14.

»Es begann vor fünf Jahren«, begann Drask, »vielleicht schon eher, ohne daß jemand es auch nur ahnte. Wahrscheinlich sogar, denn große Dinge brauchen Zeit, sich vorzubereiten.«

Fünf Jahre? Skar hatte Mühe, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. Drask legte eine kleine Pause ein und sah ihn scharf an; offensichtlich wartete er auf eine ganz bestimmte Reaktion, vielleicht auch nur auf eine Frage. Aber Skar war noch immer viel zu bestürzt, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Fünf Jahre!

Schließlich fuhr der Alte fort: »Die Zeichen waren klar genug, Skar, aber niemand vermochte sie zu deuten; nicht, bevor es zu spät war. Es gab Plagen: Seuchen, Dürrezeiten, dann wieder Überschwemmungen, aber niemand begriff, daß all dies nur ein Teil des großen Planes war.« Er lachte bitter. »Und wie konnten wir auch? Niemand konnte mit der Existenz eines Gegners rechnen, von dem wir bisher nicht einmal wußten, daß es ihn gibt!«

»Die Quorrl?« fragte Skar.

Drask nickte. »Zu Anfang, ja. Aber was besagte das schon? Sie sind tausend Mal über die Grenzen ihrer Länder gekommen, und wir haben sie tausend Mal zurückgeschlagen. Aber dieses Mal waren sie nicht allein.«

»Die Daij-Djan«, murmelte Skar, aber Drask schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er. »Sie sind nur Werkzeuge. Entsetzliche Werkzeuge, aber nicht mehr. Keiner von uns kennt bis jetzt den wahren Feind.« Er schwieg, griff mit bedächtigen Bewegungen nach dem Becher mit Wein, den ein Diener ihm und Skar gebracht hatte, und nahm ihn auf, ohne jedoch zu trinken. »Ich hatte gehofft, daß du uns sagen könntest, wer es ist.«

»Ich?« Skar schrie fast. »Aber wieso...?«

»Weil du der letzte bist«, fiel ihm Drask ins Wort. »Der letzte von denen, die damals dabei waren. Du...« Er stockte, nippte an seinem Wein und lächelte flüchtig. »Verzeih, wenn ich dich schon wieder unterbrochen habe. Ich fürchte, ich verlange zu viel von dir.«

Skar begriff nur allmählich, was Drask wirklich hatte sagen wollen. Und als er es tat, packte ihn eine Mischung aus Zorn und eisigem Entsetzen. »Weil ich es war, der sie geweckt hat, willst du sagen«, fauchte er.

Drask nickte. »Ja. Aber es war nicht deine Schuld. Es war Vela, die den Weg fand, es zu tun, und du, der das Siegel erbrochen hat.« Er lachte, leise und ohne die mindeste Spur von Humor. »Du hast mehr getan, als einen wertvollen Stein zu stehlen, als du in Combat warst, Satai. Aber du konntest es nicht wissen.« Er seufzte. »Ich glaube, nicht einmal Vela wußte es. Ihr wart nur Werkzeuge. Hättet ihr es nicht getan, wären andere gekommen.«

»Andere?«

Drask nickte heftig. »Natürlich. Hast du vergessen, was Vela dir erzählt hat? Ihr wart nicht die ersten, die versucht haben, das Geheimnis Combats zu lösen. Vor euch haben Hunderte es versucht; Narren und Abenteurer, aber auch gute Männer wie du.«

»Ja«, sagte Skar bitter. »Aber keinem von ihnen ist es gelungen. Nur uns.«

»Trotzdem trifft dich keine Schuld«, behauptete der Alte. »Wärst du verbrannt, wie all die anderen, die vor dir nach Combat gingen, so wäre ein anderer gekommen, und wieder einer, und wieder, und wieder - so lange, bis das Siegel erbrochen wäre. Es war nur eine Frage der Zeit.« Er stellte seinen Becher mit einem Ruck auf den Tisch zurück, stand auf und ging mit gemessenen Schritten zum Fenster. Als er weitersprach, sah er Skar nicht mehr an, sondern blickte auf den Hof hinab, der fast dreihundert Fuß unter ihnen lag, denn die Kammer, in die er Skar geführt hatte, lag direkt unter der Spitze des höchsten der drei Türme. »Ja«, fuhr er fort. »Ich glaube, es war so. Sie waren Millionen von Jahren eingekerkert, und es verging kein Tag in all dieser Zeit, in der sie nicht danach trachteten, ihr Gefängnis zu verlassen.«

