenig, und auch die Tiere legten sich friedlich hin. Der Wind füllte nicht nur die Segel, sondern trieb auch die Düfte vor dem Schiff her, und Barney fühlte sich am Heck einigermaßen wohl. Hohe Kielwellen schäumten zu beiden Seiten des Schiffes auf.

»Land sieht gut aus«, sagte Ottar, der das knorr mit leichter Hand steuerte.

»Warte nur, bis wir um die nächste Biegung kommen«, verhieß Barney. »Dort wird es noch schöner.«

Sie passierten die Inseln, die vor der Bucht lagen, und die Tiere witterten frisches Gras und begannen zu brüllen. Der angekettete Bulle zerrte an seinen Fesseln und tobte, die Frauen schrien vor Freude, und die Männer sangen. Die Reise war zu Ende, und sie hatten gutes Land erreicht. Selbst Barney spürte eine gewisse Erregung, als sich die Epaves-Bucht vor ihnen öffnete. Die hohen Bäume hoben sich vom blauen Himmel ab, und durch die frühlingsgrünen Wiesen zog der blitzende Bach. Dann entdeckte Barney seinen Kameramann und den Jeep, und er erinnerte sich an den Film. Er machte sich klein und setzte einen Wikingerhelm auf, damit er im Bild nicht störte.

Ottar ließ sein Schiff mit voller Geschwindigkeit auf die Bachmündung zutreiben, und alle an Bord jubelten vor Begeisterung. Das knorr schürfte über den sandigen Boden, wurde von einer Welle noch ein Stück nach vorn geworfen und hielt dann knirschend an. Ohne sich um die Segel zu kümmern, sprangen die Männer und Frauen an Land. Sie wateten fröhlich durch den Bach. Ottar betrat die Wiese, riß eine Handvoll des kniehohen Grases aus, roch daran und kaute ein paar Halme. Einige der anderen wälzten sich vor Vergnügen am Boden. Sie freuten sich, endlich wieder auf festem Land zu sein.

»Großartig!« rief Barney. »Einfach großartig! Die Landung auf Vinland nach monatelanger Fahrt — die ersten Siedler der neuen Welt. Ein großartiges Bild, ein großartiges, historisches Bild.« Er kämpfte sich durch die unruhigen Tiere zum Bug vor und winkte den Kameramann herbei. »Da unten reicht es«, rief er. »Hierher!«

Seine Stimme drang nicht bis zu Gino vor, aber die Handbewegung war unmißverständlich. Der Kameramann lud seine Geräte in den Jeep und ein paar Minuten später ratterte der Wagen den Strand entlang und blieb in der Nähe des Schiffes stehen. Barney lief ihm entgegen.

»Halt«, rief er Dallas zu. »Fahr dort drüben ans andere Ufer des Baches. Gino, Sie stellen die Kamera so auf, daß die Leute aus dem Schiff direkt auf Sie zukommen und dann an beiden Seiten der Kamera vorbeilaufen.«

»Ein absoluter Klassefilm«, sagte Gino. »Geben Sie mir zehn Minuten.«

»Gern. Es wird länger als zehn Minuten dauern, bis wir alles für die Szene bereit haben. Moment!« Er winkte Dallas, der den Jeep in Bewegung setzte. »Ich brauche deine Flasche.«

»Welche Flasche?« fragte Dallas mit großen, unschuldigen Augen.

»Die Flasche, die dich immer begleitet. Ich weiß Bescheid. Du bekommst sie auch zurück, ich will sie nur als Leihgabe.«

Der Fahrer holte zögernd eine Flasche mit schwarzem Etikett unter dem Sitz hervor. Sie war schon angebrochen.

»Aber, aber«, sagte Barney kühl, »wer war denn da am Privatvorrat?«

»Zufall. Ich hatte Nachschubschwierigkeiten. Ich zahle sie selbstverständlich zurück.«

»Und ich dachte, ich hätte den einzigen Schlüssel. Was man heutzutage alles bei der Armee lernt! Los jetzt.« Er steckte die Flasche ein und ging zurück zu Ottar, der am Bach kniete und mit der hohlen Hand Wasser herausschöpfte.

