27

Im Unterschied zu den vorausgegangenen Tagen und Wochen im Haus des Fürbitters war der Aufenthalt zusammen mit den beiden Firbolg sehr viel weniger entspannt. Achmed und Grunthor hielten sich versteckt, um von den Pilgern, die Tag für Tag in Scharen den Baum aufsuchten, nicht gesehen zu werden.

Gwen und Vera hatten Angst vor den beiden Männern, besonders Gwen, die den Auftrag hatte, ihnen neue Kleider zu schneidern. Nach einer Anprobe mit Grunthor hatte Rhapsody Gelegenheit, all die medizinischen Fähigkeiten aufzubieten, die Khaddyr sie gelehrt hatte, denn Llaurons Haushälterin drohte einer Herzattacke zu erliegen.

Als die drei Gefährten endlich neu ausgestattet und mit Proviant versorgt waren, schickten sie sich an, ihre Reise fortzusetzen. Llauron machte kein Hehl daraus, dass er traurig war, sie gehen zu sehen.

»Wo wollt ihr hin?«, fragte er Rhapsody, die zusah, wie die beiden Männer ihr Gepäck zusammenschnürten.

»Nach Osten«, antwortete sie und verheimlichte, dass Achmed und Grunthor die Zahnfelsen und das Land der Firbolg aufsuchen wollten.

Die drei Gefährten hatten sich nächtelang miteinander beraten und über die nächsten Schritte verständigt, doch welche Absichten Achmed mit seinen Plänen verfolgte, war von ihm nicht zu erfahren gewesen. Darauf wollte er erst antworten, wenn sie Llaurons Länder hinter sich gelassen hatten.

Nach langem und mitunter hitzigem Hin und Her waren sie übereingekommen, noch so lange zusammenzubleiben, bis sich ein jeder von ihnen in der noch fremden Umgebung besser zurechtfände. Erst dann sollte Rhapsody entscheiden, an welchem Ort sie in Zukunft zu leben wünschte. Vorerst brauchte sie einfach noch Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass alle Hoffnung auf eine Rückkehr nach Hause ein für allemal verloren war.

Llauron warf einen Blick über die Schulter zurück und sagte dann, an Rhapsody gewandt: »Aha, nach Osten. Nun, wenn das der Fall ist, könnte ich dir ja ein Empfehlungsschreiben an meinen guten Freund Stephen Navarne mitgeben. Er ist der Regent der Provinz im Osten, ein Herzog, um genau zu sein. Ein wirklich netter Kerl. Du wirst ihn mögen, und ich bin sicher, er wird begeistert von dir sein.«

Seine Augen funkelten und verrieten, dass seine Worte einen Hintersinn enthielten, eine Anspielung, die Rhapsody verunsicherte. »Von euch allen dreien natürlich«, fügte Llauron hinzu, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Rhapsody zog die Stirn in Falten. »Ein Herzog? Ihr schlagt ernstlich vor, dass ich – wir – bei einem Herzog zu Besuch vorbeischauen?«

»Ja, warum nicht?«

Sie errötete. »Llauron, weshalb sollte ein Herzog jemanden wie mich, eine Person von meinem Stand, zur Tür hereinlassen? Ich bin schließlich nicht von Adel.« Das Blut schoss ihr ins Gesicht und gleichzeitig krampfte sich ihr Magen zusammen bei dem Gedanken daran, dass Llauron am Ende von ihrer Zeit als Kurtisane wusste und womöglich verwirrt darüber war, dass sie mit dem Gang durch das Feuer ihre Jungfräulichkeit wieder hergestellt hatte.

