9

»Ich habe ein Gebot auf vier Tarsks!« rief das Mädchen in dem weißen Gewand. Darunter trug sie die schändliche Ta-Teera, in der sie das Erdenmädchen gespielt hatte.

»Fünf!« vernahm ich.

»Er steht vor euch in der barbarischen Gewandung seiner Heimatwelt!« rief Lady Tima und deutete mit der Peitsche auf mich. »Wie häßlich diese Sachen sind, wie beengend!«

Es gab Gelächter. In der Tat wirkte meine Kleidung bei den Goreanern, die schlichte, weite, wallende Stoffe bevorzugten, ausgesprochen starr, einschnürend, phantasielos und unsinnig. Schämten sich die Erdenmenschen ihrer Körper wirklich so sehr, wie die Kleidung vermuten ließ?

Ich versuchte mich zu befreien, aber die beiden Sklavenhelfer waren zu kräftig für mich; sie umklammerten meine Arme und hielten mich fest.

»Ein Silber-Tarsk!« rief eine Frau. »Wir wollen ihn sehen!«

»Ein Silber-Tarsk!« rief das weißgekleidete Mädchen, das die Erdensklavin gespielt hatte. Sie freute sich sehr über dieses Angebot.

Lady Tima wandte sich lächelnd an einen stämmigen Mann, der auf ihr Geheiß eine große flache Bronzeschale an der Seite der Plattform aufstellte. Darin befanden sich zahlreiche Holzstücke. Er hielt eine Fackel an das Holz, das anscheinend mit Öl getränkt worden war und sofort aufflammte. Ich wußte nicht, wozu das Feuer gut sein sollte.

»Wir sind nun bereit, nicht wahr«, bemerkte Lady Tima, »ihm die Kleidung abzunehmen?«

Zustimmendes Geschrei kam von den Rängen.

Lady Tima nickte den beiden Männern zu, die mich festhielten. Sie verlagerten ihren Griff an meine Handgelenke. Sofort begann der stämmige Bursche, mir mit dem Messer Mantel und Jacke vom Leib zu schneiden und in die Schale mit brennendem Holz zu werfen!

»Mehr! Wir wollen mehr von ihm sehen!« rief eine Frau.

»Zuerst aber«, rief Lady Tima, »möchte ich euch, meinen hübschen und großzügigen Kundinnen, dafür danken, daß ihr bei dem Spaß, den wir uns mit diesem armen Sklaven erlaubt haben, so nett mitgemacht habt. Ihr habt euch still verhalten. Er vermeinte einen Fluchtversuch zu machen, unterstützt durch eine Frau aus seiner eigenen Welt, eine Rolle, die von der lieblichen Lady Tendite gespielt wurde.« Sie deutete auf das Mädchen im weißen Gewand, das mir die Sklavin vorgespielt hatte, das in Wirklichkeit aber frei war, Tendite, eine Lady von Gor.

»Statt dessen«, fuhr Lady Tima fort, »sieht er sich hier nun im Mittelpunkt einer Auktion.« Es wurde laut gelacht. »Das Haus von Tima dankt euch.« Viele Frauen applaudierten. Tima hatte es geschickt angefangen. Das Publikum war bei guter Laune.

Plötzlich wurde der Zorn in mir übermächtig.

Ich begann mich heftig zu wehren. Zu meiner Überraschung vermochte ich mich beinahe zu befreien – gegen den Griff der beiden muskulösen Männer. Ich glaube, sie waren selber sehr überrascht, denn sie wurden ein wenig zur Seite geschleudert. Aber schon hatten sie mich wieder fest gepackt. Zornig schaute ich ins Publikum hinaus. Hätte sich nur ein einziger Wächter um mich gekümmert, wäre ich bestimmt losgekommen, davon war ich überzeugt. Ich hatte gar nicht gewußt, daß ich so kräftig war.

Die Frauen im Publikum und die Ladies Tima und Tendite schienen gleichermaßen überrascht zu sein.

Sie blickten sich an.

»Ist er nicht zahm?« fragte eine Frau in der zweiten Reihe.

Zu meinem Erstaunen schienen mehrere Frauen beunruhigt zu sein. Ich sah zwei Wächter mit Speeren am Ende eines Tribünenganges Aufstellung nehmen. Von dort konnten sie schnell zur Bühne herabeilen, sollte das nötig werden.

