6 Metamorphose

Wenn man dem Boten Glauben schenken durfte, hing Vannors Leben an einem seidenen Faden. Sie durften keine Zeit verlieren. Yanis hatte Tarnal das schnellste der Nachtfahrerschiffe zur Verfügung gestellt, und die Winde waren günstig; sie trieben ihr Boot auf Nexis zu, aber Zanna hatte das Gefühl, als sei es in der Zeit festgefroren, gefangen in demselben Eis, das ihr Herz umklammert hielt. Sie stand am Bug und umklammerte die Reling, bis ihre Finger schmerzten. Gleichzeitig versuchte sie, das Schiff mit jedem Funken ihres starken Willens voranzutreiben. Jede Sekunde konnte den Ausschlag geben. Ihr jüngerer Bruder Antor war bereits tot – sie hatte nicht einmal Gelegenheit gehabt, ihm Lebewohl zu sagen. Zanna spürte, wie sich ihr Herz vor Schmerz zusammenschnürte. Es war so ungerecht! Antor war kaum mehr als ein Kind gewesen – sein Leben hatte noch gar nicht richtig begonnen, und jetzt war es schon vorüber.

Zanna schluckte ihre Tränen herunter. Sie war fest entschlossen, sich in dieser Krise nicht von ihren Gefühlen mitreißen zu lassen. Wenn nur Tarnal an ihrer Seite gewesen wäre, um ihr Trost zuzusprechen – aber wie gewöhnlich hatte er das Kommando übernommen. Sie konnte im Hintergrund seine Stimme hören, wie er den Männern Befehle erteilte und zur selben Zeit versuchte, den schnellsten Kurs auszurechnen und die Segel so zu setzen, daß er dem stürmischen Wind das Bestmögliche abnötigen konnte. Sein Eifer war überflüssig – seine Männer waren schon lange zusammen und wußten, was nötig war –, aber Zanna verstand, daß Tarnal sich beschäftigen wollte, damit er nicht an das dachte, was sie möglicherweise in Nexis erwartete. Zanna dagegen fand diese Ablenkung nicht, sie sehnte sich verzweifelt nach ihrem Ehemann, nach dem Trost und der Stütze seiner liebevollen Gegenwart.

Und immer weiter jagte das Schiff, ein grauer Schatten in der nachtschwarzen See. Der Wind sang in den Segeln, und weiße Gischt spritzte auf, wo der Bug sich mit Macht seinen Weg durch die wilden Wellen bahnte. Zanna, die außerstande war, ihre Ungeduld zu bezähmen, wandte sich von der Reling ab. Dann begann sie, ohne sich um das Risiko ihres Tuns zu scheren, auf dem schräg geneigten Deck auf und ab zu laufen.

Schnell! Ihre Gedanken drängten das Boot unerbittlich weiter. Oh, schnell! Wir müssen rechtzeitig ankommen!

Wie konnte das geschehen, jetzt, wo alles so gutzugehen schien? Die sieben Jahre seit der Schlacht im Tal waren gute Jahre gewesen. Ist das unsere Schuld? fragte Zanna sich, während sie weiter auf und ab lief. Haben wir uns zu sicher gefühlt? Als Vannor mit der Nachricht, daß sowohl Aurian als auch Anvar aus der Welt verschwunden waren, zu den Nachtfahrern zurückgekehrt war, schien das eine Katastrophe zu sein, die jedes erträgliche Maß überstieg. Zanna und die anderen Freunde der beiden Magusch hatten lange und tief um sie getrauert, und Parric war untröstlich gewesen. Vannor hatte mehrere Tage gebraucht, um sie davon zu überzeugen, daß sie nicht nur ihre Freunde verloren hatten, sondern auch ihre Feinde. Eliseth war denselben Weg gegangen wie Aurian und Anvar. Später kam von Yanis’ Verbindungsleuten in Nexis dann die Nachricht, daß auch der Erzmagusch verschwunden war.

Beschämt erinnerte Zanna sich daran, wie sehr sie ihrem Vater gegrollt hatte, weil dieser nach Macht strebte, obwohl Aurian erst vor so kurzer Zeit von ihnen gegangen war. Er hatte jedoch recht gehabt. Die Menschen in dem führerlosen Nexis hatten dringend jemanden gebraucht, der das Ruder ergriff. Mit Sangras Hilfe und mit brutaler Unnachgiebigkeit hatte Vannor den trauernden Parric wieder zu Verstand gebracht und den Kavalleriehauptmann sowie die Rebellen für seine Zwecke eingespannt. Yanis hatte Schiffe gestellt und die bewaffnete Unterstützung der Nachtfahrer angeboten – und binnen eines Monats war das ehemalige Oberhaupt der Kaufmannsgilde zum Hohen Herrn von Nexis geworden.

Und dann hatten die Dinge sich langsam gewandelt. Nun, da die Magusch fort waren, fielen die Schatten von Ehrfurcht und Angst von den Nexianern ab, und unter Vannors gütiger Herrschaft war ein neues Zeitalter erblüht. Alles, was von Miathans gehorteten Vorräten zugänglich war, hatte man aus der Akademie weggeschafft, und Parric und Sangra hatten in aller Eile neue Rekruten für die Garnison ausgebildet. Straßenräuber und Wegelagerer waren unschädlich gemacht worden, so daß die Leute auch des Nachts einigermaßen sicher durch die Straßen von Nexis gehen konnten. Die gut ausgebildeten Soldaten, die Vannor den Rücken stärkten, hatten die gierigen Kaufleute, die die Nexianer ausbeuteten, zu einer menschenfreundlichen Haltung ›überreden‹ können. Man hatte für die Armen und Besitzlosen Häuser gebaut, und die Bettler waren von den Straßen verschwunden. Jarvas’ Zuflucht wurde als Asyl für die Alten und Bedürftigen wiederaufgebaut, und unter der Anleitung eines ungewöhnlich nüchternen Benziorn hatte man sogar eine Schule für Heiler dort errichtet.

Vannor hatte den Bürgern von Nexis Jahre des Friedens und des Wohlstand geschenkt – und doch war Zanna sich der Tatsache bewußt, daß nicht jeder dem neuen Hohen Herrn von Nexis und dem, was er bewirkt hatte, wohlgesonnen war. Das große Desaster von Vannors Herrschaft war sein Unvermögen gewesen, etwas gegen die sporadischen Angriffe der Phaerie auszurichten, und die Leute, die Angehörige und Freunde verloren hatten, gaben ihm die Schuld für ihr Unglück. Auch die Kaufleute grollten ihm wegen der Verringerung ihrer Profite und einer, wie sie fanden, ungerechtfertigten Einmischung in ihrer Angelegenheiten. Die Tatsache, daß Vannor einst das Oberhaupt der Händlergilde gewesen war, machte das Ganze nur noch schlimmer. In der Erfüllung eines lang gehegten Traumes hatte er alle Einwände beiseite gefegt und die Praxis der Sklaverei geächtet – und das konnte, wie Zanna sehr wohl wußte, durchaus der Tropfen gewesen sein, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte.

