6. Kapitel

Um sich an den Zwischenfall zu erinnern, war das gedächtnisfördernde Medikament, das Conway seit dem Abflug vom Orbit Hospital eingenommen hatte, nicht erforderlich — der Vorfall stand ihm vollständig und in allen Einzelheiten vor Augen. Die Beweise waren unbestreitbar, und vor der vernichtenden Schlußfolgerung, daß er allein für den ganzen bedauernswerten Schlamassel verantwortlich war, gab es kein Entrinnen.

Auf den Videos mit den Luftaufnahmen vom Flugzeug war sofort, nachdem Wainright und Conway in dem Bodenfahrzeug den Schauplatz verlassen hatten, eine Abnahme der zerstörerischen Aktivitäten der herumwütenden Gogleskaner zu beobachten gewesen. Und innerhalb einer Stunde hatte sich das Gruppenwesen wieder in seine Einzelmitglieder aufgelöst, die reglos und weit voneinander entfernt dagestanden und einen hochgradig erschöpften Eindruck gemacht hatten.

Immer wieder hatte sich Conway das Video angesehen, wie auch die Scanneraufzeichnung von Khones Selbstuntersuchung und das später aufgenommene Material von dem verletzten FOKT, dessen Rettung die Vereinigung sämtlicher Gogleskaner der Gegend herbeigeführt hatte. Vergeblich versuchte er, wenigstens einen Anhaltspunkt, einen bloßen Hinweis oder den leisesten Fingerzeig zu entdecken, der die unglaubliche Reaktion der FOKTs auf seine Berührung eines Mitglieds ihrer Spezies erklären könnte.

Zu einem gewissen Zeitpunkt fiel ihm ein, daß er eigentlich zur Erholung hier war und um einen klaren Kopf zu bekommen, damit er wichtige Entscheidungen über seine Zukunft treffen konnte. Bei der Situation auf Goglesk handelte es sich um kein dringendes Problem, und O'Mara zufolge konnte er sich über die hier herrschenden Umstände entweder Gedanken machen oder sie schlichtweg ignorieren. Doch einfach über das Problem hinwegsehen konnte er nicht. Denn unabhängig von der Tatsache, daß er es zum Teil selbst verschlimmert hatte, reizte ihn die Auseinandersetzung mit solch einem fremdartigen Puzzle, bei dem ihm selbst seine langjährige Erfahrung mit dem Verhalten und den Denkweisen von Extraterrestriern im Orbit Hospital keine große Hilfe war, über alle Maßen.

Dabei hatte sich Khone als Individuum so normal verhalten.

Gereizt ließ er sich mit aufs Bett fallen, wobei er sich unentwegt den Scanner vor die Augen hielt und versuchte, aus den FO^-Aufzeichnungen irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Eigentlich war es praktisch kaum möglich, ein Bett unbequem zu finden, dessen Schwerkraftregulieriing auf einen Bruchteil der Erdanziehungskraft eingestellt war, doch Conway warf sich von einer Seite auf die andere, wälzte sich hin und her und schaffte es tatsächlich, sich vollkommen unbehaglich zu fühlen.

Es gelang ihm, die dicht unter der Haut befindlichen Wurzeln der vier FOKT-Stacheln ausfindig zu machen, die zu der Zeit, als sich Khone selbst untersucht hatte, flach am Scheitel angelegen hatten und teilweise vom Haupthaar verdeckt gewesen waren, und die Lage der feinen Kanäle zu erfassen, die die Stacheln mit der Giftblase verbanden. Außerdem bestand eine Nervenverbindung zwischen der Gehirnbasis und den Muskeln, die die Stacheln aufrichteten und die Giftblase zusammenzogen, aber er hatte keine Ahnung, welcher Reiz die Muskelaktivität auslöste. Auch bezüglich der langen, silbrigen Strähnen, die sich zwischen dem gröberen Haar auf dem Kopf befanden, tappte er noch vollkommen im dunkeln.

