Der Wind trug Stimmen zu ihm herüber, die über die Hänge des Windschleierbergs pfiffen und ihre Geheimnisse über die steifen, vom Frost zersplissenen Gräser des Plateaus wisperten, das lang und breit und von wilder Schönheit war: das Herz und die Heimat der Xandim. Diese Wiese war in früheren Sommern üppig und grün gewesen und mit Mohn und Siebenstern bestanden, aber der Sommer schien für immer aus ihren Landen geflohen zu sein. Mitten durch die Ebene sprudelte ein ungestümer Strom, der aus einem dunklen, schmalen Tal im Schatten des Bergmassivs kam. In diesem unheimlichen Tal lagen die Hügelgräber, in denen die Xandim ihre Toten beisetzten. Nur um einen der Ihren zu beerdigen, zogen die Pferderitter über den von hohen Steinen gesäumten Weg, der den Eingang zum Tal bewachte, und nur die Windaugen kannten das geheime Herz des Tales: die dem Berg abgerungene, gewundene Steinzinne, die wie ein Turm am Ende des Tals emporragte.
Die Spitze dieses Turms war irgendwann in lang vergangener Zeit ausgehöhlt worden, um einen Horst zu bilden, offen für die Elemente, mit Wänden aus Luft und einem Steindach, das auf vier schlanken Säulen ruhte. Diese Kammer der Winde war nur über eine viel zu schmale Treppe aus langsam verwitternden Stufen zu erreichen, die in die steinerne Oberfläche des Berges hineingehauen und durch eine Hängebrücke aus geflochtenem Seil mit dem Turm verbunden war. Nur ein Windauge konnte den riskanten Aufstieg bewältigen und den gefährlichen Weg über die Brücke wagen. Nur ein Windauge würde eine Notwendigkeit dazu sehen.
Der schneidende Wind zerstob das dunstige Gewebe von Chiamhs Schattenmantel und wirbelte ihm Graupelschauer ins Gesicht, während er zusammengekauert und frierend auf dem kalten Steinboden der Kammer hockte. Er versuchte, das Wüten des Sturms zu ignorieren und sich ins Bewußtsein zu rufen, daß er das Windauge der Xandim war – gesegnet (oder verflucht) mit der Macht, die Dinge sehen zu können, die jenseits der Sehkraft normaler Menschen lagen, die Kunde der Winde wahrzunehmen und zu verstehen. Dieser Sturm, das wußte er, trug mehr Botschaften mit sich als gewöhnlich. Die gequälte, schreiende Luft war erfüllt von bösen Vorzeichen schlimmer Ereignisse.
Der Sturm zerrte an seinem durchnäßten, zitternden Leib, klebte ihm sein zerzaustes, braunes Haar aufs Gesicht, und der junge Seher zuckte zurück vor der bösen Macht, die den Wind ritt – wie ein Schatten dunkler Schwingen. Die Macht kam von Norden und hatte ihn seit dem Ausbruch des Winters in seinen Alpträumen heimgesucht. Schlanke, starke Finger hatte der Wind, Finger, die sich mit eiszapfenscharfen Nägeln in sein Fleisch gruben, und Augen, in denen die gnadenlose Kälte ewigen Winters lag, glitzerten in der Dunkelheit. Silbernes Haar floß wie ein tödlicher Gletscher herab, als die schneebeladenen Winde das Bild eines Gesichts formten: makellos schön, mit kalten, zu einem grausamen, höhnischen Lächeln verzogenen Lippen. Ihr Blick glitt über ihn hinweg, unbewußt und leidenschaftslos, aber qualvoll wie eine Klinge, die über seine zurückschaudernde Haut strich. Trotz des windgesponnenen Mantels aus Schatten, der ihn einhüllte, zitterte er. Wenn sie ihn fand …
Chiamh kauerte sich auf der offenen Plattform zusammen und zog sich soweit wie möglich in die unauslotbaren Tiefen seines Schattenmantels zurück, bis der dunkel-helle Schatten ihrer Gegenwart sich jenseits des Berges entfernte. Heute abend würde es noch mehr davon geben, das wußte er. Irgend etwas hatte ihn aus seinem Bett gezwungen und an diesen einsamen, eiskalten Ort getrieben, hatte ihn gezwungen, sich dem Entsetzen des Vorüberstreichens der Schneekönigin zu stellen. Nun drehte das Windauge dem bösen Nordwind den Rücken, zu und richtete, wie das untere Ende einer Kompaßnadel unweigerlich nach Süden gezogen, seinen verschwommenen, kurzsichtigen Blick auf die Berge.
Das Gefühl, sich in Kälte aufzulösen, überflutete ihn wie eine Woge eisigen Wassers. Chiamh spürte, wie seine kurzsichtigen, braunen Augen schmolzen, glasig wurden, sich in leuchtendes Quecksilber verwandelten, als seine Andersicht die Kontrolle übernahm. Die Nacht um ihn herum wurde hell und klar, die Berge verwandelten sich von der dichten, steinernen Masse in glitzernde, durchsichtige Prismen; die peitschenden Winde wurden zu stürmischen Flüssen aus silbernem Licht. Das Windauge hielt in Panik den Atem an und kniff seine trügerischen Augen fest zu. Obwohl er diese Fähigkeit seit seiner Kindheit besaß, würde er sich niemals an diese beängstigende Verwandlung gewöhnen.
Die Verlockung der Vision trieb ihn weiter, verlangte, daß er ihr folgte. Chiamh biß sich auf die Lippen und bestach seine undisziplinierte Angst mit dem Versprechen eines Kruges Wein, sobald er von diesem schrecklichen Ort zurückgekehrt war. Ihm war, als höre er die Stimme seine geliebten Großmutter aus der Vergangenheit zu ihm sprechen: »Iß dein Fleisch, Chiamh – dann bekommst du auch die Honigwabe!« Wie immer nahm ihm die Erinnerung an sie ein wenig von seiner Furcht, und Chiamh lächelte. Was für eine wilde, alte Dame sie gewesen war. Wie weise! Wie stark! Eine geborene Kriegerin und das größte Windauge in der Geschichte der Xandim. Sie hatte diese Last getragen, ohne mit der Wimper zu zucken, und nun war es an ihm, ihrem Erben, sie zu tragen. Chiamh strich mit vor Kälte steifen Fingern das Haar aus dem Gesicht, öffnete die Augen und richtete den durchdringenden Silberstrahl seiner Andersicht auf die andere Seite der Berge.
