Neunzehntes Kapitel Entscheidung

81

»Wirklich, Golan«, sagte Janov Pelorat mit einer schwachen Andeutung von Verdrossenheit in der Stimme, »anscheinend schert sich niemand darum, daß ich zum erstenmal in einem einigermaßen langen Leben — nicht zu lang, das darfst du mir glauben, Wonne — durch die Galaxis reise. Aber jedesmal, wenn ich eine Welt betrete, bin ich wieder auf und davon und im All, ehe ich die Gelegenheit erhalte, die Verhältnisse richtig zu studieren. Das ist mir nun schon zweimal passiert.«

»Ja«, sagte Wonne, »aber hättest du die andere Welt nicht so bald wieder verlassen, hättest du mich erst wer weiß wann kennengelernt. Das entschädigt dich doch sicher für das erste Mal.«

»Gewiß. Ehrlich, meine… meine Liebe, es entschädigt mich tatsächlich.«

»Und diesmal, Pel, hast du mich dabei, auch wenn du wieder ins All starten mußt — und ich bin Gaia, soviel wie jedes Partikel davon, so gut wie ganz Gaia.«

»Du bist es, und ich hätte bestimmt keine anderen Partikel lieber dabei.«

»Das ist ja schauderhaft«, sagte Trevize, der der Unterhaltung mit gerunzelter Stirn zugehört hatte. »Warum hat nicht Dom uns begleitet? Raum und Zeit, ich werde mich an diese Einsilbigkeit nie gewöhnen können! Zweihundertdreiundfünfzig Silben hat der Name, und wir benutzen nur eine! Warum ist er nicht mitsamt seinen zweihundertdreiundfünfzig Silben mitgekommen? Wenn das alles so wichtig ist — wenn Gaias Existenz selbst davon abhängt —, weshalb kommt er dann nicht mit, um uns richtig anzuleiten?«

»Ich bin doch da, Trev«, sagte Wonne, »und ich bin genauso gut Gaia wie er.« Sie widmete ihm aus ihren dunklen Augen von unten herauf einen kurzen Seitenblick. »Dann empfinden Sie es wohl als ärgerlich, daß ich Sie ›Trev‹ nenne?«

»Ja, ganz richtig. Ich habe ein Recht auf meine Eigenheiten, so wie Sie ein Recht auf Ihre Eigentümlichkeiten haben. Mein Name lautet Trevize. Zwei Silben. Trevize.«

»Ich werde mich gerne danach richten. Ich möchte nicht, daß Sie meinetwegen wütend sind, Trevize.«

»Ich bin nicht wütend. Ich ärgere mich bloß.« Plötzlich stand er auf und stapfte vom einen zum anderen Ende der Räumlichkeit, stieg unterwegs über die ausgestreckten Beine Pelorats (der sie daraufhin hastig einzog), dann wieder zurück. Er blieb stehen, drehte sich um und wandte sich an Wonne.

Er deutete mit dem Finger auf sie. »Hören Sie mal zu! Ich bin nicht mein eigener Herr. Ich bin von Terminus nach Gaia dirigiert worden — und als ich zu vermuten anfing, daß es sich so verhält, war es schon zu spät, um noch etwas daran ändern zu können. Und dann, als ich auf Gaia eintreffe, teilt man mir mit, der Zweck von allem besteht nur darin, daß ich Gaia rette. Wieso? Und wie? Was soll mir Gaia denn bedeuten — oder was bedeute ich Gaia —, daß ich sie retten müßte? Gibt es unter den Quintillionen Menschen in der Galaxis keinen anderen, der sich für diese Aufgabe eignet?«

»Bitte, Trevize«, sagte Wonne, der man auf einmal eine gewisse Niedergeschlagenheit anmerkte, während gleichzeitig alle spielerische Affektiertheit von ihr wich, »seien Sie nicht so verärgert. Sehen Sie, ich benutze Ihren Namen, wie’s sich für Ihre Begriffe gehört, und ich bemühe mich, ernsthaft zu sein. Dom hat Sie um Geduld gebeten.«

»Bei allen Planeten der Galaxis, bewohnbar oder nicht, ich will nicht geduldig sein! Wenn ich so wichtig bin, habe ich dann nicht wenigstens eine Erklärung verdient?! Und da wir ohnehin gerade dabei sind, Fragen zu stellen, frage ich noch einmal: Warum begleitet Dom uns nicht? Ist ihm die ganze Sache zu unwichtig, um mit uns hier an Bord der Far Star zu gehen?«

»Er ist hier, Trevize«, entgegnete Wonne. »Solange ich anwesend bin, ist er auch da, genau wie sich mit mir jeder auf Gaia an Bord aufhält, jedes lebende Ding ebenso wie jedes einzelne Stückchen des Planeten.«

»Sie geben sich mit der Einstellung zufrieden, daß es so ist, aber meine Art des Denkens ist das nun einmal nicht. Ich bin kein Gaianer. Unsereins kann nicht einen ganzen Planeten in ein Raumschiff packen, wir können nur eine Person mit an Bord nehmen. Wir haben nun Sie an Bord, und Dom ist ein Teil von Ihnen. Na schön. Aber weshalb konnten wir nicht Dom mitnehmen und Sie als Teil von ihm auffassen?«

»Zunächst einmal war es Pels Wunsch, ich meine, Pelorats Wunsch, daß ich mit Ihnen an Bord des Raumschiffs gehe«, antwortete Wonne. »Ich, nicht Dom.«

»Das war nur zuvorkommend von ihm. Wie kann man sowas denn ernst nehmen?«

»Oho, nun machen Sie aber mal einen Punkt, mein Bester!« sagte Pelorat und stand auf. »Das war mein völliger Ernst. Ich möchte nicht, daß meine Meinungsäußerungen derartig abgetan werden. Ich akzeptiere die Tatsache, daß es unwesentlich ist, welche Komponente Gaias sich bei uns an Bord befindet, und trotzdem ist es mir angenehmer, Wonne statt Dom im Schiff zu haben, und das gleiche sollte ja wohl für Sie gelten! Kommen Sie, Golan, Sie benehmen sich kindisch!«

»Ich?« meinte Trevize mit finsterer Miene. »Ich? Na gut, von mir aus. Trotzdem…« — wieder zeigte er mit dem Finger auf Wonne — »…was man auch von mir erwartet, ich werde es ganz bestimmt nicht tun, wenn man mich nicht wie einen Menschen behandelt. Also stellen wir mal zwei Fragen an den Anfang. Was soll ich machen? Und warum gerade ich?«

Wonne wich mit geweiteten Augen zurück. »Bitte«, sagte sie, »ich kann Ihnen jetzt darüber nichts mitteilen. Das kann nicht einmal die Gesamtheit Gaias. Sie müssen mitkommen, ohne irgend etwas vorher zu wissen. Sie dürfen alles Weitere erst erfahren, wenn wir am Ziel sind. Dann werden Sie tun, was Sie tun müssen — aber Sie müssen’s ruhig und unemotional tun. Falls Sie in dieser Gemütsverfassung bleiben, in der Sie im Augenblick sind, wird nichts einen Zweck haben, und auf die eine oder andere Weise wird’s mit Gaia zu Ende gehen. Sie müssen Ihre gegenwärtige Gefühlslage ändern, aber ich habe keine Ahnung, wie eine entsprechende Änderung sich herbeiführen läßt.«

»Wüßte Dom es, wenn er hier wäre?« fragte Trevize unerbittlich.

