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Doomhammer sprach gerade mit einem seiner Offiziere, Rend Blackhand vom Black-Tooth-Grin-Clan, als ein Kundschafter hereinstürzte.

Obwohl der Orc eindeutig eine Nachricht zu überbringen hatte, blieb er einige Schritte von Doomhammer und Rend entfernt stehen und wartete. Dabei versuchte er, wieder zu Atem zu kommen. Schließlich schaute Doomhammer in seine Richtung und nickte.

»Trolle!«, keuchte der Orc-Kundschafter. »Waldtrolle, eine komplette Armee, wie es aussieht!«

»Trolle?« Rend lachte. »Was ist, greifen sie uns an? Ich dachte, sie wären etwas klüger als Oger, nicht dümmer!«

Doomhammer musste ihm zustimmen. Bei dem einen Mal, dass er auf Waldtrolle gestoßen war, hatten sie ihn beeindruckt und wegen ihrer Gerissenheit sogar ein wenig beunruhigt. Obwohl die Trolle größer als Orcs waren, waren sie schlanker und beweglicher – besonders in den Wäldern, was sie dort zu einer echten Gefahr machte. Das Wasser zu überqueren, um zu dieser Insel zu gelangen, passte allerdings nicht zu ihrem üblichen Verhalten.

Aber der Kundschafter schüttelte den Kopf. »Sie greifen nicht an. Sie sind auf dem Festland und wurden gefangen genommen.« Er grinste. »Von Menschen.«

Doomhammer war interessiert. »Wo?«, wollte er wissen.

»Unweit der Küste, entlang der Hügel, fast noch im Wald«, antwortete der Kundschafter prompt. »Sie wollten nach Westen, obwohl sie sehr langsam waren.«

»Wie viele sind es?«

»An die vierzig Menschen«, antwortete der Kundschafter. »Zehn Trolle.«

Doomhammer nickte und wandte sich an Rend: »Nimm dir deine stärksten Krieger. Und seid schnell. Ihr macht euch sofort auf den Weg.« Er schaute den Anführer des Black-Tooth-Grin-Clans finster an. »Lasst euch in keine Gefechte verwickeln«, befahl er. »Das ist nur ein Überfallkommando. Ihr sollt die Trolle retten und hierherbringen. Vermeide, dass man dich sieht, und töte jeden, der dich bei der Aktion beobachtet. Ich will nicht, dass unsere Kriegspläne ruiniert werden, nur weil du achtlos warst.«

Der Häuptling nickte und verschwand ohne ein Wort. Er lief zu einem Untergebenen, der träge in der Nähe döste.

Rend bellte seine Befehle schon, bevor er den anderen Orc erreicht hatte. Der Krieger richtete sich schnell auf, nickte und rannte los, um seine Kameraden zu suchen.

Doomhammer wartete ungeduldig und signalisierte dem Kundschafter, ebenfalls zu warten. Nervös faltete er seine Hände in Erwartung der Rückkehr des Trupps. In seinen Gedanken war er währenddessen weit weg. Er erinnerte sich seines ersten Zusammentreffens mit den Trollen vor vielen Monaten…


Blackhand hatte die anderen Orc-Clans auf der Heimatwelt geschockt, als er ihnen mitteilte, dass er sich mir den Ogern verbünden wollte. Doch es hatte sich als eine nützliche Partnerschaft erwiesen. Die monströsen Kreaturen verschafften der Horde eine enorme zusätzliche Stärke. Dennoch ging es vielen immer noch gegen den Strich. Und so waren viele Orcs auch skeptisch gewesen, als sie in Berichten von ähnlichen Kreaturen auf dieser neuen, fruchtbaren Welt erfahren hatten – und Blackhand ihnen verkündete, dass er auch diese Monster unter seinem Kriegsbanner vereinen wollte.

