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Es war das Erwachen in diesem von einem mächtigen Fluß durchzogenen Tal gewesen, das schuld daran war, daß er für einen Moment sich hilflos all jenen Zweifeln ausgesetzt fühlte, die kein Mensch aus sich verdrängen kann, der sein Leben lang einer religiösen Konditionierung ausgesetzt gewesen ist.

Die Gesellschaft nahm jede Gelegenheit wahr, einem Menschen seinen eigenen Schuldkomplex einzureden.

Und nun, als er sah, wie der Fremde auf ihn zukam, war er sicher, daß es eine andere Erklärung für dieses Ereignis geben würde als ein übersinnliches. Es mußte eine physikalische, wissenschaftliche Begründung für sein Hiersein geben; es war sinnlos, sich auf irgendwelche jüdisch-christlich-mohammedanischen Mythen zu verlassen.

Die Kreatur — sie war zweifellos männlichen Geschlechts — war ein Zweifüßler und mehr als zwei Meter groß. Ihr rosafarbener Körper war dürr, und ihre Hände besaßen neben einem Daumen jeweils nur drei Finger. Die Füße zeigten vier sehr lange und ebenfalls dürre Zehen. Unter den Brustwarzen des Wesens leuchteten zwei dunkelrote Punkte. Sein Gesicht war halbmenschlich. Dicke, schwarze Augenbrauen wuchsen ihm bis beinahe auf die hohen Backenknochen hinab, und neben seinen Nasenlöchern befanden sich kleine, millimeterlange Membranen, während die knorpelige Nase selbst gespalten schien. Burton sah schwarze Lippen, die dünn und ledrig wirkten, und seltsam zusammengerollte Ohren, die einwandfrei unmenschlich waren, und ein Skrotum, das den Eindruck erweckte, als enthielte es eine ganze Anzahl kleiner Hoden.

Er hatte dieses Geschöpf gesehen, als es ein paar Reihen von ihm entfernt in dieser Alptraumlandschaft geschwebt hatte.

Das Wesen blieb einige Schritte entfernt von ihm stehen, lächelte und entblößte eine Reihe durchaus menschlich aussehender Zähne. Und es sagte: »Ich hoffe, daß Sie englisch sprechen. Ich kann mich allerdings auch ziemlich fließend in Russisch, Mandarin-Chinesisch oder Hindi verständigen.«

Burton verspürte einen leichten Schock. Ihm war, als hätte ganz plötzlich ein Hund oder Affe zu ihm gesprochen.

»Sie sprechen die Sprache, die im Mittelwesten der Vereinigten Staaten von Amerika gesprochen wird«, erwiderte er. »Und das ziemlich gut. Beinahe zu gut.«

»Vielen Dank«, sagte das Wesen. »Ich bin Ihnen gefolgt, weil Sie mir der einzige schienen, der genug Köpfchen aufwies, um sich aus diesem Chaos zurückzuziehen. Vielleicht haben Sie eine Erklärung für diese… Wie nennen Sie es noch? — Wiedererweckung?«

»Ich weiß nicht mehr als Sie selbst«, sagte Burton. »Und wenn ich ganz offen sein soll: Ich habe nicht einmal eine Erklärung für Ihre Existenz.«

Die wulstigen Augenbrauen des Fremden schienen sich zusammenzuziehen. Es war eine Geste, die Burton zutiefst verunsicherte und überraschte.

»Nicht? Das ist komisch. Ich hätte jeden Eid darauf geleistet, daß jeder einzelne der sechs Milliarden Erdbewohner mich zumindest vom Fernsehen her kennen würde.«

»Fernsehen?«

Erneut runzelte das Wesen die Stirn.

»Wissen Sie nicht, was Fernsehen…« Es verstummte, dann begann es zu lächeln. »Natürlich! Wie dumm von mir! Sie müssen gestorben sein, bevor ich die Erde erreichte!«

»Wann war das?«

Die Augenbrauen des Fremden hoben sich (und produzierten damit ein erneutes, durchaus menschliches Stirnrunzeln, wie Burton feststellte), dann sagte er: »Warten Sie. Nach Ihrer Zeitrechnung war es, glaube ich, im Jahre 2002 nach Christi. Wann sind Sie gestorben?«

»Es muß 1890 gewesen sein«, sagte Burton. Irgendwie erzeugte das Wesen erneut in ihm das Gefühl, daß all das hier irreal war. Er bewegte die Zunge in der Mundhöhle; die Backenzähne, die er während des Angriffs der Somalis durch einen Speer verloren hatte, waren wieder da. »Zumindest«, fügte er hinzu, »erinnere ich mich an keinen Tag nach dem 20. Oktober 1890.«

