18. Kapitel

Sein erster Gedanke war, daß er gefallen sein müsse. Er lag auf dem Boden und blickte zu den Ästen hinauf, die sich hoch über ihm wölbten und in einer leichten Brise schwankten. Er verspürte eine Benommenheit, die nahe an Übelkeit grenzte. Deshalb war er froh, daß er einen Augenblick lang ruhig liegenbleiben und die Muskeln spannen konnte, um zu prüfen, ob er verletzt war. Ein Vogel geriet in sein Blickfeld. Wie ein winziger Blitz verschwand er. In der Nähe klang ein Geräusch auf, dessen Ursache er nicht erriet.

„Die Soldaten“, dachte er plötzlich. Er grub die Finger in die duftende Erde und richtete sich langsam in sitzende Stellung auf. Es dauerte einige Minuten, bis er aufstehen konnte. Dann drehte er sich in Richtung des seltsamen Geräusches und fand einen kleinen, rauschenden Bach. Corban lehnte sich an einen Baumstamm und klammerte sich hilflos daran fest. „Ich saß doch in einem Baum“, sagte er, „und ein Soldat hat auf mich geschossen. Ich war dort droben …“

Er blickte zu dem Baum hinauf, stutzte und begriff allmählich, daß er nicht von einem dieser Bäume herabgeklettert war. Sie waren größer und dicker, und ihre Blätter waren breiter. Hier gab es auch kein Unterholz.

Taumelnd ging er weg, gelangte schließlich an den Waldrand und blieb dort stehen. Vor ihm fiel das Gelände langsam ab, und unter ihm lagen in runden Flächen große Getreidefelder. In der Ferne war ein Gebäudeblock zu sehen, und zur Linken verlief entlang einer gewundenen Straße eine Bodensenke.

„Das Raxtinu!“ stieß er überrascht aus. Hastig kehrte er in das Wäldchen zurück und setzte sich schwankend an den Rand des Baches. „Ich saß auf einem Baum“, überlegte er langsam, „und der Soldat schoß auf mich.“ Er untersuchte seinen Körper nach Wunden, fand aber keine. „Ich muß gestürzt sein, habe mich aber nicht verletzt, und dann haben sie mich hierhergebracht.“ Verwundert sah er sich um. „Aber weshalb haben sie mich denn hierhergebracht?“

Eine Zeitlang lauschte er auf das Murmeln des Wassers. „Das hätten sie bestimmt nicht getan“, sagte er laut und überzeugt. „Der Oberste Rat wollte mich unbedingt haben. Bestimmt hätten sie mich nicht hierhergebracht.“ Aber er war hier. Dann …

Ein ungeheures Jubelgefühl durchströmte ihn. Er war also aus eigenen Kräften hierhergekommen. Er hatte an diesen Fleck gedacht, als das Gewehr abgefeuert wurde und war auch hierhergekommen. Er war hier.

„Ich muß es nochmals versuchen“, frohlockte er, „jetzt, sofort.“ Aber er war zu schwach, um sich konzentrieren zu können. Schließlich setzte er sich nieder, verlor das Gleichgewicht und dann auch das Bewußtsein.

Der Tag war schon weit fortgeschritten, als er wieder aufwachte Zwischen den Stämmen des Wäldchens war es bereits dämmerig, und als er den Waldrand erreichte, sah er, daß die Bäume schon lange Schatten warfen. In der Ferne sah er im Park dunkelgekleidete Gestalten. Ob wohl der Alte mit der Laute noch da war und abend: sang?

„Ich muß es nochmals versuchen“, dachte er. „Ich muß.“ Er schloß die Augen, ballte die Hände zu Fäusten, bis die Nägel schmerzhaft in das Fleisch eindrangen. In gewaltiger geistiger Anstrengung zwang er sich, sich in Gedanken an den Bach zurückzuversetzen. Er öffnete die Augen, blickte auf Getreidefelder, Raxtinu und die fernen, dunklen Gestalten. Das Murmeln des Baches erklang irgendwo hinter ihm zwischen den Bäumen. Immer wieder versuchte er es, bis es vollkommen dunkel war und das diffuse Leuchten von der Energieschranke entlang der Straße sichtbar wurde. Als er zu erschöpft war, um weitere Versuche unternehmen zu können, ließ er sich ins Gras sinken und schlief ein.

