Siebzehn

Marphissa hielt mitten in der Bewegung inne, als sie Bradamont nach Luft schnappen hörte.

Die Kite hatte ihre Geschwindigkeit noch einmal gedrosselt, und dieses Mal ganz beträchtlich. Der Schaden an der Struktur des Schiffs war zwar angerichtet, aber die roten Warnsymbole, die auf eine nicht vertretbare Belastung der Hülle aufmerksam machten, wurden weniger und sanken um einige Stufen nach unten.

Die Kite schoss am Heck des letzten Frachters in der oberen Kolonne vorbei und jagte nach unten auf den einzelnen Syndikat-Jäger zu. Der wurde mit Höllenspeeren ebenso traktiert wie mit Kartätschen, jenen massiven Metallkugeln, die sich zu gefährlichen Projektilen entwickelten, wenn sie mit einer Geschwindigkeit von einigen tausenden Stundenkilometern auf ein Objekt trafen.

Die Schiffshülle des Syndikat-Jägers, der selbst ebenfalls bis zum Maximum beschleunigt hatte, war bereits einer solchen Belastung ausgesetzt, dass sie diesen feindlichen Beschuss nicht auch noch aushalten konnte. Der Jäger explodierte und verging in einem Regen aus großen und kleinen Trümmern, die zum Teil zur Seite geschleudert, zum Teil aber auch in Richtung des Vektors mitgezogen wurden, auf dem das Schiff eigentlich weitergeflogen wäre. Von einer Sekunde zur anderen hatte sich die Flugbahn eines einzelnen Kriegsschiffs in hunderte Flugbahnen von ebenso vielen Trümmerteilen verwandelt, die weiter in Richtung der Frachter rasten, als wollten sie immer noch eines dieser Schiffe zerstören.

Da aber der Jäger zu diesem Zeitpunkt noch auf einem Kurs unterwegs gewesen war, der ihn zwischen der oberen und der unteren Frachterkolonne hindurchgeführt hätte, drifteten auch seine Überreste größtenteils an den Zielen vorbei, ohne Schaden anzurichten.

Einige Trümmerstücke verirrten sich dann aber doch zum letzten Frachter, und sofort flammten neue Warnungen auf Marphissas Display auf, gleichzeitig gingen automatisch die Schadensmeldungen ein. Ein Bruch der Hülle war das Schlimmste, wovor sich Marphissa fürchtete, doch der wurde bei der ersten Welle der Schadensmeldungen glücklicherweise nicht angezeigt. Dann folgte eine Fülle weiterer Meldungen, die alle kleinere Schäden an der Hülle und den Ausfall einiger Systeme betrafen. Dann war die Trümmerwolke an den Frachtern vorbeigezogen.

Die Kite flog eine Parabel, um zu den anderen Schiffen zurückzukehren, doch dieses Manöver war nicht annähernd so belastend für die Hülle wie die vorangegangenen. »Ziel zerstört«, meldete die Kite gleich darauf fast ein wenig überheblich. »Wir kehren zu unserem zuvor zugewiesenen Ziel zurück.«

Bradamont klopfte Marphissa auf die Schulter. »Nur noch sechzehn Stunden, dann haben wir es geschafft.«

»Was denn? Nur noch sechzehn Stunden?«, gab sie zurück, als sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. Dann nahm sie mit der Kite Kontakt auf. »Sehr gute Arbeit. Sorgen wir alle dafür, dass kein gegnerisches Schiff bis zu den Frachtern durchkommt.« Kopfschüttelnd betrachtete sie auf ihrem Display den Schadensstatus der Kite. »Bis wir sie in eine Werft schaffen können, wird sie nur begrenzt einsatzfähig sein. Und sie hat bei der Aktion sehr viel Brennstoff verbraucht. Nur noch sechzehn Stunden, sagten Sie?«

»Ja«, erwiderte Bradamont. »Geht es Ihnen gut?«

»Es geht mir bestens.« Gut, dass sie so überzeugend lügen konnte. Ihr Herz raste von dem Stress, der daher rührte, dass die Medikamente schneller als erwartet verbrannt worden waren. Sie sah nach dem Zustand ihres Aufputschers, zog ihn ab und klebte einen neuen auf.

Die nächsten sechs Stunden waren ein Albtraum aus wiederholten Vorstößen der Syndikatsschiffe und Paraden der Midway-Einheiten. Zu einem Schusswechsel kam es dabei nur zweimal: als die Manticore Raketen auf den Leichten Kreuzer abfeuerte, der als ihr Ziel galt und der daraufhin die Flucht antrat, und als zwei Midway-Jäger einen Syndikat-Jäger in die Zange nahmen. Nachdem sie ein paar Treffer hatten landen können, wand sich der Gegner aus der Falle und entkam ihnen.

Nach einer kurzen Pause gingen die Attacken wie gehabt weiter: Vorstoß. Abfangen. Orientierung. Angriff. Abwehr. Neuformierung. Trotz der Medikamente spürte Marphissa den Druck, sich ständig auf die Bewegungen von etlichen Schiffen gleichzeitig konzentrieren zu müssen, woran sich auch in den anschließenden drei Stunden nichts änderte.

Dann verging eine ganze Stunde ohne einen einzigen Vorstoß. Die Kriegsschiffe des Syndikats lauerten zwar unablässig ihrer Beute auf, aber keines von ihnen versuchte eine Attacke.

»Was hat er vor?«, fragte Marphissa an Bradamont gewandt, wobei sie erschrak, als sie hörte, dass ihre Stimme beim Reden fast versagte.

Ein Wachspezialist kam zu Marphissa, Bradamont und Diaz und brachte jedem einen Verpflegungsriegel und Wasser. Marphissa nahm den Mann kaum wahr, da sie es nicht wagte, den Blick möglicherweise im entscheidenden Moment vom Display abzuwenden. Sie nickte nur als Dank und versuchte sich daran zu erinnern, wie viele Schichtwechsel es bei den Wachspezialisten eigentlich gegeben hatte, seit sie, Diaz und Bradamont damit begonnen hatten, die Flotte von Sub-CEO Qui nicht mehr aus den Augen zu lassen.

Marphissa riss die graue Verpackung des Riegels auf, auf der in fetter Blockschrift »Frisch! Lecker! Nahrhaft!« geschrieben stand, so als könnte die Schriftgröße diese Behauptungen Realität werden lassen, auch wenn die Wahrheit ganz anders aussah. Sie biss ab und kaute mechanisch, wobei ihr auffiel, dass es wohl dem Aufputscher zu verdanken war, dass sie den üblichen bitteren Nachgeschmack nicht wahrnahm — und auch nicht den eigentlichen schimmelig-modrigen Geschmack des Riegels, der erstaunlicherweise dem Nachgeschmack vorzuziehen war.

