Zwölf

»Die Schlangen hier in Indras werden auf keinen Fall ein Schweigen als Antwort auf ihre Übermittlung akzeptieren«, sagte Marphissa zu Bradamont, die die Kommodor ihrem Wunsch entsprechend zusammen mit Kapitan Diaz in deren Quartier aufgesucht hatte.

»Das klingt so, als ob Ihnen keine andere Wahl bliebe, als es mit Ihrem Bluff zu versuchen«, stimmte Bradamont ihr missmutig zu.

»Wüssten Sie irgendetwas Plausibleres?«

»Etwas Plausibleres? Was man einer Schlange auftischen kann?« Die Allianz-Offizierin lachte kurz auf. »Nach allem zu urteilen, das ich über sie und über andere Bürokraten weiß, wird ihnen eine Anweisung umso echter vorkommen, je dümmer sie klingt. Wie viele dumme Anweisungen haben Sie über den Zeitraum von einem Jahr erhalten, bevor Sie gegen die Syndikatwelten rebellierten?«

»Sie sollten nicht in Jahren, sondern in Tagen rechnen, sonst wird die Zahl zu groß«, gab Diaz ironisch zurück.

»Sie meinen, die könnten die Antwort für echt halten, weil sie keinen richtigen Sinn ergibt?«, fragte Marphissa Bradamont. »Wissen Sie, das ist durchaus möglich. Das ist wirklich möglich. Also gut, ich gebe die Antwort zur Übermittlung frei«, wandte sie sich an Diaz. »Senden Sie sie, und falls Sie immer noch an irgendwelche Gottheiten glauben, dann beten Sie zu ihnen, damit sie die Schlangen dazu bringen, das zu glauben, was wir Ihnen da erzählen.«

An weiteren Schlaf war danach nicht zu denken. Marphissa versuchte in ihrem Quartier zu arbeiten, aber das regte sie nur auf, also machte sie sich auf den Weg zur Brücke, wo sie beinahe einem Wachspezialisten den Kopf abriss. Dabei hatte der nichts Schlimmeres getan, als sich nur ein bisschen lauter mit einem Kollegen zu unterhalten. Daraufhin kehrte sie in ihr Quartier zurück und suchte schließlich Bradamont auf, um mit ihr zu reden.

Eine Stunde vor dem Erreichen des Sprungpunkts nach Atalia begab sich Marphissa erneut auf die Brücke der Manticore. Sie wusste, dass sie hundsmiserabel aussah, und dementsprechend fühlte sie sich auch. »Keine Antwort von den Schlangen?«, wollte sie von Diaz wissen.

»Nein, Kommodor.« Diaz rieb sich die Augen, dann drückte er eines der stimulierenden Objekte auf seinen Arm, die alle nur als ›Aufputscher‹ bezeichneten. »Keine Antwort.«

Sie versuchte sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal auf die Brücke gekommen war und Diaz nicht dort angetroffen hatte. Wie es schien, hatte er den Dienst für die gesamte Transitdauer übernommen. »Keine Hinweise darauf, dass irgendwer im Sternensystem einen Alarm ausgelöst hat?«, hakte Marphissa nach. »Immer noch kein Anzeichen für irgendeine Art von Reaktion? Keine schnellen Schiffe, die Kurs auf das Hypernet-Portal nehmen und den Eindruck erwecken, dass sie eine eilige Nachricht irgendwo abliefern müssen?«

»Nein, Kommodor.«

Was machen die bloß? Marphissa musterte finster ihr Display. Die Schlangen müssen doch zumindest etwas vermuten. Lassen sie uns in irgendeine Falle laufen? Warten sie auf die Zustimmung von irgendeinem hochrangigen CEO, der die Anweisung erteilt hat, nur dann aus dem Schlaf geholt zu werden, wenn Black Jack persönlich ins Sternensystem geflogen kommt? »Wir fliegen weiter. Wir halten weiter auf den Sprungpunkt zu und nehmen Kurs auf Atalia, ganz egal, was ab jetzt noch geschieht.«

Zu ihrem Erstaunen ließ die Anspannung auf der Brücke sofort deutlich nach. Sie sah Diaz fragend an.

»Es ist die Ungewissheit«, sagte er leise zu ihr. »Die macht uns alle wahnsinnig. Aber Sie haben gerade für ein wenig Gewissheit gesorgt. Wir fliegen weiter, und jetzt weiß jeder, was hier noch passiert.«

»Was hier noch innerhalb der nächsten Stunde passiert«, korrigierte Marphissa ihn. »Danach weiß ich so wenig wie jeder andere, was kommen wird.«

»Es könnte schlimmer sein«, gab Diaz zu bedenken. »Wir könnten immer noch Syndikatsanzüge tragen, und hinten auf der Brücke könnte eine Schlange stehen und jedes Wort mithören, das wir reden.« Sein Gesichtsausdruck wurde etwas ernster. »Das wäre richtig übel.«

»Haben Sie zu viele Medikamente eingenommen?«, wollte Marphissa wissen.

»Könnte sein.« Er lehnte sich nach hinten und sah zur Decke. »Ich glaube nicht, dass mir Indras gefällt. Wäre es nicht toll, wenn wir ein großes Display über uns hätten, das uns die Sterne zeigt, die sich jetzt gerade da oben befinden? Das wäre so, als befände sich die Brücke außen an der Schiffshülle, und wir hätten über uns ein großes Fenster.«

»Kapitan Diaz, wenn wir zum Sprung nach Atalia angesetzt haben, gebe ich Ihnen eine Minute Zeit, um die Brücke an einen anderen Offizier zu übergeben, und dann gehen Sie in Ihr Quartier, pappen sich ein Schlafpflaster auf und schlafen mindestens acht Stunden lang. Haben Sie verstanden?«

»Äh … ja, Kommodor.«

»Ich weiß, Sie wollen Ihrer Verantwortung nachkommen, als befehlshabender Offizier auf der Brücke zu sein. Aber es ist nicht der Sinn der Sache, so lange Dienst zu schieben, bis Sie unter Halluzinationen zu leiden beginnen. Sinn der Sache ist, sich von Zeit zu Zeit auszuruhen, damit Sie vernünftige Entscheidungen treffen und dann hellwach sind, wenn es wirklich darauf ankommt. Und ich weiß, ich war in den letzten Stunden ein ziemlich schlechtes Vorbild. Wenn wir im Sprungraum sind, werde ich mich ebenfalls aufs Ohr hauen.«

»Eine Nachricht geht ein«, warnte die Komm-Spezialistin. »Schlangen-Code. Der gleiche, den wir auch benutzt haben.«

Marphissa kniff die Augen zu und atmete ruhig und gleichmäßig durch, dann antwortete sie der Spezialistin. »Was sagen die Schlangen?«

»Nur … ›Wir verstehen.‹«

»Was? Was sagen sie?«

»Das ist alles, Kommodor. Das ist die gesamte Nachricht. ›Wir verstehen.‹«

Diaz setzte sich gerader hin und sah die Frau eindringlich an. »Können wir davon ausgehen, dass kein Wurm oder Virus oder Trojaner an diese Nachricht angehängt wurde?«

»Da ist nichts, Kapitan. Diese Nachricht ist viel zu klein, als dass da noch irgendetwas angehängt worden sein könnte. Sie besteht nur aus der Adresse und diesen zwei Worten.«

Marphissa atmete schwer seufzend aus. »Sie wissen Bescheid. Und jetzt spielen sie mit uns. Die Schlangen haben zwar rausgekriegt, dass wir nicht die sind, für die wir uns ausgeben, aber wahrscheinlich haben sie noch keine Ahnung, wer wir denn wirklich sind. Vielleicht hoffen sie, uns durch diese kurze Mitteilung zu einer Reaktion zu veranlassen, mit der wir mehr über uns verraten, weil wir glauben, sie wüssten mehr über uns, als es tatsächlich der Fall ist.«

»Das ist ein alter Schlangentrick«, stimmte Diaz ihr zu.

