Sura Novi betrat den Kontrollraum des kleinen, ziemlich altmodischen Raumschiffs, das Stor Gendibal und sie in einer Reihe von wohlgeplanten Hypersprüngen über die Parseks hinwegbeförderte.
Offenbar war sie im kompakt beschaffenen Bad gewesen, wo Öle, warme Luft und ein Minimum an Wasser ihren Körper aufgefrischt hatten. Sie kam in ein Badetuch gewickelt und hielt es in krampfhafter Darstellung von Züchtigkeit fest um sich gedrückt. Ihr Haar war trocken, aber noch wirr.
»Meister?« sprach sie Gendibal mit leiser Stimme an.
Gendibal hob den Blick von seinen Karten und dem Computer. »Ja, Novi?«
»Ich bin platt vor Verlegensein, Meister…« Sie verstummte und setzte dann langsam noch einmal an. »Tut mir leid, daß ich stören muß, Meister, aber…« — und hier entgleiste sie erneut — »ich kann mei Klamotten nich finden.«
»Ihre Kleidung, meinen Sie?« Einen Moment lang starrte Gendibal sie begriffsstutzig an, dann stand er mit merklich schlechtem Gewissen auf. »Novi, ich habe ganz vergessen, Ihnen Bescheid zu sagen. Die Sachen mußten gereinigt werden, sie sind im Detergentapparat. Sie sind sauber, getrocknet, gefaltet, völlig fertig. Ich hätte sie herausnehmen und Ihnen unübersehbar hinlegen sollen. Ich hab’s vergessen.«
»Ich wollte nicht… nicht…« — sie schaute an sich hinab — »…anstößig rumlaufen.«
»Das hat doch nichts mit ›anstößig‹ zu tun«, sagte Gendibal erheitert. »Hören Sie, ich verspreche Ihnen, wenn diese ganze Angelegenheit ausgestanden ist, werde ich veranlassen, daß Sie jede Menge neue Kleider erhalten — und nicht nur neu, sondern auch nach der neusten Mode. Wir sind in unziemlicher Hast aufgebrochen, und mir ist überhaupt nicht eingefallen, daß ich Ihnen einiges in der Art zur Verfügung stellen müßte, aber wir beide sind hier ganz allein an Bord, Novi, wir werden für einige Zeit zusammen an Bord leben, und daher ist es nicht nötig, viel Wirbel um… um so etwas… so was wie…« Er gestikulierte vage, bemerkte plötzlich den entsetzten Blick in ihren Augen und dachte: Nun ja, sie ist eben vom Land und hat ihre Grundsätze — wahrscheinlich hätte sie nichts gegen Anstößigkeiten der unheimlichsten Art, solange sie nur dabei die Kleider anbehalten darf.
Doch dann schämte er sich und war froh, daß es sich bei ihr um keine ›Forscherin‹ handelte, die seine Gedanken hätte erkennen können. »Soll ich Ihnen die Sachen holen?« fragte er.
»O nein, Meister. Das is nix fier dich… Ich meine, danke, ich weiß jetzt, wo sie sind.«
Als er sie das nächste Mal sah, war sie ordnungsgemäß angekleidet und hatte das Haar gekämmt. Ihre Scheu ließ sich deutlich spüren. »Tut mir leid, Meister, ich schäme mich, weil ich mich so… unerhör… ungehörig benommen habe. Ich hätte die Sachen allein finden können.«
»Macht nichts«, antwortete Gendibal. »Sie kommen mit dem Galakto-Standard gut voran, Novi. Sie eignen sich die ›Forschersprache‹ recht schnell an.«
Sura Novi lächelte plötzlich. Ihre Zähne waren ein wenig unregelmäßig, aber das beeinträchtigte kaum die Weise, wie ihre Miene sich aufhellte und ihr Gesicht fast reizvoll aussah, wenn man sie lobte, fand Gendibal. Er gestand sich, daß das wohl der Grund war, warum er sie so gerne lobte.
