KAPITEL 15

Miles kehrte in Osers Kabine zurück, um schnell die Dateien der Komkonsole des Admirals durchzusehen. Er versuchte, all die Veränderungen in der Ausrüstung und im Personal in den Griff zu bekommen, die stattgefunden hatten, seit er zuletzt Kommandant gewesen war. Außerdem wollte er wissen, wie die Nachrichtendienste der Dendarii und der Aslunder die Ereignisse in der Hegen-Nabe darstellten. Irgend jemand brachte ihm ein Sandwich und einen Kaffee, die er zu sich nahm, ohne es wahrzunehmen. Der Kaffee konnte ihn nicht mehr munter halten, obwohl er immer noch unter einer fast unerträglichen Spannung stand.

Sobald wir vom Dock ablegen, werde ich in Osers Bett fallen. Er sollte wohl besser wenigstens einen Teil der sechsunddreißig Stunden Transitzeit schlafen, sonst würde er bei der Ankunft mehr eine Belastung sein als Gewinn. Denn dann würde er mit Cavilo fertig werden müssen, und ihr gegenüber kam er sich vor wie ein Unbewaffneter beim Duell. Ganz zu schweigen von den Cetagandanern. Miles dachte über den historischen Dreibeinwettlauf zwischen Waffenentwicklung und Taktik nach.

Projektilwaffen für den Kampf Schiff gegen Schiff im Weltraum waren schon früh überholt gewesen durch Massenabschirmung und Laserwaffen. Massenabschirmung, die dazu entwikkelt worden war, sich bewegende Raumschiffe vor Weltraumschutt zu schützen, auf den sie bei normalen Raumgeschwindigkeiten bis zu halber Lichtgeschwindigkeit trafen, schüttelte schon ohne zusätzliche Anstrengung Projektile ab.

Die Laserwaffen ihrerseits waren durch das Aufkommen des ›Schwertschluckers‹ nutzlos geworden, einer von den Betanern entwickelten Verteidigungswaffe, die tatsächlich das feindliche Feuer als eigene Energiequelle nutzte. Ein ähnliches Prinzip versprach beim Plasmaspiegel, der in der Generation von Miles’ Eltern entwickelt worden war, das gleiche mit den Plasmawaffen kürzerer Reichweite zu machen. Nach einem weiteren Jahrzehnt würde Plasma vielleicht schon völlig außer Gebrauch sein.

Die vielversprechendste Waffe für den Kampf Schiff gegen Schiff schien in den letzten paar Jahren die Gravitationsimploder-Lanze geworden zu sein, eine Modifikation der Traktorstrahltechnologie. Dagegen gab es Abschirmungen mit künstlicher Gravitation in verschiedenen Konstruktionen, aber ihre Schutzwirkung reichte noch nicht aus. Der Imploderstrahl hinterließ scheußlich verbogene Trümmer, wo er auf Masse traf. Was er einem menschlichen Körper antat, war der schiere Horror.

Aber die Reichweite der energieverschlingenden Imploderlanze war — verglichen mit den Geschwindigkeiten und Entfernungen im Raum — wahnsinnig kurz, knapp ein Dutzend Kilometer. Nun mußten also die Schiffe kooperieren, um miteinander zu kämpfen, mußten langsamer werden, sich näher kommen und manövrieren. In Anbetracht des geringen Umfangs der Wurmlochvolumina sah es so aus, als würde der Kampf plötzlich wieder eng und nah werden, außer daß zu enge Formationen ›Sonnenwand‹-Angriffe massierter Nuklearwaffen anlockten.

So ging es immer im Kreis herum. Es deutete sich an, daß Rammen und Entern schließlich wieder zu einer praktischen Taktik werden könnten. Jedenfalls bis die nächste Überraschung aus der Werkstatt des Teufels eintraf. Miles sehnte sich einen kurzen Moment nach den guten alten Zeiten der Generation seines Großvaters, als die Menschen einander aus der Entfernung von fünfzigtausend Kilometern töten konnten. Da waren sie füreinander einfach Lichtpunkte auf dem Bildschirm gewesen, die es auszuknipsen galt. Eine saubere Angelegenheit.

Die Wirkung der neuen Imploder auf die Konzentration der Feuerkraft versprach merkwürdig zu werden, besonders wenn es um ein Wurmloch ging. Es war jetzt möglich, daß eine kleine Streitmacht in einem kleinen Gebiet ebensoviel Feuerkraft pro Kubikeinheit einsetzen konnte wie eine große Streitmacht, die ihre Größe nicht auf den effektiven Umfang herabschrumpfen konnte, obwohl natürlich der Unterschied in den Reserven noch blieb.

Eine große Streitmacht, die bereit war, Opfer zu bringen, konnte nur dauernd zurückschlagen, bis ihre schiere Anzahl die kleinere Konzentration überwältigte. Die cetagandanischen GhemLords waren nicht gegen Opfer allergisch, obwohl sie es allgemein vorzogen, mit Untergebenen zu beginnen, oder noch besser mit Verbündeten.

Miles rieb seine verkrampften Halsmuskeln. Der Summer an der Kabinentür ertönte. Miles griff über das Komkonsolenpult, um den Türöffner zu drücken. Ein hagerer, dunkelhaariger Mann Anfang dreißig mit Technikerabzeichen auf der grau-weißen Uniform der Söldner stand unsicher in der Türöffnung. »Mylord?«, sagte er mit weicher Stimme.

Baz Jesek, Technischer Offizier der Flotte. Einst flüchtiger Deserteur aus den Kaiserlich Barrayaranischen Streitkräften, dann eidgebundener persönlicher Gefolgsmann von Miles in dessen Identität als Lord Vorkosigan. Und schließlich Ehemann der Frau, die Miles liebte. Einst geliebt hatte. Immer noch liebte.

Baz. Verdammt. Miles räusperte sich verlegen.

»Komm rein, Kommodore Jesek.«

Baz schritt lautlos über die Bodenmatten und blickte abwehrend und schuldbewußt drein. »Ich bin gerade vom Reparaturtender hereingekommen und habe die Nachricht gehört, daß du wieder da bist.«

Sein barrayaranischer Akzent war durch die Jahre seines galaktischen Exils abgeschliffen, bedeutend weniger hörbar als noch vor vier Jahren.

