8

„Ich spreche mit Temuchins Stimme, denn ich bin Ahankk, sein erster Befehlshaber“, sagte der Krieger, der eben Shanins Camach geöffnet hatte.

Jason brach mitten in einem Lied ab und drehte sich nach dem Fremden um, der diese willkommene Unterbrechung verursachte. Der Neuankömmling war offensichtlich ein hoher Offizier, denn sein Helm und sein Brustharnisch waren mit einigen Edelsteinen besetzt. Er blieb mit einer Hand am Schwert vor Shanin stehen.

„Was will Temuchin?“ erkundigte Shanin sich und griff selbst ans Schwert, weil ihm das Auftreten des anderen mißfiel.

„Er will den Jongleur Jason hören. Er soll sofort mitkommen.“

Shanin schüttelte den Kopf. „Er singt jetzt für mich. Wenn er fertig ist, kann er zu Temuchin gehen. Sing weiter“, befahl er Jason.

Aber Temuchins Abgesandter wußte, wie Nomadenhäuptlinge zu überzeugen waren. Er stieß einen schrillen Pfiff aus; daraufhin kamen zehn Krieger mit schußbereiten Bogen ins Zelt. Shanin war überzeugt.

„Ich kann sein Gekrächze nicht mehr hören“, behauptete er und wandte sich gähnend ab. „Verschwindet jetzt!“

Jason verließ den Camach mit dieser Ehrengarde und ging auf sein eigenes Zelt zu. Der Offizier hielt ihn zurück.

„Temuchin wartet auf dich. Hierher!“

„Nimm die Hand von meiner Brust“, zischte Jason so leise, daß die Soldaten ihn nicht hören konnten. „Ich muß mich umziehen und eine neue Saite auf meine Laute spannen.“

Gleichzeitig hielt er den Daumen des anderen fest und drückte ihn mit aller Kraft zusammen. Der Offizier mußte das Gefühl haben, in einer Daumenschraube zu stecken; er versuchte sich zu wehren, gab den Versuch auf und nickte kurz.

„Gut, wir gehen zuerst in deinen Camach, damit du etwas anderes als diese Lumpen anziehen kannst“, befahl er laut.

Jason ließ den Daumen los und ging neben Ahankk her, so daß er ihn beobachten konnte. Der Offizier warf ihm von Zeit zu Zeit einen haßerfüllten Blick zu, während er sich den schmerzenden Daumen rieb. Jason war sich darüber im klaren, daß er sich einen Feind gemacht hatte, aber das war nicht zu vermeiden gewesen, weil er zuerst seinen Camach aufsuchen mußte.

Sie hatten Temuchins Lager bereits vor einer Woche erreicht, und Jason hatte die kurzen Tage dazu benützt, möglichst viel über die Sitten und Gebräuche der Nomaden in Erfahrung zu bringen, um nicht mehr aufzufallen. Tecca hatte ihm Nasenpfropfen mitgegeben, die seine Nase veränderten, und er hatte ein Haarwuchsmittel benützt, um sich einen buschigen Schnurrbart wachsen zu lassen. Trotzdem fragte er sich jetzt, ob Temuchin ihn etwa wiedererkennen würde. Was mochte der Kriegsherr von ihm gehört haben?

„Auf, ihr Faulpelze!“ rief Jason am Eingang des Camachs.

„Der große Temuchin wünscht mich zu sehen, und ich muß mich umziehen.“ Meta und Grif starrten ihn nur an, ohne eine Bewegung zu machen.

„Los, tut gefälligst etwas“, fügte Jason in ihrem eigenen Dialekt hinzu. „Lauft herum, bietet dem Kerl einen Drink an und lenkt ihn von mir ab.“

Ahankk nahm den Becher entgegen, ließ Jason aber trotzdem nicht aus den Augen.

Jason öffnete seine Stahlkiste, nahm eine andere Pelzjacke heraus und versteckte gleichzeitig einen kleinen Gegenstand im Mund.