»Die Hamer werden wenig davon halten, wenn ich wieder daheim bin«, sagte sie. »Sie werden sagen, ich tät ein… ich wäre ein Wortdrechsler. So nennen sie jeden, der… naja, sonderbar spricht. Sie mögen solche Leute nicht.«
»Ich bezweifle, daß Sie zu den Hamer zurückkehren werden, Novi«, sagte Gendibal. »Ich bin sicher, an der Universität — ich meine, bei den Forschern — wird nach wie vor für Sie Platz sein, sobald das hier vorbei ist.«
»Das tät mich… würde mir echt gefallen, Meister.«
»Wäre es Ihnen nicht lieber, mich mit ›Sprecher Gendibal‹ anzureden, oder einfach mit…« Da sah er ihren indignierten Blick, der alle möglichen Einwände verhieß, und sparte sich den Rest. »Nein, ich sehe, Sie möchten’s nicht«, sagte er statt dessen. »Na schön, auch gut.«
»So was wäre nicht richtig, Meister. Aber darf ich fragen, wann das vorbei sein wird?«
Gendibal schüttelte den Kopf. »Das weiß ich selber nicht so recht. Vorerst muß ich so schnell wie möglich ein bestimmtes Ziel anfliegen. Leider ist dies Raumschiff, obwohl es ein sehr gutes Schiff seines Typs ist, reichlich langsam, und ›so schnell wie möglich‹ ist bedauerlicherweise nicht allzu schnell. Sie sehen ja, ich muß…« — er deutete auf den Computer und die Karten — »verschiedene Phasen ausarbeiten, in denen wir größere räumliche Entfernungen zurücklegen können, aber der Computer besitzt nur beschränkte Fähigkeiten, und ich bin nicht besonders geschickt in diesen Dingen.«
»Mußt du schnell dorthin, weil Gefahr droht, Meister?«
»Wie kommen Sie auf die Idee, es könne eine Gefahr bestehen, Novi?«
»Manchmal schau ich dir ins Gesicht, Meister, wenn du’s, glaube ich, nicht merkst, und dann sieht dein Gesicht aus, als ob… Ich weiß nicht, was für ’n Wort ich gebrauchen soll. Nicht nach Fierchten… ich meine, nach Furcht… auch nicht, als ob du mit Schlimmem rechnest.«
»Angespannt«, murmelte Gendibal.
»Du siehst… besorgt aus. — Ist das das Wort?«
»Kommt darauf an. Was meinen Sie mit ›besorgt‹, Novi?«
»Ich meinte, du siehst aus, als ob du denkst: ›Was soll ich in diesen großen Schwierigkeiten bloß als nächstes tun?‹«
Gendibal wirkte betroffen. »Das ist ›besorgt‹ — aber erkennen Sie das in meinem Gesicht, Novi? Am Sitz der Forscher achte ich immer sehr darauf, daß niemand irgend etwas in meiner Miene sehen kann, aber ich habe gedacht, allein im All — das heißt, lediglich in Ihrer Begleitung — könnte ich mich einmal entspannen und mein Gesicht sozusagen in der Unterwäsche herumsitzen lassen. Entschuldigung, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Ich wollte eigentlich sagen, wenn Sie eine so gute Beobachterin sind, muß ich natürlich wieder vorsichtiger sein. Ab und zu muß ich mich wieder daran gewöhnen, daß auch Nicht-Mentalisten scharfsinnige Schlußfolgerungen zu ziehen vermögen.«
Sura Novi machte einen entgeisterten Eindruck. »Jetzt kapiere ich überhaupt nichts mehr, Meister.«
»Ich rede mehr oder weniger mit mir selbst, Novi. Sie brauchen nicht besorgt zu sein. Sehen Sie, da ist das Wort wieder.«
»Aber droht denn Gefahr?«
»Es gibt ein Problem, Novi. Ich weiß nicht, was ich vorfinden werde, wenn ich Sayshell erreiche — das ist, wohin wir fliegen. Möglicherweise gerate ich in eine sehr heikle Situation.«
»Heißt das nicht — in Gefahr?«
»Nein, denn ich werde mit der Lage fertigwerden können.«
»Wie kannst du das vorhersagen?«
»Weil ich ein… ein Forscher bin. Von allen der beste. Es gibt nichts in der Galaxis, womit ich nicht fertigwerden könnte.«
»Meister, ich will nicht Sachen reden, wo mich… mir nicht zustehen…« — ein Ausdruck verzerrte Sura Novis Gesicht, der an Verzweiflung grenzte — »und dich nicht verärgern. Ich habe gesehen, wie du mit dem groben Klotz Rufirant umgesprungen bist, da warst du ja in Gefahr — und er war nur ein Hamer-Farmer. Aber diesmal weiß ich nicht, was dich erwartet… und du weißt’s auch nicht.«
Gendibal fühlte sich gerührt. »Fürchten Sie sich, Novi?«
»Nicht wegen mir, Meister. Ich fürchte… ich bin besorgt… um dich.«
»Sie können ruhig ›Ich fürchte um dich‹ sagen«, meinte Gendibal leise. »Das ist auch gutes Galakto-Standard.«
Für einen Moment war er in Gedanken versunken. Dann hob er den Blick und ergriff Sura Novis recht rauhe Hände. »Novi«, sagte er dann, »ich möchte nicht, daß Sie sich aus irgendeinem Grund fürchten. Lassen Sie mich etwas erklären. Sie wissen ja, wie Sie an meinem Gesichtsausdruck sehen konnten, daß Gefahr besteht — oder vielmehr, bestehen könnte —, fast als ob Sie dazu imstande wären, meine Gedanken zu lesen?«
»Ja?«
»Und ich kann noch viel besser als Sie Gedanken lesen. Forscher lernen das, und ich bin ein sehr tüchtiger Forscher.«
Sura Novis Augen weiteten sich, und sie entzog ihm ihre Hände. Ihr schien der Atem zu stocken. »Du kannst meine Gedanken lesen?«
Hastig hob Gendibal einen Finger. »Ich lese Ihre Gedanken ja nicht, Novi. Ich lese sie nicht, außer es müßte sein. Ihre Gedanken lese ich nicht.«