Im Morgengrauen erwachte er im taufeuchten Gras. Die Muskeln waren von der ungewohnten Härte seines Lagers steif geworden, aber dennoch fühlte er sich ausgeruht und erfrischt. Er drängte den Gedanken an den bohrenden Hunger zurück, richtete sich auf und blickte zum Raxtinu hinüber. Die aufsteigende Sonne vertrieb den Morgennebel, und dunkelgekleidete Gestalten tauchten im Park auf. Corban sah ihnen zu und dachte nach. Als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, gelangte er schließlich zu einem Entschluß. Er stand auf und ging den Hang hinab.

Ein fremder Arzt war keine Neuigkeit im Raxtinu, und die Patienten achteten daher nicht weiter auf ihn, nachdem sie einen flüchtigen Blick auf seine blaue Kleidung geworfen hatten. Forsch betrat er das Hauptgebäude, bewegte sich dann aber mit größter Vorsicht weiter. Er durfte nicht auf Menschen mit telepathischen Kräften stoßen. Mit größter Vorsicht gelang es ihm, einer Wärterin auszuweichen und hastig um eine Ecke zu verschwinden. Vorsichtig spähte er den Gang hinab und konnte im letzten Augenblick vor dem Direktor in einen Seitengang entweichen.

Sein Ziel war eine Tür mit der Aufschrift „Unbefugten Zutritt verboten“. Unbemerkt erreichte er die Tür und glitt in den dahinterliegenden Raum.

Er befand sich in einem langen Gang. Ein dunkelgekleideter Patient näherte sich und schob einen leeren Wagen vor sich her. Wortlos nickte er Corban zu und ging vorbei. Corban bewegte sich noch vorsichtiger. Verführerische Speisegerüche stiegen ihm von irgendwoher in die Nase und erinnerten ihn an seinen unbändigen Hunger. Vorsichtig öffnete er eine Tür, blickte schnell in das dahinterliegende Zimmer und schloß sie wieder. Tür um Tür öffnete er, bis er schließlich das Zimmer fand, das er suchte.

Ringsum an den Wänden standen Regale, auf denen hohe Stapel dunkler Kleidung für die Patienten aufgeschichtet waren. Corban ging von Regal zu Regal, bis er einen Anzug gefunden hatte, der ihm paßte. Mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, zog er hastig die blaue Arztkleidung aus und vertauschte sie gegen die dunkle Anstaltskleidung. Durch einen raschen Blick aus der halbgeöffneten Tür überzeugte er sich, daß der Gang leer war. Dann verließ er das Zimmer und eilte davon.

Ohne Umweg ging er direkt zu den Verwaltungsbüros. Eine Ärztin nickte ihm flüchtig zu. Sie zeigte keinerlei Anzeichen des Erkennens. „Kann ich mit Dr. Alir sprechen?“ fragte Corban.

„Dr. Alir ist nicht im Haus.“

„Wann wird sie zurückerwartet?“

„Sie wird überhaupt nicht zurückkehren“, antwortete die Ärztin. „Sie ist versetzt worden.“

„Sie ist versetzt worden?“ wiederholte Corban dumpf. Das beinahe unmerkliche Zögern der Ärztin ließ einen Sturm der Besorgnis in ihm ausbrechen. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, daß die Gegenwart der Soldaten auf Dr. Alirs Grundstück kein purer Zufall gewesen sein könnte. Die Tatsache seiner Entdeckung — auch wenn ihm die Flucht gelungen war — konnte Dr. Alir und ihrer Mutter großen Schaden gebracht haben.

„Kann ich Ihnen helfen?“ erkundigte sich die Ärztin. „Möchten Sie mit einem anderen Arzt sprechen?“

Corban wandte sich ab. „Nein, danke“, murmelte er und eilte davon.