Llauron lächelte väterlich. »Stephen interessiert sich nicht für Ahnenforschung, wohl aber für Geschichte. Wenn du Näheres über die Geschichte der Cymrer erfahren willst, ist er der Mann, den du dazu befragen solltest. Er unterhält in seinem Schloss ein cymrisches Museum, und ich bin sicher, er würde sich freuen, dir eine Führung anzubieten, zumal das allgemeine Interesse an solchen Dingen sehr stark nachgelassen hat.«

»Wirklich?«, fragte Rhapsody, abgelenkt von ihren Freunden. Während Achmed die Geschosse seiner Cwellan zählte, beschäftigte sich Grunthor mit seinen neuen Waffen, die Gavin ihm geschenkt hatte, insbesondere mit einem langen Krummschwert, das er Hiebstecher nannte und nun zu den anderen Waffen steckte, die wie ein Strauß aus tödlichen Blumen hinter seinem Rücken hervorstaken.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fürbitter und lächelte. »Das wäre schön. Wie weit liegt sein Schloss von hier entfernt?«

»In drei bis vier Tagen müsste es zu erreichen sein.« Der Alte legte ihr seine Hände auf die Schultern.

»Nun, Rhapsody, ich hoffe sehr, dass dir dein Aufenthalt in meinem Haus gefallen hat. Mir jedenfalls war es ein Vergnügen, dich bei mir zu haben.«

»Es war wundervoll«, antwortete sie mit ernster Stimme und zog die weite Kapuze ihres neuen Umhangs über den Kopf. »Und ich habe so viel dazugelernt. Wie kann ich mich bloß für alles erkenntlich zeigen?«

»Das kannst du«, antwortete Llauron, »indem du diesen Brief Herzog Stephen überbringst. Ich bitte ihn darin, dir das Manuskript über die alt-serennische Sprache auszuleihen. Als Benennerin, die du bist, wird es dir nicht schwer fallen, dich in diese Sprache einzuarbeiten; sie ist im Übrigen sehr musikalisch. Ich bin sicher, du hast sie schnell gelernt. Und dann, mein liebes Kind, werden wir uns in dieser Sprache unterhalten können. Du kennst jetzt die Geschichte der Cymrer und weißt von den Gefahren, die uns alle wieder bedrohen. Hilf mir, indem du deine Augen und Ohren offen hältst und mir berichtest, wie es um die Dinge draußen in der Welt bestellt ist.«

Rhapsody schaute ihn verwundert an. Llauron hatte ein Heer von Kundschaftern und Waldläufern in seinen Diensten. Inwiefern bedurfte er noch ihrer Hilfe?

»Dazu bin ich gern bereit, aber ...«

»Schön. Und denk daran, Rhapsody, auch wenn du von niedrigem Stand bist, so kannst du einer fürstlichen Sache dennoch sehr wohl dienlich sein.«

»Dem Schutz der Natur und des Großen Weißen Baumes?«

»Ja, und den politischen Anforderungen, die sich daraus ergeben.«

»Ich verstehe nicht ganz.«

Llaurons Augen brannten voller Ungeduld, wenn auch seine Stimme nach wie vor beherrscht und ruhig klang. »Das Ziel ist die Wiedervereinigung der Cymrer. Ich dachte, das sei dir klar. Nach meiner Überzeugung kann uns nur eines vor der völligen Zerstörung durch all diese unerklärlichen Aufstände und Akte des Terrors bewahren, und das ist die Wiedervereinigung von Roland und Sorbold und nach Möglichkeit auch der Bolgländer unter einem neuen Königspaar. Die Zeit drängt. Du bist zwar nur ein Bauernmädchen – nimm daran bitte keinen Anstoß, die meisten meiner Anhänger sind Bauern –, hast aber ein wunderhübsches Gesicht und eine überzeugende Stimme. Du könntest mir in dieser Sache von großer Hilfe sein.«

Rhapsody fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. »Ich? Aber Ihr wisst doch, dass ich nicht von hier bin und niemanden kenne. Wer würde mir Gehör schenken? Durch Euch, Llauron, habe ich von den Cymrern überhaupt erst erfahren.«

Der Fürbitter ergriff ihre Hand und tätschelte sie. »Wer dich sieht, wird nicht anders können, als dir zuzuhören. Du bist so schön. Und jetzt, bitte, sag mir, dass du mir den Gefallen tun wirst. Du willst doch auch, dass in dieses Land endlich Frieden einzieht, oder?«

»Ja«, sagte sie und fing plötzlich zu zittern an, was sie selbst überraschte.

