ANHANG

BORIS STRUGATZKI Die Maxim-Kammerer-Trilogie



Die Maxim-Kammerer-Trilogie (bestehend aus »Die bewohnte Insel«, »Ein Käfer im Ameisenhaufen« und »Die Wellen ersticken den Wind«) ist von den Autoren nicht als zusammenhängender Text konzipiert worden. Jeder der drei Romane entstand als eigenständiges Werk, und verbunden waren sie nur durch den Helden - und natürlich durch ihren gemeinsamen Hintergrund: die Welt des 22. Jahrhunderts.


Die bewohnte Insel

Es ist genau dokumentiert, wann dieser Roman erdacht wurde. Am 12. Juni 1967 taucht im Arbeitsjournal der Eintrag auf: »Man sollte für den Verlag eine Kurzbeschreibung für einen optimistischen Roman über die Kontaktaufnahme verfassen.« Interessanterweise steht diese betont muntere Notiz zwischen zwei ausgesprochen düsteren vom 12. und 13. Juni 1967, in denen es um die Ablehnung unserer langen Erzählung »Das Märchen von der Troika« durch den Kinderbuchverlag und den Verlag Molodaja gwardija geht.2 Ich erinnere

Wir machten uns ohne Begeisterung an den Roman, doch bald fesselte uns die Arbeit. Es erwies sich als äußerst spannende Angelegenheit, einen harmlosen, geistlosen, rein der Unterhaltung dienenden Roman zu schreiben! Zumal er uns schon bald nicht mehr so harmlos vorkam. Die Strahlentürme, die Entarteten, die Kämpfende Garde - alles rastete an seinem Platz ein wie die Patronen in einem Magazin; alles fand sein Vorbild in der Wirklichkeit; hinter allem zeigte sich eine verborgene Bedeutung. Und das unabhängig von unserem Willen, wie von selbst, wie die bunten Glassplitter in einem magischen Kaleidoskop, das aus Chaos und Zufall ein elegantes, geordnetes und durchaus symmetrisches Bild hervorbringt.

Das war schön - eine neue, nie dagewesene Welt zu erfinden. Und noch schöner war es, diese Welt mit wohlbekannten Attributen und Realien auszustatten. Ich sehe jetzt unser Arbeitsjournal durch:

November 1967, das Schriftstellerheim in Komarowo. Wir arbeiten nur tagsüber, aber wie wir arbeiten - sieben, zehn, elf (!) Seiten pro Tag. Und dabei handelt es sich nicht um Newa.

So wurde »Die bewohnte Insel«, der im Vergleich zu unseren anderen Romanen sehr umfangreich war, im Laufe eines halben Jahres geschrieben. Und die ganze weitere Geschichte handelt allein davon, wie wir ihn mühevoll polierten, glätteten und ausstaffierten. Wie wir die ideologischen Stolpersteine entfernten, den Text anpassten, ihn in Übereinstimmung mit den unterschiedlichen, oft völlig unvorhersehbaren Forderungen der großmächtigen Zensurmaschine brachten.

»Was ist ein Telegrafenmast? - Eine gründlich bearbeitete Kiefer.« In den Zustand eines Telegrafenmasts konnten sie »Die bewohnte Insel« nicht bringen: Die Kiefer blieb immerhin eine Kiefer, ungeachtet aller Anstrengungen der Ausäster in Zivil. Aber Späne fielen trotzdem mehr als genug - und noch mehr litten die Nerven und die Stimmung der Autoren. Dieser zermürbende Kampf um die endgültige und restlose Desinfizierung dauerte fast zwei Jahre.

Es würde den Rahmen sprengen, in allen Einzelheiten vom Kampf um die Bewahrung des ursprünglichen Textes zu erzählen. Nur so viel:

Bei der Newa verlangte man, alles zu kürzen; Wörter wie »Heimat«, »Patriot« und »Vaterland« zu streichen; Mak durfte nicht vergessen haben, wie Hitler hieß; wir sollten die Rolle des Wanderers genauer umreißen; das Vorhandensein sozialer Ungleichheit im Land der Unbekannten Väter betonen; die Kommission für Galaktische Sicherheit durch 3

Im Kinderbuchverlag verlangte man (zunächst): unbedingt kürzen; den Naturalismus bei der Schilderung des Krieges entfernen; die Gesellschaftsordnung im Land der Unbekannten Väter undeutlicher machen; den Begriff »Garde« konsequent entfernen (und ihn beispielsweise durch »Legion« ersetzen); Wörter wie »Sozialdemokraten«, »Kommunisten« usw. streichen.

Und wie in jenen Jahren Wladimir Wyssozki in seiner Ballade »Das Milizprotokoll« sang: Das alles war erst »ein zarter Anfang« - das dicke Ende kam noch.

Anfang 1969 erschien in der Newa die Zeitschriftenfassung des Romans, und sogleich geriet sie unter Beschuss. Ungeachtet der allgemeinen Verhärtung des ideologischen Klimas im Zusammenhang mit der tschechoslowakischen »Schande«; ungeachtet des Entsetzens, das die vor Gehorsam zitternden ideologischen Vorgesetzten erfasst hatte; ungeachtet der Tatsache, dass just damals gleich mehrere Artikel vorbereitet und veröffentlicht wurden, in denen die Phantastik der Strugatzkis gegeißelt wurde - ungeachtet all dieser Umstände war es gelungen, den Roman zu veröffentlichen. Und das um den Preis von im Grunde nur geringen Einbußen. Das war ein Erfolg. Mehr noch - man kann es einen Sieg nennen, der unwahrscheinlich erschien und mit dem niemand mehr gerechnet hatte.

Doch noch war es nicht zu Ende. Die Buchausgabe von »Die bewohnte Insel« hing im Kinderbuchverlag fest. Anscheinend hatten jene Leute Recht, die meinten, die Quantität der Skandale um die Strugatzkis (sechs Verrisse in der zentralen Presse

Nachdem sich das Manuskript sechs Monate lang nicht von der Stelle bewegt hatte, tauchte es plötzlich wieder auf - geradewegs aus der »Hauptverwaltung für Literatur«4, gesprenkelt mit zahlreichen Anmerkungen und versehen mit Anweisungen, die uns sogleich ordnungsgemäß vom Lektor übermittelt wurden. Es war schon damals schwer festzustellen (und heute erst recht nicht mehr nachzuvollziehen), welche davon auf dem Mist des Zensur-Komitees gewachsen waren und welche die Verlagsleitung formuliert hatte; diesbezüglich bestanden und bestehen unterschiedliche Ansichten, aber das Geheimnis wird sich wohl nie mehr lüften lassen. Die Anweisungen jedenfalls, die den Autoren zur Ausführung übergeben wurden, sahen vor, möglichst viele Realien des Lebens in der Sowjetunion aus dem Roman zu entfernen (am besten alle, ohne Ausnahme) und die russischen Namen der Helden zu streichen.

Im Januar 1970 trafen sich die Strugatzkis bei ihrer Mutter in Leningrad und unternahmen binnen vier Tagen eine gigantische Säuberungsaktion an dem Manuskript, wobei man freilich weniger von Säuberung als von »Verschmutzung« sprechen sollte, im buchstäblichen Sinne des Wortes.