Nachdem er seinen erdgebundenen Körper abgestoßen hatte, riß sein Geist sich los, schwang sich empor und ritt auf dem ungebärdigen Wind, um seine Vision zu verfolgen. Wie ein Regenbogen aus Edelsteinen wirbelten die durchsichtigen Berge unter ihm dahin. Die Funken eines prasselnden Freudenfeuers brannten ihm in den Augen, jeder Funke wie eine strahlende, lebende Seele. O Göttin – das mußte Aerillia sein, die Zitadelle des Himmelsvolks. Er war zu weit von seinem Weg abgekommen … Außer Kontrolle … Weit über die Berge hinaus bis zu dem kristallenen Spitzenwerk des Waldes dahinter, mit seinem funkelnden Hintergrund von Wüstensand …
Unendliche Weiten entfernt, in der Kammer der Winde, setzte in Chiamhs Körper für einen Moment lang der Herzschlag aus. Noch mehr Mächte! Noch eine böse Macht wie eine dunkle, sich windende Wolke – und zwei andere Mächte, weit hinten im Süden in dem Wald jenseits des Berges. Ihr Licht leuchtete klar und hell, und sie waren vereint in Liebe und Ehrlichkeit und der Klarheit ihrer Ziele – dann plötzlich waren sie fort, verfinstert durch die Woge einer schwarzen, überwältigenden Gewalt, die den widerwärtigen Gestank von Haß und Bosheit und unbarmherziger Lust verströmte. Chiamh schrie auf und floh. Der erste Ansturm der Welle packte ihn – verschlang ihn. Irgendwie gelang es seinem Bewußtsein, sich zurück in seinen Körper zu tasten. Chiamh schluchzte vor Entsetzen und versteckte sich wie ein Kind in seinem Schattenmantel, bis das Böse vorübergezogen war.
Es dauerte sehr lange, bis das zu Tode erschrockene Windauge es wagte, wieder den Kopf zu heben, aber als es schließlich mit seinem silbernen Blick Ausschau hielt, war die Luft um es herum klar und sauber. Zu Chiamhs tiefer Erleichterung trug der Wind keine Todeskunde. Da begriff er, daß ihm eine Vision der Warnung gewährt worden war. Die Mächte – diese hellen und wunderschönen Lichter –, sie lebten noch. Aber was würde geschehen, wenn der Finstere die Hand ausstreckte, um sie zu ergreifen, so wie er es gerade vorhergesehen hatte? Er mußte ihnen helfen – das war der Grund, warum er heute abend das Gefühl gehabt hatte, hierherkommen zu müssen.
Chiamhs Erregung legte sich mit einem Mal und wich kalter Angst. »Wie kann ich ihnen helfen?« sagte er laut, so wie es die Art jener ist, die allein leben. »Du hast keine Ahnung, wer sie sind und was sie vorhaben. Aber du kannst es herausfinden – wenn du es wagst.« So sprach er sich selbst Mut zu.
Der Sturm zog und zerrte immer noch an dem Windauge wie ein gereiztes Kind. Seine Gewalttätigkeit würde es ihm schwermachen, seine Visionen unter Kontrolle zu halten; es bestand die Gefahr, mehr herauszufinden, als ihm lieb war. Solche Visionen waren gefährlich – aber er mußte das Risiko eingehen. Er war der einzige der Xandim, der den Grund kannte für diesen grimmigen Winter, der das Land gelähmt hatte, – aber kein einziger seines Volks glaubte ihm. Er wußte, daß es das Ende der Freiheit für seine Rasse und für andere bedeutete, wenn die Schneekönigin nicht aufgehalten wurde. Allein war er hilflos, aber wenn es ihm gelang, diesen hellen Mächten beizustehen …
Chiamh wandte sich denn Sturm zu und schlang sich einen Windstrang um die Finger. Als er dann seine Andersicht in diesen Knoten aus Luft goß, fing die Luft Feuer und loderte zu einem leuchtenden Knäuel aus mondgesponnenem Silber auf. Mit größter Vorsicht hielt er den Knoten fest, zog dann sanft seine Hände auseinander und begann das funkelnden Etwas zu dehnen und zu kneten, bis er endlich eine glitzernde Scheibe silberner Luft in Händen hielt. Seine Quecksilberaugen verengten sich, und das Windauge blickte in den Spiegel.
Und die Visionen kamen – eine Flut von Bildern, die flackerten und sich wandelten und ineinander übergingen in ihrer Hast, sich zu offenbaren.
Die kalte und tödliche Schönheit der Schneekönigin – das ausgezehrte Gesicht des Dunklen, mit Augen aus brennendem Stein – und die ganze Welt in Ketten zu ihren Füßen …
Der Wald jenseits der Berge. Ein einsamer Turm, fast vollständig zerstört, und die magere, flinke Gestalt eines rennenden Wolfes. Die hellen Mächte – eine hochgewachsene Frau mit flammend rotem Haar, ihr Bauch gewölbt über einem Kind; der blauäugige Mann, der nie von ihrer Seite wich – und hinter ihnen, nur halb sichtbar, die Erscheinung eines Kriegers, der schützend über ihnen schwebte …
Noch ein Wald, noch weiter nördlich. Ein Wald, der in Chiamh ein widersprüchliches Gewirr aus Furcht und Sehnsucht weckte und die schmerzliche Qual von Trennung und Verlust. Ein feuriges Schwert, eingeschlossen in Kristall, das das Ende des Bösen bedeutete – und die Vernichtung der Xandim …
Ein Gesicht, einsam und schmal, mit knochiger Nase und hohen Wangenknochen; zu jung für das Silber, das das dunkle Haar durchzog und das verschlagene Glitzern überschatteter, grauer Augen widerspiegelte. Es war das Gesicht eines Schurken, eines ewig Unzufriedenen, eines Unruhestifters das Gesicht von Schiannath, dem Außenseiter, der es vor einigen Monaten tatsächlich gewagt hatte, den Rudelfürst Phalihas herauszufordern und mit ihm um die Führung zu kämpfen. Chiamh hatte keine Ahnung, wo er jetzt war. Sein Scheitern hatte die Verbannung aus seinem Stamm bedeutet, und er war in die Berge verschwunden, zusammen mit seiner Schwester Iscalda – was Phalihas ganz besonders erzürnt hatte, da das Mädchen die Verlobte des Rudelfürsten gewesen war.
»Schiannath?« Der Spiegel kräuselte sich und bewölkte sich, als Chiamh vor Überraschung beinahe die Kontrolle über seine Vision verlor. Schiannath hatte mit dieser Sache zu tun? »O liebliche Göttin«, murmelte das Windauge, »was im Namen deiner Gnade kann er damit zu tun haben?« Mit einiger Mühe bekam er das Bild wieder klar – und sah die Frau wieder, ihr Haar ein flammendes Banner, ihr Körper eingehüllt in eine strahlende Aura aus Magie. Der Dunkle streckte die Hand aus, um sie zu ergreifen, aber die Vision von Schiannath lag wie eine Schranke zwischen ihnen. Die Frau streckte die Hand aus, um das Schwert zu ergreifen und die Xandim zu zerstören …
»Nein!« schrie Chiamh. Der Spiegel löste sich zwischen seinen Fingern in Nebel auf, und das Windauge brach direkt am Abgrund seines Horsts zusammen, ungeachtet der tödlichen Tiefe. Für seine Andersicht war die Bedeutung der Vision grausam klar. Nur die hellen Mächte konnten dem herannahenden Bösen zuvorkommen – aber auf Kosten des gesamten Volkes der Xandim.
Der Seher rang mit den widersprüchlichen Möglichkeiten, aber in welche Richtung seine Gedanken sich auch wandten, er stand immer wieder vor der unausweichlichen Wahrheit – ob die bösen Mächte Erfolg hatten oder nicht, die Xandim waren dem Untergang geweiht. Das Windauge senkte den Kopf und wandte sich mit tränenüberströmtem Gesicht nach Norden, um seinen Blick über das Herzland seines Volks streifen zu lassen.