»Zeitweilig jedenfalls.«

»Tut mir leid, daß du die Dinge nicht so wiedergefunden hast, wie du sie verlassen hattest, Mylord. Mir kommt es vor, als hätte ich Elenas Mitgift verschleudert, die du ihr mitgegeben hattest. Ich erkannte die Auswirkungen von Osers ökonomischen Manövern nicht, bis … nun ja … es gibt keine Entschuldigung.«

»Der Mann hat auch Tung ausgetrickst«, betonte Miles. Er krümmte sich innerlich, als er hörte, wie Baz sich bei ihm entschuldigte. »Ich habe gehört, es war nicht gerade ein fairer Kampf.«

»Es war überhaupt kein Kampf, Mylord«, sagte Baz langsam. »Das war das Problem.« Baz stand in Rührt-euch-Haltung. »Ich bin gekommen, um dir meinen Rücktritt einzureichen, Mylord.«

»Das Angebot wird zurückgewiesen«, sagte Miles prompt. »Erstens können eidgebundene Gefolgsmänner nicht zurücktreten, zweitens, woher bekomme ich einen fähigen Flotteningenieur binnen …« — er warf einen Blick auf sein Chrono — »zwei Stunden, und drittens, drittens … ich brauche einen Zeugen, der meinen Namen entlastet, falls die Dinge schiefgehen. Noch schiefer gehen. Du mußt mich über die Möglichkeiten der Ausrüstung der Flotte ins Bild setzen und mir dann helfen, alles in Bewegung zu bringen. Und ich muß dich darüber ins Bild setzen, was wirklich vor sich geht. Du bist der einzige außer Elena, dem ich die geheime Hälfte der ganzen Sache anvertrauen kann.«

Mühsam überredete Miles den unschlüssigen Ingenieur, sich zu setzen. Dann sprudelte er eine geraffte Zusammenfassung seiner Abenteuer in der Hegen-Nabe hervor, wobei er nur die Erwähnung von Gregors halbherzigem Selbstmordversuch ausließ, das war Gregors eigene Schmach.

Miles war ganz und gar nicht überrascht, als er erfuhr, daß Elena von seiner vorigen kurzen und wenig rühmlichen Rückkehr, seiner Befreiung und seinem neuerlichen Weggang von den Dendarii nichts erzählt hatte, daß der Kaiser inkognito dabeigewesen war, schien für Baz ein offensichtlicher und ausreichender Grund für Elenas Schweigen zu sein. Als Miles seinen Bericht beendete, war Baz inneres Schuldgefühl ganz und gar äußerster Besorgnis gewichen. »Wenn der Kaiser umgebracht wird — wenn er nicht zurückkehrt —, dann könnte das Durcheinander zu Hause jahrelang dauern«, sagte Baz. »Vielleicht solltest du Cavilo ihn retten lassen, anstatt zu riskieren …«

»Bis zu einem gewissen Punkt beabsichtige ich genau das zu tun«, sagte Miles. »Wenn ich nur wüßte, was Gregor denkt.« Er machte eine Pause.

»Wenn wir sowohl Gregor als auch den Kampf ums Wurmloch verlieren, dann werden die Cetagandaner just in dem Augenblick vor unserer Tür erscheinen, wo bei uns die größte innere Unordnung herrscht. Was für eine Versuchung für sie, was für eine Verlockung! — Sie wollten schon immer Komarr haben. Wir könnten einer zweiten cetagandanischen Invasion in den Rachen blicken, was für sie eine fast so große Überraschung wäre wie für uns. Sie mögen schlau angelegte Pläne bevorzugen, aber sie sind nicht erhaben über einen kleinen Opportunismus — nicht über eine Gelegenheit, die sich so überwältigend anbietet …«

Angetrieben von dieser Schreckensvision, wandten sie sich entschlossen den technischen Einzelheiten zu, wobei sich Miles an den alten Spruch über die Notwendigkeit eines Nagels erinnerte.

Sie hatten den Überblick fast abgeschlossen, als der diensthabende Kommunikationsoffizier Miles über seine Komkonsole anrief. »Admiral Naismith, Sir?« Der Offizier blickte interessiert Miles ins Gesicht und fuhr dann fort: »Da ist ein Mann in der Andockbucht der Sie zu sprechen wünscht. Er behauptet, wichtige Informationen zu haben.«

Miles erinnerte sich an den theoretischen Ersatzattentäter. »Was wissen Sie über seine Identität?«

»Er will, man solle Ihnen sagen, sein Name sei Ungari. Das ist alles, was aus ihm herauszubekommen ist.«

Miles hielt den Atem an. Endlich kam die Kavallerie! Oder war das ein schlauer Trick, um Zugang zu bekommen? »Können Sie mich einen Blick auf ihn werfen lassen, ohne daß er es merkt?«

»In Ordnung, Sir.« Das Gesicht des Offiziers wurde auf dem Vid durch eine Ansicht der Andockbucht der Triumph abgelöst. Das Vid zoomte auf zwei Männer in Aslunder Technikeroveralls. Miles sank erleichtert zusammen. Hauptmann Ungari. Und der liebe Sergeant Overholt.

»Danke sehr. Lassen Sie ein Kommando die beiden Männer zu meiner Kabine begleiten.« Er blickte schnell auf Baz. »In … hm … etwa zehn Minuten.«

Er schaltete aus und erklärte: »Das ist mein Chef vom Sicherheitsdienst. Gott sei Dank! Aber — ich bin nicht sicher, ob ich in der Lage wäre, ihm den besonderen Status deiner Anklage wegen Desertion zu erklären. Ich meine, er gehört zum kaiserlichen Sicherheitsdienst, nicht zur Sicherheitsabteilung der Streitkräfte, und ich kann mir nicht vorstellen, daß der alte Haftbefehl für dich gerade jetzt auf der Liste seiner Anliegen obenan steht, aber es wäre vielleicht … einfacher, wenn du ihm aus dem Weg gehst, oder?«

»Mm.« Baz verzog das Gesicht zum Zeichen der Zustimmung. »Ich nehme an, ich habe Pflichten, um die ich mich kümmern muß?«

»Das ist nicht gelogen. Baz …« Einen Moment lang sehnte sich Miles danach, Baz zu sagen, er solle Elena nehmen und fliehen, weit weg in Sicherheit gehen vor der drohenden Gefahr. »Es wird bald echt verrückt zugehen.«

»Wenn Miles der Verrückte wieder die Leitung hat, wie könnte es da anders sein?« Baz zuckte die Achseln und lächelte. Er ging zur Tür.

»Ich bin nicht so verrückt wie Tung — guter Gott, niemand nennt mich so, nicht wahr?«

»Ach — das ist ein alter Scherz. Nur unter ein paar, alten Dendarii.« Baz beschleunigte seinen Schritt.

Und es gibt sehr wenige alte Dendarii. Das war unglücklicherweise nicht witzig. Die Tür schloß sich zischend hinter dem Ingenieur.

Ungari. Ungari. Endlich jemand, der die Verantwortung übernahm. Wenn ich nur Gregor bei mir hätte, dann wäre ich genau jetzt fertig. Aber zumindest kann ich herausfinden, was unsere Seite die ganze Zeit über im Schilde geführt hat. Erschöpft legte er den Kopf auf die Arme über Osers Komkonsolenpult und lächelte. Hilfe kam. Endlich.

Ein Traum schlich sich zwischen seine Gedanken und verwirrte sie, als der Summer an der Kabinentür erneut ertönte, schreckte Miles aus zu lang aufgeschobenem Schlaf hoch. Er rieb sich benommen das Gesicht und drückte den Türöffner auf dem Tisch. »Herein.«

Er blickte schnell auf sein Chrono: nur vier Minuten hatte er mit diesem Abgleiten des Bewußtseins verloren. Es war endgültig Zeit für eine Pause.

Chodak und zwei Dendarii-Wachen eskortierten Hauptmann Ungari und Sergeant Overholt in den Raum. Ungari und Overholt waren beide in die gelbbraunen Overalls Aslunder Aufseher gekleidet, zweifellos mit dazu passenden Ausweisen. Miles lächelte ihnen glücklich zu.

