»Sind wir bereit?«
»Bereit, Sire.«
Daelin Proudmoore nickte und blickte weiter geradeaus. »Gut. Gebt das Signal, in Position zu gehen. Wir greifen an, sobald wir in Reichweite sind.«
»Ja, Sire.« Der Quartiermeister salutierte und läutete dann die große Messingglocke neben dem Steuerrad.
Proudmoore hörte, wie die Füße seiner Leute über das Deck trommelten, Seile gerefft wurden und die Männer auf seinem Flaggschiff eiligst ihre Positionen einnahmen.
Er lächelte. Er liebte Ordnung und Präzision, und seine Mannschaft wusste das. Er hatte jeden seiner Leute handverlesen. Nie war er mit besseren Männern gesegelt. Und auch wenn er das niemals offen zugegeben hätte, wusste die Mannschaft, dass er große Stücke auf sie hielt.
Proudmoore richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Meer. Er beobachtete die Wellen und den Himmel. Er hob sein Fernrohr und suchte nach den dunklen Umrissen, die er bereits gesehen hatte.
Da! Die Schiffe waren jetzt viel näher, und er konnte einzelne Umrisse voneinander unterscheiden, nicht mehr länger nur die Mastspitzen.
Der Ausguck hatte von seinem Krähennest aus eine noch viel bessere Sicht. In spätestens zehn Minuten würden die Umrisse sich in Schiffe verwandeln.
Orc-Schiffe! Die Flotte der Horde, um genauer zu sein.
Proudmoore schlug mit der Faust auf die Hartholzreling. Es war das einzige sichtbare Zeichen seiner Erregung.
Endlich! Davon hatte er seit Beginn des Krieges geträumt. Er war begeistert gewesen, als er die Nachricht von Turalyon erhalten hatte, dass die Horde nach Southshore segele. Als der Ausguck dann die Orc-Schiffe auf der Großen See erspäht hatte, versuchte er seine Aufregung zu unterdrücken.
Der Ausguck hatte ihn auch darüber informiert, dass die Orcs zwei verschiedene Gruppen bildeten. Die erste hatte schnellstmöglich das offene Meer angesteuert, während die zweite sich noch mühte, aufzuholen. Es war schwer abzuschätzen, ob die beiden einfach schlecht koordiniert waren, oder ob die zweite Gruppe die erste verfolgte.
Konnte es so etwas wie Orc-Rebellen geben? Proudmoore wusste es nicht, und es war ihm auch egal. Es zählte nicht, wohin die Grünhäute gefahren waren oder was sie vorhatten. Ihn interessierte lediglich, dass die Orc-Schiffe zurückkehrten – zurück nach Lordaeron.
Und jetzt waren sie endlich in Reichweite.
Proudmoore konnte die Schiffe mit bloßem Auge erkennen. Sie bewegten sich sehr schnell, obwohl sie keine Segel hatten. Er hatte bislang nur wenige Orc-Schiffe aus der Nähe gesehen. Um dieses Tempo erreichen zu können, mussten die Orcs völlig synchron rudern. Das hohe Tempo bedeutete aber auch, dass sie an Manövrierbarkeit einbüßten. Seine eigenen Schiffe konnten die Orcs leicht umkreisen…
Er wollte vermeiden, dass die Orcs sie zu früh bemerkten. Seeschlachten waren ein riskantes Unterfangen. Proudmoore wollte die Orc-Flotte so schnell und effizient wie möglich versenken.
Nun also harrte er hinter der Insel Wappenfall aus, nordöstlich von seinem geliebten Kul’Thiras. Seine gesamte Flotte war bereit und wartete darauf, dass die Gegner in Reichweite kamen.
Und das passierte gerade.
»Feuer!«, rief Proudmoore, als das zehnte Orc-Schiff ihre Position passiert hatte. Die Grünhäute schienen nicht gesehen zu haben, dass er mit seiner Flotte zwischen den beiden Inseln wartete. Die Segel waren noch aufgerollt und die Laternen zugehängt.
Die erste Salve erwischte das anvisierte Schiff. Die Kugeln trafen es genau in der Mitte, wodurch es auseinanderbrach und schließlich sank.
