Wartungsdienst

Es wäre ratsam, zunächst darüber zu berichten, was Courtland tat, bevor die Türglocke läutete.

In seinem eleganten Apartment an der Leavenworth Street, wo die Russischen Hügel in das Flachland von North Beach übergehen und in der Bucht von San Francisco enden, saß David Courtland über einen Stapel Routineberichte gebeugt, die wöchtenliche Zusammenstellung der technischen Daten mit den Ergebnissen der Mount-Diabolo-Testreihen. Als Forschungsdirektor von Pesco Paints beschäftigte sich Courtland mit der relativen Lebensdauer von verschiedenen Lacken, die von seiner Gesellschaft hergestellt wurden. 564 Tage lang hatten speziell behandelte Dachschindeln in der kalifornischen Hitze geschmort. Nun war es an der Zeit, zu überprüfen, welche Imprägnierung der Oxidation widerstanden hatte, und die Produktionspläne entsprechend zu gestalten.

Vertieft in die komplizierte Analyse der Daten, überhörte Courtland die Türglocke zunächst. In einer Ecke seines Wohzimmers spielte seine Stereo-Anlage eine Symphonie von Schumann. Seine Frau Fay spülte in der Küche das Geschirr ab. Die beiden Kinder, Bobby und Ralf, lagen bereits schlafend in ihren Betten. Courtland griff nach seiner Peife, lehnte sich einen Augenblick in seinem Stuhl zurück und fuhr mit seiner schweren Hand durch sein schütteres graues Haar... und hörte die Türglocke.

„Verdammt", sagte er. Müßig fragte er sich, wie oft es wohl schon geklingelt hatte; er besaß eine vage Erinnerung an mehrmaliges störendes Läuten, das versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Vor seinen müden Augen begannen die Berichtstapel zu flimmern und zu tanzen. Wer, zum Teufel, wollte etwas von ihm? Es war halb zehn, wie er bei einem Blick auf die Uhr festellte; noch nicht spät genug,

daß er sich wirklich über die Störung beklagen konnte.

„Soll ich öffnen?" rief Fay mit ihrer hellen Stimme aus der Küche.

„Ich mach das schon." Müde stand Courtland auf, schlüpfte in die Schuhe und schlurfte durch das Zimmer, vorbei an der Couch, der Stehlampe, dem Bücherschrank, dem Plattenspieler, dem Stander mit den Illustrierten, und erreichte die Tür. Er war ein schwergewichtiger Techniker in den besten Jahren, und er verabscheute Menschen, die ihn bei seiner Arbeit unterbrachen.

Im Flur stand ein unbekannter Besucher. „Guten Abend, Sir", grüßte ihn der Besucher. „Entschuldigen Sie bitte die Störung."

Courtland blickte den jungen Mann säuerlich an. Vermutlich ein Vertreter. Schlank, blondhaarig, bekleidet mit einem weißen Hemd, einer Krawatte, einem einreihigen blauen Anzug, und er stand da, trug in der einen Hand einen Notizblock und in der anderen einen zum Bersten gefüllten schwarzen Koffer. Seine knochigen Gesichtszüge wiesen einen ernsthaften, konzentrierten Ausdruck auf. Von ihm ging eine Aura beflissener Verlegenheit aus; er hatte die Augenbrauen hochgezogen, die Lippen fest zusammengepreßt, und seine Wangenmuskeln begannen in offenkundiger Besorgnis zu zucken. Er blickte auf und fragte: „Ist das hier Leavenworth 1846? Apartment 3A?"

„Das ist richtig", bestätigte Courtland dem späten Besucher mit der unendlichen Geduld, die er gewöhnlich stumpfsinnigen Tieren entgegenbrachte.

Die Spannung, die das Gesicht des jungen Mannes beherrschte, mäßigte sich ein wenig. „Ja, Sir", sagte er mit einem drängenden Unterton, blickte an Courtland vorbei in das Apartment und fuhr fort: „Es tut mir leid, Sie noch am Abend bei Ihrer Arbeit stören zu müssen, aber wie Sie wahrscheinlich wissen, waren wir in den letzten Tagen überaus beschäftigt. Deshalb konnten wir nicht früher auf Ihren Anruf reagieren."

„Meinen Anruf?" wiederholte Courtland. Unter dem Ansatz seines aufgeknöpften Hemdkragens begann sich leichte Röte zu zeigen. Zweifellos war Fay dafür verantwortlich; vermutlich war sie der Meinung gewesen, daß er sich irgend etwas ansehen sollte, etwas, das ihr die Küchenarbeit erleichtern würde. „Von was, zum Teufel, reden Sie überhaupt?" fragte er. „Sagen Sie endlich, was Sie wollen."

Der junge Mann errötete, schluckte geräuschvoll, versuchte zu lächeln und plapperte dann heiser: „Sir, ich bin der Wartungstechniker, den Sie angefordert haben; ich bin gekommen, um Ihren Swibbel zu reparieren."

Die scherzhafte Erwiderung, die Courtland auf der Zunge lag, unterdrückte er im letzten Augenblick, obwohl er später wünschte, sie ausgesprochen zu haben. „Vielleicht", hatte er sagen wollen, „vielleicht will ich gar nicht, daß mein Swibbel repariert wird. Vielleicht gefallt mir mein Swibbel so, wie er jetzt ist." Aber er sagte es nicht. Statt dessen blinzelte er, tastete nervös nach der Tür und fragte: „Mein was?"

„Ja, Sir", beharrte der junge Mann. „Der Bericht über die Installation Ihres Swibbels wurde uns wie gewöhnlich übersandt. Normalerweise erfolgt die Justierung automatisch, aber Ihr Anruf macht deutlich, daß Sie sich damit nicht zufriedengeben - und so bin ich hier und habe auch gleich die komplette Service-Ausrüstung mitgebracht. Nun, um auf den Grund Ihrer speziellen Beschwerde zu sprechen zu kommen..." Hastig blätterte der junge Mann die Seiten seines Notizblocks durch. „Tja, es ist nicht erforderlich, daß ich es selbst in Augenschein nehme; Sie können es mir mündlich beschreiben. Wie Sie vielleicht wissen, Sir, gehören wir offiziell nicht zur Verkaufsorganisation... es handelt sich allein um die Frage des Versicherungsschutzes, der automatisch gewährt wird, sobald der Kauf zustande gekommen ist.

Natürlich können Sie den Vertrag auch bei uns widerrufen." Matt versuchte er zu scherzen: „Ich habe gehört, daß es einen Haufen Konkurrenten im Service-Geschäft gibt."

Er wurde wieder ernst, straffte seine magere Gestalt und schloß: „Aber lassen Sie mich noch erwähnen, daß wir schon seit der Zeit, als der alte R. J. Wright das erste atombetriebene Experimentalmodell entwickelt hat, Erfahrung im Swibbel-Wartungsdienst gesammelt haben."

Eine Zeitlang blieb Courtland stumm. Fantastische Bilder wirbelten durch sein Bewußtsein; ziellose quasitechnologische Gedanken, reflexartige Berechnungen und Bezeichnungen ohne Sinn. Also versagten die Swibbel auch den Dienst, oder? Umfangreiche Geschäftsabschlüsse... sobald der Handel perfekt war, wurde ein Wartungstechniker losgeschickt. Monopolistische Taktiken... die Konkurrenten wurden an die Wand gedrückt, bevor sie auch nur die Möglichkeit hatten, sich einzumischen. Vermutlich zahlte die Firma auch Bestechungsgelder. Frisierte die Bücher.