»Aab!« stieß das Wesen hervor. »Dann habe ich also meinen Heimatplaneten etwa zweihundert Jahre nach Ihrem Tod verlassen. Mein Planet? Es war ein Satellit jenes Sterns, den ihr Erdenmenschen Tau Ceti nanntet. Wir versetzten uns in einen Zustand der verlangsamten Bewegungen, und als unser Schiff Ihre Sonne erreichte, wurden wir automatisch daraus hervorgeholt und… Verstehen Sie überhaupt, wovon ich rede?«

»Nicht genau. Das geht mir hier alles zu schnell. Vielleicht sollten Sie mir über die Details später berichten. Wie heißen Sie überhaupt?«

»Monat Grrautut. Und Sie?«

»Richard Francis Burton, zu Ihren Diensten.«

Er verbeugte sich leicht und lächelte. Obwohl das andere Wesen einen geradezu fremdartigen Eindruck auf ihn machte, fühlte Burton sich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen.

»Der verstorbene Captain Sir Richard Francis Burton«, fügte er hinzu.

»Zuletzt der Konsul Ihrer k.u.k. Majestät Hafen von Triest.«

»Elizabeth?«

»Ich lebte im neunzehnten Jahrhundert, nicht im sechzehnten.«

»Auch im zwanzigsten Jahrhundert regierte eine Königin Elizabeth über Großbritannien«, sagte Monat.

Er wandte sich um und warf einen Blick auf den Uferstreifen. »Wovor haben sie eigentlich alle solche Angst? Praktisch alle Menschen, die ich je traf, schienen sich darin sicher zu sein, daß nach dem Tod ein anderes Leben auf sie wartet.«

Burton grinste und sagte: »Diejenigen, die das Leben nach dem Tode leugneten, sind jetzt sicher, daß sie in der Hölle gelandet sind, weil sie niemals daran geglaubt haben. Und diejenigen, die sicher waren, eines Tages den Himmel zu sehen, sind deswegen schockiert — jedenfalls könnte ich mir das vorstellen —, weil sie sich hier allesamt nackt wiederfinden. Sie müssen wissen, daß die meisten Visionen des Lebens nach dem Tode in der Regel diejenigen, die in der Hölle landen würden, nackt darstellten, während die Gläubigen bekleidet waren. Ihrem Verständnis nach können sie sich ihrer nackten Hintern wegen nur in der Hölle aufhalten.«

»Das scheint Sie zu amüsieren«, erwiderte Monat.

»Vor ein paar Minuten war ich das noch gar nicht«, sagte Burton. »Aber ich bin trotzdem bewegt, zutiefst sogar. Allein daß ich hier auf Sie gestoßen bin, sagt mir, daß die Dinge anders liegen müssen, als die Leute allgemein erwartet haben. Aber die meisten Dinge entsprechen in der Realität nicht den Vorstellungen, die man sich von ihnen gemacht hat. Und Gott, falls er überhaupt vorhat, hier zu erscheinen, scheint jedenfalls keine große Eile zu haben. Ich glaube, daß es dafür eine Erklärung gibt, auch wenn ich nicht sicher bin, daß sie sich mit irgendwelchen irdischen Theorien in Einklang bringen läßt.«

»Ich bezweifle, daß wir uns auf der Erde befinden«, sagte Monat. Mit seinen langen, schlanken Fingern, die anstelle von Nägeln kleine Knorpelenden besaßen, deutete er nach oben. »Wenn Sie hier stehen«, fuhr er fort, »und mit geschütztem Auge in die Sonne sehen, werden Sie feststellen, daß sich neben ihr ein weiterer Körper befindet. Aber es ist nicht der Mond.«

Burton legte die Hände schalenförmig über die Augen, warf den Zylinder über die Schulter nach hinten und lugte zwischen den Fingern hindurch in die angegebene Richtung. Er bemerkte einen mattleuchtenden Körper, der etwa ein Achtel der Größe eines Vollmonds erreichte. Er ließ die Hände sinken und meinte: »Ein Stern?«

Monat erwiderte: »Ich glaube schon. Ich bin sicher, noch eine ganze Reihe anderer matter Lichter am Himmel gesehen zu haben, aber ich bin nicht sicher. Wir werden es wissen, wenn die Nacht kommt.«

»Was glauben Sie, wo wir sind?«

»Ich kann es nicht einmal erahnen.«

Monat deutete auf die Sonne.