Obwohl ich heftig atmete, war ich erfreut, was ich mir allerdings nicht anmerken ließ. Die vielen Bewegungen und die knappe Ernährung auf Gor hatten mir beachtliche körperliche Fortschritte gebracht, von denen ich auf der Erde nur hätte träumen können.

»Viele von euch besitzen Tharlarions!« rief Lady Tendite frohgemut in die Menge. »Die sind viel stärker als er. Und vielleicht auch klüger!«

Hier und dort wurde unsicher gelacht.

»Wer will schon einen dummen Sklaven?« rief eine Frau.

»Lady Tendite scherzt«, schaltete sich Lady Tima hastig ein. »Der Sklave ist hochintelligent. Das Haus von Tima bürgt dafür.«

»Ja!« sagte Lady Tendite. »Es war nur ein Scherz. Der Sklave ist intelligent.«

»Vielleicht zu intelligent!« rief eine Frau.

»Seht euch seine Augen an!« rief eine andere. »Er sieht nicht aus wie ein Sklave.«

»Vielleicht ist er ein Herr«, sagte eine andere Frau mit zitternder Stimme.

»Würdest du uns fürs Boudoir einen Sklavenherrn verkaufen?« fragte eine andere. Mehrere Frauen schnappten nach Luft, so kühn erschien ihnen der Gedanke. Ich war überrascht. In der Reaktion der Frauen war etwas ganz klar geworden, ein Ausdruck der Erregung, der aufgeregt-besorgten Wonne. War es das, was sie haben wollten – einen dominanten Herrn für ihr Boudoir? Aber wenn das so wäre, mußten sie auch wissen, daß sie in ihrem eigenen Boudoir nur Sklavinnen sein würden.

Ich mußte mich irren.

»Nein, nein, nein, nein!« rief Lady Tima lachend. »Nein!« Sie schien amüsiert zu sein, doch spürte ich, daß sie nicht erfreut war über die Wendung, die die Auktion genommen hatte. »Seine Intelligenz, die beträchtlich ist, ist die eines Erdenmannes. Er ist darauf trainiert, seine Fähigkeiten auf die Vorausahnung der Wünsche von Frauen zu verwenden und ihnen zu gehorchen und zu dienen. Die Intelligenz von Erdenmännern steht den Frauen zu Gebote. Sie tun, was Frauen ihnen sagen.«

»Gibt es denn keine Herren unter ihnen?« fragte eine Frau. »Sind es Seidensklaven?«

»So hat man mir berichtet«, antwortete Lady Tima. »Sie alle sind Seidensklaven der Frauen.«

Das konnte nicht stimmen, sagte ich mir. Auch auf der Erde hatte ich kräftige, selbständige Männer gekannt. Doch stimmte es, daß viele Männer von maskuliner Ausprägung Frauen gegenüber gehorsam waren. Man hatte sie gelehrt, daß sie keine richtigen Männer seien, wenn sie den Wünschen der Frauen nicht nachkämen. Auf Gor sind es natürlich die Frauen, die gehorchen, wenn sie versklavt worden sind.

»Nein!« rief ich. »Nein! Es muß auch auf der Erde richtige Männer geben!«

Im gleichen Augenblick traf mich die Peitsche der Lady Tendite an der Wange; sie hatte mit dem Stiel zugeschlagen, ohne die Schnüre loszulassen.

»O Jason!« rief Lady Tima mitleidig. »Hast du ohne Erlaubnis gesprochen?«

Wieder versuchte ich wütend die Männer abzuschütteln, die mich festhielten – aber wieder vergeblich.

»Das ist kein Seidensklave«, sagte jemand.

»Schickt ihn in die Steinbrüche!«

»Kettet ihn auf einer Ruderbank fest!« rief eine Frau.

»Präsentiert den nächsten Sklaven zum Verkauf!«

»Wartet! Wartet!« rief Lady Tima.

Es wurde still im Publikum.

»Haben wir euch wirklich hinters Licht geführt, meine Damen?« fragte sie lachend.

Die Zuschauerinnen blieben stumm.

Lady Tima wandte sich zu mir um: »Du hast gut gespielt, Jason«, sagte sie. »Du hast geschickt so getan, als wärst du nur unvollkommen gezähmt.« Ich schaute sie an, im Griff der Männer.