Er hatte vergessen, daß die Andersicht ihn noch immer in ihrem Bann hielt. Chiamhs Körper versteifte sich, zurückgelassen am Rande der Plattform, während sein Bewußtsein auf den Schwingen seiner Andersicht entfloh; wie ein Pfeil schoß es das Tal hinunter und einen Pfad aus Silber entlang in die Richtung, in der die Quelle seiner Vision lag. Es folgte dem kristallenen Lauf des vereisten Stroms und eilte über die schneebedeckten Wiesen des Plateaus, die breiten, flachen Stufen des Klippenpfads hinunter, an dem durchscheinend funkelnden Vorhang des gefrorenen Wasserfalls entlang und über den ausgetretenen Weg, der um die Klippen herumführte, bis … bis …
»Bei Iriana von den Tieren!« rief Chiamh erstaunt aus. Dort, auf dem Wege zu den gewaltigen Mauern der Xandimfestung, sah er die Gefangenen. Fremde von jenseits des Meeres! Ein Mann und eine Frau, die ihren Gewändern nach Krieger sein mußten; ein silberhaariger alter Herr, der sich verbissen an sein Leben klammerte … und die andere. Bei der Göttin, die andere! Sie war eine der Mächte – aber ob hell oder dunkel konnte Chiamh nicht sagen. Ihr Verstand war durch ein bewölktes Labyrinth des Wahnsinns vor seiner Andersicht verborgen.
Das Windauge spürte, daß diese Fremden irgendwie mit den hellen Mächten verbunden waren. Und er wußte mit grausamer Sicherheit, daß sie als Eindringlinge in das Land der Xandim unweigerlich hingerichtet werden würden. Aber sie durften nicht sterben, sonst waren die Hellen verloren. Die Vision befahl ihm, sie zu retten!
Aber das war leichter gesagt als getan. Wie sollte er den Rudelfürst überreden? Chiamh wußte, daß er es nicht geschafft hatte, den Respekt zu erringen, den seine Großmutter besessen hatte. Sie hatte den Vorteil ehrwürdigen Alters gehabt. Das Windauge zog eine Grimasse. Seine Großmutter war nicht immer alt gewesen, aber sie hatte sich im Kampf gegen die plündernden Khazalim als großartige Kriegerin erwiesen. Er hatte das nie getan und würde es auch nie tun – die Kurzsichtigkeit seiner normalen Augen machte das unmöglich. Bevor er einen Freund erblickt hätte, wäre er bereits tot. Sieh den Dingen ins Auge, Chiamh, dachte er. Du bist das Gespött der Leute – und darum versteckst du dich in deinem Tal, lebst in einer Höhle wie ein Einsiedler. Sie werden dir nie glauben – sie werden sich über dich lustig machen, wie sie es schon so oft getan haben.
Nichtsdestotrotz mußte er es versuchen – und er hatte keine Zeit zu verlieren. Das Hellerwerden des Himmels, das zwischen den dahinjagenden Wolken kaum erkennbar war, sagte Chiamh, daß die Morgendämmerung herannahte. Also unterdrückte das junge Windauge seine Zweifel und kletterte mit steifen Gliedern den Turm hinunter. Während seine Andersicht langsam verblaßte und seine eigene Kurzsichtigkeit zurückkehrte, stolperte Chiamh fast über seine eigenen Füße und schürfte sich dabei schmerzhaft die Haut auf. Ein oder zwei Meter über dem Erdboden verlor er den Halt und landete, außer Atem und mit blauen Flecken, auf einem Haufen Schotter. Ohne abzuwarten, bis sein Atem wieder ruhiger ging, raffte er sich auf und stürmte das Tal hinunter, taumelte und stolperte und stand wieder auf, nur um erneut über Steine und Wurzeln zu fallen und auf den Schneewehen auszugleiten, die der Wind aufgehäuft hatte. Aber er ging immer weiter, angetrieben von tiefster Entschlossenheit. Er mußte den hellen Mächten helfen. Er mußte rechtzeitig ankommen, um die Fremden zu retten. Während die vergessenen Fetzen seines Schneemantels hinter ihm herflatterten, rannte Chiamh, wie er es noch nie zuvor gewagt hatte zu rennen.
Das Windauge passierte am anderen Ende des Tals die hohen Steine, die den Ausgang des Waldes bildeten. Das weiche, einladende Gras des Plateaus war eine süße Verlockung, und er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Nun mußte er sich keine Sorgen mehr darüber machen, daß er sich auf dem unebenen Boden ein Bein brechen könnte – auf dem Plateau konnte er sich endlich frei bewegen. Chiamh blieb im Schatten der großen Steine stehen und sammelte sich, um sein Bewußtsein nach innen zu richten. Dann – veränderte er sich.
Für einen Beobachter, das wußte, er, hätte die Verwandlung nur Sekunden gedauert. Für Chiamh schien die Zeit sich in die Länge zu ziehen, genauso wie es sein Körper tat; seine Knochen und Muskeln nahmen eine prickelnde Biegsamkeit an, während sie länger wurden, dicker und stärker. Es war ein Augenblick nebelhafter Verwirrung, ebensowenig wahrnehmbar wie der Moment zwischen Wachen und Schlafen – und im Windschatten der Bäume, die einen Augenblick zuvor noch einen jungen Mann verborgen hatten, stand plötzlich ein rotbraunes Pferd mit zotteliger Mähne.
Chiamh stampfte auf den Boden und genoß die Kraft seine Pferdeleibs, den Reichtum der Düfte, der um ihn herumwirbelte. Er stellte seine Ohren auf, lauschte dem Zischen des Windes über das schneebedeckte Gras des Plateaus und dem Knirschen der Zweige weiter hinten im Wald. Sein Augenlicht blieb unglücklicherweise auch in seiner Andergestalt unverändert schlecht – es hatte weniger räumliche Tiefe, dafür einen größeren Gesichtskreis als der eines Menschen, aber er sah die Dinge genauso verschwommen wie immer. In seiner Pferdegestalt hatte er jedoch zumindest andere Sinne, die diesen Mangel in gewissem Maße ausgleichen konnten.
Hör auf zu träumen, schnaubte Chiamh angewidert. Das war das Schlimme an dieser Gestalt – man hatte die Neigung, wie ein Pferd zu denken, und je länger man sich dem aussetzte, um so größer war das Risiko, jeden Rest menschlicher Intelligenz einzubüßen. Aber genug. Die Zeit raste. Am anderen Ende der Ebene würde er sich wieder zurückverwandeln müssen, um den steilen Klippenweg erklimmen zu können, aber in der Zwischenzeit war es die Sache wert – sowohl wegen der Zeitersparnis als auch wegen der reinen, jubilierenden Freude des Galopps. Mit einem leichten Schlag seiner Hufe stob das Windauge davon und flog mit dem Wind über das Plateau.