»Dom ist hier«, betonte Wonne. »Er/ich/wir wissen nicht, wie Ihre Empfindungen verändert oder wie Sie beruhigt werden können. Ein menschliches Wesen, das seinen Platz im Ablauf der Dinge nicht sieht, ist uns unbegreiflich, wir können niemanden verstehen, der sich nicht als Teil eines größeren Ganzen fühlt.«

»So verhält es sich keineswegs«, widersprach Trevize. »Sie waren dazu in der Lage, sich über Millionen von Kilometern hinweg meines Raumschiffs zu bemächtigen und gleichzeitig, während wir hilflos waren, auf uns einen beruhigenden Einfluß auszuüben. Na, dann beruhigen Sie mich auch jetzt! Tun Sie nicht so, als wären Sie dazu außerstande!«

»Aber wir dürfen es nicht. Nicht in diesem Fall. Würden wir Sie jetzt verändern oder beeinflussen, dann wären Sie für uns nicht mehr wert als jede andere Person in der Galaxis, und Sie könnten uns nicht von Nutzen sein. Wir brauchen Sie ausschließlich deshalb, eben weil Sie Sie sind — und deswegen müssen Sie Sie bleiben. Falls wir Sie zu diesem Zeitpunkt irgendwie lenken, sind wir verloren. Bitte, Sie müssen sich aus sich selbst heraus beruhigen.«

»Da gibt’s keine Chance, Miss, wenn Sie mir nicht einiges von dem verraten, was ich wissen will.«

»Wonne, laß mich es versuchen!« sagte Pelorat. »Bitte warte nebenan.«

Wonne ging, indem sie sich langsam rückwärts nach draußen entfernte. Pelorat schloß hinter ihr die Tür.

»Sie kann alles hören, sehen und spüren«, stellte Trevize klar. »Was für ein Unterschied besteht jetzt?«

»Für mich ist es ein Unterschied«, erwiderte Pelorat. »Ich möchte mit Ihnen allein reden, auch wenn unser Alleinsein nur auf Selbstbetrug beruht. Golan, Sie haben Furcht.«

»Machen Sie sich nicht lächerlich.«

»Natürlich haben Sie Furcht! Sie wissen nicht, was bevorsteht, was Sie erwartet, was von Ihnen erwartet wird. Es ist Ihr gutes Recht, Furcht zu verspüren.«

»Aber ich fürchte mich nicht!«

»Doch, sehr wohl. Vielleicht fürchten Sie sich nicht — anders als es mir geht — vor handgreiflichen Gefahren. Ich habe mich davor gefürchtet, mich hinaus in den Weltraum zu wagen, ich habe jede neue Welt gefürchtet, die es zu sehen gab, jedes neue Ding, dem ich begegnet bin. Immerhin habe ich ein halbes Jahrhundert lang ein eingeengtes, zurückgezogenes, beschränktes Dasein geführt, während Sie in der Raummarine waren und anschließend in der Politik aktiv, immer im wirrsten Drunter und Drüber, sowohl daheim wie auch im All. Aber ich habe versucht, meine Furchtsamkeit zu überwinden, und Sie haben mir geholfen. Während der gesamten Zeit, in der wir nun schon zusammen gewesen sind, haben Sie mit mir Geduld gehabt, waren Sie freundlich und verständnisvoll zu mir, und durch Sie ist es mir gelungen, die Furcht zu meistern und in den verschiedensten Situationen durchzuhalten. Lassen Sie mich nun die Gefälligkeit erwidern und diesmal Ihnen helfen.«

»Ich sage Ihnen, ich fürchte mich nicht.«

»Natürlich fürchten Sie sich! Wenn nichts anderes, dann fürchten Sie auf jeden Fall doch die Verantwortung, die man Ihnen zumutet. Allem Anschein nach hängt das Schicksal einer ganzen Welt von Ihnen allein ab — und daher müßten Sie, falls Sie scheitern, damit leben, daß der Untergang einer ganzen Welt Ihnen aufs Gewissen drückt. Warum sollten Sie die Verantwortung für eine Welt übernehmen, die Ihnen nichts bedeutet? Welches Recht hat man, Ihnen eine solche Bürde aufzuladen? Sie fürchten nicht nur das Scheitern, wie es jedem an Ihrer Stelle ginge, sondern Sie sind zusätzlich verärgert, weil man Sie in eine Situation bringt, in der Sie sich ganz einfach fürchten müssen.«

»Sie irren sich gewaltig.«

»Das bezweifle ich. Infolgedessen lassen Sie mich Ihren Platz einnehmen. Ich werde erledigen, was getan werden muß. Was es auch sein mag, das man von Ihnen erwartet, ich stelle mich als Ersatzmann zur Verfügung. Ich vermute, es dreht sich um nichts, was große Körperkräfte oder Vitalität erfordert, denn zu so was würde ja ein simples mechanisches Gerät genügen. Ich nehme auch an, daß es sich um nichts handelt, was Mentalistik verlangt, denn in dieser Beziehung ist Gaia selbst leistungsfähig genug. Es muß irgend etwas sein, das… tja, ich weiß nicht was, aber wenn man dazu weder Muskeln noch Gehirn braucht, muß ich sagen, alles andere habe ich genauso wie Sie — und zudem besitze ich die Bereitschaft, die Verantwortung zu übernehmen.«

»Warum sind Sie so willig«, erkundigte sich Trevize in scharfem Tonfall, »sich so etwas aufzubürden?«

Pelorat betrachtete den Fußboden, als sorge er sich, er könne Trevizes Blick nicht standhalten. »Ich habe nie eine Ehefrau gehabt, Golan«, sagte er. »Ich habe Frauen gekannt, sicherlich. Aber sie waren mir nie besonders wichtig. Interessant waren sie für mich. Ganz nett. Aber nie wirklich wichtig. Diese allerdings…«

»Wer? — Wonne?«

»Sie ist… für meine Begriffe… irgendwie anders.«

»Beim Terminus, Janov, sie bekommt jedes Wort mit, das Sie reden!«

»Das ist gleichgültig. Sie weiß sowieso Bescheid. Ich möchte ihr eine Freude machen. Ich will diese Aufgabe übernehmen, woraus sie auch bestehen mag… ich werde jedes Risiko, jede Verantwortung auf mich nehmen, wenn nur eine kleine Chance besteht, daß sie… sich eine gute Meinung von mir bildet.«

»Janov, sie ist ein Kind.«

»Sie ist kein Kind — und was Sie von ihr denken, macht für mich ohnehin keinen Unterschied aus.«

»Begreifen Sie denn nicht, für was sie Sie halten muß?«

»Für einen alten Mann? Was bedeutet das denn noch? Sie ist Teil eines höheren Ganzen, ich dagegen nicht — das allein errichtet bereits ein unüberwindbares Hindernis zwischen uns. Glauben Sie, das wäre mir nicht klar? Aber ich verlange nichts von ihr, bestenfalls hoffe ich, daß sie…«