»Segel setzen, volle Kraft voraus!«, befahl Proudmoore. Das Schiff schoss förmlich über das Wasser, als der Wind sich in den Segeln fing. Er wusste, dass seine Kanoniere bereits nachluden, und weitere Seeleute standen mit Armbrüsten oder kleinen Fässern mit Schwarzpulver bereit.
»Zielt auf das nächste Schiff in der Reihe«, instruierte Proudmoore sie. Die Besatzung bestätigte und schleuderte die Fässer auf das nächste Orc-Boot. Dann zündeten sie ölgetränkte Lappen an, die um die Bolzen der Armbrustschützen gewickelt waren und feuerten sie ab. Eines der Fässer explodierte und streute Feuer über das Deck… dann ging ein zweites hoch. Das Schiff stand schnell in Flammen, seine teergedeckten Planken brannten lichterloh.
Dann war Proudmoores Schiff an der Reihe der Orc-Schiffe vorbei und drehte bei, um von der anderen Seite anzugreifen.
Es lief alles so gut, wie Proudmoore es erwartet hatte. Die Orcs waren keine Seeleute und wussten nur wenig über Segeln oder Seekriegsführung. Aber sie waren unerschrockene Krieger, und es konnte gefährlich werden, wenn sie in Enterreichweite kamen. Aber Proudmoore hatte seine Kapitäne instruiert, sich von ihnen fernzuhalten. Mehrere seiner Schiffe waren ihm durch die gegnerische Flotte hindurch gefolgt und bedrohten die Fahrzeuge der Grünhäute nun von der gegenüberliegenden Seite. Eine zweite Gruppe war nahe bei Wappenfall geblieben und schlug von dort aus zu. Ein dritter Verband wiederum hatte sich nach Norden gewandt und die kämpfenden Schiffe passiert. Jetzt bildeten sie eine Blockade für diejenigen Orc-Boote, die zu fliehen versuchten. Ein vierter Pulk schließlich hatte sich südlich gehalten, wodurch er die Orc-Schiffe umzingeln konnte.
Drei Boote hatte die Horde bereits verloren. Proudmoores Flotte dagegen musste bislang keinerlei Verlust beklagen.
Er erlaubte sich ein seltenes Lächeln. Bald würde das Meer wieder orcfrei sein…
In diesem Moment meldete der Ausguck: »Admiral! Da… da kommt was auf uns zu – aus der Luft!«
Proudmoore sah auf und erblickte den Seemann, der bleich geworden war, sich schüttelte und nach Norden stierte. Der Admiral wandte sein Fernrohr in diese Richtung und erkannte schon bald, was den Ausguck derart verängstigte.
Kleine dunkle Flecke stießen aus den Wolken auf sie herab. Sie waren noch zu weit entfernt, um klar identifiziert werden zu können, aber er sah, dass es mehrere waren, die sich schnell näherten.
Er wusste nicht, über welche fliegenden Einheiten die Horde verfügte. Doch etwas sagte Proudmoore, dass diese Schlacht noch lange nicht gewonnen war.
Derek Proudmoore sah auf. Er stand neben dem Steuermann.
»Was war das?«, wandte er sich an den Mann im Ausguck, aber der war im Krähennest zusammengesunken und gab keine Antwort.
Derek überlegte nicht lange, sondern sprang auf und eilte zum Hauptmast. Über die Aufbauten gelangte er zum Hauptholm und von dort aus weiter zum Krähennest.
»Gerard?«, rief er, oben angekommen. »Alles in Ordnung?« Gerard sah ihn mit Tränen in den Augen an. Er schüttelte den Kopf und kauerte sich noch mehr zusammen als ohnehin schon.
»Was ist?« Derek kletterte in das Krähennest und setzte sich neben den Seemann. Er kannte Gerard seit Jahren und vertraute ihm völlig.
Nach einer Weile begriff er, dass der Mann nicht krank, sondern völlig verschreckt war, vor Angst unfähig zu sprechen. Der Gedanke, dass ein tapferer Seemann, ein Veteran vieler Schlachten, derart verängstigt war, ließ Derek schaudern.
»Hast du etwas gesehen?«, fragte er freundlich.
Gerard nickte. Er kniff die Augen zusammen, als wollte er das Gesehene aus der Erinnerung verdrängen.
»Wo?«
Zuerst schüttelte der Ausguck den Kopf, aber schließlich zeigte er mit zitternder Hand nach Norden.
