11 Erste Hilfe

Die drei im Auslegerboot erhielten das Signal des Jägers und interpretierten es auch richtig, und während der nächsten Minuten waren sie zu aufgeregt und zu sehr in Siegerstimmung, um darauf zu achten, was auf dem Grund des Meeres geschah. Keiner von ihnen war später sicher, wie viel Zeit vergangen war, bevor sich jemand fragte, warum der Jäger keine Signale mehr zu ihnen hinaufschickte; und bei Bob dauerte es noch etwas länger, bevor aus reiner Neugier Sorge wurde.

Schließlich ruckte er ein paar Mal an dem Seil — die Signalverbindung vom Boot zum Meeresgrund war noch immer nicht mehr als ein Plan. Natürlich erfolgte keine Antwort. Bob schloß daraus, daß sein Symbiont das Rohr verlassen hatte und das Schiff genauer durchsuchte. Sie hatten für diesen Fall keinerlei Absprachen über Signale oder irgendwelche anderen Details in einer solchen Situation getroffen, und Bob verbrachte einige Zeit damit, sich wegen dieses Versäumnisses Vorwürfe zu machen. Der Jäger stellte später fest, daß sie beide sehr dumm und leichtsinnig gehandelt hätten, bestand jedoch darauf, den größeren Teil der Schuld auf sich zu nehmen, da er schließlich besser hätte voraussehen können, was dann tatsächlich eintraf.

Seever hatte einmal von ›normaler Polizeiroutine‹ gesprochen.

Etwa eine halbe Stunde verging, während der sie warteten und gelegentlich am Seil zogen, bevor die drei Menschen ernsthaft beunruhigt wurden. Maeta ging schließlich über Bord und tauchte hinab, um nachzusehen, was geschehen war, doch selbst mit der Tauchbrille konnte sie nicht alle Details des Rohrs erkennen. Sie war jedoch sicher, daß sich der Jäger noch darin befand, dessen hatte sie sich vergewissert, indem sie ihre Hand in das Rohr gesteckt hatte.

Aus zweierlei Gründen bemerkte sie die Fasern nicht, die der Jäger von der Masse seiner Substanz in das Schiff hatte fließen lassen; sie waren zerrissen, als sie das Rohr aus dem Schlamm gehoben hatte, und sie waren ohnehin zu fein, um sie unter Wasser erkennen zu können. Die Verletzung, die der Jäger erlitt, als sie rissen, war unerheblich; die Erinnerungsmuster, die seine Identität bildeten, waren vielfach in seiner ganzen Körpersubstanz gespeichert. Nur wenn man ihn in zwei gleichgroße Hälften zerschnitten hätte, wäre es unangenehm gewesen, es sei denn, die beiden Hälfte n hätten sehr bald wieder zusammengefügt werden können, doch die wenigen Milligramm, die im Schiffe zurückgeblieben waren, machten ihm nichts aus, oder hätten ihm nichts ausgemacht, wenn er bei Bewußtsein gewesen wäre.

Man hatte das Schiff in eine Falle verwandelt, mit einer halblebendigen Substanz, die entwickelt worden war, um Mitglieder seiner Spezies zu immobilisieren; doch auf die viel gröberen menschlichen Zellen hatte sie keinerlei Wirkung, so daß Maeta zur Oberfläche zurückkehren, Luft schöpfen und berichten konnte.

Bob vergeudete nicht noch mehr Zeit und zog das Rohr sofort herauf. Bis jetzt hatte er gehofft, daß die abgerissene Verbindung lediglich auf eine Panne in der Anlage zurückzuführen sei, doch als er seine linke Hand in das Rohr streckte und sie me hrere Minuten lang in Kontakt mit der grünen Gal

lertmasse ließ, ohne daß ihm die Anwesenheit des Jägers durch irgendein Wort oder Zeichen bewußt wurde, begriff er, daß eine sehr viel ernsthaftere Störung aufgetreten war. Sie fuhren sofort zum Ufer zurück und verschwendeten nicht einen Gedanken an den Menschen, der ihnen laufend Streiche spielte. Glücklicherweise waren ihre Fahrräder in Ordnung. Maeta transportierte das Rohr, da Bob nur einen brauchbaren Arm hatte und keiner der Gepäckträger dafür ausreichend war. Das Mädchen fand diese Aufgabe ziemlich anstrengend; sie mußte das Rohr mit dem offenen Ende nach oben unter den Arm klemmen, nachdem sie erkannt hatte, daß die bewußtlose Gestalt des Jägers — wenn man diesen Ausdruck anwenden darf — langsam hinausfloß, wenn sie sie waagrecht hielt.

Keiner von ihnen hatte viel Hoffnung, daß Seever würde helfen können, doch sie wußten nicht, was sie sonst tun sollten.

Sie waren etwas überrascht, als sie Jenny im Vorzimmer von Seevers Praxis sitzen sahen. Sie saß wie immer hinter ihrem Schreibtisch, den verletzten Fuß auf einem Hocker, und unterhielt sich anscheinend recht freundschaftlich mit André desChenes, der beim Eintritt der anderen keinerlei Reaktion zeigte. Sonst befand sich niemand im Raum.