Aber keiner von diesen Gedanken führte zu einem Ergebnis. Mit gewaltsamer Anstrengung lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf den ernsten jungen Mann, der nervös mit seinem schwarzen Werkzeugkoffer und dem Notizblock im Treppenhaus wartete. „Nein", erklärte Courtland nachdrücklich, „nein, Sie sind hier an der falschen Adresse."

„Tatsächlich, Sir?" brachte der junge Mann höflich hervor, und ein Anflug bedrückter Bestürzung glitt über sein Gesicht. „Die falsche Adresse? Großer Gott, ob vielleicht der Auftrag vertauscht wurde? Diese neumodische..."

„Überprüfen Sie besser noch einmal Ihre Papiere", riet Courtland und begann grimmig die Tür zu schließen. „Was auch immer dieser verdammte Swibbel ist, ich habe keinen gekauft; und ich habe Sie auch nicht angerufen."

Während er die Tür zuknallte, stach ihm das ungeheure Entsetzen im Gesicht des jungen Mannes ins Auge, die verwirrte Lähmung, die ihn erfaßt hatte. Dann versperrte ihm die hellgestrichene Holzfläche der Tür die Sicht, und müde kehrte Courtland an seinen Schreibtisch zurück.

Ein Swibbel. Was, zum Teufel, war ein Swibbel? Mürrisch setzte er sich und versuchte mit seiner Arbeit fortzufahren... aber seine Gedanken kehrten noch immer zu dem unbekannten jungen Mann zurück.

Es gab absolut keine Swibbel. Und er kannte sich in dem Geschäft aus. Er las die U. S. News und das Wall Street Journal. Wenn es so etwas wie einen Swibbel gegeben hätte, dann wüßte er davon - es sei denn, ein Swibbel war irgendein albernes Haushaltsgerät. Vermutlich war es das auch.

„Hör mal", rief er seiner Frau zu, als sie kurz in der Küchentür erschien, ein Geschirrtuch und einen blaugemusterten Teller in den Händen. „Weißt du, was dieser Kerl wollte? Hast du schon einmal etwas von einem Swibbel gehört?"

Fay schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts damit zu tun."

„Du hast also keinen aus Chrom und Plastik bestehenden und mit Gleich- und Wechselstromumschalter ausgestatteten Swibbel bei Macy's bestellt?"

„Ganz gewiß nicht."

Vielleicht war es etwas für die Kinder. Vielleicht war es die neueste Schulhoftorheit, so wie letztens die elektrische Schachtel, die dem Unvorsichtigen einen Stromschlag verpaßte, oder das automatische Abschußgerat für durchweichte Kaugummis oder jener mechanische Mathestundenkiller... Aber neunjährige Kinder kauften gewöhnlich keine Geräte, für deren Wartung ein Techniker mit einem riesigen Werkzeugkoffer benötigt wurde - vor allem nicht bei einem Taschengeld in Höhe von wöchentlich fünfzig Cents.

Neugier verdrängte seinen Widerwillen. Er mußte unbedingt erfahren, und wenn auch nur zu seiner persönlichen

Befriedigung, was ein Swibbel war. Courtland sprang auf, eilte zur Wohnungstür und riß sie auf.

Natürlich war das Treppenhaus leer. Der junge Mann war fortgegangen. Alles, was von ihm geblieben war, bestand aus dem schwachen Geruch von Rasierwasser und Schweiß.

Das hieß... da war noch etwas; ein Stück Papier, das der Mann von seinem Notizblock abgerissen hatte. Courtland bückte sich und hob es vom Fußabtreter auf. Es war der Durchschlag des Wartungsauftrages mit dem Namen der Service-Gesellschaft und der Adresse des Kunden.

Leavenworth Street 1846 S. F. V-Gespräch entg. durch Ed Füller 9 Uhr 20-5-28. Swibbel 30s15H (deluxe). Vorgeschlagen wird seitliche Rückkoppelungskontrolle & Austausch der neutralen Schaltungen. AAw3-6.

Die Zahlen und die Angaben sagten Courtland nichts. Er schloß die Tür und kehrte langsam an seinen Schreibtisch zurück, wo er das zerknüllte Papier glättete und die unverständlichen Sätze erneut las, um ihren Sinn zu entschlüsseln. Der aufgedruckte Briefkopf lautete:

ELECTRONIC SERVICE INDUSTRIES

Montgomery Street 455, San Francisco 14. Ri8-4456n Gegr. 1993

Das war es. Der kursiv gedruckte Teil: Gegründet 1993. Mit zitternden Händen griff Courtland automatisch nach seiner Pfeife. Und das erklärte auch, warum er nie zuvor etwas von den Swibbel gehört hatte. Es erklärte, warum er keinen besaß... und warum, gleichgültig, an wievielen Türen in dem Apartmenthaus er klopfen würde, der junge Wartungstechniker niemand finden würde, der einen Swibbel gekauft

hatte.

Swibbel waren noch nicht erfunden worden.

Nach einer Weile, als sich seine Gedanken allmählich beruhigt hatten, griff Courtland nach dem Telefon und wählte die Privatnummer seines Stellvertreters bei den Pesco-Laboratorien.

„Es ist mir gleich", sagte er bedächtig, „was du an diesem Abend vorhast. Ich werde dir jetzt eine Reihe Anweisungen geben und ich möchte, daß sie unverzüglich erledigt werden."

Er konnte hören, wie sich am anderen Ende der Leitung Jack Hurley wütend straffte. „Heute Nacht? Hör mal, Dave, die Gesellschaft ist nicht meine Mutter - ich habe ein Recht auf mein Privatleben. Wenn du wirklich glaubst, daß ich mich jetzt auf die Socken mache und..."

„Es hat mit Pesco nichts zu tun. Ich benötige einen Cas-settenrecorder und eine Filmkamera mit Infrarotlinsen. Ich möchte außerdem, daß du einen ausgebildeten Stenographen auftreibst. Ich brauche weiterhin einen Elektriker der Gesellschaft - such du ihn aus, aber sorge dafür, daß du den besten bekommst. Und ich benötige Anderson von der Ingenieurabteilung. Wenn du ihn nicht bekommen kannst, dann schnapp dir irgendeinen von unseren Konstrukteuren. Und ich brauche noch jemand vom Montageband; schaff einen von den erfahrenen Mechanikern herbei, der seine Arbeit versteht. Der wirklich mit Maschinen umgehen kann.“

Zweifelnd bemerkte Hurley: „Nun, du bist der Boss; zumindest der Boss der Forschungsabteilung. Aber ich schätze, das muß mit der Gesellschaft abgeklärt werden. Wäre es schlimm, wenn ich mich über dich hinwegsetzen und Pesbroke um seine Zustimmung bitten würde?"

„Meinetwegen." Courtland zögerte und änderte dann seine Meinung. „Trotzdem wäre es wohl besser, wenn ich ihn selbst anrufen würde; vermutlich wird er wissen wollen, um

was es geht."

„Und um was geht es eigentlich?" fragte Hurley neugierig. „So habe ich dich noch nie erlebt... hat jemand etwa eine selbstauftragende Farbe erfunden?"

