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„Das gefällt mir nicht“, murmelte Kerk. „Ich kann nicht glauben, daß sich dein Plan durchführen lassen soll.“

„Behalte deine Zweifel gefälligst für dich“, flüsterte Jason ihm zu, als sie sich Temuchin näherten. „Es ist bestimmt schwierig genug, ihn zu überreden. Du kannst wenigstens ab und zu mit dem Kopf nicken, als seist du einverstanden.“

„Wahnsinn“, knurrte der Pyrraner.

„Ich begrüße dich, Kriegsherr“, sagte Jason laut. „Ich bin gekommen, um dir zu schildern, wie diese Katastrophe sich in einen Sieg verwandeln läßt.“

Temuchin ließ sich nicht anmerken, ob er verstanden hatte.

Er saß unbeweglich auf einem Felsen, hielt sein Schwert umklammert und starrte den gesperrten Engpaß an, der seinen Vormarsch zum Stehen gebracht hatte. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten die Spitzen der Felstürme.

„Der Paß ist jetzt eine Falle“, stellte Jason fest. „Wenn wir die Felsbrocken überklettern oder forträumen wollen, werden wir von den Männern erschossen, die dahinter in Deckung liegen. Bevor wir uns einen Weg bahnen können, sind auf der anderen Seite Verstärkungen eingetroffen. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit: von einem der beiden Felstürme aus — der linke ist höher und besser geeignet — könnte man Bomben auf die Verteidiger werfen und sie in Deckung zwingen, bis unsere Soldaten das Hindernis überwunden haben.“

Temuchin sah zu dem Felsen hinüber. „Diese Steilwände kann niemand erklimmen“, behauptete er, ohne Jason anzusehen.

Kerk nickte und öffnete den Mund, um etwas Zustimmendes zu sagen; statt dessen biß er die Zähne zusammen, als Jason ihm den Ellbogen in den Magen rammte.

„Du hast recht. Die meisten Männer könnten diesen Felsen nicht erklettern. Aber wir Pyrraner sind Bergbewohner und können den Felsen leicht ersteigen. Haben wir deine Erlaubnis dazu?“

Temuchin drehte sich nach ihm um. „Fangt meinetwegen an.

Ich sehe euch zu.“

„Wir beginnen morgen früh. Wir müssen sehen, wohin wir die Bomben werfen, und wir müssen einige Ausrüstungsgegenstände aus unseren Satteltaschen holen. Aber wir klettern im Morgengrauen hinauf, und die Schlucht gehört am Nachmittag dir.“

Sie spürten Temuchins Blick hinter sich, als sie zu den anderen zurückkehrten. Kerk war verblüfft.

„Von welcher Ausrüstung redest du überhaupt? Das verstehe ich nicht.“

„Das verstehst du nicht, weil du keine Ahnung vom Bergsteigen hast. Zunächst brauchen wir dein Funkgerät, um das Schiff zu rufen, damit die anderen Dinge hergestellt werden. Wir brauchen sie noch in dieser Nacht. Du sorgst dafür, daß unsere Männer so weit wie möglich von den anderen entfernt ihr Lager aufschlagen. Wir müssen uns heimlich entfernen können.“

Jason setzte sich mit dem Wachoffizier der Pugnacious in Verbindung, der die Liste mitschrieb, die ihm diktiert wurde.

Dann ließ Jason sich den ungefähren Lieferzeitpunkt nennen, vereinbarte einen Ort dafür, ließ sich die Aufstellung wiederholen und brach die Verbindung ab. Nach dem Abendessen rollte er sich in seinen Schlafsack und wies die Wachen an, ihn sofort zu wecken, wenn die Pugnacious sich wieder meldete. Der Tag war lang und anstrengend gewesen — aber der nächste würde vermutlich noch anstrengender werden.

Er zog sich den Pelz ins Gesicht, damit sich kein Eis an seiner Nase bildete, und schlief augenblicklich ein.

„Verschwinde“, murmelte er und versuchte die Hand fortzuschieben, die seinen Arm umklammerte und ihn wachrüttelte.

„Steh auf“, sagte Kerk. „Wir haben vor zehn Minuten die Nachricht bekommen, daß die Pinasse mit der Ausrüstung gestartet ist. Die Moropen sind bereits gesattelt; wir müssen aufbrechen, sonst kommen wir zu spät.“

Jason richtete sich stöhnend auf. In der eisigen Nachtluft begann er mit den Zähnen zu klappern. Er tastete nach seinem Medikasten.