»Und dass das Schänden und Morden so vieler unschuldiger Frauen und Kinder endlich ein Ende hat, das willst du doch auch, nicht war?«

»Natürlich, ich verstehe nur nicht...«

»Wir sind so weit, Euer Liebden«, rief Grunthor. Achmed nickte ihr auffordernd zu und schulterte sein Gepäck.

Rhapsody blickte noch einmal zu Llauron auf. »Wen habt Ihr für die neue Regentschaft im Sinn?«, fragte sie.

»Niemanden. Darüber zu entscheiden obliegt dem Rat. Erinnere dich an das, was ich dir über die Philosophie der Cymrer erzählt habe, über ihre Weltanschauung. Der König und die Königin wurden gewählt, weil sie sich für das Herrscheramt am besten eigneten und nicht aufgrund ihrer königlichen Herkunft, wie es in anderen Kulturen Tradition ist. Und vergiss nicht, dass es unter vielen unserer Zeitgenossen den alten Cymrern gegenüber so manche Vorbehalte gibt. Sei also in deinen Nachforschungen diskret. Wer von cymrischer Herkunft ist, wird nicht gern darauf zu sprechen kommen. Alle anderen aber werden die Sache ähnlich sehen wie ich und darin übereinstimmen, dass es nach Anwyn und Gwylliam wieder eine Hoffnung auf Versöhnung gibt, indem die geteilten Länder zusammenwachsen. Halte mich bitte auf dem Laufenden.«

»Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich im Einzelnen tun soll.«

»Wir gehen jetzt«, rief Achmed.

Llauron schmunzelte übers ganze Gesicht. »Höflich wie immer, dein Freund, nicht wahr? Komm, lassen wir ihn nicht länger warten. Ich hole nur schnell noch den Brief an Stephen.«

Der Wald im Osten war weniger dicht und um einiges jünger als der tiefe Urwald rings um den Großen Weißen Baum. Auf dem ersten Abschnitt ihrer Reise gingen sie auf dem Weg zurück, den sie von der Ortschaft Tref-y-Gwartheg gekommen waren, vor der sie nun in nordwestlicher Richtung abbogen, um der Einwohnerschaft nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen.

Rhapsody hatte während ihres Aufenthalts bei Llauron und Gavin erfahren, dass dieser Wald fast ebenso weitläufig war wie die gesamte Osthälfte ihrer Heimatinsel und dass die Wälder der Lirin im Süden wohl um ein Dreifaches an Fläche größer waren.

Sie hatte in ihrer Kindheit häufig Geschichten über unvorstellbar große Waldgebiete gehört, und nun konnte sie kaum fassen, dass sie sich in eigener Person in einem solchen Wald befand. Es erschien ihr geradezu ironisch, auf dem Weg über eine Wurzel hierher gelangt und von einer unendlichen Vielzahl an Bäumen umgeben zu sein.

Die drei brauchten fast zwei Tage, um jene Straße zu finden, die durch Gwynwalds Norden in die von Navarne regierte Provinz führte, eine Landschaft, die nur zum Teil bewaldet war.

Schließlich lichtete sich das dunkle Gehölz und machte Äckern und Dörfern Platz, deren Häuser mit demselben handwerklichen Geschick und ähnlich einfachem Material gebaut waren, wie sie für Gwynwald typisch zu sein schienen. Navarne war eine merklich dichter besiedelte Gegend, und auf der Straße, die dorthin führte, herrschte viel mehr Verkehr. Je lichter die Wälder wurden, desto schwerer fiel es den dreien, sich versteckt zu halten. Wo irgend möglich, nahmen sie den Umweg durch Gebüsch und Hain, ansonsten blieb ihnen nichts anderes übrig, als der Straße zu folgen.

Sie hatten die Grenze der Provinz Navarne schon einige Meilen weit hinter sich gelassen, als sie auf eine Gruppe spielender Kinder trafen. Während sich Grunthor und Achmed in Deckung hielten, trat Rhapsody näher auf sie zu.

Die Kinder tollten umher und achteten weder auf Rhapsody noch auf die Ochsenfuhrwerke, die vorbeirollten und Schmutzwasser aufspritzen ließen, das nicht selten auf die Kinder niederregnete, die dann jedes Mal ausgelassen aufkreischten.