»Und sie wissen auch nicht, warum wir nach Atalia wollen. Ich würde mein Leben verwetten, dass die Schlangen auch keine Ahnung von unserem Plan haben, von dort zur Allianz weiterzufliegen. Wahrscheinlich haben sie in Atalia Agenten sitzen, und sie werden einen Weg finden, von ihnen zu erfahren, was wir dort im System machen.« Sie warf Diaz einen triumphierenden Blick zu. »Aber wir verfügen über mehr Feuerkraft als jeder andere in Atalia, wenn Captain Bradamonts Informationen immer noch zutreffen. Wir werden bei Atalia jeden daran hindern, Indras anzufliegen, bis unsere Frachter aus Varandal zurückgekehrt sind und wir selbst den Sprung zurück nach Indras unternehmen können. Die Schlangen werden erst wissen, was wir vorhaben, wenn wir da schon wieder eingetroffen sind, und dann ist es zu spät, um noch einzugreifen.«

Hoffentlich.

Vierzig Minuten später erreichten sie den Sprungpunkt. »An alle Einheiten der Heimkehrerflotte: Wir springen jetzt«, wies Marphissa ihre Schiffe an. Sie nahm kaum das geistige Zucken wahr, als sie in den Sprungraum überwechselten, und ebenso bemerkte sie fast nichts davon, wie die Sterne und die Schwärze des normalen Alls dem unendlichen Grau des Sprungraums wichen. Nur beiläufig sah sie eines der seltsamen, unerklärlichen Lichter auftauchen, die hier von Zeit zu Zeit vorbeizuckten. »Ich lege mich jetzt schlafen, und Sie werden das ebenfalls machen, Kapitan Diaz. Achten Sie darauf, dass Sie mich sofort rufen, wenn es irgendeinen Notfall gibt«, sagte sie dann an die Wachspezialisten gewandt, dann verließ sie die Brücke und zog sich in ihr Quartier zurück.

Sie mussten Kalixa durchqueren, um Atalia zu erreichen. Kalixa war ein wichtiges Sternensystem gewesen, das gut verteidigt war und vielen Millionen Menschen ein Zuhause bot.

Dann hatten die Enigmas das Hypernet-Portal Kalixas in der Hoffnung kollabieren lassen, damit eine Welle von Vergeltungsschlägen zwischen den Syndikatwelten und der Allianz auszulösen.

»Da ist nichts mehr übrig«, keuchte Kapitan Diaz entsetzt, als er die Überreste des Sternensystems betrachtete. »Selbst der Stern ist instabil geworden.«

»Auf dem vormals bewohnten Planeten kann man noch Ruinen erkennen«, stellte Marphissa mit düsterer Miene fest. »Es ist nicht mehr viel Atmosphäre übrig, die uns die Sicht nehmen könnte. Wäre der Plan der Enigmas aufgegangen, dann würde es jetzt in etlichen Sternensystemen der Allianz und des Syndikats genauso aussehen.«

Sie konnten Kalixa nicht so schnell durchqueren, wie es ihnen recht gewesen wäre, da die Frachter sie aufhielten. Dennoch erreichten sie relativ zügig den Sprungpunkt nach Atalia, und jeder atmete erleichtert auf, als das Grau des Sprungraums den Anblick des toten Sternensystems ersetzte.

Captain Bradamonts Informationen über Atalia trafen immer noch zu.

Marphissas Anspannung legte sich, als sich ihr Display aktualisierte und dabei einen einzigen Jäger im Orbit um die primäre bewohnte Welt des Sternensystems sowie ein einzelnes Allianz-Kurierschiff nahe dem Sprungpunkt nach Varandal anzeigte. Die unheimliche graue Isolation des Sprungraums zu verlassen und in den Normalraum zurückzukehren, wo einen überall ringsum funkelnde Sterne vor pechschwarzem Hintergrund umgaben, hatte jedes Mal etwas Erleichterndes. Aber oft ging damit auch eine extreme Anspannung einher, denn man wusste nie, was einen beim Austritt aus dem Sprungpunkt erwartete.

»Das wär’s dann«, sagte sie zu Bradamont, die auf die Brücke gekommen war, um die Ankunft im Atalia-System für den Fall zu beobachten, dass sich dort andere Allianz-Schiffe aufhalten sollten. »Wir bringen Sie jetzt rüber zu diesem Frachter. Ich werde mit der Manticore und der Kraken hier in der Nähe des Sprungpunkts nach Kalixa auf Sie warten und jeden daran hindern, nach Indras zu gelangen und dort den Schlangen zu erzählen, was hier los ist. Die Leichten Kreuzer und unsere Jäger werden Ihre Frachter bis zum Sprungpunkt nach Varandal begleiten und da auf Ihre Rückkehr warten.«

»Auf meine Rückkehr und die Ihrer Kameraden der Reserveflotte«, korrigierte Bradamont sie.

»Wenn das jemand hinkriegen kann, dann Sie«, sagte Marphissa. Als sie aufstand, um die Allianz-Offizierin zum Shuttle zu begleiten, hörte sie erstaunt, wie der Senior-Wachspezialist sich zu Wort meldete.

»Viel Glück, Kapitan«, rief er.

»Ja«, stimmte ein anderer Spezialist ein. »Einer von den Kerlen aus der Reserveflotte schuldet mir noch Geld. Ich hoffe, Sie bringen ihn mit.«

Bradamont grinste, winkte in die Runde und folgte Marphissa von der Brücke.

»Das kam jetzt überraschend«, meinte Marphissa, als sie beide zur Luftschleuse gingen.

»Vermutlich gewöhnen sie sich so langsam an mich«, erwiderte die Allianz-Offizierin. »Außerdem verehren die Sie und …«

»Das ist ja absurd.«

»Nein, das tun sie wirklich. Und wenn sie sehen, dass Sie mir vertrauen, dann färbt das ein wenig auf die anderen ab.« Sie hatten die Luke erreicht, Bradamont hielt kurz inne. »Wenn Admiral Geary bereits zurück in Varandal ist, wird das ein Spaziergang.«

»Und wenn nicht, sagten Sie doch, könnten Sie sich dann immer noch mit diesem Admiral Timbale einigen«, erwiderte Marphissa. »Seien Sie vorsichtig. Ich will Sie nicht verlieren. Und dass Sie und Colonel Rogero mir ja keinen Kummer machen. Benehmen Sie sich, wenn Sie auf dem gleichen Schiff sind wie er. Nicht, dass Sie beide sich heimlich in ein stilles Eckchen zurückziehen.«

»Das ist sehr unwahrscheinlich«, antwortete Bradamont lachend. »Sie sind die Einzige in dieser Flotte, die das von Donal Rogero und mir weiß. Er glaubt zwar, dass seine Soldaten damit kein Problem hätten, aber wir wollen keine Schwierigkeiten mit den Überlebenden der Reserveflotte herausfordern, wenn sie sich auf dem gleichen Schiff aufhalten wie wir.«

»Sehr gut.« Dann zögerte Marphissa, da sie sich auf untypische Weise unsicher fühlte. »Wie sagen Sie noch mal? Mögen die Sterne Sie beschützen? So was in dieser Art?«

»Ja, so was in dieser Art. Mögen die lebenden Sterne über Sie wachen.«

Erst als sich die Luke hinter Bradamont geschlossen hatte, wurde Marphissa bewusst, dass die Allianz-Offizierin ihr nicht nur die korrekte Formulierung gesagt, sondern dass sie damit auch noch gemeint gewesen war. Viel Glück, Allianz-Abschaum. Kommen Sie heil zu uns zurück.