Seinen ersten Gedanken, daß es sich bei ihnen lediglich um ein Anzeichen fortschreitenden Alters handelte, mußte er revidieren, als eine genauere Untersuchung ergab, daß sich der Aufbau der Follikel vollkommen von der Struktur der ringsum wachsenden Haare unterschied und die Strähnen, genau wie die Stacheln, unter der Haut mit Muskeln und Nerven verbunden waren, durch die sie sich unabhängig bewegen konnten. Die Strähnen waren jedoch länger, feiner und biegsamer als die Stacheln.

Leider konnte Conway die unter der Haut befindlichen Nervenverbindungen, falls diese überhaupt vorhanden waren, nicht aufspüren, da der Scanner nicht auf eine derart feine Abtastung eingestellt gewesen war. Schließlich hatte er lediglich die Absicht gehabt, die gogleskanische Ärztin durch die Bilder ihrer eigenen größeren inneren Organe zu beeindrucken, und keine noch so starke Vergrößerung konnte beim Abspielen der Aufnahme Einzelheiten sichtbar machen, die nicht bereits vorhanden, das heißt, zuvor aufgezeichnet worden waren.

Hätten die FOKTs nicht dieses höchst eigenartige Verhalten an den Tag gelegt, wäre Conway mit den physiologischen Daten, die er sich auf diese Weise verschafft hatte, dennoch sehr zufrieden gewesen. Doch in diesem Fall wollte bei ihm keine Zufriedenheit aufkommen. Er mußte sich unbedingt noch einmal mit Khone treffen und sich mit ihr eingehender befassen, und das sowohl in klinischer als auch in informeller Hinsicht.

Nach dem heutigen Debakel bestanden dafür allerdings denkbar geringe Chancen.

„Verschwinden Sie!“ hatte ihn Khone von irgendwoher aus dem herumwütenden Mob von Gogleskanern aufgefordert. Und auch vom Lieutenant war ihm verärgert „Alles können Sie sich hier nicht erlauben!“ zugerufen worden.

Wie Conway durchaus bewußt war, mußte er allmählich eingeschlafen sein, als er plötzlich merkte, daß er sich nicht mehr auf Goglesk befand. Die Umgebung hatte sich zwar verändert, war ihm aber dennoch vertraut, und die Probleme, mit denen er sich in Gedanken beschäftigte, waren viel einfacher geworden. Er träumte nicht besonders oft — beziehungsweise träumte er, wie ihn O'Mara immer wieder gern erinnerte, genauso häufig wie jedes andere sogenannte intelligente Lebewesen, habe aber das Glück, sich nur an sehr wenige seiner Träume zu erinnern. Der gegenwärtige Traum war angenehm, unkompliziert und hatte keinen Bezug zu seiner momentanen Situation.

Zumindest schien es zunächst so.

Die Stühle waren riesengroß, und man konnte sich nicht einfach darauf setzen, sondern mußte auf sie hinaufklettern. Und um auf die stark gemaserte und auf Hochglanz polierte Holzplatte des gewaltigen, ebenfalls handgefertigten Eßtisches zu sehen, mußte man sich auf die Zehenspitzen stellen. Das, dachte der erwachsene, träumende Conway, versetzte ihn in das Alter von acht Jahren zurück.

Ob dieser Effekt auf O'Maras Medikament oder auf eine ganz eigene psychologische Marotte zurückzuführen war, wußte er zwar nicht, doch verfolgte er den Traum aus dem Blickwinkel eines erfahrenen und umfassend gebildeten Erwachsenen und gleichzeitig mit den Gefühlen eines nicht besonders glücklichen achtjährigen Kindes.

Seine Eltern waren Kolonisten der dritten Generation auf dem mineralienreichen, von der Erde besiedelten Planeten Braemar gewesen, der bis zum Zeitpunkt ihres Todes bereits erforscht, urbar und sicher gemacht worden war, zumindest was die von den Agrar- und Bergbaustädten genutzten Gebiete und den einzigen Raumhafen betraf.