Wieder wandte sie sich an die Menge. »Verzeiht mir, meine Damen!« rief sie lachend. »Ich habe mir da leider einen schlechten Scherz erlaubt. Ich hatte geglaubt, ihr alle wüßtet, daß die Erdenmänner nur Sklaven sind – als dieser Sklave dann meinem Befehl gehorchte und sich wehrte, dachte ich, ihr würdet die Falschheit seines Handelns durchschauen. Ich muß aber erkennen, daß ihr mit den Männern der Erde nicht wirklich vertraut seid in eurer Angst, einige von ihnen könnten doch richtige Männer sein. Ist er kein guter Schauspieler?« Sie baute sich vor mir auf und schlug sich mit der Hand an die linke Schulter, als applaudiere sie mir zu meiner Leistung.

»Ist er denn zahm?« fragte eine Frau in der vierten Reihe.

»Er ist durchaus zahm«, erwiderte Lady Tima. »Ich habe ihn schon auf meiner eigenen Liegestatt benutzt.«

Ich senkte den Kopf. Nur zu gut erinnerte ich mich an das beschämende Erlebnis.

»Garantierst du seine Zahmheit?« fragte jemand.

»O ja«, erwiderte Lady Tima. »Das Haus von Tima gibt diese Garantie.«

»Beweise uns, daß er zahm ist!« rief eine Frau.

»Das werden wir tun«, sagte Lady Tima lächelnd und wandte sich zu mir um. Sie sprach leise weiter; ihre Worte waren im Publikum nicht zu hören: »Du hast deinen Spaß gehabt, Jason«, sagte sie. »Du hast den wilden Mann gespielt – aber jetzt wird es Zeit, daran zu denken, was du wirklich bist, ein Schwächling von der Erde.«

Ich blickte sie zornig an.

»Es gibt im Haus von Tima zahlreiche Sleen«, fuhr sie fort. »Vielleicht sollte man dich ihnen zum Fraße vorwerfen.«

»Nein!« rief ich und senkte erschrocken den Kopf. Nur zu gut erinnerte ich mich an die bedrohlichen, krummen Reißzähne, die langen, geschmeidigen Körper, die spitzen Krallen, an die explosive Kraft, Wendigkeit und Schnelligkeit dieser Wesen.

»Schau mich an, Jason!« befahl sie.

Ich hob den Kopf und begegnete ihrem Blick. Sie – und alle anderen, die auf dieser Welt zu den Herren gehörten – hatten die absolute Macht über mich. Sie waren alles, ich war nichts. Ich war Sklave.

»Was bist du, Jason?« fragte sie.

»Sklave.«

»Ihr braucht ihn nicht mehr festzuhalten«, sagte Lady Tima zu den beiden Männern. Sie ließen mich los. Reglos blieb ich auf der Plattform stehen. Man hatte mir zu Bewußtsein gebracht, daß ich gehorchen mußte.

Lady Tendite machte sich nun daran, mir die anderen Kleidungsstücke vom Leib zu schneiden. »Reg dich nicht auf, Jason«, sagte sie dabei liebenswürdig. »Du erinnerst dich sicher an mich – an Darlene, die kleine Sklavin von der Erde?«

»Ich hatte dir vertraut«, sagte ich verbittert.

»Wie töricht von dir!«

»Ja.«

»Ich hatte nicht angenommen, ich würde dich hinters Licht führen können.«

»Warum? Hattest du Angst, dein Englisch würde nicht ausreichen?«

»Mein Englisch ist ausgezeichnet!« sagte sie gekränkt.

Und damit hatte sie recht – es klang vielleicht ein wenig zu formell und präzise und war zu wenig umgangssprachlich, doch es hatte mich getäuscht.

»Die Sprache war es nicht«, fuhr sie fort, »aber hast du ernsthaft angenommen, eine echte Sklavin würde es wagen, sich auch nur in Gedanken mit einer solchen Fluchthilfe zu beschäftigen?«

Ich schwieg.

»Kennst du die Strafe, die auf dieses Verbrechen steht?« fuhr sie fort. »Die kleinen Dirnen wissen doch genau, was ihr Kragen bedeutet.«

Lady Tendite hatte mir die Krawatte abgenommen. »Jetzt zieh das Hemd aus, das deine Brust bedeckt«, befahl sie.

Ich sah sie an.

»Schnell!« fauchte sie.

Ich zog das gewöhnliche weiße T-Shirt über den Kopf.

