15

»Nicht liegenbleiben, Jared! Steh auf und rette dich!«

Verzerrt durch Angst überbrückten Leas Gedanken die Entfernung bis zur Strahlung. Jared verwirrte die Tatsache ein wenig, daß er sich nicht einmal entsinnen konnte, ins Träumen gekommen zu sein.

»Die Dämonen — sie kommen die Treppe herauf!«

Er rührte sich und spürte den Druck all der Dinge, die auf ihn hinabgepoltert waren. Aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm nicht, ganz ins Bewußtsein zurückzukehren.

»Ich kann nicht zur selben Zeit sprechen und den Weg der Ungeheuer verfolgen!« drängte Lea. »Sie wissen nicht, daß du da bist, aber sie haben den Lärm gehört. Sie werden dich finden und in die Strahlung verschleppen!«

Seine passive Reaktion auf diese Warnung erstaunte ihn. Diese Gleichgültigkeit konnte nicht nur von der Erschöpfung herrühren.

Durch das Medium von Leas Bewußtsein bemühte er sich, ein Bild ihrer physischen Umgebung zu gewinnen. Er fühlte, daß sie auf einer Schlaffläche lag, die sie ›Bett‹ zu nennen gelernt hatte. Sie befand sich in einer Hütte, die von einem starren Vorhang abgeschlossen war. Das unbekannte Wort ›Tür‹ drängte sich auf. Ihre Arme waren ans Bett gefesselt. Sie hielt die Augen hartnäckig geschlossen, weil sie wußte, daß sie in offenem Zustand von dem unverständlichen Stoff angegriffen werden würde, den man ihr als »Licht« bezeichnet hatte. Dieses Licht drängte an den Seiten eines biegsamen Vorhangs herein, der vor dem — »Fenster« hing. Dann erreichte ihn hemmungsloses Entsetzen, als er hörte, wie die Tür zu ihrer Grotte — eigentlich ›Zimmer‹ — geöffnet wurde. Und er belauschte den Höreindruck des Eintretens zwei der menschlich-unmenschlichen Wesen.

»Wie geht's denn heute unserer Telepathin,« hörte er eines davon fragen.

»Wir machen aber schon die Augen ein bißchen auf, nicht wahr?« fügte das andere hinzu.

Jared fühlte die an Leas Selbstbeherrschung nagende infernalische Angst, als sie vor dem Wesen zurückwich.

Als erlebte er es selbst, spürte er, wie ihr Ann gepackt wurde. Ein scharfer Schmerz zuckte im Fleisch über dem rechten Ellenbogen auf. Gleichzeitig empfing er die psychischen und hörbaren Bestandteile ihres Aufschreis.

»So«, sagte eines der Ungeheuer, »damit Sie uns nicht plötzlich krank werden.«

Von irgendwo aus Jareds Umgebung drang ein surrendes Zischen herein. Aber er war so in die Geschehnisse um Lea vertieft, daß er nicht sonderlich darauf achtete.

Die Ungeheuer hatten Lea schon vor geraumer Zeit überwältigt. Er konnte nur dunkel ahnen, welch unvorstellbaren Martern sie unterworfen gewesen war.

»Wie geht es ihr denn?« fragte das eine Wesen und berührte sanft Leas Handgelenk mit Daumen und Zeigefinger.

»Es ist ziemlich schwer, sie umzuschulen. Gegen Tatsachen und Logik scheint sie immun zu sein.«

»Wir können uns die Methode nicht aussuchen. Thorndyke erzählte, daß vor zwei oder drei Generationen eine andere Telepathin in unserem Komplex aufgetaucht sei. Sie war ebenfalls sehr sensitiv, hatte aber doch nicht soviel auszuhalten, wie diese Frau hier.«

Jared spürte, wie sich eine Hand auf Leas Stirn legte, und er hörte eines der Wesen sagen: »Also — jetzt machen wir schön die Augen auf.«

In diesem Moment riß der Kontakt ab, als unbezähmbare Angst Lea das Gehirn überflutete.


Jared stemmte eine Sitzbank von seiner Brust, setzte sich auf und betastete seinen Kopf. In seinen Haaren klebte Blut.

Er stieß die anderen Möbel weg und stand auf. Obwohl er unaufhörlich mit den Fingern schnippte, fing er nur undeutliche Eindrücke der Objekte auf, die ihn am Boden festgenagelt hatten. Dann fiel ihm das Zischen ein. Er rannte hinaus.