In den Ländern des Nordens, jedoch an einem Ort, der unerreichbar war in den Grenzen der menschlichen Welt, lag der Palast des Waldfürsten mit seinen baumartigen Türmen und unzähligen Gärten und Lichtungen. Trügerisch ruhig lag er in abwartender Stille auf einem weiten Hügel. Am schroffen Hang der Anhöhe befand sich ein von Farnkraut umstandener, kristallener Teich, der gespeist wurde von einem silbernen, hauchzarten, plätschernden Wasserstrom aus einem weiter oben gelegenen Felsvorsprung.
Am Ufer des Teichs saß die Lady vom See und kämmte sich die silberdurchzogenen Strähnen ihres langen, braunen Haares. Aus dem Dickicht auf der anderen Seite des Teiches beobachtete sie ein großer Hirsch; unbemerkt, so glaubte er, und unerkannt – bis die Erdmagusch ihm den Blick entgegenhob und lächelte. »Ziehst du diese Gestalt vor, mein Fürst?« Ihre Stimme war tief und musikalisch. Hellorin trat verärgert vor und nahm wieder seine prachtvolle Menschengestalt an. Nur die sich verästelnden Schatten des großen Hirschgeweihs über seinen Brauen blieben als Erinnerung daran zurück, daß dies kein gewöhnlicher Magusch oder gar Sterblicher war – denn der Fürst der Phaerie war mehr als beide. Seine Füße, die in hohen Stiefeln aus weichem Leder steckten, verursachten nicht einmal ein winziges Kräuseln der Wasseroberfläche, als er über den Teich auf Eilin zuschritt. »Die Augen der Magusch waren schon immer sehr scharf«, sagte er schmeichelnd. »So manchen sterblichen Jägersmann habe ich mit dieser Gestalt angelockt und getäuscht.«
Die Lady Eilin lachte. »Jawohl, und so manches sterbliche Mädchen, das möchte ich wetten, hast du mit der Gestalt, die du jetzt trägst, angelockt und getäuscht!«
Hellorin kicherte und verbeugte sich tief vor der Magusch. »Ich habe mein Bestes getan«, bemerkte er hochmütig. »Immerhin, meine Lady – die Phaerie haben einen gewissen Ruf zu verteidigen!«
Dann setzte er sich neben sie auf den duftenden Boden und wandte sich ernsteren Fragen zu. »Ich hätte nicht gedacht, dich hier draußen zu finden. Bist du deiner Wache schließlich müde geworden?«
Eilins Brauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen. »Nicht müde, mein Fürst – nicht körperlich jedenfalls. Es hilft mir, zu sehen, was in der Welt da draußen vor sich geht. Oh, wie sehr es mich erzürnt, nur Zuschauerin sein zu dürfen, obwohl ich mich so sehr danach sehne, frei zu sein – dorthin zu gehen, wo ich so dringend gebraucht werde, um meine Pflicht zu erfüllen.«
Hellorin, der das Zittern von Tränen in ihrer Stimme hörte, richtete die Sternengleichen Tiefen seiner grauen Augen auf sie. »Aber das ist nicht der einzige Grund für dein Unglück. Da ist noch etwas, Eilin, nicht wahr?«
Die Erdmagusch nickte. »Das Fenster in deiner Halle zeigt mein Tal«, sagte sie traurig, »es zeigt Nexis und das ganze Nordland – aber es zeigt mir nicht meine Aurian! Tag um Tag konzentriere ich meinen Willen auf meine Tochter, aber sie ist nirgends zu finden. Wo steckt sie?« Ein Schluchzen erstickte ihre Stimme. »Gefangen in diesem Anderswo, wie ich es bin, würde ich nicht einmal merken, wenn sie stirbt. Und wenn ich sie nicht finden kann, dann muß sie wohl tot sein.«
Das hoffnungslose Weinen der Lady Eilin griff dem Waldfürsten ans Herz. Seitdem er D’arvans Mutter, die Lady Adrina, verloren hatte, war Kummer ein steter Begleiter für Hellorin gewesen, und Eilins Herzweh schmerzte ihn. Schließlich legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie fest an sich. »Fasse Mut«, sagte er zu ihr. »Deine Befürchtungen könnten durchaus grundlos sein. Wenn du Aurians Bild in meinem Fenster nicht sehen kannst, heißt das vielleicht nur, daß sie über den Ozean nach Süden gereist ist.«
Eilin versteifte sich. »Was?« Ruckartig hob sie den Kopf; ein gereiztes Funkeln ließ ihre Augen aufleuchten. »Willst du damit sagen, dein verflixtes Fenster funktioniert jenseits des Meeres nicht?«
Hellorin amüsierte sich darüber, wie schnell sie von Kummer auf Zorn umschalten konnte und wie schnell sie die Regeln der Höflichkeit gegenüber den Phaerie vergaß. Er bemühte sich nach Kräften, ein Lächeln zu verbergen. Ah, es bedurfte wirklich nur des geringsten Anlasses, und ein Magusch war wieder genauso arrogant wie eh und je. Und wie sehr sie ihn in diesem Augenblick doch an seine geliebte Adrina erinnerte. »Hast du daran gedacht, zu versuchen, dort nachzusehen?« erkundigte er sich sanft.
Die Erdmagusch wurde rot. »Aber natürlich!« entfuhr es ihr. »Ich meine – nein! Woher sollte ich auch wissen, wie es in den Südländern aussieht? Ich dachte, dein Fenster würde genauso funktionieren wie eine Glaskugel – ich habe mich auf Aurian konzentriert, und selbst wenn sie im Süden gewesen wäre, dachte ich, müßte das Fenster mich zu ihr führen.« Zu Hellorins Erstaunen schlang sie die Arme um ihn und umarmte ihn. »O ihr Götter!« rief sie, halb lachend, halb weinend. »Was für eine Erleichterung ist es doch, wieder Hoffnung haben zu dürfen. Seit Tagen war ich nun schon überzeugt …«
Es war viele Jahre her, seit Hellorin zum letzten Mal eine Frau – gleich welcher Rasse – in den Armen gehalten hatte. Nachdem er Adrina verloren hatte, hatte er nie wieder den Mut dazu gefunden. Als die Erdmagusch zu ihm aufsah, verfingen sich ihre Blicke und hielten einander fest, bis Eilin wegsah. »Erklär mir«, sagte sie mit einer Stimme, die in den Augen des Waldfürsten angespannt und unnatürlich klang, »warum erstreckt sich die Macht deines Fensters nicht bis über den Ozean?«
»Das Salzmeer bildet eine Barriere für die Alte Magie, die wir Phaerie benutzen.« Hellorin fand seine Stimme nur mit einiger Mühe wieder. »Eine Tatsache, die deine Vorfahren, Lady, zu ihrem Nutzen und zu unserem Schaden eingesetzt haben.«
»Wie das?« Nun runzelte die Magusch die Stirn, und Hellorin spürte einen Stich des Bedauerns darüber, daß die Bitterkeiten lange vergangener Zeiten ihre Übereinstimmung zerstörten. Er seufzte.