(Er wußte, daß er — unter praktischen Gesichtspunkten betrachtet — die Unwahrheit sagte. Es war für jemanden wie ihn unmöglich, sich in Sura Novis Gegenwart aufzuhalten, ohne zumindest die Grundstimmung dieser oder jener ihrer Gedanken zu bemerken. Dafür brauchte man eigentlich kaum Zweitfoundationist zu sein. Gendibal spürte, daß er um ein Haar errötet wäre. Aber eine solche Haltung, wie sie ihm gegenüber einnahm, schmeichelte nun einmal, auch wenn sie nur eine Hamerin war. Auf jeden Fall, er mußte sie beruhigen, schon aufgrund von Erwägungen allgemeiner Mitmenschlichkeit…)
»Außerdem bin ich dazu fähig, das Denken von Leuten zu verändern«, sagte er. »Ich kann bewirken, daß jemand Schmerz empfindet. Ich kann…«
Doch Sura Novi schüttelte den Kopf. »Wie kannst du das alles tun, Meister? Rufirant…«
»Vergessen Sie Rufirant«, sagte Gendibal geringschätzig. »Ich hätte ihm im Handumdrehen Einhalt gebieten können. Ich hätte ihn wie einen Sack Kartoffeln zu Boden stürzen lassen können. Alle diese Hamer hätte ich…« Er unterbrach sich plötzlich, weil er aufgrund seiner Prahlerei Unbehagen verspürte, weil er begriff, daß er es darauf anlegte, diese Provinzlerin zu beeindrucken. Und sie schüttelte nach wie vor den Kopf.
»Meister«, meinte sie, »du versuchst mir die Furcht auszureden, aber ich fürchte mich sowieso nicht, außer um dich, also ist das gar nicht nötig. Ich weiß, daß du ein großer Forscher bist, du kannst so ein Raumschiff durch das All fliegen, obwohl mir’s so vorkommt, niemand könnte so was tun, ohne… ich meine, es könnte eigentlich gar nicht möglich sein, ohne sich… zu verirren. Und du benutzt Maschinen, von denen ich nichts verstehe… die kein Hamer jemals verstehen könnte. Und du brauchst mir auch nichts von diesen Kräften in deinem Geist zu erzählen, wo ich nicht glauben kann, daß sie so sind, denn alle die Sachen, die du mit Rufirant hättest machen können, wie du gesagt hast, die hast du nicht mit ihm gemacht, obwohl du doch in Gefahr warst.«
Gendibal preßte die Lippen aufeinander. Laß es dabei, sagte er sich. Wenn diese Frau darauf beharrt, daß sie nicht um sich selbst fürchtet, laß es dabei! Aber er wollte nicht, daß sie ihn für einen Schwächling und Weichling hielt. Das wollte er schlichtweg nicht.
»Wenn ich Rufirant nichts getan habe«, sagte er, »dann deshalb, weil ich gar nicht den Wunsch hatte, ihm etwas zu tun. Wir Forscher dürfen den Hamern niemals irgend etwas antun. Wir sind auf ihrer Welt Gäste. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ihr seid unsere Herren und Meister. Das sagen wir unter uns immer.«
Einen Augenblick lang schweiften Gendibals Überlegungen ab. »Und wieso hat dieser Rufirant mich trotzdem angegriffen?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie bloß. »Ich glaube, er hat nicht gewußt, was er da tat. Er muß im Kopp bekloppt… ich meine, er muß nicht bei klarem Verstand gewesen sein.«
Gendibal stieß ein Brummen aus. »Jedenfalls, wir tun den Hamer unsererseits niemals etwas. Hätte ich mich dazu verleiten lassen, ihn mit… mit Gewalt aufzuhalten, die anderen Forscher hätten dann ziemlich schlecht von mir gedacht, und vielleicht wäre ich dadurch um meine Position gebracht worden. Um zu verhindern, daß mir ernster Schaden zugefügt wird, hätte ich ihn höchstens ein ganz kleines bißchen beeinflussen dürfen… so wenig wie nur möglich.«
Sura Novi senkte den Kopf. »Dann hätte ich mich ja gar nicht dazwischenwerfen müssen, als wäre ich selbst ’ne Närrin.«
»Sie haben vollkommen richtig gehandelt«, sagte Gendibal. »Wie ich gerade gesagt habe, es wäre falsch von mir gewesen, gegen ihn vorzugehen, so oder so, und durch Ihr Eingreifen haben Sie’s überflüssig gemacht, daß ich meinerseits etwas gegen ihn unternehme. Sie haben ihn aufgehalten, und das haben Sie gut gemacht. Ich bin Ihnen dafür dankbar.«
Wieder lächelte sie, diesmal regelrecht selig. »Jetzt verstehe ich, warum du so freundlich zu mir gewesen bist, Meister.«
»Natürlich, ich war sehr froh«, sagte Gendibal leicht verlegen. »Aber am wichtigsten ist, Sie sehen nun ein, es droht keine echte Gefahr. Ich kann mich gegen eine ganze Armee normaler Menschen durchsetzen. Das kann jeder Forscher vor allem die wichtigen Leute unter ihnen —, und wie ich schon erwähnt habe, ich bin der Beste von allen. In der ganzen Galaxis gibt es niemanden, der mir widerstehen könnte.«
»Wenn du das sagst, Meister, bin ich davon überzeugt.«
»Ich sage es. Also, fürchten Sie noch immer um mich?«
»Nein, Meister, bloß… Meister, sind das nur unsere Forscher, die Gedanken lesen können und… Gibt es vielleicht nicht andere Forscher, woanders eben, die es mit dir aufnehmen könnten?«
Einen Moment lang war Gendibal fassungslos. Diese Frau besaß ein erstaunliches Talent dafür, hinter die Dinge zu blicken.