Rhapsody sah dem Treiben schmunzelnd zu. Die lebhafte Freude der Kinder rührte ihr Herz, machte es ein wenig leichter und zugleich schwerer vor Sehnsucht in Gedanken an unbekümmertere Tage. Am liebsten wäre sie zu ihnen gelaufen und hätte sich selbstvergessen an ihrem Spiel beteiligt. Das Gestampfe von Pferdehufen ließ sie aufmerken. Sie drehte sich um und sah ein schwarzes Schlachtross im gestreckten Galopp die Straße entlangsprengen.

So vertieft waren die Kinder in ihr Spiel, dass sie die Gefahr nicht erkannten. Zwei Frauen, die auf einem Leiterwagen vorbeikamen, stießen spitze Schreie aus, und der Mann auf dem Kutschbock versuchte mit wilden Gebärden, die Kinder zu verscheuchen. Doch die blieben wie angewurzelt mitten auf der Straße stehen, und der herbeipreschende Reiter machte keine Anstalten, sein Pferd zu zügeln. Rhapsody fackelte nicht lange. Sie rannte los, trieb die Kinder auseinander und stellte sich selbst als schützendes Hindernis in den Weg. Das Pferd war schon fast über ihr, scheute und bäumte sich mit schrillem Gewieher auf.

Der Reiter hatte alle Mühe, das panische Tier wieder unter Kontrolle zu bekommen, und gab lauthals rüde Flüche von sich. Als das Pferd endlich stillstand, richtete er den Blick auf Rhapsody und starrte sie aus azurblauen Augen an.

»Verdammtes Miststück!«, brüllte er von oben herab. »Wenn ich nicht um mein Pferd Angst haben müsste, würde ich dich über den Haufen reiten.«

Rhapsody richtete sich auf und sah dem Reiter mit nicht minder wütendem Augenausdruck ins Gesicht. Für einen Moment lang schien es, als entspannte sich dessen Miene vor Verwunderung über die Heftigkeit ihrer Reaktion. Und dann hatte er auch noch allen Grund, über das zu staunen, was sie ihm zur Antwort an den Kopf warf.

»Wenn dein Gaul dich Stinkstiefel im Sattel erträgt, scheint er verdammt was aushalten zu können.«

Aus dem schockierten Staunen des Mannes wurde allmählich Erheiterung. Das Visier war hochgeklappt; trotzdem nahm er den Helm ab, um die Frau auf der Straße besser sehen zu können. Dem Gesicht nach schien er mittleren Alters zu sein, wenngleich sein muskulöser Körper sehr viel jünger wirkte. Noch unentschieden zeigten sich der Bart und die Haare, die pechschwarz, doch von silbernen Strähnen durchzogen waren. Obwohl sie sich sicher war, ihn noch nie gesehen zu haben, kam ihr das markante Gesicht mit der breiten Stirn auf seltsame Weise bekannt vor. Er trug ein schwarzes Kettenhemd, dessen Einzelteile von silbernen Spangen zusammengehalten wurden. Von den kunstvoll geschmiedeten Schulterstücken fiel ein schwerer schwarzer Umhang über seinen Rücken herab.

»Ts, ts, was höre ich da aus dem Munde einer Dame«, sagte er spöttisch. »Madame, ich bin empört.«

»Was nicht weiter schlimm wäre«, entgegnete Rhapsody kühl. »Schlimmer ist, dass du offenbar auch blind bist. Hast du nicht gesehen, dass Kinder auf der Straße spielen?«

»0 doch, das habe ich.« Der Soldat setzte sich in den Sattel zurück. Dass er wie jetzt übers ganze Gesicht grinste, schien seiner Mimik nach zu urteilen eher die Ausnahme zu sein.