Bradamont schluckte ihre Bissen und erklärte mit rauer Stimme: »Wir haben uns immer gefragt, ob diese Syndik-Verpflegungsriegel wohl besser schmecken, wenn sie frischer sind, aber jetzt weiß ich, das ist nicht der Fall. Ich habe keine Ahnung, was Sub-CEO Qui bezwecken will, aber allmählich muss ihn die Verzweiflung packen. Sie sind keine fünf Stunden mehr vom Hypernet-Portal entfernt. Wenn er Sie aufhalten oder zumindest die Frachter zerstören will, bleibt ihm nur noch wenig Zeit.«

Marphissa nickte zustimmend. »Sofern wir das Hypernet-Portal benutzen können«, flüsterte sie und sprach aus, was beide fürchteten.

»Er gibt sich sehr viel Mühe, auf uns einzuschlagen«, erwiderte Bradamont im gleichen Tonfall. »Wenn Qui wüsste, dass wir nicht durch das Hypernet entkommen können, dann wäre ihm klar, dass ihm noch viel mehr Zeit bleibt, um uns zu zermürben.«

Es war schon seltsam. Marphissa stand unter Dauerbelastung durch den unendlich erscheinenden Kampf gegen die Syndikatsflotte, und die Aufputscher sorgten dafür, dass bis auf ihren klaren Verstand jeder andere Teil ihres Körpers unter dem Einfluss von Medikamenten stand. Und trotzdem empfand sie eine gewisse Freude, wenn sie Bradamont von »wir« und »uns« reden hörte. »Ich glaube«, antwortete sie, »dass er versucht, uns in Sicherheit zu wiegen. Er weiß, wie erschöpft jeder auf unseren Schiffen sein muss, und er nimmt vermutlich an, wenn er uns ein oder zwei Stunden lang völlig in Ruhe lässt, werden wir unaufmerksam.«

»Oder er lässt seine Leute ausruhen«, gab Bradamont zu bedenken.

Marphissa hätte sich fast an einem Bissen von ihrem Verpflegungsriegel verschluckt, da sie lachen musste. »Er ist eine Schlange«, machte sie der Allianz-Offizierin klar, nachdem sie unter Schmerzen geschluckt hatte. »Sub-CEO Qui ist eine Schlange, er gönnt seinen Leuten keine Ruhepausen.«

Kapitan Diaz, der zusammengesunken in seinem Sessel saß, nickte zustimmend. »Ausruhen darf man sich, wenn ein Befehl ausgeführt ist«, ergänzte er. »Es sei denn, auf einen wartet schon der nächste Befehl.«

»Keine Arbeitspausen, bis die Moral sich gebessert hat«, fügte Marphissa hinzu. »Nein, Honore, ich garantiere Ihnen, Sub-CEO Qui gönnt seiner Crew keine Ruhepause. Bislang hat die Crew versagt, aber er als ihr Führer natürlich nicht«, redete sie in sarkastischem Tonfall weiter. »Die Crew hat versagt. So läuft das beim Syndikat. Er treibt sie an, lässt sie härter arbeiten und erzählt ihnen, wenn sie keinen Erfolg haben, wird man sie für den ausbleibenden Erfolg mit aller Härte bestrafen.«

»Aber ihn wird man auch bestrafen«, sagte Diaz. »Vor allem, wenn das Syndikat erfährt, wer wir wirklich sind und dass wir die Überlebenden der Reserveflotte an Bord unserer Frachter haben.«

»Genau«, pflichtete Marphissa ihm bei. »Denn den CEO kann keine Schuld treffen, der Sub-CEO Qui auf diese Mission geschickt hat. Folglich hat Qui einen Fehler gemacht.«

»Manchmal«, warf Bradamont ein, »läuft es bei der Allianz-Flotte nicht anders ab.«

»Das dürfte der Grund sein, wieso Sie die Syndikatwelten nicht besiegen konnten, bevor Black Jack auftauchte«, sagte Diaz. »Und vermutlich auch, weil wir so zähe Bastarde sind.« Dann begann er zu lachen.

»Sehen Sie nach Ihrem Aufputscher, Kapitan«, forderte Marphissa ihn auf. Sie trank ihr Wasser aus und fragte sich, wie viel unbehaglicher es ihr in den verbleibenden Stunden wohl noch werden würde. Dann betätigte sie die Komm-Kontrollen. »An alle Einheiten: Es ist anzunehmen, dass Sub-CEO Qui momentan versucht, uns mit dieser langen Phase völliger Untätigkeit in Sicherheit zu wiegen, damit wir in unserer Wachsamkeit nachlassen. Bleiben Sie alle in Bereitschaft!« Wie würde jemand wie Bradamont wohl die Leute motivieren? Sicher nicht auf die typische Syndikat-Methode nach dem Motto »Wer versagt, wird es bitter bereuen«. »Sie alle haben Außergewöhnliches geleistet. Nur noch ein paar Stunden, dann haben wir gesiegt. Für das Volk. Marphissa, Ende.«

Eine weitere Stunde verstrich, ohne dass etwas geschah. Marphissa verspürte wachsende Sorge, die mit jener körperlichen Ermattung wetteiferte, die von den Aufputschern nicht völlig beseitigt werden konnte. Vielleicht hat Qui ja inzwischen erfahren, dass wir das Hypernet-Portal nicht benutzen können. Vielleicht wartet er ab, bis wir das Portal erreicht haben und feststellen, dass uns dieser Weg versperrt ist. Dann bleibt ihm noch viel mehr Zeit, uns zu zermürben. Oder er wartet einfach, bis Verstärkung im Sternensystem eintrifft, während ich versuche, diese Frachter mit Schiffen zu verteidigen, deren Crews im Stehen einschlafen und die über fast keine Brennstoffzellen mehr verfügen. Wohin soll ich dann mit diesen Schiffen springen? Wir würden es nie unversehrt bis nach Kalixa schaffen.

»Noch zwei Stunden«, murmelte Diaz, dann blinzelte er ein paar Mal, setzte sich gerader hin und klebte sich einen neuen Aufputscher auf den Arm.

Dann auf einmal änderten sich die Vektoren der Syndikat-Kriegsschiffe, die seit Stunden keine Bewegung hatten erkennen lassen.

»Sie kommen wieder auf uns zu«, rief Marphissa. »Das könnte ihr letzter Versuch sein, also werden sie alles daransetzen, bis zu den Frachtern durchzukommen. An alle: Niemand lässt auch nur einen von ihnen entwischen!«

Die überlebenden Syndikat-Kriegsschiffe — drei Leichte Kreuzer und vier Jäger — näherten sich schnell. Marphissa beobachtete sie und gelangte zu der unerfreulichen Überzeugung, dass sie diesmal ohne Rücksicht auf Verluste versuchen würden, zu den Frachtern zu gelangen. Wenn sie nicht jetzt die Frachter zerstörten oder zumindest schwer beschädigten, würden sie wohl keine weitere Gelegenheit dafür bekommen.

