14 Wettstreit der Königinnen

Shia hatte Incondors Turm bereits weit hinter sich gelassen, und kletterte jetzt mühsam durch die endlose Kette von Tälern im Herzen der Berge. Das Gehen fiel ihr immer schwerer, denn der Schnee wurde tiefer, und die beißende Kälte nahm noch zu. Es war eine unfruchtbare, bedrohliche Landschaft mit zerklüfteten, hoch aufragenden Felsenspitzen und bodenlosen Schluchten, durch die der Wind heulte – ein Geräusch, das wie die Todesklage von tausend dahingemordeten Katzen klang.

Zunächst fand Shia immer noch Zuflucht in Höhlen und Felsspalten, die einen gewissen Schutz vor dem gnadenlosen Wind und seiner unerbittlichen Schneelast boten. Dankbar suchte sie dort Zuflucht und machte das Beste aus jeder Möglichkeit, sich von ihrem endlosen Kampf mit den Bergen auszuruhen. Manchmal fand sie etwas Wild, um ihren unbarmherzigen Hunger zu stillen – magere Hasen oder Schneehühner und gelegentlich auch ein verirrtes Schaf oder eine Ziege waren ihre Beute. Aber als die Katze immer weiter ging, wurden die schützenden Höhlen immer seltener, und der Schnee türmte sich auf den steinigen Pfaden und Felsvorsprüngen höher und höher, bis sie schließlich nur noch im Schneckentempo vorwärtskam und jeder neue Schritt eine noch größere Qual war als der vorherige.

Shia schmerzten vom langen Tragen des Erdenstabes der Nacken und das Maul. Seine Magie durchfuhr sie und sandte Ströme prickelnder Zauberkraft durch ihren Körper, um sie zu schwächen und ihr instinktives Gefühl für die richtige Richtung zu stören. Ihr Maul war dort, wo ihre Kiefer sich um den Stab schlossen, nur noch eine einzige Masse von Blasen und verkrusteten Wunden, was ihr das Jagen und Fressen der ohnehin seltenen Beute noch erschwerte. Nahrung war rar und auf diesem eiskalten Dach der Welt nur schwer zu finden. Tag um Tag wurde die große Katze magerer und hohläugiger; eine zottige, schwarze Vogelscheuche, die nur noch aus Haut und Knochen bestand. Da ihr selbst zum Nachdenken die Energie fehlte, zog sie sich einfach Schritt für Schritt weiter, den Erdenstab mit einem Maul umklammert, das vollkommen starr und halb erfroren war. Nachts machte sie sich Schneenester, um ihre Körperwärme zu bewahren, aber sie hörte keinen Augenblick auf zu zittern und wünschte, daß Bohan und Anvar neben ihr lägen und daß sie Aurian eng an sich drücken könnte, damit sie sich gegenseitig wärmten.

Während die Zeit weiter fortschritt, nahm Shias Elend ein solches Ausmaß an, daß sie schließlich glaubte, sterben zu müssen. Einmal stolperte sie in einer Art Wachtraum vor sich hin und dachte, Anvar gehe neben ihr her, und er starb. Dennoch fand er Zeit, ihr eine Reihe sinnloser Menschenfragen zu stellen, die sie über alle Maßen verärgerten. Sie befahl ihm mit unmißverständlichen Worten, mit seinem Unsinn aufzuhören und wieder zurück in seinen Körper zu gehen, was er anscheinend auch getan hatte – oder zumindest hoffte sie, daß er es getan hatte.

Als Anvar verschwand, brachen Shias scheinbar knochenlose Beine unter ihr zusammen, und sie lag eine Zeitlang zitternd vor Schreck da und fragte sich, ob es wahr sein konnte. Sie hatten hellseherische Kräfte, diese Magusch, und man konnte nie vorhersagen, wie sie sich verhalten würden – aber eines stand fest. Wenn Anvar tatsächlich am Rande des Todes gestanden hatte, dann hatte sie ihn dort nur sehen können, weil sie sich in einer ähnlichen Lage befand!

Mit einer gewaltigen Anstrengung gelang es ihr, ihre Kiefer von dem Stab zu lösen und einen Blick empor in den bleischweren Himmel zu werfen. Sterben? Aber das kann ich nicht. Ich habe es Aurian versprochen. Schwarze Punkte wirbelten vor ihren Augen. Erst als ein schriller Schrei von oben in ihr verwirrtes Gehirn drang, begriff sie, daß die schwarzen Punkte wirklich existierten. Shia spürte, wie ihr Herz mit einem Ruck wieder zum Leben erwachte. Adler! Und wenn Adler kreisten … Die große Katze nahm den Stab wieder auf und trottete weiter. Schon jetzt lief ihr das Wasser im Mund zusammen.

Lediglich die Furcht der großen Vögel vor dem unheimlich glühenden Erdenstab ermöglichte es Shia, sie so mühelos aufzuscheuchen. Sonst hätte sie sich vielleicht zu ihnen gesellt und sich mit ihnen zusammen über den zerschlagenen, gefrorenen Leichnam des Schafes hergemacht. Shia, die der Schmerz in ihren wunden Kiefern zusammenzucken ließ, spuckte eine Locke fettiger, zerzauster Wolle aus und riß sich einen Brocken eisigen Fleisches heraus, das in ihrem Mund zerschmolz – es war wenig, aber herrlich saftig. Nach den ersten Bissen spürte sie eine neue Energie, die wie eine Feuerfontäne in ihrem Innern explodierte, und machte sich nun ernsthaft über ihr Mahl her, wobei sie ihr Glück pries und die Dummheit dieser Pflanzenfresser, die auf der Suche nach ein wenig Grünzeug über schmale Felsbänke wanderten und sich so in eine Sackgasse brachten, aus der es kein Entrinnen mehr für sie gab. Es war ihnen offensichtlich nicht möglich, sich umzudrehen oder einfach rückwärts zu gehen, also gerieten sie entweder in Panik und stürzten in die Schlucht hinunter, oder sie blieben so lange an Ort und Stelle, bis sie schließlich entkräftet abstürzten – eine Dummheit, für die Shia im Augenblick zutiefst dankbar war. Als sie ihren geschrumpften Magen gefüllt hatte, suchte sie sich eine Nische in den Felsenspalten und zog den Stab und die Überreste des Schafs hinein. Sie hatte soviel gegessen, daß sie zum ersten Mal seit Tagen der Kälte trotzen und wirklich gut schlafen konnte.

Während sie jedes Gefühl dafür verlor, wo sie war, begannen ihre Gedanken umherzustreifen … Zurück in ihre Kätzchenzeit, zu ihrer ersten Paarung, zu dem gewaltigen Kampf, der sie zum Ersten Weibchen der Kolonie gemacht hatte … Zurück zu dem Tag, als die Khazalim sie mit Bögen und Speeren angegriffen hatten und sie sich selbst geopfert hatte, um ihre Jungen und ihr Volk zu retten … Zurück zu ihrer Gefangenschaft und den Tagen der Verzweiflung, des Zorns und des Hasses, zu den Qualen der Arena … Zurück zu dem Kampf mit Aurian und der unglaublichen Erleichterung, einen Geist zu finden, mit dem sie sich verständigen konnte, und zurück zu den Freuden der Freundschaft und der Freiheit …

Es war nur der Gedanke an ihre verzweifelten Kameraden, der Shia in den folgenden Tagen aufrecht hielt. Es war lebenswichtig, daß sie einen Weg fand, Anvar zu retten, denn sonst würde Aurian niemals entkommen können. Der Erzmagusch würde ihr Kind ermorden, und Aurian selbst würde ihm für immer ausgeliefert sein – oder von ihm zerstört werden, wenn sie sich weigerte, seinen Plänen zuzustimmen.