Während die Nacht im Osten bereits an Schwärze verlor, fuhr das Schiff in die Flußmündung ein. Schon bald kamen die Docks vom Osthafen grau und undeutlich in dem geisterhaften Morgenlicht in Sicht und zogen wie schwerfällige Schatten dahin, während das Schiff seine Fahrt flußaufwärts fortsetzte. Zanna schloß gequält die Augen. Es schien, als hätte sich alles verschworen, sie heute an ihren Vater zu erinnern. Auch die Fahrt durch den Fluß war etwas, das erst Vannor den Nexianern möglich gemacht hatte. Nach langen Beratungen mit Yanis und den anderen Kapitänen der Handelsschiffe hatte er den Fluß ausheben, das Wehr entfernen und eine Reihe von Schleusen errichten lassen, so daß die Schiffe bis nach Nexis vordringen konnten. Heute segnete Zanna ihren Vater und dessen Weitsicht. Auf diese Weise konnte sie um so schneller an seine Seite eilen.

Zanna und Tarnal warteten nicht ab, bis das Schiff im Hafen von Nexis anlegte. Statt dessen waren sie bereits dort von Bord gegangen, wo die Gärten von Vannors Herrenhaus an den Fluß grenzten. Die Anzahl bewaffneter Soldaten, die die dürftige Mole bewachten und auf dem Gelände ihre Runden drehten, erschreckte Zanna, aber zu ihrer Erleichterung standen sie unter Sangras Befehl und ließen sie und Tarnal sofort passieren, ohne sie mit überflüssigem Gerede aufzuhalten. Hand in Hand liefen sie die steilen Schotterwege hinauf, bis sie atemlos vor dem Haus standen. Dulsina persönlich öffnete ihnen die Tür; ihr Gesicht war weiß, und ihre Augen waren von Tränen und schlaflos durchwachten Nächten gerötet. Ohne ein Wort fielen die beiden Frauen einander in die Arme.

»Ist er …?« Zanna war die erste, die sich aus der Umarmung löste. Welcher Natur die Neuigkeiten auch sein mochten, sie konnte die Anspannung nicht länger ertragen.

»Nein – noch nicht. Er kämpft immer noch, aber …« Dulsina schüttelte den Kopf und führte Zanna und Tarnal durch die Halle zu Vannors Arbeitszimmer. Parric war bereits dort und ging rastlos vorm Feuer auf und ab.

»Zanna …« Die Stimme des Kavalleriehauptmanns klang erstickt, als er ihr die Arme entgegenstreckte. »Es tut mir so leid, meine Freundin«, sagte er heiser. »Ich mache mir solche Vorwürfe. Wenn die Garnison ihn besser bewacht hätte …«

»Unfug«, unterbrach Dulsina energisch. »Sei nicht so dumm, Parric. Die Dinge sind schon schlimm genug ohne solche törichten Selbstvorwürfe. Mach dich lieber nützlich und hol Zanna und Tarnal ein Glas Wein.« Dann wandte sie sich wieder an Zanna. »Nur die Götter wissen, wie jemand ins Haus gelangen konnte, um so etwas Schreckliches zu tun. Es sieht so aus, als sei das Brot vergiftet worden, aber wir haben neben den übrigen Dienern auch den Koch verloren, daher werden wir es wohl niemals herausfinden. Ich bin nur deshalb mit dem Leben davongekommen, weil ich über Nacht bei Hebba in der Stadt war – es geht ihr in letzter Zeit nicht allzugut.« Dulsina biß sich auf die Lippen. »Wir müssen uns der Wahrheit stellen, Zanna – dieses Gift ist grausam. Dein armer Vater leidet so furchtbar, daß der Tod eine barmherzige Erlösung wäre.« Neue Tränen blitzten in ihren Augen auf. »Es tut mir leid, mein Kind. Selbst Benziorn sagt, daß er nichts tun könne. Er kann Vannor lediglich Betäubungsmittel geben, um ihm sein Dahinscheiden aus dieser Welt zu erleichtern.«

Wieder traten Zanna die Tränen in die Augen, und Dulsinas Gesicht verschwamm. Sie bekam kaum noch Luft und verfiel in ein krampfhaftes Schluchzen. Tarnal, der selbst sichtliche Mühe hatte, seinen eigenen Kummer im Zaum zu halten, legte tröstend die Arme um sie, und Zanna schöpfte neue Kraft aus seiner Berührung. »Kann ich jetzt zu ihm?« fragte sie mit einer gepreßten Stimme, die sie kaum als die ihre wiedererkannte.

Zanna wußte nicht, wie viele Stunden sie am Bett ihres Vaters gesessen hatte, aber vor dem Fenster war es schon lange dunkel geworden, und ihre Augen fühlten sich wie brennende Kohlen an. Dulsina saß ihr zitternd vor Müdigkeit gegenüber, und von Zeit zu Zeit kam Benziorn herein, um seinen Patienten zu untersuchen, den Kopf zu schütteln und mit einem Seufzer wieder fortzugehen. Vannor lag kalt und still da, als sei er bereits tot. Er hatte die Augen halb geöffnet, aber sein Blick war glasig und sein Atem so flach, daß man ihn kaum wahrnehmen konnte. Seine schlaffe Hand fühlte sich unter Zannas Fingern kühl und feucht an.

Das Warten war unerträglich – dieses Wissen, daß es nur eine Frage der Zeit sein konnte. Beinahe wünschte Zanna, es wäre vorüber, um ihrem Vater und sich selbst weiteres Leiden zu ersparen. Aber andererseits, wie konnte sie, solange er lebte, die Hoffnung auf ein Wunder aufgeben? Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie ihn aus den Fängen der Magusch gerettet und durch das pechschwarze Labyrinth der Bibliotheksarchive und die gräßlich stinkenden Abwasserkanäle in Sicherheit gebracht hatte. Jetzt steuerte Vannor auf eine noch dunklere Straße zu – und diesmal schien es keine Möglichkeit für sie zu geben, ihn wieder nach Hause zu bringen.

Sie mußte kurz eingenickt sein – Zanna zuckte schuldbewußt zusammen, als ihr Schlaf gestört wurde. Schwaches, graues Tageslicht schimmerte am Fenster auf, und von unten hörten sie leises Stimmengewirr. Was war nun schon wieder passiert? Zanna runzelte die Stirn. Warum ließen Tarnal und Parric das zu? Hier oben lag ein Kranker – er sollte nicht gestört werden. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür, und Tarnal schaute ins Zimmer, um Zanna und Dulsina zu sich zu winken. »Ich dachte, ihr solltet es wissen«, flüsterte er. »Da ist jemand an der Tür – dem Aussehen nach ein altes Weib –, sie ist ganz in Schals und dicke Tücher gehüllt. Sie sagt, sie sei eine Kräuterfrau und schwört, sie hätte ein altes Heilmittel, das sie von ihrer Großmutter übernommen habe und mit dem sie Vannors Leben retten könne. Es ist wahrscheinlich nichts als Unfug, aber …« Er hob die Hände und zuckte mit den Schultern. »Was können wir dabei verlieren? Die Sache ist nur, daß Benziorn fuchsteufelswild ist – er sagt, sie sei eine Betrügerin und es gebe kein Heilmittel. Seiner Meinung nach hätte die Alte es nur auf eine Belohnung dafür abgesehen, daß sie’s überhaupt versucht. Er besteht darauf, daß wir sie wegschicken.«

Zanna und Dulsina sahen einander an. »Schick sie rauf«, antworteten sie einstimmig.