Weder Dellas Atemzüge noch ihr Herzschlag waren zu hören. Er schlug mit der Faust an die Hüttenwand und erzwang Eindrücke aus den wiederkehrenden Echos. Der Boden rings um ihn war völlig leer.

Schließlich fing er den langsam verfliegenden Geruch der Ungeheuer auf, die hier vorbeigekommen waren. Er kniete nieder und tastete die Stelle, wo das Mädchen zusammengebrochen war, mit den Händen ab. Im Staub zeichneten sich deutlich die Umrisse ihres Körpers ab, aber die von ihm abgegebene Wärme war bereits verflogen.

Wie vor den Kopf geschlagen, stapfte er zum Eingang der Ursprungswelt. Della war verschwunden, wieder eingefangen von den Ungeheuern, die wohl angenommen hatten, daß der Lärm in der Hütte von ihr verursacht worden war. Sie hatten sie schon vor so langer Zeit verschleppt, daß er sie nicht mehr einholen konnte, bevor sie die Strahlung erreichten.

Was war er doch für ein Tölpel! Nach dem ersten Verlust Dellas war ihm eine zweite Chance geboten worden, als hätte sich seiner eine Macht angenommen, die größer war als Licht. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte er Della ihren Wächtern entreißen können. Aber anstatt in die Einsamkeit zu fliehen, hatte er in den sinnlosen Tiefen unter dieser Welt herumgetrödelt — bis die Dämonen wieder Gelegenheit fanden, Della zu entführen.

Verbittert und entmutigt blieb er in dem Tunnel vor der Ursprungswelt stehen. Die sich in Richtung der Strahlung ausbreitende Stille war undurchdringlich. Er versuchte, nicht an die Foltern zu denken, die Lea jetzt erleiden mußte, nicht an die Möglichkeit, daß auch Della in diesem Augenblick dasselbe Schicksal widerfuhr.

Er machte einen unsicheren Schritt in dieser Richtung, blieb dann wieder stehen und lauschte hilflos auf seine leeren Hände hinab. Ohne Waffen konnte er gegen die bestialischen Mächte der Unendlichkeit nichts unternehmen.

Aber er konnte sich bewaffnen! Wenn der Untere Schacht so entvölkert war, wie es den Anschein hatte, würde er dort wohl kaum Widerstand antreffen. Möglicherweise wußte von den wenigen Zurückgebliebenen niemand mehr, daß er angeblich ein Zerver war.

Er hob ein paar Steine auf und schüttelte sie kräftig, als er sich der Barriere und den Welten dahinter näherte. Nun, da er sich endgültig entschlossen hatte, in die Strahlung einzudringen, überraschte es ihn, daß er vor dieser Aufgabe nicht so viel Entsetzen empfand, wie er eigentlich gedacht hatte.

Klick-klick-klick-klick…

Die von den Wänden und Hindernissen des Tunnels zurückgeworfenen Echos waren eintönig und ohne bestimmte Merkmale; in wachsender Unsicherheit verlangsamte er seine Schritte. Er konnte kaum die Einzelheiten der Umwelt vernehmen!

Besorgt legte er die Hand hinters Ohr. Als das nichts nutzte, streckte er den Arm aus, um durch Tasten die undeutlichen Höreindrücke zu unterstützen.

Er besaß praktisch kein feineres Hörvermögen mehr! Die Erinnerung, augenerregende Muster in der Strahlung empfangen zu haben, war so stark und deutlich, daß er die Lauteindrücke kaum aufzunehmen vermochte.

Beim nächsten Schritt prallte er mit dem Schienbein gegen eine Ausbuchtung; fluchend humpelte er weiter. Er stieß mit einem hängenden Stein zusammen, verlor das Gleichgewicht und stürzte am Rand eines gähnenden Kraters nieder. Verwirrt raffte er sich auf und setzte seinen Weg nun noch langsamer fort, einen Fuß vor den anderen tastend ausgestreckt, bevor er jeweils sein Gewicht verlagerte.

Er kämpfte die wachsende Angst vor den unhörbaren Gefahren nieder und blieb in Reichweite der rechten Hand. Er lauschte argwöhnisch, als er sich dem Gebiet der Barriere näherte. Er vermochte eher zu spüren, als zu hören, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Als er an der Stelle ankam, wo sich die aufeinandergetürmten Felsblöcke befinden mußten, wußte er Bescheid. Er fand nichts. Die Nukleardämonen hatten sogar die Abschirmung zerstört, die alle Welten vor den Übeln der Unendlichkeit schützte. Sie hatten den Wall abgerissen, um die Überlebenden und die Tiere beseitigen zu können. Den Geruch der letzteren fing er, wenn auch nur undeutlich, im Tunnel auf.

