17. Kapitel

Nach Liorens langem Abschiedsgruß und seinen noch längeren Ermahnungen, nicht zu viel Unternehmungsgeist an den Tag zu legen und sich Freunde zu machen, hatte Gurronsevas über so vieles nachzudenken, daß ihm erst wenige Minuten vergangen zu sein schienen, als er in seinen Überlegungen erneut wie erwartet unterbrochen wurde. Er vernahm das Geräusch von Schritten, die darauf hindeuteten, daß mehrere Lebewesen durch die Besatzungsschleuse an Bord gingen, und auch die Schritte von jemandem, der durch den Hauptverbindungsschacht nach hinten zum Maschinenraum stieg. Gleichzeitig wurde das andere Ende des Bordtunnels von einer weiteren Gruppe betreten, die sich rasch näherte. Nach dem Wirrwarr aus Sprachlauten fremder Spezies zu urteilen, das aus dem Tunnel herüberdrang, schätzte Gurronsevas, daß es sich um vier verschiedene Stimmen handelte, die allerdings zu leise sprachen, als daß sein Translator sie hätte trennen und übersetzen können. Schnell dämpfte er das Licht, schob den Wandschirm vors Bett und versteckte sich dahinter. Als die Neuankömmlinge das Unfalldeck betraten, wurde die Beleuchtung auf volle Helligkeit geschaltet. Die Stimmen verstummten, und das laute unverkennbare Zischen und dumpfe Krachen der sich schließenden Luftschleuse war zu hören.

Die sich hinziehende Stille wurde schließlich von einer Stimme unterbrochen, die sich leise der musikalischen Schnalze und gerollten Laute ihrer cinrusskischen Muttersprache bediente, so daß Gurronsevas gar keine Übersetzung gebraucht hätte, um den Sprecher zu erkennen.

„Ich nehme an, Sie befinden sich ganz in der Nähe, Freund Gurronsevas“, sagte Prilicla. „Im Moment steht das Unfalldeck nicht in Hör- und Sichtkontakt mit dem Kontrollraum, und das wird sich bis zum Eintritt in den Hyperraum auch nicht ändern. Sie befinden sich unter Freunden, Gurronsevas, also schieben Sie bitte den Wandschirm beiseite, und zeigen Sie sich.“

Als sich Gurronsevas und die vier Neuankömmlinge gegenseitig musterten, herrschte für kurze Zeit Schweigen. Dann rief das kelgianische Mitglied des medizinischen Teams: „Gurronsevas! Sind Sie etwa der Gurronsevas? Ich dachte, Sie hätten das Hospital verlassen!“

Murchison lachte leise und antwortete für den Tralthaner: „Sie haben recht, Oberschwester, das hat er ja auch.“

„Guten Tag auch, Freund Gurronsevas“, sagte Prilicla, während er sich anmutig in die Luft erhob, um schließlich über dem Kopf des Tralthaners zu schweben. „Pathologin Murchison und mich kennen Sie ja schon, und wir beide sind von Ihrer Anwesenheit nicht überrascht worden, weil uns O’Mara bereits über Ihre Anwesenheit an Bord und auch über den Grund dafür aufgeklärt hat. Doch Doktor Danalta und Oberschwester Naydrad hatten — wie Sie bei der Kelgianerin am aufgeregten Zustand des Fells erkennen können — nicht mit Ihnen gerechnet und haben Sie bisher vielleicht nur von weitem gesehen. Da es in einem Schiff von dieser Größe jedoch keine Entfernungen gibt, werden wir keine andere Wahl haben, als sehr enge Bekannte und, wie ich glaube, Freunde zu werden.“

Ein großer Haufen aus einer mattgrünen, runzligen gallertartigen Masse näherte sich schwabbelnd Gurronsevas, stülpte ein Auge, ein Ohr und einen Mund aus und sagte: „Wir sind uns zwar schon mehrmals begegnet, doch als ein Wesen, das verschiedene Gestalten annehmen kann und das von seinen Kollegen gern als Verwandlungskünstler bezeichnet wird, habe ich zu dem jeweiligen Zeitpunkt persönliche oder medizinische Gründe gehabt, anders als jetzt auszusehen. Mich wundert nur, daß Sie überhaupt nicht überrascht sind und auch keine Abneigung zeigen, die sich bei vielen äußert, die mir zum ersten Mal begegnen. Ich bin sehr erfreut, Ihre nähere Bekanntschaft zu machen.“