Als Erstes fiel der stilistischen Selbstverstümmelung der russische Mensch Maxim Rostislawski zum Opfer, der zum Deutschen Maxim Kammerer wurde (und es bleiben wird, 5 Aus dem Roman verschwanden: »Fußlappen«, »Häftlinge«, »Salat mit Seepilzen«, »Tabak und Kölnischwasser«, »Orden«, »Spionageabwehr«, »Fruchtbonbons«, dazu etliche Sprichwörter und Redensarten. Komplett und spurlos verschwand auch das Zwischenkapitel »Irgendetwas stinkt hier«, und aus den Unbekannten Vätern »Papa«, »Schwiegervater« und »Vetter« wurden die Feuertragenden Schöpfer »Kanzler«, »Graf« und »Baron«.

Es ist nicht möglich, hier alle Änderungen und Säuberungen aufzuzählen, nicht einmal die wesentlichen - eine Gruppe von Leuten, die das Œuvre der Strugatzkis erforscht, hat das Romanmanuskript mit der Ausgabe im Kinderbuchverlag verglichen und 896 Abweichungen gefunden: Korrekturen, Streichungen, Einfügungen, Ersetzungen … Achthundertsechsundneunzig!

Das war der Kulminationspunkt der Geschichte, die Anfang 1971 mit dem Erscheinen des Buches endete - diese lehrreiche Geschichte von der Veröffentlichung eines lustigen, ideologisch absolut abstinenten und rein der Unterhaltung dienenden kleinen Romans über einen Komsomolzen des

Eine interessante Frage: Wer hat nun in diesem Kampf der Schriftsteller mit der Staatsmaschinerie gesiegt? Den Autoren ist es immerhin gelungen, ihr Kind zur Welt zu bringen, und sei es in stark veränderter Form. Aber ist es der Zensur und der Obrigkeit gelungen, ihr Ziel zu erreichen - aus dem Roman den Freigeist auszumerzen, die Anspielungen, die »ungelenkten Assoziationen« und die Bedeutungen zwischen den Zeilen? In gewissem Maße sicherlich. Der verstümmelte Text hatte zweifellos viel von seiner Schärfe und satirischen Zielrichtung verloren, doch ich glaube, es ist der Obrigkeit am Ende doch nicht gelungen, ihn völlig zu kastrieren. Schließlich fanden sich noch verschiedene wohlmeinende Leute, die bereitwillig auf dem Roman herumtrampelten. Obwohl ihr kritisches Pathos selten über Anschuldigungen hinausging, die Autoren zeigten »Missachtung für die sowjetische Raumfahrt« (gemeint war die abfällige Haltung Maxims gegenüber seiner Arbeit in der Gruppe für Freie Suche), war eine ängstlich-ablehnende Haltung der Obrigkeit der »Bewohnten Insel« gegenüber, sogar in der »berichtigten« Fassung, deutlich zu spüren.

In der Ihnen vorliegenden Ausgabe ist der ursprüngliche Text größtenteils wiederhergestellt worden. Natürlich war es nicht möglich, Maxim Kammerer, dem geborenen Rostislawski, seinen »Mädchennamen« zurückzugeben - er war inzwischen (wie übrigens auch Pawel Grigorjewitsch als Rudolf Sikorsky) zum Helden mehrerer Romane geworden, wo er just als Kammerer auftritt. Das konnte man nur überall oder nirgends ändern; ich habe es lieber nirgends geändert. Andere Änderungen, die die Autoren vornehmen mussten, haben sich letztlich als so glücklich erwiesen, dass ich beschlossen habe, sie im restaurierten Text beizubehalten - zum Beispiel die seltsam klingenden »Zöglinge« anstelle banaler »Häftlinge«

Mir kommt in den Sinn, was der bekannte russische Schriftsteller Swjatoslaw Loginow erzählte: Unlängst trat er vor Schülern auf und versuchte, ihnen ein Bild von den unglaublichen und absurden Schwierigkeiten zu vermitteln, denen sich ein Schriftsteller Mitte der 1970er Jahre gegenübersah. Daraufhin fragte jemand aus der Klasse verwundert: »Wenn es so schwer war, gedruckt zu werden, warum haben Sie dann nicht Ihren eigenen Verlage gegründet?« Man merkt an solchen Fragen, dass der heutige Leser sich einfach nicht vorstellen kann, wie es in den 1960er und 1970er Jahren zuging, wie gnadenlos und ohne jedes Verständnis die Literatur (die Kultur überhaupt) von der allmächtigen Partei- und Staatsmaschinerie niedergedrückt wurde, auf welch einer schmalen und schwankenden Brücke sich jeder Schriftsteller mit Selbstachtung voranarbeiten musste. Einen Schritt nach rechts: Dort erwartete einen der Paragraph 70 des Strafgesetzbuches 6 - Prozess, Lager, Irrenhaus, im günstigsten Fall der Eintrag in die schwarze Liste, womit man an die zehn Jahre aus dem Literaturbetrieb ausgesperrt war. Einen Schritt nach links: Man fand sich in den Armen der Banditen und Nichtskönner wieder - als Verräter an der eigenen Sache, mit einem Gummigewissen, ein Judas, der die verfluchten Silberlinge zählte … Der heutige Leser kann dieses Dilemma wohl nicht mehr verstehen, der psychologische Abgrund zwischen ihm und den Angehörigen meiner Generation hat sich schon aufgetan, und es ist kaum damit zu rechnen, dass er von Texten

Es gibt allerdings auch die Ansicht, dass gar niemand Freiheit brauche - Hauptsache, man sei frei von der Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen. Diese Ansicht ist derzeit recht populär. Es heißt: »Die beste Art von Freiheit ist es, frei von Sorgen zu sein.« Mag sein, mag sein … Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Als Kuriosum bleibt anzumerken, dass der 2008 von Fjodor Bondartschuk gedrehte Film Die bewohnte Insel - ein recht guter antitotalitärer Thriller, der der Handlung des Romans genau folgt - vom Publikum wohlwollend aufgenommen wurde und dass die Einzigen, die scharfe Kritik daran äußerten, unsere derzeitigen Kommunisten waren, die den Film (»im Gegensatz zum Buch«!) für nicht kommunistisch genug hielten.


Ein Käfer im Ameisenhaufen

Alles begann damit, dass vor langer, langer Zeit mein kleiner Sohn völlig unerwartet für sich selbst und für seine Umgebung ein Liedchen in der Art eines Abzählreims verfasste:

Ein Mann stand am Tor,


die Tiere davor.


Er nahm sein Gewehr,


und sie lebten nicht mehr.7

Er schrie diese sonderbaren, wilden und irgendwie unkindlichen Verse auf unterschiedliche Arten heraus und rannte dabei in der Wohnung herum. Ich aber betrachtete ihn und dachte: Was für bemerkenswerte Worte! Das hat er sich doch geschickt ausgedacht, der Lausebengel. Das könnte ein prima Motto zu etwas sein … Und meine Phantasie malte mir trübe Bilder, schreckliche und unglückliche Ungeheuer, tragisch einsam und von keinem gewollt, hässlich, leidend, auf der Suche nach menschlicher Nähe und Hilfe, doch statt Hilfe bekommen sie von den verschreckten, verständnislosen Menschen eine Kugel verpasst …8

Diese Empfindungen konnte ich auch Arkadi vermitteln; es kam zu einem recht zusammenhanglosen, aber dennoch fruchtbaren Austausch von Emotionen und Bildern, und es entstand eine Idee, die zunächst noch vage und keineswegs ausformuliert war. Fest stand nur, dass der Roman »Es standen die Tiere bei der Tür« heißen und als Motto die »Verse eines kleinen Jungen« haben sollte - zum ersten und zum letzten Mal bei den Strugatzkis entstand die Idee eines neuen Werks aus dem künftigen Motto (oder aus dem Titel, was in diesem Fall ein und dasselbe war).