„Bleib hier“, riet Kerk ihm. „Ich reite allein.“

„Das geht leider nicht“, antwortete Jason. „Ich muß die Ausrüstung überprüfen, bevor die Pinasse wieder startet.“

Zwei Männer trugen ihn zu seinem Morope und hoben ihn in den Sattel. Jason mußte sich krampfhaft festhalten, sonst wäre er gefallen. Sie trabten durch die Nacht, und als sie den vereinbarten Treffpunkt erreicht hatten, wirkten die Drogen allmählich, so daß Jason sich fast menschlich fühlte.

„Die Pinasse landet eben“, sagte Kerk mit dem Funkgerät am Ohr. Irgendwo weit im Osten war ein dumpfes Grollen hörbar, das bestimmt nicht bis ins Lager drang.

„Hast du die Taschenlampe?“

„Natürlich“, antwortete Kerk fast beleidigt. „Ich sollte sie doch mitbringen.“

„Wir brauchen nur ein Zehntel der normalen Lichtstärke“, wies Jason ihn an. „Die Kapsel ist sehr lichtempfindlich und steuert jede Lichtquelle automatisch an, die doppelt so hell wie der hellste Stern…“

„Kapsel gestartet, Entfernung etwa zehn Kilometer“, meldete Kerk.

„Okay, dann schalten wir jetzt die Lampe ein, damit die Fotozellen ein Ziel aufnehmen können.“

„Augenblick, der Pilot sagt eben etwas. Hier, du kannst die Lampe selbst halten.“

Jason hielt die fingerlange Röhre in der Hand, schaltete die Lampe ein und betätigte den Lichtstärkeregler, bis ein scharfgebündelter Strahl zwei Kilometer weit in die Dunkelheit davonschoß.

„Der Pilot sagte, es sei schwierig gewesen, das Nylonseil zu färben. Die Farbe ist sehr fleckig und wahrscheinlich nicht wasserfest.“

„Macht nichts, solange das Seil aus einiger Entfernung wie Leder aussieht. Und ich erwarte keinen Regen. Hast du das gehört?“

Ein leises Summen ertönte über ihnen, dann leuchtete ein schwaches rotes Licht auf, als die Kapsel langsam herabsank.

Kerk hob die Hand, betätigte den Landeschalter und ließ die Kapsel neben sich aufsetzen. Jason öffnete die Ladeluke und holte ein zusammengerolltes braunes Seil daraus hervor.

„Perfekt“, stellte er fest und gab es an Kerk weiter. Er griff tief ins Innere der Kapsel und holte diesmal einen Kletterhammer heraus, der aus einem Stahlbrocken handgeschmiedet worden war. Der Hammer war in Säure getaucht und auf diese Weise künstlich gealtert worden.

„Was ist das?“ fragte Kerk und hielt eine Art Nagel ins Licht.

„Ein Kletterhaken“, erklärte Jason ihm. „Das ist ein einfacher Haken, aber die Hälfte haben einen Ring am hinteren Ende.“ Er hielt einen anderen Haken hoch.

„Damit kann ich nichts anfangen“, gab Kerk offen zu.

„Du brauchst auch nichts damit anzufangen.“ Jason leerte den Frachtraum, während er sprach. „Ich klettere auf den Felsturm, und ich weiß, wie man damit umgeht. Nur schade, daß ich keine wirklich moderne Kletterausrüstung mitnehmen darf — aber das würde mich sofort verraten, selbst wenn wir sie an Bord gehabt hätten, was nicht der Fall ist. Es gibt zum Beispiel kleine Sprengsätze, mit denen sich ein Haken auch in härtestes Gestein treiben läßt, und Klebhaken, die in weniger als einer Sekunde antrocknen und eine fast unlösliche Verbindung herstellen.

Aber derartig moderne Ausrüstungsgegenstände dürfte ich nicht benützen, um die Nomaden nicht mißtrauisch zu machen.

Immerhin habe ich ein Nylonseil mit mehr als zweitausend Kilogramm Bruchfestigkeit und diese handgeschmiedeten Haken. Das genügt mir. Ich klettere einfach den Felsen hinauf, bis ich keine Tritte mehr finde, und schlage dort den ersten Haken ein. An schwierigen Stellen, wo ich nur mit Seilsicherung klettern kann, benütze ich die Ringhaken.“ Er hielt einen grob geschmiedeten Haken hoch.