Shia war hin- und hergerissen. Sie hatte nie von einem direkten Weg nach Nordwesten gehört. In dieser Richtung wurden die Berge immer höher, steiler und undurchdringlicher. Tatsächlich konnte nur das Himmelsvolk dort leben, und genau dort war seine Bevölkerung auch am dichtesten. Seit vielen langen Zeitaltern waren die Geflügelten bittere Feinde von Shias Volk gewesen; sie wagte es nicht, das Risiko einzugehen, diesen direkten Weg zu nehmen. Daher blieb ihr nur der Weg, den sie kannte, der westliche Paß, der von der zerstörten Stahlklaue ausging; ein umständlicherer Weg und außerdem einer, der direkt durch das Territorium der großen Katzen führte.

Auf all ihren Reisen mit Aurian hatte Shia davon geträumt, nach Hause zu gehen. So sehr sie ihre Freundin und Anvar liebte, vermißte sie doch ihre eigene Rasse. Und jetzt, da sie endlich aus dem Exil heimkehrte, konnte sie nicht bleiben. Oh, sie hätte ihre Aufgabe vergessen können, hätte den Stab einfach in der nächsten Schlucht – es gab ja genug davon – fallenlassen und ihres Weges gehen können. Aber damit hätte sie nicht leben wollen.

Das Hauptproblem, dachte Shia ein wenig gequält, würde ihr eigenes Volk darstellen. Der Weg nach Aerillia führte durch das Land der Katzen, und die Katzen bewachten ihr Territorium auch mit großer Eifersucht vor den Chueva, den einsamen Wanderern ihrer eigenen Spezies, die nicht zur Kolonie gehörten.

Diese bemitleidenswerten Ausgestoßenen führten ein einsames Leben in den Bergen, das für gewöhnlich nicht sehr lange währte. Es waren die Katzen, die die Kolonie nicht haben wollte, die schwachen, die alten und in Zeiten größter Not sogar die ganz jungen. Diejenigen, die sich um die Führung beworben hatten und besiegt worden waren, waren Chueva; diejenigen, die das Gesetz der Kolonie überschritten hatten; diejenigen, die den niedrigsten Rang hatten, die verstoßen worden waren, als die Zeiten hart und die Vorräte gering waren. Von denen würde es jetzt sicher viele geben, dachte Shia. Dieser furchtbare, unnatürliche Winter mußte große Not über die Kolonie gebracht haben, genauso wie er das Himmelsvolk ins Elend gestürzt hatte. Die Sitte, diejenigen Mitglieder der Gesellschaft zu verstoßen, die nur eine Last waren, hatte ursprünglich dem Erhalt der Gemeinschaft gedient, eine Befreiung von den Schwachen und Nutzlosen, damit die Kolonie gesund und stark genug blieb, um in ihrer unerbittlichen Umgebung überleben zu können. Aber vielleicht, so überlegte Shia, ging diese Sitte mittlerweile zu weit. Also wirklich, dachte sie mit einem Anflug von Überraschung, ich bin ja jetzt auch eine Chueva! Ich bin einer von diesen armen, einsamen Aasfressern, ich, die ich einst die Erste war.

Die große Katze wußte, daß sie gemäß den Sitten ihres Volkes gezwungen sein würde, gegen die augenblickliche Erste zu kämpfen, um zu Anvar zu gelangen – und wehe ihr, wenn sie versagte, denn selbst wenn sie den Kampf überleben sollte, würden die Katzen ihr auf keinen Fall gestatten, ihr Land zu durchqueren. Und seht mich doch an, dachte Shia verzweifelt. Eine Chueva, wie sie im Buche steht! Erschöpft und halb verhungert, wie ich bin; welche Chance habe ich da gegen einen so starken Gegner, gegen das mächtigste Weibchen in der Kolonie?

Shia war jetzt seit mehr als einem halben Mond unterwegs. Sie war sorgfältig um die östlichen Grenzen des Territoriums der Geflügelten herumgewandert und hatte schließlich die höchsten Pässe erreicht, die über die Gipfel der nördlichen Bergkette führten. Der Wind hier oben war so stark, daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, und der Schnee fiel so dicht, daß sie nur mit knapper Not die Enden ihrer Barthaare sehen konnte. Die große Katze zögerte. Einen solchen Sturm konnte doch gewiß niemand überleben? Dennoch sagte ihr Instinkt ihr, daß das Unwetter weiter taleinwärts genauso schlimm sein mußte. Es hatte keinen Sinn, zurückzugehen, denn dort, wo sie hergekommen war, gab es keine Höhle, nichts, was ihr Schutz geboten hätte. Sie war über zerklüfteten, mit Rissen durchzogenen Boden gegangen, vorbei an Abgründen, die sich für eine Katze, die den Weg nicht sehen konnte, vielleicht als tödlich erweisen würden.

»Also weiter!« Shia erschrak über ihre eigene Stimme. »Wenn du hierbleibst, wirst du erfrieren und sterben, und was wird dann aus deinen Menschenfreunden werden? Alles hängt von dir ab.«

Schneeblind und schneetrunken taumelte die große Katze vorwärts und dachte an nichts anderes als daran, einen müden Fuß vor den anderen zu setzen. Wenn sie es nur schaffen konnte, immer weiter zu gehen, hatte sie vielleicht eine Chance.

Stunden vergingen in einem immer gleichen Alptraum. Schritt für Schritt taumelte Shia durch das Wüten des Unwetters und war sich nicht einmal sicher, daß sie sich in die richtige Richtung bewegte, obwohl es deutlich bergauf ging. Irgendein tief in ihr eingegrabener Instinkt bewirkte, daß sie den Stab nicht losließ; ein unbesiegbarer Selbsterhaltungstrieb ließ sie jeden ihrer Schritte vorsichtig abwägen, damit sie nicht blind in eine Felsspalte stürzte. Ansonsten nahm Shia nichts um sich herum wahr. Sie dachte auch weder an sich selbst noch an ihr Volk, sondern an Aurian, an Anvar und an ihren Freund Bohan, der sie immer auch ohne Worte verstanden hatte. Für sie lief Shia weiter, ging sie auf einem Drahtseil des Lebens, in einer Situation, die sie beim ersten Fehltritt das Leben kosten konnte.