Nun war es notwendig, zu lügen. »Es gibt keine«, sagte er.
»Man sieht aber doch so viele Sterne am Himmel. Einmal habe ich versucht, sie alle zu zählen, aber ich hab’s nicht geschafft. Wenn es soviel Welten mit Menschen gibt wie Sterne, müssen dann nicht auch noch mehr Forscher irgendwo dabeisein? Ich meine, andere Forscher außer denen auf unserer Welt?«
»Nein.«
»Und wenn doch?«
»Jedenfalls wären sie nicht so stark wie ich.«
»Und wenn sie dich plötzlich angreifen würden, bevor du überhaupt etwas merkst?«
»Das wäre unmöglich. Wollten sich irgendwelche fremden Forscher an mich heranmachen, ich würde sie bemerken, lange bevor sie mir irgendwie schaden könnten.«
»Wäre es dir möglich, vor ihnen zu fliehen?«
»Ich hätte es nicht nötig, zu fliehen, aber…« — er sah ihre Einwände voraus — »wenn es doch sein müßte, könnte ich mir rasch ein neues Schiff verschaffen — ein besseres als jedes andere Raumschiff in der Galaxis. Es wäre ausgeschlossen, daß sie mich fangen.«
»Könnten sie nicht dein Denken verändern und dich zum Bleiben bringen?«
»Nein.«
»Es könnten aber doch viele sein. Du bist bloß einer.«
»Sobald sie auftauchen — viel früher, als sie’s für möglich halten dürften —, würde ich merken, daß sie’s auf mich abgesehen haben, und daher könnte ich mich ihnen rechtzeitig entziehen. Unsere ganze Welt von Forschern stünde dann gegen sie, und das wäre ihr Ende. Das wäre ihnen von vornherein klar, deshalb würden sie’s ohnehin nicht wagen, irgend etwas gegen mich zu unternehmen. Sie würden’s sogar vorziehen, daß ich gar nichts von ihnen erfahre — aber ich würde sie bemerken.«
»Weil du so sehr besser als sie bist?« meinte Sura Novi, deren Miene von mit Zweifeln untermischtem Stolz strahlte.
Gendibal konnte ihr nicht widerstehen. Ihre natürliche Intelligenz, ihr schnelles Begriffsvermögen machten ihre Gesellschaft wirklich zu einem Vergnügen. Sprecherin Delora Delarmi, das sanftzüngige Monster, hatte ihm einen gewaltigen Gefallen erwiesen, als sie ihm dies hamische Farmermädchen aufdrängte.
»Nein, Novi«, sagte er, »nicht weil ich besser bin, obwohl das der Fall ist — sondern weil ich Sie dabei habe.«
»Mich?«
»Genau, Novi. Hätten Sie das gedacht?«
»Nee, Meister«, antwortete sie verblüfft. »Was könnte denn ich da tun?«
»Das hängt mit Ihrem Geist zusammen.« Sofort hob er eine Hand. »Nein, ich lese Ihre Gedanken nicht. Ich nehme lediglich die Umrisse Ihrer Psyche wahr, und diese Umrisse sind ganz glatt, Ihre Psyche hat ein außergewöhnlich glattes Profil.«
Sie legte eine Hand an ihre Stirn. »Weil ich ungebildet bin, Meister? Weil ich derartig dumm bin?«
»Nein, meine Liebe.« Ihm fiel gar nicht auf, wie er die Anrede wechselte. »Weil du innerlich aufrichtig und frei von Schuldgefühlen bist, weil du’s mit der Ehrlichkeit hältst und sprichst, was du denkst, weil du warmherzig bist und… und noch mehr in dieser Art. Sollten andere Forscher irgendwie unseren Geist antasten — deinen und meinen —, ließe ihr Tasten sich augenblicklich an deinem psychischen Profil feststellen. Ich würde so ein Tasten an deinem Geist bemerken, noch ehe ich es an meinem feststellen könnte — und dann hätte ich genug Zeit, um gegen sie eine Strategie zu entwickeln, das heißt, um herauszufinden, wie wir uns am besten wehren können.«
Nach seiner Erläuterung herrschte für eine ausgedehnte Weile Schweigen. Gendibal erkannte, daß Sura Novis Augen nicht allein glückliche Zufriedenheit widerspiegelten, sondern auch Triumph und Stolz. »Und aus dem Grund hast du mich mitgenommen?« fragte sie gedämpft.