Courtland legte den Hörer auf, wartete einen quälenden Augenblick und wählte dann die Nummer seines Vorgesetzten, dem Besitzer von Pesco Paint.

„Haben Sie eine Minute Zeit?" fragte er fest, nachdem Pesbrokes Frau den weißhaarigen alten Mann aus seinem Verdauungsschläfchen geweckt und ihn ans Telefon geholt hatte. „Ich habe eine große Sache an der Hand; ich möchte mit Ihnen darüber reden."

„Hat es mit Farbe zu tun?" brummte Pesbroke halb scherzhaft, halb ernsthaft. „Wenn nicht..."

Courtland unterbrach ihn. Er sprach langsam und berichtete ihm ausführlich von seiner Begegnung mit dem Swib-bel-Wartungstechniker.

Als Courtland fertig war, schwieg sein Chef eine Weile. „Nun", sagte Pesbroke schließlich, „ich schätze, ich könnte das als Routineangelegenheit abhaken. Aber Sie haben mein Interesse geweckt. In Ordnung, ich werde es kaufen. Allerdings", fügte er leise hinzu, „wenn sich die ganze Angelegenheit als Zeitverschwendung herausstellt, werde ich Ihnen die Kosten für die Männer und die Ausrüstung in Rechnung stellen."

„Mit der Zeitverschwendung meinen Sie wohl, wenn nichts Profitables dabei herausspringt?"

„Nein", erwiderte Pesbroke. „Ich meine damit, falls Sie wissen, daß das ganze ein Schwindel ist; falls Sie sich bewußt einen Scherz erlauben. Ich leide unter einem Migräneanfall, und ich habe für einen derartigen Scherz kein Verständnis. Wenn Sie es ernst meinen, wenn Sie wirklich überzeugt sind, daß sich daraus etwas ergeben könnte, werde ich die Kosten durch die Firma tragen lassen."

„Ich meine es ernst", versicherte Courtland. „Sie und ich, wir beide sind verdammt nochmal zu alt, um an Scherze zu denken."

„Nun", erwiderte Pesbroke, „je älter man wird, desto eher ist man geneigt, ein Risiko einzugehen; und das klingt verdammt risikoreich." Er dachte nach. „Ich werde Hurley anrufen und ihm mein Einverständnis mitteilen. Sie können haben, was Sie wollen... Ich vermute, Sie wollen diesen Wartungstechniker festnageln und herausfinden, was er wirklich will."

„So ist es."

„Angenommen, er meint es wirklich ehrlich... was dann?"

„Nun", sagte Courtland bedächtig, „dann werde ich herauszufinden versuchen, was ein Swibbel ist. Vielleicht werden wir danach... "

„Sie glauben, er wird zurückkommen?"

„Vermutlich. Er wird die richtige Adresse nicht finden; ich weiß es. Niemand in dieser Gegend hat nach einem Swib-bel-Wartungstechniker verlangt."

„Was meinen Sie, was ein Swibbel ist? Warum wollen Sie nicht herausfinden, wie er aus seiner Zeit in diese gelangt ist?"

„Ich schätze, er weiß, was ein Swibbel ist - und ich vermute, er weiß nicht, wie er hierhergekommen ist. Wahrscheinlich wird er nicht einmal wissen, daß er sich hier und nicht in seiner Zeit befindet."

Pesbroke stimmte dem zu. „Das klingt vernünftig. Werden Sie mich einlassen, wenn ich auf einen Sprung hinüber komme? Es würde mir Vergnügen machen, dabei zu sein."

„Natürlich", sagte Courtland; er schwitzte und ließ die verschlossene Wohnungstür nicht aus den Augen. „Aber Sie werden aus dem Nebenzimmer zusehen müssen. Ich möchte nicht, daß irgend jemand alles verdirbt... eine Chance wie diese wird sich uns niemals wieder bieten."

Verdrossen strömten die rasch zusammengetrommelten Angehörigen der Firma in das Apartment und standen unschlüssig herum, warteten auf Courtlands Weisungen. Jack Hurley, bekleidet mit einem Hawaii-Hemd, einer weiten Hose, kreppbesohlten Schuhen, schlurfte verärgert zu Courtland hinüber und wedelte mit seiner Zigarre. „Also, hier sind wir; ich weiß nicht, was du Pesbroke erzählt hast, aber offenbar hast du ihn überzeugt." Er blickte sich in dem Apartment um und fragte: „Kann ich davon ausgehen, daß du uns jetzt erzählst, worum es eigentlich geht? Die Leute können nicht viel unternehmen, solange sie nicht wissen, was du im Schilde führst."

In der Schlafzimmertür standen Courtlands Söhne, und vor Müdigkeit waren ihre Augen noch halb geschlossen. Nervös scheuchte Fay sie zurück ins Bett. Im Wohnzimmer standen die Männer und Frauen unentschlossen herum, und ihre Mienen waren von Verdrossenheit, unterdrückter Neugierde und gelangweilter Gleichgültigkeit geprägt. Anderson, der Entwicklungsingenieur, gab sich uninteressiert und blasiert. MacDowell, der gebückt dahergehende, dickbäuchige Dreher, betrachtete mit proletarischer Abneigung die teure Einrichtung des Apartments und versank dann in verlegene Teilnahmslosigkeit, als er sich an seine eigenen Arbeitsschuhe und die ölverschmierte Hose erinnerte. Der Tontechniker schloß die Mikrofonkabel an den Cassettenre-corder an, den er in der Küche plaziert hatte. Eine schlanke junge Frau, die Stenographin, versuchte es sich in einem Sessel in der Zimmerecke gemütlich zu machen. Parkinson, der Werkselektriker, umgeben von seinen Werkzeugtaschen, hockte auf der Couch und blätterte gelangweilt in einer Ausgabe von Fortune.

„Wo ist die Kameraausrüstung?" fragte Courtland.

„Kommt noch", antwortete Hurley. „Versuchst du jemand auszuhorchen, der weiß, wo sich der alte Inkaschatz befin

det?"

„Dafür würde ich keinen Ingenieur oder Elektriker benötigen", erwiderte Courtland trocken. Nervös ging er im Wohnzimmer auf und ab. „Vielleicht kommt er doch nicht wieder; vielleicht ist er bereits in seine eigene Zeit zurückgekehrt, oder wandert Gott weiß wo herum."

„Wer?" rief Hurley und stieß in wachsender Verärgerung grauen Zigarrenrauch gegen die Decke. „Was geht überhaupt hier vor?"

„Ein Mann klopfte an meine Tür", sagte Courtland kurzangebunden. „Er erzahlte mir von irgendeiner Maschine, einem Gerät, von dem ich nie zuvor gehört habe. Etwas, das er Swibbel nannte."

Verdutzte Gesichter starrten ihn an.

„Versuchen wir doch einmal zu raten, was ein Swibbel sein könnte", fuhr Courtland grimmig fort. „Anderson, Sie beginnen. Was könnte ein Swibbel sein?"

Anderson grinste. „Ein Angelhaken, der hinter Fischen herjagt."

.Parkinson gab seine Vermutung zum besten. „Ein englisches Auto mit nur einem Rad."

„Irgend etwas Albernes", setzte Hurley mürrisch die Reihe fort. „Eine Maschine für verwöhnte Einbrecher."

„Ein neuer Plastik-BH", schlug die Stenographin vor.