»Sich eine gute Meinung von Ihnen bildet?«

»Ja. Oder was sie sonst an Empfindungen für mich aufbringen kann.«

»Und dafür wollen Sie meine Aufgabe übernehmen? Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, Janov, daß Sie nicht richtig zugehört haben. Man will nicht Sie, sondern — Raum und Zeit! — aus irgendeinem Grund, den ich nicht ermessen kann, ausschließlich mich!«

»Wenn Sie sich nicht zur Verfügung stellen und sie irgend jemanden haben müssen, wird es besser sein, mich zu haben, nehme ich an, als überhaupt niemanden.«

Trevize schüttelte den Kopf. »Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich kann’s nicht glauben. Sie kommen so langsam in die reiferen Jahre, und da entdecken Sie plötzlich die Jugend. Janov, Sie möchten ein Held werden, damit Sie für den bewußten Leib sterben dürfen.«

»Reden Sie nicht so daher, Golan! Das ist kein Thema, um sich darüber lustig zu machen.«

Trevize wollte lachen, aber da sah er Pelorats ernste Miene und räusperte sich statt dessen lediglich. »Sie haben recht«, sagte er. »Entschuldigen Sie. Rufen Sie sie herein, Janov. Rufen Sie sie rein!«

Wonne trat in leicht gebeugter Haltung ein. »Es tut mir schrecklich leid, Pel«, sagte sie mit schwächlichem Stimmchen. »Du kannst nicht einspringen. Es muß Trevize sein.«

»Na schön«, antwortete Trevize. »Ich werde ganz ruhig sein. Was es auch sein soll, ich werde versuchen, es durchzuführen. Ich würde alles tun, bloß um zu verhindern, daß Janov in seinem Alter noch den romantischen Helden mimt.«

»Ich kenne mein Alter«, murmelte Pelorat.

Bedächtig ging Wonne zu ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. »Pel, ich… ich habe eine sehr gute Meinung von dir.«

Pelorat schaute zur Seite. »Schon gut, Wonne. Du brauchst dir keine Freundlichkeiten abzuringen.«

»Ich bin nicht bloß freundlich, Pel. Ich habe von dir… eine sehr, sehr gute Meinung.«

82

Erst schwach, dann deutlicher, entsann sich Sura Novi, daß sie Suranoviremblastiran war und als Kind von ihren Eltern Su und von ihren Spielkameraden Vi genannt wurde.

Sie hatte diese Tatsachen niemals wirklich vergessen, doch gelegentlich waren sie sehr tief in ihr verborgen gewesen. Noch nie waren sie so tief und so lange verborgen worden wie im Laufe des vergangenen Monats, denn nie, nie hatte sie sich so lange in solcher Nähe zu einem derartig starken Geist befunden.

Aber nun war ihre Zeit gekommen. Sie selbst hatte darauf keinen Einfluß. Im Interesse des globalen Notstands schob der ganze zeitweilig unterdrückte Rest ihres Wesens sich nun zurück an die Oberfläche.

Ein unbestimmtes Mißbehagen begleitete diesen Vorgang, eine Art von Kribbeln, doch binnen kurzem erfolgte dessen Verdrängung durch das Wohlbefinden eines unmaskierten Ichs. Seit Jahren war sie Gaias Globus nicht mehr so nahe gewesen.

Sie erinnerte sich an eine der Lebensformen, die ihr als Kind auf Gaia so lieb gewesen waren. Weil sie damals deren Empfindungen als einen schwachen Bestandteil ihres eigenen Fühlens begriffen hatte, erkannte sie das eigene, viel stärkere Gefühl eines ähnlichen Geschehens nun wieder. Sie glich einem Schmetterling, der aus seinem Kokon schlüpft.

83

Stor Gendibal starrte Sura Novi mit durchdringendem Blick scharf an — und so überrascht, daß er beinahe Bürgermeisterin Branno seiner Aufmerksamkeit hätte entgleiten lassen. Daß ihm das nicht passierte, war vielleicht einem plötzlichen Rückhalt von außerhalb zu verdanken, der stabilisierend wirkte, den er im Moment jedoch ignorierte.

»Was weißt du von Ratsherr Trevize, Novi?« erkundigte er sich. Die in unerwartetem Anwachsen begriffene Komplexität ihres Geistes flößte ihm eisige Bestürzung ein. »Was bist du?« rief er.

Er versuchte, ihre Psyche unter seine Kontrolle zu bringen, mußte jedoch feststellen, daß sie für ihn unangreifbar blieb. Erst in diesem Augenblick erkannte er, daß sein mentalistischer Griff um die Branno durch einen machtvolleren Einfluß, als er von ihm selbst ausging, Unterstützung erhielt. »Was bist du?« wiederholte er.

Sura Novis Miene zeigte eine Andeutung von Tragik. »Meister«, sagte sie, »Sprecher Gendibal… mein wahrer Name lautet Suranoviremblastiran, und ich bin Gaia.«

Mehr verriet sie mündlich nicht, aber Gendibal hatte in einer plötzlichen Aufwallung von Wut seine mentale Aura intensiviert, und während er — aufgebracht wie er jetzt war — den fremden Rückhalt negierte und die Branno in seine eigene und obendrein verstärkte mentalistische Obhut nahm, tastete er gleichzeitig nach Sura Novis Bewußtsein und verwickelte es in ein angespanntes, stummes Ringen.

Sie wehrte ihn mit gleichrangiger Tüchtigkeit ab, blieb jedoch dazu außerstande, ihm ihr Bewußtsein zu verschließen — oder vielleicht legte sie gar keinen Wert darauf.

Er sprach nun zu ihr auf die Art und Weise, wie er sich an einen anderen Sprecher gewandt hätte. »Du hast ein Spielchen gespielt, mich getäuscht, mich hergelockt, und du gehörst der Spezies an, der auch der Fuchs entsprungen war.«

»Der Fuchs war ein einzelnes verkommenes Subjekt, Sprecher. Ich/wir sind keine Füchse. Ich/wir sind Gaia.«

Über das bloße gesprochene Wort hinaus machte die Art ihrer Äußerung die ganze Wesenseigentümlichkeit Gaias deutlich.

»Ein als Ganzheit lebender Planet«, faßte Gendibal zusammen.

»Und mit einem Mentalfeld, das insgesamt weit größer ist als dein individuelles mentales Feld. Bitte widersetze dich nicht mit solcher Heftigkeit! Ich befürchte, es könnte sonst die Gefahr entstehen, daß ich dir Schaden zufüge, und das ist etwas, was ich nicht wünsche.«

»Nicht einmal als lebender Planet könnt ihr mächtiger sein als die Summe meiner Kollegen auf Trantor. In gewisser Beziehung sind auch wir ein lebender Planet.«

»Ihr seid nur ein paar tausend Menschen in geistiger Kooperation, Sprecher, und du kannst dich gegenwärtig nicht auf den Beistand deiner Kollegen stützen, denn ich habe deine Verbindung zu ihnen blockiert. Unternimm einen entsprechenden Versuch, er wird dich davon überzeugen.«

»Welche Absichten verfolgst du, Gaia?«

»Ich hatte gehofft, Sprecher, du würdest mich weiterhin Novi nennen. Was ich nun durchführe, mache ich als Gaia, aber ebenso bin ich Novi — und was dich persönlich angeht, bin ich ausschließlich Novi.«

»Welche Absichten hast du, Gaia?«

Das zittrige mentale Äquivalent eines Seufzers war bemerkbar. »Wir werden in dreiseitigem Patt bleiben«, sagte Novi. »Du gibst durch den Mentalschild acht auf Bürgermeisterin Branno, unterstützt von mir, so daß wir nicht ermüden können. Du wirst deinerseits, vermute ich, mich im mentalistischen Griff behalten, und ich werde es mit dir gleich halten, und auch darin werden wir nicht ermüden. Und so wird es erst einmal bleiben.«

»Bis wann?«

»Wie ich bereits erwähnt habe, warten wir auf Ratsherrn Trevize von Terminus. Er wird das Patt beheben — so wie er es für richtig hält.«

84

Der Computer an Bord der Far Star lokalisierte die beiden Raumschiffe, und Golan Trevize holte sie über die Außenübertragung auf den zu diesem Zweck unterteilten Bildschirm.