Der Leichte Kreuzer, der zum Ziel der Manticore bestimmt worden war, hatte sich zu einer Seite gedreht und flog zunächst steil nach oben, dann tauchte er abrupt ab, um den Abfangkurs der Manticore zu verwirren. Aber Diaz hielt sein Schiff stur auf einem Abfangkurs zum Vektor des gegnerischen Leichten Kreuzers. Sein Gesicht war grau vor Übermüdung, doch seine Augen nach wie vor hellwach. »Alle Waffen«, befahl er mit krächzender Stimme. »Feuer frei.«

Zwei Raketen schossen aus der Manticore, als der Schwere Kreuzer aus Midway auf einen Abfangpunkt zuflog, den sie so schnell passierten, dass das menschliche Auge diesen Moment nicht erfassen konnte. Gleichzeitig folgten den Raketen Höllenspeere und Kartätschen, um den Gegner mit allem Verfügbaren unter Beschuss zu nehmen. Überall rings um die Frachtschiffe näherten sich Kriegsschiffe beider Seiten und feuerten ihre Waffen ab.

Marphissa konnte nichts anderes tun als abzuwarten, welches Ergebnis diese Auseinandersetzung nach sich zog, da das eigentliche Geschehen zu schnell ablief, um noch vom menschlichen Verstand wahrgenommen zu werden.

Der Leichte Kreuzer, der von der Manticore attackiert worden war, hatte noch in letzter Sekunde ein Ausweichmanöver versucht, doch beide Raketen waren im Ziel eingeschlagen und hatten mittschiffs schwere Schäden verursacht, dicht gefolgt von den Höllenspeeren und Kartätschen, die den Bug des Leichten Kreuzers durchlöchert hatten. Alle Waffensysteme sowie etliche andere Systeme waren ausgefallen, und das Schiff, das die Explosionen aus seinem eigentlichen Kurs gedrängt hatten, trudelte hilflos davon.

Unterhalb der Frachter wurde ein weiterer Leichter Kreuzer des Syndikats im Abstand von Sekunden von den Leichten Kreuzern Harrier, Kite und Eagle getroffen, deren Beschuss zu einer Überladung der Systeme führte, die das Schiff in eine sich rasch ausdehnende Wolke aus staubfeinen Trümmern verwandelte.

Einer der nur schwach gepanzerten Syndikat-Jäger wurde von einem perfekt abgestimmten Sperrfeuer des Leichten Kreuzers Falcon getroffen und augenblicklich in Stücke gerissen.

Der Leichte Kreuzer, den die Kraken sich vornehmen wollte, tauchte fast genau hinter ihr auf und näherte sich ihr, bis er auf einmal die Zerstörung der zwei anderen Leichten Kreuzer mitansehen musste. Er brach seinen Anflug ab und flog über die Formation so nach oben, dass er sich der Waffenreichweite der Kraken entzog.

Die drei überlebenden Syndikat-Jäger, die alle schon bei vorangegangenen Auseinandersetzungen mit den Midway-Jägern Schäden davongetragen hatten, bekamen ebenfalls Zweifel an den Erfolgsaussichten ihres Vorhabens und flogen in drei verschiedene Richtungen vor der Midway-Formation davon.

Marphissa atmete tief durch und fragte sich unwillkürlich, wie lange sie eigentlich die Luft angehalten hatte. »Ich möchte zu gern wissen, ob wir Qui erwischt haben.«

»Er könnte sich auf einem der Leichten Kreuzer befunden haben, die von uns zerstört wurden«, sagte Diaz. »Oder er war derjenige, der entschieden hat, seine Haut zu retten.«

»Er ist eine Schlange«, stimmte Marphissa ihm zu, rieb sich die Augen und konzentrierte sich wieder auf ihr Display. »Sie könnten uns immer noch erwischen.« Behutsam betätigte sie die Komm-Kontrolle. »An alle Einheiten: Hier spricht Kommodor Marphissa. Das haben Sie alle sehr gut gemacht, aber wir können uns noch nicht entspannen. Bis zum Hypernet-Portal sind es noch fünfundvierzig Minuten. Ich teile die verbliebenen Ziele neu ein. Sorgen Sie dafür, dass kein Angreifer überlebt.«

Sie bestimmte den letzten Leichten Kreuzer des Syndikats als Ziel für die Manticore und die Kraken, ihre Leichten Kreuzer und Jäger sollten sich um die drei letzten Syndikat-Jäger kümmern. Sind wir in Sicherheit? Eigentlich sollte es ihnen jetzt nicht mehr gelingen können, bis zu den Frachtern vorzudringen. Aber ich darf mich nicht entspannen. Ich kann nicht einfach davon ausgehen, dass sie sich nicht doch noch zu einer Verzweiflungstat verleiten lassen. Ich kann mich nicht entspannen. Ich darf es nicht. Noch nicht.

»Kommodor?«

Verdutzt sah Marphissa den Senior-Wachspezialisten an, der sie angesprochen hatte. Sie musste erst ihre Gedanken neu ordnen, die sich wie besessen um die Syndikat-Flotte gedreht hatten. »Was gibt es?«

»Kommodor, unser Hypernet-Schlüssel zeigt an, dass Midway erreichbar ist.«

»Midway ist …« Sie schaute auf ihr Display, wo das Hypernet-Portal zum Greifen nah erschien.

»Wir sind da«, sagte Diaz ungläubig. »Wir sind am Portal angekommen.«

»Wann können wir aufbrechen?«, wollte Marphissa wissen. »Ist das Ziel eingegeben?«

»Wir können aufbrechen, sobald Sie den Befehl erteilen, Kommodor. Midway ist als Ziel eingegeben.«

Noch einmal sah sie nach den Syndikat-Kriegsschiffen, die sich hatten zurückfallen lassen, sodass der Abstand zur Midway-Flotte schnell größer wurde. Ihre eigenen Kriegsschiffe hielten sich immer noch in einiger Entfernung zu den Frachtern auf, doch sie befanden sich noch in einem Radius, auf den der Hypernet-Schlüssel eingestellt werden konnte. »Jetzt«, befahl sie. »Alle Schiffe.«

Das Nervensystem reagierte nicht mit einem Zucken, wie es beim Wechsel in den Sprungraum der Fall war, aber selbst wenn es so gewesen wäre, bezweifelte Marphissa, dass sie in ihrer momentanen Verfassung davon etwas wahrgenommen hätte. Sie starrte auf ihr Display, auf dem die Syndikat-Kriegsschiffe und das Indras-Sternensystem genauso verschwanden wie alles andere.

Die Manticore mit allen Schiffen der Heimkehrerflotte — mit allen Kriegsschiffen und allen Frachtern! — ist jetzt im Nichts unterwegs, im Hypernet, in dem sie vor allen Widersachern geschützt sind.

Sie hörte ein seltsames Geräusch, drehte sich um und stellte fest, dass alle Wachspezialisten Beifall klatschten. Aber warum? Und wieso sahen alle sie an?

Bradamont zog Marphissa aus ihrem Sessel hoch, doch als sie stand, war sie so schwach, dass sie sich gegen die Allianz-Offizierin lehnen musste, die ihrerseits bei Marphissa Halt suchte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie das schaffen werden«, sagte Bradamont, deren Stimme wie durch einen dichten Schleier an ihre Ohren zu dringen schien.