»Sie?« fragte Skar. »Wer?«

»Die Alten«, antwortete Drask, ohne sich zu ihm herumzudrehen. »Die Sternengeborenen. Die Wesen, gegen die unsere Vorfahren einst kämpften.«

»Aber sie wurden vernichtet!« widersprach Skar.

»Ihre Körper, vielleicht«, antwortete Drask. »Nicht ihr Geist. Sie waren Götter, Skar, und Götter sterben nicht. Unsere Vorfahren schlugen sie, auch wenn es um den Preis ihrer Welt war. Sie zerstörten ihre Körper, und was sie nicht vernichten konnten, das banden sie mit unsichtbaren Fesseln der Magie. Und Combat war der Schlüssel.«

Skar schloß mit einem lautlosen Stöhnen die Augen. Drasks Geschichte klang phantastisch, im negativsten Sinne, den dieses Wort nur haben konnte, und trotzdem wußte er, daß sie wahr war. Drask stellte vielleicht nur Vermutungen an, zog Schlüsse aus Dingen, die Skar noch verschlossen waren, aber er wußte, daß es so war. Vela selbst hatte ihm die Geschichte der Alten erzählt, der Herrscher dieser Welt, die mächtig genug gewesen waren, zu den Sternen zu fliegen, und ihrer Feinde, der Sternengeborenen, Götter aus den Tiefen des Alls, die gekommen waren, um diese Welt zu erobern. Drasks Worte waren nur der letzte Stein, der noch gefehlt hatte, das Puzzle zu einem Bild zu vollenden.

Combat, dachte er bitter. Die brennende Stadt, die letzte Festung der Alten... Sie war der Schlüssel gewesen. Der Eingang zum magischen Kerker der Sternengötter, versiegelt von Mächten, die er sich nicht einmal vorzustellen wagte, vor Millionen von Jahren. Und er hatte ihn erbrochen. Er hatte das Tor auf gestoßen, durch das der Tod zum zweiten Male Einzug auf Enwor gehalten hatte...

»Es war nicht deine Schuld«, sagte Drask noch einmal. Vielleicht hatte er wieder Skars Gedanken gelesen, vielleicht hatte er sie auch nur erraten, was in diesem Augenblick sicherlich nicht schwer war. »Nicht einmal die Velas. Ihr wart nur ahnungslose Werkzeuge einer Macht, die älter ist als diese Welt. Es wäre nicht geschehen, hätten wir damals schon gewußt, was wir heute wissen.« Er seufzte, drehte sich nun doch zu Skar herum und sah ihn Beinahe traurig an. »Es war alles geplant, Skar«, fuhr er fort. »Velas vergeblicher Versuch, die Macht über Elay an sich zu reißen, eure Begegnung mit dem Dronte, die Erweckung des Daij-Djan... Nichts von alledem war Zufall. Nicht einmal deine Reise zu den Gesichtlosen Predigern. Dies alles galt nur einem einzigen Zweck.«

»Und... welchem?« fragte Skar. Er wußte die Antwort. Aber er hatte Angst, sie aus Drasks Mund zu hören. Entsetzliche Angst.