Beide waren Raumschiffe der Foundation. Eines glich genau der Far Star und war zweifellos Compors Schiff. Der andere Raumer war weit größer und leistungsfähiger.

»Also«, wandte sich Trevize an Wonne, »sind Sie darüber informiert, was hier vorgeht? Können Sie mir jetzt irgend etwas mitteilen?«

»Ja. Daß Sie nicht beunruhigt zu sein brauchen. Man wird Ihnen nichts antun können.«

»Wieso ist eigentlich jeder davon überzeugt, ich würde, wie ich hier sitze, vor Panik schlottern?« meinte Trevize mißmutig.

»Lassen Sie sie doch reden, Golan, statt sie anzuschnauzen«, sagte Pelorat hastig.

Trevize hob in einer Gebärde ungeduldiger Nachgiebigkeit die Arme. »Ich will niemanden anschnauzen. Sprechen Sie, Miss!«

»Auf dem großen Raumschiff befindet sich die Herrscherin Ihrer Foundation«, sagte Wonne. »Bei ihr…«

»Die Herrscherin?« meinte Trevize erstaunt. »Sie meinen das alte Schlachtroß Branno?«

»Sicherlich ist das nicht ihr Titel«, sagte Wonne, deren Lippen aus Erheiterung ein wenig zuckten. »Aber es handelt sich um eine Frau, ja.« Sie schwieg einen kurzen Moment lang, als lausche sie aufmerksam dem höheren Organismus, von dem sie ein Teil war. »Ihr Name ist Harlabranno. Es kommt mir merkwürdig vor, daß jemand einen Namen mit nur vier Silben hat, der auf seiner Heimatwelt so wichtig ist, aber vermutlich haben Nichtgaianer ihre eigenen Bräuche.«

»Sie würden sie wahrscheinlich Brann nennen, glaube ich«, bemerkte Trevize grinsend. »Aber was macht sie hier? Warum ist sie nicht auf…? Ach, verstehe. Gaia hat auch sie hergelockt. Warum?«

Wonne erteilte auf diese Frage keine Antwort. »Bei ihr ist ein Mann namens Lionokodell, fünf Silben, obwohl er rangmäßig unter ihr steht. So etwas würde man hier als Mangel an Respekt auffassen. Er ist auf Ihrer Welt ein hoher Beamter. Ferner sind vier andere Personen an Bord, die für die Bedienung der Waffen zuständig sind. Möchten Sie Ihre Namen erfahren?«

»Nein. Im anderen Schiff befindet sich, würde ich wetten, Munn Li Compor, und er ist ein Repräsentant der Zweiten Foundation. Offenbar haben sie die beiden Foundations in eine Begegnung manövriert. Weshalb?«

»Ganz so ist es nicht, Trev…, ich meine, Trevize…«

»Ach, sagen Sie ruhig Trev zu mir. Es schert mich nicht einen Hauch Kometengas.«

»Ganz so ist es nicht, Trev. Compor hat das Raumschiff verlassen, und es sind zwei andere Personen an Bord. Eine davon ist Storgendibal, ein wichtiger Mann der Zweiten Foundation. Man nennt ihn einen Sprecher.«

»Ein wichtiger Mann? Er hat paramentale Kräfte, kann ich mir denken.«

»O ja. Er ist sehr stark.«

»Können Sie mit ihm fertig werden?«

»Gewiß. Die andere Person, die sich an Bord aufhält, ist Gaia.«

»Einer von Ihnen?«

»Ja. Ihr Name lautet Suranoviremblastiran. Er müßte viel länger sein, aber sie ist lange Zeit von mir/uns/allem fort gewesen.«

»Ist sie dazu imstande, es mit einer hohen Führungspersönlichkeit der Zweiten Foundation aufzunehmen?«

»Es ist nicht sie, sondern Gaia, die auf ihn achtgibt. Sie/ich/wir sind fähig genug, um ihn zu zermalmen.«

»Und wird es dahin kommen? Wird sie ihn und ebenso die Branno zermalmen? Was soll das alles? Hat Gaia die Absicht, beide Foundations zu vernichten und ein eigenes galaktisches Imperium zu errichten? Eine Neuauflage der Herrschaft des Fuchses? Ein Großreich der Füchse…?«

»Nein, Trev, nein. Erregen Sie sich nicht! Das dürfen Sie nicht. Alle drei Parteien befinden sich in einer Pattsituation. Sie warten.«

»Worauf?«

»Auf Ihre Entscheidung.«

»Da sind wir also wieder. Welche Entscheidung? Warum meine?«

»Bitte, Trev«, sagte Wonne. »In Kürze wird alles erklärt. Ich/wir/sie haben soviel verraten, wie ich/wir/sie gegenwärtig mitteilen dürfen.«

85

»Es steht fest, Liono«, sagte die Branno matt, »daß ich einen Fehler begangen habe, vielleicht sogar einen verhängnisvollen Fehler.«

»Ist das etwas, das Sie so ohne weiteres zugeben sollten?« murmelte Kodell, ohne die Lippen zu bewegen.

»Drüben wissen sie ohnehin, was ich denke. Es auszusprechen, kann das Unheil nicht verschlimmern. Sie wissen auch nicht weniger, was Sie denken, wenn Sie nicht die Lippen bewegen. Ich hätte warten sollen, bis der Mentalschild stärkere Leistung bringt.«

»Wie hätten Sie so was voraussehen können, Bürgermeisterin?« entgegnete Kodell. »Hätten wir gewartet, bis wir doppelt, dreifach und vierfach oder wer weiß wie sicher sein konnten, wir hätten vielleicht in alle Ewigkeit warten müssen. Aber eins ist sicher, ich wünschte, wir wären nicht selbst geflogen. Es wäre vernünftiger gewesen, erst noch für eine Weile zu experimentieren — vielleicht unter Verwendung Ihres Blitzableiters Trevize.«

Die Branno seufzte. »Ich wollte ohne Vorwarnung handeln können, Liono. Trotzdem, das ist der wunde Punkt meiner Planung, mein großer Irrtum. Ich hätte warten sollen, bis der Mentalschild ausreichend widerstandsfähig ist. Nicht absolut undurchdringlich, aber stark genug. Ich wußte, daß er in feststellbarem Umfang unzulänglich ist, aber ich habe es nicht fertiggebracht, länger zu warten. Die Schwächen des Mentalschildes zu beseitigen, hätte geheißen, ein Handeln wäre erst nach Ablauf meiner Amtszeit möglich geworden, und ich wollte unbedingt noch während der Dauer meiner Regierung die erforderlichen Schritte tun — und ich wollte persönlich dabeisein.