Jenny sah das Rohr, doch glaubte sie im ersten Moment nicht, daß es besetzt sein könnte. Ihr erster Gedanke war, wie sie später erklärte, daß etwas mit dem Detektor passiert sei. Dann jedoch überlegte sie, daß sie in dem Fall sicher nicht zu ihrem Vater kommen würden, und schloß, daß etwas Ernsteres geschehen sein mußte; doch diese Verzögerung hielt sie davon ab, irgendwelche voreiligen Fragen zu stellen, solange der Junge anwesend war. Sie sei, gab sie später zu, drauf und dran gewesen zu fragen, ob der Fund, den sie am Vortag gemacht hatten, sich als Fehler des Detektors herausgestellt habe.

„Ist jemand bei deinem Vater?“ fragte Maeta rasch, bevor einer der anderen etwas Voreiliges sagen konnte.

„Nein; er ist im Sprechzimmer, oder wenn er nicht dort sein sollte, ruft ihn“, antwortete Jenny.

Die drei gingen ins Sprechzimmer und trafen dort Seever, der gerade durch eine andere Tür hereintrat. Er warf einen Blick auf das Rohr, das Maeta in den Händen hielt, und runzelte die Stirn.

„Habt ihr Schwierigkeiten?“

Bob schilderte ihm die Situation mit kurzen Worten, und Seever blickte prüfend in das Rohr mit seinem reglosen Bewohner.

„Du hast ihn berührt, und nichts ist geschehen?“

fragte er Bob.

„Ich habe während der ganzen Rückfahrt meine Hand in dem Rohr gehalten, und er hat sich nicht gerührt.“

„Hmmm.“ Der Arzt hatte natürlich keine direkten Erfahrungen für einen solchen Fall, doch war er ein logisch denkender Mann. „Ich kann nicht sofort feststellen, ob er bewußtlos, paralysiert oder tot ist.

Nehmen wir an, daß es sich um eine der beiden ersteren Möglichkeiten handelt, da uns für die dritte jede Erfahrung fehlt. Wenn er also am Leben ist, wäre es das Wichtigste, ihn in diesem Zustand zu erhalten. Wir wissen, daß er Sauerstoff benötigt.

Vielleicht bekommt er genug durch diese sechs oder acht Quadratzoll, da er im Moment sicher nicht viel braucht, doch würde ich vorschlagen, daß wir ihn in irgendein anderes Gefäß gießen, in dem mehr seiner Oberfläche exponiert wird. Wie groß ist sein Volumen? Ein paar Liter? Eine Kuchenplatte würde dann nicht ausreichen, und ich glaube nicht, daß es eine gute Idee wäre, ihn auf mehrere zu verteilen. Er braucht irgendein einheitliches Gefäß, das seine Struktur zusamme nhält, selbst wenn Form für ihn keinerlei Bedeutung hat. Hier, das könnte reichen.“ Er hatte ein großes Metallgefäß gefunden, und sie hielten das Rohr mit dem offenen Ende nach unten darüber. Bob schlug vor, den Pfropfen am anderen Ende zu entfernen. Seever zog den Holzstöpsel heraus, während Maeta das Rohr über das Gefäß hielt.

Die Substanz des Alien war sehr zäh und floß äußerst langsam. Seever glaubte, darin ein gutes Zeichen zu sehen, da die Kräfte, die diesem Wesen erlaubten, seine Form zu kontrollieren, noch funktionieren mußten. Er hatte recht, wie es sich herausstellte, doch jetzt konnte keiner von ihnen dessen gewiß sein. Bobs Bemerkung über Totenstarre war auch nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu heben.

Schließlich befand sich die ganze Masse in dem Gefäß und floß langsam zu seinen Rändern.

„Bob, du bist der Chemiker hier“, sagte Seever.

„Was braucht er noch? Er hat dir sicher etwas darüber gesagt. Ich nehme an, daß Wasser dazugehört.“

„Er braucht Wasser nicht wie wir. Es befindet sich kein Wasser in seinen Zellen; es sind auch keine wirklichen Zellen, jedenfalls nicht in unserem Sinn, sondern nur komplexe, einzelne Moleküle. Es gibt natürlich Wasser in seiner Substanz, doch das ist zum größten Teil an der Oberfläche gebunden und bildet keinen Teil seiner inneren Struktur.“

„Dann gibt es also kein Osmose-Problem — es hilft ihm nicht, wenn wir ihm frisches Wasser oder Salzwasser geben?“

„Nein. Er kann in beidem existieren, genauso wie in unserer Körperflüssigkeit. Vielleicht brauchen Sie ihm keins zu geben, aber es kann auf keinen Fall schaden und ist vielleicht sicherer. Ich würde mir jedoch mehr Sorgen um seine Ernährung machen. Da hat er wirklich keinerlei Reserven. Er kann außerhalb eines Gastgeberkörpers eine Weile ohne Brennstoffzufuhr überleben, doch die Zeitspanne ist ziemlich eng begrenzt. Er besitzt nichts, das sich mit den menschlichen Fett- oder Glycogenreserven vergleichen ließe. Als er unter Wasser in dem Rohr war, hat er ständig kleine Organismen gefangen und gegessen, die versucht haben, ihn zu fressen, hat er mir erzählt.“