Im Park war es kühl und friedlich. Irgend jemand hatte an einer schattigen Stelle einen Stuhl vergessen, und Corban machte es sich darauf bequem. Er blickte zum Bach hinüber, in dem ein Mann und eine Frau wateten und spritzten und sich dem kindlichen Unsinn dieses Spiels hingaben. Corban beobachtete sie, und Neid erfaßte ihn. Vorbeigehende Patienten nickten ihm freundlich zu. Eine gutaussehende junge Frau, die in einiger Entfernung an ihm vorbeiging, lächelte und winkte ihm zu. Er befand sich wieder unter seinesgleichen, und diese Erkenntnis wirkte beinahe schmerzlich. Hier hätte er alles vergessen und den Rest seiner Tage friedlich verleben können. Aber es gab kein Vergessen. Müde stand er auf.

Die Ärztin blickte ihn bei seiner Rückkehr leicht überrascht und fragend an. „Ich möchte gern den Direktor sprechen“, erklärte Corban.

Corban erhielt keine Antwort, aber einen Augenblick später betrat der Direktor das Zimmer. Nachdenklich blickte er Corban an, nickte der Ärztin zu und winkte Corban. „Kommen Sie bitte mit“, sagte er in so sachlichem Ton, daß Corban sich fragte, ob er erkannt worden war.

Sobald sie jedoch das Büro des Direktors erreichten, drehte dieser sich um und deutete mit dem Finger auf Corban. „Sie“, sagte er ganz langsam und mit Nachdruck, „werden überall in jedem Winkel des Planeten gesucht außer hier im Asyl. Wie sind Sie nur hierhergekommen?“

„Wo ist Dr. Alir?“ verlangte Corban zu wissen.

„Tja“, erwiderte der Direktor, „das ist so eine Sache.“ Er ließ sich an seinem Tisch nieder und wies auf einen Stuhl. Corban blieb jedoch stehen. „Dr. Alir“, sagte der Direktor, „ist im Gefängnis. Sie hat ihre Beteiligung an Ihrer Flucht gestanden. Ich fürchte, man wird nicht eben sanft mit ihr umgehen. Jetzt aber erzählen Sie mir, wie Sie hierhergelangt sind.“

Corban erzählte es ihm. Der Direktor hörte sich die Geschichte an und stellte dann Fragen. Wie hatte Corban sich eigentlich nach seiner ersten durch Geisteskräfte bewirkten Fortbewegung gefühlt? Welches Übelkeitsgefühl hatte ihn danach überkommen? Weshalb wartete er so lange ab, ehe er es wieder versuchte? Und schließlich: Weshalb war er eigentlich hierhergekommen?

„Sie hätten sich für immer in einem der Dörfer verbergen können“, sagte der Direktor. „Solange sich die Patienten ruhig verhalten, mischen wir uns nicht in ihr Privatleben ein.“

„Ich möchte weiterbehandelt werden. Ich möchte völlig geheilt: werden. Zumindest, was Sie darunter verstehen. Dann möchte ich vor Ihre Führer treten und versuchen, den Krieg zu beenden. Außerdem möchte ich, wenn irgend möglich, erreichen, daß Dr. Alir freigelassen wird.“

„Sie sind doch bereits früher behandelt worden“, erwiderte der Direktor, „allerdings ohne jeglichen Erfolg.“

„Das weiß ich. Ich weiß aber auch, daß ich nie daran geglaubt habe, daß es mir gelingen würde. Wahrscheinlich trug diese Einstellung zum Mißlingen bei.“

Der Direktor beugte sich vor, stützte das Kinn in eine Hand und klopfte mit der anderen nachdenklich auf die Tischplatte. Corban, den die offensichtliche Gleichgültigkeit des anderen in Zorn versetzte, trat einen Schritt vor. „Ich weiß, daß Menschen meiner Rasse getötet werden“, schrie er. „Sie aber als Arzt sollten doch wenigstens menschliche Gefühle haben. Jeder Arzt müßte doch bestrebt sein, den Krieg zu beenden.“