Der Schneesturm hörte so plötzlich auf, daß sie es zuerst gar nicht bemerkte. Shia hatte keine Ahnung, wie lange sie sich grimmig durch den Schnee gepflügt hatte, während ihre Augen blind auf ihre dahintrottenden Füße geheftet waren und sie ihren müden, durchgefrorenen Körper durch brusthohen Schnee getrieben hatte. Plötzlich blickte sie auf, blinzelte mit von Rauhreif überzogenen Augen und entdeckte, daß der Schnee verschwunden war und sie endlich wieder sehen konnte. Aber was noch wichtiger war, sie hatte das Ende des Passes erreicht. Vor ihr lagen das zerklüftete, zerstörte Gesicht der Stahlklaue und das Land ihres Volkes. Als sie die vertraute Gestalt Stahlklaues sah, zog sich Shias Herz zusammen. So viele Erinnerungen! Endlich war sie wieder zu Hause; aber trotzdem war sie nach wie vor eine Verbannte.


»Halt ein, Fremde!«

Shia erstarrte, eine Pfote mitten in der Luft. Die Wächter stürzten sich auf sie, einer von einer Felsspalte hoch oben auf dem Kliff über dem Hohlweg; der andere kam hinter einem zerklüfteten, mit Felsbrocken übersäten Hügel hervor. Shia ließ den Stab fallen und schnupperte. Ihre Schnurrbarthaare richteten sich nach vorn, um Temperatur und Windrichtung festzustellen. Es konnte nur nützlich sein, in Erfahrung zu bringen, wer ihre Widersacher waren.

Die beiden schwarzen Weibchen, anmutig und muskulös, stolzierten auf sie zu, und das Fell auf ihrem Rücken hatte sich zu einem bedrohlichen Kamm aufgestellt. Eine der Katzen war eine Fremde für Shia, eine junge Katze noch, geschmeidig, zart und drahtig und mit den leichtfüßigen Bewegungen einer Tänzerin. Die andere war kräftiger gebaut, mit mächtigen Schultern und einer dicken Haarmanschette um den Hals, fast wie ein Männchen. Shia, die die Woge freudigen Wiedererkennens verbarg, die sie durchflutete, sah der älteren Katze in die Augen – eine bewußt herausfordernde Geste. »Erkennst du mich nicht, Hreeza? Du, die Höhlengefährtin meiner Mutter?«

Die alte Katze zog ihre grau gefleckte Schnauze kraus und bleckte schnaubend ihre Reißzähne. »Meine Höhlengefährtin hat gut und oft geworfen. Erwartest du etwa, daß ich mich an jedes einzelne Kätzchen erinnere? Ich weiß nicht, wer du bist, Fremde.«

»Was? Du vergißt eine Katze, die du selbst aufzuziehen geholfen hast?« Shia legte die Ohren flach an den Kopf. »Lüg mich nicht an, Hreeza – nicht einmal, um dein Gesicht zu retten.«

»Wirst du ihr gestatten, so mit dir zu sprechen?« Die Augen der jungen Katze in ihrer Begleitung flammten wütend auf, als sie Hreeza ansprach. »Und was für ein widerwärtiges Ding ist das da?« Vorsichtig beschnupperte sie den Erdenstab, wobei sie gut aufpaßte, daß sie ihm auf keinen Fall zu nahe kam.

Hreeza drehte sich, eine Tatze drohend erhoben, zu ihr um. »Halt dich da raus«, zischte sie. Zögernd ging sie auf Shia zu und senkte den Kopf, um ihr Gesicht an dem Shias zu reiben. »Ich habe nicht gedacht, daß ich dich jemals wiedersehen würde.« Ihre Gedankenstimme war schroff vor Rührung.

»Genausowenig, wie ich damit gerechnet hätte, dich je wiederzusehen.« Shia schnurrte vor Freude, aber die ältere Katze fühlte sich offensichtlich unwohl, und Shia erriet, daß der Hauptgrund für Hreezas Zurückhaltung der Stab war. Und tatsächlich sah die frühere Höhlengefährtin ihrer Mutter sie fragend an.

»Was ist das für ein Ding?« wollte sie wissen.

Shia tat ihr Bestes, möglichst unbesorgt dreinzuschauen. »Abscheulich, was?« sagte sie strahlend. »Menschenunfug natürlich. Das Ding ist bald wieder weg, Hreeza, das verspreche ich dir. Dein Volk braucht sich keine Sorgen deswegen zu machen. Sag, wer ist im Augenblick die Erste?« fügte sie mit leiser Stimme hinzu.

»Gristheena!« Das Wort war ein Zischen. »Shia, willst du etwa einen Wettkampf um die Herrschaft? In deinem Zustand?«

Shia zuckte in Gedanken die Achseln. »Warum sonst sollte ich zurückkehren?«

‘ »Shia, das kannst du nicht!«

Die große Katze seufzte – eine schlechte Angewohnheit, die sie von ihren Menschenfreunden hatte. »Es ist vielleicht nicht nötig. Ich hoffe sogar, daß es das nicht ist, denn wie du schon sagtest, ich bin nicht in der Verfassung zu kämpfen. Aber ich habe ein Versprechen zu halten – eine Ehrenschuld. Es geht um eine Freundin, die mir das Leben gerettet hat. Alles, was ich will, ist die Erlaubnis, unbehelligt durch euer Land wandern zu dürfen. Ich brauche lediglich Gristheenas Zustimmung.«

Hreeza fauchte. »Du weißt, daß sie dir die nicht geben wird. Du hast uns alle vor den Menschenjägern gerettet, Shia, mit deinem Mut und deiner Opferbereitschaft. Für Gristheena wirst du immer eine Rivalin und eine Bedrohung sein. Wann sollte sich ihr eine bessere Gelegenheit bieten als jetzt, um dich ein für allemal loszuwerden, während du in diesem geschwächten und erschöpften Zustand bist? Kehr zurück, ich bitte dich, bevor sie herausfindet, daß du hier bist.«

Zu spät. Shia warf einen bedeutungsvollen Blick über Hreezas Schulter. Die jüngere Katze war verschwunden.

Obwohl die Vegetation auf den niedrigeren Hängen von Stahlklaue bei der Verwüstung, die den Berg zerstört hatte, abgebrannt war, hatte schließlich doch neues Wachstum eingesetzt. Vor diesem Winter hatte ein üppig grüner Saum aus Espen, Pinien und Bergeschen die Füße und Knie des Berges eingehüllt. Gescheckte Hirsche hatten sich an seichten Waldteichen getränkt, und Lachse waren wie kleine Regenbogen durch die silberne Gischt der munteren Bäche gehüpft. Die Wälder waren wieder lebendig gewesen, mit Vogelgesang und Eichhörnchen, die flink und anmutig von Ast zu Ast sprangen.

Jetzt erkannte Shia ihre Heimat kaum wieder. Hreeza hatte sie zwischen umgestürzten, vom Frost gespaltenen Bäumen hindurch den Berg hinaufgeführt. Die Baumstämme lehnten wie tote schwarze Stöcke aneinander und stöhnten unter ihrer Schneelast. Die Bäche und Teiche waren in einem Gefängnis aus Eis eingeschlossen. Kein Tier bewegte sich in dem spröden, kalten Unterholz oder huschte durch die herabhängenden Äste. Alles war ruhig, still und tot, alle Farbe, alles Leben, alle Hoffnung im Würgegriff der weiß gepanzerten Faust des Winters. In diesen niedrigeren Regionen bestand keine Notwendigkeit für Heimlichtuerei. Hier unten jagten im Augenblick keine Katzen mehr. Welchen Sinn hätte das auch gehabt? Shia und Hreeza hätten die einzigen lebendigen Geschöpfe auf der Welt sein können. Hatte die große Katze auch nur einen Augenblick in ihrer Entschlossenheit geschwankt, Aurian und Anvar zu helfen, nun waren all diese Gedanken mit einem Mal verschwunden. Sie umklammerte den Stab der Erde noch fester mit ihren Kiefern, stieß tief in ihrer Kehle ein leises Fauchen aus und schwor demjenigen, der ihrem Land das angetan hatte, ewige Rache.

