14

Jared, dem kaum zum Bewußtsein kam, daß Mogan nicht mehr bei ihm war, begrüßte die vertraute Sicherheit der Tunnelwände, die sich wieder um ihn schlossen. Das für die Abwesenheit des Zerverführers verantwortliche Zischen war nur eine rasch versinkende Erinnerung.

Taumelnd näherte er sich der ersten Biegung. Seine brennenden und tränenden Augen spürten immer noch den furchtbaren Druck des Stoffes, der all den leeren Raum in die entsetzliche Unendlichkeit der Strahlung gezwängt hatte.

Er stieß gegen einen Felsblock, stürzte, raffte sich wieder auf und raste um die Biegung, wobei er nur undeutlich spürte, daß er sich zwischen den Hindernissen hindurchfand, ohne Lautimpulse zu benötigen.

Schließlich blieb er stehen, klammerte sich unentschlossen an einem schlanken, hängenden Stein und wartete, bis er wieder zu Atem kam.

Alles zeigte sich jetzt in ironischer Klarheit. Der Stoff in der Unendlichkeit war — Licht. Dasselbe Licht, das er sein Leben lang gesucht hatte. Nur erwies es sich als etwas Bösartiges, da es Teil der Strahlung war.

Plötzlich fühlte er die Wucht einer weiteren unglaublichen Erkenntnis:

Er wußte jetzt auch, was Dunkelheit war!

Sie war hier — in diesem Tunnel — in allen Tunnels, die er jemals begangen hatte, in allen Welten, die er kannte. Sein Leben lang war er nie aus der Dunkelheit herausgekommen, abgesehen von den wenigen Begegnungen mit den Ungeheuern. Bevor er Licht zum erstenmal an sich erfuhr, hatte er es nicht erkennen können.

Aber jetzt war es so einfach.

Die Unendlichkeit hinter ihm war von Licht erfüllt. Im Korridor, der dorthin führte, gab es von diesem Stoff erheblich weniger.

Und nach der nächsten Biegung würde Licht völlig fehlen, würde die Dunkelheit absolut sein — so vollständig, so umfassend, daß er Zehntausende von Perioden dort hätte leben können, ohne etwas von ihrer Existenz zu ahnen.

Schwankend unter der Last neuer, seltsamer Begriffe wanderte er weiter, mit unsicher ausgestreckten Händen. Und allein durch das Medium seiner Augen spürte er in vollem Ausmaß die vorne drohend auftauchende Lichtlosigkeit, überwältigend wie die tiefste Stille, die er je erlebt hatte — ein schwerer, dichter Vorhang aus Dunkelheit.

Zögernd Umschrift er die Biegung und schob sich in die körperlose Barriere, zusammenzuckend, als sich die Dunkelheit unerbittlich um ihn schloß. Mit den Händen tastete er sich voran. Demütigend wurde er daran erinnert, wie sein weniger sensitiver Bruder sich in dichter Stille hatte entlangtasten müssen.

Beim nächsten Schritt geriet sein Fuß in die Leere einer flachen Bodenvertiefung, und er stürzte. Bevor er sich wieder erhob, nahm er zwei Steine auf und schüttelte sie in seiner Hand.

Aber nun schienen die Echos fern und fremdartig. Nur mit großer Konzentration konnte er aus dem Widerhall entnehmen, was vor ihm lag. Er fragte sich, ob vermindertes Hörvermögen zu den unmittelbaren Folgen der Strahlungskrankheit gehörte. Furcht überfiel ihn von neuem, als er an eine andere Legende dachte: Jeder, der auf die Strahlung stieß, mußte mit allen möglichen schweren Leiden rechnen — mit Fieber, Taubheit, Erbrechen, Haarausfall und Blindheit, was immer das sein mochte.

Aber die Sorge um das körperliche Wohlbefinden blieb unter einer Bitterkeit begraben, die ihn wie der erstickende Dampf eines kochenden Kraters überfiel. Vor ihm erstreckte sich eine Zukunft bar aller materiellen Dinge, gleich der Unendlichkeit, vor der er eben die Flucht ergriffen hatte.

Vom Sinn seines Lebens war nichts geblieben als zerstörte Träume — seine Welten verheert; Della verschwunden; die Suche nach Licht in der quälendsten Verzweiflung endend. Sein Leben lang hatte er eine Hoffnung verfolgt, nur um sie schließlich einzuholen und als Illusion zu erkennen.

Er stapfte in die Dunkelheit hinein, klapperte mit seinen Steinen und bezahlte den Preis strengster Konzentration für jeden Eindruck, den er den nicht mehr vertrauten Echos entriß. Trotzdem mußte er gelegentlich stehenbleiben und die Hand tastend zu Hilfe nehmen.