„Ich weiß es nicht", brummte MacDowell interesselos. „Ich habe noch nie von etwas derartigem gehört."

„In Ordnung", seufzte Courtland und sah erneut auf die Uhr. Er war nahe daran, hysterisch zu werden; eine Stunde war vergangen und noch immer hatte sich der Wartungstechniker nicht blicken lassen. „Wir wissen es nicht; wir können es uns nicht einmal vorstellen. Aber eines Tages, in ungefähr neun Jahren, wird ein Mann namens Wright einen Swibbel erfinden, und daraus wird ein großes Geschäft werden. Es wird Menschen geben, die sie herstellen; und

Menschen, die sie haben wollen und dafür bezahlen; und Wartungstechniker, die herumreisen und sie reparieren."

Die Tür öffnete sich und Pesbroke betrat das Apartment, den Mantel über dem Arm, einen zerknitterten Stetson auf dem Kopf. „Ist er wieder aufgetaucht?" Seine alten, wachsamen Augen wanderten durch den Raum. Als er alle begrüßt hatte, bemerkte er: „Es sieht so aus, als ob alles bereit wäre."

„Er hat sich noch nicht wieder blicken lassen", erwiderte Courtland düster. „Verdammt noch einmal - ich habe ihn fortgeschickt; erst als er fort war, wurde mir alles klar." Er zeigte Pesbroke den zerknitterten Durchschlag.

„Ich verstehe", nickte Pesbroke und gab es ihm zurück. „Und falls er zurückkehrt, werden Sie alles, was er sagt, aufzeichnen, und alles fotografieren, was er in seiner Werkzeugtasche bei sich trägt." Er wies auf Anderson und MacDowell. „Was ist mit denen da? Warum sind sie hier?"

„Ich brauche hier einige Leute, die es verstehen, die richtigen Fragen zu stellen", erklärte Courtland. „Nur so können wir die Antworten bekommen, die wir brauchen. Der Mann, falls er noch einmal auftaucht, wird nur kurze Zeit hier sein. Während dieser Zeit müssen wir herausfinden..." Er verstummte, als seine Frau zu ihm trat. „Was ist los?"

„Die Jungen möchten zuschauen", erklärte Fay. „Erlaubst du das? Sie haben versprochen, keinen Muckser von sich zu geben." Sehnsüchtig fügte sie hinzu: „Ich würde auch gerne zusehen."

„Von mir aus schaut zu", erwiderte Courtland bedrückt. „Vielleicht wird es überhaupt nichts zu sehen geben."

Während Fay Kaffee servierte, fuhr Courtland mit seinen Erklärungen fort. „Zunächst müssen wir zu erfahren versuchen, ob dieser Mann kein Betrüger ist. Unsere ersten Fragen werden wir so formulieren, daß sich das herausstellt; darum sind diese Spezialisten hier. Wenn er ein Schwindler

ist, so werden sie es wahrscheinlich bald wissen."

„Und wenn er kein Schwindler ist?" fragte Anderson, und zum erstenmal wies sein Gesicht einen interessierten Ausdruck auf. „Wenn er die Wahrheit sagt, dann bedeutet das... "

„Wenn er die Wahrheit sagt, dann bedeutet das, daß er aus dem nächsten Jahrzehnt stammt, und dann möchte ich, daß er so ausgequetscht wird, wie es überhaupt möglich ist. Aber..." Courtland brach ab. „Ich bezweifle, daß er über sehr viel theoretisches Wissen verfügt. Ich hatte den Eindruck, daß seine Kenntnisse nur begrenzt sind. Das beste Ergebnis, was wir wahrscheinlich erzielen werden, besteht daraus, daß wir alles über seine spezifische Arbeit erfahren. Davon ausgehend müssen wir uns unser Bild zusammensetzen und unsere eigenen Schlüsse ziehen."

„Sie glauben, daß er uns sagen kann, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdient", bemerkte Pesbroke mit pfiffiger Miene, „aber darum geht es doch auch."

„Wir können uns glücklich schätzen, wenn er überhaupt noch einmal auftaucht", sagte Courtland. Er ließ sich auf der Couch nieder und begann geistesabwesend mit seiner Pfeife gegen den Aschenbecher zu klopfen. „Alles, was wir tun können, ist zu warten. Jeder von Ihnen sollte sich Gedanken machen, welche Fragen er stellen muß. Versuchen Sie sich die Fragen auszudenken, die sie von einem Mann aus der Zukunft beantwortet haben wollen, der nicht weiß, daß er aus der Zukunft kommt und der versucht, eine Maschine zu reparieren, die noch nicht existiert."

„Ich habe Angst", sagte die Stenographin mit bleichem Gesicht und geweiteten Augen, und ihre Kaffeetasse zitterte in ihrer Hand.

„Ich habe es satt", brummte Hurley und starrte mürrisch zu Boden. „Wahrscheinlich wird sich die Aktion als Windei entpuppen."

Er sagte das genau in dem Augenblick, als der Swibbel-Wartungstechniker zurückkehrte und erneut schüchtern an der Wohnungstür klopfte.

Der junge Wartungstechniker wirkte nervös. Und er war ausgesprochen verwirrt. „Es tut mir leid, Sir", begann er ohne Begrüßung. „Ich sehe, daß Sie Besuch haben, aber ich habe meine Auftrage noch einmal überprüft und das hier ist tatsächlich die richtige Adresse." Klagend fügte er hinzu: „Ich habe es bei einigen anderen Wohnungen versucht; niemand wußte, worüber ich überhaupt sprach."

„Kommen Sie herein", gelang es Courtland zu sagen. Er trat zur Seite, glitt zwischen dem Swibbel-Wartungstechniker und der Tür und führte ihn in das Wohnzimmer.

„Ist das die Person?" knurrte Pesbroke zweifelnd, und seine grauen Augen bildeten schmale Schlitze.

Courtland ignorierte ihn. „Setzen Sie sich", wies er den Swibbel-Wartungstechniker an. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sich Anderson und Hurley und MacDowell näherschoben; Parkinson legte die Fortune-Ausgabe fort und sprang auf. Aus der Küche ertönten die Geräusche des laufenden Aufnahmegerätes... Leben erfüllte mit einemmal die Wohung.

„Ich könnte an einem anderen Tag wiederkommen", sagte der Wartungstechniker unruhig und musterte die Männer, deren Kreis sich immer enger um ihn schloß. „Ich möchte Sie nicht stören, Sir, wenn Sie Gäste im Haus haben."

Grimmig ließ sich Courtland auf der Armlehne der Couch nieder und erklärte: „Dieser Tag ist so gut wie jeder andere. Um es genau zu sagen, ist das heute die beste Gelegenheit." Heiß erfüllte ihn eine Welle plötzlicher Erleichterung; jetzt bot sich ihnen endlich die ersehnte Gelegenheit. „Ich wußte nicht, was sie von mir wollten", fügte er schnell hinzu. „Ich war ein wenig durcheinander. Natürlich besitze ich ei

nen Swibbel; er ist im Eßzimmer aufgestellt."

Das Gesicht des Wartungstechnikers verzerrte sich vor unvermittelter Heiterkeit. „Oh, wirklich", lachte er, „im Eßzimmer? Das ist der beste Witz, den ich seit Wochen gehört habe."