Es gelang Marphissa, die Schultern zu straffen, dann sah sie ihre Wachspezialisten an. »Ohne Sie alle hätte ich das nicht geschafft«, erklärte sie. »Es ist unser aller Erfolg … und ich werde mich jetzt schlafen legen. Sie ebenfalls, Kapitan Diaz.«

»Jawohl, Kommodor. Senior-Wachspezialist Lehman, Sie werden … Sie werden Leytenant Pillai rufen, er soll das Kommando über die Brücke übernehmen. Lassen Sie die Crew zur … zur Standardschiffsroutine zurückkehren.« Schwerfällig erhob sich Diaz von seinem Platz und grinste albern vor sich hin, weil es ihm gelungen war, seine Befehle in zusammenhängenden Sätzen herauszubringen.

Die drei verließen die Brücke, unterwegs fragte sich Marphissa, ob es wohl irgendwelche Probleme mit der Schwerkraft an Bord gab. Bei jedem Schritt schien sich der Boden unter ihren Füßen auf und ab zu bewegen, so als wäre sie an Bord eines Schiffs, das auf einem Planeten auf dem Meer unterwegs war. An ihrem Quartier angekommen fiel ihr erst auf, dass Bradamont sich unterwegs bereits in ihr eigenes Quartier zurückgezogen hatte.

Marphissa trat ein, schloss die Tür hinter sich und verriegelte sie gewohnheitsmäßig, dann ließ sie sich auf ihr Bett fallen und griff nach dem Beruhigungspflaster, das der Schiffsarzt ihr schon zwei Tage zuvor hingelegt hatte. Sie klebte es auf ihren Arm, ließ sich nach hinten sinken und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke. Solange das Schlafmittel noch die Wirkung des Aufputschers bekämpfte, würde sie nicht einschlafen können.

Sie konnte sich später nicht daran erinnern, wann das geschehen war, sie wusste nichts mehr davon, dass sie in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gesunken war. Aber irgendwann schlichen sich Träume in ihren Schlaf, Träume von Syndikatskriegsschiffen im Anflug, Schiffen, die ihre Verteidigungslinie überwanden und die die Frachter in Stücke schossen. Sie saß währenddessen auf der Brücke in ihrem Sessel und schlief fest, so erschöpft, dass sie nicht aufwachen konnte, obwohl sie tat, was nur möglich war …

Abrupt schoss Marphissa hoch und stellte fest, dass sie sich in ihrem abgedunkelten Quartier befand. Ich bin nicht auf der Brücke. Sie hantierte an ihrem Display. Wir sind im Hypernet.

Die Nerven entspannten sich erleichtert, und der Schlaf überwältigte sie erneut.

Auch Rogero war für die gesamte Dauer des Kampfs wach geblieben, um darauf zu achten, dass die Frachter-Executives nichts taten, was sie nicht tun sollten. Und nun hatte er zumindest dem Gefühl nach genauso lange geschlafen. Seine Instinkte, die durch ein Leben in Gefechtsbereitschaft geschult worden waren, hatten sich in der Zwischenzeit genügend erholt, sodass er sofort aufwachte, als er das leise Klopfen an seiner Kabinentür hörte. Eine Hand griff dabei nach seiner Waffe. »Wer ist da?«

»Seki Ito.« Die Tür ging auf, die Executive Ito stand davor und hielt die Hände seitlich von sich weg. »Keine Gefahr. Ich dachte nur, Sie könnten vielleicht ein wenig Gesellschaft gebrauchen.«

»Gesellschaft?« Das konnte vieles bedeuten.

Itos Lächeln als Reaktion auf seine Frage machte deutlich, welche Art von Gesellschaft ihr vorschwebte. »Ich wette, es ist für uns beide schon lange her. Keine Verpflichtungen, außer Sie wollen es.«

Es war tatsächlich schon lange her, und die Zeit, die Bradamont auf dem gleichen Schiff verbracht hatte, ohne dass er sie auch nur berühren durfte, machte das Ganze für ihn nur umso schwieriger. Abgesehen davon war es nichts Außergewöhnliches, wenn alleinstehendes (oder verheiratetes) Personal weit weg von der Heimat kurzzeitig die Verpflichtungen aus einer Partnerschaft ruhen ließ.

Aber so verlockend Ito in diesem Moment auch aussah und so sicher er auch wusste, dass er sich an ihrer »Gesellschaft« erfreuen würde, wollte er Bradamont nicht betrügen. »Danke, aber …« Er versuchte, es bei dieser vagen Antwort zu belassen.

Ito sah ihn einladend an. »Ganz sicher? Nachdem Pers Garadun nicht mehr da ist, könnte ich einen neuen Gönner gut gebrauchen.«

Autsch, das hat gesessen. Vielleicht hat das weniger mit mir zu tun als vielmehr damit, Itos Chancen zu verbessern, bei Midway ein Kommando über mobile Streitkräfte zu erlangen. Vielleicht bin ich ja gar nicht so begehrenswert. Zum Glück bin ich alt genug, um deswegen nicht gleich in Depressionen zu verfallen. »Ich kann für Sie schon jetzt Empfehlungen aussprechen, aber General Drakon hat strenge Regeln aufgestellt, wenn es darum geht, dass Vorgesetzte mit ihren Untergebenen schlafen.«

Nun zog Ito die Brauen hoch und musterte ihn skeptisch. »Die Syndikatwelten kannten schon immer strenge Regeln, was das angeht. Und trotzdem passiert es dauernd und überall.«

»Ja, aber General Drakon achtet auch darauf, dass diese Regeln eingehalten werden.«

»Wie langweilig. Na ja … Wenn Sie sich tatsächlich nicht einsam fühlen …« Ito bewegte sich nur ein wenig, aber auf einmal wirkte ihr Körper in den Augen eines Mannes noch viel verlockender.

Wie kriegen Frauen das nur immer hin?, wunderte er sich. »Nein. Es ist nichts Persönliches.«

Ito seufzte theatralisch und spreizte die Hände, um zu sagen: »Was soll ich da noch machen?«

»Ito?«

»Ja?« Sie lächelte ihn an.

»Ich habe mitbekommen, wie Pers Garadun Ihnen und Executive Jepsen aufgetragen hat, allen ehemaligen Gefangenen davon zu erzählen, was sich bei Kalixa wirklich zugetragen hat. Von Jepsen habe ich inzwischen aber gehört, dass Sie ihm gesagt hätten, er solle das nicht machen, weil Sie sich darum kümmern würden.«

»Das ist richtig«, bestätigte Ito.

»Ich hatte Jepsen angewiesen, er solle während des Transits durch Indras die Informationen verbreiten. Es bestand keine Notwendigkeit, dass Sie als Einzige dafür verantwortlich sein müssen. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Jepsen nicht Ihre Anweisungen missachtet.«

»Oh. Gut. Wenn Sie das wollen.« Sie sah ihn forschend an. »Wenn das alles ist, was Sie wollen.«

»Ja.«

Sie verließ seine Kabine und schloss die Tür hinter sich.

Rogero atmete erleichtert auf, legte sich wieder hin und sah zur Decke, während er sich über alle Maßen stolz fühlte, dass er dieser Versuchung widerstanden hatte. Natürlich ist das ein Triumph, den ich für mich behalten muss. Honore Bradamont wäre von meiner Leistung wohl kaum beeindruckt. Aber wäre ich der Versuchung erlegen, und sie hätte jemals davon erfahren, wären die Konsequenzen verheerend.