»Lady, vergiß, daß ich überhaupt etwas gesagt habe. Welchen Nutzen könnte es für uns haben, bei den Streitigkeiten und Ungerechtigkeiten der Vergangenheit zu verweilen?«
»Ich will es wissen!« brauste Eilin auf; dann wurde ihr Gesichtsausdruck plötzlich wieder weicher. »Wenn die Vorfahren der Magusch euch Unrecht getan haben, dann können nur ihre Nachkommen das wiedergutmachen. Und da ich im Augenblick die einzige Magusch bin, mit der du sprechen kannst …« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, und Hellorin begriff, daß ihr Ärger sich nicht gegen ihn, sondern gegen ihre eigenen, schon lange zu Staub zerfallenen Vorfahren richtete, die sein Volk in ein Gefängnis außerhalb der Welt verbannt hatten. Und so begann er zu sprechen und ihr Dinge zu erzählen, die noch nie ein Phaerie einer Magusch anvertraut hatte. Er erzählte ihr, wie die Welt vor langer Zeit gewesen war, bevor die Artefakte der Hohen Magie geschmiedet worden waren und bevor die Magusch die Oberherrschaft über die älteren Rassen gewonnen hatten, die über die Macht der Alten Magie verfügten.
Die Lady Eilin lauschte mit weit aufgerissenen Augen, während Hellorin von den gigantischen Moldan sprach, elementaren Geschöpfen aus lebendigem Stein, die in einer seltsamen, aber für beide Seiten einträglichen Verbindung mit den Dwelven, dem Zwergenvolk, gelebt hatten. Die Dwelven hatte sich in den Leibern der Berge ein Zuhause geschaffen und gingen hinaus in die Welt, um die Augen, Ohren und Glieder der Berge zu sein.
»Als die Magusch die Moldan schwächen wollten, welchen besseren Weg hätte es da gegeben, als sie von den Dwelven zu trennen und letztere in die Nordländer zu verbannen, wo sie die Moldan, die im Süden lebten, nicht mehr erreichen konnten?« Hellorins Stimme war bitter. »Und welch passende Gerechtigkeit, zu diesem Zweck das Meer zu benutzen; denn es war ein Moldan, ein wahnsinniger, wild gewordener Riese, der die Macht des Erdenstabs an sich gerissen und sie benutzt hat, um die Landmasse, zu der einst sowohl Norden als auch Süden gehörten, zu zerbrechen. Er war schuld daran, daß das Meer sich zwischen Nord und Süd drängte und das Land in der Mitte unter seinen Fluten begrub, so daß viele Tote zu beklagen waren, sowohl bei den Magusch als auch bei den Sterblichen.«
Eilin runzelte die Stirn. »Das wußte ich nicht«, sagte sie. »Diese Erzählungen über die Alten sind aus unserer Geschichte verschwunden.«
Hellorin lachte verdrossen. »Was für Narren müßt ihr sein, solch lebenswichtiges Wissen zu verlieren. Lady, hast du denn keine Ahnung, daß der Wahnsinnige – der Moldan, der für diese Zerstörung die Verantwortung trägt – nun der letzte seiner Rasse ist, der im Norden lebt? Und wußtest du nicht, daß er immer noch lebt, in Ketten und von Zaubersprüchen gebannt? Wußtest du nicht, daß er in eben dem Felsen lebt, auf dem ihr Magusch eure Zitadelle erbaut habt?«
»Was?« ächzte Eilin. »In Nexis? O ihr Götter, wenn der Erzmagusch das herausfände …«
»Wir müssen beten, daß er das nicht tut«, pflichtete Hellorin ihr grimmig bei. »Miathan hat die Welt schon mit seiner verwerflichen Beschwörung der Nihilim in furchtbare Gefahr gebracht. Ein Moldan, der ohnehin bereits wahnsinnig ist und einen Groll hegt, der Jahrhunderte überdauert hat, würde sich mit seiner Rache vielleicht nicht auf die Magusch beschränken, die ihn gefangengenommen haben.«
Der Gedanke an den Moldan, der in all den Jahren unter der Akademie gelebt hatte, war für Eilin zu erschreckend, um ihn weiterzudenken. Um sich davon abzulenken, wandte sie sich wieder an den Waldfürst. »Du sagst, daß meine Vorfahren das Meer gegen die Moldan eingesetzt hätten«, fragte sie ihn, »aber was hat das mit den Phaerie zu tun?«
Hellorin zuckte mit den Schultern. »Wenig, um die Wahrheit zu sagen«, gab er zu. »Aber als der Moldan das Meer schuf, das es vorher nicht gegeben hat, da fanden die Magusch heraus, daß die Macht der Alten Magie das Salzwasser nicht überwinden konnte. Außerdem hatte diese Katastrophe die Magusch davon überzeugt, daß elementare Wesen wie die Phaerie zu gefährlich waren, um in der Welt frei herumlaufen zu dürfen. Sie benutzten die Artefakte der Macht, um uns zu verbannen – und als ob es damit noch nicht genug gewesen wäre, nahmen sie uns auch noch unsere Streitrösser.«
Ein sehnsüchtiges Lächeln ließ den feingemeißelten Mund des Waldfürsten weicher erscheinen. »Was waren das für Tiere! Welches Feuer hatten sie, welche Kraft, welche Schönheit und welchen Kampfgeist! Sie waren flink und stark und furchtbar im Kampf – und sie konnten selbst dem Wind davonlaufen.« Hellorin seufzte, und seine Augen bewölkten sich bei dieser alten Erinnerung. »Im Winter, wenn der Mond voll war, ritten wir wie Kometen über das Land, zusammen mit unseren großen Hunden, Hunden wie meinem Barodh, die neben uns herliefen, und das Fell unserer Pferde glitzerte wie Mondlicht. Die Sterblichen schlossen ihre Tiere weg und versteckten sich zitternd in ihren Betten, wenn die Wilde Jagd im Gange war.«
Hellorins Stimme zitterte. »Der Verlust unserer Pferde war gleichbedeutend mit dem Verlust unserer Freiheit. Vielleicht war das auch der Grund, warum die Magusch sie uns genommen haben – aber vielleicht, wie ich eher vermute, wollten sie sie selbst benutzen. Als hätte ihnen das jemals gelingen können! Aber wie dem auch sei, als sie uns in die Verbannung schickten, nahmen sie uns unsere Reittiere, die wir so sehr liebten, und schickten sie nach Süden, auf die andere Seite des Meeres, wo unsere Magie sie nicht erreichen konnte. Wir hatten nur noch Zeit für einen letzten, verzweifelten Zauber, um unseren Feinden einen Strich durch die Rechnung zu machen, bevor wir unsere Streitrösser für alle Zeiten verloren.«
»Was habt ihr gemacht?« fragte Eilin atemlos.
