Die elektrische Ameise

Um sechzehn Uhr fünfzehn erwachte Garson Poole in einem Krankenhausbett, das sich in einem Dreibettzimmer befand, und er nahm zwei Dinge wahr: Erstens besaß er keine rechte Hand mehr und zweitens spürte er keine Schmerzen.

Sie haben mir ein starkes Schmerzmittel gegeben, sagte er zu sich selbst, während er die gegenüberliegende Wand und das Fenster anstarrte, hinter dem sich die New Yorker City abzeichnete. Ein kompliziertes Labyrinth, in dem Autos und Schweber hin und her schossen und im Licht der Nachmittagssonne glitzerten, und die Helligkeit des Sonnenlichtes übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Noch ist nicht alles verloren, dachte er. Und auch für mich besteht noch Hoffnung.

Auf dem Tisch neben seinem Bett stand ein Videofon: er zögerte, nahm dann den Hörer ab und wählte eine Nummer. Einen Augenblick später erschien Louis Dancemann auf dem Bildschirm, der die Leitung von Tri-Plan immer dann übernahm, wenn er, Garson Poole, abwesend war.

„Gott sei Dank, daß Sie noch leben", stieß Dancemann hervor, als er ihn sah; sein breites, fleischiges Gesicht mit den Pockennarben, die an die Krater des Mondes erinnerten, nahm einen erleichterten Ausdruck an. „Ich habe schon überall... "

„Ich habe keine rechte Hand mehr", unterbrach Poole.

„Aber Sie werden wieder gesund. Ich meine, man kann Ihnen doch eine neue transplantieren."

„Wie lange bin ich schon hier?" fragte Poole. Er wunderte sich, daß sich niemand von den Ärzten oder Schwestern sehen ließ; warum belästigten sie ihn nicht mit ihrer üblichen gluckenhaften Besorgnis und regten sich darüber auf, daß er in seinem Zustand ein Videogespräch führte?

„Seit vier Tagen", erklärte Dancemann. „Hier in der Fabrik läuft alles ausgezeichnet. Um genau zu sein, haben wir Aufträge von drei verschiedenen Polizeisystemen erhalten, die alle hier auf der Erde liegen. Zwei befinden sich in Ohio, eines in Wyoming. Umfangreiche, feste Bestellungen, wobei ein Drittel des Preises als Anzahlung überwiesen und der Rest wie üblich innerhalb von drei Jahren beglichen wird."

„Kommen Sie und holen Sie mich hier heraus", verlangte Poole.

„Ich kann Sie nicht herausbekommen, solange Sie Ihre neue Hand noch nicht... "

„Ich werde das später erledigen." Verzweifelt sehnte er sich danach, in seine vertraute Umgebung zurückzugelangen: das Bild des Firmenwagens tauchte grotesk verzerrt in seiner Erinnerung auf. Wenn er die Augen schloß, dann hatte er den Eindruck, sich noch immer in dem zerstörten Fahrzeug zu befinden, wie es mit den anderen Wagen kollidierte und eine Spur der Verwüstung hinterließ. Die Wucht des Aufpralls... er blinzelte, während er sich daran erinnerte. Ich schätze, ich habe verdammt viel Glück gehabt, sagte er sich.

„Ist Sarah Benton bei Ihnen?" fragte Dancemann.

„Nein." Natürlich; seine Privatsekretärin würde sich - und wenn auch nur aus geschäftlichen Erwägungen - irgendwo in der Nähe aufhalten und versuchen, ihn auf ihre fade, infantile Art zu bemuttern. Alle schwergewichtigen Frauen neigen dazu, die Männer zu bemuttern, dachte er. Und sie sind gefährlich; wenn sie auf dich fallen, können sie dich töten. „Vielleicht ist es das gewesen", sagte er laut. „Vielleicht ist Sarah auf meinen Wagen gefallen."

„Nein, nein; die Steuerung Ihres Wagens hat während des dichtesten Berufsverkehrs versagt und Sie..."

„Schon gut, ich erinnere mich." Er wandte den Kopf, als sich die Tür des Krankenzimmers öffnete; ein weißgeklei deter Arzt und zwei Schwestern in blauen Kitteln erschienen und traten an sein Bett. „Wir werden uns später weiterunterhalten", sagte Poole und legte den Hörer des Videofons auf. Dann holte er tief Atem.

„Sie sollten jetzt noch nicht telefonieren", bemerkte der Arzt, während er das Krankenblatt überflog. „Mr. Garson Poole, Inhaber der Firma Tri-Plan Electronics. Sie stellen diese Kontrollpfeile her, die ihre Opfer noch in einer Entfernung von über tausend Kilometern anhand der unverwechselbaren Gehirnwellenmuster aufspüren können, nicht wahr? Sie sind also ein erfolgreicher Mann, Mr. Poole. Aber, Mr. Poole, Sie sind... Sie sind kein Mensch. Sie sind eine elektrische Ameise."

„Jesus!" stieß Poole wie betäubt hervor.

„Jetzt, wo wir das herausgefunden haben, ist es natürlich klar, daß wir Sie hier nicht behandeln können. Sobald wir Ihre verletzte rechte Hand untersucht hatten, wußten wir Bescheid; zunächst stießen wir auf die elektronischen Bauteile und machten dann Röntgenaufnahmen von Ihrem Oberkörper, und so wurde unsere Vermutung bestätigt."

„Was", fragte Poole, „ist eine ,elektrische Ameise'?" Aber er wußte es bereits, konnte den Ausdruck entschlüsseln.

„Ein organischer Roboter", antwortete eine der Schwestern.

„Ich verstehe", nickte Poole. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.

„Sie wußten es nicht", erkannte der Arzt.

„Nein." Poole schüttelte den Kopf.

„Ungefähr einmal in der Woche wird bei uns eine elektrische Ameise eingeliefert. Entweder wie bei Ihnen aufgrund eines Verkehrsunfalls oder einfach deshalb, weil sie uns von sich aus als Patienten aufsuchen... Meist handelt es sich bei jenen - wie bei Ihnen - um Roboter, die ihre ganze Zeit unter Menschen verbracht haben und sich selbst für Menschen

halten. Was Ihre Hand betrifft..." Er verstummte.

„Kümmern Sie sich nicht um meine Hand", brauste Poole auf.

„Nur die Ruhe bewahren." Der Arzt beugte sich über ihn und blickte Poole offen ins Gesicht. „Wir werden Sie mit einem Krankenwagen zur nächsten Wartungsstation bringen, wo die Reparatur oder der Ersatz Ihrer Hand zu einem vernünftigen Preis vorgenommen werden kann; das dürfte auch in Ihrem Interesse sein, falls Sie ganz allein über sich selbst verfügen, oder im Interesse Ihrer Besitzer, sofern es welche gibt. Jedenfalls werden Sie in Kürze an Ihren Schreibtisch bei der Tri-Plan zurückkehren und wie zuvor arbeiten können."