Er erreichte den Nebentunnel, durch den Mogan und er hierhergekommen waren. Ein paar Schritte später begannen die Reflexionen seiner Klapplaute Eindrücke von der sonoren Hohlheit der Ursprungswelt zu seiner Linken zu vermitteln.

Dann schloß er die Faust um die Klicksteine und erstickte den Lärm, wich vor den Geräuschen zurück, die sich ihm näherten — direkte Geräusche, die er viele Herzschläge früher hätte auffangen müssen.

Stimmen — viele Stimmen. Der Tunnel war voll von Ungeheuern! Er konnte sogar ihren Geruch wahrnehmen. Mit ihm hatte sich der charakteristische Duft der Zerver vermischt — zweifellos bewußtlose Gefangene, von den Dämonen verschleppt.

Er zog sich von der Tunnelmitte zurück und duckte sich zwischen zwei Ausbuchtungen, wobei er zuvor sicherstellte, daß er sich auch wirklich in einer Echolücke befand. Allerdings fiel ihm ein, daß er auch in einer Lichtlücke stehen mußte, wenn er sich vor den Wesen verbergen wollte. Er wich noch weiter zwischen die Gesteinsbuckel zurück.

Nun begann er Licht zu spüren, das in den Spalt drang. Da er jedoch mit dem Stoff der Ungeheuer, der schon anfing, ihm das Hörvermögen zu rauben, nichts mehr zu tun haben wollte, schloß er fest die Augen.

Nachdem er sich das Hörmuster der Ungeheuer und Zerver scharf eingeprägt hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Gespräch zu, das zwei der vorbeiwandernden Dämonen miteinander führten:

»… froh, daß wir uns entschlossen haben, mit den Zervern endlich zum Schluß zu kommen.«

»Ich auch. Bei ihnen ist es halb so schwierig, weil sie schon ihre Augen zu benutzen wissen.«

»Sie sind leicht aufzuklären. Denk dagegen nur einmal an die letzte Gruppe aus dem Oberen…«

Das Gespräch wurde von einem anderen überlagert, als zwei weitere Dämonen vorbeikamen:

»… verdammt interessant, dieses Zerv-Phänomen. Thorndyke will es genau studieren.«

»So ausgefallen ist das nun auch wieder nicht. Sobald die Strahlung einmal zu genetischen Veränderungen führt, muß man wohl mit jeder Art von Mutation rechnen, einschließlich eines Sehvermögens im Infrarotbereich.«

Viele Worte blieben Jared unverständlich. Er konnte sich auch nicht erinnern, den Namen ›Thorndyke‹ in der Hierarchie der Nukleardämonen jemals gehört zu haben.

Das letzte Mitglied der Prozession ging vorbei, und Jared kauerte enttäuscht in seiner Nische. Er hatte aufmerksam gelauscht und die Ausdünstungen eingesogen. Aber unter den Gefangenen war keine Spur von Della zu entdecken gewesen.

Er hatte sich beinahe schon entschlossen, den Weg zum Unteren Schacht fortzusetzen, als er noch einen Dämon von der Barriere her kommen hörte. Um ein Haar wäre er aus seinem Versteck hervorgestürmt: Im selben Augenblick fing er Dellas Duft auf.

Er hielt die Augen fest geschlossen, damit ihn die Lichteindrücke nicht abzulenken vermochten, und wartete gespannt. Endlich befand sich das Wesen genau vor dem Spalt; Jared sprang es an, stieß ihm mit voller Wucht die Schulter in die Rippen.

Della fiel schlaff auf ihn, aber er kämpfte sich frei und griff das Ungeheuer an. Es gelang ihm, dessen Kehle zu umklammern, aber er verzichtete darauf, es zu würgen, um keine Zeit zu verlieren. Statt dessen ließ er mehrmals seine Faust gegen das Kinn des Wesens sausen, bis es zusammensank.

Er nahm das Mädchen auf die Schulter, schnippte mit den Fingern, um sich zurechtzufinden, und raste dann in die vorübergehende Sicherheit der Ursprungswelt. So gut es ging interpretierte er den Widerhall der Schnipplaute und überquerte die Zentrallichtung. Als Versteck wählte er eine der Hütten.

Im Innern ließ er Della zu Boden gleiten und setzte sich an die Öffnung, aufmerksam nach verdächtigen Geräuschen horchend.