»Um unsere kostbaren Tiere nicht den Magusch oder den Sterblichen in die Hände fallen zu lassen und ihnen zu helfen, in einem fremden Land zu überleben, gaben wir ihnen Menschengestalt«, erzählte Hellorin ihr. »Sie erhielten – und soweit ich weiß, besitzen sie sie immer noch – die Fähigkeit, Menschengestalt oder Pferdegestalt anzunehmen, ganz wie es ihnen beliebte.« Er warf ihr einen traurigen Blick zu. »Wir werden sie nicht wiederbekommen, solange wir nicht aus unserer Verbannung befreit werden – und selbst wenn das eines Tages passieren sollte, könnte es immer noch schwierig sein, denn wir Phaerie können das Meer nicht überqueren. Und wer weiß, wie sich in diesen langen Jahrhunderten ihre Rasse verändert hat?« Seine Stimme wurde hart. »Wirklich, Eilin, wenn diese Einmischung der Magusch uns für alle Zeiten unsere Pferde gekostet hat, dann reichen nicht einmal endlose Ewigkeiten, um uns dafür zu entschädigen!«
Seine Worte, die die Erinnerung an die bittere Feindschaft weckten, die so lange zwischen seinem Volk und ihrem bestanden hatte, waren genug, um das zarte Band, das sich zwischen dem Waldfürsten und der Magusch gesponnen hatte, zu zerreißen. Eilin runzelte die Stirn, und plötzlich schien ihr der Abend dunkler zu werden. Hellorin schauderte bei dem Gedanken daran, welchen Schaden er unwillentlich angerichtet haben mochte. Die Erdmagusch faltete ihre Hände auf dem Schoß. »Da wir gerade von Wiedergutmachung sprechen, mein Fürst. Es gibt noch etwas, das ich dich schon lange fragen wollte.«
Hellorin, dessen Neugier geweckt war, nickte. »Sprich weiter, Lady.«
»Ich … erinnerst du dich daran, wie ich dich vor so vielen Jahren gerufen habe, um mein Kind und den Schwertkämpfer Forral zu finden, die sich beide in einem Schneesturm verirrt hatten?«
»Jawohl, Lady, ich erinnere mich gut daran – das war das erste Mal, daß wir einander begegnet sind.«
»Du hast mir damals gesagt, was ich bereits wußte – daß man, wenn man es mit einem Phaerie zu tun hat, immer einen Preis zahlen muß. Du hast gesagt …«
»Vergiß nicht, daß diese Angelegenheit zwischen uns noch nicht erledigt ist. Wir werden uns wiedersehen, Lady – und wenn es soweit ist, werde ich meine Schuld einfordern«, ergänzte Hellorin.
Eilin zuckte zusammen. »Warum hast du das gesagt?« wollte sie wissen. »Woher wußtest du, daß wir uns wiedersehen würden? Wenn ich unser Abkommen hätte brechen wollen, hätte ich nichts anderes tun müssen, als dich einfach nie wieder zu rufen.«
»Was du ja auch nicht getan hast«, tadelte der Waldfürst sie. »Diesmal war es mein Sohn D’arvan, der mich gerufen hat.«
»Und dank dieser Tatsache schulde ich dir jetzt noch etwas, weil du mir das Leben gerettet hast.« Eilin sah den Phaeriefürsten ängstlich an. »Wie lange wirst du mich noch hinhalten? Ich bin eine Gefangene hier, ganz gleich wie angenehm die Gefangenschaft sein mag. Wie kann ich Ruhe finden, wenn ich nicht weiß, was du eines Tages von mir verlangen wirst?«
Hellorin seufzte. »Eilin, ich verstehe deine Besorgnis. Früher oder später muß ein Preis gezahlt werden, denn ich kann unser Gesetz nicht ändern. Ich konnte ja nicht einmal meinen Sohn und seine Liebste schonen, die für meine Hilfe einen herzzerreißenden Preis zahlen mit ihrer endlosen Wache im Wald, um das Schwert der Flamme zu beschützen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber leider kann ich dir nicht sagen, was ich von dir verlangen werde. Das ist keine Grausamkeit von mir – ich habe einfach keine Ahnung, was ich von dir erbitten soll, was an sich schon merkwürdig ist, so als wäre es Teil eines Schicksals, das ich noch nicht vorhersehen kann. Als wir einander das erste Mal begegnet sind, habe ich die Magusch gehaßt – ich kannte dich kaum und hatte noch keine Ahnung von der Existenz meines Sohnes. Als du mich um Hilfe gebeten hast, gingen mir so viele Gedanken durch den Kopf … Mich an deiner Rasse zu rächen, durch dich … Aber …«Er breitete die Hände aus. »Ich konnte es nicht. Die Tilgung deiner Schuld muß also noch warten, bis ich irgendwann in der Zukunft deine Hilfe brauche.«
»Ich verstehe«, fuhr Eilin auf. »Dein Verhalten spricht nicht gerade für dein Vertrauen in mich – und es bestätigt in hohem Maße meinen Mangel an Vertrauen in dich selbst!« Sie erhob sich und verließ mit langen Schritten die Lichtung, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken.
Eliseth saß eingehüllt in mehrere Umhänge zusammengekauert neben einem lodernden Feuer in ihrem Gemach. Seit Miathan sie mit diesem Alterungsfluch belegt hatte, schmerzten ihre Knochen in der Kälte. Die Wettermagusch starrte ins Feuer, und ihre silbernen Augen spiegelten das Funkeln der munter hüpfenden Flammen wider. Ihr Körper wurde von heftigen Schaudern geschüttelt, aber ihr Haß schwelte unvermindert weiter. Sie konnte diesen verabscheuungswürdigen Zustand nicht mehr viel länger ertragen. »Glaub nur nicht, daß du mir so davonkommen wirst, Miathan!« knurrte sie. Ihre triefenden Augen suchten mit verschwommenem Blick das Zimmer ab und verweilten auf den Kristallsplittern, die überall auf dem üppigen weißen Teppich verstreut lagen und ein kaltes Glitzern aussandten. Nachdem Miathan diese grauenhafte Veränderung ihres Körpers bewirkt hatte, hatte die Wettermagusch jeden Spiegel in ihren Gemächern zerschmettert.
Eliseth schlurfte, auf ihren Stab gestützt, durchs Zimmer und bemühte sich, nicht auf die Glassplitter zu treten. Mit steifen, gekrümmten Händen goß sie sich Wein in einen Kelch und verfluchte sich dafür, daß sie sich dem zweifelhaften Trost des Trinkens hingegeben hatte – genau das war es, weshalb sie Bragar einst verachtet hatte.
Bragar! Eliseth leerte ihr Glas mit einem einzigen Schluck und füllte es schnell wieder auf. Der Feuermagusch war ein Narr gewesen, er hatte den Tod verdient. Warum also verfolgte sie der Anblick seines geschwärzten, rauchenden Gesichts? Warum spürte sie immer noch den Schatten seiner klauenartigen Finger, die sich um ihre gealterte Hand klammerten?
Bragar hat dich geliebt! Wer wird dich jetzt lieben, du häßliches, altes Weib?
Dieser entsetzliche, allgegenwärtige Gedanke. Ein wütendes Knurren stieg in Eliseths Kehle auf. Der Kelch flog durch Zimmer, von dem Schwung ihres magischen Willens angetrieben, um gegen die weiße Wand zu prallen, auf die sich sein Inhalt wie dunkles Blut ergoß. »O ihr Götter!« Eliseth barg ihr Gesicht in zitternden Händen. »Reiß dich zusammen!« knurrte sie. »Wenn du in Panik gerätst, wirst du nur deine einzige Chance zerstören.« Dann nahm sie einen anderen Kelch aus dem Regal, füllte ihn und kehrte zum Kamin zurück, um dort zu warten. Er würde jetzt sicher bald kommen. Mittlerweile mußte er entdeckt haben, was sie getan hatte – und wenn sie ihre Jugend wiedererlangen wollte, hing jetzt alles von dieser nächsten Begegnung mit ihm ab.