Das Kräuterweib bestand darauf, im Zimmer allein gelassen zu werden, während sie ihr Werk verrichtete. Dieser Wunsch erfüllte Zanna mit tiefem Unbehagen, aber dann dachte sie: Soll sie doch. Welchen Schaden kann sie ihm in diesem Stadium noch zufügen? Dann ging die alte Frau hinein und schloß die Tür fest hinter sich zu. Den anderen blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten – und zu beten. Dulsina, Zanna und Tarnal blieben mit einem beklommenen Gefühl der Angst draußen vor der Tür stehen; nach kurzer Zeit gesellte sich schließlich auch ein bleich und angespannt aussehender Parric zu ihnen. Er brachte ein Tablett mit Bechern und einer Flasche starken Weins die Treppe hinauf und stellte es auf einen kleinen Tisch an der Wand. Sie warteten, sprachen nur wenig und nippten freudlos an dem warmen Weinbrand, während Benziorn unten im Flur auf und ab ging, leise vor sich hin fluchte und gelegentlich mit finsteren Bücken Vannors geschlossene Tür streifte.

Eliseth trat, den Korb mit dem Gral unter einem Tuch verborgen, aus Vannors Schlafgemach und lachte innerlich, als sie die ängstlichen Gesichter draußen vor der Tür sah. Dank ihrer Illusion eines alten Weibes hatten diese Narren hier keine Ahnung von ihrer wahren Identität. Alles war nach Plan verlaufen. Sie hatte sich mit einer weiteren Dosis des Giftes des Kaufmanns entledigt und ihn dann mit Hilfe des Grals wieder ins Leben zurückgerufen. Er würde sich an das, was sie getan hatte, nicht erinnern. Auch wenn er es noch nicht wußte, gehörte Vannor nun ihr.

Die Magusch riskierte einen bösartigen Seitenblick auf Zanna, während die junge Frau eifrig vortrat. »Was ist geschehen, gute Frau? Wie geht es meinem Vater?«

Eliseth riß sich zusammen und zwang ihren Zügen die Illusion eines zahnlosen Lächelns auf. »Seid beruhigt, junge Lady, alles ist gut. Euer Vater war tatsächlich verloren – aber meine Talente haben ihn zurückgeholt. Er ist bereits auf dem Wege der Besser …« Sie redete ins Nichts. Mit einem freudigen Aufschrei war Zanna in das Zimmer ihres Vaters gestürzt, und Dulsina folgte ihr auf dem Fuß.

Tarnal trat mit einem Lächeln vor. »Du mußt ihnen verzeihen, Mütterchen – sie sind nicht wirklich undankbar. Diese Familie schuldet dir mehr, als man mit Geld bezahlen kann, aber wir werden unser Bestes tun, denn du hast uns heute nacht ein Wunder geschenkt. Ich bin sicher, die beiden werden gleich wieder da sein, sobald sie sich selbst davon überzeugt haben, daß es Vannor gut geht. Möchtest du vielleicht unterdessen mit nach unten kommen und dich ein wenig erfrischen?«

Eliseth schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, aber ich werde hier warten«, erwiderte sie entschlossen. Sie brauchte jedoch nicht mehr lange zu warten. Nach kurzer Zeit kehrte Zanna zurück, und ihr leuchtendes Gesicht war vor Glück wie verwandelt. »Er ist wach! Er hat mich erkannt! Er wird wieder gesund!« Dann faßte sie sich und wandte sich an Eliseth. »Mütterchen, wie kann ich dir danken? Alles, was ich besitze, ist dein – du brauchst nur ein Wort zu sagen.« Sie sah die Alte erwartungsvoll an. Die Magusch aber schüttelte den Kopf. »Lady, ich bitte um nichts. Unseren lieben Herrn Vannor auf dem Wege der Genesung zu sehen, ist mir Lohn genug.«

»Aber es muß doch etwas geben, womit ich dir deine Tat vergelten kann«, wandte Zanna ein.

»Wirklich, ich will nichts. Aber mit deiner Erlaubnis werde ich jetzt gehen«, erwiderte Eliseth. Dann ließ sie die Sterblichen mit offenem Mund zurück, ging die Treppe hinunter und huschte aus dem Haus. Unwillig rief sie sich ins Gedächtnis, daß sie eine alte Frau darstellte und ihren Schritt dementsprechend verlangsamen mußte. Niemand versuchte sie aufzuhalten – und das hätte sie auch niemandem geraten.

Du wirst es mir vergelten, Zanna, keine Angst, dachte Eliseth, als sie über die Flußstraße zur Akademie zurückkehrte. Ich werde meinen Lohn empfangen, wenn dein geliebter Vater vor deinen Augen deinen Mann und deine Kinder tötet – und nur dich verschont, weil du mir gehörst. Die Magusch lächelte grimmig. Vannors Flucht aus der Akademie vor sieben Jahren hatte ihr eine Menge Verlegenheit und Unbehaglichkeiten bereitet, und Zanna trug die Schuld daran. Aber sie hatte einen schweren Fehler begangen, sich Eliseth in den Weg zu stellen. Die Rache würde süß sein – mußte aber leider noch eine Weile warten. Wenn sie durch Vannor die Stadt beherrschen wollte, war es dringend notwendig, daß er sich genauso benahm wie gewöhnlich – sonst würden die Nexianer Verdacht schöpfen. Außerdem war Vannor, wenn Aurian in die Welt zurückkehrte, gewiß einer der ersten, zu denen sie Verbindung aufnahm. Auf diese Weise würde Eliseth so früh wie nur möglich von den Bewegungen und Plänen ihrer Feindin erfahren, was ein unschätzbarer Vorteil war.

Eliseth nutzte die Gelegenheit, daß es noch früh am Morgen war und nur wenige Leute ihre Häuser verlassen hatten. Unbemerkt kehrte sie in die Akademie zurück. Als sie ihre Gemächer betrat, befreite sie Bern von dem Zeitzauber, der ihn in ihrer Abwesenheit zur Unbeweglichkeit verdammt hatte. Während der letzten Tage hatte sie den Bäcker davon überzeugt, daß er tatsächlich seine Frau und seine Kinder ermordet hatte, und daß die Wachen die Stadt nach ihm durchkämmten. Als Gegenleistung dafür, daß sie ihm die Sicherheit der Akademie bot, hatte er geschworen, ihr zu dienen – aber sie vertraute ihm nicht genug, um ihn unbewacht zu lassen, wenn sie fortging. Bern war seit dem Tod seiner Familie tief in Schuldgefühle und Jammer versunken, und Eliseth hätte es ihm durchaus zugetraut, in die Stadt hinunterzugehen und sich zu stellen – und auf diese Weise ihrer Anwesenheit zu verraten. Das wäre eine Katastrophe gewesen, aber selbst wenn er sich nur aus Verzweiflung des Leben nehmen würde, wäre das immer noch eine Unbequemlichkeit. Als einem Sproß der Magusch war es schließlich unter ihrer Würde, fand Eliseth, sich selbst zu versorgen.