Gendibal nickte. »Das war ein wichtiger Grund. Ja.«
Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Wie kann ich so nützlich wie möglich sein, Meister?«
»Indem du ganz ruhig bleibst«, antwortete Gendibal. »Dich nicht fürchtest. Und ganz einfach… so bleibst, wie du bist.«
»Ich werde bleiben, wie ich bin«, versicherte sie. »Und ich werde zwischen dir und der Gefahr stehen, wie ich’s schon im Fall Rufirant getan habe.«
Sie verließ den Kontrollraum, und Gendibal schaute ihr nach.
Es war seltsam, durch welche Vielseitigkeit sie sich auszeichnete. Wie konnte ein so simples Geschöpf eine solche Komplexität aufweisen? Unter der Glätte ihres psychischen Profils befanden sich eine enorme Intelligenz, Einsichtsfähigkeit und beachtlicher Mut. Was konnte er mehr verlangen — von überhaupt irgend jemandem?
Irgendwie schwebte vor seinem geistigen Auge ein Bild einer Sura Novi — die keine Sprecherin war, nicht einmal Zweitfoundationistin, nicht einmal gebildet —, die entschlossen an seiner Seite stand, im bevorstehenden Drama eine Nebenrolle von nichtsdestoweniger entscheidender Bedeutung spielte.
Doch er gewann keine Klarheit über Details. Er konnte noch nicht genau erkennen, was es war, das sie erwartete.
»Ein einziger Hypersprung«, murmelte Trevize vor sich hin, »und da sind wir schon.«
»Gaia?« fragte Pelorat und betrachtete über Trevizes Schulter den Bildschirm.
»Gaias Sonne«, antwortete Trevize. »Nennen Sie sie Gaia-S, wenn Ihnen das beim Unterscheiden hilft. Die Galaktografen machen’s bisweilen so.«
»Und wo ist Gaia selbst? Oder sollen wir Gaia-P sagen, für Planet?«
»Für den Planeten genügt ganz einfach ›Gaia‹. Wir können Gaia noch nicht sehen. Planeten kann man nicht so leicht sehen wie Sterne, und wir sind noch immer rund hundert Mikroparsek von Gaia-S entfernt. Beachten Sie, sie ist nur als Stern zu sehen, noch nicht als Scheibe, wenn auch als ziemlicher heller Stern. Starren Sie ihn nicht so direkt an, Janov, er ist hell genug, um Ihre Netzhaut zu schädigen. Sobald ich meine Beobachtungen erledigt habe, lege ich einen Filter über die Übertragung. Dann dürfen Sie ihn bestaunen, solange Sie Lust haben.«
»Wie weit sind hundert Mikroparsek in Maßen, die auch ein Mythologe begreift, Golan?«
»Drei Milliarden Kilometer. Ungefähr das Zwanzigfache des Abstands, den Terminus von unserer Heimatsonne einnimmt. Hilft Ihnen das weiter?«
»Ungeheuer. Aber sollten wir nicht näher ran?«
»Nein.« Überrascht blickte Trevize auf. »Doch nicht sofort. Nach allem, was wir über Gaia gehört haben, sollten wir unter solchen Umständen etwa überstürzt vorgehen? Es ist eine Sache, Kühnheit an den Tag zu legen, aber eine andere, sich wie ein Verrückter aufzuführen. Erst sehen wir uns hier mal vorsichtig um.«
»Wonach denn, Golan? Sie haben doch gesagt, wir können Gaia noch nicht sehen.«
»Nicht mit bloßem Auge, klar. Wir verfügen jedoch über Teleskope und einen hervorragenden Computer für Schnellanalysen. Wir können uns auf jeden Fall zuerst einmal einen Eindruck von Gaia-S verschaffen, und vielleicht lassen sich noch andere Dinge ermitteln. Behalten Sie nur die Ruhe, Janov.« Er streckte den Arm aus und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
»Gaia-S ist ein Einzelstern«, verkündete Trevize eine Weile später, »oder falls er doch einen Begleiter hat, ist er von Gaia-S weiter entfernt als im Moment wir, und bestenfalls handelt es sich um einen Roten Zwerg, das heißt, wir brauchen uns nicht damit zu befassen. Gaia-S ist ein Stern der Kategorie G 4, also kann ohne weiteres ein bewohnbarer Planet vorhanden sein, und das sind gute Aussichten. Wäre sie ein Stern der Kategorie A oder M, dann könnten wir gleich wieder abdrehen und umkehren.«
»Ich bin ja nur Mythologe«, meinte Pelorat, »aber hätten wir die Spektralklasse, der Gaia-S angehört, nicht schon von Sayshell aus feststellen können?«
»Gewiß, und wir haben’s auch getan, aber es schadet nie, sich aus der Nähe noch einmal zu vergewissern. Gaia-S hat ein Planetensystem, durchaus keine Überraschung. Zwei Gasriesen sind in der Erfassung, einer von ihnen sieht groß und hübsch aus — falls der Computer die Entfernungen akkurat gemessen hat. Es könnte noch einer auf der anderen Seite des Sterns und deshalb weniger leicht zu orten sein, wir befinden uns nämlich zufällig ziemlich genau auf der Ebene der planetaren Umlaufbahnen. In den inneren Regionen kann ich nichts feststellen, was mich auch nicht überrascht.«
»Ist das schlecht?«