Courtland blickte Pesbroke an. Was, zum Teufel, war daran so spaßig? Dann begann Gänsehaut seine Arme zu überziehen; kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und befeuchtete seine Handflächen. Verdammt, was war ein Swibbel? Vielleicht sollten sie es so schnell wie möglich herausfinden - oder besser überhaupt nicht. Vielleicht waren sie auf etwas gestoßen, das bedeutender war, als sie bisher geahnt hatten. Vielleicht - und dieser Gedanke gefiel ihm absolut nicht - vielleicht hätten sie damit erst gar nicht anfangen sollen.

„Ihre Bezeichnung war mir nicht sofort geläufig. Ich benutze nur selten den Ausdruck Swibbel." Vorsichtig schloß er: „Ich weiß, daß das der umgangssprachliche Name ist, aber da er so viel Geld gekostet hat, ziehe ich die offizielle Bezeichnung vor."

Der Swibbel-Wartungstechniker wirkte vollkommen verwirrt. Courtland erkannte, daß er einen weiteren Fehler gemacht hatte; offensichtlich war Swibbel der richtige Name.

Pesbroke meldete sich zu Wort. „Wie lange sind Sie schon damit beschäftigt, Swibbel zu reparieren, Mister...?" Er wartete, aber das schmale, bleiche Gesicht zeigte keine Reaktion. „Wie ist Ihr Name, junger Mann?" fragte er.

„Mein was?" Der Swibbel-Techniker wich vor ihm zurück. „Ich verstehe nicht, Sir."

Herr im Himmel, dachte Courtland. Es war alles schwieriger, als er angenommen hatte - als jeder von ihnen angenommen hatte.

Verärgert sagte Pesbroke: „Sie müssen doch einen Namen haben. Jeder hat einen Namen."

Der junge Wartungstechniker würgte und starrte mit rotem Gesicht auf den Teppich. „Ich bin noch immer in der Service-Gruppe Vier, Sir. Ich besitze noch keinen Namen."

„Machen wir weiter", sagte Courtland. Was für eine Gesellschaftsform war das, in der Namen Statussymbole waren? „Ich möchte nur sichergehen, daß ich es mit einem kompetenten Wartungstechniker zu tun habe", erklärte er. „Wie lange reparieren Sie schon Swibbel?"

„Seit sechs Jahren und drei Monaten", behauptete der Techniker. Stolz verdrängte seine Verlegenheit. „Schon in meinem ersten Jahr auf der Hochschule habe ich eine zweifelsfreie A-Benotung im Fach Swibbel-Wartung bekommen." Seine magere Brust schwoll an. „Ich bin ein geborener Swibbel-Mann."

„Schön", nickte Courtland verunsichert; er konnte einfach nicht glauben, daß dieser Industriezweig so bedeutend war. Man erteilte sogar entsprechenden Unterricht auf der Hochschule? War die Swibbel-Wartung etwa eine grundlegende Fähigkeit so wie handwerkliche Geschicklichkeit oder mathematisches Talent? War die Arbeit an den Swibbel so fundamental wie musikalische Befähigung oder wie räumliches Vorstellungsvermögen?

„Nun", sagte der Techniker brüsk und griff nach seinem prallgefüllten Werkzeugkoffer, „ich möchte jetzt mit der Arbeit beginnen. Ich muß bald wieder ins Geschäft zurückkehren... Auf mich warten noch eine Menge anderer Aufträge."

Unverblümt und breitbeinig baute sich Pesbroke vor dem jungen Mann auf. „Was ist ein Swibbel?" fragte er. „Ich habe dieses närrische Spiel allmählich satt. Sie sagen, daß Sie mit diesen Dingern arbeiten - was also ist ein Swibbel? Die Frage ist einfach genug; ich verlange eine Antwort."

„Warum", begann der junge Mann zögernd, brach ab und fuhr dann fort: „Ich meine, es ist wirklich schwer zu sagen. Angenommen - nun, angenommen, Sie würden mich fra gen, was eine Katze oder was ein Hund ist. Wie sollte ich das beantworten können?"

„So kommen wir nicht weiter", mischte sich Anderson ein. „Der Swibbel ist eine Maschine, oder? Also müssen Sie irgendwelche Bauplane besitzen; also her damit."

Der junge Wartungstechniker umklammerte argwöhnisch seinen Werkzeugkoffer. „Worum in aller Welt geht es eigentlich, Sir? Falls das Ihre Art ist, sich einen Scherz zu erlauben..." Er wandte sich an Courtland. „Ich würde jetzt gern mit der Arbeit beginnen; ich habe wirklich nicht viel Zeit."

MacDowell stand in der Zimmerecke, hatte die Hände tief in die Taschen vergraben und sagte langsam: „Ich überlege mir, ob ich mir nicht einen Swibbel zulegen sollte. Die Herren sind der Ansicht, daß wir einen haben sollten."

„Oh, natürlich", nickte der Techniker. Seine Wangen gewannen an Farbe und er fuhr eilig fort: „Ich bin überrascht, daß Sie noch keinen Swibbel besitzen; um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht ganz klar, was mit Ihnen los ist. Sie alle benehmen sich so... so merkwürdig. Woher, wenn ich fragen darf, kommen Sie? Warum sind Sie so... nun, so uninfor-miert?"

„Diese Herren", erklärte Courtland, „kommen aus einem Landesteil, in dem es noch keine Swibbel gibt."

Unvermittelt überschattete Argwohn das Gesicht des jungen Technikers. „Oh?" sagte er scharf. „Interessant. Welchen Landesteil meinen Sie denn?"

Erneut hatte Courtland etwas Falsches gesagt; er wußte es jetzt. Während er nach einer Antwort suchte, räusperte sich MacDowell und verfolgte unbeirrt weiter sein Ziel. „Wie dem auch sei", sagte er, „wir sind der Meinung, daß wir einen Swibbel gebrauchen könnten. Haben Sie irgendwelche Unterlagen dabei? Abbildungen von verschiedenen Modellen?"

„Ich fürchte nein, Sir", erwiderte der Wartungstechniker.

„Aber wenn Sie mir Ihre Adresse geben würden, könnte ich die Verkaufsabteilung veranlassen, daß man Ihnen die Unterlagen zuschickt. Und wenn Sie wollen, dann wird Sie ein qualifizierter Vertreter anrufen und Ihnen die Vorteile beschreiben, die der Besitz eines Swibbel mit sich bringt."

„Der erste Swibbel wurde im Jahre 1993 entwickelt?" erkundigte sich Hurley.

„Das ist richtig." Der Argwohn des Technikers war vorübergehend gewichen. „Und gerade noch rechtzeitig. Wenn Sie mich fragen - hätte Wright nicht sein erstes Modell zur Betriebsreife gebracht, wäre kein einziger Mensch mit dem Leben davongekommen. Sie, die Sie keinen Swibbel besitzen - Sie wissen es vielleicht nicht - und Sie benehmen sich tatsächlich so, als ob Sie es nicht wüßten - aber Sie haben Ihr Leben dem alten R. J. Wright zu verdanken. Es sind die Swibbel, die für den Fortbestand der Welt sorgen."

Der Techniker öffnete seinen schwarzen Koffer und holte geschwind einen komplizierten, aus zahlreichen Röhren und Drähten bestehenden Apparat hervor. Er füllte einen Zylinder mit einer klaren Flüssigkeit, verschloß ihn und richtete sich auf. „Ich werde mit einer Dosis DX beginnen - normalerweise genügt das, um sie wieder funktionsfähig zu bekommen."