Einige Stunden später meldete sich Bradamont bei Marphissa von dem Frachter, zu dem das Shuttle sie gebracht hatte. Die Frachter und ihre Eskortschiffe hatten die beiden Schweren Kreuzer zurückgelassen und flogen so zügig auf den Sprungpunkt nach Varandal zu, wie es ihre Bauart zuließ.

Bradamont schaute betrübt drein. »Das Kurierschiff hat bestätigt, dass Admiral Geary mit der Flotte noch nicht über Atalia nach Varandal zurückgekehrt ist. Das war allerdings auch zu erwarten, da er nach Sobek fliegen musste und von dort eine Reihe von Sprüngen von System zu System zurücklegen muss, ehe er hier eintreffen kann. So oder so heißt das, wir werden vor ihm in Varandal ankommen. Wir können hier nicht auf ihn warten, denn es kann Tage oder Wochen dauern, ehe Admiral Geary mit dem Kik-Superschlachtschiff hier ankommt. Gegen dieses Schiff sind die Frachter so schnell wie Rennboote. Wir setzen unseren Weg nach Varandal fort.«

Black Jack braucht für seine Heimreise länger?, überlegte Marphissa. Damit haben wir gerechnet. Trotzdem bereitet mir das Sorgen. Das Syndikat wollte ihn nach Sobek lotsen, und das Syndikat spielt immer unfair. Ha! Du musst dich mal selbst hören! Du machst dir Gedanken um die Sicherheit der Allianz-Flotte!

Ja, das ist wahr. Die Dinge haben sich geändert.

Colonel Rogero hatte große Sorgfalt walten lassen, damit er sich Bradamont gegenüber so professionell und distanziert wie nur möglich verhielt. Aber nachdem er sie nach der Übermittlung der Nachricht an Kommodor Marphissa in ihre winzige Kabine an Bord des Frachters begleitet hatte, wo sie beide allein und ungestört waren, sah er sie besorgt an. »Du bist beunruhigt.«

»Ich bin eine Allianz-Offizierin, die Sie noch nie zuvor gesehen haben, schon vergessen? Sie dürften mich gar nicht kennen, Colonel«, erwiderte Bradamont und lächelte dabei flüchtig.

»Aber ich kenne dich, Honore. Rechnest du bei Varandal mit Schwierigkeiten?«

»Ich weiß nicht«, gestand sie ihm. »Es sollte keine Schwierigkeiten geben. Dennoch … Diese Frachter wurden von den Syndikatwelten gebaut, du und deine Soldaten, ihr seid ehemaliges Militär der Syndikatwelten. Jemand könnte auf die Idee kommen, uns Steine in den Weg zu legen.«

»Und was verschweigst du mir?«, fragte Rogero geradeheraus.

»Ach, verdammt. Warum versuche ich überhaupt erst, dir was vorzumachen?« Sie setzte sich auf den einzigen Stuhl in der beengten Kabine. »Du bist der Senioroffizier. Es könnte sein, dass du die Übergabe der Gefangenen gegenzeichnen musst. Aber du …«

»… aber ich bin ein Mann, an dem deine Geheimdienstleute interessiert sein könnten?«

Bradamont nickte betrübt. »Wenn sie über Akten verfügen, die eine Verbindung zwischen Colonel Donal Rogero und der Informationsquelle mit Namen Roter Zauberer auf der Seite der Syndikatwelten herstellt, dann könnten sie darauf bestehen, dich zu verhaften. Sie würden es zwar nicht so nennen, aber im Prinzip würde es darauf hinauslaufen.«

»Und was ist mit dir? Welchen Decknamen hatte der Allianz-Geheimdienst für dich?«

»Weiße Hexe«, antwortete sie und verdrehte die Augen.

»Ehrlich?«

»Mach jetzt ja keinen Witz darüber.«

»Das würde mir gar nicht in den Sinn kommen«, protestierte er. »Aber das dürfte bedeuten, dass euer Geheimdienst auch an dir interessiert sein könnte.«

»Ja.« Sie verzog den Mund. »Ich muss mit Admiral Timbale Kontakt aufnehmen. Admiral Geary hat mir einige spezielle Codes mitgegeben, die ich eigens zu dem Zweck einsetzen kann. Aber es wäre am besten, wenn niemand sonst etwas davon erfährt, dass ich mit nach Varandal gekommen bin. Eine falsche Bemerkung am falschen Ort könnte zur Folge haben, dass wir beide verhaftet und alle sechs Frachter beschlagnahmt werden. Das wird sehr interessant werden, Donal. Und obwohl wir uns auf dem gleichen Schiff befinden, kann ich dich nicht mal berühren.«

»Unsere Träume haben uns lange Zeit durchhalten lassen. Da werden wir es auch noch ein wenig länger schaffen, nicht wahr? Glaubst du, der Geheimdienst der Allianz und die Schlangen gemeinsam können uns besiegen?«

Bradamont lächelte und deutete einen lässigen Salut im Stil der Allianz an. »Nein, Sir, wir werden das schon schaffen.«

Es fiel schwer, die Leichten Kreuzer und die Jäger zurückzulassen, während die Frachter den Sprung nach Varandal unternahmen. Immerhin waren sie nicht bloß auf dem Weg in ein von der Allianz kontrolliertes Sternensystem, dieses System war auch noch ein bestens verteidigter militärischer Stützpunkt. Auch wenn die Supervisoren und die Crewmitglieder der Frachter nicht zum Militär gehörten und sie die mobilen Streitkräfte des Syndikats für nur wenig besser hielten als die Kriegsschiffe der Allianz, machte sogar ihnen die Aussicht Angst, ganz ohne Eskorte in Varandal eintreffen zu müssen.

Colonel Rogero achtete genau auf die Gespräche, die während des viertägigen Aufenthalts im Sprungraum um ihn herum geführt wurden. Er versuchte mit den Frachtersupervisoren über den Sprungraum zu reden, doch die wussten so gut wie nichts über die theoretische Seite des Sprungraums und des Sprungantriebs. Sie waren praxisorientierte Männer und Frauen, die wussten, wie sie ihre Ausrüstung am Laufen hielten und was diese Ausrüstung zu leisten imstande war. Aber sie hatten keine Ahnung, ob der Sprungraum tatsächlich ein anderes Universum war, in dem niemals ein Stern oder ein Planet entstanden war und in dem alle Strecken erheblich kürzer waren als in dem Universum, in dem die Menschen existierten. Der Sprungraum war etwas, das sie durchquerten, um innerhalb einer vertretbaren Zeit an den Ort zu gelangen, wo sie hin mussten. Mehr gab es für sie nicht zu wissen.