„Hört zu“, rief er Meta und Grif zu, „ich kann mich dieser ehrenvollen Einladung Temuchins nicht entziehen. Ich trage ein Dentiphon, und die beiden anderen liegen oben in der Kiste. Legt sie an, sobald wir verschwunden sind. Bleibt in Verbindung mit mir und nehmt euch in acht. Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber falls es Schwierigkeiten gibt, möchte ich wenigstens mit euch Verbindung haben. Vielleicht müssen wir schnell eingreifen.“

Er schlüpfte in die neue Jacke und brüllte die beiden an:

„Los, beeilt euch, gebt mir die Laute! Wenn ich zurückkomme und nicht alles in bester Ordnung vorfinde, bekommt ihr beide Prügel!“ Damit stapfte er hinaus.

Sie ritten in aufgelockerter Formation durchs Lager.

Vielleicht war es wirklich nur Zufall, daß Jason auf allen Seiten von Kriegern umgeben war. Vielleicht. Was hatte Temuchin von ihm gehört? Warum wollte er ihn sprechen?

Jason versuchte eine Erklärung dafür zu finden und hatte noch keine gefunden, als sie vor dem großen schwarzen Camach hielten, in dem Temuchin residierte.

Dann fiel ihm ein, daß er die Verbindung zu Meta noch nicht überprüft hatte. Er schaltete den winzigen Sender ein, der in seinem Mund an einem oberen Backenzahn saß, und flüsterte fast unhörbar: „Wie hört ihr mich?“ Das Gerät war mit einem automatischen Lautstärkeregler ausgerüstet, so daß es keinen Unterschied machte, ob er flüsterte oder schrie.

„Laut und klar“, antwortete Metas Stimme in seinem Ohr.

Die Schallwellen wurden durch die Knochen ins Ohr übertragen.

„Vorwärts!“ brüllte Ahankk und schleppte Jason am Arm durch ein Spalier von bewaffneten Kriegern in das große Zelt.

Jason riß sich endlich los und ging allein auf den Mann zu, der in der Mitte des Camachs auf einem Thron saß. Zum Glück wandte Temuchin sich eben ab, um mit einem Offizier zu sprechen, sonst wäre ihm Jasons erstaunter Blick aufgefallen, mit dem dieser den Thron betrachtete, der aus einem Traktorensitz bestand.

Temuchin drehte sich wieder um und warf Jason einen prüfenden Blick zu. Der Jongleur verbeugte sich tief und hatte plötzlich das Gefühl, die Nasenpfropfen und der Bart seien doch eine recht kümmerliche Verkleidung. Jason richtete sich auf und stellte fest, daß Temuchin ihn noch immer anstarrte.

Wollte er angesprochen werden — oder war es falsch, in seiner Gegenwart ungefragt das Wort zu ergreifen?

„Du hast mich holen lassen, großer Temuchin. Ich fühle mich geehrt.“ Jason verbeugte sich nochmals. „lch soll für dich singen, nicht wahr?“

„Nein“, antwortete Temuchin eisig.

„Keine Lieder?“ fragte Jason erstaunt. „Was kann ein armer Wanderer dem Herrscher der Menschen sonst geben?“

„Auskünfte“, erklärte Temuchin ihm kurz. Im gleichen Augenblick summte das Dentiphon, und Metas Stimme sagte:

„Schwierigkeiten, Jason. Vor dem Zelt stehen Bewaffnete.

Wir sollen herauskommen, sonst bringen sie uns um.“

„Alle Jongleure lernen und lehren. Womit kann ich dienen?“

Dann flüsterte er: „Keine Pistolen! Wehrt euch — ich schicke Hilfe.“

„Was war das?“ Temuchin beugte sich drohend vor. „Was hast du geflüstert?“

„Nur… nur eine Angewohnheit, mächtiger Herrscher. Ich wiederhole meine Lieder, damit ich sie nicht vergesse.“

Temuchin lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. Er schien nicht viel von Leuten zu halten, die während einer Audienz Lieder aufsagten. Jason hielt ebenfalls nichts davon.

Aber wie sollte er Meta und Grif helfen?

„Die Männer brechen ein!“ flüsterte ihre Stimme in seinem Ohr.

„Erzähl mir von den Pyrranern“, forderte Temuchin ihn auf.

