»Die Menschen kommen!«
Doomhammer blickte geistesabwesend auf und ärgerte sich über die Angst in Tharbeks Stimme. Wann war sein barbarischer Stellvertreter derart schwach geworden?
»Das weiß ich«, knurrte er als Antwort und blickte an dem Orc vorbei. Sie standen hoch über der Felsenebene auf einer schroffen Platte, die aus der Spitze herausgetrennt war. Hinter ihnen erhob sich die Festung.
Von ihrer Position aus konnte Doomhammer die Horde, die dort unten lagerte, erkennen. Beim letzten Mal, als er diesen Anblick genossen hatte, hatten seine Krieger die Ebene darunter verdeckt. Es hatte keinen freien Platz mehr gegeben. Jetzt konnte man große schwarze Bodenstellen erkennen, sowie grüne und braune. Er konnte jede Familie einzeln sehen, wie ihre Angehörigen sich umeinander gruppierten, klar von den jeweils anderen Sippen abgegrenzt.
Wann war seine Horde derart geschrumpft? Wohin hatte er sie nur geführt? Warum hatte er nicht früher auf Durotan gehört und die Worte seines alten Freundes beherzigt? Alles, wovor er ihn gewarnt hatte, war eingetroffen!
»Was sollen wir tun?«, fragte Tharbek und trat hinter ihn. »Wir sind nicht mehr zahlreich genug, um sie zurückzuschlagen.«
Doomhammer sah seinen Stellvertreter so aufgebracht an, dass der andere zurückzuckte. Es stimmte, sie waren jetzt weniger Orcs. Sie konnten nicht mehr die ganze Welt besetzen. Aber sie waren immer noch Orcs, bei den Ahnen!
»Was wir tun werden?«, blaffte er seinen Offizier an und zog seinen Hammer. »Wir werden natürlich kämpfen!«
Er wandte sich von dem zitternden Tharbek ab und trat weiter auf die Felsplatte hinaus. »Mein Volk, hört mich an!«, brüllte er und riss seinen Hammer hoch.
Einige schauten auf, aber andere taten es nicht, und das erzürnte ihn. Er führte einen mächtigen Schlag gegen die Klippe. Das Krachen sicherte ihm augenblicklich die volle Aufmerksamkeit der gesamten Horde.
»Hört mich an!«, brüllte er erneut. »Ich weiß, dass wir Niederlagen hinnehmen mussten und dass unsere Zahl schmerzlich gesunken ist. Ich weiß, dass uns Gul’dans Verrat teuer zu stehen kommt. Aber wir sind immer noch Orcs! Wir sind immer noch die Horde! Und diese Welt soll unter unseren Schritten erzittern!«
Jubel brandete unter den Kriegern auf, aber er klang nicht halb so überzeugend, wie Doomhammer es erhofft hatte.
»Die Menschen haben uns hierher verfolgt«, fuhr er fort, wobei er jedes Wort förmlich ausspuckte. »Sie glauben, sie haben uns geschlagen! Sie glauben, wir wären vor ihrer Stärke hierher geflohen wie ein geprügelter Hund… aber sie irren sich!« Er hob erneut seinen Hammer an. »Wir sind hier, weil das hier unsere Festung ist, unser Ort der Stärke. Wir sind gekommen, weil wir von hier aus erneut losschlagen und das Land mit unserer Stärke unterwerfen können. Wir sind hierher gekommen, um wieder auszuschwärmen, auf dass die Menschen beim Klang unseres Namens aufs Neue erzittern!«
Diesmal war der Jubel bereits beträchtlich lauter, und Doomhammer ließ ihn über sich hinwegbranden, badete darin. Die Krieger standen auf und schwangen ihre Waffen. Er hatte eine Aufgabe für sie, und das war gut.
»Wir warten nicht darauf, dass sie zu uns kommen«, sagte er. »Wir werden hier nicht ausharren und sie die Schlacht diktieren lassen. Nein. Denn wir sind Orcs! Wir sind die Horde! Wir bringen den Kampf zu ihnen. Sie werden bereuen, dass sie uns hierher gefolgt sind! Und wenn wir sie vernichtet haben, werden wir über ihre Leichen steigen und dieses Land wieder für uns in Besitz nehmen!«
Er hielt den Hammer mit beiden Händen hoch, wirbelte ihn über seinem Kopf. Der Jubel brachte den Stein, auf dem er stand, zum Erzittern. Doomhammer lächelte und freute sich darüber.