„Ganz meinerseits, Doktor Danalta“, antwortete Gurronsevas. „Mit Ihrem Namen und Ihrer Arbeit bin ich bereits vertraut, weil ich mir die Logbuchaufzeichnungen über die letzten Einsätze und auch über die Rolle, die Sie bei vielen davon gespielt haben, angesehen habe, um mir. na ja, um mir die Wartezeit ein wenig zu verkürzen. Auch wenn ich die medizinischen Einzelheiten nicht begriffen habe, war es doch ein faszinierendes Erlebnis für mich. Zum Schluß hatte ich gar keine Lust mehr, mir die Zeit mit etwas anderem zu vertreiben.“

Prilicla ließ sich langsam auf dem Boden nieder. Sein unglaublich zerbrechlich wirkender, schillernder Körper zitterte, doch dabei handelte es sich um das langsame, leichte Vibrieren, das eine angenehme emotionale Ausstrahlung in seiner Umgebung verriet. „Freund Gurronsevas ist zwar zu höflich, um das zu erwähnen, aber er ist ausgesprochen neugierig“, stellte der Empath fest. „Da es sich bei Murchison, Naydrad und mir um ziemlich normale Lebensformen handelt, nehme ich an, daß sich die Neugier auf Sie bezieht, Freund Danalta. Würde es Ihnen etwas ausmachen, diesen Wissensdurst zu stillen?“

„Natürlich würde ihm das was ausmachen“, warf Naydrad ein, wobei sich ihr Fell verächtlich kräuselte. „Unserem medizinischen Supermann hier gefällt doch nichts mehr, als Fremde zu beeindrucken.“

Wie Gurronsevas sah, war es Danalta außerdem gewohnt, mit der Unhöflichkeit der Kelgianerin mit Leichtigkeit fertig zu werden, denn er stülpte rasch einen kelgianischen Arm mit drei Fingern aus und machte damit eine Geste, die Naydrads Fell noch mehr in Wallung brachte. „Das wäre mir sogar ein Vergnügen“, willigte er erfreut ein. „Aber was interessiert Sie denn besonders an mir, Gurronsevas?“

Während man das Gespräch fortsetzte, war durch die Sichtfenster ringsum zu sehen, wie sich die Rhabwar durch das weit in den Raum ausgreifende Labyrinth der Außenkonstruktion des Hospitals und zwischen den Flugstreckenmarkierungen hindurchschob. Sobald sich das Schiff im freien Raum befand, würde man, wie Gurronsevas erfahren hatte, Schub geben und sich bis zur vorgeschriebenen Sprungdistanz entfernen, von wo aus die Rhabwar beim Eintritt in ein von ihr selbst erschaffenes künstliches Universum die empfindlicheren Ausrüstungsgegenstände des Hospitals nicht mehr in Mitleidenschaft ziehen könnte. Doch die Zeit bis dahin ging sehr schnell und auf äußerst angenehme Weise vorüber, denn Danalta sprach gern von sich selbst und verstand es, das Thema interessant zu gestalten, was für Leute seines Schlags relativ ungewöhnlich war.

Danaltas physiologische Klassifikation lautete TOBS. Er gehörte einer Spezies an, die sich auf einem Planeten mit einer äußerst exzentrischen Umlaufbahn entwickelt hatte, die zu derart starken Klimaschwankungen führte, daß zum Überleben ein Höchstmaß an körperlicher Anpassungsfähigkeit erforderlich war. Die Spezies war auf ihrem Planeten zur dominanten Lebensform geworden und hatte Intelligenz und eine Zivilisation entwickelt, aber nicht durch das Konkurrieren im Herausbilden natürlicher Waffen, sondern durch die Verfeinerung und Perfektionierung des Anpassungsvermögens. Im Fall der Konfrontation mit natürlichen Feinden hatten die TOBSs die Wahl zwischen vier Möglichkeiten: der Flucht, der Schutzanpassung, der Annahme einer für den Angreifer erschreckenden Gestalt oder der Ausbildung eines harten, undurchdringlichen Schutzpanzers.