»Sergeant Chodak, Sie und Ihre Männer warten draußen.«

Chodak wirkte arg enttäuscht über diesen Ausschluß. »Und bitten Sie Oberstleutnant Elena Bothari-Jesek, daß sie hierherkommt, wenn sie mit ihrer gegenwärtigen Aufgabe fertig ist. Danke.«

Ungari wartete ungeduldig, bis sich die Tür hinter Chodak geschlossen hatte, und trat dann vor. Miles stand auf und salutierte schneidig.

»Froh, Sie zu sehen.«

Zu Miles’ Überraschung erwiderte Ungari den Gruß nicht, statt dessen packten seine Hände Miles’ Uniformjacke und hoben ihn hoch. Miles spürte, daß Ungari nur unter größter Zurückhaltung nach seinen Jackenaufschlägen statt nach seinem Hals gegriffen hatte. »Vorkosigan, Sie Idiot! Was für ein Spiel haben Sie, zum Teufel noch mal, getrieben?«

»Ich habe Gregor gefunden, Sir. Ich …« — sag nicht, habe ihn verloren. »Ich rüste gerade eine Expedition aus, um ihn zu retten. Ich bin so froh, daß Sie Kontakt mit mir aufgenommen haben, eine Stunde später, und Sie hätten das Boot verpaßt. Wenn wir unsere Informationen und Ressourcen zusammentun …«

Weder lockerte sich Ungaris Griff noch entspannten sich seine verzerrten Lippen. »Wir wissen, daß Sie den Kaiser gefunden haben, wir sind euch beiden von der Haftabteilung des Konsortiums bis hierher gefolgt. Dann seid ihr beide plötzlich verschwunden.«

»Haben Sie nicht Elena gefragt? Ich dachte, Sie würden das tun — hören Sie, Sir, setzen Sie sich, bitte«, und lassen Sie mich herunter, verdammt — Ungari schien nicht zu bemerken, daß Miles’ Zehen nach dem Boden tasteten, »und erzählen Sie mir, wie das alles von Ihrem Standpunkt aus ausgesehen hat. Das ist sehr wichtig.«

Ungari atmete heftig, ließ Miles los und setzte sich auf den angewiesenen Dienststuhl, oder zumindest auf dessen Rand. Auf ein Handzeichen hin bezog Overholt hinter ihm Position. Miles blickte mit einer gewissen Erleichterung auf Overholt, den er zuletzt mit dem Gesicht nach unten bewußtlos auf dem Boden der Halle der Konsortium-Station hatte liegen sehen. Der Sergeant schien völlig erholt zu sein, wenn auch müde und gestresst.

Ungari sagte: »Als Sergeant Overholt endlich zu sich kam, folgte er Ihnen zur Haftabteilung des Konsortiums, aber da waren Sie schon verschwunden. Er dachte, die hätten das bewerkstelligt, die dachten, er hätte das eingefädelt. Er warf mit Bestechungsgeldern um sich, und schließlich erfuhr er die Geschichte von dem Kontraktsklaven, den Sie zusammengeschlagen hatten — einen Tag später, als der Mann endlich reden konnte …«

»Er hat also überlebt«, sagte Miles. »Gut, Gre… — wir hatten uns deshalb Sorgen gemacht.«

»Ja, aber Overholt erkannte anfangs den Kaiser in den Berichten des Kontraktsklaven nicht — der Sergeant war nicht auf der Liste derer gewesen, die man über sein Verschwinden informiert hatte.«

Ein schwacher Anflug von Zorn huschte über das Gesicht des Sergeanten, als würde er sich an große Ungerechtigkeit erinnern.

»Erst als er mit mir hier Kontakt aufgenommen hatte, als wir in eine Sackgasse geraten waren und noch mal alle Schritte nachgingen in der Hoffnung, eine Spur von Ihnen zu finden, die wir übersehen hatten, da identifizierte ich den fehlenden Kontraktsklaven als Kaiser Gregor. Tage waren da verloren.«

»Ich war mir sicher, Sie würden Kontakt mit Elena BothariJesek aufnehmen, Sir. Sie wußte, wohin wir gegangen waren. Sie wußten doch, daß sie meine eidgebundene Lehnsfrau ist, das steht in meinen Akten.«

Ungari preßte die Lippen zusammen und warf ihm einen wütenden Blick zu, lieferte aber ansonsten keine Erklärung für diesen Fehlgriff.

»Als die erste Welle barrayaranischer Agenten in der HegenNabe ankam, hatten wir endlich genügend Verstärkung, um eine ernsthafte Suche vorzubereiten …«

»Gut! Also weiß man zu Hause, daß Gregor in der Nabe ist. Ich befürchtete schon, Illyan würde immer noch all seine Ressourcen auf Komarr verschwenden, oder, noch schlimmer, in Richtung Escobar.«

Ungari ballte wieder die Fäuste. »Vorkosigan, was haben Sie mit dem Kaiser gemacht?«

»Er ist momentan in Sicherheit, aber trotzdem in großer Gefahr.« Miles dachte eine Sekunde lang darüber nach. »Das heißt, im Moment geht es ihm gut, denke ich, aber das wird sich ändern mit der taktischen …«

»Wir wissen, wo er ist, er wurde vor drei Tagen von einem Agenten bei den Randall’s Rangers entdeckt.«

»Das muß gewesen sein, als ich gerade abgereist war«, rechnete Miles nach. »Nicht, daß er mich hätte entdecken können, ich war im Schiffsgefängnis — was tun wir jetzt in dieser Richtung?«

»Rettungsstreitkräfte werden zusammengezogen, ich weiß nicht, wie groß die Flotte sein wird.«

»Wie steht es mit der Erlaubnis, den Raum von Pol zu durchqueren?«

»Ich zweifle, daß man darauf warten wird.«

»Wir müssen Pol alarmieren, nicht beleidigen. Die …«

»Fähnrich, Vervain hält den Kaiser gefangen!«, knurrte Ungari wütend. »Ich werde nicht …«

»Nicht Vervain hält Gregor gefangen, sondern Kommandantin Cavilo«, unterbrach Miles eilig. »Es ist strikt unpolitisch, ein Komplott zu ihrem privaten Gewinn. Ich glaube — tatsächlich bin ich mir absolut sicher —, die Regierung von Vervain weiß nicht das geringste über ihren ›Gast‹. Unsere Rettungs-Streitkräfte müssen gewarnt werden, keinen feindseligen Akt zu begehen, bevor die cetagandanische Invasionsflotte auftaucht.«

»Die was?«

Miles zögerte, dann sagte er leiser: »Wollen Sie damit sagen, Sie wissen nichts über die cetagandanische Invasion?« Er hielt inne. »Nun ja, nur weil Sie davon noch nichts wissen, muß das noch nicht bedeuten, daß Illyan das noch nicht rausgekriegt hat. Selbst wenn wir nicht herausgefunden haben, wo sie sich innerhalb ihres Imperiums sammeln — sobald der Sicherheitsdienst zusammenzählt, wieviel cetagandanische Raumkriegsschiffe von ihren Heimatstandorten verschwunden sind, wird man erkennen, daß etwas im Busche ist. Irgend jemand muß ja noch solche Dinge im Auge behalten, selbst in der gegenwärtigen Aufregung wegen Gregor.«