Er hatte Doomhammer mit einer Handvoll Blackrock-Kriegern ausgeschickt, um den Kontakt herzustellen. Ein Zeichen des großen Vertrauens, das er in seinen jungen Stellvertreter setzte.

Noch immer fühlte Doomhammer sich schuldig, weil er das Vertrauen seines Kriegshäuptlings missbraucht und sich gegen ihn gewandt – ihn getötet! – und seinen Platz als Anführer eingenommen hatte.

Aber so war es eben bei den Clans, und Blackhand hätte sein Volk in Tod und Vernichtung geführt. Doomhammer war gezwungen gewesen so zu handeln – um sie alle zu retten.

Er griff hinter sich und ließ seine Finger über den glatten Hammerkopf aus Stein gleiten. Der Griff ragte weit über seine Schulter, und der tödliche Teil hing etwa auf Höhe des Oberschenkels.

Vor langer Zeit hatte ein Schamane prophezeit, dass diese mächtige Waffe sein Volk eines Tages erlösen würde. Gleichzeitig sollte derjenige, der den Hammer führte, es aber auch verdammen. Und außerdem war geweissagt worden, dass derjenige auch der Letzte der Doomhammer-Linie sein würde…

Doomhammer hatte sich viele Male gefragt, ob alles tatsächlich genauso kommen würde. Ganz besonders, da er nun zum Kriegshäuptling und Anführer der Horde geworden war.

War seine Machtübernahme die prophezeite Erlösung gewesen? Er selbst glaubte daran. Aber bedeutete das auch, dass er dazu auserwählt war, sein Volk später zu verdammen? Und dass seine Ahnenreihe mit ihm endete?

Er hoffte es nicht.

Seinerzeit, vor ein paar Monaten, hatte Doomhammer sich noch nicht so stark mit diesen Dingen auseinandergesetzt. Damals vertraute er Blackhand noch völlig, zumindest was dessen Loyalität zu seinem Volk anging, und wollte ihn als Herrn dieser Welt sehen. Gleichzeitig tat er sein Bestes, um Blackhand von unnötiger Gewalt abzuhalten.

Nicht dass Doomhammer den Kampf gescheut hätte. Wie die meisten Orc-Krieger schätzte er die Herausforderung und den ganz eigenen Nervenkitzel eines Kampfes. Aber es gab auch Situationen, in denen zu viel Gewalt den Wert eines Sieges schmälern konnte.

Und bei diesem Vorstoß, davon war er felsenfest überzeugt, ging es weniger um Krieg als vielmehr um Kommunikation.

Doomhammer war fasziniert und geehrt gewesen. Und vielleicht, tief in seinem Innern, auch ein wenig verängstigt. Bislang hatten sie nur Menschen und ein paar kleine, aber mächtige Kreaturen, die Zwerge genannt wurden, auf dieser neuen Welt angetroffen. Wenn es hier aber Oger gab, dann konnte es passieren, dass die Horde auf mächtigere Gegner traf, als sie es bislang erlebt hatte.

Es dauerte zwei volle Wochen, bis Doomhammer endlich einem Troll begegnete. Er durchstreifte mit seinen Kriegern den Wald dort, wo ein Kundschafter sie gesehen hatte. Die Orcs trafen keinerlei Vorkehrungen, ungesehen zu bleiben. Als immer mehr Zeit ereignislos verstrich, waren sie schon davon überzeugt, dass der Kundschafter entweder gelogen oder sich schlicht vor ein paar Schatten gefürchtet und später eine Geschichte zusammengereimt hatte, nur um von seiner Feigheit abzulenken.

Dann, eines Abends aber, als sich die Dämmerung gerade über das Land legte und lange Schatten unter die Bäume warf, schwang sich eine Gestalt aus den Ästen herab. Sie landete unhörbar auf dem Boden außerhalb des Scheins ihrer Lagerfeuer. Eine weitere Gestalt erschien eine Sekunde später, dann noch eine… bis die Orcs schließlich von sechs lautlosen und schattenhaften Erscheinungen umzingelt waren.