Also habe ich mir, als wäre ich wirklich so eine Närrin, schlichtweg eingeredet, der Mentalschild sei adäquat. Von Vorsicht wollte ich nichts hören von Ihren Zweifeln, zum Beispiel.«

»Wir können möglicherweise noch immer die Oberhand gewinnen, wenn wir Geduld bewahren.«

»Fühlen Sie sich dazu imstande, den Befehl zu geben, auf das andere Schiff zu feuern?«

»Nein, nicht, Bürgermeisterin. Irgendwie ist schon der Gedanke mir unerträglich.«

»Mir geht’s ebenso. Und ich bin sicher, selbst wenn es Ihnen oder mir gelänge, den Befehl zu erteilen, die Besatzung würde ihn nicht befolgen, irgendwie wäre sie dazu nicht in der Lage.«

»Vielleicht verhält es sich unter den gegenwärtigen Umständen so, Bürgermeisterin, aber die Umstände können sich ändern. Und da erreicht doch tatsächlich ein neuer Mitwirkender den Ort des Geschehens.«

Er deutete auf den Bildschirm. Der Bordcomputer hatte den Bildschirm automatisch unterteilt, als ein weiteres Raumschiff in seinen Erfassungsbereich gelangte. Das zweite Schiff erschien auf der rechten Seite.

»Können Sie die Wiedergabe vergrößern, Liono?«

»Kein Problem. Der Zweitfoundationist ist sehr geschickt. Wir können alles tun, was ihm keinen Anlaß zur Sorge gibt.«

»Na, das ist doch die Far Star«, sagte die Branno, ihren Blick auf den Bildschirm geheftet. »Und ich nehme an, an Bord sind Trevize und Pelorat. Es sei denn…« — sie sprach merklich verbittert weiter —, »sie sind inzwischen auch durch Leute der Zweiten Foundation ersetzt worden. Mein Blitzableiter hat sich wahrhaftig ausgezeichnet bewährt. Wäre bloß mein Mentalschild stärker!«

»Geduld«, empfahl Kodell.

Plötzlich tönte eine Stimme durch den Kontrollraum des Schiffs, und irgendwie merkte die Branno, daß diese Stimme sich keiner Schallwellen bediente. Sie empfing sie direkt mit dem Bewußtsein, und ein rascher Blick in Kodells Miene verriet ihr unmißverständlich, daß auch er sie wahrnahm.

»Können Sie mich hören, Bürgermeisterin Branno?« fragte die Stimme. »Wenn ja, machen Sie sich nicht die Mühe, es auszusprechen. Es genügt, wenn Sie es denken.«

»Was sind Sie?« fragte die Branno gefaßt zurück.

»Ich bin Gaia.«

86

Die drei Raumschiffe befanden sich jeweils in bezug auf die beiden anderen Schiffe in im wesentlichen unveränderlicher Position. Alle drei umkreisten langsam den Planeten Gaia, als seien sie ein ferner, drei gesonderte Teile umfassender Satellit des Planeten. Alle drei begleiteten Gaia auf ihrer endlosen Reise um ihre Sonne.

Trevize saß ruhig da und beobachtete den Bildschirm, der Mutmaßungen über die ihm zugemutete Rolle weidlich überdrüssig — des Spekulierens darüber, zu welchem Zweck man ihn über tausend Parsek hinweg hergelockt hatte.

Die Stimme in seinem Bewußtsein jagte ihm keinen Schrecken ein. Ihm war, als hätte er nur auf sie gewartet.

»Können Sie mich hören, Golan Trevize?« wollte sie von ihm wissen. »Wenn ja, machen Sie sich nicht die Mühe, es auszusprechen. Es genügt, wenn Sie es denken.«

Trevize sah sich um. Pelorat, eindeutig verstört, glotzte hierhin und dahin, als versuche er, den Ursprung der Stimme zu erspähen. Wonne saß gelassen an ihrem Platz, die Hände locker im Schoß. Trevize bezweifelte keine Sekunde lang, daß sie die Stimme genauso empfing.

Er ignorierte die Aufforderung, in Gedanken zu antworten, und redete sogar mit vorsätzlich überdeutlicher Aussprache. »Wenn ich nicht erfahre, um was es bei allem hier eigentlich geht, werde ich nichts von dem tun, was man von mir verlangt.«

»Sie werden es nun erfahren«, erwiderte die Stimme.

87

»Sie werden mich in Ihrem Bewußtsein vernehmen«, sagte Sura Novi. »Ihnen allen steht es frei, mir in Gedanken zu antworten. Ich werde gewährleisten, daß auch Sie einander sich hören können. Wie Ihnen bekannt ist, ist der Abstand zwischen uns gering genug, so daß bei der normalen Lichtgeschwindigkeit des spatial-mentalen Feldes keine lästigen Verzögerungen auftreten werden. Um einen Anfang zu machen — dies Treffen findet aufgrund eines sorgfältigen Arrangements statt.«

»Auf welche Weise ist es arrangiert worden?« tönte die Stimme der Branno.

»Keineswegs durch mentalistische Manipulation«, sagte Sura Novi. »Gaia hat niemandes Geist vergewaltigt. So etwas ist nicht unsere Art. Wir pflegen am liebsten fremden Ehrgeiz für unsere Zwecke auszunutzen. Bürgermeisterin Branno wollte nicht länger warten und sofort ein Zweites Imperium errichten. Sprecher Gendibal wollte Erster Sprecher werden. Es hat genügt, ihr jeweiliges Streben weiter zu stimulieren und mit einigem Urteilsvermögen selektiv mit der anschließenden Entwicklung zu gehen.«

»Ich weiß, wie man mich hergelockt hat«, sagte Gendibal barsch. Und er wußte es tatsächlich. Er wußte, warum er es so darauf abgesehen gehabt hatte, in den Weltraum zu fliegen, so versessen darauf, Trevize zu folgen, so sehr davon überzeugt, er könne mit allem fertig werden. Alles war auf Novi zurückzuführen. Ach, Novi!

»Sie waren ein besonderer Fall, Sprecher Gendibal. Ihr Ehrgeiz war ausgeprägt, aber zusätzlich war eine Schwäche vorhanden, die uns das Vorgehen erleichtert hat. Wir haben Sie als Person erkannt, die sich jemandem gegenüber, den sie erziehungsgemäß als in jeder Hinsicht tieferstehend betrachtet, sehr freundlich verhält. Das habe ich zu unserem Vorteil und gegen Sie genutzt. Ich/wir bin/sind deswegen von tiefer Scham erfüllt. Unsere Entschuldigung kann nur sein, daß die Zukunft der gesamten Galaxis gefährdet ist.«

Sura Novi schwieg für einen Moment, und ihre Stimme (obwohl sie sich nicht ihrer Stimmbänder bediente) nahm einen düsteren Ausdruck an, ihr Gesicht wirkte kummervoller.