»Das Kind«, sagte Drask ruhig. »Dein Sohn, Skar. Es ging von Anfang an nur um ihn. Nicht um dich oder Elay oder Vela.« Skar starrte an dem Alten vorbei gegen die Wand, aber er sah nicht den nachtschwarzen Stein oder die Schatten, die darüber krochen. »Das Kind...«

»Sie sind geduldig«, sagte Drask leise. »Sie sind es gewohnt, in Jahrtausenden zu denken, wie wir in Wochen. Sie haben gewartet, Skar, vielleicht seit zehntausend Jahren. Auf einen Mann wie dich, der das Erbe der Alten in sich trägt. Aber du warst zu alt, als Vela dich fand. Zu stark. Nicht einmal ihnen wäre es gelungen, dich auf ihre Seite zu zwingen, ohne daß dein Geist daran zerbrochen wäre. Sie brauchten einen Geist, der noch ungeformt war. Ein Instrument der Macht, das sie nach Belieben formen konnten. Der Schlüssel zu ihrer Freiheit war das Kind. Sie haben es bekommen. Nichts war Zufall, Skar, auch nicht der Tod des Daij-Djan.«

Er sprach nicht weiter, aber das war auch nicht notwendig. So vieles, was bisher keinen Sinn gemacht hatte, war plötzlich klar, so viel Unerklärliches auf entsetzliche Weise logisch und einfach ... Skar mußte sich mit aller Macht beherrschen, um nicht aufzuschreien. Was für ein Narr war er doch gewesen! Er hatte geglaubt, den Daij-Djan besiegt zu haben, damals auf der Insel am Ende der Welt, aber es war genau umgekehrt. Es war sein Tod gewesen, der das Werkzeug vollendet hatte. Der Haß, der entsetzliche, unbeschreibliche Haß, den die Sternenbestie verströmt hatte, das Echo seines Todes, das Rasen des Dronte, ihre eigene Angst... Das Kind mußte all dies aufgesogen haben wie ein Schwamm. Es war gerade geboren, neu, ein Buch, dessen Seiten noch unbeschrieben waren, und sie hatten sie mit Blut und Furcht und Haß gefüllt.

»Und... die Prediger...«

Drask las wieder seine Gedanken, denn er beantwortete die Frage, ehe Skar sie ganz stellen konnte: »Haben zu Ende geführt, was Kiina und du begonnen haben, ohne es zu wissen. Es war eine Falle, Skar, lange und klug genug vorbereitet, selbst die Errish zu täuschen. Seit tausend Jahren lebten sie in ihren Bergen und tun Gutes. Aber in Wahrheit haben sie gewartet. Auf dich.« Skar legte die Hände gegen das Gesicht, schloß die Augen und preßte die Kiefer so fest zusammen, daß es weh tat. Drask stieß einen halblauten, unterdrückten Schmerzlaut aus, und als Skar die Augen öffnete, sah er, daß er die Hand ans Kinn gehoben hatte. Er begriff, daß der Alte nicht nur seine Gedanken las, sondern auch seinen Schmerz fühlte.

»Verzeih«, murmelte er.

Drask lächelte gezwungen. »Das macht nichts. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich hatte versprochen, es nicht mehr zu tun.« Er lächelte verlegen.

»Sprich weiter«, sagte Skar.

Drask seufzte. »Es gibt nicht mehr viel«, sagte er. »Die Gesichtslosen Prediger nahmen das Kind, das du ihnen gebracht hast, und vollendeten das Werk. Niemand wußte es.«

»Wie lange... ?« Etwas in Skar sträubte sich. Er mußte all seine Kraft aufwenden, um weiter zu sprechen. »Wie lange ist das her?«

Drask blickte ihn durchdringend an, kam näher und blieb erst auf Armeslänge vor ihm stehen. »Willst du das wirklich wissen?« fragte er.

Skar nickte. Allein Drasks Reaktion verriet ihm, daß die Antwort ihn erschrecken würde. Aber er mußte es wissen, wenn er nicht den Verstand verlieren sollte. »Ja.«

»Achtzehn Jahre, Skar«, sagte Drask leise. »Wenn dein Sohn noch lebt, so ist er jetzt achtzehn Jahre alt.«

Das Entsetzen, auf das Skar wartete, kam nicht. Vielleicht war die Vorstellung einfach zu gewaltig, als daß er sie jetzt schon verarbeiten konnte. Vielleicht wehrte sich auch nur etwas in ihm, es zu begreifen. Er fühlte sich... leer. »Wenn er noch lebt?«