Jason begann zu schwitzen. Temuchin hatte offenbar überall seine Spione — oder Shanin hatte davon erzählt. Und inzwischen waren die Verwandten des Toten über Meta und Grif hergefallen. „Die Pyrraner? Sie sind ein Stamm wie jeder andere. Was willst du über sie wissen?“

„Was?“ Temuchin sprang auf und zog sein Schwert. „Wagst du es, mir Fragen zu stellen?“

„Jason!“

„Nein, nein!“ Jason spürte, daß ihm jetzt der Schweiß noch heftiger ausbrach. „Ich habe mich nur versprochen. Ich wollte nur wissen, was du erfahren möchtest. Ich erzähle dir gern alles, was ich weiß.“

„Viele Männer mit Schwertern und Schildern. Sie greifen nur Grif an.“

„Ich habe noch nie von diesem Stamm gehört. Wo hat er seine Weidegründe?“

„Im Norden… in den Bergen, in abgeschiedenen Tälern, weißt du…“

„Grif ist zu Boden gegangen. Ich kann mich nicht allein gegen alle zur Wehr setzen.“

„Was soll das heißen? Was verbirgst du vor mir? Offenbar kennst du Temuchins Gesetz nicht. Belohnungen für jeden, der auf meiner Seite steht. Den Tod für alle, die gegen mich kämpfen. Den langsamen Tod für jene, die mich verraten.“

„Den langsamen Tod“, wiederholte Jason nachdenklich. Er war im Augenblick um Worte verlegen. Draußen waren Schritte und Getrampel von Moropen zu hören. „Hast du das gehört? War das nicht ein Pfiff?“

„Bist du verrückt geworden?“ fragte Temuchin unwillig.

„Es war ein Pfiff“, beteuerte Jason und näherte sich dem Ausgang. „Ich muß einen Augenblick hinausgehen. Ich komme gleich wieder zurück.“

Die anwesenden Offiziere und die Soldaten der Leibwache waren nicht weniger verblüfft als Temuchin. Bisher war noch niemand auf die Idee gekommen, den Camach des Herrschers auf diese Weise zu verlassen.

„Ein Augenblick genügt.“

„Halt!“ brüllte Temuchin, aber Jason hatte das Zelt bereits verlassen. Der Posten am Eingang zog sein Schwert, aber Jason stieß ihn zur Seite und trat ins Freie. Jason bog eben um die nächste Ecke, als die ersten Verfolger auftauchten. Er hörte ihre Schreie hinter sich, rannte kreuz und quer durchs Lager, bis er die Verfolger abgeschüttelt hatte, die in falscher Richtung weiterliefen, und kehrte zu Temuchins Camach zurück. Der Häuptling ging wütend auf und ab und nahm nur undeutlich wahr, daß jemand hereingekommen war.

„Ha!“ rief er. „Habt ihr ihn endlich… du!“ Er trat zurück und zog blitzschnell das Schwert.

„Ich bin dein treuer Diener, Temuchin“, versicherte Jason ihm ruhig. „Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, daß nicht alle Stämme deinem Gesetz gehorchen.“

Temuchin ließ das Schwert nicht sinken — aber er schlug auch nicht zu.

„Sprich rasch! Der Tod ist dir sonst sicher.“

„Ich weiß, das du Fehden zwischen deinen Dienern verboten hast. Trotzdem sind heute Männer in mein Zelt eingedrungen, um meine Dienerin zu töten, die einen Mann getötet hat, von dem sie angegriffen wurde. Ein Vertrauter Hat mir diese Nachricht gebracht; da er nicht wagte, Temuchins Camach zu betreten, hat er draußen gepfiffen. Ich habe eben mit ihm gesprochen. Kann ich wie jeder treue Diener mit deinem Schutz rechnen?“

Hinter Jason ertönten Schritte, dann stürmten die Verfolger herein und blieben wie versteinert stehen, als sie Temuchin mit dem Schwert in der Hand vor Jason sahen. Der Häuptling ließ sein Schwert sinken.