Die TOBSs waren im Grunde amöbisch, besaßen jedoch die Fähigkeit, die für jede Umgebung oder Situation erforderlichen Gliedmaßen oder Sinnesorgane auszustülpen oder eine Schutzhaut zu bilden.

„In den Zeiten vor der Entwicklung von Intelligenz sind die Geschwindigkeit und die Genauigkeit der Anpassung entscheidend gewesen“, setzte Danalta seine Erklärungen fort, wobei er, ohne eine Pause einzulegen, zuerst die Gestalt eines verkleinerten Tralthaners annahm, der bis auf die Größe ein genaues Ebenbild von Gurronsevas war, um sich gleich darauf in eher der Lebensgröße entsprechende Spiegelbilder von Naydrad und Murchison zu verwandeln. „Um eine Bedrohung durch Raubtiere zu vermeiden, hat die schnelle Nachahmung der Handlungen und Verhaltensmuster der potentiellen Angreifer eine wichtige Rolle bei der Anpassung gespielt. Aus diesem Grund mußten wir außerdem rezeptive empathische Fähigkeiten ausbilden, um zu wissen, was für ein Aussehen und Verhalten unser Gegenüber von uns erwartete. Daß diese Fähigkeiten an Reichweite und Feinfühligkeit denen von Doktor Prilicla nicht annähernd gleichkommen, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.

Da meine Spezies über derartige körperliche und psychologische Schutzmechanismen verfügt, kann man uns keine körperlichen Schäden zufügen, es sei denn, man vernichtet uns auf physikalischem Weg oder setzt uns Hochtemperaturen aus“, fügte Danalta hinzu. „Dabei handelt es sich jedoch um Bedrohungen, die nicht durch natürliche Feinde, sondern durch die moderne Technik entstehen. Leider sterben wir immer noch an Altersschwäche, obwohl wir keinerlei Schwierigkeiten haben, die Gestalt eines Kleinkinds anzunehmen.“

„Faszinierend!“ staunte Gurronsevas. „Aber mit diesen natürlichen Schutzmechanismen hat Ihre Spezies doch bestimmt keinen großen Bedarf an Ärzten, oder?“

„Das stimmt allerdings“, bestätigte Danalta. „Auf meinem Heimatplaneten wird die Heilkunst nicht benötigt, und ich bin auch kein Arzt. Doch mit meinen Nachahmungsfähigkeiten — und an dieser Stelle muß ich darauf hinweisen, daß sie selbst unter den Angehörigen meiner eigenen Spezies als überdurchschnittlich eingestuft werden — stellt ein Institut wie das Orbit Hospital eine gewaltige Herausforderung für mich dar. Wegen der Arbeit, die ich auf der Rhabwar und bei den Patienten auf den Stationen leisten kann, bestehen meine Freunde allerdings darauf, mich mit dem Titel „Doktor“ anzusprechen.

Haben Sie noch weitere Fragen, Gurronsevas?“

Der Tralthaner spürte, wie er sich zusehends für dieses ganz eigenartige Lebewesen erwärmte, das genau wie er selbst einzig und allein wegen der beruflichen Herausforderung ans Hospital gekommen war.

Während er noch versuchte, eine einfache Frage, die einen Angehörigen einer derart seltsamen Spezies wie die TOBSs womöglich kränkte, in einer höflichen, indirekten Art zu formulieren, befiel ihn ein plötzliches Schwindelgefühl. Die Rhabwar hatte die Sprungdistanz erreicht und tauchte gerade in den Hyperraum ein, ein Umstand, der durch die Sichtfenster bestätigt wurde, hinter denen nichts als ein flimmerndes Grau zu sehen war.

„Gurronsevas, könnte Ihr Zögern bedeuten, daß die Frage, die Sie stellen möchten, ein wenig taktlos ist und sich möglicherweise um das Thema „Fortpflanzüng“ dreht?“ fragte Prilicla freundlich. „Vergessen Sie bitte nicht: Bei Danalta handelt es sich — genau wie bei mir — um einen rezeptiven Empathen. Doch Telepathen sind wir nicht. Wir spüren, daß Sie noch eine Frage haben. Wie sie lautet, wissen wir nicht, nur, daß Sie die Antwort für wichtig halten.“

„Ja, für mich ist sie wichtig“, gestand Gurronsevas und fragte schließlich: „Doktor Danalta, was essen Sie eigentlich so?“

Pathologin Murchison warf den Kopf in den Nacken und lachte, Oberschwester Naydrads silbriges Fell schlug langsam vom Kopf bis zum Schwanz unregelmäßige Wellen, und Priliclas Körper reagierte auf etwas, das Gurronsevas mittlerweile als plötzliche Ausstrahlung angenehmer Emotionen kannte. Lediglich Danalta blieb reglos und ernsthaft.