„Wenn man davon absieht", bemerkte Poole, „daß ich jetzt weiß, was ich bin." Er fragte sich, ob Dancemann oder Sarah oder sonst jemand aus dem Büro Bescheid wußte. Hatten sie - oder einer von ihnen - die elektrische Ameise namens Poole gekauft? Ihn programmiert? Ein Strohmann, sagte er sich, ich bin nur ein Strohmann. Und das bedeutet, daß ich in Wirklichkeit das Unternehmen gar nicht gegründet habe; man hat mir diese Illusion eingegeben, damit ich funktionieren kann... zusammen mit der Illusion, daß ich ein Mensch bin und richtig lebe.

„Bevor Sie uns verlassen und die Wartungsstation aufsuchen", hörte er den Arzt sagen, „würden Sie bitte so freundlich sein und Ihre Rechnung bei unserer Buchhaltung begleichen."

Säuerlich versetzte Poole: „Wieso wollen Sie Geld von mir, wenn Sie gar keine elektrischen Ameisen behandeln?"

„Für unsere bisherigen Bemühungen", erklärte eine der Schwestern. „Bis zu dem Zeitpunkt, als wir die tatsächliche Lage erkannten."

„Schicken Sie mir die Rechnung", stieß Poole in wütendem, hilflosem Zorn hervor. „Oder besser - schicken Sie sie

meiner Firma."

Mit großer Anstrengung gelang es ihm, sich aufzusetzen; unsicher stieg er aus dem Bett und taumelte auf die Tür zu. „Ich bin froh, wenn ich hier herauskomme", knurrte er, während das Schwindelgefühl langsam wich. „Und vielen Dank für Ihren menschlichen Beistand."

„Nichts zu danken, Mr. Poole", erwiderte der Arzt. „Das heißt... eigentlich sollte ich nur Poole sagen."

In der Wartungsstation wurde ihm die fehlende Hand ersetzt.

Sie faszinierte ihn; bevor er zuließ, daß die Techniker sie implantierten, untersuchte er sie lange Zeit. Äußerlich wirkte sie vollkommen organisch - und tatsächlich war dies auch so. Echte Haut bedeckte echtes Fleisch, und in den Adern und Kapillaren floß richtiges Blut. Doch darunter befanden sich Drähte und Stromkreise, miniaturisierte Schaltungen... und er sah hinein in den Handstumpf und entdeckte Widerstände, Motoren, komplizierte Ventile, und alle waren sie winzig klein. Technische Wunderwerke. Und - die Hand kostete vierzig Dollar. Einen Wochenlohn also, wie ihn die Tri-Plan durchschnittlich an ihre Angestellten zahlte.

„Geben Sie dafür auch eine Garantie?" fragte er die Techniker, die soeben die Hand an seinen Armstumpf anfügten.

„Neunzig Tage auf alle Teile und auf die Verarbeitung", erklärte einer der Techniker. „Außer sie wird ungewöhnlich beansprucht oder absichtlich beschädigt."

„Das klingt ein wenig zweideutig", bemerkte Poole.

Der Techniker - wie alle seine Kollegen ein Mann - musterte ihn scharf und fragte: „Sie haben sich als Mensch ausgegeben?"

„Unwissentlich", bestätigte Poole.

„Und nun tun Sie es wissentlich?"

„Genau", nickte Poole.

„Wissen Sie, warum Sie nie etwas gemerkt haben? Sie hätten es merken müssen... immer dann, wenn es in Ihrem Innern klickte und summte. Aber Sie haben nie Verdacht geschöpft, weil Sie programmiert sind, es nicht zu bemerken. Das gleiche Problem stellt sich auch jetzt, wenn Sie versuchen wollen, herauszufinden, wer Sie erbaut hat und für wen Sie agieren."

„Ich bin ein Sklave", sagte Poole. „Ein mechanischer Sklave."

„Aber Sie haben doch viel Spaß gehabt."

„Ja, es war ein schönes Leben", entgegnete Poole. „Und ich habe hart dafür gearbeitet."

Er zahlte der Wartungsstation die vierzig Kredits und probierte seine neue Hand aus, testete sie, indem er nach Münzen und anderen Dingen griff, und ging dann davon. Zehn Minuten später saß er bereits in einem Taxi und befand sich auf dem Weg nach Hause. Es war ein anstrengender Tag gewesen.

Zu Hause, in seinem Ein-Zimmer-Apartment, angekommen, schenkte er sich ein Glas Jack Daniels Purple Label ein - ein ausnehmend guter, sechzig Jahre alter Tropfen -ließ sich in einen Sessel fallen und begann das Glas zu leeren, während er aus seinem einzigen Fenster hinüber zu dem gegenüberliegenden Gebäude blickte.

Soll ich ins Büro gehen? fragte er sich. Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Ich muß mich entscheiden. Jesus, dachte er, wenn man Bescheid weiß, macht es einen fertig. Ich bin ein Ausgestoßener, erkannte er. Ein totes Ding, das einen lebenden Menschen darstellt. Aber - er fühlte sich lebendig. Obwohl... jetzt hatte sich alles verändert. Vor allem er. Und auch sein Verhältnis zu Dancemann und zu Sarah, zu allen anderen Tri-Plan-Beschäftigten war anders geworden.

Ich muß mich umbringen, sagte er sich. Aber wahrschein lich bin ich so programmiert, daß ich nicht einmal das fertigbringe; für meinen Besitzer wäre das ein erheblicher finanzieller Verlust. Und das würde ihm gewiß nicht gefallen.

Programmiert. Irgendwo in meinem Innern, dachte er, befindet sich eine Matrix, eine Sperre, die mich von bestimmten Gedanken, bestimmten Handlungen abhält. Und die mich zwingt, anders zu reagieren. Ich bin nicht frei. Ich war es nie, aber nun weiß ich es; das macht einen Unterschied.

Er ließ das Fenster undurchsichtig werden, schaltete die Deckenlampe an und zog sich langsam aus. Er hatte aufmerksam zugesehen, als die Techniker der Wartungsstation seine neue Hand angefügt hatten; nun wußte er besser Bescheid, wie sein Körper konstruiert war. An jedem Oberschenkel befand sich eine Reparaturklappe; die Techniker hatten sie geöffnet, um die darunterliegenden Schaltkreise zu überprüfen. Wenn ich programmiert bin, sagte er sich, dann ist es möglich, daß sich die Matrix dort befindet.

Das Labyrinth der Schaltungen ließ ihn seine Hoffnungen begraben. Ich brauche Hilfe, erkannte er. Einmal nachdenken... wie lautete der Videokode des BBB-Class-Computers, der von der Firma benutzt wird?

Er griff nach dem Videofon und wählte die Nummer des Computers, der sich in Boise, Idaho, befand.

„Für die Benutzung dieses Computers wird eine Gebühr von fünf Kredits pro Minute verlangt", ertönte eine mechanische Stimme aus dem Lautsprecher des Videos. „Halten Sie bitte Ihre Kreditkarte vor den Bildschirm."

Poole gehorchte.

„Sobald der Summton erklingt, sind Sie mit dem Computer verbunden", fuhr die Stimme fort. „Stellen Sie bitte Ihre Fragen so schnell wie möglich und nehmen Sie zur Kenntnis, daß die Antworten binnen Mikrosekunden erfolgen, während Ihre Fragen..." Er drehte leiser, schaltete den Ton aber schnell wieder ein, als auf dem Bildschirm das Freizeichen des Computers erschien. Von diesem Moment an war aus dem Computer ein riesiges Ohr geworden, das ihm zuhörte

- genau wie fünfzigtausend anderen Fragestellern auf der ganzen Erde.