„Alle Haken bestehen aus bestem Stahl, der hierzulande etwas selten ist. Deshalb sind die untersten Haken, die Temuchin und seine Leute zu Gesicht bekommen, künstlich gealtert worden. Okay, ich habe alles, was ich brauche. Die Pinasse kann sich die Kapsel zurückholen.“

Die Triebwerke wirbelten Sand auf, als die Kapsel in der Nacht verschwand. Jason und Kerk ritten schweigend ins Lager zurück.

Als die Pyrraner am nächsten Morgen bei Tagesanbruch in die Schlucht zurückkehrten, sahen sie, daß hier nachts verzweifelt gekämpft worden war. Die Felsbarriere war noch an Ort und Stelle — aber nun war sie mit Leichen übersät.

Verwundete lagen und hockten außer Reichweite der feindlichen Bogenschützen. Ein blutbefleckter Krieger mit dem Totem des Echsenclans auf dem Helm ließ sich einen Pfeil aus dem Arm schneiden, ohne eine Miene zu verziehen.

„Was ist geschehen?“ fragte Jason ihn.

„Wir haben nachts angegriffen“, antwortete der Verwundete.

„Wir konnten nicht unbemerkt vorrücken, weil die Felsen unter unseren Füßen herabrollten. Als wir die letzten Felsen vor uns hatten, warfen die Wiesel brennende Grasbüschel auf uns herab und blieben selbst in der Dunkelheit über uns. Wir konnten uns nicht wehren, und nur die Krieger, die noch nicht weit gekommen waren, konnten rechtzeitig umkehren. Es war sehr schlimm.“

„Aber gut für uns“, stellte Kerk fest, als sie weitergingen.

„Temuchin hat durch diese Niederlage Ansehen verloren, und falls es uns wirklich gelingt, den Felsen…“

„Schon gut, ich weiß genau, was du sagen wolltest“, wehrte Jason ab. Er zog seinen Pelz aus und zitterte vor Kälte. Aber das gab sich, sobald er zu klettern begann. Der Felsturm sah von unten so unbesteigbar wie der Rumpf eines Raumschiffs aus. Als Jason sich den Kletterhammer am Handgelenk festband, erschien Ahankk neben ihm.

„Ich habe gehört, daß du behauptest, du könntest einen senkrechten Felsen hinaufklettern.“

„Du hast sogar noch mehr gehört“, stellte Jason fest.

„Temuchin hat dich beauftragt, mir dabei zuzusehen. Ruh dich also aus, damit du nachher um so schneller laufen kannst, um deinem Herrn die frohe Nachricht zu überbringen.“

Kerk betrachtete den Felsen mit gerunzelter Stirn. „Laß mich hinaufklettern“, sagte er zu Jason. „Ich bin stärker als du und in besserer Verfassung.“

„Richtig“, stimmte Jason zu. „Und sobald ich oben bin, lasse ich dir das Seil herunter, damit du mit einer Ladung Bomben heraufsteigen kannst. Aber du kannst nicht als erster klettern.

Bergsteigen ist ein Sport, den man nicht in wenigen Minuten lernt. Vielen Dank für das Angebot, aber Ich bin tatsächlich der einzige, der diese Klettertour unternehmen kann. Am besten breche ich gleich auf. Du könntest mich hochheben, damit ich den Vorsprung dort oben erreiche.“

Der Pyrraner nickte zustimmend, bückte sich und hob Jason an den Knöcheln hoch, als sei er ein Kind. Jason fand einen Tritt für seine Füße, griff nach dem Vorsprung und zog sich daran hoch. Die Tour hatte begonnen.

Jason war bereits über zehn Meter hoch, als er den ersten Haken einschlagen mußte, Vier Hammerschläge genügten, um den Haken in einem Spalt zu verkeilen. Dann belastete Jason ihn vorsichtig — immerhin kletterte er heute zum erstenmal seit über zehn Jahren wieder — trat mit dem linken Fuß darauf, machte einen Spreizschritt und erreichte dadurch ein schmales Band. Dort ruhte er sich einen Augenblick aus und sah nach unten. Die meisten Soldaten beobachteten ihn, und selbst Temuchin war inzwischen erschienen. Auch die Wiesel interessierten sich vermutlich für sein Unternehmen, aber Jason kletterte außer Sicht- und Pfeilschußweite. Die Soldaten des Gegners konnten ihn vom Rand der Schlucht aus beobachten aber sie konnten ihn nicht erreichen, solange sie den Felsturm nicht selbst erstiegen.