Er warf seine Kiesel weg, fand zwei größere Steine und schlug sie mit seiner ganzen Kraft gegeneinander. Aber selbst der Widerhall dieser knallenden Geräusche lieferte nur bescheidene Eindrücke.

Beim nächsten Schlag zerbröckelten die Steine in seinen Fäusten; er hatte nur noch zwei Häufchen Erde in den Händen. Mutlos spreizte er die Finger und ließ die Erde auf den Boden rieseln. Beim Licht! Er hörte nicht einmal, wie die Krümel am Boden aufprallten, geschweige denn das Geräusch des Fallens.

Erschreckt von seiner wachsenden Unfähigkeit stolperte er weiter. Ein paar Schritte später stieß er gegen die rechte Felswand und schürfte sich an einer zackigen Gesteinsformation den Ellenbogen auf.

Schlagartig erkannte er, daß wieder Licht erschienen war. Der Fleck lautlosen Schalls haftete vorne an einem Felsblock, wie jener andere Lichtfleck damals die Wand vor dem Oberen Schacht bedeckt hatte. Beinahe geräuschlos erfüllte es den Tunnel mit sanfter Wärme.

Jared schritt etwas sicherer aus, ließ seine Augen die unheimlichen Eindrücke der Gesteinsformationen und Hindernisse auffangen, die im Bereich dieses Stoffes der Ungeheuer lagen.

Die Vorsicht gebot ihm, diese unhörbaren Muster zu mißachten, aber sein Hörvermögen war durch die Begegnung mit der Strahlung bereits so beeinträchtigt, daß dieses schwache Licht gewiß den Ertaubungseffekt nur noch gering zu steigern vermochte.

Er brachte diese Tunnelstrecke ohne Zögern hinter sich, obwohl er seine Ohren überhaupt nicht gebraucht hatte. Als er jedoch um die nächste Biegung kam, brachte ihn plötzliche Angst zum Stehen.

Hier berührte ihn kein Licht mehr. Es war, als erstickte er in den schweren, lautlosen Falten des Vorhangs der Dunkelheit. Er spürte, wie er sich mit einer Gewalt herandrängte, die fremdartig, unheimlich, drohend wirkte.

Am liebsten wäre er schreiend weitergerannt, in der Hoffnung, nach erreichen des vertrauten Unteren Schachts nicht mehr von dieser entsetzlichen Furcht gequält zu werden.

Dann erinnerte er sich an den Ewigen Mann, der voll peinigender Angst vor etwas zurückgewichen war, das Jared damals nichts bedeutet hatte.

Aber das war jetzt anders. Jetzt wußte er, was Dunkelheit war. Sehr wohl konnte er jetzt das Entsetzen des Ewigen Mannes verstehen. Er lauschte angespannt. Nur Licht wußte, was sich in diesem undurchdringlichen Vorhang verbergen mochte, nur darauf wartend, ihn anzuspringen!

Es gelang ihm schließlich, aus der Ferne einen Laut aufzufangen. Bevor er jedoch die Flucht ergreifen konnte, kristallisierten sich die Höreindrücke zu Worten: »Dem Licht sei Dank — die Periode der Vereinigung ist gekommen.«

Er erkannte Philar, den Kustos.

Und ein paar Stimmen antworteten: »Dem Licht sei Dank.«

Philar: »Die Dunkelheit wird hinweggefegt werden.«

Stimmen: »Und das Licht wird herrschen.«

Es war beinahe ein Gesang. Aber den Worten fehlte die innere Überzeugung.

Jared ging der Gruppe entgegen.

Philar: »Wir werden unsere Augen öffnen und das Große Allmächtige Licht fühlen.«

Stimmen: »Und Dunkelheit wird es nicht mehr geben.«

»Kehrt um!« schrie Jared. »Ihr dürft hier nicht weitergehen!«

Die Leute blieben stehen, als er sie in der Dunkelheit erreichte.

»Wer ist das?« fragte der Kustos.