Seine ganze Jugend hatte Conway am Rand dieser Raumhafenstadt verbracht, die eine riesige, sich ständig ausbreitende Zusammenballung von zwei- und dreigeschossigen Gebäuden war. Daß die Blockhütten die weiß aufragenden Blocks der Fabrikationskomplexe, der Verwaltungszentrale, der Raumhafengebäude und des Krankenhauses zahlenmäßig weit übertrafen, oder die Möbel, die nichtmetallischen Haushaltsgegenstände, die Tonwaren und die Schmuckgegenstände samt und sonders selbst angefertigt waren, hatte er für völlig normal gehalten. Wie er heute mit der späten Einsicht des reifen Erwachsenen wußte, war Holz auf Braemar reichlich vorhanden und billig, während von der Erde importierte Möbel und Geräte sehr viel kosteten. Die Kolonisten waren jedenfalls auf die Eigenschöpfungen sehr stolz gewesen und hatten es auch gar nicht anders gewollt.

Dafür wurden die Blockhütten jedoch von modernen Kernfusionsgeneratoren mit Strom und Licht versorgt, und auf den selbstgebauten Möbeln standen hochentwickelte Monitore mit eingebauten Sender-Empfängern, deren Hauptzweck, soweit es den jungen Conway betraf, darin bestand, tagsüber zu unterrichten und abends zu unterhalten. Auch das Boden- und Lufttransportsystem war modern, schnell und so sicher, wie es unter den damals herrschenden Umständen möglich war; nur selten stürzte ein Flugzeug ab und riß alle Passagiere mit sich in den Tod.

Es war nicht einmal der Verlust der Eltern, der ihn so unglücklich gemacht hatte. Conway war viel zu jung gewesen, um von ihnen etwas anderes als ihre unbestimmte, beruhigende Gegenwart in Erinnerung zu behalten, und als man sie zu dem Grubenunglück gerufen hatte, bei dessen Einsatz sie ums Leben gekommen waren, war er in der Obhut eines jungen Paares geblieben, das direkt nebenan gewohnt hatte. Bis nach der Beerdigung war er bei den Nachbarn geblieben, und dann hatte ihn der älteste Bruder seines Vaters bei sich und seiner Familie aufgenommen.

Seine Tante und sein Onkel waren freundliche, verantwortungsbewußte und sehr beschäftigte Leute gewesen, die nicht mehr zu den Jüngsten zählten. Die eigenen Kinder waren schon fast erwachsen und hatten deshalb für den kleinen Conway, von anfänglicher Neugier abgesehen, nur sehr wenig Zeit. Nicht so die im Haus lebende Großmutter, Conways Urgroßmutter, die entschieden hatte, daß das kürzlich zur Waise gewordene Kind ihrer alleinigen Verantwortung zu unterstehen habe.

Ihr Alter war geradezu biblisch — jeder, der sie danach fragte, wagte es kein zweites Mal —, und sie wirkte zwar so zerbrechlich wie ein Cinrussker, aber körperlich und geistig war sie immer noch sehr rege. Sie war überhaupt das erste Kind, das in der Kolonie auf Braemar geboren worden war, und als sich Conway für derartige Dinge zu interessieren begann, erzählte sie ihm aus ihrem unerschöpflichen Vorrat Geschichten über die frühen Tage der Kolonie, die viel aufregender — wenn auch vielleicht weniger sachlich — waren als die Fakten auf den Geschichtsvideos.

Ohne zu jener Zeit bereits zu verstehen, was damit gemeint war, hatte Conway seinen Onkel zu einem Besucher sagen hören, daß die alte Dame und das Kind so gut miteinander auskämen, weil sie das gleiche geistige Alter hätten. Außer wenn ihn seine Urgroßmutter hin und wieder bestrafte, was nur äußerst selten und in den späteren Jahren gar nicht mehr vorkam, hatte er bei ihr immer viel zu lachen. Wenn sich Zwischenfälle ereigneten, an denen er nicht ganz unschuldig war, verteidigte sie ihn, und sie trat auch dann noch vehement für sein Haustiergehege ein, als dieses allmählich von einem kleinen eingezäunten Pferch im Garten hinter dem Haus zu etwas anwuchs, das eher einem Wildpark im Miniaturformat ähnelte, obwohl sie äußerst hartnäckig darauf bestand, daß er keine Tiere bekam, für die er nicht ordentlich sorgen konnte.