Im September 1975 machen wir uns die ersten Notizen zu dem künftigen Roman. Ein Sujet gibt es freilich noch nicht, und es ist völlig unklar, wie sich die Handlung entwickeln soll. Doch dann ändern sich die Pläne abrupt: Wir beginnen, am Drehbuch für Andrej Tarkowskis Stalker zu schreiben (nach Motiven unseres Romans »Picknick am Wegesrand«), und bei der Arbeit an dem neuen Roman tritt eine lange Pause ein.

Im Laufe des Jahres 1976 wenden wir uns dann wieder mehrmals dem Roman zu, erfinden weitere Details und Episoden,

Erst im November 1978 wenden wir uns wieder dem Text zu, und es ist bezeichnend, dass wir sofort beginnen, eine erste Fassung zu schreiben - offensichtlich ist die Quantität bei uns endlich in Qualität umgeschlagen. Es ist jetzt klar, wie das Sujet aufgebaut ist (die Jagd nach dem nicht zu fassenden Lew Abalkin) und wo wir unser bereits geschriebenes Stück mit Wepl auf dem Planeten Esperanza unterbringen können. Diese erste Fassung haben wir am 7. März 1979 abgeschlossen.

Es ist merkwürdig, dass dabei etwas in der Art eines Kriminalromans herausgekommen ist - die Geschichte einer Untersuchung, Fahndung und Ergreifung. Der Kriminalroman freilich hat seine eigenen Gesetze: Insbesondere darf nichts unerklärt bleiben, und es geht nicht an, dass Handlungsstränge einfach abreißen. Bei uns jedoch gab es jede Menge solcher abgerissener Stränge; wir hätten sie eigens zusammenführen müssen, doch dazu hatten wir entschieden keine Lust. Die alte Abneigung der Strugatzkis gegenüber jeglichen Erklärungen und Erläuterungen flammte, nachdem wir den Roman abgeschlossen hatten, besonders heftig auf:

1. Was ist auf dem Saraksch zwischen Tristan und Abalkin vorgefallen?

2. Wie (und wozu) geriet Abalkin nach Ossinuschka?

3. Wozu musste er mit Doktor Goannek reden?

4. Wozu musste er mit Maja reden?

5. Was wollte er von dem Lehrer?

6. Wozu hat er den Journalisten Kammerer angerufen?

7. Was wollte er von Wepl?

8. Wie kam er auf Dr. Bromberg?

9. Wozu geht er gegen Ende des Romans ins Museum für Außerirdische Kulturen?

10. Was ist dort im Museum eigentlich geschehen?

Und schließlich die grundlegende Frage:

11. Warum ist er, Abalkin (wenn er nicht tatsächlich ein Werkzeug der Wanderer ist, und im Sinne der Autoren ist er das natürlich nicht, sondern ein unglücklicher Mensch mit einem tragischen Schicksal), warum also ist er nicht gleich zu Beginn zu seinen klugen und durchaus wohlwollenden Vorgesetzten gegangen und hat alle Umstände seines Falls im Guten geklärt? Warum musste er auf dem Planeten hin und her jagen, unerwartet auftauchen, plötzlich verschwinden und abermals unverhofft an Orten und vor Menschen erscheinen, wo man ihn am wenigsten erwartete?

In jedem ordentlichem Kriminalroman hätte man all diese Fragen fein säuberlich ausbreiten und en détail beantworten müssen. Aber wir schrieben keinen Kriminalroman. Wir schrieben eine Geschichte darüber, wie sogar in der hellsten, besten und gerechtesten Welt das Auftauchen einer Geheimpolizei unweigerlich dazu führt, dass völlig unschuldige Menschen leiden und sterben; und zwar unabhängig davon, welche

In unserer Geschichte werden alle Ereignisse aus der Perspektive des Helden - Maxim Kammerer - dargestellt, so dass der Leser zu jedem Zeitpunkt immer genau so viel weiß wie der Held und seine Beurteilungen zusammen mit dem Helden und auf Grundlage der ihm zugänglichen (keineswegs vollständigen) Informationen treffen muss. Ein alles erklärender Epilog war bei solch einer literarischen Konstruktion überflüssig - zumal sich gezeigt hat, dass die Leser die abgerissenen Stränge entweder überhaupt nicht bemerkten oder sie selbst zusammenfügten, jeder auf seine Weise und nicht ohne Erfolg.

Tatsächlich sind die Antworten auf die meisten Fragen in verborgener Form über den ganzen Text verstreut, und ein aufmerksamer Leser wird sie ohne große Mühe allein entdecken. Zum Beispiel sollte man erraten können, dass Lew Abalkin rein zufällig nach Ossinuschka gekommen ist (als er vor den Fahndern floh, von denen er sich auf Schritt und Tritt verfolgt glaubte), und an Doktor Goannek wandte er sich in der Hoffnung, dass der erfahrene Arzt bestimmt einen Menschen von einem Roboter oder Androiden unterscheiden könnte.

Anders verhält es sich jedoch mit der ersten Frage. Um sie zu beantworten, genügt es nicht, den Text aufmerksam zu lesen, der Leser muss sich eine Situation ausdenken, die den Autoren natürlich in allen Einzelheiten bekannt war, im Roman aber nur als ein Geflecht von Folgen einer bestimmten Tatsache erscheint: Abalkin hat von irgendwoher (klar:

Die Reinschrift schlossen wir Ende April 1979 ab, und erst dann - keinen Tag früher! - entschieden wir uns für den Titel »Ein Käfer im Ameisenhaufen« anstelle von »Es standen die Tiere bei der Tür«. Von der ursprünglichen Idee war nur das Motto geblieben. Aber um dieses Motto mussten wir buchstäblich auf Leben und Tod mit einem verblödeten Lektor im Leningrader Verlag Lenisdat kämpfen, der sich in den Kopf gesetzt hatte, die Autoren hätten dieses Verschen nachträglich in den Roman eingefügt und dazu (wozu?!) ein längst vergessenes Marschlied der Hitlerjugend (!) abgewandelt. Dieser - wahre - Beweggrund des Lektors wurde uns insgeheim von »unserem Mann bei Lenisdat« mitgeteilt, offiziell war lediglich

Das war zum Glück der einzige Zusammenstoß, den wir wegen dieses Romans mit dem Lektorats-Zensur-Monster hatten.


Die Wellen ersticken den Wind

Dieser Roman ist das zehnte und letzte Werk aus dem Zyklus um die Welt des »Mittags«.