Gwen Iceni wurde vom unablässigen Pulsieren der Komm-Kontrolle neben ihrem Bett aus dem Schlaf geholt. Sie hielt bereits ihre Waffe in der Hand und suchte den dunklen Raum nach Gefahren ab, bis sie endlich wach genug war, um zu begreifen, dass es sich nicht um einen Alarm wegen eines Eindringlings handelte. »Iceni hier. Was gibt es?«

»Sie sind zurück, Madam Präsidentin«, ließ der Supervisor des Kommandozentrums sie wissen. »Die Heimkehrerflotte. Sie sind durch das Hypernet-Portal ins System gekommen, und Kommodor Marphissa hat eine Nachricht gesendet. Sie teilt mit, dass sie ihre Mission erledigt hat. Sie wird später einen detaillierteren Bericht folgen lassen.«

Als sie das hörte, fiel Iceni ein riesiger Stein vom Herzen. »Alle? Sind alle Schiffe zurück, die wir losgeschickt haben?«

»Ja, Madam Präsidentin, sie sind alle wieder hier.«

»Ich werde mir den detaillierten Bericht am Morgen ansehen. Falls Kommodor Marphissa das nicht schon von sich aus in die Wege geleitet hat, dann sagen Sie ihr, sie soll mit der Heimkehrerflotte diesen Planeten anfliegen und in einen Orbit einschwenken.«

Auch wenn ihr ein Stein vom Herz gefallen war, lasteten noch genug andere Gewichte auf ihr. Außerdem mussten die Überlebenden der Reserveflotte sämtlich gründlich durchleuchtet werden, um sicherzustellen, dass sie auch vertrauenswürdig waren. Wenigstens würden einige tausend ausgebildete Crewmitglieder, die praktisch sofort auf ihren Kriegsschiffen eingesetzt werden konnten, viele andere Sorgen deutlich erleichtern.

Alles war perfekt gelaufen.

Also musste sehr bald irgendetwas schiefgehen.

Iceni fuhr mit einer Hand leicht über das Display vor ihr, wodurch die virtuellen Seiten des Missionsberichts umgeblättert wurden wie bei einem richtigen Buch. »Diese Supervisoren und Spezialisten der Reserveflotte sind ein wahres Geschenk.«

Togo entging der zurückhaltende Tonfall nicht, aber der wäre auch jedem anderen aufgefallen. »Sind Sie besorgt, Madam Präsidentin?«

»Ich bin immer besorgt, wenn die Dinge zu gut laufen, um wahr zu sein.« Nachdenklich drückte sie die geballte Faust gegen den Mund. »Wir müssen diese Leute sehr gründlich durchleuchten. Ich will Gewissheit haben, dass sie auch diejenigen sind, für die sie sich ausgeben. Ich will Gewissheit haben, dass sie sich nicht länger dem Syndikat verpflichtet fühlen. Und ich will mir sicher sein, dass sie vertrauenswürdig genug sind, um den größten Teil der Besatzungen zweier extrem schlagkräftiger Kriegsschiffe zu stellen.«

»Das kann erledigt werden«, sagte Togo, »aber es wird dauern. Diese Art von Durchleuchtung erfordert die Nutzung von Einrichtungen, über die wir nur in begrenztem Maße verfügen, und den Einsatz von erfahrenem Verhörpersonal, das ebenfalls in nicht allzu großem Umfang zur Verfügung steht.«

»Nehmen Sie sich die Zeit.« Iceni warf einen Blick auf den Kalender. »Wie kommen die Wahlen voran?«

»Bislang wurde nicht von Problemen berichtet. Viele Bürger geben ihre Stimme ab, da sie Ihren Beteuerungen glauben, dass ihr Votum tatsächlich darüber entscheidet, wer Sieger sein wird. Es könnten ein paar Kandidaten gewählt werden, die für Ärger sorgen dürften, aber wir können die abgegebenen Stimmen mühelos so manipulieren, dass diese Leute verlieren.«

»Wollen wir das denn wirklich?«, fragte Iceni. »Ich habe darüber nachgedacht. Wenn diese Leute Positionen erlangen, werden sie auch die Verantwortung tragen müssen, ganz egal wie wenig Macht wir ihnen dann tatsächlich in die Hände geben. Wenn sie ihre Arbeit gut machen, wäre es vielleicht nicht verkehrt, ihnen zuzuhören. Und wenn sie scheitern … In dem Fall kann das immer noch dazu benutzt werden, ihre Verluste bei nachfolgenden Wahlen zu erklären. Aber wir müssen die Wahlergebnisse vielleicht gar nicht manipulieren, wenn diese Leute auch tatsächlich für das hinhalten müssen, was sie sagen und tun.«

Im ersten Moment erwiderte Togo nichts, sondern dachte intensiv nach, auch wenn seinen Augen nicht anzusehen war, was genau ihm durch den Kopf ging. »Sie würden sie also wie eine andere Arbeiterklasse behandeln?«

»Warum nicht?«, gab sie zurück. Malin hatte sie mit einer seiner geheimen Mitteilungen auf diese Idee gebracht, auch wenn es nur ein beiläufiger Gedanke war, der sie aber seitdem nicht mehr loslassen wollte. »Sie sind Arbeiter. Sie arbeiten für mich und für diejenigen, die sie gewählt haben. Wenn ich mit ihnen nicht zufrieden bin und wenn die Leute, von denen sie gewählt wurden, auch nicht mit ihnen zufrieden sind, dann werden sie sich erklären müssen. So läuft das sogar in einer extrem eingeschränkten Demokratie. Jedenfalls in der Theorie.«

»Madam Präsidentin, was ist, wenn die Wähler mit diesen zufrieden sind, aber Sie sind es nicht?«

Iceni lächelte. »Das wäre allerdings ein Dilemma, nicht wahr? Aber wie sagte doch jemand, dessen Urteil ich respektiere: Die schwierigsten Untergebenen können manchmal die kostbarsten sein. Diese Leute veranlassen einen dazu, sich gründlicher mit einer Sache zu befassen, die man sonst als selbstverständlich angesehen hätte. Und manchmal sehen sie Dinge, die einem selbst nicht auffallen.«

Auch wenn Togo nur selten Unruhe in ihre Routineabläufe brachte, zögerte er jetzt, bevor er schließlich erwiderte: »Es gibt Risiken.«

»Natürlich gibt es Risiken, aber mir steht ja immer noch die Option offen, mit den Wahlergebnissen zu spielen, wenn es notwendig werden sollte, nicht wahr?«

»Ja, Madam Präsidentin.«

»Diese zur Wahl stehenden Posten sind nur mit sehr begrenzter Macht ausgestattet. Sehen wir uns an, was das Volk daraus macht. Das Syndikat-System ging immer von der Annahme aus, dass man dem Volk nicht vertrauen kann und dass man es wie eine Schafherde führen muss. Trifft das zu? Ich weiß es nicht. Aber ich will es wissen. Und das bedeutet, dass wir dem Volk in dieser Sache ein gewisses Maß an Freiheit zugestehen müssen, damit ich herausfinden kann, wie die Leute denken.«

»Ja, Madam Präsidentin.« Möglicherweise hatte Togo Vorbehalte, aber zumindest äußerte er sie nicht.