Einige der Frauen auf der Tribüne lachten, als sie sahen, wie schnell ich Lady Tendite gehorchte. Sie trat vor mich ihn und streckte die Hand aus. Ich gab ihr das TShirt, und sie warf das Kleidungsstück ins Feuer.

»Seht ihr«, rief sie in die Menge, »wie breit seine Schultern sind! Wie schmal seine Hüfte, wie flach sein Bauch!«

»Eins fünf!« rief eine Frau. »Ich kann ihn bei den Stallkämpfen gebrauchen.«

»Stallkämpfe?« rief Lady Tendite lachend. »Das ist doch wohl ein Scherz!«

»Bist du sicher, daß er zahm ist?« fragte eine andere Frau.

»Ihr habt selbst gesehen, mit welcher Schnelligkeit er meinem Befehl gehorchte und sich das Hemd auszog.«

»Ein Silber-Tarsk, sechs Kupfer-Tarsks!« rief jemand.

»Zieh Schuhe und Strümpfe aus!« befahl sie. »Dann knie nieder!«

»Ja, Herrin«, sagte ich und ging auf ein Knie nieder.

»Dies ist kein gewöhnlicher Arbeitssklave«, pries Lady Tendite mich an, »sondern ein wertvoller und hochintelligenter Seidensklave. Außerdem ein Sklave von der Erde – man braucht keine Angst zu haben, allein mit ihm zu sein. Er ist ein Erdenmännchen. Er wird euch stets ein netter, unterwürfiger Sklave sein.«

»Tendite«, sagte Lady Tima leise zu mir, »ist noch nicht sehr erfahren beim Anpreisen unserer Waren. Ich bilde sie erst aus.«

Ich antwortete nicht.

»Sind ihre Englischkenntnisse gut?« fragte sie.

»Ja, Herrin«, antwortete ich leise, während ich mich mit dem anderen Schuh beschäftigte. »Aber mit ihrer Leistung bist du nicht zufrieden?« fuhr ich fort.

»Ist sie nicht wunderschön?« fragte Lady Tima.

»Ja.«

»Ich werde mir schon wiederholen, was sie mich an Lohn kostet«, fuhr Lady Tima fort, »obwohl sie noch viel lernen muß. Und es wird die Zeit kommen, da sie sich bei der Sklavenauktion so geschickt anstellt wie jede andere Sklavenhändlerin.«

Ich schwieg.

»Ich werde mindestens vier Tarsks für dich bekommen«, sagte Lady Tima, und ich vermutete, daß sie Silber-Tarsks meinte. Das war ein hoher Preis. So manche schöne Frau wechselte für nur einen oder zwei SilberTarsks den Besitzer.

»Das Gebot steht bei eins sechzehn«, sagte Lady Tendite. »Ihr vornehmen Käuferinnen, ihr werdet doch jetzt sicher realistischer bieten – bei einem solch prächtigen Besitz!«

»Warum geht der Preis nicht hoch?« fragte ich Lady Tima.

»Sie haben Angst vor dir.«

»Ich verstehe.«

»Aber ich werde ihnen klarmachen, daß sie nichts zu befürchten haben.«

Ich musterte sie angstvoll.

»Einen neuen Sklaven auf die Bühne!« rief eine Frau.

Bekümmert wandte sich Lady Tendite an ihre Herrin. »Ich muß das Bieten abschließen«, sagte sie. Sie wußte, daß sie den Verkauf nicht gut geleitet hatte. Sie war sehr enttäuscht.

»Darf ich weitermachen?« fragte Lady Tima.

»Aber gewiß«, antwortete Lady Tendite dankbar.

»Wir wollen einen neuen Sklaven sehen!« rief eine Frau.

Unvermittelt knallte Lady Tima mit der Peitsche, was mich zusammenfahren ließ. Sofort wurde es still auf den Rängen.

»Aufstehen!« befahl Lady Tima. »Ausziehen! Niederknien! Beine breit!«

Überrascht, verängstigt, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich tat, kniete ich vor den Käufern.

»Kriech zu Lady Tendite!« befahl Lady Tima. »Bitte um deinen Sklavenkragen!«

Entsetzt gehorchte ich. Hinter mir knallte erneut die Peitsche.

»Bitte leg mir den Kragen um, Herrin«, bat ich.

»Lauter!« forderte Lady Tima.

Ich wiederholte die Bitte.

»Auf Händen und Knien bleiben, den Kopf gesenkt halten!« kam die Anordnung.