Dies war sein Volk! Es würde nicht heulend untergehen! Wenn sie untergehen mussten, dann im Kampf und mit Blut an ihren Händen.
»Mach die Krieger unseres Clans bereit«, befahl er dem wie versteinert dastehenden Tharbek. »Meine Leibwächter und ich werden den Angriff selbst anführen. Der Rest der Horde wird uns folgen.« Doomhammer schaute auf die stämmigen Gestalten, die in den Schatten standen und warteten. Jeder von ihnen straffte sich und nickte, als er seinen Blick spürte. Doomhammer nickte zurück. Das war seine Leibwache, allesamt Oger.
Doomhammer war ein richtiger Orc und hatte, während er aufwuchs, die Oger hassen gelernt. Aber diese hier waren anders. Sie waren intelligenter als die meisten ihrer Art, und zugleich doch Krieger, keine Hexenmeister. Außerdem waren sie nur ihm persönlich treu ergeben. Er wusste, dass sie seine Stärke und Tapferkeit schätzten. Sie schienen ihn selbst für einen kleinen Oger zu halten und hatten sich seinem persönlichen Befehl unterstellt. Er wiederum respektierte ihre Stärke und verließ sich auf sie. Er wusste, dass sie für ihn sterben würden – und erstaunlicherweise war er ebenfalls bereit, im Ernstfall sein Leben für sie zu geben.
Und jetzt würden sie alle ihr Leben in die Waagschale werfen – weil der Sieg der Horde auf dem Spiel stand.
Zumindest war das Portal in Sicherheit. Rend und Maim hatten den Kampf gegen Gul’dan und einen Angriff der Flotte der Allianz überlebt, mit einigen ihrer Stammesangehörigen. Sie hatten einen Kundschafter zu Doomhammer geschickt, und er hatte ihnen befohlen, sich mit dem Rest ihres Clans zum Portal zu begeben. Er traute den Brüdern immer noch nicht, aber sie hatten sich der Horde gegenüber als loyal erwiesen. Und er brauchte starke Kämpfer, die den Übergang nach Draenor sicherten. Auch wenn er niemals eine Flucht in Erwägung zog, nicht einmal für den Fall, dass sie die Schlacht verlieren sollten.
Er nickte seinen Ogern erneut zu. Dann verließ er das Felsplateau und stellte sich dem Kampf, der ihn erwartete.
Die Allianz war nicht auf den Angriff der Orcs vorbereitet. Wie Doomhammer gehofft hatte, hatten die Menschen sich auf eine Belagerung eingerichtet und erwarteten nun, die Orcs aushungern und einzelne Krieger angreifen zu können, die dumm genug waren, sich außerhalb der schützenden Klippen zu bewegen, welche den Blackrock umgaben.
Doomhammers Angriff erwischte sie eiskalt.
»Orcs!«, schrie ein Soldat und rannte zu Lothar und dessen Offizieren. »Sie haben unsere Stellung überrannt!«
»Was?« Lothar trieb sein Pferd an und galoppierte durch das schwarze Tal, wo die Truppen der Allianz stationiert waren. Turalyon und die anderen folgten ihm dichtauf.
Eindeutig vernahm er beim Näherkommen Schlachtenlärm. Dann sah er die Kämpfenden auch. Die eine Partei bestand aus Orcs, aber solchen, wie er sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Es waren massige Kreaturen, mit dicken Armen und stämmigen Füßen. Ihre Haare waren zu stacheligen Spitzen arrangiert, erinnerten an Vogelnester oder Pferdemähnen. Die Orcs trugen keine Rüstung, nur Lendenschurz, Schulterpolster und Fellstiefel. Sie führten ihre Waffen hemmungslos, mit wilder Entschlossenheit, hackten und schlugen auf alles in ihrer Reichweite ein.
Ihre grüne Haut war mit Tätowierungen übersät. Die meisten hatten schartige Metallstücke oder kleine Knochenstücke durch Ohren, Nase, Augenbrauen, Lippen und selbst die Brustwarzen gezogen. Sie waren Barbaren, und die Menschen wurden von ihrem stürmischen Angriff zurückgeworfen.
»Uther!«, brüllte Lothar, und der Paladin trat vor. Lothar senkte sein Schwert, zeigte auf die Orcs, und das reichte. Der Paladin nickte. Dann bedeutete er den Mitgliedern der Silbernen Hand, ihm zu folgen, senkte sein Visier und erhob den Kriegshammer.