»Ruh dich aus«, sagte Derek leise. Dann stand er auf und schaute, was seinen Freund und Mannschaftskameraden derart erschüttert hatte – und kippte vor Verblüffung fast selbst nach hinten.
Aus den Wolken stürzte ein Drache herab. Seine Schuppen glänzten blutrot im frühen Morgenlicht. Hinter ihm entdeckte Derek einen zweiten, dann einen dritten. Schließlich noch weitere, bis er schließlich mindestens ein Dutzend der massigen Kreaturen zählte. Ihre ledrigen Flügel schlugen kraftvoll, um sich in der Luft zu halten. Mit jedem Schlag kamen sie ihrem Ziel näher – der Flotte.
Derek bemerkte kaum das Leid in den großen goldenen Augen der Drachen oder die grünhäutigen Gestalten auf ihrem Rücken. Er überlegte nur fieberhaft, wie das Auftauchen dieser Kreaturen sich auf den Verlauf der Schlacht auswirken würde. Jeder einzelne Drache war größer als ein ganzes Schiff, dazu deutlich schneller und beweglicher.
Und er konnte fliegen. Die scharfen Krallen würden sich wahrscheinlich mit Leichtigkeit durch die Bordwand bohren und Masten wie Zweige zerbrechen.
Er musste den Rest der Flotte warnen – er musste seinen Vater warnen!
Derek beugte sich über den Rand des Krähennests, um dem Steuermann etwas zuzurufen, als er eine Bewegung bemerkte und aufblickte.
Der führende Drache war bereits so nah, dass Derek das Grinsen auf dem Gesicht des Orcs erkennen konnte, der ihn ritt. Die Echse öffnete ihr gewaltiges Maul. Derek sah die lange schlangenartige Zunge, umgeben von scharfen dreieckigen Zähnen, die so groß wie er selbst waren.
Dann bemerkte er das Glühen im Schlund des Drachen, der sich näherte und immer größer wurde.
Plötzlich explodierte die Welt um ihn herum. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit zu schreien, als die Flammen ihn auch schon verschlangen.
In einem einzigen Durchgang zerstörten die Drachen den dritten Verband, alle sechs Schiffe. Jedermann an Bord stürzte ins Verderben.
Dann rissen die Drachenreiter ihre Tiere herum und wandten sich dem ersten Schiffspulk zu. Den Einheiten, die zwischen den Orcs und der Freiheit standen.
»Verdammt seien sie! Verdammt seien sie alle!« Admiral Proudmoore schlug so hart auf die Reling, dass entweder seine Finger brechen oder ein paar Holzstücke aus der Wand herausbrechen würden.
Er sah gerade noch, wie der Zerstörer des dritten Verbands in den Wellen versank. Zurück blieb nur auf der See schwimmende Asche. Proudmoore wusste, dass keine Chance bestand, Derek oder ein anderes Mannschaftsmitglied jemals lebend wiederzusehen. Aber jetzt war keine Zeit zum Trauern. Das musste bis später warten – wenn er so lange noch lebte. Er schob alle Gedanken an seinen ältesten Sohn beiseite und konzentrierte sich auf die taktischen Auswirkungen.
Die Nordpassage war jetzt wieder offen. Die Orc-Schiffe konnten einfach durchfahren, während die Drachen Dereks Verband bedrängten. Wenn das passierte, konnten die Orcs wieder in den Hügelgegenden oder bei Southshore landen und sich mit der Horde vereinigen.
Dann hatte er versagt. Und das durfte er nicht zulassen.
»Dreht um!«, befahl er und machte dem eigenen Steuermann Feuer unter dem Hintern. »Ich will, dass die Hälfte unserer Schiffe nach Norden fährt und den Weg dort wieder blockiert! Der Rest bleibt, wo er ist, und greift weiter an!«
Der Seemann nickte. »Aber – die Drachen«, begann er, obwohl seine Hände das große Rad bereits bewegten.
»Die Orcs sind ganz normale Gegner«, antwortete Proudmoore. »Wir peilen sie an wie andere Schiffe auch.«
Seine Männer nickten und befolgten seine Befehle. Segel wurden ausgerefft und in den Wind gedreht. Dann luden sie die Kanonen und benutzten Keile, um sie in einem steilen Winkel zu positionieren. Danach machten die Seeleute die Armbrüste sowie die Fässer mit dem Schwarzpulver bereit.
