»Es wird ein beeindruckendes Denkmal«, sagte Turalyon. Er und Khadgar saßen auf ihren Pferden in der Nähe der Klippenkante. Sie schauten auf dieselbe Ebene hinab, auf der Lothar vor Monaten seine letzte Schlacht geschlagen hatte.
Die Landschaft war öde, grausam und harsch. Alles bestand aus schwarzem Stein und erkalteter Lava, mit Ausnahme jener Stellen, wo die Lava rot glühte. Die Luft war voller Asche und Ruß, und der Himmel schien ständig bewölkt zu sein. Die Berge ragten wie missbilligende Wächter auf. Ihnen gegenüber erhob sich die Schwarzfelsspitze.
»Das wird es«, stimmte Khadgar zu. »Sein Opfer wird auf ewig als Symbol für Treue und Tapferkeit gelten, selbst dann noch, wenn dieser Krieg längst vergessen ist.«
Turalyon nickte, sein Blick hing immer noch an der Statue, die sich vor der Festung zeigte. Fürst Anduin Lothar, Held von Stormwind und Oberkommandierender der Allianz, stand dort mit erhobenem Schwert und Schild und starrte zum Himmel empor, als wollte er ihn zum Kampf herausfordern. Er trug seine volle Rüstung, aber keinen Helm. Seine markanten Gesichtszüge zeigten Richtung Tal, sein Blick war ernst, aber freundlich.
»Wenigstens ist es jetzt vorbei«, sagte Khadgar.
Das stimmte. Die Schlacht am Dunklen Portal war tatsächlich die letzte dieses Krieges gewesen. Die wenigen überlebenden Orcs hatten sich ergeben und waren in die Gefangenschaft gewandert. Niemand wusste so recht, was man mit ihnen anfangen sollte. Bislang hatte man sie dafür verwandt, die Baustoffe für Lothars Denkmal zu transportieren – eine Ironie, die Turalyon gefiel. Nachdem das aber nun erledigt war, wurden die Orcs vermutlich anderswo für ähnlich harte Arbeit eingesetzt. Er bezweifelte, dass sie getötet wurden, aber man konnte sie auch nicht freilassen, da nicht auszuschließen war, dass sie die Horde wieder aufbauen wollten. Einige, inklusive der ehemaligen Angehörigen des Blackhand-Clans, waren entkommen, doch es waren nicht genug, um eine ernstliche Gefahr darzustellen.
Aber das war auch nicht sein Problem. Terenas und die anderen Könige würden diese Entscheidung fällen, wenn die Zeit dafür reif war.
Nach Lordaerons Befreiung war Terenas mit seinen Streitkräften nach Alterac marschiert und hatte den verräterischen Perenolde unter Berufung auf das Kriegsrecht gefangen genommen. Alteracs Schicksal war immer noch unsicher. Doch die Allianz würde fortbestehen, und die Monarchen hatten Turalyon gebeten, weiterhin Kommandeur zu bleiben. Er hatte sich damit einverstanden erklärt, weil er der festen Überzeugung war, dass Lothar es so gewollt hätte. Sein Freund und Mentor hatte immer nur sein Land und seine Leute beschützen wollen, und Turalyon schwor sich, dieser Tradition zu folgen und sie fortzusetzen.
»Du wälzt schwere Gedanken«, meinte Khadgar und verpasste ihm einen Rippenstoß.
»Nur über die Zukunft – und was sie bringen mag«, erwiderte Turalyon.
»Niemand kennt die Zukunft«, sagte sein Freund, wobei ein merkwürdiger Ausdruck über sein Gesicht huschte. »Obwohl ich befürchte, dass wir der Horde und ihrer Welt wiederbegegnen werden.«
»Ich hoffe, du hast unrecht«, sagte Turalyon. »Aber wenn es stimmt, werden wir hier auf sie warten und sie wieder zurückschlagen – wie beim letzten Mal. Diese Welt gehört uns, und beim Heiligen Licht, wir werden sie jetzt und für immer für uns bewahren!«
Der Magier lachte. »Ein ehrenhafter Schwur, werter Turalyon«, stichelte er. »Dafür werden sie auch dir ein Denkmal setzen, eines Tages.«
»Ein Denkmal?« Turalyon lachte schallend. »Was könnte einer wie wir schon Großartiges verrichten, um sich das zu verdienen?«