„Sieh mich genau an", instruierte er den Computer. „Und dann sage mir, wo ich den Programmierungsmechanismus finden kann, der meine Gedanken und mein Verhalten bestimmt." Er wartete. Von dem Bildschirm des Videofons blickte ihn ein großes, aufmerksames, viellinsiges Auge an. Er drehte sich in seinem Ein-Zimmer-Apartment, zeigte sich dem Auge von allen Seiten.

„Entfernen Sie Ihre Brustplatte", erklärte der Computer. „Drücken Sie auf das Brustbein und schieben Sie die Platte nach oben."

Er folgte der Aufforderung. Dann lag ein Teil seines Brustkastens frei; benommen legte er die Platte auf den Boden.

„Ich erkenne eine Anzahl Kontrollmodule", fuhr der Computer fort, „aber ich kann nicht genau sagen, welches... " Er verstummte, während sich sein Auge auf dem Videoschirm forschend bewegte. „Ich erkenne eine Lochstreifenkontrolle, die über Ihrem Herzmechanismus angebracht ist. Sehen Sie sie?" Poole neigte den Kopf und sah den Lochstreifen ebenfalls. „Ich werde jetzt die Verbindung unterbrechen", erklärte der Computer. „Sobald ich die mir zur Verfügung stehenden Daten überprüft habe, werde ich wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen und Ihnen die Antwort mitteilen. Guten Tag." Der Bildschirm erlosch.

Ich werde den Lochstreifen herausreißen, sagte Poole zu sich selbst. Er war winzig... nicht größer als zwei Garnspulen, mit einem Abtastkopf, der zwischen den beiden Spulen befestigt war. Der Lochstreifen bewegte sich nicht. Vermutlich aktivieren sie sich nur, dachte er, wenn es bestimmte Situationen erforderlich machen. Sie aktivieren sich und verändern meine Gehirntätigkeit. Und das schon mein gan

zes Leben lang.

Er griff in seine Brust hinein und berührte eine der Spulen. Ich brauche sie nur herauszureißen, dachte er, und...

Der Videoschirm wurde wieder hell. „Kreditkarte Nummer 3-BNX-882-HQR446-T", schnarrte die Computer stimme. „Hier spricht BBB-307DR und übermittelt Ihnen die Antwort auf Ihre vor sechzehn Sekunden gestellte Frage. Datum: 4. November 1992. Die Lochstreifenrolle oberhalb Ihres Herzmechanismus dient nicht der Programmierung, sondern es handelt sich dabei um eine Konstruktion zur Erzeugung einer künstlichen Realität. Alle Sinnesempfindungen, die von Ihrem Zentralen Nervensystem aufgenommen werden, stammen von diesem Gerät, und jeder Eingriff wäre gefährlich und könnte zu einem totalen Versagen führen." Der Computer fügte noch hinzu: „Alles deutet daraufhin, daß Sie nicht über einen Programmspeicher verfügen. Damit ist die Frage beantwortet. Guten Tag." Die Verbindung wurde unterbrochen, das Gerät erlosch.

Poole stand nackt vor dem Videoschirm, und mit großer Vorsicht berührte er erneut die Lochstreifenrolle. Ich verstehe, dachte er betäubt. Aber - verstehe ich wirklich? Dieses Gerät...

Wenn ich das Band herausreiße, erkannte er, wird meine Welt verschwinden. Für die anderen existiert dann die Wirklichkeit wie zuvor, aber nicht für mich. Weil meine Realität, mein Universum von diesem winzigen Apparat erzeugt wird. Unendlich langsam läuft der Lochstreifen über den Abtastkopf und speist seine Signale in mein Zentrales Nervensystem ein.

Und dies geschieht schon seit Jahren, erkannte er.

Er griff nach seiner Kleidung, zog sich an, setzte sich in seinen großen Lehnsessel - ein luxuriöses Möbelstück, das er aus dem Hauptbüro von Tri-Plan in sein Apartment geschafft hatte - und entzündete eine Zigarette. Seine Hände bebten, als er das Feuerzeug zur Seite legte, in das seine Initialen eingraviert waren; er lehnte sich zurück und blies graue Rauchkringel in die Luft.

Ich muß sorgfältig nachdenken, sagte er sich. Was will ich eigentlich? Mein Programm umgehen? Aber der Computer hat keinen Programmspeicher entdecken können. Will ich den realitätserzeugenden Lochstreifen verändern? Und wenn ja, warum?

Der Grund ist klar, setzte er seinen Gedankengang fort. Wenn ich den Streifen kontrolliere, dann kontrolliere ich die Realität. Zumindest soweit sie mich betrifft. Meine subjektive Realität... aber mehr habe ich auch nicht. Die objektive Realität ist eine künstliche Schöpfung und besteht aus der hypothetischen Verallgemeinerung von zahllosen subjektiven Realitäten.

Mein Universum liegt in meinen Händen, erkannte er. Wenn ich nur herausfinden könnte, wie das verdammte Ding funktioniert. Ursprünglich wollte ich nur meinen Programmspeicher suchen, um dem wahren homöosthatischen Zustand näherzukommen und mich selbst zu kontrollieren. Aber jetzt...

Jetzt konnte er nicht nur die Kontrolle über sich, sondern über alles erlangen.

Und das unterscheidet mich von jedem Menschen, der jemals gelebt hat und gestorben ist, dachte er düster.

Er ging zum Videofon hinüber und wählte die Nummer seines Büros. Als Dancemann auf dem Bildschirm erschien, erklärte er knapp: „Ich möchte, daß Sie mir einen vollständigen Satz Mikrowerkzeuge und einen Vergrößerer in mein Apartment schicken. Ich muß an einigen Mikroschaltkreisen arbeiten." Dann brach er die Verbindung ab, um nicht in eine Diskussion verwickelt zu werden.

Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür. Als er öffnete, stand er einem Vorarbeiter aus dem Lager gegenüber, der mehrere Taschen mit Mikrowerkzeugen aller Art schleppte.

„Sie haben nicht genau angegeben, was Sie brauchen", sagte der Vorarbeiter und betrat das Apartment. „Deshalb hat Mr. Dancemann mich angewiesen, Ihnen alles mitzubringen."

„Und der Vergrößerer?"

„Im Schweber oben auf dem Dach."

Vielleicht, dachte Poole, will ich nur sterben. Er setzte eine Zigarette in Brand und rauchte und wartete, bis der Vorarbeiter den schweren Vergrößerungsschirm samt der Stromzuführung und Kontrollschaltung in das Apartment brachte. Das ist reiner Selbstmord, was ich plane, durchfuhr es Poole. Ihm schauderte.

„Irgend etwas nicht in Ordnung, Mr. Poole?" fragte der Lagerarbeiter, während er sich aufrichtete, endlich befreit von der Last des Vergrößerungsschirms. „Ich kann mir vorstellen, daß Sie nach Ihrem Unfall noch ein wenig wacklig auf den Beinen sind."

„Ja", stimmte Poole kurzangebunden zu. Ungeduldig wartete er, bis der Vorarbeiter das Apartment verließ.