»Hol die Leute wieder an Bord, ja«, sagte Barney. »Wir möchten die Landeszene noch einmal aus der Nähe filmen.«

Ottar sah geistesabwesend auf und wischte sich das Wasser aus dem Bart. »Was sagst du da, Barney? Jeder froh über die Landung. Sie gehen nicht mehr auf das Schiff.«

»Sie tun es, wenn du es ihnen befiehlst.«

»Warum soll ich das? Es ist verrückt.«

»Du befiehlst es ihnen, weil du wieder im Dienst bist. Da ist deine Anzahlung.« Er überreichte Ottar die Flasche, und der Wikinger grinste breit und setzte sie an die Lippen. Barney gelang es, ihn während des Trinkens zu überzeugen.

Es fiel nicht einmal Ottar leicht, die Leute wieder an Bord zu bringen. Schließlich verlor er die Geduld, was bei ihm sehr leicht geschah. Er streckte einen Mann mit einem Faustschlag zu Boden und beförderte zwei Frauen mit einem Tritt in die gewünschte Richtung. Danach stiegen alle knurrend an Bord und ergriffen die Ruder. Die Anstrengung unterdrückte den Rest an Rebellion.

Sobald die Kamera aufgestellt war, schickte Barney den Jeep zum Lager zurück. Er kam mit einigen Kästen Bier, riesigen Käselaiben und Dosenschinken zurück.

»Schichte alles so hinter der Kamera auf, daß sie es sehen können«, befahl Barney. »Den Schinken kannst du ja schon aus den Dosen holen, damit sie wissen, was sie erwartet. Mir kannst du auch ein Bier bringen.«

»Da kommen sie«, rief Gino. »Gigantisch, einfach phantastisch!«

Das knorr kam mit vollen Segeln zur Bachmündung. Barney war nicht sicher, ob die Begeisterung auch bei der zweiten Landung anhalten würde, und er wollte kein Risiko eingehen.

»Öl!« schrie er aus vollen Lungen. »Svínakjöt, öl ok ostr!«[17]

Sie verstanden seine Worte. Nach einer dreiwöchigen Kost, die aus hartem Brot und Trockenfleisch bestanden hatte, brüllten sie vor Begeisterung. Die Szene gelang noch besser als beim ersten Mal. Jeder kämpfte darum, als erster ans Ufer zu gelangen, und dann rannte die Meute an der Kamera vorbei auf die Köder zu.

»Schnitt«, sagte Barney. »Aber gehen Sie noch nicht weg. Ich möchte, daß Sie später das Abladen der Tiere aufnehmen.« Ottar schlenderte heran, einen halben Schinken in der einen und eine Flasche in der anderen Hand. »Ist der Platz gut genug für deine Siedlung?« fragte Barney.

Ottar sah sich um und nickte freudig. »Gutes Gras, gutes Wasser. Viel Holz am Ufer zum Verbrennen. Viele Bäume aus Hartholz zum Schneiden. Fische, Wild — ein guter Platz. Wo ist Gudrid? Wo sind die anderen?«

»Sie machen einen Tag Urlaub auf Catalina«, erklärte Barney. »Mit einer großen Party, gerösteten Trilobiten und so fort.«

»Weshalb Party?«

»Weil ich großzügig bin und andere Leute gern glücklich mache. Außerdem konnten wir bis zu deiner Ankunft ohnehin nichts tun, und da war ein Urlaub geldsparend. Ich warte mit einer kleinen Mannschaft seit drei Wochen hier. Den anderen verraten wir das nicht. Sie sind der Meinung, daß sie nur einen Tag auf Catalina verbracht haben.«

»Ich will Gudrid sehen.«

»Slithey, meinst du. Ich kann mir denken, daß sie sich auch nach dir sehnt.«

»Ist auch lange her.«

»Ottar, du liebst das Primitive. Iß wenigstens erst deinen Schinken fertig und besinne dich, daß das hier ein historischer Moment ist. Du bist eben in der Neuen Welt angekommen.«

»Du bist plemplem, Barney. Die gleiche alte Welt, nur heißt sie Vinland. Gute Bäume hier.«

»Ich werde mir diese historischen Worte merken«, sagte Barney.

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