Vorwurfsvoll schaute der Direktor Corban an. „Natürlich möchte ich dem Krieg ein Ende machen. Vielleicht darf ich Sie daran erinnern, daß nicht nur Ihre Leute sterben. Außerdem hat der Krieg vieles geändert, auch bei uns. Sie verstehen das vielleicht nicht. Als eine der Auswirkungen können Sie jetzt den Fall Dr. Alirs nehmen. Aber es geht nicht nur darum, zu wollen, daß der Krieg endet. Sie erklären es einfach als medizinisches Problem, und wir müssen es daher auch auf dieser Ebene angehen. Der Soldat hat gerade in dem Augenblick geschossen, als Sie sich im geeigneten Gemüts- und Geisteszustand befanden, so daß der Schock den entscheidenden Faktor bildete. Aber welche Art von Schock war es? Würden Sie die Waffe wiedererkennen, wenn ich sie Ihnen zeigen würde?“

„Ganz gewiß.“

„Sehr gut. Haben Sie seit Ihrer Rückkehr schon gegessen? Nein? Ich werde Ihnen ein Zimmer zuweisen. Essen Sie und ruhen Sie sich aus. Sobald ich meine Vorbereitungen getroffen habe, werde ich Sie rufen lassen.“

Er wehrte Corbans weitere Fragen ab und schickte ihn weg. Corban verbrachte die beiden nächsten Stunden in größtem Unbehagen und fragte sich, ob der Direktor ihn verraten würde, noch ehe er eine Chance gehabt hatte, den Plan auszuführen, für den Dr. Alir soviel geopfert hatte. Dann kam der Direktor persönlich zu ihm und führte ihn in sein Büro zurück. Auf dem Tisch lag ein Waffenarsenal. Corban ging um den Tisch und zeigte auf eine gefährlich aussehende, plumpe Pistole.

„Eine solche Waffe war es“, erklärte er. „Als sie abgeschossen wurde, kamen bläuliche Funken aus ihrer Mündung.“

Der Direktor las in seinen Notizen nach. „Dann muß es wirklich diese Waffe gewesen sein“, sagte er. Er stieß die anderen Waffen beiseite, nahm die von Corban bezeichnete und richtete sie auf ihn. „Also gut. Ich will, daß Sie sich mittels Teleportation wieder in das Wäldchen zurückbegeben. Es besteht keine andere Möglichkeit, aus diesem Raum zu entkommen. Die Tür ist verschlossen. Ich werde schießen — “ er nahm ein Buch vom Tisch und warf es in die Luft, „sobald das Buch den Boden berührt. Entweder Sie verlassen diesen Raum, oder Sie werden getroffen.“

Corban starrte benommen auf das Buch, das langsam herabwirbelte. „Mörder!“ keuchte er. Das Lächeln des Direktors wurde nur noch breiter. „Wenn es möglich ist…“, dachte Corban. „Das Wäldchen, die Bäume, Vögel, der Bach …“

Das Buch schlug auf, und die Pistole sprühte Funken.

Corban befand sich im Wäldchen. Er stützte sich taumelnd gegen einen Baum und suchte seiner Übelkeit Herr zu werden, als der Direktor neben ihm auftauchte. Der Direktor klopfte seine Brust ab, prüfte Herz und Puls und trat triumphierend lächelnd zurück.

„Sie hätten mich töten können“, sagte Corban vorwurfsvoll.

„Mein lieber Patient, die Waffe, die ich verwendete, ist nicht tödlich. Sie betäubt nur und verursacht Geisteslähmungen. Ihre Wirkung ist Ihrem Volke wahrscheinlich unbekannt. Die Soldaten wollten Sie lähmen und Sie dann sicher zum Boden herabbringen. Aber Ihre Geistes- und Gemütsverfassung, zusammen mit diesem sonderbaren Schock, bewirkte, daß Sie ihnen vor der Nase entwichen. Sollen wir in mein Büro zurückkehren?“

„Wenn Sie meinen?“

„Aber natürlich, genauso, wie Sie von dort hierhergekommen sind.“

Der Direktor sah zu, wie Corban sich alle Mühe gab. „Wenn wir gehen müssen“, meinte er schließlich, „nun, dann gehen wir eben.“

Corban wußte wohl, daß es dem Direktor keinerlei Schwierigkeiten bereitet hätte, ihn ins Büro zurückzubringen und ging in bestürztem Schweigen neben diesem her. Sobald das Schwindel- und Übelkeitsgefühl jedoch von ihm gewichen war, erkannte er, daß ihm der Spaziergang guttat und gerade das war, was er brauchte. Als sie das Gebäude erreichten, hatte er sich wieder ganz erholt.