Anfangs hatte Doomhammer geglaubt, der Kundschafter habe doch Recht gehabt und ihnen stünden Oger gegenüber. Auch wenn diese hier etwas kleiner waren und sich lautlos mit einer Anmut bewegten, die ihnen von Ogern eigentlich fremd war.

Doch dann traf der Schein eines Feuers eine der Gestalten, die sich vorwärts bewegte, und Doomhammer erkannte, dass ihre Haut grün war – so grün wie seine eigene, so grün wie die Blätter in den Bäumen.

Das erklärte, warum sie die Kreaturen nicht schon früher bemerkt hatten. Ihre Farbe erlaubte ihnen, mit dem Blattwerk zu verschmelzen, besonders, wenn sie sich durch die Äste bewegten, wie es diese hier offenbar getan hatten. Er bemerkte auch, dass die Kreaturen größer als er, aber schlanker als ein Oger waren. Außerdem wirkten die Proportionen harmonischer, denn sie hatten keine überlangen Arme, keine übergroßen Hände und keine allzu massigen Köpfe.

Und der Blick, den ihm die sich nähernde Gestalt zuwarf, das Licht des Feuers, das sich in ihren dunklen Augen spiegelte, als sie mit einem Speer nach Doomhammer stach, verriet eine gewisse Intelligenz.

»Wir sind keine Feinde!«, rief Doomhammer, und seine Stimme zerriss die stille Nacht. Er schlug den Speer mit der Hand beiseite. Dabei stellte er fest, dass die Spitze der Waffe aus behauenem, extrem geschliffenem Stein bestand. »Ich suche euren Anführer!«

Ein Grummeln klang von den Kreaturen herüber. Nach einer Weile erkannte Doomhammer, dass es Gelächter war.

»Was du von unserem Anführer wollen, Appetithappen, kleiner?«, antwortete die am nächsten stehende Kreatur. Ihr Mund verzog sich zu einem ebenso hämischen wie monströsen Grinsen.

Diese Geschöpfe hatten ebenfalls Hauer, wie Doomhammer sah, obwohl ihre länger und dicker als seine eigenen waren, dafür stumpfer, wie es den Anschein hatte. Er bemerkte auch das Haar der Kreatur, das in einer dunklen Krone über ihrem Kopf auslief.

Das war gewiss kein natürliches Aussehen und bedeutete somit, dass die Kreaturen sich pflegten.

Ganz offenkundig waren es keine wilden Bestien.

»Ich würde gern mit ihm im Auftrag meines eigenen Anführers sprechen«, antwortete Doomhammer. Er behielt seine Hände am Körper und zeigte sie offen, um zu demonstrieren, dass er keine Waffen darin hielt. Trotzdem blieb er wachsam, schließlich war er kein Narr.

Und das war sein Glück. Die Kreatur lachte erneut. »Wir nicht reden mit Beute«, antwortete sie. »Wir sie essen!« Und dann stieß sie mit ihrem Speer zu – vergessen das testende Stochern. Der wuchtige Stoß erfolgte aus einer geschickten Bewegung heraus, und die Speerklinge hätte Doomhammer wie einen Fisch gnadenlos aufgeschlitzt, hätte er weiter reglos dagestanden.

Stattdessen aber drehte er sich weg, zog seinen Hammer und brüllte einen Schlachtruf. Das Gebrüll schien die Kreatur zu erschrecken, und sie zögerte, ihre Waffe zurückzuziehen. Doomhammer ließ ihr keine Zeit, um sich von dem Schreck zu erholen. Er sprang vor, schwang seinen Hammer… und traf eines der Beine voll am Knie. Die Kreatur humpelte, schrie vor Schmerz und umklammerte das zerschmetterte Körperteil.

Doomhammer schlug erneut zu. Ein mächtiger Überhandschlag, der den Schädel der Bestie zerschmetterte.