Er kletterte weiter. Die Höhe war schlecht zu schätzen, aber Jason vermutete, daß er mindestens so hoch wie der Rand der Schlucht war, als er den Schrei unter sich hörte.

Er beugte sich nach vorn und wollte eine Frage hinunterrufen. In diesem Augenblick traf ein Pfeil die Stelle, an der eben noch sein Kopf gewesen war, prallte vom Fels ab und fiel nach unten.

Jason wäre beinahe auch gefallen, aber er klammerte sich verzweifelt fest. Als er den Kopf zur Seite wandte, sah er einen feindlichen Bogenschützen an einem Lederseil hängen. Die Männer, die das Seil hielten, waren am Rand der Schlucht außer Sicht, aber sie hatten den Bogenschützen über einen Vorsprung herabgelassen, so daß er Jason von dort aus erreichen konnte.

Der Krieger legte einen zweiten Pfeil auf die Sehne und zog den Arm zurück. Jason hielt noch immer den Haken, den er eben hatte einschlagen wollen, in der linken Hand. Jetzt warf er damit nach dem Bogenschützen. Das breite Band traf den Mann an der Schulter, ohne ihn zu verletzen — aber der Schlag genügte, so daß auch der zweite Pfeil sein Ziel verfehlte. Der Schütze nahm jedoch einen dritten Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne.

Temuchins Soldaten schossen nach ihm, aber er war schwer zu treffen, weil er so hoch über ihnen hing. Nur ein Pfeil bohrte sich in seinen Oberschenkel. Der Krieger achtete jedoch nicht auf diese Verwundung.

Jason ließ den Hammer los und griff nach einem weiteren Haken; die Haken bestanden aus bestem Stahl und waren nadelspitz. Und er hatte bereits damit geworfen, so daß er die Entfernung kannte. Er nahm den Haken wie ein Wurfmesser zwischen die Finger, holte aus und warf ihn mit aller Kraft.

Die Spitze traf den Bogenschützen am Hals und sank tief ein. Der Mann ließ seinen Bogen fallen, griff nach der Wunde, streckte sich und starb. Die anderen zogen seine Leiche nach oben.

Temuchins Krieger schrien jetzt nicht mehr wild durcheinander, und Jason hörte Kerks Stimme.

„Halt dich fest!“ rief Kerk ihm zu.

Jason sah nach unten und erkannte, daß der Pyrraner, der zwanzig Meter zurückgetreten war, eine der Bomben wurfbereit in der Hand hielt, die er jetzt anzündete. Jason hielt sich mit beiden Händen fest und suchte mit den Füßen nach einem besseren Halt.

Tief unter ihm wichen jetzt die Soldaten nach allen Seiten zurück. Kerk holte aus, bis seine Hand fast den Boden zu berühren schien; dann schleuderte er die Bombe mit einem einzigen Ruck beinahe senkrecht nach oben.

Eine Sekunde lang fürchtete Jason bereits, die Bombe fliege genau auf ihn zu — dann merkte er, daß sie an ihm vorbeifliegen würde. Sie wurde sichtlich langsamer, als sie sich dem höchsten Punkt ihrer Flugbahn näherte, bevor sie hinter den Felsen verschwand. Jason hielt sich fest.

Eine dumpfe Explosion ertönte, dann wirbelten Felsbrocken und Menschenleiber durch die Luft. Jason wußte nun, daß ihm von dieser Seite her keine Gefahr mehr drohte. Kerk würde den Rand der Schlucht beobachten. Aber trotzdem war ihm nicht ganz wohl zumute… „Kerk!“ rief Jason nach unten. „Der Haken!“ Er sprach den Dialekt der Pyrraner. „Was ist aus dem ersten Haken geworden?“

Der Haken war auf den ersten Blick fremdartig und würde den Nomaden, die scharf beobachteten, unwiderlegbar beweisen, daß die Fremden von einem anderen Planeten kamen.

„Alles in Ordnung!“ antwortete Kerk. „Ich habe ihn gleich aufgehoben und eingesteckt. Bist du verletzt?“

„Nein“, flüsterte Jason. Er holte tief Luft und rief: „Nein!