Die Tür wurde so heftig aufgeschlagen, daß sie mit einem lauten Krachen von der Wand abprallte. »Du verräterische Hexe! Was, im Namen der Götter, führst du im Schilde?«
Eliseth setzte sich mit einem Ruck auf und versuchte, ihren verwirrten Geist zu konzentrieren, um sich dem Zorn des Erzmagusch zu stellen. Miathan schlug mit der Faust auf den Tisch, und in den Juwelen, die seine Augen ersetzten, brannte ein zorniges, rotes Feuer. »Ich gebe dir genau eine Minute, um dich daranzumachen, den Winter in Aerillia wiederherzustellen, bevor ich dich zu Kohlenstaub verglühe!«
Das war der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. Eliseth zwang ihren zitternden Körper zur Ruhe und schaffte es mit einigem Kraftaufwand, sich den Anschein von Ungerührtheit zu geben. »Es ist mir egal, ob du das tust.« Sie zuckte mit den Schultern. »Glaubst du, ich möchte in dieser alten, in sich zusammengesunkenen Hülle weiterleben? Mach mit mir das Übelste, zu dem du fähig bist, Miathan – ah, ich hatte es ganz vergessen, das hast du ja bereits getan.«
»Das nennst du das Übelste?« heulte Miathan auf.
Die Wettermagusch wich entsetzt zurück, als ein flammendes Inferno um sie herum aufloderte. Das Feuer kam immer näher und streckte sich gierig züngelnd nach ihr aus. Eliseth spürte die sengende Hitze; fühlte, wie ihr Haar erst zischte und dann Feuer fing. Es bildeten sich Brandblasen und häßliche Risse auf ihrer Haut. Sie ballte ihre Fäuste, bis ihr das Blut durch die Finger rann, weil ihre Nägel scharf in ihre Handflächen schnitten; sie biß ihre Zähne so fest zusammen, um nicht laut aufzuschreien, daß sie glaubte, ihr Kiefer müsse brechen. »Es ist nur eine Illusion«, machte sie sich klar. »Eine Illusion.« Aber oh – diese unaussprechlichen Schmerzen!
»Bring den Winter zurück!« brüllte der Erzmagusch, und seine Stimme durchschnitt auch die tiefsten Tiefen ihrer Qual. Eliseth schauderte und ignorierte die beharrliche Stimme. Alles stand auf dem Spiel – alles! Ich muß es aushalten, sagte sie zu sich. Ich muß. Aber es war zuviel – wie konnte irgend jemand so furchtbare Schmerzen ertragen! Der Verstand der Wettermagusch verzerrte sich und krümmte sich voller Panik in seinem Käfig gequälten Fleisches, versuchte verzweifelt, einen Ausweg aus dem Leiden zu finden. Und dann – veränderte sich etwas.
Eliseths Sinne überschlugen sich, während sie plötzlich die Dinge erst verschwommen und dann doppelt sah. Obwohl sie das Inferno um sich herum und das hämische Gesicht des Erzmagusch dahinter erkennen konnte, betrachtete sie die Szene gleichzeitig auch von oben, als blickte sie von der Decke herab. Die Magusch, die all ihre Kraft brauchte, um gegen die Schmerzen anzukämpfen, schloß die Augen angesichts der schwindelerregenden Illusionen, und plötzlich verstand sie. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, konnte sie die Szene, die sich in ihren Gemächern abspielte, deutlich sehen – und zwar von oben. Um den Qualen zu entfliehen, versuchte ihr Geist, ihren Körper zu verlassen. Das geschwächte Gehirn des alten Weibs hatte die Lösung um ein Haar übersehen, aber ihre Instinkte hatten ihr den richtigen Weg gewiesen. Eliseth lachte laut auf, als sie ihre noch vorhandenen Energien zusammenraffte und sich mit Leichtigkeit von ihrer äußeren Gestalt befreite.
Oh, welch herrliche Erleichterung! Die Wettermagusch hielt inne, genoß das Gefühl, keine Schmerzen mehr leiden zu müssen, und gab den Energien, die ihr inneres Selbst formten, neuen Halt und neues Gleichgewicht. Dann zog ein Aufheulen heißen Zorns ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Flammen waren verschwunden. Eliseth, die an der Decke ihres Gemachs schwebte, blickte hinunter, um Miathan zu betrachten, der weiß vor Zorn über der verlassenen Hülle ihres Körpers stand und sie mit heißen Flüchen belegte.
Eliseths Zuversicht kehrte in einer gewaltigen, glorreichen Woge zurück. Ihr Inneres war nicht alt und häßlich. Hier war sie wieder jung und stark und so schön wie je. Wenn ich doch nur so bleiben könnte, dachte sie. Aber ohne die geheimnisvolle Macht, die Miathan durch das Vergießen des Blutes Sterblicher gewann, konnte ein Magusch außerhalb seines erdgebundenen Körpers nicht lange existieren. Wegen der Gebrechlichkeit ihres Körpers und wegen des schrecklichen Energieverlustes in den wenigen Augenblicken, die sie dem Angriff des Erzmagusch widerstanden hatte, wurde Eliseth bereits merklich schwächer. Sie mußte zurückkehren, das wußte sie, sonst würde sie für immer verloren und körperlos sein – aber trotzdem zögerte sie noch, denn sie hoffte, Miathan in einen Wutanfall hineinzutreiben, wenn er erkennen mußte, daß ihm die letzte Chance, seinen Winter zurückzuholen, langsam entglitt. Ah, jetzt hatte sie ihn da, wo sie ihn haben wollte! Eliseth lächelte zufrieden, schauderte dann bei dem Gedanken, dieses herrliche Gefühl aufzugeben, um sich noch einmal in die Gefangenschaft dieses schwachen, schmerzenden Körpers eines alten Weibs zu begeben. »Aber es ist ja nur noch für kurze Zeit«, tröstete sie sich, bevor sie herabstieß, ihre Augen schloß und wieder in die Fesseln ihrer erdgebundenen Gestalt hineinglitt.
Die Wettermagusch blickte auf, und Miathans Haßtirade verklang so plötzlich, als hätte ihn jemand erdrosselt. Einen kurzen Augenblick lang wünschte Eliseth, er hätte noch seine eigenen Augen, nicht weil sie irgendwelche freundschaftlichen Gefühle für ihn hegte, sondern weil die ausdruckslosen Edelsteine, die nun ihren Platz eingenommen hatten, sein Gesicht vollkommen undurchschaubar machten. Aber ob es nun der Erleichterung oder dem Zorn zuzuschreiben war, die Wettermagusch jedenfalls war für sein Zögern dankbar und nutzte die Gelegenheit, um schnell die Initiative zu ergreifen.