„Was ist dieses DX?" erkundigte sich Anderson rasch.

Von der Frage überrascht, entgegnete der Techniker: „Es ist hochkonzentrierte Proteinnahrung. Wir haben entdeckt, daß neunzig Prozent aller Reparaturen durch falsche Ernährung verursacht werden. Die Leute wissen einfach nicht, wie sie ihre neuen Swibbel behandeln müssen."

„Großer Gott", stieß Anderson heiser hervor. „Es ist lebendig."

Courtlands Gedanken überschlugen sich. Er hatte sich geirrt; dieser Wartungstechniker gehörte nicht zu den gewöhnlichen Mechanikern. Zwar war er gekommen, um den

Swibbel zu reparieren, aber sein Beruf war völlig anders, als es sich Courtland vorgestellt hatte. Er war kein Techniker, er war ein Tierarzt.

Während er seine Instrumente und Meßgeräte auspackte, erklärte der junge Mann: „Die neuen Swibbel sind sehr viel komplexer als die frühen Modelle; bevor ich überhaupt beginnen kann, benötige ich diese Ausrüstung. Schuld daran trägt, wie bei so vielen Dingen, der Krieg."

„Der Krieg?" wiederholte Fay Courtland besorgt.

„Nicht der erste Krieg. Sondern der große, der 2005 stattfand. Dieser kleine Krieg von 1991 hat nicht viel zu bedeuten. Ich nehme an, Sie wissen, daß Wright ursprünglich als Ingenieur bei der Armee diente, und stationiert war er drüben in... nun, ich glaube, man nannte es Europa. Ich glaube, ihm ist die Idee angesichts der Flüchtlinge gekommen, die über die Grenze strömten. Ja, ich bin mir sogar sicher, daß es daran lag. Wahrend des kleinen Krieges Anfang '91 kamen sie zu Millionen. Und natürlich wanderten sie auch in die andere Richtung. Mein Gott, die Menschen strömten zwischen den beiden Lagern hin und her - es war widerlich."

„Ich bin in Geschichte nicht sehr bewandert", bemerkte Courtland mit rauher Stimme. „In der Schule habe ich nie richtig aufgepaßt... der 91er Krieg, der fand doch zwischen Rußland und Amerika statt?"

„Oh", sagte der Wartungstechniker, „alle haben mitgekämpft. Rußland führte die östliche Seite an, das ist klar. Und Amerika den Westen. Aber alle waren daran beteiligt. Obwohl es eben nur der kleine Krieg war; der zählte nicht viel."

„Klein?" fragte Fay entsetzt.

„Nun", fügte der Techniker hinzu, „ich schätze, zu dieser Zeit wirkte er wohl ganz schön groß. Aber ich wollte damit sagen, daß hinterher noch immer Gebäude unversehrt dastanden. Und er dauerte nur ein paar Monate."

„Wer... wer hat gewonnen?" krächzte Anderson.

Der Techniker kicherte. „Gewonnen? Was für eine komische Frage. Nun, im Ostblock haben mehr Menschen überlebt, wenn Sie das meinen. Jedenfalls, das wichtigste Ergebnis des Krieges von 1991 war - und ich bin sicher, daß Ihre Geschichtslehrer das in aller Deutlichkeit gesagt haben - das Erscheinen der Swibbel. R. J. Wright kam aufgrund der Überläufer, die in diesem Krieg überhandnahmen, auf die Idee. Deshalb hatten wir 2005, als der richtige Krieg ausbrach, genug Swibbel." Nachdenklich setzte er hinzu: „Tatsachlich war der richtige Krieg ein Krieg um die Swibbel. Ich meine, es war der letzte Krieg. Es war der Krieg zwischen den Menschen, die für die Swibbel waren, und jenen, die sie ablehnten." Selbstzufrieden schloß er: „Überflüssig zu sagen, daß wir gewonnen haben."

Nach einiger Zeit gelang es Courtland zu fragen: „Was geschah mit den anderen? Mit jenen, die... die die Swibbel ablehnten?"

„Tja", erwiderte der Techniker freundlich, „die Swibbel haben sie erwischt."

Mit zitternden Händen setzte Courtland seine Pfeife in Brand. „Das wußte ich nicht."

„Was meinen Sie damit?" erkundigte sich Pesbroke heiser. „Wie haben sie sie erwischt? Was haben sie mit ihnen gemacht?"

Erstaunt schüttelte der Wartungstechniker den Kopf. „Ich wußte nicht, daß in den abgelegenen Gegenden soviel Unkenntnis herrscht." Die Rolle des Wissenden gefiel ihm offensichtlich; er reckte seine knochige Brust und fuhr fort, die um ihn versammelten gespannten Gesichter über die Grundzüge der Geschichte aufzuklären. „Natürlich war Wrights erster atombetriebener Swibbel primitiv. Aber er erfüllte seinen Zweck. Ursprünglich war er in der Lage, die Überläufer in zwei Gruppen einzuteilen: in jene, die tatsäch lich aus Überzeugung kamen, und in jene, die unaufrichtig, nicht wirklich loyal waren... und die vermutlich wieder zurückkehren würden. Die Behörden wollten wissen, welche Überläufer aus eigenem Antrieb in den Westen geflohen und welche Spione und Geheimagenten waren. Das war die ursprüngliche Aufgabe der Swibbel. Aber im Vergleich zu heute war das natürlich so gut wie nichts."

„Nein", stimmte Courtland betäubt zu. „Überhaupt nichts."

„Heutzutage", erklärte der Techniker salbungsvoll, „handeln wir nicht mehr mit derart primitiven Modellen. Es ist absurd, zu warten, bis ein Mensch eine konträre Ideologie übernimmt und dann darauf zu hoffen, daß er sich wieder von ihr abwenden wird. Auf eine Art ist dies eine ironische Vorstellung, nicht wahr? Nach dem 91er Krieg existierte dann nur noch eine konträre Ideologie; und das war jene, die die Swibbel ablehnte."

Er lachte fröhlich. „Folglich entfernten die Swibbel jene, die nicht von den Swibbel entfernt werden wollten. Meine Güte, das war wirklich ein Krieg. Denn es war kein schmutziger Krieg, der mit einem Haufen Bomben und Giftgas geführt wird. Es war ein wissenschaftlicher Krieg - nichts wurde unabsichtlich zerstört. Da waren nur die Swibbel, die hinunter in die Keller und Ruinen und Verstecke stiegen und nacheinander die Kontrapersonen ausgruben. Bis wir alle erwischt hatten. Und deshalb", schloß er und sammelte seine Ausrüstung ein, „brauchen wir uns keine Sorgen mehr über Krieg oder ähnliche Dinge zu machen. Es wird keine Konflikte mehr geben, weil es keine gegensätzlichen Ideologien mehr gibt. Wie Wright bewies, ist es nicht weiter wichtig, welche Ideologie man verfolgt; es ist gleichgültig, ob es nun Kommunismus oder Freies Unternehmertum oder Sozialismus oder Faschismus oder Sklavenhaltung ist. Was zählt ist, daß sich alle einig und daß wir alle absolut loyal sind. Und solange wir unsere Swibbel haben..." Wissend nickte er Courtland zu. „Nun, als neuer Swibbel-Besitzer haben Sie ja schon die Vorteile kennengelernt. Sie kennen das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, weil Sie genau wissen, daß Ihre Ideologie exakt mit der eines jeden anderen Menschen auf der Welt übereinstimmt. Daß die Wahrscheinlichkeit, davon abzuweichen, gleich Null ist - und daß deshalb auch keine zufällig vorbeikommenden Swibbel Sie verspeisen werden."