Ungari saß immer noch wie betäubt da, deshalb fuhr Miles mit seinen Erklärungen fort. »Ich erwarte, daß eine cetagandanische Streitmacht in den Lokalraum von Vervain eindringt und dann weitermacht, um sich die Hegen-Nabe zu sichern, und zwar mit Einwilligung von Kommandantin Cavilo. Sehr bald. Ich plane, die Dendarii-Flotte auf die andere Seite des Systems zu nehmen und die Cetagandaner am Wurmloch von Vervain zu bekämpfen, und dieses Wurmloch zu halten, bis Gregors Befreiungsflotte eintrifft. Ich hoffe, man schickt mehr als nur ein diplomatisches Verhandlungsteam … Übrigens, haben Sie noch die Blankokreditanweisung für den Söldnervertrag, die Illyan Ihnen gab? Ich brauche sie.«

»Sie, mein Herr«, begann Ungari, als er seiner Stimme wieder mächtig war, »gehen nirgendwohin außer in unsere konspirative Wohnung auf der Aslund-Station. Wo Sie ruhig — sehr ruhig — warten werden, bis Illyans Verstärkungen eintreffen, um Sie mir abzunehmen.«

Miles ignorierte höflich diesen unpraktischen Ausbruch. »Sie müssen doch Daten für Ihren Bericht an Illyan gesammelt haben. Ist da irgend etwas dabei, das für mich von Nutzen ist?«

»Ich habe einen vollständigen Bericht über die Aslund-Station, über die Vorkehrungen der Aslunder Flotte und der Söldner und ihre Stärken, aber …«

»Ich habe das alles inzwischen.« Miles trommelte mit den Fingern ungeduldig auf Osers Komkonsole. »Verdammt. Ich wünsche mir, Sie hätten die letzten zwei Wochen statt dessen auf der Vervain-Station verbracht.«

Ungari knirschte mit den Zähnen. »Vorkosigan, Sie stehen jetzt auf und kommen mit Sergeant Overholt und mir. Oder mein Ehrenwort, ich werde Overholt Sie mit Gewalt davontragen lassen.«

Overholt beäugte ihn mit kalter Berechnung, erkannte Miles. »Das könnte ein ernster Fehler sein, Sir. Schlimmer als Ihre Unterlassung, Elena zu kontaktieren. Wenn Sie mich nur mal die allgemeine strategische Situation erklären lassen …«

Über das Erträgliche hinaus gereizt, stieß Ungari hervor: »Overholt, packen Sie ihn!«

Miles drückte den Alarmknopf an seinem Komkonsolenpult, als Overholt über ihn herfiel. Er sprang um seinen Stuhl herum und stieß ihn aus seiner Verankerung, als Overholt danebengriff. Die Kabinentür öffnete sich zischend. Chodak und seine zwei Wachen stürmten herein, gefolgt von Elena. Overholt, der um die Ecke des Komkonsolenpults hinter Miles herjagte, schlitterte direkt in Chodaks Betäuberfeuer. Er fiel mit einem heftigen Plumps zu Boden, Miles zuckte zusammen.

Ungari sprang auf die Füße und hielt dann inne, eingerahmt von vier auf ihn zielenden Dendarii-Betäubern. Miles kam es vor, als müßte er gleich in Tränen ausbrechen, oder möglicherweise in ein Gelächter. Keins von beiden wäre nützlich gewesen. Er gewann wieder die Herrschaft über seinen Atem und seine Stimme.

»Sergeant Chodak, bringen Sie diese beiden Männer ins Schiffsgefängnis der Triumph. Stecken Sie sie … stecken Sie sie mal in die Zelle neben Metzov und Oser.«

»Jawohl, Admiral.«

Ungari fiel in tapferes Schweigen, wie es sich für einen gefangenen Spion ziemte, und duldete es, hinausgeführt zu werden, obwohl die Adern an seinem Hals vor unterdrückter Wut pulsierten, als er einen zornigen Blick zurück auf Miles warf.

Und ich kann ihn nicht einmal mit Schnell-Penta verhören, dachte Miles bedauernd. Ein Agent auf der Ebene von Ungari hatte sicher ein Implantat mit einer induzierten allergischen Reaktion gegen Schnell-Penta: nicht Euphorie, sondern anaphylaktischer Schock und Tod wären das Ergebnis solch einer Dosis.

Einen Augenblick später erschienen zwei weitere Dendarii mit einer Schwebepalette und brachten den reglosen Overholt weg.

Als sich die Tür hinter ihnen schloß, fragte Elena: »Also gut, um was ging es bei dem Ganzen?«

Miles seufzte tief: »Das war unglücklicherweise mein Vorgesetzter beim Kaiserlichen Sicherheitsdienst, Hauptmann Ungari. Er war nicht in der Stimmung, mir zuzuhören.«

Elenas Augen leuchteten vor perverser Begeisterung.

»Lieber Gott, Miles! Metzov — Oser — Ungari — alle hintereinander — du bist sicherlich hart zu deinen kommandierenden Offizieren. Was wirst du tun, wenn die Zeit kommt, sie alle herauszulassen?«

Miles schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht.«


Die Flotte löste sich binnen einer Stunde von der Aslund-Station und bewahrte strikte Funkstille. Die Aslunder gerieten natürlich in Panik. Miles saß im Kommunikationszentrum der Triumph und hörte ihre hektischen Anfragen ab, entschlossen, nicht in den natürlichen Lauf der Ereignisse einzugreifen, es sei denn, die Aslunder eröffneten das Feuer. Bis er Gregor wieder in Händen hatte, mußte er um jeden Preis Cavilo das korrekte Bild präsentieren. Sie in dem Glauben lassen, daß sie bekäme, was sie wollte, oder zumindest, wonach sie verlangt hatte. Tatsächlich versprach der natürliche Lauf der Ereignisse mehr von den Ergebnissen zu liefern, die Miles wünschte, als er durch Planung und Überredung hätte erreichen können. Die Aslunder hatten drei Haupttheorien, wie Miles aus ihrem Funkgeschnatter schließen konnte: die Söldner flohen ganz und gar aus der Hegen-Nabe aufgrund einer geheimen Nachricht von einem bevorstehenden Angriff, die Söldner hauten ab, um sich einem oder mehreren von Aslunds Feinden anzuschließen, oder, am schlimmsten von allem, die Söldner eröffneten einen nicht provozierten Angriff auf besagte Feinde, wobei eine nachfolgende Vergeltung auf die Häupter der Aslunder zurückfallen würde.

Die Streitkräfte der Aslunder wurden in höchsten Alarmzustand versetzt. Da der plötzliche Abzug ihrer treulosen Söldner sie ihrer mutmaßlichen Verteidigung entblößt hatte, wurden Verstärkungen angefordert, mobile Streitkräfte in die Nabe verlegt, Reserven aktiviert. Miles atmete erleichtert auf, als die letzten Schiffe der Dendarii-Flotte die Region der Aslunder geräumt hatten und dem offenen Raum zustrebten. Da die Aslunder durch die Verwirrung aufgehalten worden waren, konnte jetzt keine Aslunder Verfolgertruppe die Dendarii noch einholen, bis sie in der Nähe des Wurmlochs von Vervain die Geschwindigkeit verlangsamten. Und dort dürfte es mit der Ankunft der Cetagandaner nicht allzu schwer sein, die Aslunder dazu zu überreden, sich selbst als Reserven der Dendarii einzustufen.