Die Geschichte der Entstehung (und Veröffentlichung) dieses Romans hat nichts Außergewöhnliches oder gar Sensationelles an sich. Wir begannen die Rohfassung am 27. März 1983 in Moskau und beendeten die Reinschrift am 27. Mai 1984 ebenfalls in Moskau. Die ganze Zeit über wurde unser Schöpferdrang dadurch inspiriert und angeregt, dass wir uns vorgenommen hatten, einen Roman zu schreiben, der im Idealfall ausschließlich aus Dokumenten bestehen sollte, höchstens noch aus »dokumentierten« Überlegungen und Ereignissen. Das war eine neue Form für uns, und voller Begeisterung dachten wir uns die Formularköpfe für die Berichte aus und auch die Berichte selbst mit den absichtlich trockenen Formulierungen in Behördensprache und den sorgsam durchdachten Ziffern. Die zahlreichen Namen von Zeugen, Analytikern und Beteiligten der Ereignisse erzeugte ein kleines Computerprogramm für uns, das wir eigens für unseren Hewlett-Packard-Rechner geschrieben hatten (einen PC besaßen wir damals nicht). Die erste Version der »Instruktion zur Durchführung der Fukamisation von Neugeborenen« entwarf ganz professionell ein Freund Arkadis: der Arzt Juri Jossifowitsch Tschernjakow.

Als unerwartet schwierig erwies es sich, einen Titel zu finden. Anfangs (in Briefen und im Tagebuch) nannten wir das Manuskript einfach den Toivo-Roman. Dann tauchte vorübergehend die - aus irgendeinem Grund französische - Variante »Fait accompli« auf, und erst ganz am Ende erscheint über der Rohfassung der Titel »Die Wellen ersticken den Wind«, und zwar zunächst nur als Projekt im Bericht Nr. 086/99. Diesen Titel - ruhig und vieldeutig, wie es sich für einen Titel gehört - hielten wir für gelungen und beschlossen, ihn für den ganzen Roman zu verwenden.

»Die Wellen ersticken den Wind« kann als Fazit betrachtet werden: Alle unsere Helden sind hoffnungslos gealtert; alle einstmals aufgeworfenen Probleme haben ihre Lösung gefunden (oder sich als unlösbar erwiesen); ja, wir haben dem (mitdenkenden) Leser sogar erklärt, was die Wanderer sind und woher sie kommen - denn unsere Menten sind die Wanderer, genauer gesagt jene Rasse, die von der irdischen Zivilisation selbst hervorgebracht wurde: von der Zivilisation des Homo sapiens sapiens (so heißt in der Wissenschaft die Art, der anzugehören wir alle die Ehre haben). Eine weitere Geschichte, die wir für den »Mittags«-Zyklus geplant hatten, haben wir nicht mehr geschrieben - die Geschichte, wie Maxim Kammerer ins geheimnisvolle Innere des schrecklichen Inselimperiums vordringt. Aber wer weiß, vielleicht wird diese Geschichte eines Tages jemand anders schreiben …


ERIK SIMON Eine Zukunft mit zwei Enden

Arkadi und Boris Strugatzki waren und bleiben die bedeutendsten Science-Fiction-Autoren der dahingegangenen Sowjetunion; ja, lange Zeit waren sie die am häufigsten im Ausland publizierten russischen Schriftsteller sämtlicher belletristischen Genres. Sie haben einen unnachahmlichen Beitrag zur Science Fiction des 20. Jahrhunderts und mit einigen Werken zur Weltliteratur überhaupt geleistet. Ihre einmalige Kombination von Talenten hat 1991 mit dem Tod von Arkadi ein Ende gefunden - dennoch sind sie in Russland noch immer die unumstrittene Nummer eins auf dem Gebiet der Science Fiction. Einige Autoren der nächsten - und bald schon der übernächsten - Generation haben aktuell größere Verkaufserfolge zu verzeichnen, aber es ist kein Zufall, dass der erfolgreichste von ihnen, Sergej Lukianenko, sich in seinen Texten immer wieder auf die Strugatzkis bezieht - sei es, dass er sie oder ihre Werke beiläufig erwähnt, sei es, dass er in seinem Roman »Sternenspiel« mit der utopischen Erziehungskonzeption der Strugatzkis polemisiert oder sich in »Spektrum« die Idee der »Zünder« aus »Ein Käfer im Ameisenhaufen« ausborgt. Er ist nicht der einzige moderne russische Schriftsteller, der voraussetzt, dass seine Leser die wichtigsten Werke der Strugatzkis kennen. Außerhalb Russlands (und der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken) ist das natürlich nicht ganz so selbstverständlich, aber kennen kann man sie in vielen Ländern - Bücher von ihnen sind in gut zwei Dutzend

Der Form nach sind viele Arbeiten der Strugatzkis eine »Powest«, eine Zwischenform zwischen Roman, Novelle und langer Erzählung. Wenn man der Praxis der deutschen Verlage folgt und als »Roman« alles bezeichnet, was in einem eigenständigen, nicht allzu dünnen Band verlegt werden kann, dann haben die Strugatzkis zweiundzwanzig Romane verfasst, dazu lange Erzählungen, Kurzgeschichten, ein Theaterstück, viele Filmszenarien, Essays und Artikel. Hinzu kommen drei Texte (ein Science-Fiction-Roman für Kinder, eine lange und eine kürzere Erzählung), die sie gemeinsam konzipiert haben, die aber Arkadi allein zu Papier gebracht und unter dem Pseudonym »S. Jaroslawzew« veröffentlicht hat. Analog dazu hat Boris Strugatzki die beiden Romane, die er nach dem Tode des Bruders allein geschrieben hat, in Russland unter dem Pseudonym »S. Witizki« publiziert. Über die Identität von »S. Jaroslawzew« ist seinerzeit ein wenig gerätselt worden, die von »S. Witizki« war von Anfang an bekannt - beide Pseudonyme sind ein Tribut an den schon zu Lebzeiten Arkadis immer wieder geäußerten Grundsatz, dass »die Strugatzkis« eine unteilbare Einheit sind, im Grunde ein Autor. (So sind sie auch von den Lesern wahrgenommen worden, und es gibt mehrere bezeugte Fälle, in denen etwa die Tochter Arkadis als »die Tochter der Brüder Strugatzki« bezeichnet wurde.)

Ungefähr die Hälfte aller Werke der Strugatzkis - zwölf Romane, zwei lange Erzählungen und etliche kurze - bildet einen lose gefügten Zyklus, der in einem einheitlich konzipierten Entwurf einer Zukunftswelt spielt und gelegentlich Figuren und Ereignisse aus einem Werk ins andere weiterführt. Der Zyklus ist in zwei Zeitebenen angesiedelt: Die erste liegt um die Jahrtausendwende, die zweite umfasst im Wesentlichen das 22. Jahrhundert. Diese zweite Ebene, nach einem

Die - nach der Zeit der Handlung wie nach der Entstehung - frühere Zeitebene besteht aus der sogenannten Bykow-Trilogie mit dem Roman »Atomvulkan Golkonda« (1959), der längeren Erzählung »Der Weg zur Amalthea« (1960) und dem Episodenroman »Praktikanten« (1962), aus der nur lose mit diesen drei Bänden verknüpften Antiutopie »Die gierigen Dinge des Jahrhunderts« (1965) und aus einigen Kurzgeschichten. »Atomvulkan Golkonda«, das erste gemeinsame Buch der Brüder Strugatzki, handelt von der Erkundung der Venus, deren unwirtliche Natur einigen Kosmonauten das Leben kostet und die von den übrigen nur unter äußerstem Einsatz und Heroismus bezwungen wird. Auch die beiden Fortsetzungen spielen größtenteils in Raumschiffen zwischen den Planeten des Sonnensystems, gelegentlich auch auf den Planeten - was den regen interplanetaren Flugverkehr betrifft, den die Strugatzkis (wie viele ihrer Kollegen damals) für die 1990er Jahre erwarteten, hinkt die Wirklichkeit also noch ein bisschen hinterher. »Die gierigen Dinge des Jahrhunderts« dagegen spielt in einem fiktiven Land auf der Erde, in dem materieller Überfluss zu allgemeiner Ziel- und Verantwortungslosigkeit geführt hat, und kommt der heutigen Realität schon näher.