»Eigentlich nicht. So was ist zu erwarten. Bewohnbare Planeten bestehen zumeist aus Fels und Metall und sind erheblich kleiner als Gasriesen, sie umkreisen ihre Sonne auch in geringerer Distanz, damit’s warm genug ist — und auf alle Fälle lassen sie sich aus dieser Entfernung viel schlechter orten. Das heißt, wir müssen noch wesentlich näher herangehen, um die Zone im Umkreis von vier Mikroparsek um Gaia-S zu untersuchen.«
»Ich bin bereit.«
»Ich nicht. Wir vollführen den Hypersprung morgen.«
»Warum erst morgen?«
»Warum nicht? Wir wollen ihnen einen Tag zugestehen, um aus ihrem Loch zu kommen und nach uns zu haschen — und uns, damit wir womöglich rechtzeitig abhauen können, wenn wir sie kommen sehen und von dem, was wir sehen, wenig begeistert sind.«
Sie vollzogen die weitere Annäherung langsam und vorsichtig. Während der Tag verging, veranlaßte Trevize grimmig entschlossen die Berechnung mehrerer verschiedener Annäherungskurse und versuchte, sich irgendwie für einen Kurs zu entscheiden. Mangels klarer Daten konnte er sich nur auf seine Intuition stützen, die ihm jedoch unglücklicherweise diesmal gar nichts eingab. Ihm fehlte die ›Gewißheit‹, die er manchmal empfand.
Schließlich leitete er einen weiteren Hypersprung ein, der sie auf größeren Abstand zur Ebene der planetaren Umlaufbahnen brachte.
»Dadurch erhalten wir einen besseren Überblick der Region als Ganzes«, erläuterte er, »weil wir die Planeten in jeder Phase ihrer Umlaufbewegungen aus optimaler Distanz von der Sonne beobachten können. Und sie — wer sie auch sein mögen — sind vielleicht weniger wachsam, was den Raum außerhalb der Ebene der Planetenumlaufbahnen betrifft… — hoffe ich wenigstens.«
Sie nahmen zu Gaia-S nunmehr den gleichen Abstand ein wie der nächste und größte der Gasriesen und blieben von ihm etwa eine halbe Milliarde Kilometer entfernt. Pelorat zuliebe holte Trevize ihn in voller Vergrößerung auf den Bildschirm. Er bot einen eindrucksvollen Anblick, selbst wenn man die drei kärglich dünnen, engen Ringe aus kosmischen Trümmern außer acht gelassen hätte.
»Er hat den üblichen Haufen von Satelliten«, sagte Trevize, »aber bei dieser Distanz von Gaia-S ist klar, daß keiner davon bewohnbar sein kann. Es ist auch keiner von ihnen von Menschen besiedelt, die unter einer transparenten Kuppel oder anderen artifiziellen Bedingungen leben.«
»Woher wissen Sie das?«
»Es sind keine Radioquellen mit Charakteristika vorhanden, die auf einen intelligenten Ursprung hinweisen. Natürlich ist es denkbar…« — er schränkte seine Erklärung sofort ein —, »daß ein wissenschaftlicher Außenposten viel Mühe darauf verwendet, seine Radiosignale abzuschirmen, und der Gasriese erzeugt überdies starke eigene Radiostrahlung, die überlagern könnte, wonach ich gesucht habe. Aber unsere Radiorezeptoren sind sehr empfindlich, und unser Computer ist außerordentlich leistungsfähig. Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit, daß diese Satelliten von Menschen bewohnt werden, ist äußerst gering.«
»Heißt das, es gibt gar keine Gaia?«
»Nein. Es heißt allerdings, falls es Gaia gibt, hat man sich dort nicht die Mühe gemacht, diese Satelliten zu besiedeln. Vielleicht fehlt’s an der Kapazität — oder am Interesse.«
»Also, existiert Gaia, oder nicht?«
»Geduld, Janov! Geduld!«
Trevize betrachtete das All mit allem Anschein nach grenzenloser Gelassenheit. »Offen gestanden«, sagte er zwischendurch einmal, »die Tatsache, daß bis jetzt noch niemand zum Vorschein gekommen ist, um sich mit uns zu befassen, ist in gewisser Hinsicht entmutigend. Wären bei ihnen die Fähigkeiten vorhanden, die man ihnen zuschreibt, hätten sie sich doch bestimmt schon gezeigt und auf unsere Ankunft reagiert.«
»Man kann vermutlich noch immer nicht ausschließen«, meinte Pelorat mißmutig, »daß es sich bei all dem Gemunkel um Gaia bloß um Hirngespinste handelt.«
»Nennen Sie’s einen Mythos, Janov«, sagte Trevize mit verzerrtem Lächeln, »und ich teile Ihre Auffassung. Trotzdem, dort bewegt sich ein Planet im ökosphärischen Bereich seines Zentralgestirns, und das bedeutet, er kann bewohnbar sein. Ich möchte ihn wenigstens einen Tag lang unter Observation halten.«
»Warum?«
»Zunächst einmal, um mich davon zu überzeugen, daß er bewohnbar ist.«
»Gerade haben Sie doch gesagt, er befände sich innerhalb des ökosphärischen Bereichs, Golan.«
»Ja, gegenwärtig befindet er sich darin. Aber seine Umlaufbahn könnte sehr exzentrisch sein und ihn bis auf ein Mikroparsek dem Stern nähern oder ihn auf fünfzehn Mikroparsek von ihm entfernen, oder sogar beides. Wir müssen die Distanz des Planeten von Gaia-S feststellen und mit seiner Umlaufgeschwindigkeit vergleichen — und es wäre auch eine Hilfe, die Richtung seiner Bewegung zu ermitteln.«
Noch ein Tag verging.