Nachdem sie Bern damit beauftragt hatte, ihr Frühstück zu richten, nahm Eliseth den Gral aus ihrem Korb und füllte ihn mit Wasser aus dem Krug auf dem Tisch. Vor dem Essen wollte sie noch einen Blick auf Vannor werfen, um festzustellen, welche Fortschritte seine sogenannte Genesung machte. Sie wollte ganz sichergehen, daß sie ihn beherrschen konnte, denn ihr fielen ungezählte Dinge ein, die er für sie tun sollte, damit die Stadt bis zu ihrer Rückkehr sicher verwaltet wurde. Und eine seiner ersten Aufgaben, überlegte Eliseth grimmig, würde ein Angriff auf diese verfluchten Phaerie sein! Obwohl sie wußte, daß Vannor kaum eine Chance hatte, den Waldfürsten und seine Untertanen zu besiegen, konnte er sie vielleicht so weit schwächen, daß Eliseth dort Erfolg haben würde, wo er gescheitert war. Und wenn ein paar hundert Sterbliche dabei ihr Leben ließen – na und? Sie vermehrten sich ohnehin wie die Kaninchen – es würde bald wieder Nachschub geben.

Die Magusch blickte in die Tiefen des Kelchs und konzentrierte sich darauf, das Bild Vannors heraufzubeschwören. Sie fand den Kaufmann im Bett sitzend, wo er im Kreise seiner Familie seine Suppe löffelte.

Mit unendlicher Vorsicht bahnte Eliseth sich einen Weg in Vannors Geist und las schließlich in seinen Gedanken wie in einem offenen Buch; sie lernte seine Hoffnungen und seine Träume kennen, seine Ängste und seine Pläne. Als interessante Dreingabe fand sie heraus, was Aurian während ihrer Reise übers Meer widerfahren war, denn die Magusch und Anvar hatten Vannor bei ihrer Rückkehr die ganze Geschichte erzählt. Eliseth prägte sich sämtliche Einzelheiten genau ein – sie mochten ihr eines Tages noch sehr nützlich sein. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Opfer. Sie wollte ihre Macht erproben, ohne Vannors Gefährten zu erschrecken. Nach kurzem Nachdenken ließ sie ihn den Löffel in seinen Napf werfen, so daß heiße Suppe auf die Decke spritzte.

Dulsina fuhr mit einem ängstlichen Aufschrei hoch. »Was ist passiert? Ist alles in Ordnung? Fühlst du dich wieder schlechter?«

Vannor schüttelte den Kopf und versuchte erfolglos, die Suppenflecken von der Decke zu tupfen. »Mir geht es gut, Liebste, mach kein solches Theater. Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist – meine Aufmerksamkeit hat wohl für einen Augenblick nachgelassen. Ich bin wahrscheinlich immer noch müde.«

Mit einem selbstgefälligen Lächeln zog Eliseth sich aus seinem Geist zurück und kehrte in ihren eigenen Körper heim. Ihr Triumph verlieh ihrem Mahl zusätzliche Würze. Sie hatte die Sache mit Vannor erfolgreich geregelt – und jetzt war es Zeit, sich Anvar zuzuwenden. Für eine Magusch war Wissen Macht, und die Informationen, die sie aus Vannors Gedanken bekommen hatte, vergrößerten ihren Appetit auf weitere Einzelheiten über Aurians Abenteuer. Sie wollte mehr über die südlichen Länder in Erfahrung bringen – und Anvar war schließlich selbst dort gewesen. Immer noch lächelnd ging sie die Treppe hinunter und wählte aus der Waffenkammer im Wachraum einen langen, scharfen Dolch aus. Dann kehrte sie auf ihr Zimmer zurück, füllte den Gral bis zum Rand mit Wasser, nahm ihn dann vorsichtig in beide Hände und ging zum Dach hinauf, wo Aurians Geliebter lag.

Die Luft draußen war schwül und drückend und erfüllt von einer beinahe körperlich greifbaren Spannung. Dicke, schwere Türme schwarzer Wolken hatten sich über der Stadt zusammengeballt, und Eliseth konnte das leise drohende Rumoren fernen Donners hören. Ein Schaudern der Erregung durchlief sie. Je näher die rohe, wilde Macht des Unwetters kam, um so stärker würde ihre Magie werden. In dem bösartigen, kupferfarbenen Zwielicht konnte sie das schwache blaue Schimmern ihres Zeitzaubers auf der anderen Seite des Daches erkennen. Vorsichtig, um ja nicht das Wasser aus dem Gral zu verschütten, ging sie darauf zu. Anvar lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Dach, genau da, wo sie ihn zurückgelassen hatte, eine lange, dunkle Gestalt, deren Identität unter dem wabernden, flackernden, bläulichen Gewebe des Zaubers unkenntlich blieb. Eliseth setzte den Kelch mit einem entschiedenen, metallischen Klirren auf die glatten Steinfliesen des Dachs und legte sich den Dolch griffbereit zurecht. »Endlich«, flüsterte sie. »Jetzt kann nicht einmal Aurian dich retten.« Dann sammelte sie ihre ganze Macht, richtete sie auf den am Boden liegenden Anvar und löste ihren Zauber auf.

Das Opfer eines Zeitzaubers erlebte stets einige Augenblicke der Verwirrung, während die magischen Fesseln entfernt wurden – es war Eliseth ein leichtes, den Zauber aufzulösen und durch einen einfachen Schlaf zu ersetzen, bevor Anvar Zeit hatte, gegen sie zu kämpfen oder überhaupt zu begreifen, was ihm widerfuhr. Sobald er hilflos vor ihr lag, begann sie sich in seinen Verstand zu wühlen, entriß ihm mit gnadenloser Gewalt jegliche Informationen und zerfetzte seine Gedanken ohne Rücksicht auf die Qualen, die sie ihm verursachte. Statt dessen genoß sie die lautlosen Schreie seines gefangenen und gefolterten Geistes, während sein Körper sich vor Pein zusammenkrampfte. Eliseth kostete den Augenblick voll aus. Wenn sie Anvar Schmerzen zufügte, traf sie damit auch Aurian – und obwohl sie an das Wissen, das sie benötigte, weit müheloser herangekommen wäre, hätte sie ihr Opfer getötet und unter ihre Kontrolle gebracht, wie sie es bei Bern getan hatte, zog sie es vor, ihm ihren Willen aufzuzwingen und ihn leiden zu lassen.