Hunderte von Herzschlägen vergingen, bevor er Dellas Rückkehr ins Bewußtsein spürte. Er hörte ihr tiefes Atmen, eilte zu ihr und konnte ihr gerade noch die Hand auf den Mund pressen, bevor sie einen Schreckensschrei ausstieß.

Während sie sich verzweifelt wehrte, flüsterte er: »Ich bin's — Jared. Wir sind in der Ursprungswelt.«

Als ihre Angst abgeklungen war, ließ er sie los und erzählte ihr, was geschehen war.

»O Jared!« rief sie schließlich. »Suchen wir unsere Welt, solange wir noch Gelegenheit dazu haben!«

»Wir können es erst riskieren, wenn wir sicher sind, daß keine Dämonen mehr in den Tunnels herumlaufen.«

Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf seinen Arm sinken. »Wir finden eine schöne Welt, nicht wahr?«

»Die beste. Wenn sie nicht ganz so ist, wie wir sie uns wünschen, bauen wir sie uns zurecht.«

»Wir brauchen zuerst eine Grotte und dann —« Sie zögerte. »Horch! Was ist das?«

Zuerst hörte er nichts. Als es dann ganz still wurde, vernahm er ein schwaches Wumm-wumm, wumm-wumm. Es hörte sich an, als schlüge man Felsbrocken oder noch Härteres aneinander. Aber im Augenblick beschäftigte ihn mehr, daß Della es als erste gehört hatte. Konnte seine Begegnung mit der Strahlung schon einen solchen Grad von Taubheit bewirkt haben? Oder lag es lediglich daran, daß ihn die Erinnerung an Eindrücke durch Lichtimpulse verwirrte, daß er vergaß, wie man seine Ohren gebrauchte?

»Was ist das?« fragte sie und stand auf.

»Ich weiß es nicht.« Er tastete sich hinaus. »Es scheint von der nächsten Hütte zu kommen.«

Er betrat das Gebäude nebenan und lauschte dem aus einer viereckigen Öffnung im Boden dringenden Geräusch. Della klammerte sich an seine Hand, und er spürte, wie sie zusammenfuhr, als sie diesen künstlichen Krater zervte.

Er trat näher und horchte in das Loch hinab, das nicht senkrecht, sondern in spitzem Winkel verlief. Jetzt hörte er das Wumm-wumm deutlich durch eine regelmäßige Reihe von Erhebungen moduliert, die sich an der ganzen unteren Oberfläche des schrägen Tunnels entlang erstreckten.

»Soviel ich hören kann, führen Stufen hinunter«, sagte er.

»Wohin?«

Er zuckte die Achseln.

»Jared, ich habe Angst.«

Aber er dachte angestrengt nach; ein Fuß schwebte über der ersten Stufe. »Die Legende sagt, das Paradies sei nicht weit von der Ursprungswelt.«

»Da unten ist kein Paradies! Wenn wir uns schon auf den Weg machen wollen, dann suchen wir doch nach unserer eigenen Welt.«

Er machte den ersten Schritt, zögerte vor dem zweiten. Zu seinem Kummer hatte er gefunden, daß die Strahlung der Ursprungswelt nahe lag. Aber das bedeutete nicht, daß sich nicht auch das Paradies hier irgendwo befand.

Überdies war seine Aufmerksamkeit so sehr auf das Wumm-wumm gerichtet, daß ihn nichts anderes interessierte. Es war ein merkwürdiges, verzauberndes Geräusch, das ihn hinablockte.

Wumm-wumm-bramm, wumm-wumm-bramm…

Die Klicks waren grob und doch zart. Sie waren scharf und präzis, erstaunlich klar. Es kam ihm vor, als töne in weiter Ferne ein Superechowerfer — ein Gerät, dessen Reflexionen so vollkommen waren, daß nicht die geringste Einzelheit der Umgebung verborgen blieb.

Selbst mit seinem durch die Unendlichkeit der Nuklearteufel beeinträchtigten Hörvermögen konnte er Merkmale der Steine um sich herum erkennen, wie sie auf andere Weise niemals zu entdecken gewesen wären. Jeder Riß und jede Vertiefung in allen Stufen, jede Fissur in der Wand, die winzigen Erhebungen und Einbuchtungen der Flächen — alles war deutlich hörbar. Die Lautmuster, die sich ihm darboten, waren beinahe so vollkommen wie jene unheimlichen Eindrücke, die durch seine Augen in ihn gedrungen waren, als ihn alles Licht der Strahlung überschüttet hatte!

Widerstandslos vor der Verlockung dieses herrlichen Echowerfers eilte er nach unten. Er glaubte sich der vollkommensten künstlichen Echoquelle zu nähern, die jemals erdacht worden war. Ein solches Echogerät konnte natürlich nur im Paradies existieren.