Der Einstieg in die zweite Zeitebene des Zukunftszyklus war der Episodenroman »Mittag, 22. Jahrhundert« (1962, erweitert 1967). Darin überspringen zwei Raumfahrer aus unserer näheren Zukunft bei einem Sternenflug einen großen Zeitraum und kehren mitten im 22. Jahrhundert auf die Erde zurück. Bei der Eingewöhnung hilft ihnen ein anderer »Rückkehrer«, Leonid Gorbowski, der später zu einer zentralen

Die übrigen Werke des Zyklus, die in der Welt des »Mittags« angesiedelt sind, erschienen ziemlich genau in derselben Reihenfolge, in der auch die Handlung spielt: »Fluchtversuch« (1962), »Der ferne Regenbogen« (1963), »Es ist schwer, ein Gott zu sein« (1964), »Die bewohnte Insel« (1969/71), »Die dritte Zivilisation« (1971), »Der Junge aus der Hölle« (1974), »Ein Käfer im Ameisenhaufen« (1979-80) und »Die Wellen ersticken den Wind« (1985-86). Es gibt allerdings Überschneidungen, weil die Episoden von »Mittag, 22. Jahrhundert« fast den gesamten Zeitraum des Strugatzkischen Zukunftsentwurfs umfassen und vor allem »Ein Käfer im Ameisenhaufen« und »Die Wellen ersticken den Wind« weit zurückreichende Vorgeschichten haben. Eine Sonderstellung hat auch die lange Erzählung »Unruhe«, schon 1965 geschrieben, aber erst 1990 veröffentlicht und in der Chronologie der Handlung ungefähr nach »Der Junge aus der Hölle« einzuordnen. Diese Geschichte spielt auf der Pandora, einem im Zukunftszyklus

Mit wenigen Ausnahmen (insbesondere »Der ferne Regenbogen«) kommen in den im 22. Jahrhundert angesiedelten Texten mehr oder weniger menschenähnliche Außerirdische vor, und ein wiederkehrendes Thema ist das heimliche Wirken von Menschen in einer rückständigen fremdplanetaren Gesellschaft mit dem Ziel, dort relativ behutsam - eben nicht mit direktem Eingreifen, sondern eher durch geheimdienstliches Agieren hinter den Kulissen - Krisen zu mildern und dem Fortschritt voranzuhelfen, weshalb diese irdischen Agenten daheim »Progressoren« genannt werden. Die Strugatzkis zeigten von Anfang an ein gespaltenes Verhältnis zu derlei Einmischung, was schon Mitte der 1960er Jahre politisch heikel war und es 1968 mit der sowjetischen Invasion in die Tschechoslowakei erst recht wurde - die eine Obrigkeit verlangte ein vorbehaltloses Bekenntnis zur Einmischung, die andere wollte lieber standhaft leugnen, dass Kommunisten an derlei »Revolutionsexport« überhaupt denken könnten, und die dritte wollte einfach nur, dass Ruhe herrschte und das Thema lichtjahreweit umschifft würde. Ging es bei den Strugatzkis anfangs vor allem um das Verhältnis von Ziel und Mittel und um die Frage, ob solche Eingriffe überhaupt erfolgreich sein könnten, verschob sich die Perspektive nach und nach immer weiter von den irdischen Progressoren hin zu den Einheimischen, denen da jemand ungebeten und heimlich »die Geschichte begradigte« - in den letzten beiden Werken des Zyklus, »Ein Käfer im Ameisenhaufen« und »Die Wellen ersticken den Wind«, sind schon nicht mehr die Außerirdischen,

Nun sollte man nicht glauben, die Strugatzkis, die den sowjetischen Einmarsch in Prag zweifellos als Schande empfanden, hätten einen dissidentischen Protest dagegen als Science Fiction verkappt. Denn was man von der Roten Armee sicherlich nicht uneingeschränkt sagen konnte, setzten sie bei ihren irdischen Progressoren voraus - dass diese wirklich helfen wollen, weil sie das Leid der Einheimischen nicht gleichgültig mitansehen können: das finstere Mittelalter in Arkanar (»Es ist schwer, ein Gott zu sein«), die an den Zweiten Weltkrieg erinnernden mörderischen, nicht enden wollenden Kämpfe auf der Giganda (»Der Junge aus der Hölle«), das Elend auf dem Saraksch, wo ein Atomkrieg gewütet hat (»Die bewohnte Insel«). Sie selbst kommen schließlich von einer glücklichen, wohlgeordneten Erde der Zukunft. Diese Zukunftswelt war als kommunistisch gedacht, und das aus drei guten Gründen: Erstens hätten sich die Strugatzkis, aufgewachsen mit Ideologie und Propaganda der Stalinzeit und inspiriert von der Aufbruchstimmung unter Chruschtschow, in den frühen 1960er Jahren anderes gar nicht vorstellen können; zweitens hätten sie anderes in der Sowjetunion natürlich auch nicht schreiben und veröffentlichen dürfen; drittens schließlich (und vor allem) war der Kommunismus, obwohl er unablässig dialektischen Materialismus predigte, de facto die idealistischere Gesellschaftsordnung: Obwohl die Marxsche Theorie darüber so gut wie nichts sagt, haben in der Praxis alle sozialistischen/kommunistischen Staaten versucht, einen »Neuen Menschen« zu erziehen - teils ernsthaft, teils (in den späteren Stadien) nur vorgeblich. Während man bei Marx den deutlichen Eindruck gewinnt, mit der Machtergreifung der Arbeiterklasse werde sich alles andere von selbst finden, ist die Welt des »Mittags« vor allem eine Erziehungsutopie,

Am detailliertesten ausgemalt ist das Bild dieser Zukunft in »Mittag, 22. Jahrhundert«; doch auch in den Romanen, die auf fremden Planeten spielen, ist es als Hintergrund der dort agierenden Erdenmenschen immer gegenwärtig, so etwa, wenn Maxim Kammerer die Verhältnisse auf dem Saraksch anfangs völlig falsch interpretiert, weil er sich etwas anders als seine wohlgeordnete Erde (und die ebenso gut eingerichteten Planeten der Leonidaner und Tagoraner, mit denen man Kontakt von gleich zu gleich hat) gar nicht oder doch nur abstrakttheoretisch aus dem Geschichtsunterricht vorstellen kann. (Ein wenig machen sich die Strugatzkis hier wohl auch über die Naivität und Weltfremdheit des jungen Mannes lustig, die etwas sehr Sowjetisches hat.) Als der Schwerpunkt der Handlung dann jedoch in den späten Romanen des Zyklus - »Der Junge aus der Hölle«, »Ein Käfer im Ameisenhaufen« und »Die Wellen ersticken den Wind« - auf die Erde zurückkehrt, wird der Leser gewahr, dass der Eindruck, den diese Welt vermittelt, sich mittlerweile gravierend gewandelt hat. Ihre Konstitution und die grundlegenden Lebensmaximen sind unverändert, die materiellen Möglichkeiten sogar noch gewachsen und weniger denn je Anlass zu Konflikten. Doch die Zukunft wird, je weiter sie (in der Regel parallel zum Entstehungsdatum der Werke) fortschreitet, immer diffiziler, problematischer, in ihren Institutionen wie auch in der Mentalität ihrer Bewohner der Gegenwart immer ähnlicher: So tauchen auf einmal mitten im weltweiten Kommunismus Religionen auf und werden als etwas völlig Normales wahrgenommen (wozu sich die Sowjetunion erst kurz vor ihrem Zerfall halbwegs durchringen konnte), außerdem so erfreuliche Dinge wie Bürgerbewegungen (freilich ohne dieses westliche Wort) und so unerfreuliche wie ein nach innen wirkender Geheimdienst.