Unter dem Vergrößerungsschirm nahm der Plastikstreifen neue Dimensionen an: Er war jetzt ein breites Band, in das Hunderttausende winziger Löcher gestanzt waren. Dachte ich's mir doch, durchfuhr es Poole. Also tatsächlich keine Ferrooxidbeschichtung, die elektromagnetisch mit Informationen versehen wird, sondern ein Lochstreifen.

Durch den Vergrößerer wurde deutlich, daß sich das Band vorwärts bewegte. Zwar sehr langsam, doch es bewegte sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit über den Abtastkopf hinweg.

Wie ich es mir vorgestellt hatte, dachte er, stellen die Löcher Signalgeber dar. Es funktioniert wie bei einem elektri schen Klavier: stößt der Abtastkopf auf das Band, bedeutet das nein, stößt er auf ein Loch, bedeutet das ja. Wie kann ich das überprüfen?

Vermutlich nur so, indem er einen Teil der Löcher ausfüllte.

Er maß, wieviel Band noch auf der Spule war, errechnete -unter großen Mühen - die Geschwindigkeit des Bandlaufs und kam so zu einem Ergebnis. Wenn er das Band an der Stelle veränderte, an dem es sich über den Abtastkopf zu schieben begann, würden fünf bis sieben Stunden vergehen, bis sich die Manipulation bemerkbar machte. Also würde er dadurch Stimuli ausschalten, die in einigen Stunden wirksam werden sollten.

Mit einem Mikropinsel übermalte er einen großen - einen relativ großen - Teil des Bandes mit einem undurchsichtigen Lack... den er zwischen den Mikrowerkzeugen in den Taschen gefunden hatte.

Für ungefähr eine halbe Stunde, überlegte er, habe ich die Stimuli gelöscht und schätzungsweise tausend Punkte überdeckt.

Es würde sehr interessant werden, festzustellen, welche Veränderungen - falls überhaupt - sich in etwa sechs Stunden für ihn ergaben.

Fünfeinhalb Stunden später saß er zusammen mit Dancemann bei Krackter's, einer ausgezeichneten Bar in Manhattan, und beide hatten einen Drink vor sich stehen.

„Sie sehen schlecht aus", bemerkte Dancemann.

„Mir geht es auch schlecht", bestätigte Poole. Er leerte sein Glas und bestellte neuen Scotch.

„Wegen dem Unfall?"

„In gewissem Sinne, ja."

„Hat es..." begann Dancemann, „hat es damit zu tun, daß Sie etwas über sich herausgefunden haben?"

Poole hob den Kopf und sah sein Gegenüber an, das in dem gedämpften Licht, das in der Bar herrschte, nur undeutlich zu erkennen war. „Dann haben Sie es gewußt?"

„Ich wußte", sagte Dancemann, „daß ich Sie an sich ,Poole' statt ,Mr. Poole' nennen müßte. Aber ich ziehe das letztere vor, und ich werde auch in Zukunft daran festhalten."

„Wie lange wußten Sie schon Bescheid?"

„Seit Sie die Firma übernommen haben. Man hat mir gesagt, daß die wirklichen Besitzer von Tri-Plan, die im Prox-System ansässig sind, es vorziehen, Tri-Plan durch eine elektrische Ameise leiten zu lassen, um so die volle Kontrolle zu behalten. Ihnen ging es um einen brillanten und tatkräftigen... "

„Die wirklichen Besitzer?" Zum erstenmal hörte er etwas in dieser Richtung. „Wir haben zweihunderttausend Aktionäre."

„Marvis Bey und ihr Mann Ernan auf Prox-4 kontrollieren einundfünfzig Prozent des Stimmkapitals. So war es schon bei Gründung der Firma gewesen."

„Warum wußte ich davon nichts?"

„Man hat mich angewiesen, Ihnen nichts davon zu sagen. Man wollte, daß Sie glauben, Sie würden die Unternehmenspolitik bestimmen. Mit meiner Unterstützung. Aber in Wirklichkeit habe ich Sie nur mit dem gefüttert, mit dem mich die Bey‘s gefüttert haben."

„Ich bin ein Strohmann", erkannte Poole.

„In gewisser Hinsicht, ja", nickte Dancemann. „Aber trotzdem sind Sie für mich noch immer ,Mr. Poole'."

Ein Teil der gegenüberliegenden Wand verschwand. Und gleichzeitig auch eine Anzahl Menschen, die an den Nebentischen gesessen hatten. Und...

Hinter der großen verglasten Vorderfront der Bar flackerte die Silhouette von New York und verschwand.

Dancemann bemerkte seinen Gesichtsausdruck und

fragte: „Was ist mit Ihnen?"

„Schauen Sie sich um", forderte Poole ihn heiser auf. „Bemerken Sie irgendeine Veränderung?"

„Nein. Was meinen Sie denn?"

„Sie sehen noch immer die Silhouette von New York?"

„Natürlich. Voller Smog wie immer. Die Lichter blinken..."

„Jetzt weiß ich Bescheid", murmelte Poole. Er hatte recht gehabt; jedes eingestanzte Loch, das er übertüncht hatte, bedeutete, daß ein Gegenstand aus seiner Realität verschwand. Er erhob sich und erklärte: „Wir werden uns später weiter unterhalten. Ich muß zurück in mein Apartment; da wartet noch Arbeit auf mich. Gute Nacht." Er eilte aus der Bar und suchte nach einem Taxi.

Es gab keine Taxis.

Das also auch, dachte er. Ich frage mich, was ich sonst noch überdeckt habe. Huren? Blumen? Gefängnisse?

Auf dem Parkplatz der Bar stand Dancemanns Schweber.

Ich werde ihn nehmen, entschied er. In Dancemanns Welt existieren die Taxis noch, so daß er sich eines rufen kann. Jedenfalls gehört der Schweber der Firma, und für diese Fahrzeuge besitze ich den Schlüssel.

Kurz danach war er bereits in der Luft und lenkte den Schweber in Richtung seines Apartmenthauses.

New York City war noch nicht wieder erschienen. Rechts und links von ihm befanden sich Fahrzeuge und Gebäude, Straßen, Fußgänger, und in der Mitte nichts. Kann ich dort hineinfliegen? fragte er sich. Werde ich dann ebenfalls verschwinden?

Oder nicht? Er flog fünfzehn Minuten lang in einem Kreis um das rätselhafte Nichts herum und rauchte eine Zigarette nach der anderen... und dann, plötzlich, gerauschlos, tauchte New York City wieder auf. Endlich konnte er seine Fahrt beenden. Er drückte seine Zigarette aus (eine schreckliche Verschwendung, wenn man bedachte, wie teuer Zigaretten waren) und schoß davon in Richtung seines Apartments.

Falls ich einen schmalen, undurchsichtigen Streifen einfüge, überlegte er, als er die Tür aufschloß, dann kann ich...

Sein Gedankengang wurde unterbrochen. Jemand saß im Wohnzimmer in seinem Sessel und sah sich die Abenteuer von Kapitän Kirk im Fernsehen an.

„Sarah", stieß er verärgert hervor.