MacDowell war der erste, dem es gelang, sich zusammenzureißen. „Tja", bemerkte er ironisch, „genau danach haben die Herren hier und ich die ganze Zeit gesucht."

„Oh, Sie benötigen einen eigenen Swibbel", erklärte der Techniker nachdrücklich. „Bedenken Sie doch - wenn Sie einen eigenen Swibbel besitzen, wird er Sie automatisch anpassen. Er wird Sie ohne Druck oder Zwang auf den rechten Weg führen. Sie werden immer wissen, daß Sie alles richtig machen - denken Sie doch an den Swibbel-Slogan: Warum nur halb loyal sein? Mit einem eigenen Swibbel werden Ihre Anschauungen schmerzlos korrigiert werden... aber wenn Sie warten und Sie dann eines Tages das Wohnzimmer eines Freundes betreten, dann wird Sie sein Swibbel unversehens aufbeißen und Sie hinunterschlingen. Natürlich", fügte er beruhigend hinzu, „ist es auch möglich, daß ein vorbeilaufender Swibbel Sie rechtzeitig aufliest und anpaßt. Aber gewöhnlich ist es dann schon zu spät. Gewöhnlich..." Er lächelte. „Gewöhnlich gibt es für die Leute keine Rückkehr mehr, wenn sie einmal damit begonnen haben."

„Und Ihre Aufgabe", murmelte Pesbroke, „ist es, die Swib-bel funktionsfähig zu erhalten?"

„Wenn man sie sich selbst überläßt, geraten sie außer Kontrolle."

„Ist das nicht ein Paradoxon?" wandte Pesbroke ein. „Die Swibbel halten uns unter Kontrolle und wir halten sie unter

Kontrolle... es ist ein geschlossener Kreislauf."

Der Wartungstechniker war verblüfft. „Ja, das ist eine interessante Ansicht. Aber natürlich müssen wir die Swibbel kontrollieren. Damit sie nicht sterben." Er schauderte. „Und damit nicht noch Schlimmeres geschieht."

„Sterben?" echote Hurley, der noch immer nicht verstanden hatte. „Aber wenn sie gebaut werden..."Er zog die Augenbrauen hoch und fragte: „Entweder sind es Maschinen oder es sind Lebewesen. Also was sind sie nun?"

Geduldig erklärte der Wartungstechniker die elementaren Zusammenhänge. „Die Swibbel-Herstellung erfolgt, indem man einen organischen Phänotyp in einer Proteinlösung unter kontrollierten Bedingungen heranwachsen läßt. Das beherrschende neurologische Gewebe, das die Basis eines Swibbel bildet, ist natürlich lebendig in dem Sinne, daß es wächst, denkt, Nahrung aufnimmt und Abfallprodukte ausscheidet. Ja, es ist tatsächlich lebendig. Aber der Swibbel als funktionierendes Ganze ist ein künstlich hergestelltes Gebilde. Das organische Gewebe wird in den Haupttank gesetzt und dort abgekapselt. Natürlich repariere ich das nicht; ich verabreiche nur Nährstoffe, um eine ausgewogene Ernährung wiederherzustellen, und ich versuche, parasitäre Organismen zu vernichten, die sich vielleicht in ihm eingenistet haben. Ich versuche es unter Kontrolle und bei Gesundheit zu halten. Das Gleichgewicht des Organismus wird natürlich auf völlig mechanische Weise gesichert."

„Der Swibbel besitzt direkten Anschluß an das menschliche Bewußtsein?" fragte Anderson fasziniert.

„Natürlich. Er ist eine künstlich entwickelte, telepathisch begabte Metazoe. Und damit löste Wright das Grundproblem unserer Zeit: Die Existenz von unterschiedlichen, sich feindlich gegenüberstehenden ideologischen Fraktionen, die Existenz von Illoyalität und Dissenz. Um es mit General Steiners berühmtem Aphorismus zu sagen: Krieg ist die

Fortsetzung von Meinungsverschiedenheiten, die an der Wahlurne beginnen und auf dem Schlachtfeld enden. Und die Präambel der Charta des Weltdienstes lautet: Krieg muß, um ausgemerzt zu werden, in den Gedanken der Menschen ausgemerzt werden, denn in den Gedanken der Menschen haben die Meinungsverschiedenheiten ihren Ursprung. Bis 1993 besaßen wir keine Möglichkeit, in die Gedanken der Menschen einzudringen. Bis 1993 war das Problem unlösbar."

„Gott sei Dank", sagte Fay laut.

Der Wartungstechniker hörte es nicht; er wurde von dem Schwung seiner eigenen Begeisterung mitgerissen. „Durch den Einsatz der Swibbel ist es uns gelungen, das grundlegende soziologische Problem der Loyalität auf eine technische Routinefrage zu reduzieren - zu einer Frage der Wartung und der Reparatur. Unsere einzige Sorge besteht darin, die Swibbel funktionsbereit zu halten; der Rest liegt an ihnen."

„Mit anderen Worten", sagte Courtland ruhig, „ihr Wartungstechniker seid die einzige Kontrollinstanz über die Swibbel. Sie repräsentieren die einzige menschliche Gruppe, die noch über diesen Maschinen steht."

Der Techniker dachte nach. „Ich glaube schon", stimmte er bescheiden zu. „Ja, das ist korrekt."

„Mit Ihrer Ausnahme also wird die menschliche Rasse von den Swibbel beherrscht."

Die knochige Brust schwoll an vor selbstzufriedenem, überlegenem Stolz. „Ich glaube, so kann man es ausdrük-ken."

„Sehen Sie", begann Courtland heiser und ergriff den Arm des Mannes. „Wieso, zum Teufel, können Sie so sicher sein? Haben Sie Swibbel tatsächlich unter Kontrolle?" Eine irrwitzige Hoffnung keimte in ihm auf; solange die Menschen noch Macht über die Swibbel besaßen, solange gab es auch noch die Möglichkeit, die Dinge zu verändern. Die Swibbel konnten auseinandergenommen, Stück für Stück beiseitegeschafft werden. Solange die Swibbel noch auf menschliche Hilfe angewiesen waren, war noch nicht alles hoffnungslos.

„Sie meinen, Sir?" fragte der Techniker irritiert. „Natürlich haben wir sie unter Kontrolle. Machen Sie sich keine Sorgen." Er löste Courtlands Finger von seinem Arm. „Also, wo befindet sich Ihr Swibbel?" Er blickte sich um. „Ich muß mich beeilen; ich habe nicht mehr viel Zeit."

„Ich besitze keinen Swibbel", erklärte Courtland.

Einen Moment lang begriff er nicht. Dann überschattete ein seltsamer, verwirrter Ausdruck das Gesicht des Wartungstechnikers. „Keinen Swibbel? Aber Sie sagten doch..."

„Irgend etwas ging schief“, fuhr Courtland mit rauher Stimme fort. „Hier gibt es nicht einen einzigen Swibbel. Es ist noch zu früh - sie sind noch nicht erfunden worden. Verstehen Sie? Sie sind zu früh gekommen!"