Das Timing war, wenn schon nicht alles, so doch sehr viel.

Angenommen, Cavilo hatte noch nicht ihren Startcode an die Cetagandaner gesendet. Die plötzliche Bewegung der DendariiFlotte könnte ihr durchaus einen solchen Schreck einjagen, daß sie ihr Komplott fallenließ.

Schön, dachte Miles. In diesem Fall hätte er die cetagandanische Invasion gestoppt, ohne daß ein Schuß abgefeuert worden wäre. Ein perfekter Krieg der Manöver, nach Admiral Aral Vorkosigans eigener Definition. Natürlich würde ich da politisch dumm aus der Wäsche schauen, und von drei Seiten wäre ein Lynchmob hinter mir her, aber Papa würde mich verstehen — hoffe ich.

Das würde das Überleben und Gregors Befreiung als seine einzigen taktischen Ziele übriglassen, was im Kontrast zur gegenwärtigen Lage absurder- und erfreulicherweise leicht erschien. Es sei denn natürlich, Gregor wollte nicht befreit werden …

Weitere, feinere Zweige des Strategiebaums mußten auf die Ereignisse warten, entschied Miles völlig erschöpft. Er wankte in Osers Kabine, fiel dort ins Bett und schlief zwölf ganze, volle Stunden.

Die Kommunikationsoffizierin der Triumph weckte Miles mit einem Anruf über Vid. Miles tappte in seiner Unterwäsche zur Komkonsole und sank auf den Stuhl. »Ja?«

»Sie wünschten über Botschaften von der Vervain-Station informiert zu werden, Sir.«

»Ja, danke.« Miles rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte nach der Uhr. Es blieben noch zwölf Stunden Flugzeit bis zu ihrer Ankunft am Ziel. »Schon irgendwelche Anzeichen für ungewöhnliche Aktivitäten auf der Vervain-Station oder an ihrem Wurmloch?«

»Noch nicht, Sir.«

»In Ordnung. Fahren Sie fort, allen nach draußen gehenden Verkehr zu überwachen, aufzuzeichnen und zu verfolgen. Wieviel beträgt gegenwärtig die Zeitverzögerung bei der Übertragung von uns zu ihnen?«

»Sechsunddreißig Minuten, Sir.«

»Mm. Sehr schön. Übertragen Sie mir die Botschaft hierher.« Gähnend lehnte er seine Ellbogen auf Osers Komkonsole und betrachtete das Vid. Ein hochrangiger Offizier der Vervani erschien auf dem Schirm und wünschte eine Erklärung für die Bewegungen der Oser-/Dendarii-Flotte. Es klang sehr ähnlich wie bei den Aslundern. Kein Zeichen von Cavilo.

Miles wählte die Kommunikationsoffizierin an. »Senden Sie als Antwort, daß ihre wichtige Botschaft durch statische Störungen und eine Fehlfunktion in unserem Decodiersystem hoffnungslos verzerrt war. Bitten Sie dringend um eine Wiederholung mit Verstärkung.«

»Jawohl, Sir.«

In den folgenden siebzig Minuten nahm Miles in aller Ruhe ein Bad, zog eine passende Uniform (samt Stiefeln) an, die man besorgt hatte, während er schlief, und aß ein reichhaltiges Frühstück. Rechtzeitig für die zweite Übertragung kam er in den Navigationsraum der Triumph spaziert.

Diesmal stand Kommandantin Cavilo mit überkreuzten Armen hinter dem vervanischen Offizier. Der Vervani wiederholte seinen Text von vorher, buchstäblich mit Verstärkung: diesmal war seine Stimme lauter und schärfer. Cavilo fügte hinzu: »Erklären Sie sich sofort, oder wir werden Sie als feindliche Streitmacht betrachten und entsprechend reagieren.«

Das war die Verstärkung, die er gewollt hatte. Miles ließ sich auf dem Stuhl an der Kommunikationsstation nieder und brachte seine Dendarii-Uniform so gut wie möglich in Ordnung. Er gab acht, daß die Admiralsabzeichen auf dem Vid deutlich sichtbar waren. »Bereit zum Senden«, nickte er der Kommunikationsoffizierin zu. Er glättete seine Gesichtszüge zu einem so unbewegten und todernsten Ausdruck, wie er nur konnte.

»Hier spricht Admiral Miles Naismith, Kommandant der Freien Dendarii Söldnerflotte. An Kommandantin Cavilo, Randall’s Rangers, vertraulich. Madame. Ich habe meine Mission erfüllt, genau wie Sie befohlen haben. Ich erinnere Sie an die Belohnung, die Sie mir für meinen Erfolg versprochen haben. Was sind Ihre nächsten Instruktionen? Naismith Ende.«

Die Offizierin schickte die Aufzeichnung in den DichtstrahlZerhacker.

»Sir«, sagte sie unsicher, »wenn das nur für die Augen von Kommandantin Cavilo bestimmt ist, sollten wir es dann auf dem Befehlskanal von Vervain senden? Die Vervani werden es erst entschlüsseln müssen, bevor sie es weitergeben. Es wird von einer Menge anderer Augen außer den ihren gesehen werden.«

»Ganz recht, Leutnant«, sagte Miles. »Machen Sie weiter und senden Sie!«

»Oh. Und wenn — falls — sie antworten, was soll ich dann Ihrem Wunsch gemäß tun?«

Miles blickte auf sein Chrono. »Um die Zeit ihrer nächsten Antwort dürfte unsere Flugroute uns hinter die störende Corona der Zwillingssonne führen. Wir dürften dann gute … oh … drei Stunden unerreichbar sein.«

»Ich kann die Verstärkung noch erhöhen, Sir, und durch …«

»Nein, nein, Leutnant. Die Störung wird schrecklich sein. Wenn Sie das auf vier Stunden ausdehnen können, so ist es genaugenommen noch viel besser. Aber lassen Sie es echt erscheinen. Ich möchte, daß Sie sich als Nichtkommunikationsoffizierin betrachten, bis wir in einem Bereich für eine DichtstrahlKonferenz zwischen mir und Cavilo in Fastechtzeit sind.«

»Jawohl, Sir«, grinste sie. »Jetzt verstehe ich.«

»Machen Sie weiter. Erinnern Sie sich daran: ich wünsche ein Maximum an Ineffizienz, Inkompetenz und Fehlern. Das heißt, auf den Kanälen der Vervani. Sie haben sicher schon mit Rekruten gearbeitet. Seien Sie kreativ.«

»Jawohl, Sir.«

Miles ging fort, um Tung zu suchen.