„Tut mir leid, Gurronsevas, da muß ich Sie schwer enttäuschen“, antwortete er, „denn meine Spezies verfügt über keinen Geschmackssinn. Bis auf spezialgehärtete Metalle kann ich alles essen, egal, wie es aussieht oder welche Konsistenz es hat, und das tue ich auch. Ich bin dafür bekannt, in Augenblicken großer geistiger Konzentration schon mal ein Stückchen von den Bodenplatten verzehrt zu haben, auf denen ich gerade stehe, und das hat die Schiffsoffiziere früher äußerst ärgerlich gemacht.“

„Das Gefühl kenne ich sehr gut“, merkte Gurronsevas an.

Während sich die Mitglieder des medizinischen Teams auf ihre unterschiedlichen Arten belustigt zeigten, erinnerte er sich an die Abschiedsworte, die Lioren an ihn gerichtet hatte. Er, Gurronsevas, befinde sich noch in der Probezeit, hatte ihn der Padre gewarnt, und es gebe Dinge, die er tun müsse, und Dinge, die er nicht einmal probieren dürfe. Der Versuch, an dem Nahrungssynthesizer des Schiffs herumzubasteln, gehöre ganz eindeutig zu letzterem. Vor allem müsse Gurronsevas daran denken, daß er sich auf einem kleinen Schiff mit einer ganz kleinen Besatzung von Spezialisten befinde, und er solle sich nach besten Kräften bemühen, sich diese Leute nicht zu Feinden, sondern zu Freunden zu machen. Seit das medizinische Team an Bord gekommen war, hatte er genau das zu tun versucht, indem er die eigene Bedeutung geleugnet und eine höfliche und mit Bewunderung gemischte Neugier gegenüber Danalta und mit der Zeit auch gegenüber den anderen an den Tag gelegt hatte. Überraschenderweise hatte ihn das keine große Mühe gekostet, doch jetzt fragte er sich, ob er den für ihn untypischen Charme womöglich übertrieben hatte und ihn die Mitglieder des medizinischen Teams insgeheim für oberflächlich und unaufrichtig hielten — oder war es vielleicht so, daß sie sich genauso angestrengt bemühten, freundlich zu sein, wie er? Zudem fragte er sich, ob er mit dem Versuch, sich mit den nichtmedizinischen Offizieren der Rhabwar anzufreunden, ebensoviel Erfolg haben würde.

Wie aufs Stichwort leuchtete der Bildschirm des Schiffskommunikators auf und zeigte den Kopf und die von der grünen Uniform des Monitorkorps bedeckten Schultern eines Terrestriers.

„Unfalldeck, hier spricht der Captain“, sagte er in scharfem Ton. „Ich habe Ihr Gespräch seit einigen Minuten mitgehört. Doktor Prilicla, was hat diese, diese wandelnde tralthanische Katastrophe auf meinem Schiff zu suchen?“

Obwohl der Kontrollraum für die empathischen Fähigkeiten des Cinrusskers weit entfernt lag, machte die emotionale Ausstrahlung des Captains dem Empathen ein wenig zu schaffen. Dennoch antwortete Prilicla, ohne zu zögern: „Für die Dauer des gegenwärtigen Einsatzes ist Freund Gurronsevas vom medizinischen Team zu dessen nichtmedizinischen Berater bestimmt worden. Bei dem, was uns erwartet, könnte sich seine Sachkenntnis als hilfreich erweisen. Bitte machen Sie sich um mögliche Auswirkungen auf den Schiffsrumpf keine Sorgen, Freund Fletcher. Der Chefdiätist wird auf dem Unfalldeck untergebracht. Er benötigt kein spezielles Lebenserhaltungssystem und wird es nicht darauf ankommen lassen, Ihre für geringe Schwerkraft vorgesehenen Einrichtungsgegenstände und Geräte zu beschädigen, indem er sich durchs Schiff bewegt, es sei denn, Sie fordern ihn ausdrücklich dazu auf.“

Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, doch Gurronsevas war über Priliclas Worte zu verblüfft, um die Pause mit einer Frage überbrücken zu können.