»Ich sage es noch einmal, ich will mit eurem Anführer sprechen!«, rief er und wandte sein Gesicht den anderen Wesen zu, die sich während des schnellen Gefechts nicht gerührt hatten. »Bringt mich zu ihm, oder ich töte den Rest von euch und suche mir andere, die hilfsbereiter sind!«

Er hob den Hammer mit Nachdruck, weil er aus Erfahrung wusste, dass der Anblick des schwarzen Steinkopfs, an dem frisches Blut, verfilztes Haar und Knochen klebten, die meisten Gegner beeindruckte.

Die Geste zeigte Wirkung. Die anderen Gestalten traten einen Schritt zurück und hoben ihre Waffen, um zu zeigen, dass sie nicht angreifen wollten. Dann ging einer um die anderen herum und kam auf Doomhammer zu. Sein Haar bestand aus Zöpfen, statt zu einer steifen Krone geformt zu sein. Er trug eine Knochenkette um seinen Hals.

»Du mit Zul’jin reden wollen?«, fragte die Kreatur. Doomhammer nickte und nahm an, dass der Anführer entweder so hieß oder es sich um seinen Titel handelte. »Ich bringen ihn her«, bot die Kreatur an. Sie drehte sich um, verschwand geräuschlos in den Schatten und ließ ihre vier Gefährten zurück. Sie tauschten Blicke, dann starrten sie auf die Orcs. Offensichtlich wussten sie nicht, wie sie sich verhalten sollten.

»Wir warten«, verkündete Doomhammer ruhig sowohl den Trollen als auch seinen eigenen Kriegern. Er stellte den Kopf seines Hammers auf den Boden und stützte sich auf den langen Schaft. Dabei blieb er wachsam, aber unbekümmert.

Als sie sahen, dass er die Kreaturen nicht angriff, entspannten sie sich ein wenig und senkten ihre Waffen ebenfalls. Eine der Gestalten setzte sich sogar auf den Boden. Seine Augen beobachteten aber weiter jede Bewegung der Orcs.

»Wie heißt du?«, fragte Doomhammer ihn nach ein paar Minuten.

»Ich bin Krul’tan«, antwortete die Kreatur.

»Orgrim Doomhammer«, stellte Doomhammer sich vor, wobei er mit dem Daumen auf sich wies. »Wie sind die Orcs vom Blackrock-Clan. Wer seid ihr?«

»Wir Waldtrolle«, kam es überrascht, als könnte Krul’tan nicht glauben, dass sie das nicht wussten. »Vom Amani-Stamm.«

Doomhammer nickte. Waldtrolle also. Und sie waren in Stämme aufgeteilt, was bedeutete, dass sie zivilisiert waren. Sehr viel mehr jedenfalls als Oger.

Zum ersten Mal zog er ernsthaft in Erwägung, dass Blackhands Idee weise sein könnte. Diese Kreaturen ähnelten mehr den Orcs als den Ogern, abgesehen von ihrer Größe und Stärke natürlich.

Was für prächtige Verbündete sie abgegeben hätten! Und sie stammten von dieser Welt, was bedeutete, dass sie ihnen vertraut war und sie die hiesigen Lebensformen und Gefahren wohl bestens kannten.

Eine Stunde verging. Plötzlich lösten sich ohne Warnung Schatten von den Bäumen und bewegten sich auf großen, lautlosen Füßen.

Es waren Trolle, derjenige, der sie verlassen hatte, und drei weitere.

»Du wollen Zul’jin treffen?«, fragte einer. Er trat so nah genug heran, dass Doomhammer die Perlen und die Metallteile sehen konnte, die an seinen langen Zöpfen baumelten. »Hier ich bin!«

Zul’jin war etwas größer als die anderen Trolle und auch etwas schlanker. Er trug schwere Stoffe, die um seine Hüfte gewickelt waren, und eine offene Weste aus schwerem Leder. Ein dicker Schal war um seinen Hals geschlungen und bedeckte das Gesicht bis zur Nase. Das verlieh ihm ein düsteres Erscheinungsbild.