»Da sie aufgeht, wird sie auch wieder versinken. Dann müßte es Nacht werden.

Ich glaube, daß es am besten wäre, wir bereiteten uns darauf vor. Und auf andere Ereignisse. Es ist warm und wird auch noch wärmer werden, aber ebenso gut könnte die Nacht kalt und regnerisch sein. Wir sollten uns eine Art Unterstand oder so etwas bauen. Und ebenso sollten wir uns darauf konzentrieren, irgendwie Nahrung aufzutreiben. Auch wenn ich den Verdacht hege, daß dieses Gerät…« — er deutete auf den Zylinder — »uns versorgen wird.«

Burton fragte: »Wie kommen Sie denn darauf?«

»Ich habe in meinen hineingesehen. Er enthält Tassen und Teller, die zwar leer sind, aber unzweifelhaft dafür bestimmt, irgendwann gefüllt zu werden.«

Burton begann die Situation als immer weniger unwirklich zu empfinden.

Dieses Wesen — der Taucetianer — sprach so pragmatisch und verständlich, daß es ihm nicht schwerfiel, ihn als den Anker zu sehen, an dem er sich festhalten mußte, damit sein Geist nicht erneut in unendliche Tiefen entschwand. Ungeachtet der abstoßenden Fremdheit dieses Geschöpfes strömte auf Burton eine Freundlichkeit ein, die sein Innerstes erwärmte. Überdies, so schien ihm, mußte jede Kreatur, die in der Lage war, den unendlichen Weg von seiner Zivilisation zur Erde zurückzulegen, über ein riesenhaftes Wissen und unerschöpfliche Quellen verfügen.

Aus der Menge begannen sich die ersten Individuen zu lösen. Eine Gruppe von etwa zehn Männern und Frauen kam langsam auf sie zu. Einige von ihnen unterhielten sich, während die anderen schwiegen und mit weitaufgerissenen Augen um sich schauten. Sie machten nicht den Eindruck, als verfolgten sie ein bestimmtes Ziel; sie flossen lediglich am Rand der Menge entlang, wie eine Wolke, die der Wind vor sich hertreibt. Als sie in die Nähe von Monat und Burton kamen, blieben sie stehen.

Der Mann, der die Gruppe anzuführen schien, zog Burtons Aufmerksamkeit auf sich. Es war offensichtlich, daß Monat nichtmenschlich war — aber dieser Mann da schien entweder ein Frühmensch oder ein Mittelding zwischen einem Menschen und einem Affen zu sein. Er war etwa anderthalb Meter groß, von beinahe quadratischer Körperform und ungeheuer muskulös. Sein Kopf, der auf einem kurzen, kräftigen Hals saß, war vornübergebeugt. Er hatte eine fliehende Stirn, und die Form seines Schädels war lang und schmal. Enorme Wülste überschatteten tiefliegende Augen, und die Nase des Ankömmlings wirkte wie ein Fleischklumpen mit ungeheuren Löchern. Hervorstehende Backenknochen und ein bulliges Kinn zogen seine Lippen zurück. Wäre er mit Haar bedeckt gewesen, hätte man ihn für einen Menschenaffen halten können — aber wie jeder andere auch, war er am ganzen Körper kahl.

Seine Pranken erweckten den Eindruck, als könnten sie mühelos Wasser aus einem Stein quetschen.

Er warf ab und zu einen Blick zurück, als befürchtete er von denen, die ihm folgten, irgendeine Hinterlist. Als er Burton und Monat erreichte, wichen die anderen etwas von ihm ab.

Plötzlich trennte sich ein anderer Mann von der Gruppe und redete in englischer Sprache auf den Frühmenschen ein. Es war klar, daß der Mann genau wußte, der andere würde ihn nicht verstehen; sein Verhalten war lediglich eine Geste der Freundlichkeit. Seine Stimme war heiser. Der Neuankömmling war hochgewachsen, muskulös und jung, und sein Gesicht wirkte ausnehmend hübsch. Sein Profil allerdings wirkte auf eine komische Art spitz. Er hatte grüne Augen.