Ich klettere jetzt weiter.“

Alles andere war Routinesache und harte Arbeit. Jason mußte sich zweimal für einige Minuten in einer Seilschlinge ausruhen. Seine Kräfte ließen rasch nach, und er hatte bereits die stärksten Drogen seines Medikastens aufgebraucht, als er den Kamin erreichte, der zur Spitze des Felsturms hinaufführte.

Der Kamin war etwa zehn Meter hoch, und die Seitenwände bildeten parallele Flächen.

„Gut, einen letzten Versuch“, murmelte Jason und spuckte dabei in die Hände. Das hätte er nicht tun sollen, denn er mußte sich jetzt das Eis von den Handflächen wischen. Er ließ die Haken und den Hammer am Einstieg zurück und nahm nur das Seil mit. Je weniger Gewicht, desto besser.

Dann stemmte er sich mit den Füßen von der gegenüberliegenden Wand ab, schob sich mit dem Rücken höher und arbeitete sich so Zentimeter für Zentimeter durch den engen Kamin nach oben.

Bevor er sein Ziel erreicht hatte, glaubte er, daß er es nicht schaffen würde.

Aber er erkannte, daß er es schaffen mußte. Er konnte nicht zurück; der Abstieg wäre ebenso gefährlich und schwierig wie der Aufstieg gewesen. Und wenn er abstürzte, würde er sich zumindest einen Arm oder ein Bein am Fuß des Kamins brechen. Hier oben konnte ihn niemand retten. Er würde daliegen und langsam verdursten. Deshalb mußte er weiter.

Als er sich endlich so weit hinaufgeschoben hatte, daß er die schräge Gipfelfläche des Felsturms vor sich Hatte, brachte er kaum noch die Kraft auf, sich dort hinaufzuziehen. Er schloß die Augen, holte tief Luft und wälzte sich keuchend auf diese Fläche, die kaum größer als ein Doppelbett war.

Er brauchte einige Minuten, um sich von dieser Anstrengung zu erholen. Dann kroch er an den Rand der Gipfelfläche und winkte den wartenden Männern zu. Sie schrien begeistert.

Hatten sie Grund dazu? Jason kroch zur anderen Seite hinüber und sah das feindliche Lager unter sich. Die Bogenschützen am Rand der Schlucht schossen nach ihm, aber ihre Pfeile erreichten ihn nicht. Er hatte es geschafft.

„Gut, Jason“, sagte er zu sich selbst. „Du machst jeder Welt Ehre.“

Er verknotete das Seil um die Spitze der Felsnadel und ließ es dann langsam nach unten, bis Kerk daran zog, um ihm zu signalisieren, daß er es in der Hand hielt. Er verkürzte das Seil und ruckte dreimal daran — das vereinbarte Signal, daß hier oben alles in Ordnung war. Dann brauchte er nur noch zu warten.

Jason stand erst auf, als das Seil sich heftig bewegte und nach außen von der Felswand abstand. Kerk war dicht unter ihm angelangt; er wirkte keineswegs atemlos, sondern unglaublich frisch, und er hatte sich zwei Dutzend Bomben um den Hals gehängt. Der Pyrraner hatte das Seil einfach in die Hände genommen und war daran die steile Felswand hinaufmarschiert.

„Kannst du mir die Hand geben und mir heraufhelfen?“

fragte Kerk.

„Natürlich. Aber brich mir bitte nicht gleich den Arm dabei.“

Jason streckte sich der Länge nach aus und griff nach Kerks Hand, deren Finger sein Handgelenk umklammerten. Er machte keinen Versuch, Kerk zu sich heraufzuziehen — wahrscheinlich hätte er dieses Gewicht nicht einmal bewegen können —, sondern hielt sich nur so gut wie möglich an den Felsen fest. Kerk kam näher, hielt sich am Rand fest und schwang sich über die Kante.

„Ausgezeichnet“, meinte er mit einem Blick ins feindliche Lager. „Die anderen haben keine Chance. Ich habe zusätzliche Mikrogranaten mitgebracht.“

Als die Detonationen rasch nacheinander ertönten, griffen Temuchins Krieger über die Felsbarriere hinweg die Wiesel an.

Die Schlacht war gewonnen — und der Krieg ebenfalls.

Dieser Teil von Jasons Plan war verwirklicht. Wenn der nächste ebenso klappte, würden die Pyrraner ihre Minen und ihren Planeten bekommen. Dann war ihre letzte Schlacht gewonnen.

Jason hoffte es sehr. Er wurde allmählich müde.

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