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Einen Augenblick lähmenden Schreckens — und dann reagierte das Hospital. Über ihnen erwachte der Lautsprecher zu neuem Leben. Ingenieure und Mechaniker aller Spezies sollten sich sofort zum Befehlsempfang melden. Die Gravitationsgitter in den LSVO- und MSVK-Stationen funktionierten nicht — das medizinische Personal dieser Stationen sollte die Patienten mit Schutzhüllen bedecken und sie in den DBLF-Operationssaal zwei bringen, wo ein zwanzigstel Gravo eingeschaltet wurde. Im AUGL-Korridor war ein Leck. Neunzehn und alle DBGDs wurden vor Chlorverseuchung in ihrem Speisesaal gewarnt. Dr. Lister wurde gebeten, sich zu melden.

Conway hörte plötzlich seinen Namen rufen und wirbelte herum.

Das war Dr. Mannon. Er rannte auf Williamson und Conway zu und sagte:

„Ich sehe, Sie sind im Augenblick frei. Ich hätte eine Arbeit für Sie.“ Er wartete, bis Conway nickte und fuhr dann atemlos fort.

Als das Schiff sich wieder in die Station gebohrt hatte, erklärte Mannon, beschränkten sich die von den Sicherheitsschotts abgeschlossenen Abteilungen nicht nur auf die unmittelbare Umgebung des Übeltäters. Schuld daran hatte die Lage der Türen — und so war etwas entstanden, was man am besten mit einem „Baum“ aus Vakuum verglich, der sich in das Innere des Hospitals erstreckte, wobei der von dem Schiff aufgerissene Tunnel der Stamm war und die offenen Abschnitte der Korridore, die davon abzweigten, die Äste. Einige dieser luftlosen Korridore führten zu Räumen, die ihrerseits luftdicht abgeschlossen werden konnten, und so bestand die Möglichkeit, daß sich dort Überlebende aufhielten.

Normalerweise würde keine Notwendigkeit bestehen, sich mit der Rettung dieser Individuen zu beeilen, da sie dort, wo sie waren, tagelang existieren konnten, aber jetzt kam noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Das Schiff war im Zentrum des Hospitals zum Stillstand gekommen, jener Abteilung, wo die Steueranlagen für die künstliche Schwerkrafterzeugung des ganzen Gebäudes angeordnet waren. Im Augenblick schien es irgendwo in diesem Abschnitt einen Überlebenden zu geben — vielleicht einen Patienten oder ein Mitglied des medizinischen Stabes, oder vielleicht sogar den Insassen des Schiffswracks, der vermutlich, ohne es zu wissen, allein durch die Tatsache, daß er sich herumbewegte, Schaden an den Schwerkraftsteueranlagen anrichtete. Dieser Zustand konnte, wenn er andauerte, in den einzelnen Stationen katastrophale Folgen haben, ja vielleicht sogar Todesfälle unter den Lebensformen, die geringe Schwerkraft gewöhnt waren, verursachen.

Dr. Mannon wollte, daß sie das Zentrum der Station aufsuchten und das Wesen herausholten, ehe es in seiner Unwissenheit die ganze Station ruinierte.

„Ein PVSJ ist bereits hineingegangen“, fügte Mannon hinzu, „aber dieses Spezies ist in einem Raumanzug so unbeholfen, daß ich Sie beide auch noch hineinschicke, damit die Sache schneller geht. Okay? Also dann los.“


Mit Schwerkraftneutralisatoren bepackt verließen sie die Station in der Nähe der beschädigten Abteilung und schwebten an der Außenhülle des Hospitals entlang auf das sieben Meter große Loch zu, das das aufprallende Schiff in die Seite der Station geschlagen hatte. Die Schwerkraftneutralisatoren erlaubten im schwerefreien Zustand eine erstaunliche Manövrierbarkeit. Beide trugen Seile und Magnetanker, und Williamson — wie er sagte, nur weil es Teil der Standardausrüstung war, die ihm mit seinem Dienstraumanzug zugeteilt worden war — trug auch eine Pistole. Beide hatten Luft für drei Stunden.