Rhapsody geriet immer mehr in Wut. »Und da ist dir nicht in den Sinn gekommen, langsamer zu werden oder auszuweichen?«

»Nein, denn für gewöhnlich macht man einem galoppierenden Pferd den Weg frei. Das rät sich so, und gerade Kindern kann ein solcher Rat gar nicht früh genug erteilt werden.«

»Und was, wenn sie nicht rechtzeitig hätten ausweichen können?«, herrschte sie ihn an. »Was, wenn dein Pferd über sie hinweggetrampelt wäre?«

Der Soldat zuckte mit den Achseln. »So kleine Hindernisse können ihm nicht wirklich gefährlich werden. Merk dir das. Bist nämlich selbst nicht gerade groß geraten.«

Er schrie unvermittelt auf, als er die Hand voll Matsch auf sich zufliegen sah, aber nicht mehr verhindern konnte, dass sie ihm ins Gesicht klatschte. »Steig ab, und ich werde deinen Eindruck korrigieren«, brüllte sie und langte nach dem Schwert.

»Ja, und wenn du noch was von ihm übrig lässt, Gräfin, hätten wir auch schon was zum Abendessen«, meldete sich eine knurrende Stimme aus dem Gebüsch am Straßenrand.

Der Soldat schaute sich verdutzt um und sah den Firbolg aus der Deckung treten, die Hände in die Seiten gestemmt. Die Zugochsen des Gespanns brüllten vor Schrecken, so auch eine der Frauen, und der Bauer auf dem Kutschbock beeilte sich davonzukommen. Die Kinder hatten längst Reißaus genommen.

Der Soldat warf den Kopf zurück und lachte. »Schau an, Zwerg und Riese als Reisegefährten. Faszinierend. Aber könntest du nicht wenigstens die Kapuze lüften, Gnädigste? Oder schämst du dich?« Er wischte sich den Schmutz aus dem Gesicht.

Wütend warf Rhapsody die Kapuze zurück. Der Reiter war merklich beeindruckt von dem, was er sah.

»Ah, jetzt weiß ich, wer du bist. Du bist Rhapsody, nicht wahr?«

Sie erschrak so sehr über seine Worte, dass ihre Wut plötzlich wie wegblasen war. »Woher weißt du das?«

Der Soldat wischte mit dem Ärmel über den Helm und ordnete die Spangen. »Du bist doch bei Gavin in die Schule gegangen. Das hat sich herumgesprochen. Und den Beschreibungen nach gibt’s kein Vertun. Du musst Rhapsody sein.«

War sie soeben noch in Wut entbrannt, wurde ihr nun ganz kalt. »Was macht dich so sicher?«

Er setzte den Helm wieder auf und tat, als nähme er Grunthor überhaupt nicht zur Notiz. »Eine solche Missgeburt wie dich kann es nur einmal geben. Aus dem Weg mit dir! Es sei denn, du willst die neu beschlagenen Hufe meines Pferdes aus der Nähe betrachten.«

»Willst du mir nicht erst einmal sagen, wer du bist? Ich kenne deinen Namen nicht.«

Der Soldat nahm die Zügel zur Hand. »Nein, den kennst du wohl nicht.« Er schnalzte dem Pferd zu und stob auf ihm davon. Rhapsody konnte nur noch zur Seite Wegspringen, aber nicht verhindern, dass sie vom aufgewirbelten Schmutz besudelt wurde.

»Na, hast du dich gut amüsiert?«, fragte Grunthor verärgert. »Komm endlich, wir müssen weiter.«

Rhapsody wischte sich den Schmutz vom Umhang und nickte ihm zu. Als sie die Straße überquerte, hörte sie eine kleine Stimme im Gestrüpp zu ihren Füßen.

»Fräulein?«

Rhapsody fuhr vor Schreck zusammen, senkte den Blick und sah einen vielleicht siebenjährigen Jungen, der sich am Straßenrand versteckt hielt. Sie bückte sich und hielt ihm die Hand entgegen.

»Ist mit dir alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?«

»Ja ... ich meine, nein. Mir geht’s gut.«

Sie half ihm auf die Beine. »Wie heißt du?«

Der Junge blickte zu Grunthor auf und grinste. »Robin.« Der Riese grinste zurück.

Rhapsody spürte einen Kloß im Hals. So hatte auch einer ihrer Brüder geheißen. Der Junge wandte sich ihr wieder zu.

»Ich weiß auch, wer der Reiter war.«

»Wirklich? Wer denn?«

Der Junge schmunzelte und kam sich offenbar sehr wichtig vor. »Tja, das war Anborn.«

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