„Ahankk!“ brüllte er. „Nimm vier Hände Männer und leite zu Shanin vom Stamm der Ratten, um…“

„Ich kann ihm den Camach zeigen“, warf Jason ein.

Temuchin drehte sich nach ihm um und starrte ihn wütend an. „Noch ein Wort, dann bist du tot.“

Jason nickte nur; er wußte, daß er zu leichtsinnig gewesen war. Temuchin wandte sich wieder an seinen ersten Befehlshaber.

„Reite zu Shanin und befiehl ihm, dich zu denen zu führen, die in Abwesenheit des Jongleurs seine Diener überfallen haben. Bringe alle Überlebenden hierher.“

Ahankk salutierte, als er hinauslief; Temuchin legte mehr Wert auf Gehorsam als auf Höflichkeit.

Temuchin ging mit gerunzelter Stirn in seinem Camach auf und ab, und die Offiziere und Soldaten zogen sich möglichst an die Wände zurück. Nur Jason blieb unbeweglich stehen — selbst als der wütende Mann vor ihm stand und ihm mit der Faust drohte.

„Warum lasse ich das alles mit mir geschehen?“ fragte Temuchin zornig. „Warum eigentlich?“

„Darf ich antworten?“ erkundigte Jason sich vorsichtig.

„Sprich!“ brüllte Temuchin aufgebracht.

„Ich habe Temuchins Gegenwart verlassen, weil dies der einzige Weg war, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Dazu war ich nur imstande durch eine Tatsache, die ich dir bisher noch vorenthalten habe.“

Temuchin äußerte sich nicht dazu.

„Jongleure gehören keinem Stamm an und besitzen kein Totem. Das ist recht so, denn sie sollen wandern können, ohne sich einem Stamm verpflichtet zu fühlen. Aber ich muß dir gestehen, daß ich als Pyrraner geboren wurde. Meine Stammesgenossen haben mich ausgestoßen — deshalb bin ich ein Jongleur geworden.“

Temuchin verzichtete darauf, die logische Frage zu stellen, und Jason beantwortete sie, bevor das Schweigen peinlich wurde.

„Ich mußte gehen, weil ich — dieses Geständnis fällt mir schwer — im Vergleich zu anderen Pyrranern… so schwach und feig war.“

Temuchin schwankte leicht, wurde rot, öffnete den Mund — und lachte schallend. Er lachte noch immer, als er sich auf seinen Thron fallen ließ. Die Zuschauer wußten nicht, was sie davon halten sollten, deshalb schwiegen sie. Jason gestattete sich ein leichtes Lächeln, hielt jedoch ebenfalls den Mund.

Temuchin ließ sich einen Becher Achadh reichen, leerte ihn auf einen Zug und lehnte sich zurück. Er lachte nicht mehr, sondern wirkte so eiskalt und beherrscht wie zuvor.

„Das hat mir gefallen“, sagte er. „Ich lache nicht oft. Ich glaube, daß du intelligent bist, vielleicht sogar zu intelligent, und daß du eines Tages daran sterben wirst. Erzähl mir von deinen Pyrranern.“

„Wir leben in Bergtälern im Norden und ziehen nur selten in die Ebene hinab“, begann Jason, der sich diese Geschichte schon vor einiger Zeit überlegt hatte. „Wir töten jeden, der in unsere Täler vordringt. Unser Totem ist der Adler, der uns solche Kräfte verleiht, daß selbst unsere Frauen einen Krieger, der auf den Ebenen großgeworden ist, mit bloßen Händen töten können. Wir haben gehört, daß Temuchin Recht und Gesetz bringen will, deshalb wurde ich ausgeschickt, um diese Nachricht zu überprüfen. Sollte sie zutreffen, wollen wir uns ihm anschließen und…“

Sie sahen beide auf, als Ahankk und einige Krieger den Camach betraten und ihre Gefangenen hereinschleppten. Jason erkannte einen Verwundeten und einen Mann, der unverletzt geblieben war — beide gehörten zu Shanins Stamm. Meta und Grif wurden ins Zelt getragen und dort zu Boden geworfen.

Jason wollte zu ihnen eilen, beherrschte sich gerade noch rechtzeitig und blieb unbeweglich stehen. Er stellte erleichtert fest, daß beide noch atmeten.