»Du hast deine Rache gehabt, Erzmagusch; willst du dich damit nicht zufriedengeben? Ich habe dir getrotzt, und ich habe dafür gezahlt. Wollen wir die Vergangenheit nicht hinter uns lassen? Denn du brauchst immer noch meine Hilfe. Ein Handel, Miathan – meine Jugend für deinen Winter. Wir müssen einander jetzt vertrauen, denn mit deinem Alterungszauber wirst du mich immer in der Hand haben, so wie ich den Winter habe, der so wichtig für deine Pläne ist. Eine solche Zusammenarbeit kann für uns beide doch nur nützlich sein, oder?«
»Ich würde eher eine Viper mit ins Bett nehmen, als dir noch einmal zu vertrauen!« zischte Miathan.
Die Wettermagusch mußte ein Lächeln verbergen. Er ist geschlagen, dachte sie triumphierend. Sie sagte nichts mehr, sondern wartete nur, bis sein Zorn sich abkühlte. Er hatte schneller nachgegeben, als sie erwartet hätte, und Eliseth fragte sich, was bei seinem Gespräch mit dem Hohenpriester des Himmelsvolkes zur Sprache gekommen sein mochte.
»Na schön«, stieß Miathan schließlich hervor. »Aber sei gewarnt – noch ein Versuch, meine Pläne zu vereiteln, und ich werde den Kessel benutzen, um dich so weit aus diesem Universum hinauszukatapultieren, daß nicht einmal die Götter in der Lage sein werden, dich zu finden!« Der Erzmagusch hob die Hände, und sein Gesicht war angespannt vor Konzentration. Eine Woge der Schwäche floß über Eliseth hinweg; ihr Körper schien zu verschwimmen und zu glühen, dann folgte ein kurzer, furchtbarer Schmerz, als die alten Knochen sich strafften, und ein Kribbeln überflog ihre Haut, als das zusammengesunkene Fleisch sich wieder mit der gesunden Frische der Jugend füllte. Kraftvolles Blut strömte wie Wein durch ihre Adern und gab den steifen, alten Muskeln ihre Biegsamkeit und Stärke zurück.
»Dank sei den Göttern!« Eliseth sprang auf die Füße und schleuderte ihre wärmenden Umhänge von sich.
»Du solltest dich besser bei mir bedanken«, bemerkte der Erzmagusch mit ausdrucksloser Stimme. »Und du kannst dich glücklich schätzen, Eliseth, denn ich brauche immer noch deine Hilfe, um meine Pläne zu verwirklichen.«
»Was immer ich tun kann, um dir zu helfen, Erzmagusch, werde ich tun.« Die Wettermagusch tat ihr Bestes, um so zu klingen, als habe er sie endgültig gezähmt.
Miathan bedachte sie mit einem langen, harten Blick. »Na schön«, stieß er hervor. »Zuerst einmal wirst du eine Aufgabe übernehmen, die ich eigentlich Bragar zugedacht hatte. Da du ihn mit deiner Einmischung getötet hast, mußt du nun an seiner Stelle diese Arbeit tun.« Er sah sie finster an. »Zumindest wird es dich eine Weile davon abhalten, Unheil zu stiften.«
Eliseth trat an ihren Schrank und schenkte sich beiden ein Glas Wein ein. Miathan nahm den Kelch ohne ein Wort des Dankes und trank einen Schluck, bevor er fortfuhr: »Ich wollte, daß Bragar dem Verschwinden von Angos und seinen Männern nachgeht. Wir müssen annehmen, daß sie tot sind, und da ihre letzte Botschaft besagte, daß sie die Rebellen in Richtung auf Eilins Tal verfolgten, habe ich den Verdacht, daß Eilin da irgendwie ihre Hand im Spiel hat – wahrscheinlich mit Unterstützung von D’arvan.«
Eliseth ballte vor Zorn die Fäuste bei dem Gedanken an diese beiden Feinde, die Davorshan, ihren Geliebten, getötet hatten, aber trotz ihres Zorns spürte sie einen beängstigenden Knoten der Furcht in sich. Sie betrachtete Davorshans willensschwachen Zwillingsbruder nicht als Bedrohung, aber die Lady vom See hatte einen Magusch besiegt, der viel jünger und körperlich stärker war als sie selbst, und sie hatte wohl auch ungefähr zwei Dutzend hartgesottener Söldner niedergemetzelt. Offensichtlich hatten sie Eilins Macht unterschätzt. Die Maguschfrau zitterte innerlich. Hat Miathan sich eine neue Möglichkeit ausgedacht, um mich loszuwerden? dachte sie. »Du willst, daß ich in das Tal gehe?« erkundigte sie sich mit leiser Stimme.
»Nein!« bellte der Erzmagusch. »Versuch es mit List, versuch es mit Spionen. Du verstehst dich doch auf diese Hinterhältigkeiten. Aber was auch immer du tust, finde heraus, was in diesem Tal vor sich geht.
Der einzige Grund, warum ich dir nicht befehle, selbst hinzugehen«, fuhr er fort, »ist der, daß ich deine Fähigkeiten brauche, um den Winter über Aerillia wiederherzustellen. Wäre es aber möglich, die schlimmsten Stürme vom südlichen Teil des Gebirges fernzuhalten?«
Eliseth sah ihn durch schmal gewordene Augen an. Was führt er im Schilde? dachte sie. Sie runzelte die Stirn und versuchte, das Gebiet in ihrer Erinnerung zu rekonstruieren, denn bei der Zerstörung ihres Wetterdoms waren auch ihre alten Karten verlorengegangen. »Ich denke schon«, sagte sie schließlich. »Die Bergkette wird südlich des Landes der Geflügelten breiter – wenn ich die Luftmassen sorgfältig überwache, bilden diese Berge eine natürliche Barriere …« Sie runzelte die Stirn. »Warum?«
»Eliseth, wenn du glaubst, daß ich dir so kurz nach deinem Verrat meine Pläne noch einmal anvertrauen werde …« begann der Erzmagusch hitzig, aber sie brachte ihn mit glatten Worten zum Schweigen.
»Miathan, bitte. Das alles war nur ein bedauernswerter Fehler. Ich möchte den Schaden, den ich angerichtet habe, wiedergutmachen, aber wie kann ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, was vor sich geht?«
»Ich weihe dich in meine Pläne ein, wenn ich das Gefühl habe, daß die Zeit dafür reif ist«, fuhr Miathan sie an. »Im Augenblick ist das einzige, was du wissen mußt, folgendes: Damit die Falle, die ich für Aurian aufgebaut habe, Erfolg haben kann, muß es ihr möglich sein, in diese südlichen Berge zu gelangen. Du wirst ihr die Sache ein wenig erleichtern, nicht wahr?« Seine Stimme senkte sich zu einem finsteren Schnurren. »Denn vergiß nicht, Eliseth, die Zerstörung deiner Jugend, die mir einmal gelungen ist, kann ich leicht ein zweites Mal zuwege bringen.«
Die Wettermagusch begegnete seinem Blick mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich verspreche dir, Miathan, daß das nie wieder nötig sein wird«, log sie. »Du kannst mir vertrauen, das schwöre ich – denn es ist genausosehr in meinem Sinne wie in deinem, daß Aurian gefangengenommen wird.« Eliseth wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen. Und sobald du sie für mich gefangen hast, Miathan, dachte sie, müßt ihr beide, du und Aurian, wahrlich auf der Hut sein!