Am 11. Februar um acht Uhr morgens fanden wir uns alle im Observatorium ein. Die letzten Flugstunden brachen an.
Die Erde war ganz nahe. Im Schiff war alles „klar zur Landung“. Ich hielt wie immer meine Apparate bereit und stand an meinem Fenster. Paitschadse hantierte an seinen astronomischen Geräten. Er war in diesen Wochen zusehends abgemagert. Arsen Georgijewitsch trug an dem Verlust am schwersten von uns allen. Er und Kamow hatten sich sehr gut verstanden. Die unvergeßlichen Stunden ihrer historischen Mondfahrt hatten sie eng miteinander verbunden.
Um acht Uhr dreißig war das Schiff mit dem Erdtrabanten auf gleicher Höhe. Wir flogen in etwa zweihundert Kilometer Abstand an ihm vorbei. Gleich danach erblickten wir den heimatlichen Planeten.
Mein Herz begann freudig zu schlagen. Die Kehle war mir wie zugeschnürt. Die Erde! Sie leuchtete vor dem schwarzen Hintergrund des Raumes als bläuliche Scheibe, umgeben von dem schmalen Lichthof der schimmernden Atmosphäre. Das Schiff flog genau auf sie zu.
Ebenso wie beim Anflug der Venus sollte das Raumschiff die Landung auf der Erde in siebenundvierzig Minuten bewältigen und einundvierzigtausend Kilometer von der Erdoberfläche entfernt mit dem Abstieg beginnen.
Als die Motoren zu bremsen begannen, waren wir der Erde schon so nahe, daß ich mühelos Asien erkannte, das von hellem Sonnenschein überflutet war. Europa umhüllte noch der Schatten der Nacht. Ohne es zu merken, waren wir in die Atmosphäre eingetaucht.
Ich hatte gedacht, unser Schiff würde direkt über Moskau niedergehen, aber als er in dreißig Kilometer Höhe zum horizontalen Flug ansetzte, sah ich unter uns die Berge des Ural. Belopolski führte das Schiff westwärts und ging allmählich immer tiefer. Wir näherten uns Moskau.
Das Schiff war in tausend Meter Höhe, als am Horizont das Panorama der Hauptstadt auftauchte. Das Raumschiff hielt auf den Raketenflugplatz zu.
Unter uns sahen wir das riesige Rollfeld. Von dort hatten wir unsere Reise angetreten. Nun kehrten wir wieder zu ihm zurück. Menschenleer lag es da unter seiner glatten weißen Schneedecke. Von der hohen Einfassungsmauer grüßten unzählige Fahnen herauf. Zahlreiche Freunde hatten sich zu unserem Empfang eingefunden.
Die letzte Schleife. Wir landeten. Die Motoren verstummten. Weich setzten die Räder auf dem Boden auf.
Belopolski öffnete die beiden Türen der Ausstiegkammer vom Pult aus. Die Aluminiumleiter rasselte in den Schnee.
Nacheinander verließen wir das Schiff.
Einem Auto entstieg Akademiemitglied Woloschin, der Vorsitzende der Regierungskommission. Er kam auf uns zu.
Belopolski legte die Hand grüßend an den Helm. Gleich würde er Woloschin die Erfüllung des Auftrags melden und in der knappen Sprache des Rapports vom Tod des Raumschiffkommandanten berichten, und nur drei Schritte entfernt stand freudestrahlend, einen riesigen Blumenstrauß im Arm, Serafima Petrowna Kamowa. Sah sie denn nicht, daß ihr Mann nicht unter uns war? Warum zeigte Woloschin keinerlei Verwunderung darüber, daß ihm Belopolski Bericht erstattete und nicht Kamow?
Die furchtbaren Worte waren gesprochen, aber auf Serafima Petrownas Gesicht lag immer noch das Lächeln von vorhin.
Nach dem Rapport umarmte Woloschin den Schiffskommandanten. „Ich beglückwünsche Sie zum glanzvollen Abschluß der ersten kosmischen Reise“, sagte er laut.
„Durch Ihre glückliche Rückkehr haben Sie unserer Heimat ein herrliches Geschenk gemacht. So nehmen denn auch Sie ein Geschenk in Empfang.“
Die Mitglieder der Kommission traten auseinander. Mit Blumen im Arm schritt rasch der Mann auf uns zu, dem all unsre Gedanken in den vergangenen sechs Wochen gegolten hatten: Heil und munter, mit freudestrahlenden Augen, stand vor uns Sergej Alexandrowitsch Kamow.
Kamow und Paitschadse stürzten einander in die Arme.
Die kosmische Reise ist beendet. Der erste Versuch, zu anderen Planeten vorzudringen, ist geglückt.
In knapp siebeneinhalb Monaten hat unser Weltraumschiff zwei Planeten des Sonnensystems besucht und ist nach einem Flug von mehr als einer halben Milliarde Kilometern wieder zur Erde zurückgekehrt.
Wir werden uns zu vielen weiteren Reisen rüsten. Unsere Weltraumschiffe werden auf unzähligen Flugbahnen durch die Weiten des Universums ziehen. Sie werden alle die Geheimnisse ergründen, die von der Natur heute noch eifersüchtig gehütet werden. Der forschende Blick des Menschen wird in die entferntesten Winkel unserer Welt, unseres Sonnensystems, dringen. Der Erkenntnis sind keine Grenzen gesetzt!
ENDE