Dokument 10
WICHTIG!
KomKon 2
Ural/Norden
Bericht Nr. 018/99
Datum: 9. Mai’99
Autor: T. Glumow, Inspektor
Projekt 009: »Besuch der alten Dame«
Betr.: Im Institut der Sonderlinge interessiert man sich für die Zeugen des Vorfalls in Malaja Pescha
Im Laufe meiner Unterredung mit dem diensthabenden Dispatcher des Instituts der Sonderlinge geschah am 9. Mai um 11:50 Uhr Folgendes:
Während er sich mit mir unterhielt, zog der diensthabende Dispatcher Temirkanow schnell und routiniert die Daten vom Registrator und las sie in das Terminal des Rechners ein. Dann erschienen sie sukzessive und in folgender Reihenfolge auf dem Kontrolldisplay: Familienname, Vorname, Vatersname, Alter (anscheinend); Name eines Ortes (Geburtsort? Wohnort? Arbeitsort); Beruf; dazu ein sechsstelliger Index. Ich beachtete das Display nicht, bis plötzlich darauf auftauchte:
KUBOTIJEWA, ALBINA MILANOWNA
96 BALLERINA ARCHANGELSK 001507
Es folgten zwei Namen, die mir nichts sagten, und dann:
KOSTENEZKI, KIR
12 SCHÜLER PETROSAWODSK 001507
Zur Erinnerung: Diese beiden sind als Zeugen der Vorgänge in Malaja Pescha erfasst, vgl. meinen Bericht Nr. 015/99 vom 7. 5. d. J.
Anscheinend verlor ich für ein paar Sekunden die Kontrolle, denn Temirkanow erkundigte sich, was mich derart in Erstaunen versetze? Ich besann mich und erklärte, ich habe mich über den Namen Albina Kubotijewas gewundert, der Ballerina, von der mir meine Eltern, begeisterte Ballettfans, viel erzählt hätten. Es komme mir seltsam vor, hier ihren Namen zu lesen; habe etwa Albina die Große auch ein metapsychisches Talent? Temirkanow lächelte und gab zur Antwort, das sei nicht ausgeschlossen. Seinen Worten zufolge laufen auf den Registratoren sämtlicher Institutsfilialen pausenlos Informationen über Personen ein, die für die Metapsychologen von Interesse sein könnten. Der Großteil der Informationen stammt von den Terminals der Kliniken, Krankenhäuser und Medpunkte sowie sonstiger medizinischer Einrichtungen, die mit Standard-Psychoanalysatoren ausgerüstet sind. Allein in der Charkower Filiale kommen so täglich Hunderte von Namen möglicher »Sonderlinge« zusammen, wobei sich aber nur jeder Hunderttausendste von ihnen auch tatsächlich als solcher erweist.
In dieser Situation hielt ich es für richtig, das Gesprächsthema zu wechseln.
T. Glumow