Er hatte nur wenige Bodenstreitkräfte auf die Frachter verteilt, je Schiff war es maximal ein Zug. Immerhin sollte so viel Platz wie möglich zur Verfügung stehen, um die befreiten Gefangenen unterzubringen. Rogeros Leute begegneten Bradamont mit Skepsis, aber die Tatsache, dass sie auf Befehl von General Drakon an Bord war (zumindest hielten sie es für eine Tatsache, in Wahrheit war es nur das, was Rogero ihnen gesagt hatte), genügte den Soldaten, die ungewohnte Gegenwart einer frei umherlaufenden Allianz-Offizierin zu akzeptieren.

Bradamont hatte zudem dafür gesorgt, dass sie in der Gegenwart einiger Soldaten »zufällig« die Stelle an ihrem Arm entblößte, an der jene Markierung noch deutlich zu sehen war, die erkennen ließ, dass sie eine gewisse Zeit in einem Arbeitslager des Syndikats verbracht hatte. Jeder, der ein Arbeitslager überlebt hatte, konnte sich eines gewissen Mitgefühls und Respekts von Leuten wie Rogeros Soldaten gewiss sein, die selbst das Syndikat über sich hatten ergehen lassen.

Jetzt aber war die Zeit des Wartens bald vorüber. Rogero hatte Bradamont zur beengten Frachterbrücke begleitet, wo der Frachter-Executive seine Nervosität angesichts der Rückkehr in den Normalraum kaum überspielen konnte.

»Und die werden nicht auf uns schießen?«, fragte der Executive bereits zum dritten Mal, obwohl Bradamont diese Frage schon zweimal mit einem klaren ›Nein‹ beantwortet hatte.

»Vermutlich nicht«, antwortete sie diesmal und gab sich dabei völlig unbekümmert. »Falls doch, werden wir wohl in der Lage sein, die Rettungskapsel zu erreichen, bevor das Schiff explodiert. Allerdings passen wir da nicht alle rein, daher hoffe ich für Sie, dass Sie schnell genug rennen können.«

Rogero, der hinter dem Frachter-Executive stand, grinste Bradamont an, während sie ihre todernste Miene wahrte.

Das Verlassen des Sprungraums hinderte den Executive daran, das auszusprechen, was immer er darauf hatte erwidern wollen.

Zwei Allianz-Zerstörer hielten sich in einer Entfernung von fünf Lichtsekunden zum Sprungpunkt auf.

Sofort stockte Rogero der Atem, da sich ein Instinkt meldete, der von einem Krieg geschärft worden war, den er ein Leben lang mitgemacht hatte.

Aber Bradamont machte eine aufmunternde Geste und zeigte auf den Transmitter des Frachters. Also gut. Dann wollen wir mal sehen, wie gut ich mich mit der Allianz unterhalten kann. »Hier spricht Colonel Rogero vom unabhängigen Midway-Sternensystem. Wir sind auf Einladung von Admiral Geary hergekommen und befinden uns auf einer friedlichen Mission, um Kriegsgefangene der Reserveflotte des Syndikats abzuholen. Verständigen Sie bitte Admiral Timbale, dass wir Informationen über Admiral Geary und den Verlauf seiner Mission haben, und richten Sie ihm bitte aus, dass wir mit ihm reden möchten.«

Plötzlich hob Bradamont warnend eine Hand, und Rogero konnte gerade noch runterschlucken, was er als Nächstes hatte sagen wollen. Stattdessen schloss er nur mit: »Rogero, Ende.«

»Ich hätte Sie vorher warnen sollen«, sagte sie. »Ein Für das Volk hätte Sie sofort zum Syndik gestempelt.«

»Wahrscheinlich werden sie uns sowieso dem Syndikat zuordnen. Aber mit ein wenig Glück«, fuhr Rogero fort, »haben wir sie mit der Ankündigung, Neues über Black Jack berichten zu können, so neugierig gemacht, dass sie uns nicht sofort in Stücke schießen.«

»Sie wissen, dass Admiral Timbale neugierig sein wird«, bestätigte Bradamont. »Und sie werden sich nicht seinen Zorn zuziehen wollen.«

Rogero beobachtete das eingeschränkte Display des Frachters, das schubweise eine unendliche Anzahl an Kriegs- und Versorgungsschiffen, zivilen Raumfahrzeugen, Reparatureinrichtungen und Verteidigungsanlagen im gesamten System zur Darstellung brachte. »Dabei ist Black Jack noch nicht mal zurück«, murmelte Rogero, »und trotzdem wimmelt es hier von Schiffen.«

»So viele Kriegsschiffe sind nicht im System«, wandte Bradamont ein. »Außerdem sind das nur Schiffe der Klassen Kreuzer und darunter.«

»Und die sind alle groß genug, um uns Sorgen zu bereiten«, gab der Frachter-Executive mürrisch zu bedenken.

Keine dreißig Sekunden vergingen, da traf eine Antwort von einem der Zerstörer ein. »Hier spricht Lieutenant Commander Baader vom Allianz-Zerstörer Sai. Ihr Status und Ihre politische Zugehörigkeit sind uns nicht bekannt, Colonel Rogero. Sie und Ihr Schiff sehen nach Syndik-Herkunft aus.«

Wieder machte Bradamont eine aufmunternde Geste, und Rogero betätigte erneut die Komm-Kontrolle. »Ich bin ein Colonel der Bodenstreitkräfte des freien und unabhängigen Midway-Sternensystems. Meine Loyalität gilt unserer Präsidentin Iceni und meinem Befehlshaber General Drakon. Wir gehören nicht länger zum Syndikat. Das Syndikat ist unser Feind. Wir befinden uns im Frieden mit der Allianz und haben in Midway an der Seite Ihres Admiral Geary gekämpft.«

Diesmal dauerte es eine Minute, ehe Lieutenant Commander Baaders Bild erneut auftauchte. »Wir haben Ihre Nachricht an Admiral Timbale weitergeleitet, Colonel Rogero. Ihre Frachter bleiben in diesem Orbit, bis wir die Freigabe erhalten, Sie passieren zu lassen.«

»Wir müssen weiter warten?«, fragte Rogero.

»Ganz richtig«, bestätigte Bradamont. »Sie haben die Angelegenheit an ihre Vorgesetzten weitergegeben, was das Klügste ist, das sie tun konnten.«

Die Nachricht bewegte sich mit Lichtgeschwindigkeit zur Ambaru-Station, wo sich Admiral Timbales Hauptquartier befand, und kehrte von dort zur Frachterflotte zurück, was wegen der immensen Entfernungen im Sternensystem viele Stunden in Anspruch nahm. So viele Stunden, dass Rogero viel später vom Zweiten Offizier des Frachters geweckt und aus seiner Kabine geholt werden musste. Auf dem Weg zur Brücke nahm er dann gleich noch Bradamont mit.