Der abgeflachte Gipfel von Stahlklaue war verwüstet und von einem Labyrinth von Schluchten und Höhlen zerfressen. Dort wo dicke Erzadern geschmolzen und in der gewaltigen Hitze der Zerstörung des Berges ausgelaufen waren, durchzogen Risse und Spalten des Fels. Nicht, daß die Katzen sich der unglücklichen Geschichte Stahlklaues bewußt gewesen wären, sie hatten lediglich entdeckt, daß der Gipfel ein sicherer und geeigneter Ort war, um ihre Jungen aufzuziehen.

Hreeza lebte noch immer in derselben alten Höhle, eine Grotte, von der aus man eine dunkle, steinige, schmale Mulde erreichen konnte, in der Shia geboren und aufgewachsen war. Als sie über die felsige Türschwelle trat, fluteten die Erinnerungen zurück: an ihre Mutter Zhera, die schon vor langer Zeit von jagenden Himmelsleuten getötet worden war, und an ihre beiden Geschwister, einen Bruder und eine Schwester, die beide bei dem Überfall der Khazalim ums Leben gekommen waren, bei dem Shia gefangen worden war. Entschlossen schüttelte die große Katze die Erinnerungen ab. Sie hatte jetzt keine Zeit für solche Gedanken.

Hreeza grub im hinteren Teil der Höhle in einem Haufen aus Dreck und Steinen und tauchte binnen weniger Augenblicke wieder auf – mit dem Kadaver einer Bergziege. »Hier«, befahl sie. »Iß! Du hast nicht viel Zeit.«

Shia betrachtete die tote Ziege verblüfft und fiel dann auf Hreezas Drängen hin heißhungrig darüber her. »Du bist ja gut ausgerüstet«, sagte sie. »Ich hatte schon Angst, daß dieser grausame Winter die Kolonie in Not und Elend stürzen würde.«

Hreeza leckte an einer von Shias zerschnittenen Pfoten. »Es hat große Not gegeben«, sagte sie mit rauher Stimme. »Gristheena hat viele der unseren zu Chueva gemacht – meistens handelte es sich dabei um ihre eigenen Feinde.« Sie spuckte aus. »Außerdem haben uns die Geflügelten so oft angegriffen, um unsere Felle zu erbeuten, bis schließlich nur noch eine Handvoll von uns übriggeblieben ist.«

»Aber wie ist dann das da möglich? Eine ganze Ziege?« Shia zeigte auf das, was von dem Tier noch übriggeblieben war. In Gedanken spürte sie Hreezas Schulterzucken.

»Wir hatten Glück«, sagte die ältere Katze. »Vor einigen Tagen gab es an der Westseite des Berges eine Lawine, die eine ganze Herde dieser törichten Geschöpfe heruntergerissen hat; wir mußten sie nur noch ausgraben. Für kurze Zeit hat es genug für alle gegeben.«

Dann schwieg sie eine Weile und massierte Shia, während diese aß. Schließlich kehrte die Wärme in die Muskeln der großen Katze zurück. »Shia, wie kommt es, daß du zu uns zurückgekehrt bist?« fragte sie endlich. »Wie konntest du fliehen?« Sie zeigte mit dem Kopf auf den Stab der Erde, der pulsierend und wie eine grazile, grüne Schlange in der Ecke lag. »Und wie bist du in den Besitz dieses abscheulichen Dings gekommen?«

Shia, die jetzt gesättigt war, wurde langsam schläfrig. »Es ist eine lange und unglaubliche Geschichte«, begann sie verträumt, als plötzlich …

»Komm raus, Feigling, und kämpfe!« Der Ruf der Herausforderung – ein langes, schauerliches Heulen – erscholl vor der Höhle. Shia fauchte, und die Haare entlang ihres Rückgrats stellten sich plötzlich auf. »Ich wußte, daß sie nicht lange brauchen würde«, sagte sie gelassen. Dann erhob sie sich steif und lief zum Höhleneingang. »Thronräuberin, ich komme!« brüllte sie.


Bei dem gewaltsamen Angriff auf Stahlklaue hatte die Macht der Zerstörung das Zentrum des Gipfels ausgehöhlt, so daß jetzt nur noch klauenartige, dünne Felswände in den Himmel ragten, als versuchten sie vergeblich, nach den Wolken zu greifen. In ihrem Schatten lag, wie die Innenfläche einer riesigen, greifenden Hand, eine schalenförmige Vertiefung; ihr Boden war buckelig und an manchen Stellen von glatten Rinnsalen geschmolzener und wieder geronnener, schwarzer Lava durchzogen.

Unbemerkt auf seinem erhöhten Platz saß Khanu und leckte sich auf einem Felsvorsprung über der Schlucht, die seit zahllosen Generationen den Weibchen der Kolonie als Versammlungsort gedient hatte, seine Wunden. Er hätte eigentlich gar nicht hier sein dürfen; das war kein Ort für die Männchen und schon gar nicht für die jungen, unwichtigen unter ihnen, aber Khanu hatte in diesem kleinen Akt des Trotzes Linderung für seinen schrecklich verletzten Stolz gefunden. Heute hatte er den ehrgeizigen Versuch unternommen, sich mit Gristheena, der Ersten, zu paaren, deren bisheriger Gefährte bei dem letzten Angriff der Geflügelten getötet worden war. Zu seinem unaussprechlichen Entsetzen hatte er sich seinen Weg durch ein Gedränge älterer, erfahrenerer Bewerber gebahnt, nur um dann schmählich und schmerzhaft – Khanu zuckte zusammen, als er sich seine Pfote leckte, um die brennenden Klauenabdrücke auf seiner Nase zu säubern – von dem Weibchen zurückgewiesen zu werden.

Die Abenddämmerung füllte den verschneiten Kampfplatz in der Schlucht mit Schatten, aber Khanu unternahm keinen Versuch, sich zu entfernen, obwohl er schrecklich fror. Neben seiner Demütigung durch die Erste seines Volkes hatte er noch etwas anderes zu verdauen. Mit seiner Zurückweisung und Gristheenas offenem Hohn war die niederschmetternde Erkenntnis gekommen, daß er für seine Kolonie lange nicht so wichtig war, wie er früher gedacht hatte.

»Aber ich verstehe es einfach nicht«, murrte Khanu schmollend vor sich hin. »Männchen sind großer, Männchen sind stärker. Wir haben die Wahl bei den ersten Früchten der Jagd, und die Weibchen stehen daneben, bis wir gegessen haben.« Während die Junggesellen in einer lockeren Gemeinschaft lebten, bis es ihnen gelang, sich eine eigene Gefährtin zu erringen, wählte jedes der älteren und stärkeren Männchen sich seine eigene Schar von Weibchen – zumindest hatte Khanu das bis zum heutigen Tage angenommen. Jetzt, so schien es, stand seine Welt plötzlich auf dem Kopf.