Er besaß sowohl einige terrestrische Tiere als auch eine ganze Reihe der kleinen und harmlosen, auf Braemar einheimischen Pflanzenfresser — die hin und wieder krank wurden, sich häufig durch ihre Tolpatschigkeit selbst verletzten und sich praktisch ständig fortpflanzten. Seine Urgroßmutter hatte für ihn sogar die entsprechenden Veterinärvideos angefordert, obwohl derartiges Material für ein Kind als viel zu anspruchsvoll erachtet wurde. Doch dank der Videos und der Ratschläge der Urgroßmutter sowie durch den Umstand, daß er praktisch die gesamte Zeit, die er nicht mit Lernen verbrachte, für seine Tiere opferte, gediehen die Bewohner seines Geheges prächtig. Zur Verwunderung seiner Tante und seines Onkels warfen sie sogar bald einen nicht unbeträchtlichen Gewinn ab, da sich bei den Kindern in der Nachbarschaft rasch herumsprach, welch gesunde, in Haus und Garten zu haltende Tiere man bei ihm erwerben konnte.

Der kleine Conway war immer viel zu beschäftigt gewesen, um überhaupt zu bemerken, daß er in Wirklichkeit ein sehr einsamer Junge war — bis seine Urgroßmutter und einzige Freundin plötzlich das Interesse an Gesprächen über seine Tiere und anscheinend auch an ihm verlor. Nun begann der Arzt, ihr regelmäßige Besuche abzustatten, und bald darauf nahmen es seine Tante und sein Onkel abwechselnd auf sich, Tag und Nacht bei ihr im Zimmer zu verbringen, bis sie es ihm eines Tages sogar verboten, seine einzige Freundin zu sehen.

Natürlich war er deshalb furchtbar unglücklich. Und der erwachsene Conway, der sich nicht nur an die ganze Episode erinnerte, sondern sie auch noch einmal durchlebte, wußte, daß ihm noch mehr Unglück bevorstand. Der Traum war im Begriff, zum Alptraum zu werden.

Eines Abends hatten sie vergessen, die Tür abzuschließen, und als sich Conway ins Schlafzimmer schlich, saß seine Tante mit dem Kinn auf der Brust dösend auf einem Stuhl neben dem Bett. Seine Urgroßmutter lag mit ihm zugewandtem Gesicht im Bett und hatte Mund und Augen weit aufgerissen, aber sie sagte kein Wort und schien ihn gar nicht zu sehen. Als er sich dem Bett näherte, hörte er ihren rauhen, unregelmäßigen Atem und bemerkte den Geruch. Auf einmal fürchtete er sich, doch er streckte die Hand aus, um den dünnen, abgezehrten Arm zu berühren, der neben dem Bettzeug lag. Er dachte, sie würde ihn vielleicht ansehen oder etwas sagen oder ihn womöglich so anlächeln, wie sie es noch bis vor ein paar Wochen immer getan hatte.

Der Arm war kalt.

Der erwachsene und medizinisch bewanderte Conway wußte, daß der Blutkreislauf in den Extremitäten bereits versagt hatte und die alte Dame nur noch Minuten zu leben hatte, und das wußte auch schon der blutjunge Conway, ohne den Grund dafür zu kennen. Unfähig, sich zurückzuhalten, versuchte er, sie zu rufen, und seine Tante wachte auf Sie blickte auf die Urgroßmutter, packte Conway fest am Arm und drängte ihn aus dem Schlafzimmer.

„Verschwinde!“ rief sie und begann zu weinen. „Alles kannst du dir hier nicht erlauben!“

Als Conway jetzt in seinem kleinen Zimmer auf dem Stützpunkt des Monitorkorps auf Goglesk aufwachte, hatte er feuchte Augen, und nicht zum erstenmal fragte er sich, in welchem Maße der Tod der steinalten, zerbrechlichen und warmherzigen Urgroßmutter sein späteres Leben beeinflußt hatte. Der Schmerz und das Gefühl des Verlustes waren zwar abgeklungen, aber nicht die Erinnerung an die völlige Hilflosigkeit, und ein solches Gefühl hatte er nie wieder erleben wollen. Im späteren Leben, als er immer wieder mit Krankheiten, Verletzungen und drohendem Tod konfrontiert worden war, hatte er stets etwas — häufig sogar ziemlich viel — dagegen unternehmen können. Und bis zu seiner Ankunft auf Goglesk hatte er sich nie wieder dermaßen hilflos gefühlt wie damals in seiner Kindheit.