„Verstehe. Ich nehme an, daß jede seiner sogenannten Zellen Verdauungsvorgänge durchführen kann, so wie sie auch alle anderen Funktionen übernehmen können. Na schön, alles, was wir im Moment tun können, ist, ihn mit etwas Wasser zu übergießen und ein wenig Käse darin aufzulösen — Protein hat sicher einige der Bestandteile, die er chemisch verwerten kann — und hoffen. Es scheint logisch zu sein, doch irgendwie widerspricht es jeder medizinischen Praxis.“

Trotzdem wurde es getan. Sie nahmen nur eine kleine Wassermenge, um die Oberfläche ihres Patienten nicht völlig von der Luft zu isolieren. Das war ein unglücklicher Entschluß, da eine größere Wassermenge die paralysierende Substanz rascher aufgelöst hätte. Ihr Verteilungskoeffizient zwischen Wasser und dem Gewebe der Spezies des Jägers war sehr klein — er mußte klein sein, um so rasch zu wirken — doch war er bei weitem nicht null.

Das ließ den Menschen nichts anderes tun, als abzuwarten und zu theoretisieren. Die meisten von ihnen machten sich Sorgen um den Jäger. Bobs Mutter hatte bereits darüber nachzudenken begonnen, welche Folgen diese längere Trennung des Alien für ihren Sohn mit sich bringen mochte, doch sie sprach nicht mit den anderen darüber.

Maeta schlug vor, daß sie ins Wartezimmer zurückgehen sollten, um zu erfahren, was Jenny aus dem Jungen herausgebracht hatte, doch die älteren Mitglieder der Gruppe rieten davon ab, da André noch bei ihr sein mochte, und Bob wollte seinen Symbionten nicht allein lassen. Seine Mutter bot sich an, bei dem Patienten zu bleiben, während Bob nach Hause gehen und etwas essen sollte, doch während sie noch über diese Frage diskutierten, wurde die Tür geöffnet, und Jenny humpelte auf ihren Krücken herein.

Ihre Fragen nach dem, was auf dem Riff passiert sei, kollidierten mit denen der anderen, die wissen wollten, was sie aus dem jungen Verdächtigen herausbekommen habe, doch Jenny gewann, und Bob und Maeta berichteten von den Ereignissen dieses Vormittags. Jenny hatte zum erstenmal Gelege nheit, den Jäger gründlich und eingehend anzusehen, und der Anblick faszinierte sie so, daß es einiger Überredungskunst bedurfte, um sie von dem Gefäß zu trennen und von ihrem Interview mit André zu berichten. Ihre Worte waren suggestiv, doch nicht sehr aufschlußreich.

„Ich kann nichts wirklich beweisen“, gab sie zu,

„doch bin ich jetzt sicherer als jemals zuvor, daß er die meisten dieser Sachen auf dem Kerbholz hat.

Der Junge ist schwerer zu fassen als eine Qualle. Er hat nichts wirklich abgestritten, aber auch nichts zugegeben.“

„Wonach hast du ihn denn gefragt?“ sagte Bob.

„Nach der Sache mit dem Boot? Dem Seil? Der Lenkstange? Deinem Fuß?“

„Nicht nach allem. Ich habe mit meinem Fuß begonnen, da ich ihm den schließlich demonstrieren konnte, und ihm klarzumachen versucht, daß ich verblutet sein könnte, wenn nicht gerade Menschen in der Nähe gewesen wären, die mir halfen. Er gab zu, daß so etwas sehr schlimm sei; die Leute sollten wirklich vorsichtiger sein und kein zerbrochenes Glas auf der Insel wegwerfen, sonst müßten am Ende alle Schuhe tragen, wie in Europa und in den Staaten. Ich habe ihn nicht gefragt, wieso er glaube, daß es eine Glasscherbe war und nicht ein Gegenstand aus Metall oder eine Muschel; ich wollte seine Versprecher, falls dies einer gewesen sein sollte, sozusagen sammeln und sie ihm später dann gebündelt an den Kopf werfen.

Ich habe dann von deinem gebrochenen Arm gesprochen, und er meinte, du hättest anscheinend das Radfahren verlernt, während du in den Staaten warst. Wie vielen Menschen hast du gesagt, wie es passiert ist, Bob?“

„Ich habe niemand die ganze Geschichte erzählt, außer euch natürlich, und Dad. Den Leuten in der Raffinerie sagte ich, daß ich gestürzt sei.“

„Und du hast nicht erwähnt, daß dieser Sturz von einem Fahrrad erfolgt ist?“ fragte sie nachdrücklich. Bob saß eine Weile schweigend und dachte nach.