Kein Wunder - nicht nur in der Romanwelt ist Zeit vergangen, auch die Welt, in der die Strugatzkis lebten, hatte sich in einem Vierteljahrhundert verändert, und mehr noch die Haltung der Autoren zu dieser Welt, zu ihrer Gegenwart und zu ihren möglichen Zukünften. Im Mai 2199, anderthalb Jahre vor dem Ende des 22. Jahrhunderts, stürzt die »Große Offenbarung« die Welt des »Mittags« schließlich in eine Sinnkrise. Das Hauptproblem ist dabei jedoch nicht das Auftauchen der Übermenschen oder die Frage, wie man die Beziehungen zu ihnen gestalten soll - es geht vielmehr um einen krassen Wechsel in der Perspektive, die sich der Menschheit bietet. Eben noch wusste man sich auf einem zwar schwierigen, doch geradlinigen und praktisch endlosen Weg in eine Zukunft, in der der Mensch immer mächtiger und zugleich menschlicher wird; nun erscheinen diese beiden Eigenschaften entkoppelt, der Homo sapiens findet sich auf einem von der Hauptstraße abzweigenden Seitenpfad wieder. Und was am quälendsten ist: Er hat keine Ahnung, was auf jener Hauptstraße wirklich vorgeht, und wird es, solange er Mensch bleibt, auch nie erfahren.

Die Utopie des »Mittags« war von Anfang an als eine sich entwickelnde, fortschreitende Welt angelegt. Dies entsprach dem Lebensgefühl der sowjetischen Intelligenz in den frühen 1960er Jahren. Die folgenden achtzehn Jahre der Breschnew-Ära jedoch wurden schon recht bald als bleierne Zeit der Stagnation empfunden. Als die Strugatzkis 1983/84 »Die Wellen ersticken den Wind« schrieben, war Breschnew gerade gestorben, aber sein Nachfolger Andropow hatte begonnen, die Schrauben eher noch fester anzuziehen, und niemand, wirklich niemand rechnete mit Glasnost und Perestroika. Und ausgerechnet in diesem Moment bringen die Brüder Strugatzki einen Roman heraus, der stärker als jedes ihrer anderen Bücher erfüllt ist vom Vorgefühl radikaler Veränderungen und Umwertungen. Weitergehen wird es nach der Krise,

Die Strugatzkis, bekannt für ihre Vorliebe für offene Schlüsse, haben so der ganzen Welt des »Mittags« ein offenes Ende zugedacht. Es gibt jedoch noch ein anderes Ende, das einen Strich unter diese Welt zieht, nein: gezogen hätte. Kurz vor dem Tod Arkadis hatten die Autoren mit der Arbeit an einem vierten Maxim-Kammerer-Roman begonnen. Im Vorwort zu einer dreibändigen Anthologie, in der andere russische Autoren Motive aus Werken der Strugatzkis aufgegriffen und fortgeführt haben, schrieb Boris Strugatzki 1997:

Im letzten Roman der Strugatzkis, den sie zu einem erheblichen Teil konzipiert, aber nicht mehr geschrieben haben, einem Roman, der nicht einmal einen Titel hat (nicht einmal das, was man dem Verlag früher als »Arbeitstitel« avisierte), einem Roman, der nun nicht mehr geschrieben werden wird, weil es die Brüder Strugatzki nicht mehr gibt und S. Witizki ihn allein nicht schreiben will - an diesem Roman also waren für die Autoren vor allem zwei Einfälle verlockend.

Erstens gefiel ihnen (erschien ihnen originell und nichttrivial) die Welt des Inselimperiums, die mit der erbarmungslosen

Und zweitens gefiel den Autoren der Schluss, den sie sich ausgedacht hatten. Da hat Maxim Kammerer alle Kreise durchlaufen und ist ins Zentrum gelangt, er betrachtet

Nach der Idee der Autoren sollte dieser Satz den Schlusspunkt unter die Lebensbeschreibung Maxim Kammerers setzen. Er sollte den ganzen Zyklus von der Welt des Mittags abschließen. Eine Art Fazit einer ganzen Weltanschauung. Ihr Nachruf. Oder ihre Verurteilung?

Wie Boris Strugatzki an anderer Stelle mitgeteilt hat, gab es für diesen Romanentwurf die Arbeitstitel »Operation Virus« und »Der weiße Läufer« (beides in »Die Wellen ersticken den Wind« beiläufig erwähnt), und das (wenige) vorhandene Material dazu hat er vor Jahren einem anderen Petersburger

Hätte Maxim Kammerer nach allem, was er im Inselimperium gesehen und gehört hatte, nicht zur Zeit der »Großen Offenbarung« seine Welt des »Mittags« schon mit etwas anderen Augen sehen müssen? Vielleicht. Aber auch die von ihm entdeckten Übermenschen, die Menten, sind ja für seine Welt nur so lange ein brennendes Problem, wie sie in sie eingreifen - in dem Maße, wie sie sich in von Menschen unerreichbare Sphären zurückziehen, werden sie einfach ein weiteres von zahllosen Phänomenen des Universums, und die Bewohner der Welt des »Mittags« widmen sich wieder dem, wozu die Brüder Strugatzki mehr als viele andere beigetragen haben und woran wir alle mehr oder weniger bewusst, mit mehr oder weniger Erfolg arbeiten: dem Erdenken der eigenen Welt.


Anmerkungen




An dieser Stelle sind Hinweise gesammelt, die für das Verständnis der Romane nicht unbedingt notwendig, aber doch interessant sind. Solche Details fallen in den Werken der Brüder Strugatzki mit unterschiedlicher Häufigkeit an - in späteren mehr als in frühen, in solchen, deren Handlung in der Sowjetunion spielt, mehr als in den auf fernen Planeten angesiedelten. Im vorliegenden Band bedarf daher »Die bewohnte Insel« überhaupt keiner Erläuterungen, und bei den Hinweisen zu »Ein Käfer im Ameisenhaufen« und »Die Wellen ersticken den Wind« handelt es sich fast durchweg um solche auf Werke anderer Autoren, aus denen die Strugatzkis zitieren oder auf die sie anspielen. Ein Teil dieser Anspielungen war schon für den sowjetischen Leser nicht ohne weiteres offensichtlich; andere, wie etwa der ironische Bezug auf ein Maxim-Gorki-Zitat in »Ein Käfer im Ameisenhaufen« oder auf Figuren aus Alexej Tolstois »Das goldene Schlüsselchen« in »Die Wellen ersticken den Wind«, erkannte er ganz selbstverständlich.