»Beim Heiligen Licht!«, schrie Uther. Um ihn und seine Waffe herum erschien ein Leuchten. »Wir lassen diese Bestien nicht davonkommen!« Und er stürzte sich ins Getümmel, sein Hammer krachte auf den Kopf des nächstbesten Orcs herab und zerschmetterte ihn.
Der Himmel war von rußigen Wolken bedeckt, die alles verdunkelten, nur ab und zu erschien etwas blutgefärbtes Licht.
Das änderte sich abrupt. Die Wolken teilten sich. Ein Strahl klaren Sonnenlichts schien herab und tauchte Uther darin ein, während er sich durch die Horde kämpfte. Der Paladin wurde zur reinen Lichtgestalt, ehrfurchtgebietend und erschreckend. Jeder Schlag von ihm tötete Orc-Krieger zur Rechten und zur Linken.
Die anderen Paladine kämpften mit ihm, sein Licht übergoss auch sie. Die silberne Hand hatte sich in den Monaten, die der Krieg nun bereits andauerte, vergrößert. Inzwischen standen zwölf Paladine unter Uthers Kommando, Turalyon nicht mitgezählt.
Diese zwölf wateten regelrecht durch die Schlacht, ihre Hämmer, Äxte und Schwerter glühten vor Glauben, und der Rest der Allianzsoldaten zog sich zurück, um ihnen Platz zu machen.
Die Orcs wandten sich ihren neuen Gegnern zu. Es war ein brutaler Kampf, Wilde gegen Glaubenseiferer, strahlende Rüstungen gegen Tätowierungen und metallischen Körperschmuck. Die Orcs waren stark, hart und verrückt genug, um den Schmerz zu ignorieren.
Aber die Paladine waren von gerechtem Zorn und der Macht ihres Glaubens erfüllt. Ihre heilige Aura trieb mehr als einen Orc in die Flucht. Mit diesem Vorteil umzingelten die Paladine die Orc-Barbaren, metzelten sie nieder, einen nach dem anderen, bis sie reglos zu ihren Füßen lagen.
»Gute Arbeit«, lobte Lothar, als ihn ein weiterer Bote erreichte. Was ist denn jetzt?, dachte er. Noch ein Angriff?
»Ein weiterer Angriff«, bestätigte der Soldat seinen Gedanken. »Diesmal im Westen!«
»Verflucht sollen sie sein«, murmelte Lothar, trieb sein Pferd wieder an und ritt zur angegebenen Position.
Die Orcs waren gerissen, das musste er ihnen lassen. Er hatte keinen Angriff erwartet, und seine Männer waren nicht darauf vorbereitet. Die meisten hatten sich ausgeruht und auf eine lange Belagerung eingerichtet. Einige hatten sogar ihre Rüstungen abgelegt, obwohl er angeordnet hatte, dass sie trotz allem wachsam bleiben sollten.
Jetzt zahlten sie den Preis für ihre Nachlässigkeit. Wenn es den Orcs gelang, mit diesen militärischen Nadelstichen genügend Punkte in der Verteidigungslinie zu schwächen, würden sie irgendwann durchbrechen und in die Berge fliehen können. Dann mochte es Monate brauchen, vielleicht sogar Jahre, sie alle zu jagen und zu stellen. Wodurch die Horde die Chance erhielt, sich neu zu formieren und abermals anzugreifen.
Das durfte er nicht zulassen.
Er stürzte sich in die neue Schlacht, trampelte einen Orc nieder, der nicht schnell genug zur Seite sprang, riss sein Pferd herum und zügelte es, um die Lage zu analysieren.
Dieser Angriff war viel stärker als der letzte, sechzig Gegner oder mehr. Noch abschreckender waren die sechs Oger in der Mitte. Sie kämpften wild entschlossen, aber nicht so hirnlos wie die letzten Angreifer, sondern zeigten Gespür für Taktik. Besonders bedrohlich wirkte der riesige Orc in ihrer Mitte, der sein Haar in geschmückten Zöpfen trug. Wild tanzten sie herum, als er seinen massiven schwarzen Hammer auf Allianzsoldaten herabsausen ließ und mit jedem Schlag einen Gegner links oder rechts von sich tötete.
Lothar fiel die Art auf, wie der Riese sich bewegte: schnell, aber stets mit Bedacht, beinahe schon anmutig, trotz des schweren schwarzen Plattenpanzers. Das, wurde ihm instinktiv klar, musste ihr Anführer sein.