Als sich die Kommunikationsoffizierin erneut meldete, waren er und Tung im Taktikzentrum der Triumph völlig in das Display des Taktikcomputers vertieft, wo sie projizierte Wurmlochszenarien ablaufen ließen. »Veränderungen auf der VervainStation, Sir. Der gesamte abgehende kommerzielle Schiffsverkehr wurde angehalten. Ankommenden Schiffen wird die Erlaubnis zum Andocken verweigert. Codierte Sendungen auf allen militärischen Kanälen haben sich just verdreifacht. Und vier große Kriegsschiffe sind gerade gesprungen.«

»In die Nabe oder hinaus nach Vervain?«

»Hinaus nach Vervain, Sir.«

Tung lehnte sich vor. »Übertragen Sie die bestätigten Daten in das Taktikdisplay, Leutnant.«

»Jawohl, Sir.«

»Danke«, sagte Miles. »Halten Sie uns auf dem laufenden. Und hören Sie auch die zivilen nichtcodierten Nachrichten ab, alle, die Sie aufschnappen können. Ich möchte, daß wir die Gerüchte beobachten, sobald sie auszuschwirren beginnen.«

»In Ordnung, Sir. Ende.«

Während die Kommunikationsoffizierin die neuen Daten in den Computer schickte, rief Tung ein Programm auf, das mit einem gewissen Lachen das ›Echtzeit‹-Taktikdisplay genannt wurde, eine farbenprächtige schematische Darstellung. Er untersuchte die Identität der vier ausgelaufenen Kriegsschiffe.

»Es geht los«, sagte er grimmig. »Du hast es vorhergesagt.«

»Glaubst du nicht, daß wir der Auslöser sind?«

»Nicht bei diesen vier Schiffen. Sie hätten nicht die Station verlassen, wenn sie nicht dringend woanders benötigt würden. Du solltest besser deinen Arsch rüber … das heißt, mach jetzt die Ariel zu deinem Flaggschiff, mein Sohn.«

Miles rieb nervös die Lippen und betrachtete im schematischen Display im Taktikraum der Ariel das, was er bei sich seine ›Kleine Flotte‹ getauft hatte. Das Gerät zeigte jetzt die Ariel selbst sowie die zwei nächstschnellsten Schiffe der DendariiStreitkräfte. Seine eigene, persönliche Angriffsgruppe: schnell, manövrierbar, geeignet für plötzliche Kurswechsel, wobei sie weniger Wenderaum brauchte als jede andere mögliche Kombination. Zugegebenermaßen hatten die Schiffe geringe Feuerkraft. Aber wenn sich die Dinge so entwickelten, wie Miles es geplant hatte, dann war Feuern sowieso keine wünschenswerte Option.

Der Taktikraum der Ariel war mit einer Stamm-Mannschaft besetzt: Miles, Elena als seine persönliche Kommunikationsoffizierin, Arde Mayhew für alle anderen Systeme. Alle vom engsten Kreis, in Erwartung dieser nächsten höchst privaten Unterredung. Wenn es zu einem wirklichen Kampf käme, so würde er den Raum an Thorne übergeben, der im Augenblick in den Navigationsraum ausquartiert war. Und dann würde er sich vielleicht in seine Kabine zurückziehen und sich den Bauch aufschlitzen.

»Schauen wir uns jetzt mal die Vervain-Station an«, sagte er zu Elena, die an der Kommunikations-Station saß. Das zentrale Holoviddisplay in der Mitte des Raumes drehte sich verwirrend, als sie die Steuerung betätigte. Die schematische Darstellung ihres Zielgebiets schien zu brodeln mit sich verschiebenden Linien und Farben, die Schiffsbewegungen darstellten, Energieanschlüsse an verschiedene Waffensysteme und Abschirmungen, sowie Funkübertragungen. Die Dendarii waren jetzt kaum eine Million Kilometer entfernt, etwas mehr als drei Lichtsekunden. Die Annäherungsgeschwindigkeit verringerte sich, da die Kleine Flotte, volle zwei Stunden den langsameren Schiffen der Hauptflotte der Dendarii voraus, jetzt langsamer wurde.

»Sie sind jetzt sicher aufgescheucht«, bemerkte Elena. Ihre Hand faßte an den Kopfhörer. »Sie wiederholen ständig ihre Forderung, daß wir mit ihnen kommunizieren.«

»Aber sie starten immer noch keinen Gegenangriff«, beobachtete Miles, der das Schema studierte. »Ich bin froh, daß sie erkennen, wo die wahre Gefahr liegt. In Ordnung. Sag ihnen, daß wir unsere Kommunikationsprobleme überwunden haben — endlich —, aber sag wieder, daß ich zuerst nur zu Kommandantin Cavilo sprechen möchte.«

»Sie … äh … ich glaube, man stellt sie endlich durch. Ich bekomme einen Dichtstrahl auf dem reservierten Kanal herein.«

»Orte ihn.« Miles beugte sich über ihre Schulter, als sie diese Information aus dem Kommunikationsnetz herausholte.

»Die Quelle bewegt sich …«

Miles schloß die Augen in stummem Gebet und riß sie dann wieder auf, als Elena triumphierend rief: »Ich hab’s! Da! Das kleine Schiff.«

»Gib mir seinen Kurs und sein Energieprofil. Ist sie in Richtung auf das Wurmloch unterwegs?«

»Nein, sie bewegt sich davon weg.«

»Ha!«

»Es ist ein schnelles Schiff — klein — es ist ein Kurier der Falcon-Klasse«, berichtete Elena. »Wenn ihr Ziel Pol ist — und Barrayar —, dann muß sie unser Dreieck schneiden.«

Miles atmete aus. »Stimmt. Stimmt. Sie hat gewartet, um auf einem Kanal zu sprechen, den ihre Vervani-Bosse nicht abhören können. Das dachte ich mir schon. Was für Lügen hat sie ihnen wohl erzählt? Sie hat den kritischen Punkt überschritten, weiß sie das?«

Er öffnete die Arme für den neuen kurzen Vektor in dem Schema. »Komm, meine Liebe. Komm zu mir.«

Elena hob sarkastisch ihre Augenbrauen. »Jetzt kommt sie durch. Deine Liebste erscheint gleich auf Monitor Drei.«

Miles warf sich auf den entsprechenden Stuhl und ließ sich vor dem Holovidschirm nieder, der zu funkeln begann. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo er noch jedes bißchen Selbstbeherrschung aufbieten mußte, über das er je verfügt hatte. Er glättete sein Gesicht zu einem Ausdruck kühlen ironischen Interesses, als Cavilos feine Züge vor ihm erschienen. Außerhalb des Blickwinkels der Vidkamera wischte er seine schwitzenden Hände an den Knien seiner Hose ab.

Cavilos blaue Augen leuchteten triumphierend, ihr Lippen waren zusammengepreßt, ihre Augenbrauen angespannt. »Lord Vorkosigan. Was tun Sie hier?«

»Ich befolge Ihre Befehle, Madame. Sie sagten mir, ich solle die Dendarii holen. Und ich habe nichts an Barrayar übermittelt.«

Eine Zeitverzögerung von sechs Sekunden, während der Dichtstrahl von Schiff zu Schiff flog und ihre Antwort zurückbrachte. Schade, daß sie dadurch ebensoviel Zeit zum Nachdenken hatte wie er.

»Ich habe Ihnen nicht befohlen, die Nabe zu durchqueren.«

Miles hob die Brauen in gespielter Verwirrung. »Aber wo sonst würden Sie meine Flotte brauchen, außer am Ort des Geschehens? Ich bin doch nicht schwer von Begriff.«

Cavilos Pause dauerte diesmal länger, als durch die Zeitverschiebung notwendig war. »Sie wollen damit sagen, Sie haben Metzovs Botschaft nicht bekommen?«, fragte sie.