Wumm-bramm, klack-klick… Wumm-bramm, klack-klick, sptt…

Seine Ohren vernahmen die feinen Kontrapunkte, die sich an der Oberfläche des beherrschenden Lauts meldeten, als er ihrem Ursprung näher kam. Wie eine zärtliche Umarmung schloß sich das Tonvolumen um ihn. Die Vollkommenheit und Präzision dieser Geräusche waren unglaublich.

Wumm-bramm, ping-sptt, sssss…

Die vollen Baßtöne erforschten die genauen Umrisse jedes größeren Vorsprungs rings um ihn her. Selbst ohne aufmerksames Lauschen vermochte er jede winzige Bewegung von Dellas Armen und Beinen zu verfolgen. Und die hohen, feineren Töne brachten das Muster zu einer wunderbaren Vollendung.

Wumm-bramm, ping-sptt, tschmp, tut-tut-tut-tut…

Er richtete sein Ohr auf die geringere, stotternde Vibration. Sogar die kaum merklichen Wölbungen an der gerunzelten Stirn Dellas, ihre Wimpern und Brauen waren deutlich zu erkennen.

Er nahm nun zwei Stufen auf einmal, voll Angst, auf einer unendlich langen Treppe auf die unendliche Schönheit des Paradieses zueilen zu müssen. Aber dann krümmte sich die Treppe nach rechts, und endlich konnte er, nicht allzuweit entfernt, die Öffnung am Grunde des Kraters hören.

»Laß uns doch umkehren!« drängte Della keuchend. »Wir kommen nie wieder diese vielen Stufen hinauf!«

Aber er wurde nur noch schneller. »Hörst du denn nicht, daß dies hier sein könnte, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe? Ich habe nicht Licht entdecken wollen. Ich forschte in Wirklichkeit nach dem Paradies, aber ich wußte es bis zu diesem Augenblick nicht.«

Die Treppe ging zu Ende, und er machte mit dem Mädchen halt. Sie standen unter einem breiten Gewölbe, vor einem riesigen Raum von der vielfachen Größe der Zerverwelt. Hingerissen schwankte er vor den vollen, sonoren Lauten und ließ die mächtige Lawine idealer Töne auf sich herabbrausen. Es war sicherlich das herrlichste Ereignis seines Lebens.

Mühsam seine Begeisterung im Zaum haltend, lauschte er der Welt, die sich vor ihm erstreckte.

Ein Paradies, das praktisch nur Wasser war?

Unmöglich! Und doch — eine riesige, flache Weite, die alle Laute mit nichts als sanfter Flüssigkeit zurückwarf.

Er hörte jetzt, daß er auf einem Sims stand, der die Wasseroberfläche nur wenig überragte. Nirgends konnten seine Ohren trockenes Land entdecken. Vom fernen Ende der Welt drang das mächtige Rauschen eines gewaltigen, von der Decke herabstürzenden Wasserfalls herüber.

Der Sims erstreckte sich nur wenige Schritte nach rechts. Zur Linken folgte er der natürlichen Wölbung der Felswand.

Der Echowerfer des Paradieses verriet sich als Anhäufung riesiger würfelförmiger Strukturen. Jede einzelne übertraf selbst die größte Hütte in der Ursprungswelt um ein Vielfaches. Und sie waren von einem komplizierten Flechtwerk gewaltiger Röhren umgeben, die sich aus dem Wasser hochreckten, sich windend, ineinander geschlungen in den Wänden der Strukturen verschwanden.

Oben aus den Riesenwürfeln ragten Hunderte von Röhren, senkrecht aufsteigend und sich in die Decke bohrend.

Bestürzt studierte er das Wumm-bramm, tut-tut-tut-tut, das alle diese Einzelheiten hörbar machte.

»Was ist das hier?« flüsterte Della angstvoll. »Warum ist es so heiß?«

Nun, da sie es erwähnt hatte, spürte auch er die große Wärme. Sie schien von den riesigen Behältern zu kommen, die auch die idealen Echos lieferten. Irgendwie begann er ernstlich daran zu zweifeln, daß er sich im Paradies befand.

»Was zervst du, Della?« Aber noch im Augenblick des Fragens spürte er, daß sie die Augen geschlossen hielt.

»Ich zerve nicht — es ist viel zu heiß.« Sie schien verängstigt und verwirrt zu sein.

»Versuch es.«

Sie zögerte lange, bevor er den Eindruck auffing, daß sich ihre Augen öffneten.