Die ganze Geschichte der langen Reise ihrer Feindin strömte so schnell in Eliseths Gehirn, daß sie den Einzelheiten nicht mehr folgen konnte, aber das kümmerte sie nicht. Solange sie die Informationen in ihrem Gedächtnis hatte, konnte sie später und mit Muße in Erfahrung bringen, was sie wissen wollte. Als sie endlich sicher war, daß sie Anvars Geist alles geraubt hatte, was sie haben wollte, zog sie sich zurück, griff nach ihrem Dolch und blickte mit eisiger Verachtung auf die letzten Krämpfe seines gequälten, zuckenden Leibes hinab. Dann Heß sie sich mit einem Knie auf seinem Rücken nieder, riß seinen Kopf an den Haaren hoch und löste ihren Zauber auf. Sie spürte, wie sein Körper sich anspannte, als er langsam zu Bewußtsein kam. Im selben Augenblick schnellte ihre Hand herab, und ihre scharfe Klinge zischte über seine Kehle, bis sich ein Schwall tiefroten Blutes über ihre Finger ergoß. Während Anvars Leben sich unter ihr verströmte, warf Eliseth den Kopf in den Nacken und stieß ein triumphierendes Lachen aus.

Diesmal wurde Anvar so schnell durch das graue Portal des Todes geschleudert, daß er kaum Zeit fand, die kunstvollen Gravuren zu bemerken. Bevor er recht wußte, wie ihm geschah, fand er sich erschrocken, bestürzt und voller Zorn in dem silbrigen Halblicht der Welt jenseits des Portals wieder, und vor seinen Füßen lag der Pfad in die Ewigkeit.

»Nein!« Noch während er laut seinen Protest heulte, schlug die Tür hinter ihm mit einem leisen Knarren zu, das den furchtbaren Unterton des Endgültigen hatte. Unter wilden Flüchen warf Anvar sich wieder und wieder gegen die unnachgiebige Tür – aber ohne Erfolg. Plötzlich kehrten die Erinnerungen an Schmerz und Hilflosigkeit zurück, und einen Augenblick lang spürte er noch einmal, wie Eliseths Gedanken sich brennenden Klauen gleich durch seinen Geist wühlten – und dann Eliseths Messer an seiner Kehle. Anvar hörte auf, gegen die Tür zu hämmern. Während die kalte Furcht tief in seinem Wesen langsam zu gerinnen schien, fielen seine Hände schlaff an ihm herab. Mit wachsendem Entsetzen begriff er, daß dieser Aufenthalt im Reich des Todes von anderer Natur war als sein letzter Besuch, bei dem er freiwillig hierher gekommen war und später wieder gehen durfte. Er dachte an Aurian und hatte plötzlich ein unglaublich klares Bild ihres ernsten Gesichts mit den starken Knochen und dem flammenden Haar vor sich. Bei dem Gedanken, sie zu verlieren, durchzuckte ihn ein scharfer Schmerz, der sich wie ein Dolch in sein Herz bohrte. Das kann nicht wahr sein! Seine Gedanken überschlugen sich in hilfloser Panik. Ich kann nicht tot sein!

Plötzlich spürte Anvar eine Hand auf seiner Schulter. »Laß mich los!« fauchte er, und seine Stimme brach vor Angst. Noch während er herumfuhr, rief eine Stimme hinter ihm: »Anvar? Junge – du bist es wirklich!«

Zu seinem maßlosen Erstaunen blickte Anvar in Forrals Gesicht.

»Was ist passiert?« fragte ihn der Schwertkämpfer scharf. »Wie bist du gestorben? Wo ist Aurian?« In seiner Gier, endlich mehr zu erfahren, packte er Anvar bei den Schultern und schüttelte ihn ungeduldig, während der Magusch selbst vergeblich versuchte, Ordnung in das Durcheinander seiner Gedanken zu bringen.

»Forral – laß ihn in Ruhe.«

Anvar kannte diese unheilschwere, kalte Stimme nur allzugut. Er blickte auf und schauderte. Der Tod schien seine Eremitenmaske bei jemandem, der schon einmal durch sein Reich gegangen war, überflüssig zu finden, und seine dunkle, in ein Leichentuch gehüllte Gestalt erhob sich turmhoch über die beiden Männer am Tor. Aber die Aufmerksamkeit der Geistererscheinung galt ausschließlich Forral. »Diese Sache ist jetzt weit genug gegangen«, fuhr er ihn an. »Sterblicher, wirst du denn nie begreifen? Ich hatte einen gewissen Respekt vor deinem Mut und deiner Willenskraft. Solange sich dein Starrsinn nur auf dich selbst beschränkte, war ich bereit, dir deine Torheit zuzugestehen, aber jetzt hast du dich schon zum zweiten Mal einer Seele in meiner Obhut genähert. Als du dich das letzte Mal eingemischt hast, wurde ein Mann seines natürlichen Dahinscheidens beraubt und mir entrissen, so daß ein anderer von ihm Besitz ergreifen und ihn zu einer unnatürlichen Sklaverei verdammen konnte.«

Die Stimme des Todes klang streng und unerbittlich. »Forral, ich kann … ich wage es nicht, dir zu gestatten, länger hier zu verweilen. Ich hätte nie gedacht, daß ich solche Zeiten noch einmal erleben würde, aber in der Welt der Menschen ist eine Macht aufgetaucht, die den Kessel der Wiedergeburt mißbraucht, und du kannst dich nicht mehr ohne Gefahr in der Nähe der Tore aufhalten. Du mußt jetzt mit mir kommen – ihr beide müßt mit mir kommen – und in den Brunnen der Seelen eintreten, um wiedergeboren zu werden, bevor es endgültig zu spät ist.«

Forral hielt immer noch mit eisernem Griff Anvars Schultern umfaßt, aber der Magusch achtete kaum darauf. Bei den Worten der Geistererscheinung begriff er endlich, was Eliseth getan hatte – und warum. Noch bevor er den Mund öffnen konnte, um die anderen zu warnen, spürte er, wie etwas Falsches seinen Anfang nahm – die ersten Regungen einer geheimnisvollen, unsichtbaren Macht, die wie das Anschwellen einer schmutzigen Hut durch die geschlossenen Türen des Todes griff. Die nebelverhangene Landschaft um ihn herum flackerte kurz, und er spürte, wie er von einer riesigen, unsichtbaren Hand ergriffen wurde, die ihn zurück durch das Portal riß, das die Lebenden von den Toten trennte.

»Nein!« brüllte der Tod. »Das werde ich nicht zulassen!«

Einen Augenblick lang herrschte absolute Verwirrung. Anvar spürte, wie eine von Forrals Händen von seinen Schultern herabglitt, obwohl der Schwertkämpfer auf der anderen Seite noch fester zupackte. Die Macht hinter der Tür zerrte weiter an dem Magusch, fester und fester, und je entschlossener die Kraft an ihm zog, um so schmerzlicher wurde ihr Zugriff. Dann spürte Anvar zum ersten Mal den betäubenden Hauch des Todes, als die Geistererscheinung beide Hände fest um seine Arme schloß. Er hörte noch einen Aufschrei von Forral – eine Mischung aus Entsetzen und Triumph –, dann standen nur noch zwei Gestalten, wo vorher drei gewesen waren.