Einen Großteil der Hinweise auf Zitate verdanke ich den Recherchen, die Viktor Kurilski unter Mitarbeit mehrerer Strugatzki-Experten durchgeführt und im Internet (www.rusf.ru/abs/ludeni/kur00) veröffentlicht hat. Jene Liste ist mit großer Akribie zusammengestellt und strebt Vollständigkeit an, weshalb sie unter anderem auch erklärt, wer Sherlock Holmes oder Kapitän Nemo waren. Ich verwende hier nur rund die Hälfte der dort zusammengetragenen Hinweise, habe aber

Eine Bemerkung noch zu einer speziellen russischen Anredeform, die deutsche Leser manchmal verwirrt: Außer der Anrede mit dem Vornamen und mit dem Familiennamen, die weitgehend dem deutschen Gebrauch entsprechen, gibt es im Russischen zudem die Möglichkeit, eine Respektsperson, mit der man aber auf vertrautem Fuß steht (zum Beispiel einen älteren Bekannten), mit Vor- und Vatersnamen anzusprechen. So war beispielsweise Juri Alexejewitsch Gagarin für seine engsten Freunde und Verwandten Juri oder Jura, für seine Bewunderer Juri Alexejewitsch und streng offiziell Genosse (heute wieder Herr) Gagarin.

Erik Simon


SEITE 439:

Wenn jemand wissen wollte, wer Lew Abalkin ist, könnte er das Informatorium anrufen (ich rief das GGI an) …

Das GGI ist das auch in anderen Romanen, die in der »Welt des Mittags« spielen, vorkommende Große Gesamtplanetare Informatorium, eine riesige öffentliche Datenbank.


SEITE 494:

›Starrender Fels mein Aufenthalt‹

»Rauschender Strom, / Brausender Wald, / Starrender Fels / Mein Aufenthalt« ist der Anfang von Franz Schuberts Lied »Aufenthalt« (Text von Ludwig Rellstab).


SEITE 503:

Es war das zusammengeknüllte, zerfetzte Taschentuch einer Frau. Mir fiel sofort die Erzählung von Akutagawa ein … Ryunosuke Akutagawa (1892-1927) ist durch seine Erzählung »Rashomon« bekannt geworden, die von Akira Kurosawa


SEITE 567:

… der Apparat dröhnte … los wie der Unbekannte in den kurzen Hosen auf dem Höhepunkt der Werbung um Mrs. Nickleby.

Dies bezieht sich auf den Roman »Nicholas Nickleby« von Charles Dickens.


SEITE 586:

Der Spaßvogel Long Müller hat ein Büchlein in der Manier Ossians herausgebracht …

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts veröffentlichte James Macpherson eine Reihe von eigenen Gedichten, die angeblich von dem legendären mittelalterlichen irischen Sänger Ossian stammen sollten. Diese Fälschung, die erst viel später entdeckt wurde, löste europaweit eine Welle von Ossian-Begeisterung und Gedichten »in Ossians Art« aus.


SEITE 613:

… der Mensch sei von Natur aus gut und schon allein das Wort »Mensch« klinge und mache stolz.

»Ein Mensch! … Das klingt stolz!« war eine in den sozialistischen Ländern oft zitierte Stelle aus Maxim Gorkis »Nachtasyl« (auch dies übrigens verfilmt von Akira Kurosawa). Satin, der das dort sagt, ist allerdings ein arbeitsscheuer Krimineller.


SEITE 616:

»Das Gift, das dir ein Weiser reicht …«

Das Zitat stammt aus einem dem persischen Dichter und Gelehrten Omar Chajjam (ca. 1045-1130) zugeschriebenen Vierzeiler:

Zu Narren sich geselln, bringt nichts als Schand,


Drum hör den Rat, den dir Chajjam gesandt:


Das Gift, das dir ein Weiser reicht, nimm an,


Doch nimm den Balsam nicht aus Narrenhand …

SEITE 650:

Erfinde nicht ohne zwingenden Grund neue Wesenheiten. Dies ist der von dem Spätscholastiker William von Ockham (Occam) formulierte Grundsatz, der als »Occams Rasiermesser« zum fundamentalen Ökonomieprinzip der modernen Wissenschaft wurde: »Es ist eitel [nutzlos], etwas mit mehr zu erreichen, was mit weniger erreicht werden kann.«


SEITE 669:

Ich heiße Maxim Kammerer. Ich bin neunundachtzig Jahre alt. Vor langer Zeit einmal las ich einen Roman, der auf ebendiese Weise begann.

Auf ähnliche Weise beginnt der Roman »Verdunkelung in Gretley« (1942) von John Boynton Priestley.


SEITE 675:

Projekt »Besuch der alten Dame«

»Der Besuch der alten Dame« (1956) ist ein berühmtes Theaterstück von Friedrich Dürrenmatt.


SEITE 679:

Es kann anhand eines Wassertropfens nicht nur das Bild des Ozeans entstehen lassen …

In Conan Doyles Sherlock-Holmes-Geschichte »Eine Studie in Scharlachrot« heißt es: »Aus einem Wassertropfen … könnte ein Logiker auf die Möglichkeit eines Atlantik oder


SEITE 687:

Toivo Glumow also erinnerte mich an den Mexikaner Rivera …

Deutsch heißt Jack Londons Erzählung »Der Mexikaner Felipe Rivera«.


SEITE 692:

Projekt »Rip van Winkle«

»Rip van Winkle« ist eine Erzählung von Washington Irving, deren Held durch Zauberei zwanzig Jahre (und damit die amerikanische Revolution) verschläft.


SEITE 696:

Möbius, Asmodäus Matthäus, Doktor der Medizin, korrespondierendes Mitglied der AdMW Europas …

AdMW steht für »Akademie der Medizinischen Wissenschaften«.


SEITE 708:

K. Pumivur: Der Reader - Rechte und Pflichten.

»Reader« sind in der Zukunftswelt der Strugatzkis einige wenige Menschen, die von Natur aus Gedanken lesen können.


SEITE 736:

Was den Gast betraf, so erinnerte er Toivo lebhaft an den guten alten Duremar, wie er tropfnass aus dem Teich Tante Tortillas … Duremar ist der Blutegelverkäufer aus Alexej Tolstois Märchenerzählung »Das goldene Schlüsselchen«, einer Neufassung


SEITE 737:

… bei Krabbenkrebsen gebe es nur einen Frischegrad, und zwar den ersten

Das ist eine Anspielung auf eine (seinerzeit in der Sowjetunion und übrigens auch in der DDR ziemlich bekannte) Stelle in Michail Bulgakows Roman »Der Meister und Margarita«, wo sich ein Kantinenwirt mit dem Hinweis rechtfertigt, Fisch sei »im zweiten Frischegrad geliefert« worden, worauf ihm ein ausländischer Schwarzer Magier (der in Wahrheit der Teufel ist) entgegnet: »Es gibt nur einen Frischegrad, den ersten, und der ist zugleich der letzte. Wenn der Stör von zweitem Frischegrad war, heißt das, er war verfault.«


SEITE 773:

»Sieht die Berge und den Wald, sieht bis in den Himmel bald, nur die Mücke sieht er nicht, die ihn in die Nase sticht.« Hexenmeister, der Mutant vom Planeten Saraksch, zitiert hier keinen anderen als Wilhelm Busch. Allerdings in der sehr freien russischen Nachdichtung von Daniel Charms, die möglichst genau wiedergegeben wird, weil der Originaltext Buschs nicht in den Kontext des Romans passt. Bei Busch ist es die Szene aus dem Schlusskapitel von »Plisch und Plum«, wo Mr. Pief mit dem Fernrohr am Auge spazieren geht, stolpert und in den Teich fällt.