Sie erhob sich, und trotz ihrer Molligkeit waren ihre Bewegungen graziös. „Ich habe dich im Krankenhaus nicht mehr angetroffen und bin deshalb hierher gekommen. Du weißt doch, daß ich noch den Schlüssel habe, den du mir im März nach unserem schrecklichen Streit zurückgegeben hast. Oh... du siehst so deprimiert aus." Sie kam zu ihm und sah ihm besorgt ins Gesicht. „Schmerzt deine Verletzung denn noch so sehr?"

„Daran liegt es nicht." Er legte seinen Mantel ab, dann die Krawatte, das Hemd und anschließend die Brustplatte; er kniete nieder und schob seine Hände in die Handschuhe, mit denen er die Mikrowerkzeuge bedienen konnte. Er hielt inne, blickte zu ihr auf und erklärte: „Ich habe herausgefunden, daß ich eine elektrische Ameise bin. Wenn man den richtigen Standpunkt hat, dann eröffnet das bestimmte Möglichkeiten, die ich jetzt erkunden werde." Er bewegte seine Finger, und der zweite Teil des linken Waldos ergriff einen Mikroschraubenzieher, der durch den Vergrößerungsschirm sichtbar gemacht wurde. „Du kannst zusehen", bot er ihr an. „Wenn du es möchtest."

Sie hatte zu weinen begonnen.

„Was ist los?" fragte er gereizt, ohne aufzublicken.

„Ich... es ist alles so schrecklich traurig. Du warst für alle von uns bei Tri-Plan ein solch guter Vorgesetzter. Wir haben dich so sehr verehrt. Und jetzt ist alles aus."

Das Plastikband war an beiden Rändern ungelocht; er schnitt einen sehr schmalen, horizontalen Streifen heraus, konzentrierte sich und zerschnitt dann das Band selbst an einer Stelle, die vier Stunden vor dem Abtastkopf lag. Dann drehte er das abgeschnittene Stück im rechten Winkel zu dem Abtaster und schweißte es mit einem Mikrohitzekolben wieder an und befestigte gleichzeitig den schmalen horizontalen Streifen. Damit hatte er in seine Wirklichkeit eine tote Phase von zwanzig Minuten Dauer eingefügt. Nach seinen Berechnungen würde sich diese Unterbrechung kurz nach Mitternacht bemerkbar machen.

„Reparierst du dich?" fragte Sarah schüchtern.

„Ich befreie mich", erklärte Poole. Später würde er noch einige andere Versuche anstellen. Aber zunächst mußte er seine Theorie überprüfen; wenn ein leeres, ungelochtes Band keine Stimuli bedeutete, dann würde das Fehlen des Bandes...

„Dieser Gesichtsausdruck..." bemerkte Sarah. Sie begann ihren Mantel anzuziehen, griff nach ihrer Handtasche und rollte ein Video-Magazin zusammen. „Ich werde jetzt gehen; ich habe schon gemerkt, was du davon hältst, mich hier getroffen zu haben."

„Bleib", forderte er sie auf. „Wir können uns zusammen die Abenteuer von Kapitän Kirk ansehen." Er zog sein Hemd wieder an. „Erinnerst du dich noch, daß es früher - so vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren - noch zwei Dutzend Fernsehkanäle gegeben hat? Damals, bevor die Regierung die unabhängigen Sender geschlossen hat?"

Sie nickte.

„Wie hätte es wohl ausgesehen," fuhr er fort, „wenn dieses Fernsehgerät alle Kanäle zur gleichen Zeit auf den Bildschirm projiziert hätte? Ob es dann noch möglich wäre, aus dem Durcheinander etwas zu erkennen?"

„Ich glaube nicht."

„Vielleicht hätten wir es lernen können. Lernen zu selektie ren; selbständig nur das aufzufassen, was wir sehen wollen und das zu ignorieren, was uns nicht gefällt. Stell dir die Möglichkeiten vor, die wir hätten, wenn unser Gehirn in der Lage wäre, zwanzig Bilder auf einmal zu verarbeiten; stell dir die Menge der Informationen vor, die man dann in einer begrenzten Zeitspanne in sich aufnehmen könnte. Ich frage mich, ob das Gehirn, das menschliche Gehirn..." Er verstummte. Schließlich sprach er weiter, wie zu sich selbst. „Nein, dem menschlichen Gehirn ist das nicht möglich. Aber rein theoretisch könnte es ein quasi-organisches Gehirn schaffen."

„Und so etwas hast du?" fragte Sarah.

„Ja", nickte Poole.

Gemeinsam sahen sie sich Kapitän Kirks Abenteuer bis zum Ende an und gingen dann zu Bett. Aber Poole blieb sitzen, an sein Kopfkissen gelehnt, und rauchte und dachte nach. Neben ihm lag Sarah, wälzte sich ruhelos hin und her und fragte sich, warum er nicht das Licht ausknipste.

Immerhin war es schon zehn Minuten vor zwölf.

„Sarah", sagte er, „ich brauche deine Hilfe. In wenigen Minuten wird etwas sehr Seltsames mit mir geschehen. Es wird nicht lange dauern, aber ich möchte dich bitten, daß du mich sehr aufmerksam beobachtest. Achte darauf, ob ich... " Er fuhr sich durch das Haar. „Ob sich bei mir irgendeine Veränderung zeigt. Ob ich einschlafe oder Unsinn rede oder..." Er wollte sagen: Oder ob ich verschwinde. Doch er verbiß es sich. „Ich glaube nicht, daß ich dir irgendwelchen Schaden zufügen werde, aber ich glaube, es ist eine gute Idee, daß du dich bewaffnest. Hast du deine Pistole bei dir?"

„In meiner Handtasche." Sie war hellwach geworden, saß aufrecht im Bett und blickte ihn voller Furcht an, und ihre gerundeten Schultern wirkten bleich und unwirklich im Licht der Nachttischlampe.

Er holte ihr die Pistole.

Dann erstarrte das Zimmer in völliger Unbeweglichkeit. Die Farben verblaßten. Die Gegenstände verschwammen, bis sie wie Nebel in den Schatten versanken. Dunkelheit legte sich über den Raum, während die Einrichtung immer durchsichtiger wurde.

Die letzten Stimuli lassen nach, erkannte Poole. Er blinzelte, versuchte besser zu sehen. Er erkannte Sarah Ben-ton, sah sie neben sich im Bett: eine zweidimensionale Gestalt, die zusammenschrumpfte, an eine Puppe erinnerte und mehr und mehr in Auflösung begriffen war. Wolken aus entmaterialisierender Substanz trieben träge umher, prallten zusammen, teilten sich, prallten erneut zusammen. Und dann verschwanden die letzten Reste an Hitze, Energie und Licht; das Zimmer schloß sich um ihn und fiel in sich zusammen, löste sich aus der Realität. Und von da an gab es nur noch absolute Schwärze, Raum ohne Tiefe, nicht finster, sondern eher erstarrt, unbewegt. Außerdem hörte er nichts mehr.

Er versuchte etwas zu berühren. Aber er besaß keine Hände, keine Arme mehr. Zusammen mit allen anderen Dingen im Universum war auch sein Körper verschwunden. Er besaß keine Finger, und selbst wenn er noch welche hätte, würde es nichts mehr geben, das sie ergreifen könnten.