Die offizielle Vereidigung von Wahlsiegern war auf den Planeten des Syndikats abgehalten worden, so weit Iceni zurückdenken konnte. Es waren immer aufwendige Zeremonien gewesen, bei denen man den vorbestimmten Siegern zu ihrem vorbestimmten Sieg gratuliert hatte und ihnen den Auftrag mit auf den Weg gab, dem Volk zu dienen. Weil alles an diesen Zeremonien gestellt gewesen war, hatte man stets den Supervisoren befehlen müssen, einen Menschenauflauf aus Arbeitern und deren Familien zu organisieren, die an den entsprechenden Stellen applaudieren mussten und ansonsten nichts als Staffage darstellten.

Iceni konnte diesmal einen Unterschied erkennen, und das nicht nur, weil die Organisatoren der Siegesfeier ausgesprochen aufgebracht waren, da ihnen anders als sonst niemand im Voraus sagen konnte, für wen die Feier organisiert werden sollte. Sie schienen es als eine persönliche Beleidigung zu empfinden, dass ihre ganze Planung zum ersten Mal völlig davon abhing, wer tatsächlich die meisten Stimmen erhielt. Schließlich hatte sie gut die Hälfte dieser Supervisoren entlassen, damit endlich Ruhe einkehrte. Wenig später war ihr aufgefallen, dass das verkleinerte Team wesentlich effizienter arbeitete.

Diesmal war auch kein Befehl ausgegeben worden, um Menschenmassen auflaufen zu lassen. Die Leute gingen in allen Städten von selbst auf die Straße. Die Anzahl der Menschen und ihr Enthusiasmus hatten etwas sehr Ernüchterndes.

»Wir haben ein Monster entfesselt«, sagte Iceni. »Aber es ist schon immer da gewesen, es wurde lediglich vom Syndikat unterdrückt. Wenn wir nicht bereit waren, das zu tun, was das Syndikat wollte und was die Schlangen befahlen, mussten wir mit dieser Energie irgendwie zurechtkommen. Allerdings habe ich Bedenken, ob wir die neue Entwicklung unter Kontrolle halten können.«

»Das könnte in der Tat sehr schwierig werden«, stimmte Drakon ihr zu. »Ich habe mich noch etwas ausführlicher mit den persönlichen Einstellungen meiner Soldaten befasst, und es bestätigt sich der Verdacht, den ich Ihnen bereits mitgeteilt hatte. Wenn ich ihnen den Befehl gebe, das Feuer auf Bürger zu eröffnen, könnte das das Ende ihrer Disziplin bedeuten.«

Iceni nickte und lächelte dabei der Menge zu, als würden sie und Drakon Smalltalk halten. Ihre Mundbewegungen wurden durch Sicherheitsfelder verwischt, damit ihnen niemand von den Lippen ablesen und herausfinden konnte, worüber sie sich tatsächlich unterhielten. »Wenn Sie sich nicht mehr auf Ihre Bodenstreitkräfte verlassen können, werden die lokalen Bodenstreitkräfte überhaupt nicht für Missionen eingesetzt werden können, die die innere Sicherheit betreffen.«

»Ich hätte gedacht, diese Neuigkeit würde Sie stärker verärgern.«

Ihr Lächeln hatte etwas Selbstironisches. »Ich kann so heuchlerisch sein wie jeder andere, aber nicht, wenn es um dieses Thema geht. Seit wir die Macht ergriffen haben, wusste ich, dass die Arbeiter und Offiziere unserer Kriegsschiffe sich weigern würden, die Bürger zu bombardieren. Sie würden sich nicht mal an der bloßen Drohung mit einem Bombardement beteiligen. Ihre Soldaten waren immer das einzige Mittel, um die Bürger in Schach zu halten.«

Auch Drakon lächelte jetzt. »Sieht so aus, als würden wir auf einem Tiger reiten.«

»Richtig. Versuchen Sie, sich nicht abwerfen zu lassen.«

»Sie werden mich nicht abwerfen.« Es war eine Aussage, keine Frage. »Aber dem Tiger könnte es gelingen.«

»Das wird ihm auch gelingen, wenn wir nicht dafür sorgen, dass sein Hunger weiterhin durch Maßnahmen wie diese Wahl gestillt wird. Und es waren saubere Wahlen«, gab Iceni zurück. »Jedenfalls zum größten Teil. Ist das nicht eigenartig? Wir haben den Bürgern gegenüber Wort gehalten.«

»Zum größten Teil«, bestätigte Drakon. »Aber jetzt werden sie mehr haben wollen.«

»Wir füttern sie häppchenweise. Das wird schwierig werden, aber genau das gefällt mir daran. Ich bin einfache Lösungen leid.«

»So wie die Hinrichtung von Leuten, die uns Ärger bereiten?«

»Ja, das auch. Ich bin keine CEO des Syndikats mehr.« Wenn ich das sage, kann ich es fast glauben. Und ich kann fast glauben, dass ich auf dem Weg nach oben niemals etwas getan habe, das ich nicht vergessen kann. Aber ich habe Opfer zurückgelassen. So wie jeder von uns.

Die offiziellen Wahlergebnisse wurden an die Medien weitergegeben und waren überall gleichzeitig zu sehen. Jubel brach aus, Iceni und Drakon winkten den Massen und lösten damit nur noch mehr Begeisterung aus. Nach ein paar Minuten verließen sie die Bühne, wobei Iceni anmerkte: »Sogar die Verlierer der Wahl haben applaudiert.«

»Wenn sie glauben, dass nichts manipuliert wurde, dann werden sie auch glauben, dass sie nächstes Mal gewinnen können«, betonte Drakon.

»Engagement … ja, das brauchen wir. Da hat das Syndikat nie die Notwendigkeit zu schätzen gewusst, das auf Seiten der Bürger zu fördern, während man bei den hochrangigen CEOs davon regelrecht besessen war.« Sie gingen zu den zwei beeindruckenden Fahrzeugen, die darauf warteten, sie fortzubringen. »Wollen Sie vielleicht bei mir mitfahren?«, fragte Iceni.

Drakon sah sie überrascht an, dann nickte er. Nachdem er an seinen Fahrer den Befehl hatte weiterleiten lassen, er solle ihnen folgen, setzte er sich zu Iceni in den großzügig bemessenen Fond der Klasse-Eins-VIP-Limousine. »Ich habe schon Panzer gesehen, die waren schlechter geschützt als diese Klasse-Eins-Limousine«, meinte er, als er Iceni gegenübersaß.