Die Männchen jagten nicht und trugen nichts zum Unterhalt der Kolonie bei. Sie saßen nicht auf dem Versammlungsplatz und machten auch nicht die Gesetze zum Wohlergehen aller. Männchen spielten keine besonders nützliche Rolle bei der Aufzucht und Ernährung der jungen Katzen. Männchen, so hatte es sich herausgestellt – und Khanu zuckte bei der Erinnerung daran zusammen –, Männchen wählten nicht einmal selbst ihre Gefährtinnen. Oh, sie kämpften wild um das Privileg; aber die letzte Wahl traf, wie Gristheena ihm mit größtem Nachdruck klargemacht hatte, immer das Weibchen.

Nach seiner Zurückweisung war Khanu zu seinem Erzeuger Hzaral gegangen. Hzaral, mittlerweile ein von unzähligen Narben entstellter und beinahe zahnloser Alter, hatte viele Paarungskämpfe hinter sich gebracht und schon vor langer Zeit beschlossen, sich aus dem wilden Treiben zurückzuziehen, das mit dem Wettbewerb um die Gunst der Ersten verbunden war. Er war glücklich und zufrieden mit seinen beiden eigenen alternden Gefährtinnen, von denen eine Khanus Mutter war.

»Ist das wahr?« hatte Khanu gefragt und erbittert die ganze Schmach herausgesprudelt, die ihm widerfahren war. Hzaral hatte seinen massigen, mit goldenen Strähnen durchzogenen Kopf geschüttelt und sich darangemacht, seine ebenfalls goldgescheckten Flanken zu putzen – auffällige Kennzeichen, die sein Sohn geerbt hatte.

»Und wenn es so ist?« hatte er geduldig gesagt und sich dabei umgedreht, um den jüngeren Kater mit seinen topasfarbenen Augen zu mustern. »Denk doch nach. Wir sind Männchen. Warum sollten wir uns mit der Jagd abplagen, wenn die Weibchen das für uns tun können? Warum sollen wir unsere Zeit damit verschwenden, uns den Kopf über ihre lächerlichen Gesetze zu zerbrechen, oder uns mit ungebärdigen, kreischenden Katzenkindern abgeben? Wenn die Weibchen glauben, so ein Unfug würde sie besonders wichtig machen – sollen sie doch. Wer will da schon etwas ändern? So, wie es ist, kommen wir doch bestens zurecht.«

»Aber wir tun doch überhaupt nichts!« hatte Khanu protestiert. »Vor allem in diesen Zeiten der Not sollten wir …«

So schnell, daß man es kaum sehen konnte, hob sich Hzarals große Tatze, und Khanu bekam einen Klaps hinter die Ohren, dessen Wucht so groß war, daß er sich mehrmals überschlug. »Lerne Weisheit, mein Junge!« fauchte Hzaral. »Die Männchen sind glücklich und zufrieden mit den Dingen, so wie sie sind, und ich nehme an, das gleiche gilt für die Weibchen. Kannst du dir vorstellen, daß Gristheena dir erlauben würde, ihre Autorität zu untergraben? Jeder hat seinen Platz – wie kannst du es wagen, das verändern zu wollen? Willst du vielleicht als Chueva enden?«

Unglücklich sah Khanu auf seinem Felsvorsprung und grübelte über diese Dinge nach, als er den schrillen, unmelodischen Schrei von Gristheenas Herausforderung hörte. Binnen weniger Augenblicke begann sich der Versammlungsplatz mit Weibchen zu füllen; aus der dreieckigen Tunnelöffnung in der südlichen Wand des Beckens kamen sie; mit dunkler, fließender Anmut sprangen sie über die spitzen Steine und schritten mit würdevoller Hast über den Berggrat, der in den Krater hineinragte. Wie eine sich brechende Wellenfront lief dieser gigantische Berggrat aus schwarzer, glänzender Lava an dem nördlichen Rand des natürlichen Kampfplatzes entlang und endete schließlich ziemlich abrupt beinahe im Zentrum des Beckens. Hier versammelten sich die Weibchen, die jetzt in jeder Nische und jeder Spalte in den Felsen hockten, angelockt von Gristheenas schrillem Schrei. Obwohl er nur weniges von dem verstehen konnte, was sie sagten, konnte Khanu das lauter werdende Hintergrundgemurmel ihrer Erregung deutlich hören. Ein Wort fiel jedoch wieder und wieder. »Shia!« flüsterten sie. »Shia ist zurückgekehrt!«

Khanu hatte sich gerade leise davonstehlen wollen, denn er fürchtete, die Weibchen könnten ihn in seinem Versteck entdecken. Als er jedoch ihr Murmeln hörte, änderte er plötzlich seine Meinung. »Sie haben kein Recht, mich auszuschließen«, murrte er rebellisch. »Diese Sache geht mich genauso an wie sie.« Also kauerte er sich statt dessen auf seinem schattigen Felsvorsprung nieder, um sich möglichst unsichtbar zu machen, und zitterte vor Aufregung. Das war ein Wettkampf, den er sich nicht entgehen lassen würde!


Man betrat den Versammlungsplatz durch einen dunklen, gewundenen Tunnel, der sich durch die Felsen am südlichen Ende des Kraters schlängelte. Shia trat mit würdevollen Schritten aus der Dunkelheit hervor. Sie hatte es nicht eilig, denn sie mußte mit ihrer ohnehin nur geringen Energie sparsam sein. Ihren Kopf hielt sie in einem merkwürdigen Winkel, um den Stab der Erde durch die schmale Öffnung zwischen den Felsen zu manövrieren. Hreeza, die leise Verwünschungen vor sich hin murmelte, folgte ihr.

Der letzte Rest des grauen Zwielichts funkelte in Shias Augen, als sie auf den Versammlungsplatz hinaustrat. Obwohl dem Publikum bei solchen Gelegenheiten absolutes Schweigen auferlegt war, hörte sie doch überall ein leises Murmeln. Erstaunen lag darin und, wenn sie sich nicht irrte, auch Freude. Die Weibchen waren unsichtbar in der Dunkelheit, bis auf einige verstreute, goldene Punkte – ihre Augen, die den letzten Rest des Tageslichts widerspiegelten. Ihre Freude verwandelte sich jedoch schnell in Protest und Bestürzung, als sie das schauerliche, pulsierende Glühen des Erdenstabs sahen, den Shia bei sich trug. Ich könnte gut auf das Ganze hier verzichten, dachte Shia müde. Dann legte sie ihre Last hastig Hreeza zu Füßen nieder. »Paß bitte für mich darauf auf«, sagte sie leise.

Hreeza musterte den Stab mit einem mißbilligenden Blick. »Ich werde ihn für dich bewachen, solange ich das gräßliche Ding nicht anfassen muß.«

Dann war Gristheena da. Die Erste stolzierte in die Mitte des Kraters, durchtrainiert und muskulös und so schwer und grobknochig wie ein Männchen. Shia erinnerte sich daran, daß die jüngere Katze selbst als kleines Kätzchen eine brutale Angeberin gewesen war – mit wenig Achtung für andere und sogar noch weniger Selbstbeherrschung. Hreezas Worten zufolge hatte sich darin nichts geändert.