Als ihnen der erste Drache entgegenflog, zog Proudmoore sein Schwert und hielt es hoch, dann ließ er es ruckartig herabfahren.
»Angriff!«
Sie kämpften verzweifelt – aber der Angriff verpuffte wirkungslos. Der Drache wich jeder Kugel aus, die daraufhin ins Meer stürzte. Er schlug die Fässer mit seinen Flügeln beiseite und ignorierte die brennenden Armbrustbolzen einfach, die harmlos von seinen Schuppen abprallten. Immerhin wurde er durch die Heftigkeit des Angriffs zurückgeworfen, wodurch Proudmoore die Möglichkeit erhielt, sich andere Methoden zu überlegen.
Glücklicherweise musste er sich gar nichts einfallen lassen. Er überlegte noch, wie er die Leinen oder Ketten einsetzen konnte, um die Drachen wenigstens zu behindern, da stießen auch schon mehrere neue Gestalten aus den Wolken herab.
Sie waren deutlich kleiner als die Drachen, vielleicht doppelt so groß wie ein Mensch, und hatten lange gefiederte Flügel, Schwänze und scharfe Schnäbel. Auf dem Rücken eines jeden ritt etwas, das wie ein kleiner Mann aussah. Sie waren in merkwürdige, mit Federn bestückte Rüstungen gekleidet, von Tätowierungen bedeckt und kämpften mit massiven Hämmern.
»Wildhammerzwerge, zum Angriff!«
Kurdran Wildhammer stand im Sattel, schleuderte seinen Sturmhammer und erwischte einen Drachenreiter an der Brust. Der überraschte Orc fiel aus dem Sattel, und die Zügel entglitten den leblosen Händen, während sein Körper zwischen den Wellen verschwand.
Sein Drache brüllte vor Überraschung und Wut auf, was trotz des Donnerschlags zu hören war. Aber das Geräusch verwandelte sich in Schmerzenslaute, als Sky’rees scharfe Klauen tief in die Flanke des Drachen schlugen. Sie schnitten durch die Schuppen hindurch, zwischen denen schwarzes Blut hervordrang.
Tomhar befand sich neben ihm. Sein eigener Greif riss mit Schnabel und Klauen ein großes Stück aus dem linken Flügel des Drachen. Dann warf Farand seinen Hammer von der gegenüberliegenden Seite und traf den Drachen am Kopf. Dessen Augen blinzelten orientierungslos, und er begann zu fallen. Eine riesige Welle schwappte über das Wasser, als er aufprallte und versank. Der Drache kam nicht wieder hoch.
Kurdran flog über das größte Schiff. »Wir helfen Euch!«, rief er dem großen älteren Mann zu, der auf der Brücke stand. Der nickte und grüßte mit dem Schwert in der Hand. »Wir nehmen uns diese Bestien vor«, versicherte ihm Kurdran. »Kümmert ihr Euch um die Schiffe.«
Admiral Proudmoore nickte wieder und gewährte ihm ein verschmitztes Grinsen. »Oh ja, wir werden uns um sie kümmern«, versprach er dem Zwerg. Dann wandte er sich an den Steuermann. »Fahr weiter«, befahl er. »Wir schneiden ihnen den Weg wie geplant ab, und dann schnappt die Falle zu. Ich will nicht, dass auch nur ein einziges Schiff der Orcs entkommt!«
Die Wildhammerzwerge griffen die Drachen an, töteten mehrere und vertrieben den Rest. Proudmoores verbliebene Schiffe kreisten die Orcs ein und begannen sie von allen Seiten anzugreifen.
Er büßte ein weiteres Schiff ein. Es war den Grünhäuten, die von dem eigenen sinkenden Schiff flohen, zu nahe gekommen. Sie töteten den größten Teil der Besatzung, bevor der sterbende Kapitän ein Pulverfass zünden konnte und so sein Schiff versenkte.
Außerdem hatte die Allianz die dritte Gruppe und ein paar weitere Boote an die Drachen verloren. Doch die Verluste der Orcs lagen beträchtlich höher. Eine Handvoll ihrer Schiffe schaffte es außer Reichweite, aber der Rest fiel Proudmoores Zorn zum Opfer.