»Die Umlaufbahn ist nahezu kreisförmig«, sagte Trevize schließlich, »und das besagt, eine Bewohnbarkeit des Planeten ist höchstwahrscheinlich gegeben. Aber noch immer kommt niemand heraus, um sich uns vorzuknöpfen. Wir müssen also noch näher ran.«
»Wieso brauchen Sie zur Zeit so lange, um einen Hypersprung vorzubereiten?« wollte Pelorat wissen. »Sie machen doch nur ganz kurze Sprünge.«
»Hör sich mal einer das an! Kurze Sprünge sind bedeutend schwieriger als weite Sprünge. Was ist schwieriger, einen Stein aufzuheben oder ein winziges Sandkörnchen? Außerdem ist Gaia-S nahe, und daher der Raum scharf gekrümmt. Das kompliziert die Berechnungen sogar für unseren Computer. Sogar ein Mythologe sollte das einsehen.«
Pelorat ließ ein Brummen vernehmen.
»Sie können den Planeten jetzt mit bloßem Auge erkennen«, ergänzte Trevize. »Genau hier. Sehen Sie ihn? Seine Rotationsperiode beträgt ungefähr zweiundzwanzig Stunden nach Galaktischer Standardzeit, die Achsenneigung macht zwölf Grad aus. Er ist praktisch das Musterbeispiel eines bewohnbaren Planeten, geradezu wie aus dem Lehrbuch, und er besitzt Leben.«
»Woraus ersehen Sie das?«
»Die Atmosphäre enthält erhebliche Mengen freien Sauerstoffs. Ohne ausgedehnte Vegetation ist so etwas unmöglich.«
»Und wie steht’s mit intelligentem Leben?«
»Das hängt von der Analyse der Radiowellenstrahlung ab. Natürlich könnte es dort intelligentes Leben haben, nehme ich an, das aller Technik entsagt hat, aber das kommt mir reichlich unwahrscheinlich vor.«
»Solche Fälle hat’s aber schon gegeben«, sagte Pelorat.
»Ich glaub’s Ihnen aufs Wort. Das ist Ihr Fachgebiet. Allerdings halte ich es für wenig wahrscheinlich, daß es auf einer Welt, die einmal sogar den Fuchs abgeschreckt hat, lediglich noch Leute mit rein pastoraler Gesinnung gibt.«
»Hat sie einen Satelliten?« fragte Pelorat.
»Ja, hat sie«, antwortete Trevize sachlich.
»Wie groß?« hakte Pelorat mit plötzlich gepreßter Stimme nach.