Auf dem Dach der Akademie ließ die Wettermagusch noch ein paar Tropfen Wasser aus dem Gral auf die klaffende Wunde an Anvars Kehle laufen und sah befriedigt zu, wie der Blutstrom aus den durchtrennten Arterien zum Erliegen kam, und das zerfetzte Fleisch sich wieder zusammenfügte. Angespannt wartete Eliseth. Es schien sehr lange zu dauern, bis ihr Opfer ins Leben zurückkehrte – weit länger als bei Bern. Mit finsterem Blick schaute sie auf den leblosen Körper herunter und ballte die Fäuste so fest, daß ihre Fingernägel sich in die Haut ihrer Handflächen gruben. Wenn das nicht funktionierte …

Anvar zuckte einmal und zappelte wie ein gestrandeter Fisch, bevor sich seiner Brust ein keuchender, zittriger Atemzug entrang. Eliseth handelte sofort und belegte ihn abermals mit einem Zeitzauber. Dann lehnte sie sich mit einem unendlichen Gefühl der Erleichterung zurück. Einen Augenblick lang dachte sie daran, den Zauber aufzulösen, um ihre Macht zu erproben, wie sie es bei Bern und Vannor getan hatte – aber andererseits, warum sollte sie ein solches Risiko eingehen? Der Gral hatte bei den ersten zwei Opfern bestens funktioniert, und er war weit mächtiger als jede Magie, mit der dieses erbärmliche Halbblut ihm vielleicht hätte Widerstand leisten können.

Außerdem hatte Eliseth es eilig. Sie hatte getan, was sie sich vorgenommen hatte – und die Informationen, die sie aus Anvars Geist entnommen hatte, übertrafen ihre kühnsten Erwartungen. Bisher hatte sie niemals über Nexis hinaus gedacht – aber warum sollte sie ihren Ehrgeiz auf den Norden beschränken? Jetzt, da sie Vannor in ihrer Gewalt hatte, konnte sie sich der Herrschaft hier gewiß sein, und für Aurians Rückkehr stand schon Anvar parat. Wenn sie nun nach Süden reiste und versuchte, sich andere Rassen zu unterwerfen, konnte sie ihre Macht tausendfach vergrößern, bevor ihre Feinde – ob Aurian oder Miathan, wo immer er sich aufhielt – sie finden konnten. Außerdem war sie dann auf jeden Fall in Sicherheit, wenn sie Vannor den Befehl gab, die Phaerie anzugreifen. Falls diese mit einem Gegenangriff auf die Stadt antworteten – was durchaus der Fall sein konnte –, wollte Eliseth nicht in der Nähe sein. Außerdem hatte die Magusch in Anvars Gedanken die Einzelheiten einer unsichtbaren Festung entdeckt, von der aus sie schließlich ohne Gefahr die Zügel der Welt ergreifen konnte. Nur gut, daß es in Dhiammara keine Drachen mehr gab, denn Eliseth hatte die Absicht, die Stadt für sich selbst zu nutzen.

In diesem Augenblick machte ein gewaltiger Donnerschlag den selbstgefälligen Gedanken der Magusch ein Ende. Unter ihren Füßen begannen die Grundfesten des Turmes zu zittern. Eliseth spürte, daß eine fremde, ihr unbekannte Spielart der Magie das Erdbeben ausgelöst hatte, aber sie konnte nicht ahnen, daß sie mit ihrer Benutzung der Gralsmacht innerhalb der Akademie in eine Falle getappt war, die man ihr schon vor langer Zeit gestellt hatte. Während der Turm vibrierend hin und her schwankte, wurde ihr Geist leer vor Panik. Sie konnte nichts tun, als auszuharren – der Turm, den so viele Zauber vor Zerstörung bewahrten, war genauso sicher wie jeder andere Ort auch. Voller Entsetzen sah sie zu, daß die Stadt um sie herum wie ein Kartenhaus zusammenstürzte.

Ein Teil der Steinbrüstung, die das Dach des Turmes umrandete, barst und stürzte in die Tiefe. Eliseth ging haltsuchend in die Hocke, klammerte sich an den kostbaren Gral und beobachtete durch die Lücke in der Brüstung den Zusammenbruch der Stadt.

Von irgendwo im Zentrum von Nexis hörte die Magusch das machtvolle Bersten von Stein, als das Garnisonsplateau mit seinem gewaltigen, von Mauern umfaßten Gebäudekomplex in zwei Hälften brach. Die hohen, schützenden Mauern, die Miathan um das Stadtgelände herum errichtet hatte, zerfielen ebenfalls. Nur Sekunden später löste sich von den südlichen Hängen, die von der Stadt aus gesehen stromaufwärts lagen, eine gewaltige Erdwoge, die das Tal unter Schutt und Trümmern begrub. Unterhalb des Felsvorsprungs der Akademie erschien ein langer Riß im Flußbett, und das gesamte Wasser stürzte in einer Wolke aus Staub und Dampf den Gedärmen der Erde entgegen.

Endlich war es vorbei. Die gequälte Landschaft bebte nicht länger, und der Staub legte sich. Die einzigen Geräusche waren das Stöhnen und Schreien der Verletzten. In der Stadt war an ungezählten Stellen Feuer ausgebrochen, das die Zerstörung noch weiter trieb. Eliseth schauderte, obwohl das Leiden der Sterblichen sie wenig kümmerte. Ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um ihre eigene Person. Sie hatte keine Ahnung, was genau geschehen war – aber sie hatte das äußerst unangenehme Gefühl, daß die Katastrophe für sie bestimmt war und daß auf irgendeine Art und Weise der verschwundene Erzmagusch dahinter steckte. Es war höchste Zeit, daß sie von hier weg kam.

Drei Tage später erhielt Yanis zu seiner Überraschung eine Nachricht von Vannor, der ihn um ein schnelles Schiff bat, das eine unbekannte Person mit ihrem Diener in die Südlichen Königreiche bringen sollte. Er fand es sehr merkwürdig, daß Zannas Vater Zeit hatte, sich gerade jetzt um solche Nichtigkeiten zu kümmern. Nach dem mysteriösen Erdbeben hatte der Herr von Nexis, der sich gerade erst von seiner Krankheit erholte, gewiß alle Hände voll zu tun, um mit der Krise fertig zu werden. Aber für Yanis spielte das kaum eine Rolle. Angesichts des vielen Goldes, das Vannor ihm anbot, war der Nachtfahrer nur allzugern bereit, seinen Wunsch höchstpersönlich zu erfüllen – obwohl die geheimnisvolle Reisende, die sich die ganze Seefahrt über in ihrem schweren Kapuzenumhang zu verstecken schien, ihm eine Gänsehaut einjagte. Aber als er seinen Passagier in einer einsamen kleinen Bucht an der südlichen Küste abgesetzt hatte und die Rückfahrt durch den noch immer von schweren Erdbeben aufgewühlten Ozean antrat, hatten sich auch die letzten Spuren seiner anfänglichen Neugier verloren – und mit ihnen alle Erinnerungen an die unbekannte Reisende.

Als Eliseth im Südland ankam, beschränkte ihr Besitz sich mehr oder weniger auf Bern, das nutzlose Flammenschwert, das der Sterbliche in einen alten Umhang eingewickelt über der Schulter trug und Anvars gestohlene Erinnerungen, die sie durch dieses fremde, neue Land führen sollten. Gewiß keine triumphale Ankunft – wenn man bedachte, daß sie die Absicht hatte, sich in Kürze zur Herrscherin über diese südlichen Königreiche zu machen.