Aber sie schrak zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich kann nicht! Es tut so weh!«

Dann erkannte er erst, daß seine Augen die ganze Zeit geschlossen gewesen waren. Er hob die Lider und ›sah‹ — das mußte das richtige Wort sein, fiel ihm ein — nichts.

»Hast du denn überhaupt nicht gezervt?« fragte er.

Sie ließ die Hände nicht sinken. »Mehrere Hütten — riesengroß. Und aus dem Wasser ragende Pfosten. Danach war alles zu heiß. Ich konnte die Augen nicht mehr dorthin richten.«

Impulsiv wandte er den Kopf in Richtung der Würfel. Dort war jetzt Licht! Nicht von der Art, wie er sie in der Unendlichkeit kennengelernt hatte, sondern von jener, wie sie die Ungeheuer herumtrugen — zwei Zylinder, zwischen den lärmerzeugenden Riesenwürfeln hin- und herzuckend.

Das Mädchen fragte: »Was ist denn?«

»Ungeheuer!«

Er hörte, wie eines der Wesen, den Lärm des Echowerfers übertönend, dem anderen zurief: »Hast du den vierten Reaktor gebremst?«

»Ich habe ihn ganz abgeschaltet. Damit wären auch die letzten paar heißen Quellen im Oberen Schacht erledigt, übereinstimmend mit den Plänen.«

»Und wie steht's mit den vom zweiten Reaktor gespeisten vereinzelten Quellen?«

»Thorndyke meinte, wir sollten diese Quellen noch fließen lassen. Falls uns doch ein paar Leute entgehen, haben sie eine Zuflucht, bis wir sie finden.«

Verzweifelt kehrte Jared zur Treppe zurück. Er hatte also recht gehabt. Die Ungeheuer waren für das Versiegen der heißen Quellen verantwortlich. Und jetzt hörte er auch, wie unsicher die Lage der Überlebenden über die ganzen Generationen hindurch gewesen war. In jedem beliebigen Augenblick hatten es die Ungeheuer in der Hand gehabt, ihnen die Daseinsgrundlage zu entziehen!

Plötzlich zielte der Lichtzylinder in seine Richtung. Er fuhr herum und rannte zur Treppe, Della vor sich hertreibend.

»Sie kommen!« warnte er.

Sie hasteten die Stufen hinauf. Nach einiger Zeit überlegte er sich, ob er das Tempo verringern sollte, damit sie Atem schöpfen konnten. Aber da wurde ihm klar, daß er schwache Lichtmuster seiner Umgebung auffing. Die Ungeheuer waren ihnen also bereits auf den Fersen.

Obwohl brennende Schmerzen in seinen Lungen tobten, raste er weiter, das Mädchen mitziehend. Verzweifelt fragte er sich, wie weit sie noch von der obersten Stufe entfernt waren.

»Ich — ich kann nicht mehr!« jammerte sie.

Als sie zusammenbrach, hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren. Er half ihr auf, legte den Arm um ihre Hüften und stürmte weiter.

Trotz seiner Unterstützung stürzte sie wieder, und als er sie aufzuheben versuchte, sank er neben ihr zusammen. Er hätte für immer dort liegen bleiben mögen. Aber dies war ihre letzte Chance; wenn sie jetzt versagten, würde es nie mehr eine sichere, abgeschlossene Welt für sie geben.

Er raffte sich mühsam auf, stemmte das Mädchen auf seine Arme und stieg weiter. Bei jedem Schritt quälten ihn stechende Schmerzen. Jeder Atemzug schien sein letzter zu werden. Dann hörte er endlich die Öffnung über sich, gewann aus der Nähe seines Ziels ein wenig neuen Mut. Nur nebenbei fragte er sich, woher er die Kraft aufbringen sollte, ein Versteck zu finden, sobald sie die Ursprungswelt erreicht hatten.

Eine Ewigkeit später schleppte er sich und das Mädchen die letzte Stufe hoch und kroch auf den Boden der Hütte. Er schob Della hinaus. »Versteck dich in einem der anderen Gebäude — schnell!«

Sie wankte durch den Eingang, brach draußen zusammen; er hörte nur ihr verzweifeltes Keuchen; sie rührte sich nicht mehr.

Es gelang ihm, sich aufzurichten. Aber lähmende Erschöpfung ließ ihn gegen die Wand taumeln. Er stieß mit einem unförmigen Objekt zusammen, und seine Lauteindrücke von den Hütten begannen ihn in schwindelnder Eile zu umtanzen. Er prallte gegen etwas anderes und fiel zu Boden, bewahrte sein Bewußtsein nicht einmal so lange, daß er die Wucht der auf ihn stürzenden Möbel gespürt hätte.

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