»Kann ich noch nicht genau sagen. Vielleicht hundert Kilometer Durchmesser.«
»Meine Güte«, sagte Pelorat grüblerisch, »ich wünsche wirklich, ich würde einen größeren Schatz an Schimpfwörtern kennen, als mir geläufig ist… aber es bestand ja immerhin eine kleine Chance, daß…«
»Sie meinen, hätte sie einen Riesensatelliten, könnte sie tatsächlich die Erde selbst sein?«
»Ja, aber sie ist’s eindeutig nicht.«
»Tja, wenn Compor recht hat, kann die Erde sich sowieso nicht in dieser galaktischen Region befinden. Sie soll ja im Bereich des Sirius sein. Tut mir wirklich leid für Sie, Janov.«
»Ach, macht nichts.«
»Hören Sie, wir werden abwarten und noch einen kleinen Hypersprung riskieren. Sollten wir keine Anzeichen intelligenten Lebens feststellen, dürfte es gefahrlos möglich sein, zu landen — bloß hätten wir dann eigentlich keinen Grund zum Landen, oder?«
»Jetzt ist alles klar, Janov«, sagte Trevize nach dem nächsten Sprung mit Staunen in der Stimme. »Das ist Gaia, soviel dürfte feststehen. Zumindest ist eine technisierte Zivilisation vorhanden.«
»Ersehen Sie das aus den Radiowellen?«
»Aus etwas, das noch viel unmißverständlicher ist. Eine Raumstation umkreist den Planeten. Sehen Sie das da?«
Der Bildschirm zeigte ein Objekt. Für Pelorats ungeübte Augen wirkte es nicht allzu bemerkenswert. »Artifiziell«, stellte dagegen Trevize sofort klar, »Metall, zudem eine Radioquelle.«
»Was fangen wir jetzt an?«
»Für eine Weile erst einmal gar nichts. Auf einer solchen technischen Stufe ist es ausgeschlossen, daß sie uns nicht entdecken. Falls sie nach einiger Zeit noch immer nichts unternommen haben, werde ich ihnen einen Funkspruch schicken. Wenn auch danach noch nichts geschehen sollte, werde ich vorsichtig nähergehen.«
»Und wenn sie irgend etwas tun?«
»Das kommt darauf an, was es ist. Falls es mir nicht gefällt, werde ich eben die Tatsache der geringen Wahrscheinlichkeit, daß sie irgendwelche Errungenschaften besitzen, die mit der Hypersprungtüchtigkeit unseres Raumers zu vergleichen sind, zu unserem Vorteil ausnutzen.«
»Sie meinen, wir werden abhauen?«
»Flott wie ein Hyperraumgeschoß.«
»Aber dann wären wir anschließend ja nicht klüger als vorher.«
»So betrachte ich das keineswegs. Zumindest wissen wir dann, daß Gaia wirklich existiert, daß es dort eine funktionierende Technik gibt und daß es dies oder jenes zur Verfügung hat, das unsereins einen Schrecken einjagen kann.«
»Wir sollten uns aber nicht zu leicht erschrecken lassen, Golan.«
»Nun-nun, Janov, ich weiß, Sie sind auf nichts in der Galaxis so versessen wie auf irgendwelche Erkenntnis über die Erde, aber berücksichtigen Sie bitte, daß ich ihre Monomanie nicht mit Ihnen gemein habe. Wir sitzen in einem unbewaffneten Raumschiff, und die Menschen da unten sind vielleicht jahrhundertelang isoliert gewesen. Stellen Sie sich mal vor, sie haben noch nie von der Foundation gehört und sehen daher keinen Anlaß, vor ihr Respekt zu haben. Oder denken Sie daran, dort könnte ja tatsächlich die Zweite Foundation hausen, und sobald sie uns in der Hand hat und womöglich schon sauer genug auf uns ist —, werden wir vielleicht nie wieder die gleichen wie vorher sein. Möchten Sie riskieren, daß man Ihnen das Bewußtsein durchpustet und Sie anschließend merken, Sie sind kein Mythologe mehr und haben nicht länger die geringste Ahnung von irgendwelchen Legenden und dergleichen?«
Pelorat schnitt ein grimmiges Gesicht. »Tja, wenn Sie’s so darstellen… Aber falls wir abhauen müssen, was machen wir danach?«
»Ganz einfach. Wir kehren mit unseren Neuigkeiten zurück nach Terminus. Oder jedenfalls so nahe heran, wie die Alte dort es uns erlaubt. Dann können wir Gaia möglicherweise noch einmal aufsuchen — ohne viel Umstände und ohne alle diese langwierigen Vorsichtsmaßnahmen —, und zwar mit einem bewaffneten Schiff, wenn nicht sogar mit einer ganzen waffenstarrenden Flotte. Es kann sein, daß dann alles völlig anders aussieht.«
Sie warteten. Das Abwarten war ihnen bereits zur Routine geworden. Während der Annäherung an Gaia verbrachten sie weit mehr Zeit mit Warten, als sie im Laufe des Flugs von Terminus nach Sayshell damit zugebracht hatten.
Trevize schaltete den Computer auf Automatikalarm und war im übrigen nonchalant genug, um in seinem Polstersessel ein Nickerchen zu machen.
Infolgedessen schrak er gehörig auf, als der Alarm dann tatsächlich zu schrillen begann. Pelorat kam in Trevizes Kabine gestürzt, nicht weniger aufgescheucht. Er war beim Rasieren gestört worden.
»Haben wir eine Mitteilung empfangen?« fragte Pelorat nach.
»Nein«, erwiderte Trevize mit Nachdruck. »Wir sind in Bewegung geraten.«
»In Bewegung? — Wohin?«
»In Richtung Raumstation.«
»Wieso denn das?«
»Ich weiß es auch nicht. Der Antrieb ist aktiv, und der Computer reagiert nicht auf mich — aber wir bewegen uns. Janov, jetzt haben sie uns gepackt! Wir haben uns ein bißchen zu dicht an Gaia herangewagt.«