Sie lächelte flüchtig und tippte gegen das virtuelle Fenster neben ihr. Es wirkte so real, als würde man tatsächlich durch eine Glasscheibe nach draußen sehen, doch in Wahrheit befand sich dahinter die gleiche massive Panzerung wie überall sonst an diesem Fahrzeug. »Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie sehr diese Limousinen eine Metapher für unser Leben sind?«, wollte Iceni wissen. »Von außen sieht man etwas, das an vielen Stellen transparent zu sein scheint, aber innen sind die Dinge ganz anders, als sie von außen wirken.«

»Ihre Leute und meine Leute waren nicht sehr begeistert davon, dass wir in einem Wagen fahren«, merkte Drakon an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das deren innere Gefühle widerspiegelt.«

Sie musste lachen. »Sie wollen uns beschützen. Zumindest hoffe ich, dass das ihr Bestreben ist. Aber in gewisser Weise kontrollieren sie unser Leben.«

»Stimmt«, meinte Drakon und ließ sich gegen ein Kissen sinken, das sich so schnell an die Konturen seines Rückens anpasste, dass es kaum wahrnehmbar war. »Sie bestimmen unsere Termine, sie können die Informationen filtern, die wir zu sehen bekommen. Und sie können Entscheidungen in unserem Namen treffen, von denen wir möglicherweise niemals etwas erfahren. Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, bekomme ich es ein wenig mit der Angst zu tun.«

Iceni nickte, dann sah sie ihn unauffällig von der Seite an. »Ich wollte Ihnen noch mal dafür danken, dass Sie mir die Pele ohne den Anflug eines Lächelns anvertraut haben. Es ist vieles beschädigt worden, das repariert werden muss, aber die Pele wird lange vor der Midway einsatzbereit sein. Und das wird viel dazu beitragen, dieses Sternensystem sicherer zu machen.« Sie atmete angestrengt aus, dann beugte sie sich zu Drakon vor. »Verdammt, Artur Drakon, sagen Sie mir die Wahrheit. Wieso sind Sie nicht besorgt, dass ich über so viel mehr Feuerkraft verfüge als Sie? Warum haben Sie keine Angst, ich könnte Sie von diesem Tiger werfen?«

Sekundenlang sah er ihr forschend in die Augen, dann beugte er sich ebenfalls vor, bis er ihr so nah war, wie es bei den großzügigen Platzverhältnissen der Limousine möglich war. »Weil ich weiß, Gwen, wenn Sie mich töten wollten, wäre Ihnen das längst gelungen.«

»Wie reizend«, entgegnete sie lachend. »Aber vielleicht will ich aus Ihnen ja nur einen pflegeleichten und mühelos kontrollierbaren Untergebenen machen.«

»Hah! Sie wissen genau, ich würde für niemanden den Schoßhund geben.«

»Und wieso …?« Sie suchte nach der passenden Formulierung.

»Wieso vertraue ich Ihnen?« Nun musste er lachen. »Ich habe es gesagt. Ich vertraue Ihnen, Gwen. Sie würden mir ein Messer in den Leib jagen, sollte ich Sie hintergehen, und Sie würden dabei darauf achten, dass Sie ein lebenswichtiges Organ erwischen. Aber wenn ich Ihnen gegenüber offen und ehrlich bin, glaube ich zumindest, werden Sie mich nicht hintergehen.« Drakon zuckte mit den Schultern. »Vermutlich bin ich einfach nur dumm.«

»Nein.« Sag es nicht, sag es nicht. »Sie sind ein Menschenkenner, und ich bin froh darüber, dass ich Sie als … als Partner habe.« Warum musstest du ausgerechnet so etwas sagen? Jetzt hast du ihm etwas gegeben, was er gegen dich verwenden kann!

Ach, halt die Klappe! Ich bin diese Spielchen und dieses ewige Taktieren leid!

Drakon schaute sie erstaunt an. »Vielen Dank. Vermutlich hört sich das jetzt sehr dumm an, aber ich weiß nicht, was jemand in meiner Position erwidern soll, wenn ihm so etwas von jemandem in Ihrer Position gesagt wird.«

»Das Danke genügt mir.« Gwen lächelte, wurde aber gleich darauf ernst, als ihr bewusst wurde, dass sie das Verlangen verspürte, sich weiter vorzubeugen und Artur Drakon zu küssen. Rasch lehnte sie sich nach hinten, um möglichst viel Abstand zwischen sie beide zu bringen.

»Stimmt was nicht?«, fragte Drakon.

»Nein, nein, es ist alles bestens.« Wechsel das Thema! Rede über irgendwas anderes! »Ich habe versucht zu entscheiden, wer das Kommando über die Pele erhalten sollte. Ich glaube, ich werde Kontos auf das Schiff versetzen und ihn zum Kapitan befördern.«

Drakon ließ sich wieder in seinen Sitz sinken und war sichtlich irritiert darüber, wie schnell die Stimmung in eine ganz andere Richtung umgeschlagen war. »Hmm … entscheiden müssen das auf jeden Fall Sie. Kontos ist ohne jeden Zweifel loyal. Allerdings hat er die Karriereleiter sehr schnell erklommen. Kann er die Anforderungen erfüllen, die an den befehlshabenden Offizier eines Schlachtkreuzers gestellt werden?«

»Nachdem die Flotte zurück ist, habe ich diese Frage Kommodor Marphissa gestellt, und sie hat darüber mit Captain Bradamont geredet. Beide sind der Ansicht, dass er dazu in der Lage ist, wenn die anderen Offiziere an Bord des Schlachtkreuzers umfassende Erfahrung besitzen.«

»Und wer soll das Schlachtschiff bekommen?«

»Ich weiß nicht. Ich werde mir die Überlebenden der Reserveflotte genauer ansehen müssen und versuchen, eine engere Auswahl zu treffen. Kennen Sie Sub-CEO Freo Mercia? Sie war Stellvertreterin auf einem Schlachtschiff der Reserveflotte.«

»Nicht dass ich wüsste. Kennen Sie sie?«

»Nur flüchtig«, antwortete Iceni. »Sie hat mich bei dieser kurzen Begegnung durchaus beeindruckt. Wenn die Berichte der anderen Überlebenden ihres Schiffs zutreffen, dann hat sie das Kommando übernommen, als ihr Befehlshaber handlungsunfähig wurde, und sie hat hervorragende Arbeit geleistet. Sie hat mit diesem Schiff gekämpft, bis die Lage hoffnungslos wurde, und am Ende noch so viele Überlebende von Bord geschafft, wie es nur ging.«

»Handlungsunfähig?«, hakte Drakon nach.

Iceni verzog den Mund. »Er wurde von der Senior-Schlange an Bord erschossen, als es so aussah, als wolle er seinen Pflichten nicht mehr nachkommen. Freo Mercia erschoss daraufhin die Schlange und befahl ihrer Crew, alle anderen Schlangen an Bord ebenfalls zu töten. Dann setzte sie den Kampf gegen die Allianz-Schiffe fort, bis ihr Schlachtschiff zu stark beschädigt war, um noch irgendetwas ausrichten zu können.«

»Sie klingt nach einer sehr guten Wahl«, pflichtete Drakon ihr bei.