„Ich glaube nicht. Ich wollte den Eindruck vermeiden, daß ich nicht mehr Rad fahren könne, und vor allem wollte ich nichts von dem Draht erwähnen, besonders, da wir keine Spur davon finden konnten.“

„Nun, André weiß oder nimmt es als selbstverständlich an, daß du mit deinem Rad gefahren bist, als es passierte. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er es weiß. Als ich von dem gerissenen Seil und dem Leck in meinem Boot sprach, fragte er nur, was wir die ganze Zeit auf dem Wasser getrieben hätten, und ob wir nach etwas Bestimmtem suchten, und wann ich mein Versprechen einlösen würde, ihn mitzunehmen. Als ihr dann mit diesem Rohr hereinkamt, fragte er, ob es das sei, wonach wir gesucht hätten. Ich sagte, nein, das sei es nicht, und dann fiel mir ein, daß ich damit zuge geben hatte, daß wir etwas suchten. Ich habe euch doch gesagt, daß er schlüpfrig ist wie eine Qualle.“

„Und was hat er zu meiner Lenkstange und deiner Bremse gesagt?“

„Ich bin nicht mehr dazu gekommen, ihn danach zu fragen. Aber an den Versprechern, die ihm herausgerutscht sind, erkenne ich, daß er hinter all diesen Dingen steckt.“

„Vielleicht hat er von Silly erfahren, daß ich mit dem Rad unterwegs war, als es passierte. Sie weiß es, und ich wage nicht einmal zu raten, wie vielen ihrer kleinen Freunde sie inzwischen davon erzählt hat“, bemerkte Bob.

„Und ich bezweifle nach wie vor, daß er dahinter steckt“, sagte Seever. „Ich gebe jedoch zu, daß er sehr wahrscheinlich darin verwickelt ist. Ich wünschte, ich wüßte, was dem Jäger heute geschehen ist; ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Junge irgend etwas damit zu tun haben könnte.

Waren auch andere Boote draußen?“

Bob und seine Mutter sagten, daß keine anderen Boote in ihrer Nähe gewesen seien; Maeta sagte einschränkend: „Kein Boot ist in unserer Nähe geblieben. Zwei- oder dreimal sind Fischer oder andere Leute, die aus dem Hauptkanal kamen, vorbeigefahren, haben ›Hallo‹ gerufen und gefragt, was wir trieben; aber sie sind immer sofort weitergefahren.“

„Was habt ihr ihnen gesagt?“

„Nur, daß wir etwas sammelten. Das hätte alles mögliche bedeuten können: für Pauhérés Sammlung oder fürs Museum oder daß wir uns nur ein wenig amüsieren wollten.“

„Kannst du dich an sie erinnern?“

„An die meisten, denke ich. Ist das wichtig?“

„Ich wünschte, ich wüßte es. Ich frage mich, ob jemand auf Ell eine luftunabhängige Tauchausrüstung hat, ohne daß andere davon wissen.“

„Wenn ja, dann ist es das bestgehütete Geheimnis der Insel“, sagte Maeta. „Wie Sie schon sagten, weiß normalerweise jeder ziemlich genau über alles Bescheid, was hier auf der Insel geschieht. Aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Nur sehe ich keine Möglichkeit, da wirklich sicher zu gehen, außer, ich könnte beschwören, daß kein Boot lange genug in unserer Nähe geblieben ist, um einen Taucher abzusetzen, der unter Wasser an Land zurückgeschwommen sein müßte. Falls inzwischen ein Außenbordmotor für Taucher erfunden worden sein sollte, wäre das natürlich möglich, aber sie mußten doch damit rechnen, daß ich jede Sekunde selbst tauchen würde und sie dabei unweigerlich entdeckt hätte.“

„Das Risiko hätten sie auf sich nehmen können, und vielleicht hätte das Risiko nicht einmal auf ihrer Seite gelegen“, sagte Seever ernst. „Aber wir verrennen uns wieder einmal in Spekulationen.

Mache eine Liste von allen Leuten, die an euch vorbeigefahren sind, sowie du Zeit dazu findest, und gib sie mir. Wenn man nicht weiß, wie man weitermachen soll, muß man all das aufzeichnen, was man weiß, sage ich immer. Mir ist natürlich völlig klar, daß ein Puzzle ständig schwieriger wird, je mehr Mosaiksteine man hat; aber wenn die Steine in das Puzzle gehören, braucht man sie eben.

Irgendwelche anderen Pläne, Bob?“

„Was den Jäger betrifft, können wir anscheinend nichts anderes tun, als abwarten“, antwortete Bob.