Die kam mir verdammt nahe. Was für ein tolles Aufgebot an Doppeldeutigkeiten.

»Warum, haben Sie ihn als Kurier geschickt?«

Verzögerung. »Ja!«

Eine offensichtliche Lüge gegen eine offensichtliche Lüge!

»Ich habe ihn nie gesehen. Vielleicht ist er desertiert. Er muß erkannt haben, daß er Ihre Liebe an jemanden anderen verloren hat. Vielleicht hat er sich jetzt in die Bar irgendeines Raumflughafens verkrochen und ertränkt seinen Schmerz.« Miles seufzte tief bei diesem traurigen Szenario.

Cavilos besorgt-aufmerksamer Gesichtsausdruck wich der Wut, als dies ankam.

»Idiot! Ich weiß, daß Sie ihn gefangengenommen haben!«

»Ja, und ich frage mich seitdem, warum Sie es zugelassen haben, daß sowas passiert. Wenn dieser Zwischenfall unerwünscht war, dann hätten Sie Vorkehrungen dagegen treffen sollen.«

Cavilos Augen verengten sich. Sie schwenkte um. »Ich befürchtete, daß Stanis’ Emotionen ihn unzuverlässig machen könnten. Ich wollte ihm noch eine Chance geben, um seine Loyalität zu beweisen. Ich gab meinem Ersatzmann den Befehl, ihn zu töten, falls er versuchen sollte, Sie umzubringen, aber als Metzov danebenschoß, zögerte der Dummkopf.«

Wenn man ›falls / versuchen‹ durch ›sobald / Erfolg haben‹ ersetzte, dann kam diese Aussage vermutlich der Wahrheit nahe. Miles wünschte, er hätte eine Aufzeichnung von dem Feldbericht jenes Rangers und von Cavilos heftiger Antwort.

»Da, sehen Sie? Sie wollen Untergebene, die für sich selbst denken können. Wie mich.«

Cavilo warf den Kopf zurück. »Sie als Untergebener? Lieber schlafe ich mit einer Schlange!«

Eine interessante Vorstellung. »Sie sollten sich lieber an mich gewöhnen. Sie suchen Zugang zu einer Welt, die Ihnen fremd und mir vertraut ist. Die Vorkosigans sind ein integraler Bestandteil der herrschenden Klasse von Barrayar. Sie könnten einen einheimischen Führer gebrauchen.«

Verzögerung. »Genau. Ich versuche — ich muß — Ihren Kaiser in Sicherheit bringen. Sie blockieren seine Flugroute. Gehen Sie mir aus dem Weg!«

Miles warf schnell einen Blick auf das Taktikdisplay. Ja, genau so war es. Gut, komm zu mir. »Kommandantin Cavilo, ich bin mir sicher, daß Ihnen eine wichtige Größe in Ihren Berechnungen über meine Person fehlt.«

Verzögerung. »Lassen Sie mich meine Position klarstellen, Sie kleiner Barrayaraner. Ich habe Ihren Kaiser. Ich kontrolliere ihn absolut.«

»Schön, lassen Sie mich diese Befehle dann von ihm selbst hören.«

Verzögerung — um einen Bruchteil kürzer, ja. »Ich kann ihm vor Ihren Augen die Kehle durchschneiden lassen. Lassen Sie mich durch!«

»Nur zu!« Miles hob die Schultern. »Das wird allerdings eine schreckliche Schweinerei auf Ihrem Deck anrichten.«

Sie grinste säuerlich, nach der Verzögerung.

»Sie bluffen schlecht.«

»Ich bluffe überhaupt nicht. Gregor ist für Sie lebendig viel mehr wert als für mich. Dort, wohin Sie gehen, können Sie nichts machen, außer durch ihn. Er ist ihr Kapital. Aber hat Ihnen schon jemand gesagt, daß ich der nächste Kaiser von Barrayar werden könnte, falls Gregor stirbt?« Nun ja, darüber ließe sich streiten, aber jetzt war wohl kaum die Zeit, in die feineren Details der sechs rivalisierenden barrayaranischen Erbfolgetheorien einzusteigen.

Cavilos Gesicht erstarrte. »Er hat gesagt … er hätte keinen Erben. Das haben Sie auch gesagt.«

»Keinen ernannten Erben. Weil mein Vater es ablehnt, ernannt zu werden, nicht weil ihm die Abstammung fehlt. Aber wenn man die Abstammung auch ignoriert, so wird sie doch dadurch nicht ausradiert.

Und ich bin das einzige Kind meines Vaters. Und er kann nicht ewig leben. Ergo … Also, widerstehen Sie mit allen Mitteln meinen Prisenkommandos. Drohen Sie. Führen Sie Ihre Drohungen aus. Geben Sie mir die Kaiserherrschaft. Ich werde mich hübsch bei Ihnen bedanken, bevor ich Sie im Schnellverfahren hinrichten lasse. Kaiser Miles der Erste. Wie klingt das? So gut wie Kaiserin Cavilo?« Miles betonte es nachdrücklich.

»Oder, wir könnten zusammenarbeiten. Die Vorkosigans haben traditionell empfunden, daß die Substanz besser ist als der Name. Die Macht hinter dem Thron, wie mein Vater vor mir — der gerade diese Macht viel zu lange innehatte, wie Gregor Ihnen zweifellos erzählt hat —, Sie werden ihn nicht einfach durch einen Schlag Ihrer Wimpern vertreiben. Er ist immun gegen Frauen. Aber ich kenne jede seiner Schwächen. Ich habe es durchdacht. Das könnte meine größte Chance sein, so oder so. Übrigens, Mylady, macht es Ihnen etwas aus, welchen Kaiser Sie heiraten?«

Die Zeitverzögerung erlaubte es ihm, die Veränderungen ihres Gesichtsausdrucks voll auszukosten, als seine plausiblen Verleumdungen ins Ziel trafen. Bestürzung, Abscheu, widerstrebender Respekt.

»Es sieht so aus, als hätte ich Sie unterschätzt. Also gut … Ihre Schiffe können uns in Sicherheit eskortieren. Wo wir uns — das ist klar — weiter beraten müssen.«

»Ich werde Sie in Sicherheit transportieren, an Bord der Ariel. Wo wir uns dann sofort beraten werden.«

Cavilo richtete sich auf, ihre Nasenflügel bebten. »Auf gar keinen Fall!«

»Also gut, machen wir einen Kompromiß. Ich werde Gregors Befehle befolgen, und nur Gregors Befehle. Wie ich gesagt habe, Mylady, Sie sollten sich lieber daran gewöhnen. Kein Barrayaraner wird am Anfang Befehle direkt von Ihnen entgegennehmen, bis Sie sich etabliert haben. Wenn Sie sich entscheiden, dieses Spiel zu spielen, dann sollten Sie lieber anfangen zu üben. Es wird nachher nur noch komplizierter. Oder Sie können sich entscheiden, Widerstand zu leisten, und in diesem Fall bekomme ich alles.« Spiel auf Zeit, Cavilo! Beiß an!

»Ich werde Gregor holen.« Das Vid nahm den grauen Schleier des Wartesignals an. Miles warf sich auf seinem Stuhl zurück, rieb sich den Hals und rollte den Kopf, versuchte seine aufgekratzten Nerven zu entspannen. Er zitterte. Mayhew blickte ihn beunruhigt an.