Ich habe also recht gehabt, was die Funktion dieses verdammten Lochstreifens betrifft, sagte er zu sich selbst, benutzte einen nicht-existenten Mund, um eine unhörbare Bemerkung zu machen.

Ob alles in zehn Minuten vorbei ist? fragte er sich. Habe ich auch mit dieser Annahme recht? Er wartete... aber intuitiv wußte er, daß zusammen mit allen anderen Dingen auch sein Zeitsinn verschwunden war. Ich kann nur warten, erkannte er.

Um sich die Zeit zu vertreiben, beschloß er, eine Liste aller Dinge aufzustellen, die mit dem Buchstaben ,A' begannen.

Mal sehen, dachte Poole. Er konzentrierte sich... Apfel, Automobil, Araber, Atmosphäre, Atlantik, Aspik, Automat... Mehr und mehr Begriffe fielen ihm ein, purzelten durch sein furchterfülltes Bewußtsein.

Mit einem Mal flackerte Licht auf.

Er lag auf der Couch in seinem Wohnzimmer, und durch sein einziges Fenster fiel mildes Sonnenlicht. Zwei Männer hatten sich über ihn gebeugt, und in ihren Händen hielten sie Werkzeuge. Wartungstechniker, erkannte er. Sie haben mich repariert.

„Er ist bei Bewußtsein", bemerkte einer der Techniker.

Er richtete sich auf und trat zurück; an seinem Platz erschien Sarah Benton, und sie zitterte vor Besorgnis.

„Gott sei Dank!" stieß sie hervor und blies Poole ihren feuchten Atem ins Ohr. „Ich habe soviel Angst um dich gehabt; schließlich habe ich Mr. Dancemann angerufen..."

„Was ist geschehen?" schnitt Poole ihr barsch den Satz ab. „Berichte mir von Anfang an und sprich um Himmels willen langsam. Damit ich auch alles verstehen kann."

Sarah versuchte sich zu beruhigen, schneuzte sich und plapperte dann nervös weiter. „Du bist ohnmächtig geworden. Wie tot hast du dagelegen. Ich wartete bis halb drei, und als du dich dann immer noch nicht rührtest, rief ich Mr. Dancemann an, wobei ich ihn unglücklicherweise noch aus dem Schlaf riß, und er informierte den Wartungsdienst für die elektrischen Ameisen, und diese beiden Männer hier erschienen so gegen fünf Uhr vierzig, und seitdem haben sie an dir gearbeitet. Jetzt ist es Viertel nach sechs. Und ich friere und möchte ins Bett gehen; heute kann ich nicht mehr ins Büro, ich kann es wirklich nicht." Sie wandte sich schluchzend ab.

Ärger überkam ihn.

Einer der uniformierten Wartungstechniker erklärte: „Sie haben an Ihrem Realitätsband herumgepfuscht."

„Ja", bestätigte Poole. Warum sollte er es leugnen? Offensichtlich hatten sie den eingesetzten, ungelochten Streifen entdeckt. „Ich verstehe nicht, warum ich so lange blockiert war", fuhr er fort. „Ich habe nur einen Streifen von zehn Minuten Dauer eingesetzt."

„Es hat den Bandtransport unterbrochen", erklärte der Techniker. „Das Band bewegte sich nicht mehr weiter; Ihr Streifen hat sich verklemmt, und die Automatik schaltete ab, um zu verhindern, daß das Band zerriß. Warum haben Sie überhaupt daran herumgefummelt? Ist Ihnen klar, was Sie damit anrichten können?"

„Ich war mir nicht ganz sicher", gab Poole zu.

„Dann müsen Sie aber eine verdammt gute Idee gehabt haben, daß Sie das Risiko eingingen."

„So ist es", bestätigte Poole bissig.

„Ihre Rechnung", seufzte der Wartungstechniker, „beläuft sich auf fünfundneunzig Kredits. Wenn Sie wünschen, können Sie Ratenzahlung beantragen."

„In Ordnung", nickte er; benommen setzte er sich auf, rieb sich die Augen und schnitt eine Grimasse. Er hatte Kopfschmerzen und in seinem Magen herrschte völlige Leere.

„Schrägen Sie nächstesmal das Band etwas ab", riet ihm der zweite Techniker. „Auf diese Art kann es sich nicht verklemmen. Ist es Ihnen eigentlich nicht in den Sinn gekommen, daß eine Sicherheitsschaltung eingebaut sein könnte? So daß das Gerät eher abschalten als..."

„Was geschieht", unterbrach Poole, und seine Stimme war leise und sehr vorsichtig, „was geschieht, wenn kein Band an dem Abtastkopf entlangläuft? Kein Band - einfach nichts. Wenn die Fotozelle von einem ununterbrochenen Lichtstrahl getroffen wird?"

Die Techniker sahen sich an. Der erste antwortete dann: „Es entstehen Kurzschlüsse im gesamten Nervensystem, das bedeutet die Zerstörung des Mechanismus."

„Ich habe das System untersucht", widersprach Poole. „Es arbeitet mit einer so geringen Spannung, daß etwas Derartiges unmöglich ist. Metall schmilzt nicht unter so geringen Stromstärken. Schließlich geht es doch nur um Millionstel Watt bei einem Cäsiumleiter von einem Durchmesser von vielleicht anderthalb Millimetern. Nehmen wir an, daß es für jede gelochte Information auf dem Band eine Milliarde möglicher Kombinationen gibt, aber der gesamte Ausstoß ist nicht kumulativ. Die Stromstärke hängt von der jeweiligen Abgabe der Batterie für das entsprechende Modul ab, und das ist nicht viel. Vor allem dann nicht, wenn alle Sperren geöffnet sind."

„Meinen Sie etwa, daß wir Sie anlügen?" fragte der Techniker.

„Warum nicht?" versetzte Poole. „Ich habe hier die Möglichkeit, alles aufzunehmen. Gleichzeitig. Das gesamte Universum in seiner Vielfalt kennenzulernen, mit allen Realitäten in Verbindung zu stehen. Keinem Menschen ist etwas Derartiges vergönnt. Eine Symphonie, die unabhängig von der Zeit in meinem Gehirn entsteht, mit all ihren Noten, all ihren Instrumenten, die gleichzeitig ertönen. Alle Symphonien auf einmal. Verstehen Sie jetzt?"

„Es wird Sie ausbrennen", erklärten beide Techniker.

„Ich glaube nicht", schüttelte Poole den Kopf.

„Möchtest du eine Tasse Kaffee, Garson?" fragte Sarah.

„Ja", sagte er, stand auf und spürte den Druck des kalten Bodens an seinen Fußsohlen. Er fror. Sein ganzer Körper schmerzte. Sie haben mich die ganze Nacht auf der Couch liegengelassen, erkannte er. Alles in allem betrachtet, hätten sie sich auch etwas Besseres einfallen lassen können.

Garson Poole saß am Küchentisch Sarah gegenüber und schlürfte seinen Kaffee. Die Techniker waren schon lange fort.

„Du wirst doch keine weiteren Selbstversuche mehr anstellen, oder?" fragte Sarah besorgt.