Der Frühmensch zuckte ein wenig zusammen, als der andere ihn ansprach. Er fletschte die Zähne, sah den grinsenden jungen Mann an und lächelte dann, wobei er zwei Reihen riesiger, starker Zähne zeigte, und erwiderte etwas in einer Sprache, die Burton nicht verstand. Er deutete auf seine Brust und sagte ein Wort, das wie KAZZINTUITRUAABEMSS klang. Erst später fand Burton heraus, daß dies sein Name war und nichts anderes als Der-Mann-der-das-Ungeheuer-mit-den-langen-weißen-Zähnen-erschlug, bedeutete.

Die Gruppe bestand ansonsten aus fünf Männern und vier Frauen. Zwei der Männer hatten sich während ihres irdischen Lebens gekannt, und einer von ihnen war mit einer der Frauen verheiratet gewesen. Sie waren ausnahmslos Italiener oder Slowenen, die in Triest gestorben waren. Obwohl bei allen der Tod um 1890 herum eingetreten war, kannte Burton natürlich keinen von ihnen.

»Sie da«, sagte Burton und deutete auf den jungen Mann, der mit dem Frühmenschen gesprochen hatte, »treten Sie vor. Wie heißen Sie?«

Der Mann kam zögernd auf ihn zu und sagte: »Sie sind Engländer, wie?«

Er sprach mit einem amerikanischen Akzent, der ebenfalls auf den Mittelwesten hindeutete.

Burton streckte die Hand aus und erwiderte: »Yeah. Ich bin Burton.«

Der Mann runzelte die Stirn und fragte: »Burton?« Dann stieß er etwas den Kopf vor und starrte ihm genau ins Gesicht. »Es ist schwer zu sagen… Ich weiß nicht, ob…« Plötzlich straffte sich seine Gestalt. »Ich bin Peter Frigate. F-R-I-G-A-T-E.«

Er schaute sich um und sagte mit einer Stimme, die etwas fester klang: »Es ist nicht einfach, in dieser Lage zusammenhängende Sätze zu sagen. Hier scheint jeder einem ziemlichen Schock zu unterliegen, nicht wahr? Ich komme mir vor, als sei ich der Teil von etwas anderem. Aber… nun sind wir hier… leben wieder… sind wieder jung… und es gibt kein Fegefeuer… jedenfalls noch nicht. Ich wurde 1918 geboren und starb 2008… an den Folgen dessen, was dieser Außerirdische tat… Aber man sollte es ihm nicht vorwerfen… Es war reine Selbstverteidigung, verstehen Sie?«

Frigates Stimme sank zu einem Flüstern herab. Er grinste Monat nervös an.

Burton sagte: »Sie kennen dieses… Monat Grrautut?«

»Nicht persönlich«, sagte Frigate. »Aber natürlich habe ich genug über ihn auf dem Fernsehschirm gesehen. Und ich habe eine Menge über ihn gehört und gelesen.«

Er streckte die Hand aus und tat das mit einer solchen Mimik, als erwarte er, daß niemand sie ergreifen würde. Monat lächelte, ergriff und schüttelte sie.

Frigate sagte: »Ich würde es für eine gute Idee halten, wenn wir uns zusammenschlössen. Vielleicht werden wir schon bald unseren gegenseitigen Schutz benötigen.«

»Warum das?« fragte Burton, obwohl er es selbst gut genug wußte.

»Sie wissen, wie niederträchtig die meisten Menschen sind«, erklärte Frigate. »Sobald sie erst einmal festgestellt haben, daß sie weiterleben dürfen, werden sie um Frauen, Nahrung und alles, was ihnen dieses Leben lebenswerter macht, zu streiten anfangen. Und ich glaube, daß wir, um uns vor ihnen zu schützen, solche Burschen wie diesen Neandertaler — oder was immer er in Wirklichkeit ist — gut gebrauchen können. Einen guten Kämpfer stellt er auf jeden Fall dar.«

Kazz, wie er später genannt wurde, schien sich sehr darüber zu freuen, auf so pathetische Art von den anderen akzeptiert zu werden. Gleichzeitig war er allerdings jedem gegenüber, der ihm zu nahe kam, von einem gesunden Mißtrauen erfüllt.

Dann kam eine Frau an ihnen vorbei, die unentwegt in deutscher Sprache rief: »Oh, mein Gott! Was habe ich nur getan, dich so zu erzürnen?«

Ein Mann, der beide Hände zu Fäusten geballt hatte, sie über seinem Kopf wirbeln ließ, hüpfte hin und her und schrie auf jiddisch: »Mein Bart! Mein Bart!«

Ein anderer deutete auf seine Genitalien und sagte auf slowenisch: »Man hat einen Juden aus mir gemacht! Einen Juden! Hältst du es für möglich, daß…

Nein, das kann nicht sein!«

Burton grinste zynisch und sagte: »Es scheint ihm überhaupt nicht bewußt geworden zu sein, daß man jeden, egal ob er Mohammedaner, Australneger oder altägyptischer Abkunft ist, auf diese Art geläutert hat.«

»Was hat er denn gesagt?« fragte Frigate. Burton übersetzte, und Frigate lachte.