»Verdammt«, sagte Elena mit gedämpfter Stimme. »Wenn ich dich nicht kennen würde, so würde ich denken, du seiest die zweite Besetzung für Yuri den Wahnsinnigen. Der Blick in deinem Gesicht …

Lese ich in all diese verdeckten Andeutungen zu viel hinein, oder hast du gerade mit dem einen Atemzug in die Ermordung Gregors eingewilligt, im nächsten angeboten, ihm Hörner aufzusetzen, deinen Vater der Homosexualität bezichtigt, ein vatermörderisches Komplott gegen ihn vorgeschlagen und dich mit Cavilo verbündet — was wirst du als Zugabe tun?«

»Das hängt davon ab, wie es weitergeht. Ich kann es kaum erwarten, es herauszufinden«, keuchte Miles. »War ich überzeugend?«

»Du warst unheimlich.«

»Gut.« Er wischte wieder seine Handflächen an den Hosen ab. »Es ist ein Duell Geist gegen Geist, zwischen Cavilo und mir, bevor es je ein Kampf Schiff gegen Schiff wird … Sie ist eine zwanghafte Intrigantin.

Wenn ich sie ans Licht locken kann, sie mit Worten einwickeln kann, mit ›was — wenn‹, mit all den Verzweigungen ihres Strategiebaumes, gerade lang genug, um ihre Augen von dem einen wirklichen Jetzt abzulenken …«

»Das Signal«, warnte Elena.

Miles straffte sich und wartete. Das nächste Gesicht, das auf dem Vidschirm erschien, war das von Gregor. Gregor, lebendig und wohlbehalten. Gregors Augen weiteten sich, dann wurde sein Gesicht reglos. Cavilo stand hinter ihm, ein bißchen außerhalb des Fokus.

»Sag ihm, was wir wollen, Liebster.«

Miles verbeugte sich im Sitzen, so tief, wie es körperlich möglich war. »Majestät, ich schenke Ihnen die Kaiserliche Freie Dendarii Söldnerflotte. Tun Sie mit uns, wie Ihnen beliebt.«

Gregor blickte schnell zur Seite, offensichtlich auf eine taktische Anzeige, analog zur eigenen der Ariel. »Bei Gott, du hast sie sogar dabei. Miles, du bist übernatürlich.« Der Anflug von Humor wurde sofort von trockener Förmlichkeit erstickt. »Danke, Lord Vorkosigan. Ich nehme Ihr Vasallenangebot von Truppen an.«

»Wenn Sie sich der Mühe unterziehen würden, an Bord der Ariel zu kommen, Majestät, dann können Sie persönlich das Kommando über Ihre Streitkräfte übernehmen.«

Cavilo beugte sich vor und unterbrach Miles: »Und jetzt ist sein Verrat offenkundig. Laß mich einen Teil seiner letzten Worte für dich abspielen, Greg.«

Cavilo griff an Gregor vorbei, um einen Knopf zu drücken, und Miles kam in den Genuß einer sofortigen Wiederholung seiner atemlosen Aufwiegelung, beginnend — natürlich — mit dem Mumpitz über den ernannten Erben und endend mit dem Angebot seiner selbst als ersatzweiser kaiserlicher Bräutigam. Sehr hübsch ausgewählt, sichtlich ungekürzt.

Gregor hörte zu und hatte dabei den Kopf nachdenklich zur Seite geneigt, sein Gesicht war vollkommen beherrscht, als die Aufnahme von Miles stammelnd zu dem vernichtenden Schluß kam.

»Aber überrascht dich das, Cavie?« fragte Gregor in einem unschuldigen Ton, nahm ihre Hand und blickte über die Schulter zu ihr auf. Nach dem Ausdruck auf ihrem Gesicht überraschte sie tatsächlich etwas. »Lord Vorkosigans Mutationen haben ihn zum Wahnsinn getrieben, jedermann weiß das! Er schmollt schon seit Jahren und murmelt solches Zeug. Natürlich traue ich ihm nicht weiter, als ich ihn werfen kann …«

Danke, Gregor, den Satz werde ich mir merken.

»… aber solange er das Gefühl hat, er kann seine Interessen fördern, indem er unsere fördert, wird er ein wertvoller Verbündeter sein. Das Haus Vorkosigan war immer mächtig in den Staatsangelegenheiten von Barrayar. Sein Großvater Graf Piotr hat meinen Großvater Kaiser Ezar auf den Thron gesetzt. Sie würden einen gleich mächtigen Feind darstellen. Ich würde vorziehen, Barrayar mit ihrer Kooperation zu regieren.«

»Ihre Ausrottung würde sicherlich genauso gut helfen«, sagte Cavilo mit einem wütenden Blick auf Miles.

»Die Zeit ist auf unserer Seite, meine Liebe. Sein Vater ist ein alter Mann. Miles ist ein Mutant. Seine Drohung mit der Abstammung ist leer, Barrayar würde nie einen Mutanten als Kaiser akzeptieren, wie Graf Aral gut weiß und sogar Miles in seinen klareren Momenten erkennt. Aber er kann uns Schwierigkeiten bereiten, wenn er das will. Ein interessantes Gleichgewicht der Macht, oder, Lord Vorkosigan?«

Miles verbeugte sich erneut. »Ich denke viel darüber nach.«

Und das hast du auch getan, scheint’s. Er gestattete sich einen beschwichtigenden Blick auf Elena, die vom Stuhl gefallen war, als Gregor von Miles verrückten Selbstgesprächen geredet hatte, die ohne Zweifel als Nebenbemerkungen bei Staatsbanketten gefallen sein mußten. Sie saß jetzt auf dem Boden und hatte ihren Ärmel in den Mund gestopft, um ihr kreischendes Gelächter zu dämpfen. Ihre Augen leuchteten über dem grauen Tuch. Sie gewann die Beherrschung über ihr ersticktes Kichern und kletterte wieder auf ihren Sitz. Mach deinen Mund zu, Arde.

»Also, Cavie, dann wollen wir uns meinem zukünftigen Großwesir anschließen. Zu diesem Zeitpunkt will ich seine Schiffe steuern. Und dein Wunsch«, er wandte den Kopf, um ihre Hand zu küssen, die immer noch auf seiner Schulter ruhte, »wird mir Befehl sein.«

»Glaubst du wirklich, daß das sicher ist? Wenn er so ein Psychopath ist, wie du sagst.«

»Brillant — nervös — sprunghaft — aber er ist in Ordnung, solange seine Medikation richtig angepaßt ist, das verspreche ich dir. Ich nehme an, seine Dosis ist jetzt ein bißchen zu gering, aufgrund unserer irregulären Reisen.«

Die Zeitverzögerung der Übertragung war jetzt sehr verringert.

»Zwanzig Minuten zum Rendezvous, Sir«, berichtete Elena von der Seite.

»Kommen Sie in Ihrer Fähre herüber, oder in unserer, Majestät?«, erkundigte sich Miles höflich.

Gregor zuckte unbekümmert die Achseln. »Das ist die Entscheidung von Kommandantin Cavilo.«

»In unserer«, sagte Cavilo sofort.

»Ich werde warten.« Und bereit sein.

Cavilo brach die Übertragung ab.

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