„Falls Ihnen etwas Besseres einfallen sollte, Doc, tun Sie es, ohne mich vorher zu fragen.“

„Das halte ich für falsch“, sagte Maeta. „Bob hat seit vielen Jahren mit dem Jäger gelebt und muß mehr über ihn wissen, als jeder andere, vielleicht sogar mehr, als er selbst ahnt. Wenn der Doktor eine Idee hat, könnte sie Bob etwas in die Erinnerung zurückrufen, woran er bis jetzt noch nicht gedacht hat — oder es könnte ihn an etwas erinnern, das den Vorschlag als schlecht oder sogar gefährlich erkennen läßt.“

„Sehr gut gesagt“, stimmte Seever zu. „Aber was ist mit eurem eigentlichen Job? Ihr deutet das ›Ja‹Signal vom Meeresgrund als Beweis dafür, daß es sich tatsächlich um das Raumschiff handelt. Können wir daraufhin irgend etwas unternehmen, auch ohne den Jäger?“

Weder Bob noch Jenny fiel etwas ein, doch Maeta hatte sofort eine Idee.

„Soweit ich verstanden habe, war vorgesehen, daß der Jäger eine Botschaft an oder in diesem Schiff hinterlassen sollte — wobei ihr davon ausgeht, daß seine Leute tatsächlich auf der Erde sind und das Schiff von Zeit zu Zeit überprüfen. Sollten wir nicht selbst dort eine Nachricht hinterlassen?

Wir wissen nicht, ob er Gelegenheit dazu hatte, bevor er bewußtlos wurde.“

„Wir kennen die Sprache nicht“, sagte Jenny.

„Das ist wohl auch nicht nötig. Wenn sie diesen Planeten wirklich untersuchen, besteht die Wahrscheinlichkeit, daß sie inzwischen Englisch und Französisch lesen können.“

„Ein guter Gedanke“, sagte Bob zustimmend.

„Wir könnten die ganze Geschichte auf ein Papier schreiben, das wir in eine sandbeschwerte Flasche stecken und direkt auf dem Schiff hinterlassen.

Dort müssen sie es finden.“

„So einfach ist es vielleicht nicht“, wandte Maeta ein. „Das Schiff liegt unter einer dicken Schlammschicht, und da kann eine Flasche leicht übersehen werden. Vielleicht achten sie ohnehin nicht auf Dinge, die nicht, wie das Schiff, unter Schlamm vergraben sind. Der Jäger wäre sicher in der Lage, die Nachricht im Schiff zu hinterlassen, wir können sie wahrscheinlich nicht einmal genau in der Mitte platzieren. Erinnert euch daran, daß der Jäger uns aufforderte, das Boot ein Stück zu versetzen, bevor er es fand — falls sein Signal bedeutete, daß es wirklich das Schiff ist.“

„Was hätte es denn sonst bedeuten können?“

fragte Bob indigniert. „Und können wir uns nicht mehr erinnern, in welche Richtung er das Boot versetzt haben wollte?“

„Nichts anderes, hoffe ich“, beantwortete Maeta seine erste Frage. „Weil mir sonst auch nichts Logisches einfällt. Ja, ich denke, daß wir die Stelle wiederfinden können. Ich möchte nur nicht, daß ihr euch einbildet, alle unsere Sorgen seien vorüber.“

„Keine Angst“, versicherte ihr Bob. „Ich habe nicht einmal die Chance, mir so etwas einzubilden.“

„Entschuldige. Immer noch Schmerzen?“

„Ja. Muskeln, Gelenke, Arm und Gesicht, obwohl da die Wunden recht gut verheilt sind. Aber es wird mich sicher ein wenig davon ablenken, wenn ich die Nachricht für die Leute des Jägers abfasse. Je eher wir sie zum Schiff bringen, desto besser.

Wenn sie das Schiff hin und wieder aufsuchen, wie wir hoffen, so sicher während der Nacht, und bei dem Glück, das ich in letzter Zeit entwickele, könnte es ausgerechnet heute nacht geschehen, wenn wir am Nachmittag nicht hinausfahren. Ich frage mich, in welchen Abständen sie dort nachsehen? Oder ob irgend etwas, das der Jäger am Schiff geta n hat, ein Signal ausgelöst hat, das sie zurückruft?“

„Das wäre durchaus möglich“, stimmte Seever zu. „Aber warum sollten sie während der Nacht kommen? Sie könnten sich dem Wrack doch jederzeit unter Wasser nähern — oder können sich ihre Raumschiffe nur in der Senkrechten bewegen?“

Bob blickte ihn überrascht an. „Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht“, gab er zu, „und von ihren Schiffen weiß ich kaum etwas. Auf jeden Fall aber sollten wir die Nachricht sofort zum Schiff bringen. Besorgt mal eine Flasche.“

Die Nachricht wurde so kurz wie möglich gehalten und mit Bleistift auf ein einziges Blatt Papier geschrieben, das der Arzt dann mit Wachs imprägnierte. Nachdem man eine passende Flasche gefunden hatte, berechnete der Arzt die Menge Sand, die benötigt wurde, sie im Wasser sinken zu lassen, und die dann hineingefüllt wurde. In den Korken wurde ein winziges Loch gebohrt, durch das einem der Leute des Jägers der Zugang erleichtert werden sollte. Nachdem die Flasche fest verschlossen worden war, wurde ihr Inhalt so lange geschüttelt, bis das Papier weit aus dem Sandballast herausragte.