Ein paar Horden-Krieger versuchten zu schwimmen oder ergriffen treibende Planken. Die meisten jedoch ertranken, verbrannten oder wurden erschossen. Ihre Leichen trieben auf den Wellen.
Nachdem die letzten Orc-Schiffe außer Sichtweite geraten waren, entschieden die restlichen Drachenreiter, dass sie hier nichts mehr ausrichten konnten. Sie wendeten und flohen nach Osten, nach Khaz Modan. Die Wildhammerzwerge verfolgten sie mit Rufen und Gebrüll.
Proudmoore nahm müde, aber siegreich den Rest seiner Flotte in Augenschein – ein Sieg, der teuer erkauft worden war.
»Sire!«, rief einer der Seeleute. Er hatte sich weit über die Reling gebeugt und zeigte auf etwas, das im Wasser treiben musste.
»Was ist denn?«, zischte Proudmoore und trat neben den Mann.
Aber sein Arger verwandelte sich in Hoffnung, als er sah, was der Seemann ausgemacht hatte.
Jemanden, der sich an einer Planke festhielt – ein Mensch!
»Werft ihm ein Seil zu!«, befahl Proudmoore, und die Seeleute gehorchten hastig. »Und sucht das Wasser nach weiteren Überlebenden ab!« Er hatte keine Ahnung, wie jemand aus der dritten Gruppe so weit geschwommen sein konnte. Aber offenbar hatte es jemand geschafft. Und das bedeutete, dass auch noch andere das Massaker überlebt haben konnten.
Ein Hoffnungsfunken glomm auf, dass Derek einer von ihnen sein könnte. Diese Hoffnung verwandelte sich zunächst in Verwirrung, dann in Wut, als der Mann schließlich an Bord geholt wurde. Statt der grünen Kleidung von Kul Tiras trug der Halbertrunkene das mit Wasser vollgesogene Hemd von Alterac. Und es gab nur eine Möglichkeit, wie Perenoldes Männer auf die Große See gekommen sein konnten: mit der Orc-Flotte.
»Was hast du auf einem Orc-Boot gemacht?«, wollte Proudmoore wissen und setzte dem Mann sein Knie auf die Brust.
Bereits geschwächt, schnappte der Mann nach Luft und wurde bleich.
»Sprich!«
»Fürst Perenolde… hat uns geschickt«, sagte der Mann. »Wir… führten die Orcs zu ihren… Schiffen. Er befahl… uns… ihnen… jede nötige… Hilfe zu gewähren.«
»Verräter!« Proudmoore zog seinen Dolch und presste ihn an den Hals des Mannes. »Verbrüderung mit der Horde! Ich sollte dich wie ein Tier ausweiden und deine Innereien im Meer verstreuen!« Er verstärkte den Druck auf die Klinge und beobachtete, wie eine dünne rote Linie auf der Haut des Mannes sichtbar wurde. Die scharfe Klinge schnitt überaus leicht in sein Fleisch.
Aber dann zog Proudmoore sie zurück und stand wieder auf. »Ein solcher Tod wäre zu gut für dich«, verkündete er und steckte seinen Dolch weg. »Und lebendig kannst du Perenoldes Verrat bezeugen.« Er wandte sich an einen der Seeleute. »Fesselt ihn und werft ihn in die Brigg! Und sucht nach weiteren Überlebenden. Je mehr Beweise wir haben, desto schneller wird Perenolde hängen.«
»Jawohl, Sire!« Der Mann salutierte und eilte davon. Es dauerte eine weitere Stunde, bevor sie die Wasseroberfläche in der Umgebung vollständig abgesucht hatten. Sie fanden drei weitere Männer, die alle die Geschichte des Ersten bestätigten. Es befanden sich auch zahllose Orcs im Wasser, aber diese ließ man ertrinken.
»Kurs setzen nach Southshore«, befahl Proudmoore seinem Steuermann, nachdem auch der letzte überlebende Verräter aus Alterac an Bord geholt worden war. »Wir werden uns mit der Armee der Allianz treffen und unseren Erfolg und Alteracs Verrat verkünden.«
Damit drehte er sich um und stapfte in seine Kabine, wo er sich seiner Trauer hingeben konnte. Später würde er einen Brief an seine Frau schreiben, um ihr mitzuteilen, was ihrem ältesten Sohn widerfahren war.