»Hier spricht Admiral Timbale.« Der Admiral wirkte nachdenklich und argwöhnisch, was Rogero als gutes Zeichen wertete. »Wir würden uns natürlich freuen, die derzeit hier festgehaltenen Syndik-Gefangenen nach Hause zu entlassen, erst recht, wenn sie von einem Repräsentanten eines Sternensystems abgeholt werden sollten, das sich vom Joch der Syndiks befreit hat. Aber das Ganze ist mit Blick auf die Geschichte unserer beiden Völker eine heikle Angelegenheit, bei der ich mit höheren Dienststellen Rücksprache nehmen muss. Ihre Schiffe werden hier warten müssen, bis ich eine Antwort erhalten habe. Das wird mindestens zwei Wochen in Anspruch nehmen.«

Rogero schaute Captain Bradamont an, die den Mund verzog. »Das ist der schlimmste Fall, den ich in Erwägung gezogen hatte«, sagte sie. »Aber jetzt haben wir zumindest eine Übertragungs-ID, die ich für eine Rückmeldung bei Admiral Timbale benutzen kann. Ist dieses Schiff in der Lage, einen eng gebündelten Strahl zu senden, der so sicher ist, dass nur der Empfänger die Nachricht lesen kann?«

»Das ist möglich, seit wir für die Mission nach Taroa die Technik an Bord aufgerüstet haben«, antwortete Rogero. »So was ist sicher keine Standardausrüstung für Frachter wie diesen. Aber um diese besseren Geräte nutzen zu können, müssen wir in ein Abteil wechseln, das speziell dafür eingerichtet worden ist.«

Er führte sie durch die zu dieser Zeit nahezu verwaisten Gänge des Frachters, bis sie eine Luke erreichten, hinter der ein kleines Abteil lag. Nach dem Geruch zu urteilen, der sich dort hielt, mussten in dem Raum früher Kartoffeln und Zwiebeln gelagert worden sein. Einer von Rogeros Soldaten wachte einsam über die Anlage, obwohl es äußerst unwahrscheinlich war, dass auf der momentanen Frequenz irgendwelche Nachrichten eingingen. »Wollen Sie unverschlüsselt senden?«, fragte Rogero Bradamont.

Sie hielt eine Datenscheibe hoch. »Hier drauf befinden sich die erforderlichen Allianz-Codes. Admiral Geary hat sie mir für den Fall mitgegeben, dass ich über Ihre Kanäle eine verschlüsselte Nachricht senden muss.«

»Alles klar.« Rogero nickte dem Komm-Controller zu. »Auf und davon.«

Der Mann stand auf, salutierte und verließ wortlos das Abteil.

»Deine Leute stellen nicht gerade viele Fragen«, meinte Bradamont, während sie an der Komm-Station Platz nahm.

»In der Syndikatshierarchie sind Arbeiter, die Fragen stellen, nicht gern gesehen«, antwortete er und schloss die Luke. »Für meine Soldaten ist das etwas, was sie ihr Leben lang gelernt haben. Das können sie nicht so schnell ablegen.«

Sie sah ihn kurz an und lächelte flüchtig. »Du scheinst das aber nicht in gleichem Maße verinnerlicht zu haben.«

»Richtig, und du hast ja gesehen, was man mit mir gemacht hat. Erst wurde ich zum Arbeitslagerpersonal versetzt, und dann stand ich kurz davor, selbst in dessen Genuss zu kommen. Ohne General Drakon wäre ich wahrscheinlich längst in irgendeinem dieser Lager gestorben.«

»Ich ebenfalls«, ergänzte sie und konzentrierte sich auf die Komm-Anlage. »Bevor du es mir gesagt hattest, wäre ich von selbst nie auf den Gedanken gekommen, dass er den Schlangen vorgeschlagen hatte, unsere Beziehung für deren Zwecke auszunutzen. Ohne ihn hätten die Schlangen niemals Informationen über meine Verlegung in ein anderes Lager durchsickern lassen, damit man mich befreien konnte.«

Rogero nickte. »Er ist ein guter Mann. Er selbst glaubt zwar inzwischen nicht mehr daran, aber ich weiß, was für ein guter Mann er ist.«

Nach einer kurzen Pause fragte Bradamont: »Wieso? Wie kommt es, dass Drakon so eine schlechte Meinung von sich selbst hat?«

»Er war ein CEO. Um bis zum CEO aufzusteigen und innerhalb dieses Systems zu überleben, ist man gezwungen, Dinge zu tun, die einem nach und nach die Seele wegfressen. Ich bin zu vielen CEOs begegnet, denen nicht anzumerken war, dass sie ihrer Seele nachtrauerten. Aber General Drakon hat sich seine Seele zum größten Teil erhalten können.« Er tippte sich an die Brust. »Aber das heißt auch, dass er in seinem Herzen weiß, dass er viele falsche Dinge getan hat.«

»Manchmal ist es besser, wenn man so etwas einfach ignorieren kann«, murmelte Bradamont. »Es war ein hässlicher Krieg. Aber gab es irgendwann einmal einen Krieg, der nicht hässlich war? Jeder von uns hat in seinem Inneren Narben davongetragen.«

»Es war nicht nur der Krieg, Honore. Es war das System. Das Syndikatssystem. Man frisst die anderen, sonst wird man vom System gefressen.«

Sie nickte, diesmal ohne ihn anzusehen. »Aber du hast dich von dieser Art losgesagt. Du wirst einen besseren Weg gehen, sofern General Drakon und Präsidentin Iceni nicht irgendeinen fatalen Fehler machen.« Bradamont lehnte sich nach hinten und fuhr sich durchs Haar. »Wie sehe ich aus?«

»Schöner denn je.«

Sie musste lachen. »Schon gut, dass wir allein hier sind.«

»Und zu schade, dass wir nicht lange in diesem Raum allein sein können.«

»Vielleicht ist das gar nicht so verkehrt. Also gut. Stell dich so weit an den Rand, wie du nur kannst. Ich will sichergehen, dass du nicht im Bild bist.«

Rogero zog sich in eine Ecke zurück und drückte sich an die Wand.

Bradamont betätigte eine Taste, ihr Blick war auf die Kamera gerichtet. »Admiral Timbale, hier spricht Captain Honore Bradamont, vormalige befehlshabende Offizierin der Dragon. Admiral Geary hat mich aus der Flotte genommen, als die ins Midway-Sternensystem zurückgekehrt ist, und hat mir den Auftrag gegeben, als Verbindungsoffizier für die dortige Regierung und das Militär zu fungieren. Das Midway-Sternensystem hat sich vollständig von den Syndikatwelten losgesagt. Die neue Regierung ist stabil und hat einen Kurs hin zu mehr Demokratie eingeschlagen, außerdem hat sie umliegenden Sternensystemen dabei geholfen, sich gegen die Autorität der Syndikatwelten aufzulehnen. Ihre Flotte hat der unseren im Kampf gegen die Enigmas beigestanden. Sie benötigen das hier festsitzende Personal der Reserveflotte, um Kriegsschiffe zu bemannen, die sich derzeit noch in der Fertigstellung befinden und die verhindern sollen, dass den Syndikatwelten eine Rückeroberung des Midway-Sternensystems gelingt.