»Sie verdienen die Chance, sie selbst zu beurteilen, immerhin wollen wir ihr sehr viel Feuerkraft anvertrauen. Ich werde sie für ein persönliches Gespräch zu Ihnen schicken. Wir bringen die Überlebenden der Reserveflotte runter auf die Oberfläche. Wie ich hörte, ist Colonel Rogero wohlbehalten zu Ihnen zurückgekehrt.«

»Er und Captain Bradamont«, bestätigte er. »Was halten Sie von diesem Aufstand auf dem Frachter?«

»Er könnte sich mit der Wut auf eine Allianz-Offizierin erklären lassen«, antwortete sie bedächtig. »Aber …«

»Genau das. Aber. Colonel Rogero empfiehlt, jeden auf diesen Frachtern sorgfältig zu durchleuchten, so wie Sie es jetzt ja auch machen.«

Der Wagen kam mit sanftem Bremsen zum Stehen. »Da wären wir«, sagte sie. »Sie können jetzt in die Sicherheit Ihres Stabs zurückkehren, und ich kann meinem Stab versichern, dass ich immer noch lebe, obwohl ich allein mit Ihnen unterwegs war.«

»Gwen …?«

»Ja?«

Drakon schüttelte den Kopf. »Ach, nichts.«

Damit ließ er sie mit der Frage allein, was er wohl hatte sagen wollen.

»Warum werden wir zu so was eingeladen?«, knurrte Morgan mit finsterer Miene.

»Um zu unterstreichen, dass General Drakon der Mitherrscher über dieses Sternensystem ist«, erwiderte Malin so lehrmeisterhaft, wie er nur konnte.

»Er befehligt aber nicht anteilig die mobilen Streitkräfte«, wandte sie prompt ein. »Will man uns damit glauben machen, er würde irgendwelche Autorität über die Kriegsschiffe haben? Ein Schauspiel, das dem General das Gefühl geben soll, dass er Ansehen genießt, obwohl es in Wahrheit gar nichts zu bedeuten hat?«

»Das ist nicht die Absicht von Präsidentin Iceni.«

»Und woher wollen Sie wissen, welche Absicht Präsidentin Iceni verfolgt?«, forderte Morgan ihn heraus, während sie ihn argwöhnisch musterte.

Malin sah sie mit dem Gesichtsausdruck eines unschuldigen Mannes an, der zu verstehen versuchte, was man ihm da eigentlich zur Last legte. »Ich höre zu. Ich habe Quellen, und ich höre genau hin. Wenn Sie das Gleiche machen würden, wüssten Sie, warum Präsidentin Iceni die Freigabe dieser Gruppe aus ehemaligen Supervisoren vorantreibt. Sie sollen zum Schlachtkreuzer geschickt werden und dabei helfen, das Schiff so schnell wie möglich einsatzbereit zu machen.«

»Sie hören zu?« Morgan lächelte Malin so unglaublich falsch an, dass Drakon sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen konnte. »Ich höre auch zu, und ich höre viele Dinge. Unter anderem, dass einige von Icenis Quellen beim Syndikat mit dem Frachter, der zuletzt dieses Sternensystem durchquert hat, eine Nachricht mitgeschickt hatten. Eine Nachricht, die besagt, dass das Syndikat einen Angriff auf uns vorbereitet. Wollen Sie auch wissen, was ich über Sie zu hören bekomme?«

»Wenn es irgendetwas wäre, das Sie beweisen könnten, hätten Sie es längst dem General gesagt«, konterte Malin frostig.

»Benehmen Sie sich«, ermahnte Drakon die beiden. »Die Präsidentin soll nicht den Eindruck bekommen, dass sich mein Stab wie im Kindergarten streitet.«

»Jawohl, Sir«, erwiderte Morgan todernst. »Aber er hat angefangen«, fügte sie dann lachend hinzu.

Sie betraten das nicht allzu große Auditorium, das für die Zeremonie ausgewählt worden war. Präsidentin Iceni kam gefolgt von ihrem Leibwächter/Assistenten Togo soeben durch eine andere Tür herein. Vor ihnen standen in drei Reihen ehemalige Syndikat-Supervisoren in Habachthaltung; alle hatten einst als Executives und Sub-CEOs unterschiedlichster Dienstgrade gedient. Jetzt trugen sie neue Uniformen, die sie als Leytenants und Kapitan-Leytenants auswiesen.

Colonel Rogero war ebenfalls anwesend und salutierte, als er Drakon sah.

Iceni blieb neben Rogero stehen. »Es ist nur angemessen, dass der Mann, der bei der Rettung dieses Personals aus einem Gefangenenlager der Allianz eine so wichtige Rolle gespielt hat, anwesend ist, wenn sie sich unseren Streitkräften anschließen«, erklärte sie.

Drakon, den Rogero über seine Einladung informiert hatte, erwiderte den Salut und nickte Iceni zu. »Die Kommodor kann nicht auch anwesend sein?«

»Die Kommodor ist bei ihrer Flotte«, antwortete Iceni. »Wir haben Berichte erhalten, dass jederzeit mit einem neuen Angriff des Syndikats zu rechnen ist.«

»Tatsächlich?« Drakon sah kurz zu Morgan und Malin, um seine Anerkennung für die Zuverlässigkeit ihrer Informationen auszudrücken. Morgan beobachtete allerdings Rogero auf eine Weise, als rechne sie jeden Moment mit einer verräterischen Geste.

Als der General den Blick über die Reihen wandern ließ, fiel ihm eine Frau auf, die ihre Freude kaum bändigen konnte. Er erkannte sie aus den Berichten wieder, die Rogero ihm geschickt hatte. Die ehemalige Executive Ito. Sie bemerkte Rogeros Blick, lächelte kurz und setzte dann wieder eine militärisch korrekte, strenge Miene auf.

Iceni hielt eine Rede, aber Drakon konnte nicht verhindern, dass seine Aufmerksamkeit abzuschweifen begann. Er musterte die neuen Offiziere und fragte sich, was jeden Einzelnen von ihnen dazu veranlasst haben mochte, das Risiko einzugehen und für Midway kämpfen zu wollen, anstatt in noch immer vom Syndikat kontrolliertes Gebiet zurückzukehren. Sie alle waren durchleuchtet worden, um zu gewährleisten, dass ihre Loyalität tatsächlich ihm und Iceni galt, doch Drakon hatte schon vor langer Zeit gelernt, solche Dinge nicht als gegeben anzusehen.

Als Iceni ihre Rede beendet hatte, klatschten die neuen Offiziere Beifall und riefen im Chor: »Für das Volk!«

Die streng geordneten Reihen lösten sich auf, die Männer und Frauen unterhielten sich untereinander, während sich Iceni umdrehte und mit Togo sprach.

Die frischgebackene Kapitan-Leytenant Ito kam auf Rogero zu, lächelte ihn an und machte dann einen Schlenker in Drakons Richtung. Sie salutierte voller Stolz, und während er den Salut erwiderte, fiel ihm auf, dass Malin näher gekommen war, als wollte er ihm irgendetwas sagen.

Ito macht noch einen Schritt auf Drakon zu, hielt ihm lächelnd die Hand hin und sagte: »General, darf ich Sie fragen …«

Weiter kam sie nicht, da sich Malin in diesem Moment so schnell bewegte, dass er nur verwischt zu sehen war. In der einen Sekunde stand er neben Ito und Drakon, in der nächsten hatte er bereits Itos rechtes Handgelenk umfasst, während er in seiner linken Hand seine Schusswaffe hielt, deren Lauf er gegen Itos Schläfe drückte.

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