Drask zuckte die Achseln. »Wir wissen es nicht. Wir wissen so wenig, Skar. Wir wissen, daß sie ihn nahmen und ein Jahr in ihrem Tempel behielten. Danach wurde er fortgebracht; wohin, weiß niemand. Vielleicht lebt er noch irgendwo. Vielleicht hat er seinen Zweck erfüllt und ist gestorben oder wurde getötet. Obwohl ich persönlich nicht daran glaube.«

»Wieso?«

»Deinetwegen«, antwortete Drask. »Dein Erwachen muß einen Sinn haben, Skar. Es hatte einen Grund, daß sie dich nicht töteten, sondern nur in Schlaf versetzten, und es muß einen Grund haben, daß sie dich erwachen ließen.«

»Vielleicht haben sie einfach das Interesse an mir verloren«, murmelte Skar. »Ich habe getan, was sie wollten.«

»Nein.« Drask klang sehr sicher. »Wäre es so, hätten sie dich getötet. Und da ist noch der Daij-Djan, vergiß das nicht.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf, ging zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schwer hineinfallen. »Ich habe lange darüber nachgedacht, warum er dich beschützt haben könnte, und es scheint mir nur einen einzigen vernünftigen Grund dafür zu geben. Sie brauchen dich. Da ist etwas, was noch getan werden muß, und was nur du tun kannst.«

»Beschützt?« wiederholte Skar verwirrt. »Aber die Quorrl und Trash -«

»Trash war ein Narr«, unterbrach ihn Drask. »Er war der Anführer der Quorrl, die Denwar besetzten, aber nichtsdestoweniger ein Narr. Er hätte dich getötet und damit vielleicht alles zunichte gemacht.«

Skar spürte einen eisigen Schauer von Furcht, als ihm die ganze Konsequenz von Drasks Worten zu Bewußtsein kam. »Dann... dann glaubst du, er könnte auch hier...«

»Auch hier auftauchen?« Drask nickte. Er wirkte beinahe fröhlich. »Nicht, solange du nicht in Gefahr bist, Skar. Aber ich bin beinahe sicher, daß er erscheinen würde, würde ich jetzt ein Schwert nehmen und dich angreifen. Du hast einen Schutzengel, Skar, auch wenn es dir nicht gefällt.«

»Aber warum?« sagte Skar fassungslos.

Drask hob mit einem hörbaren Seufzer die Schultern. »Ich weiß es nicht - und es ist nur eine Vermutung von mir, vergiß das nicht. Vielleicht ist alles ja ganz anders. Alles, was ich weiß, ist, daß es einen Grund für dein Hiersein geben muß. Und ich werde ihn herausfinden. Es hängt viel davon ab. Ich spüre es.«

Er sprach nicht weiter, und auch Skar schwieg. Aber plötzlich hatte er Angst, sich herumzudrehen und die Schatten anzublicken, die neben der Tür kauerten.

»Sprich... weiter«, sagte er stockend. »Die Quorrl - was geschah nach ihrem Angriff?« Es interessierte ihn nicht wirklich. Bei dem Sturm von Gefühlen und durcheinanderwirbelnden Gedanken, der hinter seiner Stirn tobte, würde er wahrscheinlich nicht einmal wirklich verstehen, was Drask ihm erzählte. Aber er hatte plötzlich Angst, den Verstand zu verlieren, wenn er nicht sofort eine menschliche Stimme hörte, und Drask schien das zu spüren, denn er fuhr beinahe augenblicklich fort: »Sie wurden zurückgeschlagen, wie immer. Jedenfalls zuerst.«

»Und später?«

»Niemand weiß, was wirklich geschah, aber die Verluste stiegen plötzlich. Kohon fiel, und der Herzog von Kohon-West wandte sich an die Satai um Hilfe.«

Skar sah auf. Sein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Gebannt starrte er Drask an.