Die Magusch stand an dem einsamen, windgepeitschten Strand und sah zu, wie die geisterhafte Silhouette des grauen Nachtfahrerschiffs in der verregneten Dunkelheit verschwand. Sie war sehr erleichtert, das Heck des Schiffes zu sehen. Dies war ihre erste Seereise gewesen und hoffentlich auch ihre letzte – die Meere waren nach dem Erdbeben in Nexis immer noch furchtbar rauh gewesen, und sie hatte nicht gewußt, daß man so erbärmlich krank sein konnte.

Eliseth schauderte, und der Grund dafür war nicht nur die schneidende, feuchte Kälte. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so verletzlich gefühlt. Noch nie war sie ohne die Privilegien gewesen, die ihr der Tradition nach zustanden: dem Luxus und der Sicherheit der Akademie und dem Schutz und der Autorität ihres Rangs als Magusch, der sie zum Mitglied der mächtigen Elite der Stadt machte. Jetzt mußte sie aus dem ihr zur Verfügung stehenden Material ihre Zukunft meißeln, und sie blickte diesem Unterfangen mit einer beunruhigenden Mischung aus Angst und Vorfreude entgegen.

»Lady – bitte, was sollen wir jetzt machen? Ich friere, und ich habe Hunger und diese Last, die du mir gegeben hast, wiegt so schwer …«

Eliseth drehte sich zornig zu dem nörgelnden Bern um. »Hör auf zu winseln, Sterblicher – sonst gebe ich dir noch einen Grund für dein erbärmliches Gejammer! Und steh nicht einfach da nun – such uns einen Platz, wo wir unterkommen können, bis dieser verfluchte Regen aufhört.«

»Hab Erbarmen, Lady – wo soll ich hingehen? Ich kann nicht im Dunkeln sehen wie du«, jammerte Bern.

Die Magusch knirschte verärgert mit den Zähnen. »Im Namen aller Götter – warum habe ich dich bloß mitgeschleppt?« brauste sie auf. Auf der Suche nach einem Ventil für ihren Zorn, nahm sie all ihre Kräfte zusammen und versetzte den Wolkenbergen am Himmel über ihr einen zornigen Schlag. Sofort ließ der Regen nach und machte einer plötzlichen Stille Platz, als wäre die Welt selbst von ihrer Tat überrascht.

Eliseth drehte sich zu Bern um, der sie mit offenem Mund anstarrte. »Komm, folge mir. Und nimm das da auch noch; du taugst ja doch nur als Lasttier.« Eliseth warf ihm die Tasche zu, die die wenigen Besitztümer enthielt, die sie aus Nexis hatte retten können. Mit einem Aufblitzen gehässiger Befriedigung sah sie, wie er unter dieser zusätzlichen Last ins Taumeln geriet. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, stolzierte sie einfach davon, mit dem sicheren Wissen, daß ihr sterblicher Sklave ihr schon folgen würde. Sie hatte keine Zeit übrig, die sie an ihn verschwenden konnte – es gab genug zu tun. Die nächsten Monate würden eine große Herausforderung darstellen, aber Eliseth zweifelte nicht daran, daß sie dieses Land schon bald unter ihre Herrschaft zwingen konnte. Schließlich hatte Aurian das ebenfalls getan, und was diese rothaarige Hexe zuwege brachte, sollte für sie, Eliseth, wohl eine Kleinigkeit sein.

Es war nur gut, daß Eliseth ihre Entschlossenheit hatte, die ihr Kraft gab. Im Windschatten eines Felsbrokens, der irgendwann einmal zu dem überhängenden Kliff über ihr gehört hatte, verbrachte sie zitternd die unangenehmste Nacht ihres Lebens. Obwohl sie einen magischen Schild um sich herum aufgebaut hatte – zum Schutz vor dem kalten Wind und vor allem vor möglichen weiteren Steinschlägen von oben –, war sie doch außerstande, die eisige Nachtluft zu erwärmen oder den steinigen Boden, auf dem sie lag, ein wenig weicher zu machen. Bei der Anstrengung, den Schild aufrechtzuerhalten und der Furcht vor dem, was passieren konnte, wenn ihr das nicht gelang, machte sie die ganze Nacht kein Auge zu.

Eine graue Morgendämmerung kroch widerstrebend über den Horizont, eingeläutet von Berns Husten. Eliseth streifte den zitternden Sterblichen mit den tief eingefallenen Augen mit einem finsteren Blick. Seit dem Tod seiner Familie hatte Bern sich vernachlässigt, und die rauhe Seereise und die Nacht auf dem ungeschützten, unwirtlichen Strand waren für seine schwächliche, sterbliche Konstitution zuviel gewesen. Typisch! Hätte sie es nicht besser gewußt, hätte sie geschworen, daß er es mit Absicht tat, nur um sie zu ärgern. Wirklich, diese verfluchten Sterblichen waren ohne jeden Nutzen – sie waren so zerbrechlich, daß die leichteste Unannehmlichkeit sie erledigte. Aber es widerstrebte ihr trotzdem, ihn zurückzulassen. Es war zu bequem, einen Diener zu haben – vor allem einen, dessen Geist sie beherrschen konnte. Außerdem brauchte sie Bern als Träger für das Schwert der Flammen. Das Artefakt reagierte nach wie vor mit gefährlicher Heftigkeit auf ihre Zauberkräfte, aber in Händen eines magielosen Sterblichen blieb es dunkel und tot.

Die Magusch zögerte – und seufzte dann, bevor sie ihre schwere Tasche selbst schulterte und Bern nur noch das Schwert tragen ließ. »Komm endlich«, raunzte sie ihn an. »Je eher wir etwas zu essen finden, um so schneller wirst du deine Kraft zurückgewinnen und dich wieder nützlich machen können.«

Eliseth fühlte sich schrecklich ungeschützt in der endlosen Weite der Küstenebenen, wie eine Fliege, die über einen riesigen Tisch kroch. Als sie die Küste schließlich hinter sich hatte, gab es, soweit das Auge reichte, nichts als eine unendliche Fläche von Gras, das im Wind schwankte – eine bleiche, goldgelbe Ebene unter dem stahlgrauen Herbsthimmel. Da nichts ihn aufhalten konnte, hatte der immerwährende Wind die Schärfe eines gewetzten Messers. Er stöhnte und ächzte wie eine gequälte Seele über das flache Land, und er zischte und pfiff zwischen den trockenen Grasstengeln, bis die Magusch am liebsten laut geschrien hätte.

Zu Fuß war es eine lange und ermüdende Reise. Eliseth wanderte nachts und befragte regelmäßig den Gral, ob sich irgendwelche Xandim-Patrouillen in der Nähe befanden. Die Wanderung brachte überdies knurrende Mägen mit sich – denn der in der Stadt aufgewachsene Bern erwies sich zur Jagd als absolut unfähig, und so mußte die Magusch den größten Teil ihrer beider Verpflegung selbst herbeischaffen, indem sie ihre Magie benutzte, um Kaninchen zu töten und die kleinen Rehe, die auf der Ebene grasten.