Zuerst war alles ganz einfach. Das Schiff hatte durch die Schotts der einzelnen Stationen einen deutlich erkennbaren Tunnel gebohrt und in seinem Vernichtungswerk auch nicht vor Decksplanken oder schweren Maschinen haltgemacht. Conway konnte bei ihrem Abstieg deutlich die Korridore sehen, aber nirgends war ein Lebenszeichen zu erkennen. Da lagen die Überreste eines Hochdrucklebewesens, das selbst unter den normalen atmosphärischen Bedingungen der Erde auseinandergeflogen wäre. Dem harten Vakuum ausgesetzt, war der Prozeß um so heftiger gewesen.

Je weiter sie vorwärts kamen, desto mehr behinderten sie Teile des fremden Wracks — Platten und strukturelle Glieder, die von dem Schiffswrack abgerissen waren — und so waren sie manchmal genötigt, sich mit Händen und Füßen den Weg zu bahnen.

Williamson hatte die Spitze übernommen — etwa zehn Meter unter Conway — als er plötzlich verschwand. Im Anzugradio wurde sein überraschter Schrei von dem Klirren von Metall auf Metall abgeschnitten. Conways Griff um einen Stahlträger, den er gerade festhielt, verkrampfte sich unwillkürlich. Das Wrack bewegte sich! Einen Augenblick erfaßte ihn Panik, bis er begriff, daß die Bewegung hauptsächlich über ihm, also dort, woher er kam, vor sich ging. Ein paar Minuten später hörte die Vibration auf, ohne daß die Wrackteile um ihn ihre Lage veränderten. Erst jetzt sicherte Conway sein Seil an dem Träger und sah sich nach dem Monitor um.

Die Knie angezogen und die Arme vor dem Gesicht, lag Williamson mit dem Gesicht nach unten, halb von einem Haufen loser Wrackteile verdeckt, etwa sieben Meter unter ihm. Das Geräusch schwachen, unregelmäßigen Atmens in seinem Kopfhörer verriet Conway, daß der Monitor sich durch seine schnelle Reaktion — indem er die zerbrechliche Gesichtsplatte seines Helms mit den Armen geschützt hatte — fürs erste das Leben gerettet hatte. Aber Williamsons Leben hing von der Art seiner weiteren Verletzungen ab, und diese wiederum hingen von der Stärke der Schwerkraft ab, die ihn plötzlich in die Tiefe gerissen hatte.

Der Unfall war durch eine Bodenplatte verursacht worden, in der das Schwerkraftgitter trotz der Zerstörung sonstiger Stromkreise noch funktionierte. Conway empfand tiefe Dankbarkeit für den Umstand, daß diese Anziehung nur im rechten Winkel zur Oberfläche des Gitters wirkte und daß die Bodenplatte etwas gebogen gewesen war. Wäre sie genau nach oben gerichtet gewesen, dann wären sowohl der Monitor als auch er selbst abgestürzt, und zwar aus einer wesentlich größeren Höhe.

Vorsichtig seilte Conway sich ab und näherte sich der zusammengekrümmten Gestalt. Als er sich dem Einflußbereich des Schwerkraftgitters näherte, verstärkte sich unwillkürlich sein Griff um das Seil, lockerte sich aber wieder, als er feststellte, daß die Schwerkraft höchstens eineinhalb G betrug. Jetzt ließ Conway sich Hand über Hand hinab. Er hätte natürlich seinen Neutralisator einschalten können, um auf diese Weise der Anziehung zu entgehen, aber das wäre riskant gewesen. Wäre er nämlich dann zufällig aus dem Einflußbereich des Schwerkraftgitters geraten, so hätte ihn sein Neutralisator vermutlich mit voller Gewalt gegen die Decke geschleudert, und das hätte wieder unangenehme Folgen haben können.

Der Monitor war immer noch bewußtlos, als Conway ihn erreichte, und Conway vermutete, obwohl er das natürlich durch den Raumanzug nicht sagen konnte, daß er an beiden Armen mehrfache Brüche davongetragen hatte. Während er die schlaffe Gestalt vorsichtig aus den herumliegenden Wrackteilen befreite, wurde ihm plötzlich klar, daß Williamson Hilfe brauchte, und zwar sofortige Hilfe, mit allen Mitteln, die dem Hospital zur Verfügung standen. Er erinnerte sich plötzlich, daß der Monitor eine ganze Anzahl Energiespritzen erhalten hatte; seine Kraftreserven mußten dahin sein. Wenn er die Besinnung wiedererlangte — sollte das je der Fall sein —, so würde er vielleicht dem Schock nicht gewachsen sein.

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