Admiral Gearys Flotte befindet sich auf dem Rückflug von Midway, wurde aber durch ein Störmanöver der Syndiks aufgehalten. Ich weiß nicht genau, in welche Situation er geraten ist, aber wir haben dadurch herausgefunden, dass die Syndiks in der Lage sind, vorübergehend die Nutzung des Hypernets zu verhindern. Dadurch war Admiral Geary gezwungen, mit der Flotte Kurs auf Sobek zu nehmen. Zweifellos befindet er sich von dort aus auf dem Heimweg, aber es ist anzunehmen, dass die Syndiks ihm trotz der Friedensvereinbarungen Hindernisse in den Weg gelegt haben. Auf dem Weg durch das Enigma-Gebiet hat die Flotte beträchtliche Gefechtsschäden davongetragen, ebenso beim Kontakt mit einer zweiten nichtmenschlichen Spezies sowie schließlich bei der Rückkehr durch das Gebiet der Enigma-Rasse. Erschwert wird die Rückreise durch ein erbeutetes Kriegsschiff der Aliens, das ins Allianz-Gebiet gebracht werden soll. Begleitet wird die Flotte zudem von sechs Schiffen einer dritten nichtmenschlichen Spezies, die an friedlichen Beziehungen zu uns interessiert ist.

Ich kann Sie mit weiteren Informationen zum erfolgreichen Verlauf von Admiral Gearys Mission versorgen, aber da es sich um extrem sensible Daten handelt und ich von ihm zum Dienst bei Midway abgestellt worden bin, möchte ich nicht publik machen, dass ich nach Varandal zurückgekehrt bin. Das Flottenhauptquartier wird sicherlich Admiral Gearys Befehle hinsichtlich meines Verbleibs als Verbindungsoffizier widerrufen wollen und mich zu sich zitieren, damit ich mein gesamtes Wissen ohne Rücksicht darauf preisgebe, wie Admiral Geary seine Informationen nach seiner Heimkehr präsentieren möchte.

Natürlich unterstehe ich hier Ihrer Befehlsgewalt, aber meine Auslegung von Admiral Gearys Befehlen lässt mich zu dem Schluss kommen, dass ich alles unternehmen sollte, um eine Freilassung dieser Kriegsgefangenen zu erreichen, damit die ins Midway-Sternensystem heimkehren können. Danach sollte ich mich selbst auch wieder dorthin zurückbegeben, um die Situation im Auge zu behalten und den Allianz-Behörden über alle maßgeblichen Entwicklungen Bericht zu erstatten. Ich möchte Sie respektvoll darum bitten, dass wir die Überstellung der Syndik-Kriegsgefangenen in diesem Sternensystem auf die Frachter unter dem Kommando von Colonel Rogero so schnell wie möglich erledigen können. Captain Bradamont, Ende.«

Rogero wartete, bis sie die Verbindung beendet hatte, dann sagte er: »Das wird ihn aber hellwach machen, wenn er mitten in der Nacht diese Nachricht erhält.«

»O ja.«

Er betrachtete sie noch einen Moment länger und überlegte, ob er ihr die nächste Frage tatsächlich stellen sollte, entschied sich dann aber dafür. »Glaubst du das wirklich? Das, was du über Präsidentin Iceni und General Drakon gesagt hast, meine ich.«

»Was ich gesagt habe? Du meinst, dass eure Regierung stabil ist und dass demokratische Reformen angelaufen sind? Ja. Soweit ich das erkennen kann, ist es so.«

»Was hältst du von Präsidentin Iceni?«

»Willst du mir Informationen entlocken, um sie an deinen Boss weiterzugeben?«, fragte Bradamont in amüsiertem Tonfall, doch ihre Augen verrieten, dass es nicht witzig gemeint war.

»Nein. Ich will nur wissen, was du denkst. Ich werde das niemandem erzählen.«

Sie hielt inne und dachte einen Moment lang nach. »Ich glaube, sie ist ein knallhartes Miststück. Und das meine ich auf eine gute Art.«

»Kann man das auf eine gute Art meinen?«, fragte er. »Dann denkst du, sie wird tatsächlich etwas für ihr Volk tun?«

»Ja, das würde ich sagen. Aber stell dich ihr nicht in den Weg. Ich glaube, wer das macht, wird es bitter bereuen.«

»Und ihr Assistent? Dieser Togo?«

Bradamont schüttelte den Kopf. »Der ist mir ein Rätsel. Ich habe auch noch nicht genug von ihm zu sehen bekommen. So, und jetzt wirst du mir etwas über die beiden Assistenten deines Generals erzählen.«

Rogero musste lachen. »Die zwei sind schon ein Paar, wie? Aber in dem, was sie tun, sind sie wirklich sehr gut, Honore. Jeder für sich ist schon beeindruckend, und gemeinsam unterstützen sie General Drakon in einem Maß, für das man sonst eine ganze Brigade benötigt, vielleicht sogar mehr.«

»Hassen die beiden sich wirklich so sehr, wie es den Eindruck macht?«

»Die hassen sich wie die Pest«, antwortete Rogero. »Morgan war schon ein paar Jahre hier, als auf einmal Malin dazukam. Sie waren sich auf Anhieb spinnefeind. Die zwei sind sich zu ähnlich, würde ich sagen.«

»Zu ähnlich?«, wiederholte Bradamont ungläubig. »Diese beiden?«

»Na klar. Sie unterscheiden sich nur in der Herangehensweise. Morgan lacht dir ins Gesicht, kurz bevor sie dir eine Kugel in den Kopf jagt. Und wenn sie das macht, dann hat sie aus ihrer Sicht auch einen guten Grund dazu. Malin würde es dagegen eher ein wenig leid tun, dich selbst aus gutem Grund kaltblütig zu töten. Aber tot wärst du in beiden Fällen. Ich glaube, sie verfolgen beide große Pläne, allerdings sehr unterschiedliche Pläne, die aber jeweils dafür sorgen sollen, dass sie in den Mittelpunkt rücken.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Es gab einen Einsatz, an dem sie beide beteiligt waren, um eine Orbitalplattform einzunehmen. Das war unmittelbar nach der Vernichtung aller Schlangen. Es stellte sich heraus, dass der Befehlshaber der Plattform eine heimliche Schlange war. Während die Schlange getötet wurde, feuerte Malin einen Schuss ab, der so dicht an Morgan vorbeiging, dass er um ein Haar seinem Dauerstreit mit ihr ein Ende gesetzt hätte. Aber der General schickte ihn nicht in die Wüste, weil der Schuss die Schlange genau in dem Moment tötete, als die auf Morgan schießen wollte. Schon witzig, nicht wahr? Falls Malin tatsächlich versucht hat, Morgan zu töten, hat er ihr genau dadurch das Leben gerettet. Falls er ihr tatsächlich das Leben retten wollte … Na ja, dann hat es geklappt. Und sie hat gleich darauf versucht ihn umzubringen, weil sie dachte, er hätte auf sie geschossen und sie bloß verfehlt. Malin lebt heute nur noch, weil ihre Waffe erkannt hatte, dass es sich bei ihm nicht um einen Gegner handelte und deshalb blockierte.«

»Mit ihr möchte ich es mir nicht verscherzen«, stellte Bradamont fest.

