4. Kapitel

Der Silberblitz war ein 11C-Kurierschiff auf regulärer Mission. An Bord waren Fähnrich Carter und Fähnrich Devine.

Das Schiff befand sich am äußersten Rande der Galaktischen Föderation. Während Fähnrich Carter die Kontrollinstrumente des Schiffes bediente, saß Fähnrich Devine auf dem schmalen Rücksitz eingeklemmt, den man nach einigen Unfällen mit diesem Schiffstyp in das ursprünglich für einen Mann gedachte Fahrzeug eingebaut hätte.

Die beiden hatten sich eben darüber unterhalten, wie unsinnig oft die Entscheidung vorgesetzter Stellen waren, als ein Kontrollicht aufblitzte und die Aufmerksamkeit des Piloten Carter auf sich lenkte.

„Was ist denn los?“ fragte Devine.

Carter starrte auf seine Instrumente und verfolgte das auf dem Sucherschirm vor ihm ablaufende Bild der Umgebung des Schiffes. Dann fluchte er. „Hast du etwas davon gehört, daß die Flotte hier in der Gegend Manöver abhält?“

„Nein, davon ist mir nichts bekannt.“

„Nun, es scheint doch so zu sein.“

„Unsinn. Das Geschwader 1105 liegt auf dem Stützpunkt Qualo. Geschwader 1392 ist nach Gurnoy unterwegs, Manöver würde man doch bestimmt nicht ohne diese beiden Flotten abhalten.“

„Man tut es aber doch“, brauste Carter auf. „Zumindest…“

Devine kletterte aus seinem Sitz und starrte über die Schulter seines Kameraden hinweg auf den Sucherschirm. „Zumindest was?“ wollte er wissen.

Mit tonloser Stimme sagte Carter: „Irgendeine Flotte ist es ja wohl.“

„Ja“, murmelte Devine und starrte auf den Schirm. „Irgendeine Flotte ist es wohl, aber nicht unsere. Siehst du nicht, daß diese Schiffe viel flacher sind und auch kürzer als diejenigen unserer Typen. Schau, sie schwenken ab, um uns den Weg abzuschneiden. Dreh’ diese Kiste um, und zwar schnell. Suche Zeit zu gewinnen, damit ich eine Nachricht hinausjagen kann.“

Mit schweißbedeckter Stirn arbeitete Carter verzweifelt an seinen Instrumenten, während Devine eine Nachricht aussandte. „Silberblitz 11C-964B46 ruft Stützpunkt Qualo und alle zuhörenden Stationen. Silberblitz 11C-964B46 ruft Stützpunkt Qualo und alle zuhörenden Stationen. Dringend. Unbekannte Schlachtflotte gesichtet und in Position … auf Kurs … Schätzungsweise fünfzig Schlachtschiff-Einheiten mit Geleitschiffen. Schiffe sind von flacher Form. Größere Einheiten haben Geschütze oder Beobachtungstürme an der Oberseite. Wir werden verfolgt. Wiederhole. Wir werden verfolgt. Ende.“

Er warf Carter einen Blick zu. „Wie sieht es aus?“

„Wenn du ein Gebet weißt, dann sprich es jetzt.“

„Wir sind in Schußweite. Zum Teufel; wir waren bereits in Schußweite, als wir sie sichteten. Weshalb schießen die Burschen nicht?“

„Wir kennen ja die Reichweite ihrer Waffen gar nicht.“

„Da hast du recht“, gab Devine zu. „Das kann wichtig sein. Ich will es gleich weitergeben. Ist sonst noch etwas?“

„Vielleicht wollen sie gar nicht schießen, sondern uns gefangennehmen.“

„Wenn dies Krieg bedeutet“, überlegte Devine laut, „und es kann, weiß Gott, nicht anderes bedeuten, wenn eine fremde Schlachtschiff-Flotte im Hoheitsgebiet der Föderation operiert, dann werden die Burschen wohl Gefangene machen wollen. Im Augenblick aber ist der Überraschungsfaktor wichtiger. Deshalb sollten sie uns doch eigentlich zu vernichten suchen, ehe wir eine Nachricht durchgeben können. Ich an ihrer Stelle hätte bei der ersten Berührung geschossen. Holen sie noch immer auf?“

„Darauf kannst du dich verlassen.“

„Sie haben bereits zu lange gewartet. Irgendeine Station wird unsere Nachricht auffangen. Dennoch will ich nochmals eine Meldung aufgeben — Silberblitz 11C-964B46 ruft Stützpunkt Qualo und alle zuhörenden Stationen …“

Vor ihnen blitzte grünliches Feuer auf. Carter keuchte und warf das Schiff herum. Grimmig jagte Devine eine Beschreibung der näherkommenden Schlachtschiff-Flotte ins All.

„Das war ein Warnschuß“, meinte Carter. „Sie fordern uns zur Übergabe auf. Was meinst du?“

„Ich kann nicht behaupten, daß ich begeistert bin. Gott weiß, wie lange ein Krieg dauern wird und welchen Kreaturen wir uns da gegenübersehen. Der Gedanke an jahrelange Sklaverei in ihren Gefangenenlagern löst nicht gerade Begeisterung in mir aus.“

„Zu dumm, daß die Flotte unsere komische Nußschale nicht bewaffnet hat.“

„Da hast du recht“, antwortete Devine. „Ich hätte nichts dagegen, im Kampf unterzugehen, wenn ich nur eine Waffe hätte.“

„Aber wir haben doch eine Waffe.“

„Was für eine?“

„Nun, unseren Silberblitz.“

„Hm. Du meinst, wenn wir eines dieser großen Schiffe in der Nähe seiner Antriebsaggregate rammen, so können wir es dadurch außer Gefecht setzen. Wenn wir Glück haben, könnten wir vielleicht sogar…“

Erneut blitzte grünes Feuer vor ihnen auf. „Lege den Kurs auf sie zu“, brüllte Carter. „Wenn wir schon untergehen müssen, dann wollen wir wenigstens möglichst viele dieser Fremden mit uns nehmen.“

Während Carter das Kurierschiff auf die feindliche Flotte zusteuerte, jagte Devine eine letzte Nachricht hinaus. „Versuchen Kollisionskurs mit größtem Schlachtschiff und hoffen, daß es das Flaggschiff ist. Grüßt bitte unsere Verwandten. Ende.“ Wenige Minuten später verlangsamte der Silberblitz seinen Flug, als wolle er ein Enterkommando an Bord nehmen. Ehe die überraschten Feinde jedoch begriffen, was vor sich ging, hatte sich Carter in wildem Kurs zwischen den einzelnen Schiffen hindurch auf das vermutliche. Flaggschiff zumanövriert. Eine gewaltige Detonation folgte der Kollision der beiden Schiffe, die sich in winzige Teile auflösten.

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