„Das sollte reichen“, sagte Jenny zufrieden, als sie fertig geworden waren. „Ich wünschte, ich könnte mit euch hinausfahren.“

„Aber du bist natürlich zu intelligent, um ernsthaft daran zu denken“, setzte ihr Vater hinzu. Jenny antwortete nicht.

„Tut mir leid, Jenny“, sagte Bob tröstend, „aber es ist wirklich nichts dabei. Bis es wieder wirklich etwas zu tun gibt — falls das jemals eintreten sollte —, bist du sicher wieder auf den Beinen. Wir brauchen nur noch eins, bevor wir aufbrechen können.“

„Und das ist?“ fragte Seever.

„Einen guten, schweren Stein.“

„Wozu? Die Flasche sinkt von allein.“

„Die Flasche schon, aber ich nicht. Wir können die Flasche doch nicht einfach über Bord werfen; wir müssen sie mitten auf dem Schiff platzieren.

Ich bin kein so guter Schwimmer, um vier Faden tief tauchen zu können, auf jeden Fall nicht mit einem unbrauchbaren Arm, und wenn, dann hätte ich nicht mehr genug Luft, um nach der richtigen Stelle zu suchen. Ich werde mich also mit einem Stein beschweren und auf diese Weise Zeit und Luft sparen.“

„Und der Doktor hat von Jennys Intelligenz gesprochen!“ rief Maeta. „Ich werde natürlich tauchen, du Idiot. Warum willst du mit deinem gebrochenen Arm unbedingt ins Wasser? Wenn du nur neugierig auf das Schiff bist, kannst du dir die Mühe ersparen. Es liegt völlig unter Schlamm.“

„Ich weiß, daß es für dich leichter ist“, gab Bob zu. „Du bist besser als ich, selbst wenn ich zwei gesunde Arme hätte und auch nicht diese anderen Probleme. Aber auf dem Meeresgrund ist irgend etwas, das den Jäger verletzt hat, und ich habe nicht das Recht, von einem anderen zu verlangen, das Risiko auf sich zu nehmen. Du hast unter Wasser schon viel zu viel für mich riskiert, Maeta, und dies ist mein Job und der des Jägers. Er hat ein Risiko auf sich genommen und anscheinend verloren. Jetzt bin ich dran.“

Seine Mutter wollte etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders.

„Laß nur, Mom“, beantwortete Bob ihren unausgesprochenen Ei nwand. „Verständlicherweise willst du nicht, daß ich hinuntergehe, aber du bist ehrlich genug, um einzusehen, daß ich es tun muß.“

Maeta sprang auf. Sie war nicht groß genug, um auf irgendeinen der Anw esenden hinabblicken zu können, doch Bob saß auf einem Stuhl und mußte zu ihr emporblicken.

„Hör auf, den Helden zu spielen, Bob Kinnaird!“

sagte sie scharf. „Es wird derjenige hinuntergehen, der die Aufgabe am besten erledigen kann. Ich werde die Flasche genau an der Stelle platzieren, wo sie hingehört, und bin neunzig Sekunden später wieder oben — und dieser Zeitraum schließt kleine Irrtümer und Suchen ein. Wenn ein Hai in der Nähe sein sollte, werde ich warten. Ich bin kein Held. Ich war unten, nachdem der Jäger ausgeknockt worden war, wie du dich sicher erinnerst, und mir ist nichts passiert. Und wie viele Steine willst du in meinem Boot mitschleppen? Wenn du beim erstenmal nicht zum Schiff kommst, mußt du hochkommen und es noch einmal versuchen — mit einem neuen Stein — und dann noch einmal, und wahrscheinlich ein viertes Mal.“

„Du mußt es mir nicht unbedingt unter die Nase reiben.“

Die Auseinandersetzung war interessant. Als der Jäger später davon erfuhr, tat es ihm leid, sie nicht miterlebt zu haben, obwohl, wie er feststellte, der Ausgang von vornherein feststand. So sehr er Bob auch mochte, war er sich inzwischen doch darüber klar geworden, daß er nicht immer logisch dachte und handelte. Maeta kannte er bei weitem nicht so lange — die flüchtige Begegnung mit einer von Charles Teroas Schwestern vor über sieben Jahren zählte kaum —, doch hatte er bereits erkannt, daß sie intelligenter war als sein Gastgeber und erheblich schneller dachte und reagierte. Sie besaß außerdem die stärkere Persönlichkeit.

Und in dieser Situation hatte sie unbedingt recht, und das wußten beide. Bobs Mutter und der Arzt hielten sich aus dem Streit heraus und brachten auch Jenny dazu, sich nicht einzumischen. Das rothaarige Mädchen stand aus ganz persönlichen Gründen auf Maetas Seite, doch sie brauchte keine Hilfe.

Es wurden also keine Steine mitgenommen.