»Mit ihr hat es sich schon das ganze Universum verscherzt«, erwiderte er. »Ich kenne keine Einzelheiten, aber als sie jünger war, wurde sie auf irgendeine Mission geschickt. Danach war sie nie wieder die Alte. Es gibt nur einen Menschen, der ihre unerschütterliche Loyalität genießt, nämlich General Drakon, weil er ihr eine Chance gegeben hat, die ihr niemand sonst geben wollte.«

»Sie war nett zu mir«, sagte sie. »Respektvoll. Das ist ein bisschen unheimlich.«

Rogero verspürte ebenfalls ein leichtes Frösteln. »Morgan gibt sich nur nett, wenn sie einen Grund dafür hat. Wenn sie sich so benimmt, dann glaubt sie, dass du für sie oder für General Drakon wichtig bist, aber das könnte in ihrem Kopf auch ein und dasselbe sein.«

»Warum behält er sie überhaupt?«

»Weil er versucht ihr zu helfen. Und weil General Drakon niemanden einfach aufgibt. Würde er sie entlassen und wegschicken, dann wäre sie binnen eines Monats tot. Möglicherweise würde sie einen ganzen Planeten mit ins Verderben reißen, aber auf jeden Fall würde sie ohne General Drakons Unterstützung nicht lange durchhalten.«

»Das klingt hart«, fand Bradamont. »Ich nehme an, wenn man ihr das ins Gesicht sagen würde, würde sie zum Berserker werden.«

»O ja. Das solltest du besser nicht versuchen.«

»Danke für den Ratschlag.« Bradamont stand auf und betrachtete Rogero sehnsüchtig. »Jetzt geh und mach die Luke auf, sonst verriegele ich sie und falle über dich her, und dann müssen deine Soldaten die Luke eintreten, um dich vor mir zu schützen.«

»Ich kann mich zwar vom Syndikat befreien, aber nicht von dir«, gab er zurück und öffnete die Luke.

Die erste Erwiderung auf Bradamonts Nachricht kam von den Allianz-Zerstörern.

»Sie werden den angehängt übermittelten Vektoren ins System hinein bis in die Nähe der Ambaru-Station folgen«, ließ Lieutenant Commander Baader sie wissen. »Alle sechs Frachter müssen sich an die vorgegebene Geschwindigkeit und den Kurs halten. Die Sai und die Assegai werden Sie begleiten und sicherstellen, dass Sie dem Vektor folgen. Baader, Ende.«

»Fliegen Sie los«, forderte Rogero den Frachter-Executive auf. »Und sorgen Sie dafür, dass die anderen Schiffe uns folgen.«

»Diese Allianz-Zerstörer sind nicht da, um uns zu eskortieren«, beklagte sich der Executive. »Die bleiben nur in der Nähe, um uns in Stücke zu schießen, sobald wir den Vektor verlassen.«

»Dann achten Sie eben darauf, dass Sie den Vektor nicht verlassen.«

Bradamont kam auf die Brücke und winkte ihm zu. »Ihre Komm-Wache sagt, es ist eine Nachricht eingegangen, die eine Allianz-Verschlüsselung verwendet.«

»Dann wollen wir sie uns mal ansehen«, entgegnete Rogero und folgte ihr in das winzige Abteil, wartete, bis der diensttuende Soldat gegangen war, und schloss die Luke hinter ihm. Die Größe des Raums machte es unausweichlich, dass er sich dicht neben Bradamont stellen musste, doch das war nicht gerade ein Umstand, der ihn störte.

»Captain Bradamont, hier spricht Admiral Timbale. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich überrascht bin.« Timbale schaute auf dem Komm-Display drein, als könne er Bradamont in Echtzeit sehen. »Es sind gute Neuigkeiten, dass Admiral Geary auf dem Heimweg und seine Mission erfolgreich abgeschlossen hat. Aber es sind schlechte Neuigkeiten, dass die Syndiks in der Lage sind, mit dem Hypernet zu spielen. Ich will alles wissen, was Sie mir darüber sagen können, was Admiral Geary und seiner Flotte widerfahren ist, seit sie Varandal verlassen haben. Habe ich das richtig verstanden, dass drei intelligente nichtmenschliche Spezies entdeckt wurden? Das ist bemerkenswert.

Sie haben mir alle Gründe geliefert, die ich benötige, um die Gefangenen zu übergeben. Ich will sie schon seit geraumer Zeit loswerden, aber niemand ist bereit, sie mir abzunehmen.« Timbale kratzte sich die Wange, dabei sah er auf irgendetwas, das sich neben ihm befand. »Ich habe hier fünftausendzweihunderteinundfünfzig Syndik-Gefangene. Die meisten gehörten der Reserveflotte an, aber ein paar Hundert stammen von woanders. Können Sie sie alle mitnehmen? Lassen Sie mich das möglichst bald wissen. Wenn wir die Überlebenden aussortieren müssen, die nicht zur Reserveflotte gehört haben, dann wird das eine Weile dauern.

Jetzt zum wirklich schwierigen Teil. Es muss eine persönliche Übertragung der Fürsorge erfolgen«, beharrte Timbale und tippte mit einem Finger auf die Tischplatte, um seine Worte zu unterstreichen. »Unter diesen Umständen kann ich keine Ausnahme zulassen. Es muss Jemandem diese Vereinbarung persönlich übergeben werden, und derjenige muss in meiner Gegenwart eine rechtsverbindliche Erklärung abgeben, dass er die Verantwortung für die Gefangenen übernimmt. Dass ich nicht zu den Syndiks gehen kann, versteht sich von selbst. Zu den Leuten von Midway … das ginge vielleicht noch. Aber symbolisch betrachtet wäre das auch nicht gut, weil sie immer noch zu sehr nach Syndiks aussehen. Einer von ihnen, der Senioroffizier, muss zu uns auf die Ambaru-Station kommen, damit die Anforderungen an die Übergabe der Gefangenen erfüllt werden.«

»Verdammt«, knurrte Bradamont.

»Derjenige wäre dann ich«, sagte Rogero. »Kann ich Timbale vertrauen?«

»Ja. Er würde keiner Falle zustimmen, erst recht nicht, wenn du auf Veranlassung von Admiral Geary hier bist. Wenn irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen würde, hätte er mir ein beiläufig wirkendes Zeichen gegeben.«

»Mir ist bewusst, welches Risiko das für Colonel Rogero bedeuten könnte«, redete Timbale weiter. »Übrigens hat die Tatsache, dass sie angefangen haben, militärische Dienstgrade anstelle von Executive und CEO zu benutzen, mir sehr dabei geholfen, diese Entscheidung zu treffen. Dennoch muss ich mich rechtlich bei dieser Übergabe absichern, sonst legen uns Folgsamkeitsoffiziere einen ganzen Haufen Steine in den Weg, die die Übergabe auf unbestimmte Zeit hinauszögern könnten. Wir halten das Treffen soweit wie möglich unter Verschluss, aber viel wird das nicht nützen. Irgendjemand wird etwas ausplaudern, am ehesten irgendwelche Zivilisten am Dock, sobald die Übergabe beginnt. Aber da gibt es genügend Marines, die im Ernstfall für Sicherheit sorgen können.«

»Mehr kann man nicht verlangen«, sagte Bradamont.

