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»Wenn wir jetzt nicht starten, dann übernehme ich keine Garantie mehr!« Nördlinger hatte Mühe, die Worte des jungen Arztes über dem Geräusch der Turbine zu verstehen. Der Hubschrauber vibrierte leicht, und der Pilot in der nach hinten offenen Kanzel drehte den Kopf und nickte, um die Worte des Arztes zu unterstreichen.

»Das ist unverantwortlich!« fuhr der Arzt fort, brüllend, um den Lärm der Rotoren zu übertönen. »Sie spielen nicht nur mit Ihrer Gesundheit, Herr Nördlinger, sondern auch mit Ihrem Leben!« Er wandte sich an den Piloten. »Starten Sie! Jetzt!«

»Das verbiete ich!« sagte Nördlinger. »Es ist meine Gesundheit, oder?«

»Und Sie sind mein Patient«, antwortete der Arzt. »Ich werde Ihren Protest in meinem Bericht vermerken. Los!« Das letzte Wort galt wieder dem Piloten, der zwar noch einmal eine Sekunde zögerte, dann aber nach den Kontrollen der Maschine griff. Der Rettungshelikopter hob ab und stieg fünfzig oder sechzig Meter weit senkrecht in die Höhe, ehe er sich auf der Stelle zu drehen begann, wobei er immer noch weiter an Höhe gewann.

Nördlinger sparte es sich, zu protestieren. Es hätte keinen Zweck gehabt, und es war auch nicht nötig. Die Evakuierung war abgeschlossen. Hundert oder mittlerweile auch schon mehr Meter unter ihnen fuhr in diesem Moment der letzte Krankenwagen ab, mit dem die Patienten der St.-Elisabeth-Klink in andere Krankenhäuser der Stadt verlegt wurden, und die Männer des SEK. und ihre freiwilligen Helfer hatten das Gebäude schon vor fünf Minuten verlassen. Was getan werden mußte, war getan.

Nördlinger fühlte es, als es geschah. Zum Entsetzen des Arztes stemmte er sich auf der schmalen Pritsche in die Höhe, um einen Blick aus dem Fenster werfen zu können.

Die Klinik lag tief unter ihnen, wie ein kunstvoll gestaltetes, bis ins letzte Detail ausgearbeitetes Spielzeuggebäude. Plötzlich leuchtete es hinter den Fenstern in den untersten Stockwerken grell auf. Das ganze Gebäude schien sich für einen Moment aufzublähen, auf das Anderthalbfache seiner Größe anzuwachsen und dann wieder zusammenzuschrumpfen. Aus sämtlichen Fenstern im Gebäude explodierte das Glas wie feiner, glitzernder Staub, gefolgt von einer Lohe unerträglicher, weißer Helligkeit, die für den Bruchteil eines Augenblicks anhielt und dann von normalen, brodelnden Flammen abgelöst wurde.

Der Helikopter bebte, als ihn die Druckwelle traf, aber sie waren bereits hoch genug, um nicht wirklich in Gefahr zu sein. Der Pilot fluchte wie ein Rohrspatz, fing die Maschine aber ohne besondere Mühe ab und drehte die Nase gleichzeitig nach Norden.

Als sie zu beschleunigen begannen, ließ sich Nördlinger wieder zurücksinken. Er spürte eine große, unendlich tiefe Erleichterung. Er schloß die Augen, öffnete sie dann wieder und hob die Arme, um die fachgerecht daran angelegten Verbände zu betrachten. In einer halben Stunde oder weniger würde er auf einem Operationstisch liegen, und dann würde sich erweisen, ob die moderne Chirurgie tatsächlich imstande war, all die Wunder zu vollbringen, die man ihr zusprach.

Nördlinger war in diesem Punkt ziemlich optimistisch. Er empfand ein etwas mulmiges Gefühl dabei, wieder ins Krankenhaus zu müssen, auch wenn es eines war, in dem mit Sicherheit niemand ein Tor zur Hölle aufgestoßen hatte, und er war auch ziemlich sicher, daß sich das nicht mehr ändern würde, ganz gleich, wie lange er noch lebte.

Aber wenn das der ganze Preis war, den er bezahlen mußte, dann war er nicht sehr hoch.

Er schloß die Augen und öffnete sie dann noch einmal, als er einen ganz sachten Luftzug im Gesicht spürte.

Eine einzelne, weiße Feder tanzte vor ihm durch die Luft und senkte sich dann langsam auf seine Brust herab.

Nördlinger lächelte. Alles war gut.

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