Schließlich, nach ungefähr acht Tagen – in der unendlichen Monotonie der gewaltigen Prärie verlor man nur allzuleicht das Gefühl für die Zeit –, hatte Eliseth gefunden, wonach sie gesucht hatte: zwei junge Xandimhirten, ein Mann und eine Frau, die ganz allein eine kleine Herde zotteliger, weißer Rinder bewachten. Um sich ihrer Beute zu nähern, benutzte die Magusch ihren speziellen Luftzauber und verschleierte so ihre und Berns Umrisse. Auf diese Weise sahen sie aus der Feme wie ein übers Land gleitender Wolkenschatten aus, wie ein Staubwirbel oder ein Flackern des Sonnenlichtes in dem windgepeitschten Gras.

Eine Nacht und einen Tag lang folgten sie den Xandim. Während die beiden ahnungslosen Hirten das träge Vieh weitertrieben, prägte Eliseth sich das Muster ihres Tagesablaufs ein. Die beiden waren abwechselnd Reiter und Reittier; alle paar Stunden fand eine Verwandlung statt; der eine nahm dann wieder seine Menschengestalt an, und der andere verwandelte sich in ein Pferd, und so ging es in ständigem Wechsel. Als sich abermals die Nacht aufs Land herabsenkte, trieben die beiden Xandim das Vieh zurück in das tiefe, grasbewachsene Tal, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten – ein stabiles Zelt aus Tierhäuten und ein Feuer, das sie in einer flachen Grube im Rasen untergebracht hatten, um es vor der schlimmsten Gewalt des allgegenwärtigen Windes zu schützen. Der Platz war gut gewählt – überall im Grasland gab es geschützte Stellen, aber hier lag die Krume nur in einer dünnen Schicht über den Knochen der Erde und entblößte an einer Seite des Tals eine steile Felswand. Aus einem Riß im Felsen sickerte eine Quelle, deren Wasser sich in einem moosigen, schilfigen Teich am Fuß des Steilhangs sammelte.

Tagsüber graste das Vieh, und die Hirten, ein dunkelhaariger Mann und ein Mädchen mit gebräunter Haut und langen, braunen Zöpfen, hatten bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Bogen und Schlinge Hasen und wilde Vögel gejagt. Als nun die rote Sonne hinter dem Tal versank, fügten die beiden Hirten sich mühelos in eine scheinbar altvertraute Routine: Der eine häutete die Tiere, weidete sie aus und spickte sie, der andere entzündete das Feuer und holte Wasser aus der Quelle. Als alle Arbeit soweit getan war und das Abendessen überm Feuer brutzelte, stand der Mann auf und hielt der Frau lächelnd die Hand hin. Dann verschwanden sie gemeinsam im Zelt und blieben eine ganze Weile dort, bevor die Frau wieder auftauchte. Noch während sie aus dem Zelt trat, streifte sie sich ihr Hemd über, dann wendete sie das Fleisch und ging zum Teich hinunter, um sich zu waschen. Unterdessen setzte ihr Partner, der pfeifend und sich räkelnd aus dem Zelt gekrochen war, am Rand des Feuers einen Topf mit Wasser auf.

Als die Pferdeleute gegessen und sich für die Nacht fertig gemacht hatten, hielten sie abwechselnd Wache; einer bewachte das Lager, während der andere schlief. Nun endlich war die Magusch soweit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Obwohl sie in dem frostigen Mondlicht zitterte, wartete sie ein oder zwei Stunden, bis sie sicher sein konnte, daß der Xandim eingeschlafen war. Schließlich, als die Zeit gekommen war, stahl sie sich in Berns Geist und ließ ihn zu der schläfrigen Frau hinüberschleichen, um ihr die Kehle durchzuschneiden. Die Hirtin starb ohne einen Laut, und ihr Partner, der im Zelt in festem Schlaf lag, holte ein letztes Mal Atem, ohne auch nur aufzuwachen.

Das Vieh witterte Blut, brüllte beklommen und trabte auf die andere Seite des Tals hinüber. Eliseth verließ Berns Körper und sprang aus ihrem Versteck hinter dem Zelt hervor, so daß die zotteligen weißen Tiere zu einer entsetzten Flucht davonstoben, direkt über den Rand des Tals in die grasbewachsene Schlucht darunter. Als die Magusch vor das Zelt trat, wäre sie beinahe über Bern gestolpert, der würgend vorm Feuer kniete. Ohne ihn zu beachten, füllte Eliseth den Gral aus dem Wasserschlauch der Hirten und holte ihr erstes Opfer ins Leben zurück.

Eliseth übernahm die Kontrolle über die Gedanken der jungen Xandim, bevor diese Zeit hatte, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Dann pflanzte sie ihr den Befehl ins Gehirn, daß die beiden Hirten der silberhaarigen Fremdländerin ohne Frage zu gehorchen und ihr auf jede erdenkliche Weise zu dienen hätten. Sobald sie den Geist des Mädchens versklavt hatte, ließ die Magusch es allein und wiederholte das Ganze bei dem männlichen Hirten.

Sehr zu Eliseths Belustigung waren die beiden Xandim, Saldras und Teixeira, überaus erstaunt, daß die fremde Frau plötzlich in ihrem Lager aufgetaucht war. An das, was ihnen zugestoßen war, hatten sie keinerlei Erinnerung mehr. Plötzlich empfanden sie einen solchen Zwang, sich ganz dieser Fremden zu widmen, daß sie darüber jeden Gedanken an ihr verschwundenes Vieh verloren.

Zum ersten Mal bemerkte Eliseth nun, wie Aurian und Anvar es vor so langer Zeit getan hatten, daß die Magusch über die angeborene Fähigkeit verfügten, fremde Sprachen zu verstehen. Sobald sie die Hirten nach den Gewohnheiten, der Anzahl und dem Aufenthaltsort der heimischen Xandim befragt hatte, waren sie der Magusch in ihrer menschlichen Gestalt nicht länger von Nutzen. Also bemächtigte sie sich ihres Geistes und zwang sie, ihre Pferdegestalt anzunehmen und in ihr zu verharren. Damit sie ihr des Nachts, wenn sie schlief, nicht entkommen konnten, fesselte sie ihnen die Vorderläufe.

Die Wettermagusch kehrte allein und von strahlender Zufriedenheit erfüllt in das Xandimzelt zurück. Endlich! Endlich brauchte sie nicht mehr Meile um Meile durch diese verfluchte, endlose Prärie zu stolpern! Sie würde ihre Reise bald fortsetzen, denn sie war der Meinung, daß die Rasse der Pferdeleute ihr bei ihren Eroberungsplänen wenig nutzen konnten – später, wenn sie Zeit dazu hatte, konnte sie immer noch zurückkehren und sie unterwerfen. Nein, das Geheimnis der Macht der Südlichen Königreiche war die Herrschaft über den Himmel – und bei den bruchstückhaften Kenntnissen, die sie Anvars Geist entlockt hatte, hatte sie die Namen von Geflügelten gefunden, die ihr nur allzugern beim Sturz der rechtmäßigen Königin helfen würden. Jetzt, da sie die beiden Xandim als Reittiere hatte, konnte Eliseth sich so schnell wie nur möglich nach Aerillia begeben.

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