Als die Herausforderin und Chueva wäre es an Shia gewesen, als erste zu sprechen. Statt dessen bewahrte sie stures Schweigen und wandte ihre Augen keine Sekunde lang von der hoch aufragenden Gestalt der Ersten ab; ohne zu schwanken, hielt sie Gristheenas wütendem Blick stand. Lange Minuten vergingen. Der Boden des felsigen Beckens versank in immer tiefere Dunkelheit. Die beiden großen Weibchen standen mit aufgestelltem Nackenhaar Auge in Auge einander gegenüber und funkelten sich an wie Raubvögel.

Wie Shia erwartet hatte, war Gristheena die erste, die schwach wurde. »Chueva!« Voller Verachtung stieß sie zuerst nur dieses eine Wort hervor. Dann fuhr sie fort: »Du gehörst nicht hierher; dies ist das Land und das Heim der Kolonie! Kämpfe nun, oder scher dich fort!«

Shia mußte innerlich lachen. Dadurch, daß sie das Schweigen gebrochen hatte, hatte Gristheena ihr Gesicht verloren – und alle hatten es mitangesehen. Shia ignorierte die hochmütige Katze, als wäre eine Beachtung dieser Ersten weit unter ihrer Würde. Statt dessen hob sie den Kopf und sprach ihre unsichtbaren Zuschauer an. »Ich bin nicht hierhergekommen, um zu kämpfen«, sagte sie, »und ich bin keine Chueva, denn ich wurde nie aus der Kolonie verstoßen. Alle von euch, bis auf vielleicht die Jüngsten, kennen mich. Ich bin Shia, das Erste Weibchen, zurückgekehrt von den Toten.«

»Spar dir deine Worte, Chueva, und kämpfe endlich!« Gristheena setzte zum Sprung an. Shia versuchte, ihr auszuweichen, aber ihr geschwächter Körper ließ sie im Stich. Die andere Katze prallte hart auf sie auf, und gemeinsam rollten sie über den Boden, attackierten sich fauchend mit den Klauen und bissen einander. Kleine Fellfetzen flogen durch die Luft wie schwarze Distelwolle, aber keine der beiden Katzen konnte über die andere die Oberhand gewinnen. Sie stoben auseinander und umkreisten sich, schlichen sich an, mit halb geschlossenen Augen, aufgestelltem Fell und hin- und herzuckendem Schwanz. Shias Flanke blutete dort, wo die andere Katze ihr die Klauen in den Leib geschlagen hatte, die Wunde brannte abscheulich. Gristheenas Nase hatte ebenfalls etwas abbekommen; sie nieste und stieß dabei einen feinen, blutigen Nebel aus. Einen Augenblick lang schloß sie die Augen – eine Chance, die Shia sofort nutzte. Links und rechts schlug sie ihr mit der Tatze ins Gesicht und riß ihr dabei fast ein Ohr ab. Fauchend und mit zu einer Dämonenmaske verzogenem Gesicht hob Gristheena drohend eine Pfote und heulte auf; ein schrilles Wehklagen, das aus den Tiefen ihrer Kehle emporstieg.

Shia holte tief Luft, denn sie rechnete damit, daß die schwerere Katze sich auf sie stürzen würde, aber Gristheena war jetzt vorsichtiger geworden. Lauernd umkreisten sie einander von neuem.

»Hör zu, du Närrin«, sagte Shia. »Das hier ist überhaupt nicht nötig. Hättest du mir nur einen Augenblick lang zugehört … Gristheena, ich habe gar nicht die Absicht, wieder Erste zu sein. Mein Weg führt an einen anderen Ort …«

»An einen anderen Ort, wahrhaftig«, zischte Gristheena. »Nämlich ins Nichts, Chueva, wenn es nach mir geht!«

Wieder setzte sie zum Sprung an. Shia hatte keine Zeit, ihr auszuweichen, und sie prallten heftig gegeneinander. Gristheenas größeres Gewicht warf Shia zu Boden. Shia, die sich kaum noch bewegen konnte, spürte heißen, feuchten Atem auf ihrem Hals, während die andere versuchte, die Reißzähne in ihre Kehle zu schlagen, aber Gristheena hatte eine Kleinigkeit übersehen. Keuchend bohrte Shia ihre hinteren Krallen in das weiche Bauchfleisch der jüngeren Katze, um sie von sich herunterzureißen, aber Gristheena war bereits verschwunden.

Shia rollte zur Seite und taumelte hinter ihr her. Gristheena fuhr herum – einen winzigen Augenblick zu spät. Shias Zähne schlugen sich bereits in ihren Schwanz. Gristheena drehte sich zischend und kreischend wie ein verwundeter Adler herum, aber da ihr Schwanz in Shias Maul klemmte, konnte sie den Körper ihrer Widersacherin nicht erreichen, genausowenig wie Shia den ihren erreichen konnte. Shia stemmte ihre Beine in den Boden und grub ihre Krallen in den zerbröckelnden Stein des Kraterbodens, aber wegen des größeren Gewichts und der Stärke ihrer Gegnerin wußte sie, daß sie jeden Augenblick den Halt verlieren würde. Bedauernd fügte sie sich dem Unvermeidlichen und ließ den Schwanz los.

Gristheena, die das Gleichgewicht verlor, überschlug sich mehrmals und rollte dabei direkt über den Stab der Erde hinweg, der dort auf dem Boden lag. Die große Katze schrie auf, als hätte sie sich verbrannt, und taumelte hastig zurück. Ihre Schnurrbarthaare zitterten, und ihre Augen blitzten. Der westliche Weg, der aus dem Krater herausführte – hinauf und über den Berggrat und dann wieder zurück durch die Schlucht –, war plötzlich unbewacht, denn während des Wettkampfs würden die anderen Katzen sich auf keinen Fall einmischen. Shia wartete einen günstigen Augenblick ab, packte den Stab und rannte los.

Die Verzweiflung gab ihren Füßen solchen Schwung, daß sie mit nur drei großen Sätzen oben auf dem Berggrat angekommen war, wobei sie die Katzen, die den Wettkampf beobachtet hatten, mit fliegenden Pfoten auseinanderscheuchte. Aber Shia hatte sich geirrt, als sie glaubte, der Stab habe ihre Gegnerin eingeschüchtert. Alle Luft wich mit einem Mal aus ihrem Körper, als Gristheena sich mit der Wucht einer Schneelawine von hinten auf sie stürzte. Shia fiel unter dem Aufprall der anderen Katze zu Boden, und der Stab entglitt ihr und rutschte scheppernd über die Steine. Gristheenas Klauen bohrten sich wie glühende Feuerscheite in ihre Flanken, wo sie blutige Risse hinterließen. Dann kratzte ihr eine große Pfote mitten durchs Gesicht und verpaßte ihre Augen nur um Haaresbreite. Heißes, klebriges Blut schoß Shia in Nase und Kehle. Dann spürte sie Gristheenas gewaltigen Kiefer mit seinen glänzenden, elfenbeinfarbenen Reißzähnen um ihre Kehle …


Khanu hatte den Kampf aufmerksam beobachtet. Er wußte nur wenig von der legendären Shia. Er war erst ein kleines Kätzchen gewesen, als sie verschleppt wurde, aber bei ihrem Anblick weiteten sich seine goldenen Augen voller Bewunderung. Die Katze war mager und sehnig, aber immer noch muskulös – und oh, wie wild sie aussah! Sie war älter als er selbst, aber immer noch in der Blüte ihrer Jahre, auf dem Höhepunkt ihrer Kampfkraft und ihrer sexuellen Ausstrahlung. Khanu, der sich gefährlich über seinen Felsvorsprung beugte, um den Kampf besser beobachten zu können, vergaß in seiner Aufregung, daß er kein Recht hatte, überhaupt dort zu sein, und wünschte sich von ganzem Herzen, daß Shia als Siegerin aus dem Kampf hervorgehen würde.