Aus dieser Nähe konnte Doomhammer auch erkennen, dass die Haut des Trolls mit Pelz überzogen war. Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass es wie Moos aussah…

Die Trolle wirkten so grün, weil sie sich mit Moos bedeckten! Was für merkwürdige Kreaturen sie doch waren…

»Ich bin Doomhammer – und ja, ich würde gern mit dir sprechen.« Doomhammer schaute zu dem Waldtroll auf und zeigte dabei keinerlei Furcht. »Mein Anführer Blackhand herrscht über die Horde. Zweifellos habt ihr unsere Leute schon durch den Wald ziehen gesehen.«

Zul’jin nickte. »Wir euch gesehen, wie ihr durch Bäume gekracht. Ihr sein unbeholfener als Menschen«, sagte er. »Aber stärker, ja. Und für Krieg bereit. Was ihr wollt von uns?«

Selbst hinter dem Schal konnte Doomhammer das Grinsen des Trolls erahnen. Kein sehr angenehmer Gesichtsausdruck.

»Ihr wollt unsern Wald, ja? Ihr mit uns kämpfen müsst darum.« Zul’jins Hände glitten zu den beiden Äxten, die er am Gürtel baumeln hatte. »Und ihr verlieren.«

Doomhammer befürchtete, dass der Trollhäuptling damit sogar Recht haben könnte. Die Horde war zwar deutlich zahlreicher, aber wenn alle Waldtrolle so stark und leise wie diese hier waren, konnten sie aus dem Nichts heraus zuschlagen… und dorthin auch wieder verschwinden. Sie konnten jeden Orc töten, der dieses Gebiet aufsuchte, während die Horde keine große Streitmacht durch die Bäume führen konnte, um den Angriffen erfolgreich zu begegnen.

Zum Glück hatte sie das auch gar nicht vor.

»Wir wollen euren Wald nicht«, versicherte Doomhammer dem Anführer der Trolle. »Wir wollen eure Stärke. Wir wollen die Welt erobern – und euch dabei als Verbündete haben.«

Zul’jin runzelte die Stirn. »Verbündete? Warum? Was wir hätten davon?«

»Was wollt ihr denn haben?«

Einer der anderen Trolle sagte etwas in einer merkwürdigen, zischenden Sprache. Doch Zul’jin schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab. »Wir nichts brauchen«, antwortete er schließlich. »Wir Wald haben. Niemand hinein sich wagt, nur verdammte Elfen. Doch um die wir uns selbst kümmern.«

»Seid ihr sicher?«, fragte Doomhammer, der einen möglichen Ansatzpunkt witterte. »Diese Elfen – sind sie ein eigenes Volk? Ein mächtiges Volk?«

»Mächtig, ja«, stimmte der Troll ihm knurrend zu. »Aber wir sie töten seit alten Tagen, als sie kamen in unser Land. Wir Hilfe nicht brauchen.«

»Warum knöpft ihr sie euch nur nach und nach vor?«, fragte Doomhammer. »Warum geht ihr nicht in ihre Städte und vernichtet sie restlos – ein für alle Mal? Wir könnten euch dabei helfen! Mit der Horde auf eurer Seite könntet ihr die Elfen für immer vernichten, und der Wald würde künftig ganz allein euch gehören.«

Zul’jin schien darüber nachzudenken. Und einen Moment lang wagte Doomhammer zu hoffen, dass der schlanke Waldtroll zustimmen würde. Aber schließlich schüttelte er den Kopf. »Wir selber bekämpfen Elfen«, erklärte er. »Wir Hilfe nicht brauchen. Und wir nicht brauchen Rest der Welt, nicht mehr. Deshalb wir nichts davon haben, wenn ziehen aus, um bekämpfen andere.«