„Verschwinden Sie!“ hatte Khone ihn aufgefordert, als sein verfehlter Versuch zu helfen fast zur Vernichtung einer Stadt geführt und wahrscheinlich auch unermeßliche psychologische Schäden verursacht hatte. Und „Alles können Sie sich hier nicht erlauben!“ hatte ihm der Lieutenant entgegengehalten.

Aber heute war er kein verängstigter, trauernder kleiner Junge mehr, und er weigerte sich einfach, zu glauben, daß er hier nichts tun konnte.

Beim Baden, beim Anziehen und während er das Zimmer in den Tageszustand versetzte, dachte er über die Lage nach, wurde aber am Ende nur auf sich selbst sauer und fühlte sich noch hilfloser als zuvor. Schließlich war er Arzt, sagte er sich, und kein Kulturkontaktspezialist. Bislang war er zumeist auf Extraterrestrier gestoßen, die sich aufgrund einer Krankheit oder wegen der Verletzungen und Haltegurte im Untersuchungszimmer nicht bewegen konnten und die den engen Körperkontakt und die Untersuchung als selbstverständlich betrachteten. Aber auf Goglesk war das anders.

Dabei war er von Wainright vor der krankhaften Eigenwilligkeit der FOKTs von vornherein gewarnt worden, aber offensichtlich mußte er sie erst einmal selbst erlebt haben. Obendrein hatte er sich von seinen terrestrischen Instinkten und Gefühlen leiten lassen, als er sie hätte unterdrücken müssen — zumindest so lange, bis er ein wenig besser über die Umstände Bescheid gewußt hätte.

Und nun wollte ihn das einzige Wesen, das ihm dabei hätte helfen können, die hiesigen Probleme zu verstehen, nämlich Khone, nicht wiedersehen, es sei denn, um ihm gegenüber womöglich gewalttätig zu werden.

Möglicherweise könnte er es noch einmal mit einem anderen Gogleskaner in einer anderen Gegend versuchen, vorausgesetzt, Wainright war damit einverstanden, daß er sich für längere Zeit das einzige Flugzeug des Stützpunktes auslieh — außerdem dürften die FOKTs in dem Fall über kein Langstreckenkommunikationsmittel verfügen. Wahrscheinlich hatte man auf den Funkfrequenzen der Basisstation keine Nachricht mitgehört und auch keine Spur von Ton- oder Bildübertragungssystemen entdeckt, genausowenig wie Hinweise auf intelligente oder nichtintelligente Wesen, die Mitteilungen zu Land oder durch die Luft beförderten.

Als Conway gerade darüber nachdachte, ob eine Spezies, die unmittelbaren körperlichen Kontakt derart blindwütig vermied, überhaupt daran interessiert war, über weite Entfernungen in Verbindung zu bleiben, piepste plötzlich der Kommunikator.

„Ihren Raumsensoren zufolge sind Sie bereits wieder auf den Beinen und laufen in Ihrem Zimmer herum“, meldete sich Wainrights lachende Stimme. „Sind Sie auch geistig einigermaßen wach, Doktor?“

Conway war überhaupt nicht zum Lachen zumute, egal über was, und er hoffte nur, der wohlmeinende Lieutenant war nicht darauf aus, ihn aufzuheitern. „Ja“, antwortete er gereizt.

„Khone ist draußen“, flüsterte Wainright, als hätte er Schwierigkeiten, seinen eigenen Worten zu glauben. „Sie behauptet, sie sei verpflichtet, unseren gestrigen Besuch zu erwidern und sich für alle physischen und psychischen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, die uns der Vorfall bereitet haben könnte. Doktor, sie möchte sich insbesondere mit Ihnen unterhalten.“

Extraterrestrier stecken doch immer wieder voller Überraschungen, dachte Conway nicht zum erstenmal in seinem Leben. Und dieser hier hatte womöglich auch ein paar Antworten parat. Er verließ das Zimmer in einem Tempo, das nur wenig an die würdevolle Gangart eines Chefarztes erinnerte, sondern vielmehr an eine ausgehungerte Katze auf der Jagd nach einer Maus.

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