Der Lieferwagen blieb vor Robbins' Haus stehen, und er sprang hinaus auf den Asphalt.
»Nichts für ungut«, sagte Shaw, womit er auf sein Verhalten von vorhin anspielte.
»Gleichfalls«, gab Robbins zurück.
Timmy saß stumm neben seinem Vater. »Sag gute Nacht zu Mr. Robbins«, forderte Shaw ihn auf.
»Nacht«, murmelte Timmy.
»Ja.«
Der Wagen fuhr weiter.
Robbins öffnete den Riegel seines Eingangstors. Er überquerte den Rasen zu seinem dunklen Haus und setzte sich auf die Verandatreppe. Mit um die Knie geschlungenen Armen starrte er auf den Boden.
Verdammt, diese eine Frau hatte irgendetwas an sich gehabt - die Kleinere. Er war schon jahrelang bei den Liefertouren dabei, seit er 16 geworden war, aber so hatte er sich noch nie gefühlt.
Keine Frau hatte je eine solche Empfindung in ihm ausgelöst. Klar, es gab einige, die er gern mochte, und manche behaupteten sogar, ihn zu lieben. Wenn er den Drang nach Spaß im Bett verspürte, konnte er sich eine aussuchen. Aber keine wie diese.
Diese Frau war anders. Nur neben ihr zu sitzen, ihre Hand zu halten, leise die Nacht hindurch mit ihr zu reden ...
Im Morgengrauen würde sie tot sein.
Er spürte den Verlust bereits jetzt wie eine Leere in seiner Brust.
Er würde sie nie wiedersehen.
Ginge es nur um ihn, würde er vielleicht dorthin zurückkehren, und vielleicht, wenn es noch nicht zu spät wäre ... Er könnte auf jeden Fall entkommen. Aber sie würden sich Peggy holen. Und Hank. Und deren Kinder.
Alle würden verschwinden müssen. Die ganze Familie.
Und warum eigentlich nicht? Wenn sie es über die Grenze schafften, würde ihnen nichts mehr passieren. Er könnte die Frau vielleicht nach Los Angeles bringen ...
Du vertrödelst hier mit deiner Träumerei ihr Leben!
Robbins sprang auf die Beine, hastete über die Veranda und riss die Vordertür auf. Seine Hand drückte den Lichtschalter. Er blinzelte in der plötzlichen Helligkeit, durchquerte das Zimmer und öffnete seinen Waffenschrank. Robbins holte seine 30-30 Winchester heraus, ergriff eine Schachtel Patronen und rannte wieder hinaus.
Sein alter Buick parkte auf der Straße. Er raste die zwei Blocks zum Haus seiner Schwester, stieg aus und lief zur Insektenschutztür. Nach einem kurzen, heftigen Klopfen trat er ein.
»Peggy!«
Mit Besorgnis im randlichen Gesicht kam sie aus der Küche.
»Du meine Güte, Johnny ...«
»Ich muss mit dir reden. Draußen.«
Hank tauchte an der Küchentür auf. Er musterte Robbins argwöhnisch. »Was gibt's?«, fragte er.
»Nichts. Will nur kurz mit Peg reden.«
Hank verengte die Augen zu Schlitzen. »Ein großes Geheimnis, was?«
»Sie wird dir alles erzählen.« Damit packte Robbins den fleischigen Arm seiner Schwester und zog sie zur Tür hinaus. Er eilte über den Rasen und schleifte sie mit.
»Wir hauen heute Nacht von hier ab«, verkündete er.
»Was?«
»Die Tour heute. Da war eine junge Frau dabei. Ich gehe zurück und hole sie.«
»Johnny, nein!«
»Ich muss.«
»Großer Gott! O du mein lieber Gott!«
»Wir verschwinden von hier. Wir alle.«
»Nein!«
»Ich komme zurück, so schnell ich kann. Sorg dafür, dass Hank und die Kinder bereit zum Aufbruch sind.«
»Hank wird nicht gehen. Das weißt du. Er würde um nichts in der Welt von hier weggehen.«
»Dann ist das sein Problem.«
»Johnny, das kannst du uns nicht antun!«
»Willst du den Rest deines Lebens hier verbringen? Willst du das, Peg? Willst du, dass Jenny und Bill so aufwachsen, wie wir es mussten? Willst du, dass sie so wie der Rest von uns zu Mördern werden?«
Mittlerweile weinte sie. Die Tränen glitzerten in ihren Augen und rannen über ihre Wangen. »Wir können nicht weg!«
»Und ob ihr das könnt.« »Aber Hank ...«
»Wenn er nicht mitkommen will, dann zur Hölle mit ihm. Ihr wärt ohne ihn sowieso besser dran.« »Ich weiß, aber ...«
»Er kann euch nicht aufhalten.« Johnny umarmte seine Schwester innig. »Mach dir keine Sorgen, okay? Wir schaffen das.«
Peggy schüttelte den Kopf. »Tu uns das nicht an. Bitte, Johnny, tu es nicht.« »Eine halbe Stunde«, erwiderte er nur und stieg ins Auto.