»Dies war die Zeit, in der es zu handeln galt. Gaia konnte unmöglich länger warten. Über ein Jahrhundert lang hatten die Bewohner Terminus’ bereits an einem Mentalschild gearbeitet. Eine Generation später wären sie vielleicht sogar Gaia überlegen gewesen, so daß sie ihre materiellen Waffen nach Belieben einzusetzen vermocht hätten. Die restliche Galaxis hätte ihnen nicht widerstehen können, und trotz der anderen Maßgabe des Seldon-Planes wäre nach Terminus’ Vorstellungen ein Zweites Galaktisches Imperium etabliert worden — trotz Trantor, trotz Gaia. Bürgermeisterin Branno mußte irgendwie dazu verleitet werden, zur Tat zu schreiten, bevor der Mentalschild perfektioniert werden konnte. Dann ist da Trantor. Der Seldon-Plan bewährte sich reibungslos, denn Gaia selbst wirkte darauf hin, ihn mit Präzision im vorgeschriebenen Gleis zu halten. Und rund ein Jahrhundert lang hatte es nur zurückhaltende Erste Sprecher gegeben, so daß Trantor mehr oder weniger lediglich dahinvegetierte. Inzwischen jedoch hatte Stor Gendibals rascher Aufstieg begonnen. Er war der richtige Mann, um Erster Sprecher zu werden, und unter ihm würde Trantor wieder eine aktive Rolle spielen. Trantor würde Einfluß und Macht auch mit physischen Mitteln auszuüben anfangen, die Gefahr erkennen, die von Terminus ausging, und dagegen einschreiten. Falls es gelungen wäre, gegen Terminus vorzugehen, bevor der Mentalschild vervollkommnet werden konnte, dann mußte der Seldon-Plan in sein vorgesehenes Ende münden, ein Zweites Galaktisches Imperium, eines nach Trantors Vorstellungen trotz Terminus, trotz Gaia. Infolgedessen mußte Gendibal irgendwie dazu gebracht werden, zu handeln, ehe man ihn zum Ersten Sprecher ernannte. Weil Gaia jedoch jahrzehntelang darauf hingearbeitet hat, ist es nun gelungen, beide Foundations zur rechten Zeit am richtigen Ort zu einer Zusammenkunft zu bewegen. Ich wiederhole das hauptsächlich mit solcher Deutlichkeit, damit Ratsherr Trevize von Terminus über die Situation volle Klarheit erhält und sie verstehen kann.«

Sofort meldete sich Trevize zu Wort und mißachtete erneut die Empfehlung, sich per Gedanken zu verständigen. Er sprach in entschiedenem Tonfall. »Ich verstehe nichts. Was ist denn falsch an der einen oder der anderen Version eines künftigen Zweiten Galaktischen Imperiums?«

»Ein Zweites Galaktisches Imperium in Terminus’ Stil wäre ein militaristisches Imperium«, antwortete Sura Novi/Gaia, »errichtet durch Gewalt, aufrechterhalten durch Gewalt, bis es schließlich auch durch Gewalt zugrunde gehen müßte. Es wäre nichts als eine Wiedergeburt des Ersten Galaktischen Imperiums. So lautet Gaias Ansicht. Ein Zweites Galaktisches Imperium im Stil Trantors wäre ein paternalistisches Imperium, errichtet durch Berechnung, regiert mit Berechnung und dank aller Berechnung zu einem Dasein des permanenten Halblebens und Halbsterbens verurteilt. Es käme einer Sackgasse gleich. So lautet Gaias Ansicht.«

»Und was hat Gaia als Alternative zu bieten?« erkundigte sich Trevize.

»Ein größeres Gaia. Galaxia! Jeder bewohnte Planet gleichermaßen lebendig wie Gaia. Jeder lebendige Planet kombiniert zu einem höheren hyperspatialen Leben. Jeder unbewohnte Planet daran beteiligt. Jeder Stern.

Jeder Schwaden von interstellarem Gas. Jedes Stäubchen interstellarer Materie. Vielleicht sogar unter Einbeziehung des großen, zentralen Schwarzen Lochs. Eine lebende Galaxis, die für jede Art von Leben in mancherlei Weise vorteilhaft gemacht werden kann, wie man es heute noch gar nicht abzusehen imstande ist. Einen neuen Weg des Lebens, der sich fundamental von allem unterscheidet, was bisher gewesen ist und keine der alten Fehler wiederholt.«

»Und neue Fehler hervorbringt«, meinte Gendibal sarkastisch.

»Gaia haben Jahrtausende zur Verfügung gestanden, um Fehler zu beseitigen.«

»Aber nicht in galaktischem Maßstab.«

Trevize kümmerte sich nicht um den kurzen Gedankenaustausch und kam zur Sache. »Und welche Rolle spiele ich bei alldem?«

»Wähle!« donnerte Gaias Stimme durch Sura Novis Bewußtsein. »Welche Alternative soll Wirklichkeit werden?«

Ausgedehntes Schweigen folgte, und als Trevize antwortete — diesmal mental, denn zum Sprechen war er zu stark erschüttert —, klang seine Stimme schwächlich, aber nichtsdestoweniger noch immer trotzig. »Warum ich?«

»Obschon wir bereits erkannt hatten, daß der Zeitpunkt da war«, entgegnete Sura Novi, »an dem entweder Terminus oder Trantor zu mächtig sein mußte, als daß man ihm noch Einhalt gebieten könnte — oder noch schlimmer, an dem beide möglicherweise gleichermaßen mächtig sein würden, so daß es zu einem unheilvollen Patt käme, das die ganze Galaxis zu verwüsten imstande wäre —, besaßen wir keine Möglichkeit zum Eingreifen. Wir benötigten für unsere Absichten jemanden — eine besondere Person — mit hohem, als Talent herausgebildetem Urteilsvermögen, einem sicheren Gespür für das Richtige. Schließlich haben wir Sie gefunden, Ratsherr Trevize. Nein, eigentlich können wir uns dies Verdienst nicht anrechnen. Die Bewohner Trantors haben Sie durch den Mann namens Compor ausfindig gemacht, wenngleich sie sich nicht darüber im klaren waren, mit wem sie es zu tun hatten. Der Vorgang des Ausfindigmachens Ihrer Person war es, der unsere Aufmerksamkeit erregt hat. Golan Trevize, Sie zeichnen sich durch die herausragende Begabung aus, mit Gewißheit feststellen zu können, welches Handeln das richtige ist.«

»Das streite ich rundweg ab«, sagte Trevize.