Ein Sklavenkragen wurde gebracht, der mit anderen Utensilien am hinteren Ende der Plattform bereitgelegen hatte. Ich spürte, wie mir das Metall um den Hals gelegt und geschlossen wurde. Ich erschauderte.

Lady Tima warf die Kleidung, die ich mir zuletzt vom Leib gerissen hatte, in die Feuerschale. Goreanischer Applaus erklang von der Tribüne.

Mit der Peitsche deutete meine Peinigerin auf die Schuhe und Strümpfe, die auf der Plattform lagen. »Die bringst du nacheinander zum Feuer und wirfst sie hinein!«

Und wieder ertönte die Peitsche.

Und während ich ihrer Aufforderung nachkam, belebte sich das Bieten. Immer lauter und drängender wurden die Stimmen.

»Fünf Tarsks!« vernahm ich schließlich, als das letzte Stück meiner Kleidung in Flammen aufging.

»Steh auf, Jason!« befahl Lady Tima.

Ich gehorchte.

»Hier ist der Sklave«, wandte sich Lady Tima an ihr Publikum. »Ihr habt gesehen, wie er nackt vor einer Frau kniete und den Sklavenkragen erbat. Hat eure hübsche Auktionsleiterin, Lady Tendite, ihn gut auf den Verkauf vorbereitet?«

»Sechs Tarsks!« rief jemand.

Lady Tendite wurde mit Applaus bedacht. Verbittert erkannte ich, wie raffiniert man mich dazu gebracht hatte, mich als Mann von der Erde zu kleiden. Lady Tendite hatte gute Arbeit geleistet und mich zum Narren gemacht. Welch gelungener Scherz für die Goreanerinnen! Ich hatte zu fliehen gehofft. Dabei stand ich nun nackt hier auf der Plattform und wurde verkauft.

»Sieben Tarsks!« rief jemand. »Sieben – fünf!« steigerte sich das Angebot.

Wie dumm von mir, nicht zu erkennen, daß sie keine Sklavin sein konnte – eine echte Sklavin hätte nicht gewagt, sich so zu benehmen. Außerdem haben die Sklavinnen für männliche Sklaven nichts übrig; ihre Sorge gilt den freien Männern, ihren Herren.

»Sieben – sieben!« wurde geboten. »Sieben – acht!«

»Zeig dich ihnen wie im Raum der Vorbereitung«, wandte sich Lady Tima an Lady Tendite.

»Wie …?«

»Ich weiß, was ich tue«, sagte Lady Tima lächelnd zu ihr.

»Aber ich finde es beschämend, mich vor freien Frauen so zu präsentieren.«

»Es sind nur Frauen hier, dieser Sklave und unsere Leute«, erwiderte Lady Tima. »Gehorche – oder möchtest du nicht länger für mich arbeiten?«

Lady Tendite lächelte. Sie warf das weiße Gewand wie ein Cape über die Schultern und bot sich den Blicken der Frauen in der Ta-Teera dar. Sie war aufregend schön.

Den Zuschauerinnen schien es im ersten Moment den Atem zu verschlagen. Dann begannen sie sich begeistert gegen die Schultern zu schlagen.

»Wie schön sie ist!« hauchte mehr als eine Frau.

Und ich begriff, wie klug die Frau war, die das Haus von Tima leitete. Die Frauen auf der Tribüne identifizierten sich mit Lady Tendite. Obwohl die andere dort vor ihnen stand, waren sie es, die in ihrer Phantasie die schändliche Ta-Teera trugen und jetzt auch noch den Sklavenkragen umgelegt bekamen.

So stand sie nun vor mir, das Sklavenmädchen.

Es gab lauten Beifall.

»Meinen Glückwunsch an die hervorragende Schauspielerin Lady Tendite!« rief Lady Tima.

»Liebkose den Sklaven!« forderte Lady Tima ihre Angestellte auf.

Lady Tendite trat vor mich hin. Sie blickte mir in die Augen. Sie war von exquisiter Schönheit. Ihre Brüste, kaum verhüllt vom dünnen, knappen Stoff der Ta-Teera, waren aufregend gerundet.

»Bitte berühre mich nicht!« flehte ich.

Sie trug einen Stahlkragen.

»Bitte!« flehte ich. Dann schrie ich vor Kummer und Scham.

»Zehn Tarsks!« rief jemand. Und das war erst der Anfang.

Загрузка...