»Die Antwort kam schnell«, fuhr Drask fort. Seine Stimme wurde bitter. Ein Ausdruck stummer Wut trat in seine Augen. »Der Rat der Satai lehnte es ab, sich in den Krieg einzumischen. Aber keine vier Wochen später landeten Schiffe in Endor und Gork, Schiffe mit Satai-Truppen an Bord. Es kam so überraschend, daß Tage vergingen, bis auch nur so etwas wie Widerstand aufflammen konnte.«

»Satai-Truppen?« wiederholte Skar verstört. »Aber es gibt keine Satai-Heere!«

.»Jetzt schon«, erwiderte Drask zornig. »Oder wie willst du eine Truppe von dreitausend Satai nennen? Sie griffen Ikne an, und jede Stadt, die auf dem Weg dorthin lag. Dann schleiften sie Bel-Ishtar, schifften sich auf dem Besh ein und fuhren den Fluß hinauf bis nach Cosh.«

Cosh! Skar erstarrte. Die Sümpfe! DEL!

Aber schon Drasks nächste Worte machten den schwachen Hoffnungsschimmer wieder zunichte, der in ihm aufgeflammt war. »Die Sumpfleute waren die nächsten«, fuhr er fort und gab damit die Antwort auf eine Frage, die er noch gar nicht gestellt hatte. »Ganz Enwor wartete auf die entscheidende Schlacht zwischen den Sumpfleuten und den Satai, aber sie kam nicht. Statt dessen schlossen sich die Sumpfleute deinen Brüdern an.« Seine Augen flammten vor Zorn. Er ballte die Faust, starrte Skar einen Moment fast haßerfüllt an und holte hörbar Luft. »Und dann die Veden«, fügte er hinzu. »Sie waren die letzten. Anchor und die anderen Städte an der Westküste fielen noch im gleichen Jahr unter ihrem Ansturm.« Er lachte bitter. »Du siehst - sie haben keinen ausgelassen. Die Satai, die Sumpfleute, die Veden...«

»Alle, die dabei waren«, murmelte Skar.

»Alle«, bestätigte Drask. »Ihr habt es ihnen leicht genug gemacht, Skar. Kiina und du haben Enwors geballte Macht gegen den Dronte geführt. Er brauchte sie sich nur noch zu nehmen.«

»Bis auf die Errish.«

»Vielleicht«, sagte Drask. »Niemand weiß, was mit Elay geschah. Seit jenem Sommer wurde keine Ehrwürdige Frau mehr gesehen. Vielleicht haben sie keine Gewalt über sie erlangt, denn die Errish sind selbst so etwas wie Magier, aber dann haben sie sie vernichtet, fürchte ich.«

»Das ist nicht gesagt«, widersprach Skar, heftiger, als er sich im ersten Moment selbst erklären konnte. »Das Tal der Drachen ist eine natürliche Festung. Sie... sie können sich gut dort gehalten haben. Niemand kann es erobern.«

»Möglich.« Drask zuckte die Achseln. Die Bewegung wirkte ungeduldig, als interessiere ihn das Schicksal der Frauen von Elay nicht wirklich. Dann bemerkte er Skars Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Wollen wir es hoffen. Sie wären wertvolle Verbündete für uns.« Er beugte sich vor, griff nach seinem Becher und zog die Hand wieder zurück, ohne getrunken zu haben. »Das ist die Situation, Skar«, sagte er. »Nicht einmal ganze hundert Meilen nördlich von hier sammelt sich das größte Quorrl-Heer, das Enwor jemals gesehen hat. Bei ihnen sind die Satai, die Veden, die Sumpfleute... Es ist eine Sturmflut, Skar. Und sie wird losbrechen, sobald die Schneeschmelze einsetzt.« Skar versuchte, sich das, was Drask mit Worten ausgedrückt hatte, in Bildern vorzustellen. Er konnte es nicht.

»Diese Festung wird fallen«, murmelte er. »Sie wird fallen«, wiederholte er, als er Drasks zweifelndes Stirnrunzeln sah. »Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was du erzählt hast, wird sie keine zwei Tage standhalten.«

»Wir sind gut vorbereitet«, sagte Drask.

»Vorbereitet?« Skar schnaubte. »Gib mir hundert Satai, Drask, und ich schleife deine famose Festung.«

»Ich weiß«, sagte Drask ernst. »Ich... wollte es nicht wahrhaben, bisher, aber du hast recht. Sie wird fallen. Und danach ganz Enwor, wenn kein Wunder geschieht.«

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