Lothar lenkte sein Pferd in das heftigste Schlachtengetümmel, als der Riese aufblickte. Seine Augen leuchteten nicht rot, wie Lothar es von den Orcs gewohnt war, sondern glänzten grau, und in ihnen glitzerte Intelligenz. Sie weiteten sich leicht, als hätte er Lothar ebenfalls gerade gemustert… und erkannt.
Dort war er!
Doomhammer lächelte, als er den großen Menschen ansah, der ganz in der Nähe auf dem Pferd saß. Die imposante Gestalt mit dem Schild, dem riesigen Schwert und den schlauen blauen Augen.
Das musste ihr Anführer sein. Derjenige also, den Doomhammer zu finden gehofft hatte. Wenn er diesen Mann tötete, würde der Widerstand der restlichen Armee zusammenbrechen.
»Zur Seite!«, brüllte Doomhammer und schlug einen menschlichen Soldaten aus dem Weg. Er trat sogar einen Orc beiseite.
Die charismatische Erscheinung, der sein Augenmerk galt, stürzte sich ebenfalls in die Schlacht, schlug mit ihrem Schwert um sich und interessierte sich kaum für das Blutbad, das sie anrichtete. Die Augen des Anführers der Menschen hafteten nur auf ihm.
Um Doomhammer tobte die Schlacht, aber er behielt seinen Feind unablässig im Blick. Er stampfte vorwärts, und sein Hammer schuf Platz zwischen den gefallenen Kämpfern, egal ob Mensch oder Orc.
Alles, was zählte, war, diesen Mann zu erreichen. Der Mensch ging kaum vorsichtiger zu Werke, auch wenn er bemüht schien, nicht vorsätzlich einen der eigenen Leute zu treffen. Doomhammer ging davon aus, dass er sie vielfach mit seinem Pferd zur Seite stieß.
Schließlich waren keine Krieger mehr zwischen ihnen, und Doomhammer sah den Mann aus nächster Nähe.
Da er auf dem Pferd saß, hatte der Mensch einen Vorteil. Doomhammer löste das Problem ohne viel Aufhebens. Er holte mit dem Hammer aus, und der massive Steinkopf krachte gegen den Kopf des Tieres, das augenblicklich wie vom Blitz gefällt zusammenbrach. Blut lief aus seinem zerschmetterten Schädel, seine Beine zuckten.
Der Mensch jedoch stürzte nicht hilflos zu Boden. Er sprang aus den Steigbügeln und schwang sich, als das Pferd fiel, rechtzeitig auf die andere Seite. Er landete kontrolliert und war sofort wieder auf den Beinen und stellte sich zum Kampf.
Die übrige Schlacht trat in den Hintergrund, als die beiden Anführer ihre Waffen hoben und wortlos aufeinander einzudreschen begannen. Jeder wollte nur noch eines – den Tod des anderen.
Es war eine titanische Schlacht. Lothar war ein großer, kräftiger Mann, beinahe so groß und stark wie ein Orc-Krieger. Aber Doomhammer war noch größer und stärker. Und er war jünger.
Doch was Lothar an Jugend und Flinkheit fehlte, machte er durch Erfahrung und Geschick wett.
Beide trugen schweren Körperschutz. Die verbeulte Rüstung von Stormwind gegen die schwarze Rüstung der Horde.
Beide brachten Waffen zum Einsatz, die Krieger von geringem Rang niemals hätten führen können. Das glitzernde runenverzierte Schwert aus Stormwind und der schwarze Steinhammer von Doomhammers Geschlecht.
Und beide wollten um jeden Preis den Sieg davontragen.
Lothar schlug zuerst zu. Sein Schwert kam von der Seite, doch dann änderte er leicht den Schlagwinkel, um Doomhammers Verteidigung zu unterlaufen. Er schnitt einen Scharte in die schwere Rüstung des Orcs.
Der Kriegshäuptling der Horde grunzte unter dem Treffer und revanchierte sich postwendend, indem er schnell mit seinem Hammer zuschlug. Er verfehlte Lothar nur deshalb, weil dieser einen Schritt zurücktänzelte.
Aber Doomhammer drehte den Griff plötzlich und zog die Waffe wieder hoch. Er erwischte Lothar unter dem Kinn, sodass er zurücktaumelte. Ein schneller Hammerschlag folgte, doch Lothar hob rechtzeitig sein Schwert, um den Schlag abzuwehren.