SEITE 807:

Konstantin Mowson (der »Fünfte Herr der Fliegen«) Beelzebub, »der Herr der Fliegen«, war der Gott der Philisterstadt Ekron, im Neuen Testament wird daraus ein Dämon oder Teufel. Der Name taucht oft in der Literatur auf, etwa als Titel eines Romans von William Golding. Hier ist aber wohl


SEITE 847:

»Und sie, die dereinst mich vernichten, empfängt noch mein Hymnus als Gruß …«

Das ist ein leicht abgewandeltes Zitat aus dem Gedicht »Die künftigen Hunnen« von Valeri Brjussow (1873-1924).


SEITE 855:

… als schwängen sie »schon ihre Messer wonnegrunzelnd«? Die Anspielung gilt der Ballade »Die Disputation« von Heinrich Heine, wo jüdische und christliche Geistliche im Mittelalter einen Disput führen und der Verlierer sich taufen bzw. beschneiden lassen muss: »Und die Juden schwangen schon / ihre Messer wonnegrunzelnd …«


SEITE 859:

Die Hauptaufgabe der Menten gegenüber der Menschheit sei es nun, auf Wache zu stehen (als »Fänger im Roggen« sozusagen).

Gemeint ist der Roman »Der Fänger im Roggen« von Jerome D. Salinger.


Die wichtigsten Werke der Brüder Strugatzki

DER ZUKUNFTSZYKLUS

(sortiert nach der Chronologie der Handlung)


Atomvulkan Golkonda (1959)


Der Weg zur Amalthea (1960)


Praktikanten (1962)


Die gierigen Dinge des Jahrhunderts (1965)


Mittag, 22. Jahrhundert (1962, erweitert 1967)


Fluchtversuch (1962)


Der ferne Regenbogen (1963)


Es ist schwer, ein Gott zu sein (1964)


Die bewohnte Insel (1969, 1971)


Die dritte Zivilisation (1971)


Der Junge aus der Hölle (1974)


Unruhe (1990; Manuskript 1965)


Ein Käfer im Ameisenhaufen (1979-80)


Die Wellen ersticken den Wind (1985-86)



DIE SCIENCE-FICTION-EINZELROMANE


Die Schnecke am Hang (1966, 1968)


Die zweite Invasion der Marsianer (1968)


Das Hotel »Zum Verunglückten Bergsteiger« (1970)


Die hässlichen Schwäne (1972 im Ausland erschienen;


später Teil von »Das lahme Schicksal«)


Picknick am Wegesrand (1972)


Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang (1976)


Das lahme Schicksal (1986, komplett 1989)


Das Experiment (1989; Manuskript 1968-72)


Die Last des Bösen (1989)


Ein Teufel unter den Menschen (gemeinsam konzipiert,


von Arkadi Strugatzki geschrieben; 1993)



FANTASY UND MÄRCHEN


Der Montag fängt am Samstag an (1965)

Das Märchen von der Troika (Fortsetzung zu »Der Montag fängt am Samstag an«; erste Fassung 1987, stark abweichende zweite Fassung 1968)

Expedition in die Hölle (gemeinsam konzipiert, von Arkadi Strugatzki geschrieben; Teile 1 und 2: 1974, Teil 3: 1984)



DIE ROMANE BORIS STRUGATZKIS


Die Suche nach der Vorherbestimmung (1995)


Die Ohnmächtigen (2003)







1

Der Buchstabe she bezeichnet im Russischen ein stimmhaftes Sch (wie das zweite G in »Garage«), zum Beispiel im Wort »Shuk« = »Käfer«. In der stilisierten Form, von der die Rede ist, besteht er aus drei senkrechten Strichen, von einem waagerechten gekreuzt. - Anm. d. Übers.

2

Das waren damals die beiden wichtigsten Verlage für die Brüder Strugatzki und überhaupt für die sowjetische Phantastik. Der Kinderbuchverlag druckte (offiziell für das »obere Lesealter«) auch viel Science Fiction, die eigentlich für erwachsene Leser bestimmt war. Molodaja gwardija (dt. »Junge Garde«) war der Verlag des Komsomol, des Kommunistischen Jugendverbandes. - Anm. d. Übers.

3

Für »Kommission für Galaktische Sicherheit« ergibt sich dieselbe russische Abkürzung wie für das bekannte »Komitee für Staatssicherheit«: KGB. - Anm. d. Übers.

4

Die offizielle Zensurstelle im Staatlichen Komitee für Verlagswesen (neben der es noch allerlei inoffizielle gab). - Anm. d. Übers.

5

»Dummkopf« und »Rotznase« standen gegen Ende des Romans direkt deutsch im Text, »Panzerwagen« und »Blitzträger« weiter vorn als deutsche Wörter, in kyrillischer Schrift lautgerecht wiedergegeben. Die »Blitzträger« habe ich in sowjetischer Literatur mehrfach gefunden, einmal auch eine Erklärung: Es soll eine für Himmelfahrtskommandos eingesetzte Strafeinheit im Krieg gewesen sein, in der von der SS selbst verurteilte SS-Angehörige nur noch eine der beiden Blitzrunen tragen durften. In deutschen Quellen habe ich dafür keinen Beleg gefunden, möglicherweise war es ein nur in der UdSSR kursierender Mythos. - Anm. d. Übers.

6

Strafgesetzbuch der RSFSR vom 27. Oktober 1960, Abschnitt »Besonders gefährliche Staatsverbrechen«, § 70 »Antisowjetische Agitation und Propaganda«. - Anm. d. Übers.

7

Nachdichtung mit den in solchen Fällen von Reim und Rhythmus erzwungenen inhaltlichen Freiheiten. Wörtlich übersetzt hieße es: »Es standen die Tiere bei der Tür, man schoss auf sie, sie starben.« Darauf bezieht sich der im Folgenden erwähnte Arbeitstitel des Romans. - Anm. d. Übers.

8

Dieses Motiv haben die Strugatzkis später in »Die Wellen ersticken den Wind« aufgegriffen: als eine mögliche Wahrnehmung der Ereignisse in Malaja Pescha. - Anm. d. Übers.


Titel der Originalausgaben

Обитаемый остров


Жук в муравейнике


Волны гасят ветер

Deutsche Übersetzung von Erika Pietraß (Die bewohnte Insel)


und Mike Noris (Ein Käfer im Ameisenhaufen,

Die Wellen ersticken den Wind)

Nach den ungekürzten und unzensierten Originalversionen


ergänzt von Erik Simon

Nachdichtungen von Erik Simon

Textbearbeitung und Redaktion: Anna Doris Schüller


Deutsche Erstausgabe 05/2010

Copyright © 1971, 1980, 1986, 2001 by Arkadi und Boris Strugatzki


Copyright © 2010 des Vorworts by Dmitry Glukhovsky


Copyright © 2010 »Die Maxim-Kammerer-Trilogie« by Boris Strugatzki


Copyright © 2010 der deutschen Ausgabe

und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München


in der Verlagsgruppe Random House GmbH www.heyne.de


eISBN : 978-3-641-04129-8

www.randomhouse.de

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