Im Büro setzte sich der Direktor und hob die Waffe. „Das ist sehr interessant“, bemerkte er. „Meines Wissens hat man bis jetzt noch keinen Versuch gemacht, diese besondere Art von Schock für medizinische Zwecke zu verwenden, und bei ihrer normalen Verwendung ist diese Waffe wahrscheinlich auch nie auf eine Person mit Ihren besonderen Mängeln abgeschossen worden. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, daß lediglich ein Schock verursacht wird, wenn Sie sich in ausgeglichenem Geistes- und Gemütszustand befinden. Wir wissen noch immer nicht, ob die Wirkungen anhalten. Deshalb … Entschuldigen Sie mich bitte, aber es ist nötig.“ Schnell hob er die Pistole und schoß.

Bewußtlosigkeit legte sich sofort wie ein ungeheures Gewicht über Corban. Dann spürte er nichts mehr. Langsam bemerkte er jedoch ein schmerzhaftes Kribbeln in Händen und Füßen. Benommen öffnete er die Augen. Er lag auf einem unsichtbaren Bett. Das Büro war verschwunden, aber der Direktor saß neben ihm und beobachtete ihn aufmerksam.

Er wurde sich eines neuen Gefühls bewußt, das ihn bestürzte. Unablässig tauchten Bilder vor seinem geistigen Auge auf, aber diese Bilder waren fremd und gestaltlos. Der Direktor legte einen der gestreiften Ballons auf den Boden zwischen ihnen. Corbans Geist betrachtete ihn und stieß danach. Der Ballon rollte weg. Corban hob ihn einige Zentimeter vom Boden, ließ ihn dann aber fallen und sah zu, wie er auf dem Boden aufschlug.

„Noch eine Dosis und ich glaube, Sie sind ganz geheilt!“ sagte der Direktor. „Glauben Sie, daß Sie diese Dosis gleich jetzt ertragen?“

„Ja“, antwortete Corban.

„Es eilt nicht. Wir können es auch noch morgen machen.“

„Heute noch. Sofort. Und Dr. Alir muß es wissen. Augenblicklich. Werden Sie es ihr sagen?“

„Ich glaube, daß ich es ihr mitteilen kann. Sehen Sie, junger Mann. Dies ist ein stolzer Augenblick in der Geschichte der Medizin. Nie zuvor ist uns die Heilung eines völlig negativen Falles gelungen. Nie. Deshalb ist es — gleichgültig, was auch geschehen mag — eine großartige Leistung, die Sie vollbracht haben. Das möchte ich Ihnen sagen, denn selbst, wenn Sie jetzt auch geheilt sind, so wird eine Beendigung des Krieges nicht einfach sein. Der Oberste Rat ist in den Händen einiger bösartiger alter Männer und — aber Sie werden es ja selbst sehen, wenn Sie vor ihnen stehen. Ich möchte nur noch hinzufügen, daß Sie es auf Ihre eigene Gefahr tun und ein nicht zu übersehendes Risiko eingehen. Wollen Sie noch immer den Krieg beenden?“

Corban deutete auf die Waffe. „Jetzt“, erklärte er fest.

„Jetzt“, stimmte der Direktor zu. Er hob die Waffe, zögerte dann aber. „Ich freue mich sehr über Ihre Einstellung. Dr. Alir trug in den letzten Monaten sehr schwer an der Bürde der Verantwortung für diesen Krieg, und ich glaube, daß es Ihnen ähnlich erging. In Wirklichkeit jedoch habe ich den Anlaß dazu gegeben. Ich war es, der die Regierung aufmerksam machte. Hätte ich auch nur ein Fünkchen Verstand besessen, dann hätte ich alles euch beiden jungen Leuten überlassen. Ich dachte nur an die wissenschaftliche Bedeutung Ihrer Anwesenheit hier und überhaupt nicht an die politischen Verwicklungen, die daraus entstehen konnten. Und ich bin doch eigentlich alt genug, um vernünftiger zu sein. Natürlich gab es dabei auch noch eine andere Überlegung …“

Er sprach noch immer, als er die Pistole abfeuerte.

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