»Sie empfinden dann und wann in bestimmter Beziehung völlige Gewißheit. Und wir möchten, daß Sie das Kriterium Ihrer Gewißheit diesmal im Interesse der ganzen Galaxis anlegen. Vielleicht wünschen Sie eine derartige Verantwortung nicht. Es kann sein, daß Sie alles tun, um der Wahl aus dem Wege zu gehen. Trotzdem werden Sie einsehen müssen, daß es richtig und gut ist, eine Wahl zu treffen. Sie werden darüber Gewißheit haben. Und dann werden Sie die Entscheidung fällen. Sobald wir Sie gefunden hatten, waren wir uns sicher, daß unsere Suche vorüber war, und wir haben Jahre hindurch Maßnahmen durchgeführt, die es uns ermöglichten, ohne direkte mentalistische Beeinflussung darauf hinzuwirken, daß Sie drei — Bürgermeisterin Branno, Sprecher Gendibal und Ratsherr Trevize — sich im Umkreis Gaias zur gleichen Zeit treffen würden. Das ist uns nun gelungen.«

»Entspricht es etwa nicht den Tatsachen«, sagte Trevize, »daß du, Gaia — wenn ich dich so nennen soll —, unter den gegenwärtigen Umständen sowohl die Bürgermeisterin wie auch den Sprecher hier an Ort und Stelle überwältigen kannst? Ist es etwa nicht wahr, daß du diese lebende Galaxis, von der du sprichst, auch ohne meine Mitwirkung ins Leben rufen kannst? Und wenn es so ist — nun, warum machst du’s dann nicht einfach?«

»Ich weiß nicht, ob ich das zu Ihrer Zufriedenheit erklären kann«, erwiderte Sura Novi/Gaia. »Vor Tausenden von Jahren ist Gaia mit der Hilfe von Robotern, die der Menschheit für kurze Zeit einmal wirklich dienten, ihr heute jedoch nicht mehr zu Diensten stehen, gegründet worden. Die Roboter haben keinen Zweifel daran gelassen, daß wir ausschließlich durch die strikte Anwendung der drei Regeln der Robotik auf das Leben im allgemeinen zu überdauern imstande sind. In entsprechender Abwandlung lautet die Erste Regel also: ›Gaia darf kein Leben schädigen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.‹ Im Laufe unserer gesamten Geschichte haben wir uns an diese Regel gehalten, und wir können nicht anders handeln. Das Resultat ist, daß wir nun hilflos sind. Wir können unsere Vision der lebenden Galaxis den Quintillionen von Menschen und anderen Lebensformen nicht aufzwingen, weil wir dabei einer großen Anzahl Schaden zufügen müßten. Ebensowenig jedoch können wir untätig zusehen, wie die Galaxis sich selber halb zugrunde richtet, wenn es in unserer Macht gestanden hätte, solche Auseinandersetzungen zu verhindern. Wir wissen nicht, ob unser Handeln oder unser Nichthandeln der Galaxis mehr schaden wird. Und falls wir handeln, wissen wir nicht, ob unsere Unterstützung Terminus’ oder Trantors der Galaxis größeren Schaden bringt. Deshalb soll Ratsherr Trevize die Entscheidung treffen — und wie diese Entscheidung auch ausfallen mag, Gaia wird sich danach richten.«

»Wie soll nach Ihren Erwartungen eine solche Entscheidung von mir gefällt werden?« fragte Trevize nach. »Was habe ich zu tun?«

»Sie haben Ihren Computer«, antwortete Sura Novi. »Die Bewohner des Terminus’ haben, als sie ihn konstruierten, nicht geahnt, daß er viel besser sein würde, als sie dachten. Dem Computer an Bord Ihres Raumschiffs ist ein wenig von Gaia zu eigen. Legen Sie Ihre Hände aufs Terminal und denken Sie. Kraft Ihrer Gedanken können Sie beispielsweise Bürgermeisterin Brannos Mentalschild in einem Umfang verstärken, der ihn undurchdringlich macht. Falls Sie sich dafür entscheiden, wird sie möglicherweise sofort ihre Waffen anwenden, um die beiden anderen Raumschiffe außer Gefecht zu setzen oder zu vernichten, und dann ihre Herrschaft auf Gaia und später Trantor ausdehnen.«

»Und Sie würden nichts dagegen unternehmen?« meinte Trevize erstaunt.

»Nichts. Wenn Sie die Gewißheit hegen, daß Terminus Vorherrschaft der Galaxis geringeren Schaden als jede andere Alternative zufügen wird, werden wir dieser Vorherrschaft gern unsere Unterstützung zukommen lassen — selbst um den Preis unseres eigenen Untergangs. Andererseits können Sie mittels Ihres Computers Sprecher Gendibals Mentalfeld orten und ähnlich verstärken, und in dem Fall dürfte er sich aus der Pattsituation befreien und meinen mentalistischen Halt abschütteln. Er könnte dann das Bewußtsein der Bürgermeisterin beeinflussen, unter Einsatz ihrer Raumschiffe Gaia physisch unterwerfen und die kontinuierliche Weiterführung des Seldon-Planes sicherstellen. Auch dagegen würde Gaia nichts unternehmen. Oder Sie können mein mentales Feld orten und sich damit vereinigen — dann wird die Entwicklung zu einer lebenden Galaxis eingeleitet und unsere Vision zur Erfüllung gelangen, nicht in dieser oder der nächsten Generation, sondern nach Jahrhunderten entsprechender Arbeit, während der der Seldon-Plan seine Gültigkeit behalten soll. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«

»Warten Sie«, meldete sich Bürgermeisterin Branno zu Wort. »Entscheiden Sie sich noch nicht. Darf ich sprechen?«

»Sie können freimütig reden«, gab Sura Novi zur Antwort. »Das gleiche gilt für Sprecher Gendibal.«

»Ratsherr Trevize«, sagte die Branno, »als wir uns das letzte Mal auf Terminus gesehen haben, meinten Sie zu mir: ›Es könnte der Tag kommen, an dem Sie mich um etwas bitten, und dann werde ich mich an diese beiden Tage erinnern und so entscheiden, wie ich’s für angebracht halte.‹ Ich weiß nicht, ob Sie die nunmehr eingetretene Situation vorausgesehen oder sie intuitiv erahnt haben, oder ob Ihre Äußerung ganz einfach auf das zurückzuführen ist, was diese Frau, die uns hier etwas von einer lebenden Galaxis erzählt, Ihr Talent zum Erkennen des Richtigen nennt. Auf jeden Fall, Sie behalten jetzt recht. Ich bitte Sie um etwas, und zwar im Namen der Föderation. Ich vermute, Ihr Gefühl gibt Ihnen den Wunsch ein, es mir heimzuzahlen, daß ich Sie habe arrestieren und praktisch fortjagen lassen. Ich ersuche Sie jedoch, zu bedenken, daß ich im Sinne des Wohles der gesamten Foundation-Föderation gehandelt habe. Selbst wenn ich falsch vorgegangen sein oder aus hartherzigem Eigeninteresse gehandelt haben sollte, berücksichtigen Sie bitte, daß ich es war, der sich so verhalten hat — nicht die Föderation. Zerstören Sie nun nicht die ganze Föderation, nur um mich für das büßen zu lassen, was ich allein Ihnen angetan habe. Denken Sie daran, daß Sie ein Foundationist und ein Mensch sind, daß Sie niemals eine Nummer in den Plänen der seelenlosen Mathematiker Trantors oder weniger als eine Nummer in einem galaktischen Mischmasch aus Leben und Nichtleben sein möchten. Sie legen Wert darauf, daß Sie, Ihre Nachkommen und Mitmenschen selbständige Organismen im Besitz eines freien Willens bleiben. Alles andere zählt nicht. Andere mögen Ihnen einreden wollen, unser Imperium müsse zu Blutvergießen und Elend führen — aber so muß es keineswegs zwangsläufig kommen. Es liegt innerhalb unserer freien Willensentscheidung, ob es so kommt oder nicht. Wir können uns für eine andere Politik entscheiden. Und in jedem Fall ist es besser, aufgrund einer freien Willensentscheidung einer Niederlage entgegenzugehen, als wie ein Schräubchen in einer Maschine in bedeutungsloser Sicherheit zu existieren. Beachten Sie, daß nun von Ihnen verlangt wird, als Mensch mit freiem Willen eine Entscheidung zu treffen. Diese Wesen auf Gaia sind zu einer Entscheidung unfähig, weil ihr Apparat ihnen keine Entscheidung erlaubt, deshalb sind sie von Ihnen abhängig.