„Ich möchte die Zeit kontrollieren können", erklärte Poole. „Sie zurücklaufen lassen." Ich werde ein Stück des Bandes herausschneiden und es umgekehrt wieder einsetzen, dachte er. Die Kausalzusammenhänge werden dann entgegengesetzt wirken. Das bedeutet, daß ich vom Landefeld auf dem Dach rückwärts die Treppe hinuntergehe, zurück zu meiner Tür, eine verschlossene Tür öffne, rückwärts zur Spüle, wo ich einen Haufen schmutziges Geschirr herausnehme, mich dann an den Tisch setze und dann jeden Teller mit Essen fülle, das mein Magen produziert und herauswürgt... Anschließend schaffe ich das Essen in den Kühlschrank. Am nächsten Tag hole ich es wieder heraus, packe es wieder ein, fahre die Packungen in den Supermarkt und stelle die einzelnen Behälter zurück in die Regale. Und an der Kasse bekomme ich Geld dafür, wobei sie die Beträge anhand des Kassenregisters auszahlen. Die Lebensmittel packt man dann mit anderen Konserven in große Plastikkisten, schafft sie mit Schiffen hinaus zu den Hydroponikplantagen im Atlantik, wo man sie dann wieder an Bäume und Büsche hängt oder sie zu Tierkadavern zusammensetzt oder sie in der Erde vergräbt. Aber was würde das ganze beweisen? Ein Videoband, das rückwärts läuft... Ich würde nicht mehr erfahren, als ich jetzt schon weiß, und das ist nicht genug.

Ich will nur, erkannte er, für eine Mikrosekunde die ulti-mate und absolute Realität kennenlernen. Danach spielt nichts mehr eine Rolle, weil ich dann alles wissen werde; nichts verbleibt dann noch, was verstanden oder erlebt werden müßte.

Vielleicht sollte ich besser zuerst eine andere Möglichkeit erproben, sagte er sich. Bevor ich das Band zerschneide. Ich werde neue Löcher in das Band stanzen und beobachten, was dann geschieht. Es muß interessant sein, denn ich werde vorher nicht wissen, was die Löcher bedeuten, die ich neu hinzufüge.

Mit der Spitze eines der Mikrowerkzeuge verwirklichte er seinen Plan, brachte sie so nah wie möglich am Abtastkopf an... er konnte nicht länger warten.

„Ich frage mich, ob du es ebenfalls sehen wirst", sagte er zu Sarah. Vermutlich wohl nicht, soweit er es einschätzen konnte. „Vielleicht zeigt sich dir doch etwas", fuhr er fort. „Ich möchte dich nur vorwarnen; du sollst keine Angst bekommen."

„Oh, Liebling", stieß Sarah mit dünner Stimme hervor.

Er sah auf seine Armbanduhr. Eine Minute verging, dann eine zweite, eine dritte. Und dann...

In der Mitte des Zimmers erschien ein Schwarm grüner und schwarzer Enten. Aufgeregt quakten sie, erhoben sich vom Boden, flatterten in einem wilden Durcheinander aus Federn und Flügeln zur Decke hinauf, erfüllt von Verzweiflung und Raserei, gelenkt von ihrem Instinkt, der sie zur Flucht trieb.

„Enten", stieß Poole verblüfft hervor. „Ich habe mit einem Loch einen Entenschwarm herbeigezaubert."

Eine neue Erscheinung machte sich bemerkbar. Eine Parkbank, auf der ein alter, zerlumpter Mann saß und eine zerknüllte, rissige Zeitung las. Er blickte auf, bemerkte Poole, lächelte ihm knapp zu und zeigte dabei ein schlecht verarbeitetes Gebiß und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder der zusammengefalteten Zeitung zu. Ungerührt begann er erneut zu lesen.

„Hast du ihn gesehen?" fragte Poole Sarah. „Und auch die Enten?" In diesem Moment verschwanden sowohl die Enten als auch die Parkbank. Nichts blieb von ihnen zurück. Die Löcher im Band waren am Abtastkopf vorbeigelaufen.

„Ich habe beides gesehen", nickte Sarah. „Aber sie waren nicht wirklich da, oder? Es erinnerte an..."

„Du bist auch nicht real", eröffnete er Sarah. „Du bist ein Stimulus-Faktor auf meinem Realitätsband. Ein Stanzloch, das abgedeckt werden kann. Existierst du auch auf einem anderen Realitätsband oder gar in einer objektiven Realität?" Er wußte es nicht; er konnte es nicht beurteilen. Vielleicht existierte sie auf tausend verschiedenen Realitätsbändern; vielleicht auf allen Bändern, die jemals hergestellt worden waren. „Wenn ich das Band zerschneide", bemerkte er, „wirst du überall und nirgends sein. Wie alles andere im Universum. Zumindest wie alles, das mir gegenwärtig ist."

„Ich bin real", keuchte Sarah.

„Ich möchte dich ganz kennenlernen", erklärte Poole. „Aber dazu muß ich das Band durchschneiden. Wenn nicht heute, dann zu irgendeinem anderen Zeitpunkt; es ist unvermeidbar." Warum also warten? fragte er sich. Und es besteht immer die Möglichkeit, daß sich Dancemann mit meinem Eigentümer in Verbindung gesetzt hat und man versuchen wird, mich daran zu hindern. Denn schließlich beschädige ich damit ihr Eigentum - und zwar mich.

„Wenn ich dich so höre, dann wünsche ich mir, ins Büro gefahren zu sein", sagte Sarah, und ihre Lippen zitterten vor Furcht.

„Dann geh", forderte Poole sie auf.

„Aber ich möchte dich nicht allein lassen."

„Mir wird nichts geschehen", behauptete Poole.

„Nein, das stimmt nicht. Du wirst an dir herumschneiden und dich damit vielleicht selbst umbringen, weil du herausgefunden hast, daß du nur eine elektrische Ameise und kein menschliches Wesen bist."

Nach einer Weile nickte er. „Möglicherweise ist das rich

tig." Möglicherweise lief alles darauf hinaus.

„Und ich kann nichts tun, um dich daran zu hindern", schluchzte sie.

„Nein." Er sah sie an.

„Aber ich werde trotzdem bleiben", erklärte Sarah. „Selbst wenn ich dich nicht daran hindern kann. Denn wenn ich dich verlassen würde und du bringst dich tatsächlich um, müßte ich mir für den Rest meines Lebens die Frage stellen, wie hätte sich alles entwickelt, wenn ich geblieben wäre. Du verstehst mich?"

Er nickte erneut.

„Also fang an", forderte Sarah ihn auf.

Er erhob sich. „Ich werde keine Schmerzen empfinden", tröstete er sie. „Obwohl es für dich vielleicht so aussehen wird. Doch denke immer daran, daß organische Roboter nur sehr wenige Schmerzschaltungen besitzen. Ich werde die intensivsten... "

„Erzähl mir nicht weiter davon", unterbrach sie. „Tu es, wenn du unbedingt mußt; und wenn nicht, dann laß es sein."

Unbeholfen - denn er hatte Angst - steckte er seine Hände in die beiden Handschuhe, über die er die Waldos und damit die Mikro-Werkzeuge steuern konnte, und griff nach einem winzigen Messer mit einer scharfen Klinge. „Ich zerschneide jetzt ein Band, das in meiner Brust eingebaut ist", erklärte er. „Das ist alles." Seine Hand zitterte, als er das Messer hob und die Blicke starr auf den Vergrößerungsschirm gerichtet hielt.