Eine Frau eilte heran; sie war verzweifelt bemüht, ihre Brüste und die Schamregion mit den Händen zu bedecken. Dabei murmelte sie ununterbrochen: »Was werden sie nur von mir denken? Was werden sie nur von mir denken?«

Schließlich verschwand sie hinter den Bäumen.

Ein Mann und eine Frau kamen an ihnen vorbei; sie unterhielten sich laut auf italienisch, als befände sich zwischen ihnen eine breite, viel befahrene Fernstraße.

»Wir können nicht im Himmel sein… Ich weiß es, heilige Maria, ich weiß es!

Dort hinten habe ich Giuseppe Zomzini gesehen… und alle Welt weiß, was für ein schrecklicher Mensch er war… Er hätte das absolute Höllenfeuer verdient! Ich weiß, ich weiß… Er hat Gelder unterschlagen und trieb sich in Hurenhäusern herum… Er hat sich zu Tode gesoffen… und dennoch ist er hier! Ich weiß… ich weiß…«

Eine andere Frau rannte herum und schrie auf deutsch: »Papi! Papi! Wo bist du? Ich bin es doch, dein Liebling Hilda!«

Ein finster dreinblickender Mann trat auf sie zu und sagte auf ungarisch: »Ich bin so gut wie jeder andere und sicher besser als die meisten von ihnen. Zur Hölle mit allem!«

Und eine Frau: »Ich habe mein ganzes Leben vergeudet, mein ganzes Leben. Ich habe alles für sie getan, und jetzt…«

Ein Mann, der seinen Metallzylinder durch die Luft wirbelte, als handelte es sich um ein Flammenschwert, brüllte: »Folgt mir hin zu den Bergen! Folgt mir! Ich allein kenne die Wahrheit, ihr guten Leute. Folgt mir! An der Brust des Herrn werden wir alle sicher sein! Glaubt nicht an die Illusion, die sich euch hier zeigt; folgt mir! Ich werde euch die Augen öffnen!«

Wieder andere brabbelten unartikuliert vor sich hin oder schwiegen und preßten die Lippen so fest aufeinander, als fürchteten sie sich, das zu äußern, was sie im Moment bewegte.

»Es wird einige Zeit dauern, bis sie wieder zu klarem Verstand kommen«, sagte Burton. Und er fühlte, daß auch er eine längere Periode brauchen würde, um die ihn umgebende neue Welt vollständig zu begreifen.

»Vielleicht werden sie die Wahrheit nie erfahren«, sagte Frigate.

»Was meinen Sie damit?«

»Wir haben sie schon auf der Erde niemals erfahren — warum sollte sie uns also ausgerechnet hier zuteil werden? Glauben Sie etwa, daß hier irgendwo eine Offenbarung auf uns wartet?«

Burton zuckte die Achseln und erwiderte: »Natürlich nicht. Aber ich glaube, daß es nötig ist, die nächste Umgebung zu erforschen und herauszufinden, wie wir in ihr überleben können. Das Glück eines allzu seßhaften Menschen pflegt in der Regel ebenfalls recht unbeweglich zu sein.«

Er deutete auf den Uferstreifen. »Sehen sie diese pilzähnlichen Felsen? Mir scheint, daß sie voneinander in einem bestimmten Abstand entfernt stehen.

Ihr Abstand beträgt nahezu einheitlich anderthalb Kilometer. Ich frage mich, wozu sie dienen.«

Monat sagte: »Wenn Sie einen näheren Blick auf diesen da geworfen hätten, würden Sie erkannt haben, daß seine Oberfläche von nahezu siebenhundert Vertiefungen bedeckt ist. Und diese Vertiefungen haben genau die richtige Größe, um das Ende unserer Zylinder darin zu versenken. Außerdem befindet sich im Mittelpunkt der Pilzoberfläche ebenfalls ein solches Gerät. Wenn es uns gelingt, ihn zu öffnen, sind wir vielleicht auch fähig, die Funktion dieser Vertiefungen herauszufinden. Ich nehme an, daß er aus genau diesem Grund auch dort platziert worden ist.«

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