Seever beschloß plötzlich, daß er sich eigentlich eine hübsche Spazierfahrt auf dem Wasser schuldig sei, und kam ebenfalls mit. Bob hatte zwar etwas dagegen einzuwenden, weil er meinte, der Jäger müsse unter ständiger medizinischer Aufsicht bleiben, doch der Arzt wies darauf hin, daß er im Moment für den Alien nichts weiter tun könne. Er machte sich tatsächlich viel größere Sorgen um Bob, der jetzt ohne seinen Partner zurechtkommen mußte, keine eigene Resistenz gegen Infektionen besaß und auch sonst nicht in Ordnung war. Diese Gedanken erwähnte er jedoch gegenüber Mrs. Kinnaird und ihrem Sohn nicht, und um jeden Verdacht in dieser Richtung zu entkräften, ließ er sogar seine Tasche zu Hause, was er später sehr bedauern sollte.

Es war später Nachmittag geworden, als sie North Beach erreichten, wo Maetas Auslegerboot lag, und an Bord gingen.

Wind und Wellengang hatten während der letzten Stunden erheblich zugenommen, und sie waren alle gründlich durchnäßt, bevor sie die Brandung hinter sich hatten. Es war etwa eine Meile bis zu der Stelle, an der das Schiff auf dem Meeresboden lag, und sie brachten die Strecke rasch hinter sich, da alle außer Bob paddelten, doch die Suche nach der Markierungsboje nahm ein wenig mehr Zeit in Anspruch, als Maeta es vorausgesehen hatte. Sie brachte das Boot in die nach ihrer Meinung richtige Position, bat Seever und Mrs. Kinnaird, es dort zu halten und ließ sich ohne jede Zeremonie mit der Flasche ins Wasser fallen. Ein paar Sekunden lang hing sie zwischen Bootsrumpf und Ausleger, um Luft in ihre Lungen zu pumpen, dann schnellte sie sich empor und tauchte kopfüber in die Tiefe.

Seever und Mrs. Kinnaird blickten ihr nach, ohne mit dem Paddeln aufzuhören. Bob nicht; er hatte kaum bemerkt, daß sie über Bord geglitte n war. Er nahm kaum noch etwas wahr, außer seinen Schmerzen. Seine Arme und Beine taten ihm fast unerträglich weh, und sein Kopf glühte. Er wußte, daß der Jäger in der Vergangenheit schon für erheblich längere Perioden von ihm getrennt worden war, doch hatte er sich noch nie so schlecht gefühlt; und er fragte sich, ob der Jongleur-Akt mit seinen Hormonen sich dem Ende zuneigte. Er wußte es nicht. Und es begann ihm auch egal zu sein. Das helle Sonnenlicht tat seinen Augen weh, obwohl sie im Schatten des breitkrempigen Hutes lagen, und er schloß sie.

Maeta tauchte wieder auf — sie hatte erheblich weniger als die neunzig Sekunden gebraucht, die sie berechnet hatte — und glitt genauso leicht und elegant ins Boot, wie sie es verlassen hatte. „War nichts dabei“, sagte sie, als sie ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. „Man kann die Umrisse des Schiffes unter dem Schlamm genau erkennen, wenn man weiß, wonach man sucht. Ich habe meine Hand in den Schlamm gesteckt. Er ist sehr weich, und auf der Mitte des Schiffes liegt er nur ein paar Zoll dick. Darunter ist etwas Hartes, aber allein durch Berührung konnte ich nicht feststellen, ob es Metall war oder etwas anderes.“

„Du hast die Flasche hinterlegt.“ Bobs Mutter formulierte es nicht als Frage.

„Natürlich. Direkt auf der Mitte des Schiffsrumpfes, und der Teil mit dem Papier ragt aus der Schlammschicht hervor. Wenn sie überhaupt suchen, oder auch nur einigermaßen sorgfältig umhertasten, müssen sie sie finden.“

„Du hattest das Schiff nicht berühren sollen“, sagte Mrs. Kinnaird. „Darin hat Bob recht gehabt.

Du hättest einen elektrischen Schlag bekommen können oder so etwas, wie es dem Jäger anscheinend geschehen ist. Meinst du, daß es so passiert sein könnte, Ben?“

Der Arzt zuckte die Schultern. „Das kann ich nicht feststellen, bevor er wieder bei Bewußtsein ist und es uns sagt. Ich weiß nicht, wie Elektrizität auf ihn wirkt; ich kann nicht einmal sagen, ob sein Körpergewebe dem unseren gleicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob er von Elektrizität ausgeknockt werden ka nn. Ein Mensch hält einen Schock aus, der ein Pferd töten würde. Hat er. mit dir jemals über diese Frage gesprochen, Bob?“

Die einzige Antwort war ein unzusammenhä ngendes Murmeln. Mrs. Kinnaird stieß einen kleinen, erschrockenen Schrei aus, hielt jedoch ihr Paddel fest in den Händen.

Sekunden später lag Bob ausgestreckt auf dem Boden des Bootes, und Seever untersuchte ihn, so gut es unter den beengten Verhältnissen möglich war. Er konnte nur eine heftige Rötung des Gesichts und einen rasenden Puls feststellen, was auf eine ganze Reihe von Ursachen zurückzuführen sein mochte. Die Frauen paddelten bereits mit aller Kraft, um so schnell wie möglich nach North Beach zurückzukommen. Nachdem der Arzt eingesehen hatte, daß er Bob nicht helfen konnte, nahm auch er sein Paddel wieder auf.