»Allianz-Marines?«, fragte Rogero. »Soll mich die Aussicht beruhigen, dass ich von Allianz-Marines umgeben sein werde?«

»Die können verdammt gut kämpfen, Donal!«

»Ich weiß. Ich habe gegen sie gekämpft. Genau deswegen freue ich mich ja nicht darauf, von diesen Leuten umzingelt zu sein.«

Timbale kam zum Ende. »Diese Badewannen, in denen Sie unterwegs sind, werden einige Zeit brauchen, um Ambaru zu erreichen. Aber kommen Sie nicht zu nah. Niemand möchte hier Frachter von Syndik-Herkunft innerhalb des Gefährdungsbereichs dieser Station sehen. Ich kann diese Zeit allerdings nutzen, um die Gefangenen raufbringen zu lassen und ein Shuttle für Sie bereitzustellen. Timbale, Ende.«

Bradamont sah Rogero abwartend an. »Kann ich ihm sagen, dass wir damit einverstanden sind?«

»Dass wir damit einverstanden sind? Ich bin derjenige, der sich auf diese Station begeben muss. Was wird die Allianz-Intelligenz wohl machen, wenn sich da herumspricht, dass Colonel Donal Rogero vor der Tür steht?«

»Erstens«, antwortete sie, »muss der Geheimdienst erst einmal dahinterkommen, dass der Midway-Colonel Rogero und der Sub-CEO Donal Rogero der Bodenstreitkräfte der Syndikatwelten ein und dieselbe Person sind. Zweitens sind für den Fall immer noch die Marines da. Und wenn der Geheimdienst dich trotzdem irgendwie in die Finger bekommen sollte, werde ich mich persönlich auf diese Station begeben und dich zurückholen, ganz egal, was ich dafür machen muss. Ich werde nicht zulassen, dass man dich hier so behandelt, wie die Syndiks es mit mir gemacht haben, und wenn ich dafür zu Maßnahmen greifen muss, die weder Admiral Timbale noch Admiral Geary gefallen werden.«

Rogero sah sie an und musste unwillkürlich lächeln. »Wie hattest du noch mal Präsidentin Iceni beschrieben?«

»Was? Wie kommst du denn jetzt darauf?«

»Nicht so wichtig. Sag deinem Admiral Timbale, dass ich zu ihm kommen werde.«

Sie warf ihm noch einen etwas argwöhnischen Blick zu, dann betätigte sie die Sendetaste. »Admiral Timbale, ich danke Ihnen. Ich werde Ihnen mit dieser Nachricht alle mir bekannten Informationen zukommen lassen, die Admiral Geary und unsere Aktivitäten in den von Aliens kontrollierten Regionen betreffen. Bevor ich damit beginne, sollen Sie zunächst wissen, dass Colonel Rogero sich zur persönlichen Übertragung der Fürsorge für die Gefangenen an Bord der Ambaru-Station bereit erklärt hat. Ich habe ihm deutlich gemacht, dass ihm dort keine Gefahr droht, da Sie seine Sicherheit verbürgt haben. Ich muss Sie allerdings darauf hinweisen, dass Colonel Rogeros Akte bei unserem Geheimdienst eine dicke Markierung tragen dürfte. Dabei handelt es sich um eine reine Geheimdienstangelegenheit, die nichts mit seinem Verhalten während des Kriegs zu tun hat. Sie haben mein Ehrenwort, Sir, dass es keine Markierung aufgrund von Kriegsverbrechen ist. Und nun zur Zusammenfassung von Admiral Gearys Mission …«

Nach einer langen, trägen Reise erreichten die Frachter, die zu mehr Leistung nicht in der Lage waren, die Ambaru-Station, zu der sie einige Lichtsekunden Abstand hielten. Das verringerte die Verzögerungen bei der Kommunikation auf ein Minimum, dass sie kaum feststellbar waren. »Ob Sie es glauben oder nicht, Captain Bradamont«, sagte Admiral Timbale, »aber ich habe bei einigen Syndiks ernsthafte Bedenken, sie an diese Leute von Midway zu übergeben. Es gibt keinen Zweifel daran, dass mindestens ein paar Gefangene unerschütterliche Patrioten der Syndikatwelten sind. Was werden die Leute bei Midway mit ihnen machen?«

»Sind irgendwelche Schlangen darunter, Admiral?«, fragte Bradamont und sah kurz zu Rogero.

»Schlangen?«

»Syndiks vom Inneren Sicherheitsdienst.«

»Ach so, diese Typen. Nein, von denen ist keiner erkannt worden.«

Rogero beugte sich vor. »Admiral Timbale, nur den Agenten des ISD droht Gefahr, wenn sie uns in die Finger fallen, und das liegt daran, dass das Blut unserer Leute an ihren Händen klebt. Jeder unserer Frachter verfügt über eine kleine Einheit Bodenstreitkräfte, die an Bord für die Sicherheit sorgen werden. Daher müssen wir uns nicht vor Aktionen der Syndikatsloyalisten fürchten. Wir werden auf dem Weg nach Midway jeden von Bord gehen lassen, der sich uns nicht anschließen möchte.«

Timbale machte eine lange Pause, dann sagte er sehr ernst: »Von Bord gehen lassen? Admiral Geary hat ein wenig auf mich abgefärbt, Colonel. Und deshalb hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich Ihnen Gefangene übergebe, die Sie auf halbem Weg nach Hause ›gehen lassen‹, indem Sie sie aus der Luftschleuse schmeißen.«

Rogero schüttelte entschieden den Kopf. »Das werden wir nicht machen. Wir befolgen den Befehl von General Drakon.«

»Und der besagt …?«

»Wir haben den Befehl, keine Gefangenen zu töten. An diesen Befehl halten wir uns, Admiral. Jeder Gefangene, der an uns übergeben wird und sich uns nicht anschließen will, wird von uns in einem der vom Syndikat kontrollierten Sternensysteme abgesetzt, die wir auf dem Heimweg durchqueren müssen.«

Timbale sah Rogero sekundenlang an, dann nickte er. »Hervorragend, Colonel. Das erste Shuttle ist auf dem Weg zu dem Frachter, auf dem Sie sich befinden. Mit diesem Shuttle kommen Sie dann her, und dann erledigen wir alles Notwendige. Keine Sorge, ich werde mit dem Abschluss der persönlichen Übertragung nicht warten, bis Ihnen die ersten Gefangenen ausgehändigt werden. Sorgen Sie dafür, dass diese Frachter bereit sind, einen ganzen Schwall an Gefangenen schnell und zügig an Bord zu nehmen.«

»Gibt es irgendeinen Grund zur Sorge, Admiral?«, fragte Bradamont ein wenig argwöhnisch. »Irgendwelche Bedrohungen?«

»Ich habe nicht jede Einheit in diesem Sternensystem hundertprozentig unter Kontrolle, Captain. Nicht einmal annähernd. Bislang habe ich allen, die es angeht, eine sehr sorgfältig zurechtgeschnittene Version der kommenden Ereignisse geliefert. Aber es könnte sein, dass einige der mir nicht unterstellten Einheiten des Allianz-Militärs von ihren Vorgesetzten Befehle erhalten, die Ihnen, mir und Colonel Rogero gar nicht gefallen würden, vor allem mit Blick darauf, was Sie mir über das mögliche Interesse des Geheimdienstes an Rogero gesagt haben. Je eher wir das hier hinter uns bringen, umso besser.«

»Das hört sich nicht gut an«, erklärte Rogero, nachdem das Gespräch beendet war.

»Ganz und gar nicht«, stimmte Bradamont ihm zu. »Flieg hin und komm so schnell wie möglich unversehrt zurück.«

»Ich werde mir Mühe geben.«

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