Wie er schon oft gehört hatte, war der kleine Empath nicht abgeneigt, die Wahrheit ein wenig zurechtzustutzen, wenn er dadurch die emotionale Ausstrahlung in seiner näheren Umgebung verbessern konnte — das gab Prilicla selbst unumwunden zu. Ein für Emotionen empfängliches Wesen nahm die Gefühle der anderen ringsum mit gleicher Stärke wahr wie diese selbst, doch die Andeutung, Gurronsevas könnte das medizinische Team beim bevorstehenden Einsatz in allen möglichen Fragen beraten, war völlig lächerlich. Zwar dürfte sich die emotionale Ausstrahlung des Captains durch diese Lüge höchstwahrscheinlich verbessern, wie Gurronsevas glaubte, doch würde diese Wirkung nur von kurzer Dauer sein.

„Ich spüre Ihre Neugier, Freund Fletcher“, fuhr Prilicla fort, der nicht mehr zitterte, da der Zorn des Captains verraucht und nur noch leichte Verärgerung übriggeblieben war, „und beabsichtige, sie so bald wie möglich zu stillen.“

„Na schön, Doktor“, gab sich der Captain fürs erste zufrieden und fuhr dann in geschäftigem Tonfall fort: „Im Moment fliegen wir gerade mit aktivierter Selbststeuerung durch den Hyperraum und werden das Wemar-System in schätzungsweise knapp vier Standardtagen erreichen. Ein paar Minuten, bevor ich an Bord gegangen bin, hat man mir die Koordinaten des Zielsystems und das Video mit den vorläufigen Instruktionen gegeben, das ich mir aus Mangel an Gelegenheit noch nicht genau ansehen konnte, und mir mitgeteilt, daß wir die ausführlichen Anweisungen bei unserer Ankunft erhalten werden. Jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt, das Video abzuspielen, damit auch wir Nichrmediziner in das, was wir im Wemar-System tun sollen, eingeweiht werden.“

„Ich weiß ebenfalls nichts darüber“, ergänzte Naydrad, wobei sich ihr Fell vor Verärgerung zu Stacheln aufstellte. „Zumindest habe ich nicht mehr als ein Gerücht gehört, nach dem drei Wochen lang Besprechungen auf höchster Ebene erforderlich gewesen sind, um zu entscheiden, ob die Rhabwar den Auftrag erledigen soll oder nicht. Und als man sich endlich zu einem Entschluß durchgerungen hatte, wurde in meiner Unterkunft die Alarmanlage ausgelöst, damit ich in voller Ausrüstung zu einem Noteinsatz ausrücke, und das, als ich gerade mitten in.“

„Meine Freundin, ich verstehe Sie völlig“, unterbrach Prilicla sie sanft.

„Doch oft muß man die Zeit, die benötigt wird, um zu einem Entschluß zu kommen, von der abziehen, die man benötigt, um ihn in die Tat umzusetzen. Das Gerücht ist nicht ganz zutreffend gewesen. Ich selbst habe an den besagten Besprechungen teilgenommen, bin mir jedoch trotz unseres einzigartigen Rufs, kranken oder verletzten Lebewesen der verschiedensten Spezies aus der Klemme zu helfen, nicht ganz sicher gewesen, ob die Rhabwar imstande sein könnte, diesen Auftrag durchzuführen. Viele der militärischen und medizinischen Autoritäten haben mir in diesem Punkt zugestimmt, der Chefpsychologe und einige andere nicht. Geheimgehalten wurde das Ganze nur, um nicht die Gefühle der Besatzung der Rhabwar zu verletzen, indem man uns gegenüber in aller Öffentlichkeit mangelndes Vertrauen gezeigt hätte.

Und die Fragen, die Ihnen allen, wie ich spüre, so auf der Zunge brennen, sollten warten, bis wir uns das Video zum Wemar-System angesehen haben“, fügte er hinzu. „Wenn Sie soweit sind, Freund Fletcher, dann fangen Sie bitte an.“

Загрузка...