„Berichte!“ befahl Temuchin, und Ahankk trat vor.

„Wir haben deinen Auftrag ausgeführt, Temuchin. Shanin hat uns zu einem Camach gebracht. Wir haben dort gekämpft.

Niemand ist entkommen, aber wir mußten zwei töten, bevor die anderen sich ergaben. Wir bringen zwei Gefangene mit. Die Sklaven leben noch.“

Temuchin rieb sich nachdenklich das Kinn. Jason holte tief Luft und sprach ihn an.

„Darf ich mit Temuchins Erlaubnis eine Frage stellen?“

Temuchin starrte ihn an, runzelte die Stirn und nickte langsam.

„Wie wird Rebellion und Blutrache unter deiner Herrschaft bestraft?“

„Mit dem Tod. Gibt es eine andere Strafe?“

„Dann möchte ich eine Frage beantworten, die du zuvor gestellt hast. Du wolltest wissen, wie wir Pyrraner sind. Ich bin der schwächste Pyrraner. Trotzdem kann ich den unverletzten Gefangenen mit einer Hand und mit einem einzigen Dolchstoß töten — selbst wenn er mit einem Schwert bewaffnet ist. Er scheint ein guter Krieger zu sein, nicht wahr?“

„Allerdings“, meinte Temuchin mit einem Blick auf den kräftig gebauten Mann, der einen halben Kopf größer als Jason war. „Hmmm, keine schlechte Idee.“ Er wandte sich an Ahankk und gab ihm einige knappe Befehle.

Wenige Minuten später stand Jason seinem Gegner, der mit einem langen Schwert bewaffnet war, gegenüber und hatte selbst nur sein Messer, das allerdings aus bestem Stahl bestand.

Der scheinbar aussichtslose Kampf — die Leibwachen hatten Jason den linken Arm auf dem Rücken festgebunden — dauerte kaum zehn Sekunden. Der Nomade stürzte sich auf Jason, der im letzten Augenblick zur Seite trat und ihm sein Messer in die Brust stieß, bevor der Mann ausweichen konnte.

Jason zog das Messer zurück, sah zu Meta und Grif hinüber, die noch immer unbeweglich auf dem Boden lagen, und nickte zufrieden.

„Zeig mir dein Messer“, verlangte Temuchin.

„Wir haben gutes Eisen in unserem Tal“, erklärte Jason ihm.

Er wischte die Klinge an der Jacke des Toten ab. „Daraus machen wir guten Stahl.“ Er gab Temuchin das Messer, der es kurz untersuchte und dann seine Leibwache rief.

„Haltet den Verwundeten fest“, befahl er drei Kriegern.

Temuchin ging auf den Gefangenen zu, hob das Messer und ließ es blitzschnell herabsausen.

Ein Seufzen ging durch die Anwesenden, als der Mann zusammensackte.

„Das Messer gefällt mir“, sagte Temuchin. „Ich behalte es.“

„Ich wollte es dir ohnehin schenken“, behauptete Jason, ohne sich anmerken zu lassen, daß dieser Verlust schmerzte.

„Kennt dein Stamm viele dieser alten Geheimnisse?“ fragte Temuchin und ließ das Messer fallen, damit es ein Sklave aufheben und säubern konnte.

„Nicht mehr als andere Stämme“, antwortete Jason vorsichtig.

„Außer euch kann niemand so harten Stahl herstellen.“

„Das Rezept wird vom Vater auf den Sohn vererbt.“

„Es könnte noch weitere Geheimnisse geben“, meinte Temuchin vielsagend.

„Vielleicht.“

„Es gibt ein anderes Geheimnis, das manche ›Flammen-pulver‹ oder ›Schießpulver‹ nennen. Was weißt du davon?“

Richtig, was weiß ich davon? überlegte Jason sich. Er versuchte zu erkennen, welche Antwort Temuchin erwartete.

Was durfte ein Jongleur von diesen Dingen wissen?

Und was sollte Jason ihm erzählen, wenn Temuchin ihm eine Fangfrage gestellt hatte?

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