Beide Krieger rangen kurz miteinander. Doomhammer wollte mit dem Hammer zuschlagen, Lothar ihn zur Seite treten. Ihre Waffen zitterten, lösten sich aber nicht voneinander.
Dann drehte Lothar seine Klinge, worauf der Hammer abrutschte. Er trat dicht heran, während Doomhammer die schwere Waffe zurückzog, und traf den Orc mit der stumpfen Seite seines Schwertes im Gesicht. Der Kriegshäuptling war eine Sekunde lang erstarrt. Aber dann peitschte Doomhammers freie Hand nach vorne, erwischte Lothar am Hals und errang sowohl den Hammer als auch seine Fassung zurück, während der Anführer der Allianz wankte.
Turalyon kämpfte selbst gegen Orcs. Ein kräftiger Schlag mit seinem Hammer schickte gerade einen Gegner zu Boden, als er sah, wie Lothar und der riesige Orc einander bekämpften.
»Nein!«, schrie Turalyon, als er seinen Anführer dem monströsen, schwarz gepanzerten Orc gegenüberstehen sah. Er begann neu erstarkt zu kämpfen. Sein Hammer erschlug Orcs, und er versuchte verzweifelt, die beiden Kommandeure zu erreichen. Diese gingen wieder mit Schwert und Hammer aufeinander los.
Doomhammer traf Lothars Schild mit dem Löwenemblem. Lothar wäre beinahe in die Knie gegangen. Aber sein Schwert erwischte den Orc quer über die Brust und drang tief in die Panzerung ein. Doomhammer trat zurück, fletschte vor Schmerz und Enttäuschung die Zähne… und riss sich die zerstörte Rüstung vom Leib – gerade als Lothar wieder auf die Beine kam und seinen nutzlos gewordenen Schild beiseite warf.
Dann brüllten beide und droschen neuerlich aufeinander ein.
Doomhammer war ohne die Rüstung schneller, aber Lothar führte sein Schwert mit beiden Händen und ließ es durch die Verteidigung des Orcs tanzen.
Beide steckten harte Schläge ein. Doomhammer erlitt eine klaffende Wunde über seinem Bauch und Lothar eine schwere Prellung an der rechten Seite. Die Kämpfer wankten, als sie sich das dritte Mal trennten. Um sie herum fochten die anderen Orcs und Menschen derweil ihre eigenen Kämpfe aus.
Wieder und wieder droschen die beiden mächtigen Anführer aufeinander ein. Jeder suchte den Schwachpunkt in der Verteidigung des anderen, jeder teilte aus und steckte ein.
Die beiden näherten sich wieder einander, und Doomhammer traf Lothar mit einem gewaltigen Hieb vor der Brust. Der Aufprall ließ den Anführer der Menschen in die Knie gehen und zerbeulte seinen Brustpanzer. Bevor er sich richtig erholen konnte, trat Doomhammer einen Schritt zurück und holte mit seinem Hammer beidhändig aus. Er legte all seine Stärke in den Schlag.
Lothar riss sein Schwert hoch, um den mörderischen Angriff abzublocken und führte die Klinge so schwungvoll, dass sie beim Aufprall zerbarst.
Lothar keuchte, als Teile des legendären Schwertes zu Boden fielen. Doomhammers Hieb ging jetzt ungehindert nach unten durch und traf die Spitze von Lothars Helm mit einem hässlichen Geräusch.
Der Löwe von Azeroth wankte, senkte eher reflexartig sein abgebrochenes Schwert… und drang damit in Doomhammers Brust ein, bevor er zusammenbrach.
Es wurde still, als beide Seiten den Kampf unterbrachen und auf den Anführer der Allianz starrten, der am Boden lag. Sein Körper zuckte, als das Leben aus ihm strömte. Dann erstarb jede Regung, und Blut quoll aus dem geborstenen Schädel.
Doomhammer machte einen unsicheren Schritt, eine Hand gegen die eigene klaffende Wunde gepresst. Blut rann ihm durch die Finger, doch er stand immer noch aufrecht und reckte, wenn auch unter Mühen, den Hammer triumphierend über sein Haupt.
»Ich habe gesiegt!«, verkündete er heiser flüsternd, taumelnd und Blut spuckend – aber siegreich. »Und so sollen all unsere Feinde sterben, bis diese Welt restlos uns gehört!«