Unglücklicherweise war Shia in ihrem erschöpften und halb verhungerten Zustand keine Gegnerin für Gristheena. Als die schwerere Katze sie auf dem Berggrat zu Boden warf, setzte Khanus Herzschlag aus. Jetzt war alles vorbei. Und niemand war überraschter als er selbst, als er sich plötzlich in Bewegung setzte.


Aurian, es tut mir leid. Ich habe versagt. Shia wußte, daß ihr Tod jetzt sehr nah war. Klauen, die wie blauer Stahl schimmerten, stachen in die zarte Haut ihres Bauchs, um ihn gleich aufzureißen … Bis eine wuchtige Gestalt, ein schwarzer Schatten in der hereinbrechenden Dunkelheit, ein Wirbelwind aus Zähnen und Klauen von der Seite gegen Gristheena prallte, so daß sie taumelnd, blutend und halb besinnungslos auf den steinernen Boden des Kraters stürzte.

Der wilde Protest der übrigen Weibchen schwoll zu einem heulenden Crescendo an.

»Lauf!« Die Stimme brüllte in Shias Gedanken hinein. »Sie werden gleich hinter uns her sein!«

»Der Stab!« rief Shia und blickte verzweifelt um sich.

»Meinst du das da?« sagte eine andere Stimme. »Ich habe ihn, keine Angst. Und jetzt lauf!« Es war Hreeza. Shias Herz machte einen Freudensprung.

Ohne noch einen weiteren Augenblick zu verschwenden, entflohen die drei Katzen, Hreeza, Shia und das fremde Männchen, das ihr das Leben gerettet hatte. Sie sprangen über Schluchten, huschten waghalsig zwischen den Felsbrocken einher, die die verwüstete westliche Seite des Bergs übersäten; sie rannten, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt waren, und die Horde der Weibchen wogte wutschnaubend hinter ihnen her.


Hreeza taumelte noch einige letzte, qualvolle Schritte auf den Gipfel des Bergs hinauf und ließ ihre scharfen Augen dann über die zerklüfteten Hänge gleiten, die sie gerade eben unter so großen Schwierigkeiten erklommen hatten. »Ich glaube, wir haben sie endlich abgeschüttelt«, keuchte sie.

Khanu sagte nichts, sondern blieb einfach nur unter den vom Wind gebeugten Pinien stehen, die den Berg krönten, und gestattete seinen schmerzenden Gliedern mit einem dankbaren Seufzer, unter ihm zusammenzubrechen. Hoffnungsvoll blickte er zu Shia hinüber, deren Kiefer sich mit einem tödlichen Griff um dieses glühende Ding klammerten, das sie Hreeza am ersten Tag ihrer Flucht abgenommen hatte und seitdem im Maul trug. Khanu wußte, daß nichts als reine Willenskraft sie überhaupt so weit gebracht hatte.

Shia stieß einen tief empfundenen Seufzer der Erleichterung aus, als sie Hreezas Worte hörte. »Das hoffe ich wirklich«, murmelte sie. »Ich kann nämlich nicht mehr.« Sie sah aus wie der leibhaftige Tod, und der alten Hreeza ging es kaum besser. Khanu, der als Männchen nie in seinem Leben gejagt hatte, war solche Anstrengungen nicht gewöhnt und mußte sich eingestehen, daß auch er in einem beklagenswerten Zustand war.

Einen Tag und eine Nacht lang hatten die wutentbrannten Katzen der Kolonie die Flüchtlinge gnadenlos über die verwüsteten Hänge von Stahlklaue verfolgt und weiter durch die Schluchten und Pässe, die zwischen den Gipfeln im Westen verliefen, wo die drei Flüchtlinge ihr Bestes getan hatten, um sich unterhalb der Schneegrenze zu halten, damit sie keine Spuren hinterließen, denen ihre Jäger hätten folgen können. Mit dem Anbruch des Tageslichts hatten sie ihren Klettermarsch fortgesetzt und waren in Gebiete eingedrungen, von denen Khanu nicht das geringste wußte. Über ihnen ragte ein neuer Berg auf; eine beunruhigend fremdartige Gestalt, ganz anders als die des vertrauten Bergs, den Khanu sein ganzes Leben lang gekannt hatte. Außerdem hatten dicke, graue Schneewolken den Gipfel eingehüllt, Wolken, die jetzt wie gewaltige Felsbrocken auf ihn zuzurollen schienen.

Khanu hatte sich als Folge seiner Verbitterung gegenüber Gristheena, die ihn so gedemütigt hatte, in den Kampf der Königinnen eingemischt. Aber das war es nicht allein gewesen. Auch seine Ehrfurcht und sein Respekt für die legendäre Shia und ihre tapfere hoffnungslose Herausforderung hatten ihn dazu getrieben – und nicht zuletzt der verzweifelte Wunsch, sich selbst zu beweisen. Keinen Augenblick lang hatte er innegehalten, um darüber nachzudenken, daß sein impulsives Verhalten ihn seine Zukunft in der Kolonie kosten würde. Nun war auch er zum Chueva geworden. Der Gedanke daran ließ ihn erzittern.

»Ich werde nicht darüber nachdenken. Nicht ausgerechnet jetzt«, murmelte Khanu. Dann schüttelte er seine schwere, dunkle Mähne, als wolle er die erschreckenden Gedanken von sich abschütteln. »Bist du sicher, daß sie uns aus den Augen verloren haben?« fragte er Hreeza, die ihn mit einem furchterregenden Blick zum Schweigen brachte.

»Würde ich sonst Pause machen?« brauste sie auf. »Behalte deine törichten Kätzchenfragen für dich, Kindskopf!« Ihre Augen blitzten vor Zorn. »Warum bist du uns gefolgt?«

Khanu hatte Verstand genug, zu begreifen, daß Hunger und Müdigkeit Hreeza reizbar gemacht hatten, aber er selbst war ebenfalls erschöpft, und die Arroganz der alten Katze ärgerte ihn. Er hob den Kopf und erwiderte ihren Blick. »Ich bin mit euch gekommen, weil das mein Wunsch war. Ich bin wegen Shia mitgekommen, weil ich ihr helfen will.«

»Du willst ihr helfen?« höhnte Hreeza. »Du? Ein Männchen? Welchen Nutzen könntest du denn für uns haben? Shia verspürt nicht den geringsten Wunsch, sich zu paaren; sie hat weiß Gott wichtigere Dinge im Kopf. Warum sollten wir uns mit dir belasten? Du kannst ja nicht mal jagen!«

Khanu biß die Zähne zusammen und unterdrückte ein Fauchen. »Ich kann es lernen«, zischte er.