»Jared. Ihr könnt nicht —«

»Aus dem Weg. Wir haben erfahren, daß die Vereinigung bevorsteht.«

»Wer hat euch das gesagt?«

»Die Boten des Lichts. Sie sagten, daß wir unser Versteck verlassen und die Barriere übersteigen müssen.«

»Das ist doch eine Falle!« rief Jared. »Ich bin jenseits der Barriere gewesen. Dort findet ihr nur die Strahlung!«

»Als wir unklug genug waren, uns vor den Boten zu verbergen, haben wir das auch geglaubt.«

»Aber die Boten täuschen euch! Sie haben die heißen Quellen zum Versiegen gebracht!«

»Aber nur, damit wir unseren Verstand gebrauchen und die Welt verlassen. Deswegen haben sie auch Lichtpunkte an den Wänden angebracht. Deswegen hinterließen sie gelegentlich die Heiligen Röhren — damit wir uns langsam an Licht gewöhnen konnten.«

Philar drängte sich an ihm vorbei, die anderen folgten ihm.

»Kehrt doch um!« schrie ihnen Jared verzweifelt nach. »Ihr lauft in eine Falle!« Aber niemand beachtete ihn.

Er fluchte und setzte seinen Marsch zum Unteren Schacht fort, mehr denn je entschlossen, sich für einen Angriff auf die Strahlung zu rüsten.


Einige Zeit später erreichte er mit zahlreichen Schürfwunden und Prellungen den Unteren Schacht. Er hatte sich die Verletzungen zugezogen, obwohl ihm die Tunnels in der Nähe seiner Welt recht gut bekannt waren.

Er blieb am Eingang stehen und ließ die Spannung in sich abklingen. Hier war ihm alles so vertraut, daß er sich bewegen konnte, ohne Echosteine verwenden zu müssen.

Aber es gab keine Erleichterung, kein sanftes Gefühl der Heimkehr, keine freudige Erregung. Der erstickende, an den Nerven zerrende Vorhang der Dunkelheit wurde nur von einer tödlichen Stille durchbrochen, die der Welt beinahe etwas Feindseliges verlieh.

Ohne die regelmäßigen Töne des Echowerfers war die ganze Welt eine riesige, abschreckende Echoleere. Er klatschte in die Hände und lauschte dem entsetzlichen Schweigen.

Nicht länger verlieh das sanfte Gurgeln der heißen Quellen wirkliche und hörbare Wärme. Da drüben, zur Linken, prägten sterbende Mannapflanzen den Reflexionen rauhe Dissonanzen auf.

Irgendwo draußen im Dunkel schwebte die gräßliche Angst, die aus dem Ewigen Mann wilde Entsetzensschreie hervorgepreßt hatte. Jared konnte fühlen, wie sich der Schrecken auch um ihn schloß. Aber er zwang sich dazu, wieder an seine Aufgabe zu denken, und machte sich auf den Weg zum Waffenregal.

Wieder klatschte er in die Hände, um in groben Umrissen ein Lautmuster der Umgebung zu gewinnen. Seine Erinnerung fügte automatisch die Einzelheiten hinzu.

Er schrie vor Schmerz auf, als beim nächsten Schritt sein Knie gegen unverrückbares Gestein stieß. Er konnte das Gleichgewicht nicht halten und stürzte über das Hindernis.

Er richtete sich auf, massierte sein Bein und fluchte über den unvernünftigen Überlebenden, der gegen das Gesetz verstoßen hatte. Aber sein Zorn legte sich, als ihm klar wurde, daß auch er beim Angriff der Ungeheuer Felsblöcke als Hindernisse aufgestellt hätte.

Von rechts ertönte ein Laut; er fuhr herum. Jemand verbarg sich in einem Felsspalt, hilflos schluchzend — eine Frau. Sie preßte die Hand auf den Mund.

Er trat auf sie zu, und sie schrie: »Nein! Nein! Nicht!«

»Ich bin's — Jared.«

»Geh weg!« schrie sie. »Du gehörst zu ihnen!«

Er erkannte Seniorin Glenn, eine ältliche Witwe. Hilflos horchte er zu Boden. Er konnte ihre Angst nicht beschwichtigen, ihr keine Sicherheit geben.

Und als er in diese geisterhafte Welt hineinlauschte, die von den Ungeheuern verheert worden war, begriff er, daß der Untere Schacht niemals mehr bewohnt werden würde. Die Dämonen hatten dieser Welt ihren Sinn genommen.

Aber jetzt würde er Rache in ihre Unendlichkeit tragen! Dies schwor er im Namen jeder echten Gottheit, gegen die sich die Überlebenden durch ihre Verehrung des falschen Allmächtigen Lichts vergangen hatten.