Als sie das Ufer erreicht hatten, übernahm er sofort das Kommando.

„Wir können ihn nicht den ganzen Weg zu meinem Haus tragen. Anette, lauf nach Hause und sieh, ob Arthur dort ist. Wenn ja, soll er sofort einen Wagen besorgen — er kann fast immer einen finden.

Maeta, du fährst ins Dorf und versucht ebenfalls, ihn zu finden — oder einen Wagen auf zutreiben.

Versuche es zuerst bei den Entsalzungsanlagen, dann in der Raffinerie. Halte dich nicht mit Erklärungen auf, sage nur, daß du eine n Wagen brauchst, und zwar SOFORT. Wenn du bei meinem Haus vorbeikommst, sage Ev, sie soll meine Tasche herbringen. Ich hätte so klug sein sollen, nicht ohne meine Instrumente hinauszufahren.“

Als die beiden Frauen fort waren, wandte Seever sich wieder seinem Patienten zu. Sie hatten ihn in den Schatten getragen, und jetzt war es auch ohne Thermometer klar erkennbar, daß er hohes Fieber hatte. Sein Gesicht war stark gerötet und schweißbedeckt. Seever zog Bob das Hemd aus und auch das eigene, tränkte beide mit Seewasser, und breitete eins davon über die Brust des jungen Mannes.

Mit dem anderen wickelte er ihm eine Art Turban.

Die Sonne stand schon dicht über dem Horizont, als ein Jeep mit hoher Geschwindigkeit über den Strand fuhr. Arthur Kinnaird saß hinter dem Steuer, seine Tochter neben ihm und Maeta auf dem Rücksitz. Dicht neben Bob stoppte Arthur Kinnaird den Wagen.

„Ihre Frau war nicht zu Hause“, sagte Maeta, bevor Seever eine Frage stellen konnte. „Ich habe ihm alles berichtet.“

„Okay. Arthur, bring uns so schnell wie möglich zu meinem Haus. Ich setze mich zu Bob auf den Rücksitz. Daphne, du quetschst dich vorne neben Maeta, bis wir dich bei eurem Haus absetzen kö nnen.“

„Nein! Ich bleibe bei euch. Bob ist krank.“

Seever nahm sich nicht einmal die Zeit, die Schultern zu zucken, und schon gar nicht, um mit ihr zu diskutieren. Maeta hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt und das Kind auf ihren Schoß genommen; Sekunden später fuhren sie zur Straße zurück. Bobs Vater sagte kein Wort, als sie sein Haus erreichten, und er ging auch nicht mit der Geschwindigkeit herunter; das Kind war noch bei ihnen, als sie das Haus des Arztes erreichten. Daphne wollte unbedingt helfen, Bob ins Sprechzimmer zu tragen; dann brachte Maeta sie hinaus. Arthur Ki nnaird blieb bei Bob, als Seever sich an die Arbeit machte.

Die Ursache von Bobs Zustand war jetzt klar erkennbar. Bob hatte tatsächlich hohes Fieber, und in der Haut seines gebrochenen Arms zeigten sich rote Streifen und Recken, die auf eine schwere Infektion hindeuteten. Seever nahm den Gips ab; die Haut darunter war dunkelrot verfärbt, stellenweise fast schwarz.

„Antibiotika?“ fragte Kinnaird.

„Vielleicht. Sie sind keine Allheilmittel, auch wenn manche Menschen sie als ›Wunderdroge‹ bezeichnen — das haben sie ein paar Jahre früher bei den Sulfonamiden auch getan. Ich werde tun, was ich kann, aber vielleicht ist es mir nicht mö glich, den Arm zu retten.“

„Und ausgerechnet jetzt mußte der Jäger ausfallen.“

„Bestimmt besteht da ein unmittelbarer Zusammenhang“, erklärte Seever. „Wenn er aktiv wäre, hätte es überhaupt nicht dazu kommen können. Hör zu, Arthur, ich werde dem Jungen jetzt eine Injektion mit dem Mittel geben, das ich für das beste halte — vorher will ich ein paar Tests durchführen —, und dann werde ich sechs Stunden warten, bevor ich etwas anderes tue. Natürlich kann ich mir nicht so viel Zeit nehmen, falls sich sein Zustand erheblich verschlechtern sollte. Dann müssen wir eine Entscheidung wegen des Arms treffen. — Und noch etwas will ich jetzt tun.“

Kinnaird nickte verstehend, als Seever einen kleinen Tisch neben den Untersuchungstisch schob, auf dem Bob lag, das Gefäß, in dem sich der Jäger befand, auf den Tisch stellte und Bobs rechte Hand in das Gefäß legte. Sie sahen zu, als die Hand langsam in der grünen Gallertma sse versank. Dann stellte Seever sein Mikroskop auf und nahm Gewebeproben von der Haut des anderen Arms.

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