Und falls Sie sich entsprechend entscheiden, werden sie sogar den eigenen Untergang in Kauf nehmen. Ist das eine Art und Weise des Daseins, wie Sie sie sich für die ganze Galaxis vorstellen können?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Trevize, »ob ich tatsächlich noch Herr meines eigenen Willens bin, Bürgermeisterin. Genauso gut kann mein Geist auf subtile Weise beeinflußt worden sein, damit ich die Entscheidung treffe, die erwünscht ist.«

»Ihre Psyche ist vollkommen unangetastet geblieben«, versicherte Sura Novi. »Wenn wir es über uns brächten, Sie so zu beeinflussen, wie es unseren Zwecken entgegenkommt, wäre diese ganze Zusammenkunft überflüssig gewesen. Wären wir derart prinzipienlos, hätten wir verfahren können, wie es uns gefällt, ohne auf höherstehende Bedürfnisse und das übergeordnete Wohl der Menschheit insgesamt irgendeine Rücksicht zu nehmen.«

»Ich glaube«, meldete sich Gendibal, »nun ist es an mir, mich zu äußern. Ratsherr Trevize, lassen Sie sich nicht durch engstirnigen Provinzialismus in die Irre führen. Die Tatsache, daß Sie auf Terminus geboren sind, sollte Sie nicht zu dem Irrtum verleiten, Terminus käme vor der Galaxis. Seit mittlerweile schon fünf Jahrhunderten orientiert sich alles Geschehen in der Galaxis am Seldon-Plan. Diese Entwicklung ist inner- und ebenso außerhalb der Foundation-Föderation weitergegangen. An erster Stelle und über Ihre unbedeutendere Rolle als Foundationist hinaus sind Sie ein Teil des Seldon-Planes. Tun Sie nichts, was den Plan stören könnte, weder irgend etwas im Namen eines beschränkten Patriotismus, noch einer romantischen Sehnsucht nach Neuem und Unerprobtem zuliebe. Die Zweite Foundation wird den freien Willen der Menschen niemals beeinträchtigen. Wir sind Vorkämpfer, keine Despoten. Und wir haben ein Zweites Galaktisches Imperium zu bieten, das sich vom Ersten Imperium grundlegend unterscheidet. Während der ganzen bekannten menschlichen Geschichte, in keinem Jahrzehnt der rund zwanzigtausend Jahre, seit die Hyperraumfahrt besteht, ist es nicht irgendwo in der Galaxis zu Blutvergießen und gewaltsamem Sterben gekommen. Entscheiden Sie sich für Bürgermeisterin Branno, und dergleichen wird sich in Zukunft endlos fortsetzen. Der fürchterliche, tödliche Kreislauf wird weitergehen. Der Seldon-Plan verheißt endlich die Befreiung davon — und nicht um den Preis, nichts anderes mehr zu sein als ein Atom in einer Galaxis aus Atomen, heruntergekommen zur Gleichheit mit Gras, Bakterien, Viren und Staub.«

»Ich stimme mit dem überein, was Sprecher Gendibal über die Erste Foundation sagt«, erklärte Sura Novi. »Aber nicht mit dem, was er von seiner Foundation behauptet, der Zweiten Foundation. Die Sprecher Trantors sind selbständige Menschen mit freiem Willen und infolgedessen genauso, wie sie schon immer waren. Sind sie frei von destruktiver Konkurrenz, von Politik, von Karrierismus ohne jede Rücksicht? Gibt es an der Tafel der Sprecher keine Streitigkeiten, nicht sogar Haß und Abneigung? Können Sie immer Vorkämpfer sein, denen zu folgen man wagen darf? Stellen Sie Sprecher Gendibal diese Fragen bei seiner Ehre.«

»Es erübrigt sich, meine Ehre zu bemühen«, sagte Gendibal. »Ich gebe ohne Umschweife zu, daß wir an der Tafel der Sprecher mit Haß, Konkurrenzdenken und Intrigen zu tun haben. Doch wenn ein Entschluß einmal gefaßt ist, richten sich alle nach ihm. Diesbezüglich hat es nie eine Ausnahme gegeben.«

»Und wenn ich nun gar keine Wahl treffe?« fragte Trevize.

»Sie müssen«, entgegnete Sura Novi/Gaia. »Sie werden einsehen, daß es richtig ist, eine Wahl vorzunehmen, und deshalb werden Sie es tun.«

»Und wenn ich versuche, eine Wahl zu treffen, aber es nicht kann?«

»Sie müssen!«

»Wieviel Zeit habe ich?« wollte Trevize wissen.

»Sie haben Zeit«, erwiderte Sura Novi, »bis Sie die erforderliche Gewißheit empfinden, wie lange es bis dahin auch dauern mag.«

Trevize saß stumm da.

Obwohl auch die anderen Schweigen bewahrten, schien es Trevize, als könne er sie durch das Pochen seines Blutes noch immer hören.

›Freier Wille!‹ hörte er Bürgermeisterin Brannos feste Stimme proklamieren.

›Richtungsweisung und Frieden‹, verhieß Sprecher Gendibals Stimme mit gebieterischer Entschiedenheit.

›Leben‹, sagte Sura Novis/Gaias Stimme versonnen.

Trevize drehte sich um und sah, daß Janov Pelorat ihn eindringlich musterte. »Janov«, fragte er, »haben Sie das alles mitbekommen?«

»Ja, habe ich, Golan.«

»Und was meinen Sie?«

»Die Entscheidung liegt nicht bei mir.«

»Das weiß ich. Aber wie ist Ihre Meinung?«

»Keine Ahnung. Alle drei Alternativen bereiten mir gehöriges Unbehagen. Und doch, mir kommt ein sonderbarer Gedanke…«

»Ja?«

»Als wir ins All gestartet sind, haben Sie mir die Galaxis gezeigt. Erinnern Sie sich?«

»Natürlich.«

»Sie haben mit dem Computer eine Beschleunigung des Zeitablaufs simuliert, so daß man die Galaxis rotieren sehen konnte. Und da habe ich gesagt, ganz als hätte ich diesen Moment vorausgeahnt: ›Die Galaxis sieht wie ein Lebewesen aus, das durch den Weltraum kriecht.‹ Halten Sie es für denkbar, daß dieses Wesen in gewisser Weise bereits zum Leben erwacht sein könnte?«





Und als sich Trevize an den beschriebenen Augenblick erinnerte, empfand er plötzlich die erforderliche Gewißheit. Überstürzt wandte er sich ab, um sich erst gar keine Zeit zum Nachdenken zu geben, so daß keine Zweifel aufkommen konnten, keine Unsicherheit ihn nachträglich befiel.

Er legte seine Hände aufs Terminal des Computers und richtete seine Gedanken mit einer Intensität, wie er sie nie zuvor gekannt hatte, nach draußen.

Er hatte seine Entscheidung gefällt — die Entscheidung, von der das Schicksal der Galaxis abhing.

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