Er drehte sich um und hastete zum Waffenregal.

»Nein! Geh nicht fort!« flehte die Frau. »Überlaß mich nicht den Ungeheuern!«

Er streckte die Hand ins erste Fach, für einen Augenblick befürchtend, daß er dort nichts finden würde. Aber seine Finger schlossen sich um einen Bogen. Er zog ihn heraus und hängte ihn sich über die Schulter. Das zur Vergeltung für den Untergang des Unteren Schachtes! Zwei Köcher mit Pfeilen hängte er neben den Bogen. Diese Pfeile für Della und den Primär. Einen dritten Köcher schnallte er an der anderen Schulter fest. Für Owen!

Er griff ins nächste Fach, fand ein Bündel Speere und klemmte sie unter den linken Arm. Für Cyrus, den Denker! Ein zweites Bündel unter den rechten Arm. Für Lea, Ethan und den Ewigen Mann!

»Komm zurück!« jammerte die Frau. »Laß mich hier nicht allein! Beschütze mich vor den Ungeheuern!«

Sie hatte die Felsspalte verlassen, und er hörte, wie sie in die Welt hinauskroch, die Richtung zum Eingang einschlagend, um ihm den Weg zu verlegen.

Er ignorierte sie, blieb stehen und klatschte in die Hände, um ein letztesmal seine Heimat zu hören. Dann hastete er zum Eingang.

Er entdeckte das Rauschen der Flügel nicht, bis ihm das verhaßte Geräusch ganz nahe gekommen war. Zur selben Zeit fing er den Geruch der Fledermaus auf. Er versuchte, sich rechtzeitig seiner Reservewaffen zu entledigen, um dem Angriff begegnen zu können.

Er schüttelte die Köcherriemen ab, warf den Bogen weg und ließ eines der Speerbündel fallen. Bevor er noch die Schnur berühren konnte, mit dem das andere Bündel zusammengeknüpft war, fegte der Vampir durch den Eingang und setzte im Sturzflug zur ersten Attacke an.

Jared sprang zur Seite. Es gelang ihm, diesmal noch auszuweichen, ohne mehr als eine Kratzwunde am Arm davonzutragen. Er warf sich zu Boden und nestelte verzweifelt an dem Knoten. Die schrillen Schreie des Tiers vermischten sich mit dem entsetzten Kreischen der Frau und zeichneten jedes Merkmal des Unteren Schachtes so deutlich, als erfüllte der Zentralechowerfer noch die Welt mit seinen Tönen.

Die Bestie stieg hoch hinauf unters Gewölbe und setzte zum zweiten Angriff an. Jared hörte, daß er keinen Speer mehr aus dem Bündel zu ziehen vermochte, ehe ihn der Vampir mit seinen gräßlichen Fangzähnen erreicht hatte.

Im nächsten Augenblick, als er sich in das Unvermeidliche schon gefügt hatte, wurde er sich abrupt des Lichtzylinders bewußt, der aus dem Tunnel in den Unteren Schacht fegte.

Er richtete sich auf ihn und vermittelte auch seinen Augen den Eindruck der riesigen, kreischenden Bestie, die eben auf ihn hinabstürzte.

Er zitterte vor Angst, als er die abscheuliche Gestalt des Vampirs durch das Medium des Lichts wahrnahm.

Das Tier war praktisch nur noch eine Armlänge von ihm entfernt, als vom Eingang her ein gewaltiger Knall ertönte. Zur selben Zeit fauchte eine winzige, weiße Lichtzunge, vergleichbar in der Helligkeit dem Wasserstoff, in die Welt.

Und Jared spürte, daß diese beiden Erscheinungen etwas damit zu tun hatten, daß der Vampir wie von einer unsichtbaren Faust getroffen hochgerissen wurde und dann neben ihm zu Boden stürzte.

Bevor er sich über dieses Zusammentreffen Gedanken machen konnte, kam der Lichtzylinder näher heran, und er fing den Geruch des Ungeheuers dahinter auf. Er benützte die Lichteindrücke als Markierungen, stieß mit dem Fuß gegen das Speerbündel und die Schnur zerriß. Die Lanzen rollten über den Boden.

Er packte eine davon, wandte sich dem Eingang zu und holte aus.

Ssss-pfff.

Ein scharfer Schmerz brannte in seiner Brust, und der Speer fiel klappernd zu Boden, als Jared zusammenbrach.

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