Doomhammer seufzte. Er erkannte, dass er den Waldtroll nicht umstimmen konnte. Und er vermutete, dass zu starkes Drängen ihn nur verärgern würde. »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Mein Häuptling wird sehr enttäuscht sein, so wie ich auch. Aber ich respektiere eure Entscheidung.«

Zul’jin nickte. »Geh in Frieden, Orc«, flüsterte er und trat bereits zurück in die Schatten. »Kein Troll wird euch belästigen.« Dann war er fort und die anderen Trolle mit ihm…

Blackhand war tatsächlich enttäuscht gewesen. Der Kriegshäuptling hatte Doomhammer angebrüllt und ihm und den anderen Orcs Versagen vorgeworfen. Aber nachdem er sich wieder beruhigt hatte, stimmte er Doomhammers Einschätzung zu, dass ein zu hartnäckiges Bedrängen die Trolle vielleicht zu Feinden statt zu einer neutralen Partei hätte machen können. Was sie auf gar keinen Fall riskieren durften.

Doomhammer bereute die Entscheidung des Trollhäuptlings noch immer. Deshalb hatte er seinen Kundschaftern aufgetragen, nach Trollen Ausschau zu halten, wann immer sie dem Wald nahe kamen oder ihn durchquerten.

Und das hatte sich jetzt vielleicht ausgezahlt.


Doomhammer beobachtete, wie die beiden Boote an der nördlichen Küste der Insel anlegten. Rend sprang an Land, gefolgt von einem langsameren Troll, dessen Haar zu Zöpfen geflochten war. Ein langer Schal war um seinen Hals und die untere Gesichtshälfte geschlungen.

Doomhammer freute sich. Es war Zul’jin höchstpersönlich!

»Sie waren zusammengepfercht und angekettet«, berichtete Rend. Er blieb wenige Schritte von Doomhammer entfernt stehen. »Die Menschen waren achtlos, weil sie annahmen, dass die einzige Bedrohung im Wald die gewesen sei, die sie selbst eingefangen hatten.« Der Häuptling des Black-Tooth-Grin-Clans lachte. »Keiner, der uns gesehen hat, lebt noch.«

»Gut.«

Sie warteten, während der Häuptling der Trolle sich näherte. Er sah noch genauso aus wie bei der letzten Begegnung. Von seinem Gesicht konnte Doomhammer ablesen, dass er sich an diese Begegnung ebenfalls noch erinnerte.

»Deine Krieger uns gerettet haben«, sagte der Waldtroll, trat zu Doomhammer und nickte ihm anerkennend zu. Eine Begrüßung unter Gleichrangigen. »Zu viele es waren, und hatten Fackeln, um zurückzuhalten uns.«

Doomhammer nickte. »Ich freue mich, dass ich einem Krieger helfen konnte«, sagte er. »Als ich hörte, dass du gefangen genommen wurdest, schickte ich meine Leute sofort los.«

Zul’jin grinste. »Dein Häuptling dich geschickt?«

»Ich bin jetzt der Häuptling«, antwortete Doomhammer und grinste nun selbst breit.

Der Troll blickte nachdenklich drein. »Deine Horde immer noch die Welt erobern will?«, fragte er schließlich.

Doomhammer nickte stumm und voller Anspannung, wie Zul’jins nächste Reaktion aussehen würde.

»Wir euch dann helfen«, verkündete dieser nach einem nicht enden wollenden Moment. »So wie ihr uns geholfen – Verbündete!« Er streckte seine Hand aus.

»Verbündete!« Doomhammer ergriff sie. In seinem Kopf schwirrten bereits die Ideen, wie es weitergehen würde.

Mit den Trollen, der Horde und den neuen Streitkräften, die Zuluhed dem Oberbefehl der Horde unterwarf, konnte sich ihnen nichts mehr in den Weg stellen.

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