Die Augen des jungen Mannes traten hervor. Er griff nach seinen Werkzeugen, taumelte zwei Schritte zurück, blinzelte, öffnete den Mund und versuchte zu sprechen. „Zu... früh?" Dann begann er zu verstehen. Plötzlich wirkte er alt, sehr alt. „Ich habe mich schon gefragt... All die unzerstörten Gebäude... die altmodische Einrichtung. Die Transmissionsmaschine muß einen Fehler gemacht haben!" Zorn ergriff ihn. „Dieser verdammte Betrieb - ich wußte doch, daß der Versand besser dem alten mechanischen System hätte überlassen werden sollen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sorgfältigere Tests durchführen. Gott, dafür wird jemand bezahlen müssen; ich werde überrascht sein, wenn wir jemals aus diesem Durcheinander herauskommen."

Wütend bückte er sich, warf hastig seine Ausrüstung in den Koffer, schloß und verriegelte ihn mit geübten Griffen, richtete sich auf und verbeugte sich flüchtig vor Courtland.

„Guten Abend", sagte er kühl. Und verschwand.

Von dem Wartungstechniker war nichts mehr zu sehen. Er war dorthin zurückgekehrt, woher er gekommen war.

Nach einer Weile drehte sich Pesbroke um und gab dem Mann in der Küche ein Zeichen. „Schalten Sie das Bandgerät ab", murmelte er niedergeschlagen. „Es gibt nichts mehr zum Aufnehmen."

„Großer Gott", sagte Hurley erschüttert. „Eine Welt, die von Maschinen beherrscht wird."

Fay schauderte. „Ich hielt es einfach nicht für möglich, daß so ein kleiner Kerl soviel Macht besitzt; ich dachte, er wäre lediglich ein Handlanger."

„Er trägt die ganze Verantwortung", sagte Courtland barsch.

Stille trat ein.

Eines der beiden Kinder gähnte müde. Fay wandte sich abrupt zu ihnen um und scheuchte sie energisch ins Schlafzimmer. „Es wird Zeit, daß ihr beide ins Bett kommt", rief sie mit vorgetäuschter Ungezwungenheit.

Die beiden Jungen protestierten schwach, dann schloß sich hinter ihnen die Tür. Schließlich lösten sich die Männer und Frauen im Wohnzimmer aus ihrer Erstarrung. Der Tontechniker begann seine Geräte zusammenzupacken. Die Stenographin sammelte mit zitternden Händen ihre Notizen zusammen und verstaute ihre Schreibstifte. Hurley setzte eine Zigarre in Brand und rauchte mürrisch vor sich hin, und sein Gesicht war düster und bedrückt.

„Ich schätze", bemerkte Courtland abschließend, „daß wir alle überzeugt sind; keiner von uns wird das wohl für einen Schwindel halten."

„Nun", nickte Pesbroke, „er verschwand. Das dürfte Beweis genug sein. Und all das Zeug, das er aus seinem Koffer hervorholte..."

„Es sind nur noch neun Jahre", sagte Parkinson, der Elektriker, nachdenklich. „Wright muß bereits leben. Wir sollten ihn ausfindig machen und ihm die Rübe eindreschen."

„Ingenieur bei der Armee", fügte MacDowell hinzu. „R. J. Wright. Es müßte an sich möglich sein, ihn zu finden. Vielleicht können wir verhindern, daß sich alles so entwickelt."

„Wie lange, meinen Sie, werden Leute wie er die Swibbel unter Kontrolle halten können?" fragte Anderson.

Courtland zuckte müde die Achseln. „Keine Ahnung. Vielleicht jahrelang... vielleicht auch jahrhundertelang. Aber früher oder später wird irgend etwas geschehen, mit dem sie nicht rechnen. Und dann werden diese Mordmaschinen auf uns alle Jagd machen."

Fay schauderte heftig. „Alles klingt so schrecklich; ich bin nur froh, daß es noch eine Weile dauern wird."

„Du und der Wartungstechniker", sagte Courtland bitter. „Solange es euch selbst nicht betrifft..."

Fay zwang sich zur Ruhe. „Wir werden uns morgen darüber unterhalten." Sie lächelte Pesbroke gezwungen an. „Noch etwas Kaffee? Ich werde welchen aufsetzen." Sie drehte sich auf dem Absatz herum und verließ hastig das Wohnzimmer und eilte in die Küche.

Während sie die Kaffeemaschine mit Wasser füllte, schlug leise die Türglocke an.

Die Männer und Frauen in der Wohnung erstarrten. Stumm und erschrocken sahen sie einander an.

„Ob er zurückgekehrt ist?" krächzte Hurley.

„Vielleicht ist er es gar nicht", vermutete Anderson unsicher. „Vielleicht ist es der Kameramann."

Aber keiner von ihnen wagte es, zur Tür zu gehen. Nach kurzer Zeit läutete die Türglocke erneut, länger und drängender diesmal.

„Wir müssen öffnen", bemerkte Pesbroke gefaßt.

„Ich nicht", stieß die Stenographin mit zittriger Stimme

hervor.

„Schließlich ist das nicht meine Wohnung", stellte MacDowell fest.

Courtland näherte sich mit steifen Bewegungen der Tür. Schon bevor er nach der Türklinke griff, wußte er, wer es war. Ein neuer Transport, der durch das erste seit kurzem installierte Transmissionsgerät fehlgeleitet worden war. Ein Gerät, das dazu diente, die Arbeitstrupps und Wartungstechniker direkt an ihren Bestimmungsort zu bringen. Damit die Swibbel unter Kontrolle blieben; damit sich kein Fehler einschlich.

Aber es war etwas schiefgelaufen. Die Kontrolle hatte sich selbst zu Fall gebracht. Sie arbeitete verkehrt, nach rückwärts gerichtet. Negierte sich selbst, war nutzlos; sie war einfach zu vollkommen. Das war ihr Fehler. Er griff nach der Klinke und öffnete die Tür.

Im Treppenhaus standen vier Männer. Sie trugen einförmig graue Monturen und Kappen. Der vorderste nahm seine Kappe ab, blickte auf ein beschriebenes Stück Papier und nickte Courtland danach höflich zu.

„'n Abend, Sir", sagte er freundlich. Er war ein stämmiger, breitschultriger Mann, und eine Strähne seines dichten braunen Haares hing ihm in die schweißglänzende Stirn. „Wir... äh... haben uns ein wenig verspätet, schätze ich. Es dauerte eine Weile, bis wir Sie gefunden hatten."

Er äugte in das Apartment, zog seinen schweren Ledergürtel fest, schob seinen Auftragsschein in die Tasche und rieb seine großen, schwieligen Hände.

„Er ist unten im Lastwagen", erklärte er Courtland und den übrigen Männern und Frauen, die sich im Wohnzimmer aufhielten. „Sagen Sie mir, wo sie ihn hinhaben wollen, und wir schleppen ihn sofort herauf. Sie sollten ein wenig Platz schaffen - dort hinten, die Stelle am Fenster, die wäre ganz gut geeignet." Er wandte sich ab und er und seine Leute

näherten sich unternehmungslustig dem Lastenaufzug. „Diese neuen Swibbel-Modelle brauchen sehr viel Platz."

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