In einer Sekunde kann alles vorbei sein, dachte er. Alles. Aber vorher habe ich noch genügend Zeit, die beiden Bandenden wieder zusammenzufügen. Bis zum entscheidenden Augenblick verbleibt mir noch zumindest eine halbe Stunde. Falls ich mir die Sache doch noch anders überlegen sollte.

Er zerschnitt das Band.

Sarah sah ihn zitternd an und flüsterte: „Es ist nichts geschehen."

„Ich habe noch dreißig oder vierzig Minuten." Er setzte sich an den Tisch, nachdem er seine Hände aus den Handschuhen herausgezogen hatte. Er bemerkte, daß seine Stimme bebte; zweifellos hatte Sarah dies bemerkt, und er verspürte Zorn über sich selbst, denn er wußte, daß er sie dadurch beunruhigte. „Es tut mir leid", erklärte er überflüssigerweise, wollte sich bei ihr dafür entschuldigen. „Vielleicht solltest du besser gehen." Etwas wie Panik erfaßte ihn und zwang ihn dazu, wieder aufzustehen. Reflexartig folgte sie seinem Beispiel, als ob sie ihn imitieren wollte; nervös, mit gerötetem Gesicht trat sie von einem Bein auf das andere. „Verschwinde", verlangte er barsch. „Geh zurück ins Büro, wo du hingehörst. Wo wir beide hingehören." Ich werde die beiden Bandenden wieder zusammenkleben, sagte er sich; die Spannung ist einfach unerträglich.

Er streckte seine Hände aus und wollte nach den Handschuhen greifen, um sie überzustreifen. Seine Finger zitterten noch immer, und als er auf den Vergrößerungsschirm sah, da bemerkte er, daß der Lichtstrahl der fotoelektrischen Zelle nach oben fiel und direkt auf den Abtastkopf deutete; gleichzeitig registrierte er, daß das Bandende im Schlitz des Abtasters verschwand... all das sah er in diesem einen Augenblick und er verstand.

Es ist zu spät, erkannte er. Es ist vorbeigelaufen. Gott, dachte er, hilf mir. Es hat sich mit größerer Geschwindigkeit vorwärtsbewegt, als ich berechnet hatte. Also wird jetzt...

Er sah Äpfel und Pflastersteine und Zebras. Er fühlte Wärme, das milde Kratzen von wollener Kleidung; er spürte, wie der Ozean nach ihm griff und stürmischer Nordwind ihm entgegenblies, wie um ihn irgendwohin zu entführen. Sarah war überall, genau wie Dancemann. New York leuchtete in der Nacht, und über ihm hüpften und schossen die Schwe ber am nächtlichen Himmel und es war Tag und feucht und trocken. Butter zerlief ihm auf der Zunge, während zur gleichen Zeit abscheuliche Gerüche auf ihn eindrangen, begleitet von einem ekelerregenden Geschmack: die bittere Gegenwart von Giften und Limonen und den Halmen des Sommergrases. Er stürzte; er fiel; er lag in den Armen einer Frau und in einem großen weißen Bett, und jemand kreischte ihm schrill irgend etwas ins Ohr - das warnende Getöse eines defekten Aufzuges in irgendeinem der uralten, halbzerstörten Hotels in den Slums. Ich lebe, ich habe gelebt, ich werde niemals leben, sagte er sich, und diese Gedanken wurden begleitet von jedem Wort, von jedem Laut; Insekten summten und brummten, und halb versank er in dem komplexen Gewirr einer homöosthatischen Maschine, die irgendwo in den Laboratorien von Tri-Plan stand.

Er wollte Sarah etwas sagen. Er öffnete den Mund und wollte Worte heraustoßen - einen Satz aus der gewaltigen Anzahl von Begriffen, die in seinem Bewußtsein strahlend hell glitzerten und ihn mit ihren ungeheuerlichen Bedeutungen versengten.

Sein Mund brannte. Und er fragte sich, warum.

Sarah Benton preßte sich eng an die Wand und öffnete ihre Augen und sah, wie eine Rauchwolke aus Pooles halb geöffnetem Mund aufstieg. Dann brach der Roboter zusammen, stützte sich noch einen Moment auf Händen und Knien auf und verkrampfte sich dann langsam zu einem zerstörten, zerknitterten Haufen.

Sie wußte, daß er „tot" war, auch ohne ihn zu untersuchen.

Garson Poole hat es sich selbst zuzuschreiben, sagte sie sich. Und er hat keinen Schmerz empfunden; er hat es selbst erwähnt. Oder zumindest nicht sehr viel Schmerz; vielleicht ein klein wenig. Jedenfalls ist jetzt alles vorbei. Ich sollte besser Mr. Dancemann anrufen und ihm mitteilen, was geschehen ist, entschied sie. Noch immer an allen Gliedern zitternd, schritt sie durch das Zimmer und trat vor das Videofon; sie griff nach dem Hörer und wählte Dancemanns Nummer.

Er hielt mich für einen Stimulus-Faktor auf seinem Realitätsband, kam es ihr in den Sinn. Und er glaubte, ich würde sterben, wenn auch er - oder es - nicht mehr „lebt". Wie seltsam, dachte sie. Warum hat er sich das nur eingebildet? Er hat doch nie in der realen Welt gelebt, sondern in einer elektronischen Welt, in seiner eigenen. Wie bizarr!

„Mr. Dancemann", begann sie, als die Verbindung mit seinem Büro hergestellt war, „Poole existiert nicht mehr. Er hat sich direkt vor meinen Augen selbst zerstört. Sie sollten besser herüberkommen."

„Also sind wir ihn endlich los."

„Ja, ist das nicht eine Erleichterung für uns alle?"

„Ich schicke Ihnen ein paar Leute aus der Firma", versprach Dancemann. Er blickte an ihr vorbei und sah Poole neben dem Küchentisch liegen. „Sie gehen jetzt nach Hause und ruhen sich aus", befahl er Sarah. „Das ganze muß Ihnen ja schrecklich zugesetzt haben."

„Ja", bestätigte sie. „Ich danke Ihnen, Mr. Dancemann." Sie legte den Hörer auf und blieb unschlüssig stehen.

Und dann fiel ihr etwas auf.

Meine Hände, dachte sie. Sie hielt sie hoch. Warum kann ich durch sie hindurchsehen?

Und auch die Wände des Zimmers begannen zu verschwimmen.

Zitternd eilte sie zu dem zerstörten Roboter hinüber und blieb davor stehen, wußte nicht, was sie tun sollte. Durch ihre Beine war der Teppich zu erkennen, und dann begann sich auch der Teppich aufzulösen, so daß sie den darunterliegenden Fußboden sehen konnte.

Vielleicht kann ich die Bandenden wieder zusammenkleben, dachte sie. Aber sie wußte nicht, wie. Und selbst Poole begann durchsichtig zu werden.

Der Morgenwind umwehte sie. Bis sie ihn nicht mehr fühlte, weil sie auch diese Sinnesempfindung verlor. Und der Wind blies weiter.

Ende

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