»Ha!« Hreeza machte keinen Hehl aus ihrer Verachtung.

»Seid still, alle beide!« Mit großer Mühe gelang es Shia, ihr geschwollenes Maul von dem Stab zu lösen. Nachdem sie das Artefakt zu Boden gelegt hatte, blickte sie von Khanu zu Hreeza. »Es hat gar keinen Sinn, daß ihr euch streitet«, sagte sie mit dem entschlossensten Gedankenton, den sie zuwege bringen konnte. »Denn keiner von euch beiden wird mit mir kommen.«

»Was?« Hreeza sah wie vom Donner gerührt aus.

»Du hast mich gehört.« Für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte Khanu einen Blick auf den harten und entschlossenen Willen, der Shia zur Führerin und schließlich zur Legende in ihrem Volk gemacht hatte. Hreeza war jedoch weit weniger leicht zu beeindrucken. »Ach, tatsächlich?« Der Schwanz der alten Katze zuckte verärgert hin und her. »Und ich sage, daß ich mit dir kommen werde. Wenn du mich aufhalten willst, mach dich auf einen Kampf gefaßt!«

Shias königliche Pose brach urplötzlich zusammen. Zu Khanus Erstaunen seufzte sie und legte ihren Kopf auf ihre Pfoten. »Hreeza, ich könnte im Augenblick nicht einmal gegen einen Schneehasen kämpfen, wie du sehr gut weißt. Aber du solltest dir anhören, was ich vorhabe, bevor du deinen Entschluß triffst.« Sie holte tief Luft. »Ich gehe nach Aerillia, mit dem Stab der Erde, um das Leben eines Menschen zu retten und um es mit unseren alten Feinden, den Geflügelten, aufzunehmen.«

Es war, als wäre ein Donnerschlag in die Erde zwischen ihnen gefahren. In dem erschütterten Schweigen, das folgte, konnte Khanu, dessen Verstand von Entsetzen wie gelähmt war, nur daran denken, daß Shia während ihrer langen Verbannung verrückt geworden sein mußte. Den unbezwingbaren Aerilliagipfel erklimmen? Sich allein in die Festung ihrer erbittertsten und tödlichsten Feinde wagen? Und das alles, um einem Menschen zu helfen?

Er sah, wie Hreeza sich mit der Pfote übers Gesicht fuhr, als hätte Shia sie geschlagen. Ausnahmsweise war die alte Katze einmal tatsächlich sprachlos, und Khanu bemerkte mit Entsetzen den Schatten eines Zweifels in ihren Augen – sie, die immer Shias treueste Anhängerin gewesen war. Irgendwie bestärkte das Zögern der alten Katze ihn in seinem Entschluß.

Er holte gierig den Atemzug nach, den er in seiner Erregung vergessen hatte. »Ich gehe mir dir, Shia. Diese geflügelten Monster haben meine Geschwister getötet; die Sache interessiert mich also auch.« Khanu zuckte mit den Schnurrbarthaaren und verzog sein Gesicht zu einem Katzengrinsen. »Ich wollte immer schon mal wissen, wie Himmelsleute schmecken.«

»Du wirst nicht nach Aerillia gehen, du närrisches Baby! Und Shia wird das auch nicht tun.« Die Worte explodierten in einer blutroten Woge des Zorns aus Hreezas Gedanken heraus. »Aerillia! Menschen! Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas absolut Verrücktes gehört. Ihr werdet nicht einmal durch das Vorgebirge des Aerilliagipfels gelangen. Ihr geht nicht! Lieber bringe ich euch um!«

Shia schlug unruhig mit dem Schwanz auf den Boden.

»Dann wirst du mich wohl töten müssen, Hreeza«, sagte sie gelassen, »aber warum willst du dir die Mühe überhaupt machen? Wie du schon sagtest, die Geflügelten werden wahrscheinlich genau das tun. Warum willst du also dein Gewissen belasten, wenn du es genausogut den Himmelsleuten überlassen kannst, die Verantwortung für meinen Tod zu übernehmen?«

Hreeza wich verletzt und betroffen zurück. »Ich wünschte nur, ich könnte dich verstehen«, brauste sie auf. »Was hat es mit dem Stab der Erde auf sich? Wer ist dieser Mensch, daß du dein Leben für ihn aufs Spiel setzt? Das Leben im Exil hat dich verändert, Shia. Was ist mit dir passiert in der Zeit, in der du von zu Hause weg warst?«

»Ich werde es dir erklären, meine liebe Freundin, während wir uns ausruhen und essen, denn so müde wir auch sein mögen, essen müssen wir trotzdem. Wenn du also genug Energie hast, um gegen mich zu kämpfen, wäre diese Energie viel sinnvoller angebracht, wenn du uns etwas zu essen suchen würdest.« Ihre Augen zwinkerten boshaft. »Das heißt, wenn du das noch immer kannst, Alte!«

»Ha!« sagte Hreeza unbeeindruckt. »Ich werde mehr zu essen finden als du; ich, die ich schon gejagt habe, als du noch nicht einmal auf der Welt warst!« Die alte Katze krauste ihre Nase und öffnete die Lippen, um die Luft zu schmecken. »Wir müssen uns beeilen. Der Schnee wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.« Mit diesen Worten drehte sie sich zu Khanu um. »Und du, Kleiner, solltest am besten mit uns kommen – falls du wirklich den Wunsch hast, das Jagen zu lernen.«

Während die Katzen sich durch die dichten Baumreihen schlichen, übernahm Hreeza stillschweigen die Führung. Khanu, der das Beste aus dieser Gelegenheit machen wollte, unterhielt sich mit Shia. »Sie wird mit dir gehen, weißt du«, sagte er sanft. »Hreeza wird mitgehen und ich auch. Was auch immer du sagst, du wirst meine Meinung nicht ändern.«

Shia sah ihn an. »Ich weiß«, sagte sie erschöpft. »Und schöne Narren seid ihr, daß ihr nicht auf mich hört!« Dann wurden ihre harten Gedanken plötzlich weich und nahmen ein warmes Glühen an. »So abscheulich selbstsüchtig es auch sein mag – in Wahrheit wäre ich froh, wenn ihr mich begleiten würdet. Ich habe viel zu lange im Exil gelebt, ohne die Gesellschaft meiner eigenen Rasse …, aber wisse dies, Khanu: Diese Angelegenheit ist so wichtig, daß ich, wenn ich euch beide den Geflügelten opfern müßte, das ohne zu zögern tun würde, sollte sich die Notwendigkeit dazu ergeben.«

Die Haare auf Khanus Rückgrat stellten sich auf, und ein Schaudern durchlief ihn. »Zuerst einmal müssen die Geflügelten mich kriegen«, erwiderte er verbissen.

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